10 nach 10 Podcast

Insights: Bachelor- und Masterarbeiten

March 12, 2021 Sigrid Schefer-Wenzl and Igor Miladinovic
10 nach 10 Podcast
Insights: Bachelor- und Masterarbeiten
Show Notes Transcript

Am Ende eines Studiums zeigt man im Rahmen einer Bachelor- oder Masterarbeit, dass man eine komplexe aktuelle Fragestellung wissenschafltich ausarbeiten kann. Wie geht man bei diesem Projekt am besten vor? Was ist das Ziel einer Bachelor- oder Masterarbeit? Wie kommt man zu einem Thema, wie umfangreich soll die Arbeit sein und wann bin ich damit fertig? In dieser Folge geben wir Ihnen Antworten auf diese und weitere Fragen.

00:00:01
 Intro Speaker: Wissenswertes und Wissen. News aus den Studiengängen der Technik an der FH Campus Wien.

00:00:12
 Igor Miladinovic: Am Ende eines Studiums zeigt man im Rahmen einer Bachelor oder Masterarbeit, dass man eine komplexe aktuelle Fragestellung wissenschaftlich ausarbeiten kann. Für viele Studierende ist es das erste Mal, dass sie eine wissenschaftliche Arbeit verfassen. Besonders in diesem Umfang.

00:00:33
 Sigirid Schefer-Wenzl: Wie geht man bei diesem Projekt am besten vor? Was ist das Ziel einer Bachelor oder Masterarbeit? Wie kommt man zu einem Thema? Wie umfangreich soll die Arbeit sein und wann bin ich damit fertig? Das sind einige Fragen, die immer wieder von unseren Studierenden gestellt werden. In dieser Folge geben wir ihnen Antworten auf diese und weitere Fragen.

00:01:01
 Igor Miladinovic: Die Entwicklung der Informatik und digitalen Kommunikation war nie so schnell wie heute.

00:01:08
 Sigirid Schefer-Wenzl: Und sie wird nie so langsam sein wie heute.

00:01:13
 Igor Miladinovic: In diesen Podcast stellen wir wichtige Themen rund um unsere Informatik Studiengänge der FH Campus Wien vor

00:01:21
 Sigirid Schefer-Wenzl: die sich optimal für diese Entwicklung vorbereiten.

00:01:27
 Igor Miladinovic: Willkommen zu dieser Folge von unserem Podcast 10 nach 10. Mein Name ist Igor Miladinovic und ich bin der Studiengangsleiter der Studiengänge Computer Science and Digital Communications und Software Design and Engineering.

00:01:41
 Sigirid Schefer-Wenzl: Mein Name ist Sigrid Schefer-Wenzl und ich Lehre an diesen beiden Studiengängen.

00:01:46
 Igor Miladinovic: Heute reden wir über Bachelor und Masterarbeiten. Wir bekommen viele Fragen von Studierenden, die sich unsicher sind, wie man eine Bachelor oder eine Masterarbeit richtig angeht. Deswegen haben wir uns entschlossen, diese Folge zu drehen, wo wir über diese Thematik reden. Das erste, was wir hier besprechen wollen, ist: Was ist das Ziel einer Bachelor oder einer Masterarbeit?

00:02:12
 Sigirid Schefer-Wenzl: Eine Bachelorarbeit hat üblicherweise zum Ziel, dass man sich mit einer wissenschaftlichen Fragestellung beschäftigt und schaut: Was wurde hier in wissenschaftlichen Publikationen schon dazu veröffentlicht? Darauf aufbauend kann man entweder eine Zusammenfassung dieser Erkenntnisse geben, bei uns ist das üblicherweise in der Bachelorarbeit 1 der Fall und in einer weiteren Bachelorarbeit könnte man das, was man theoretisch erarbeitet hat, in einer praktischen Implementierung umsetzen. Dass das Ziel einer Bachelorarbeit ist es, sich in ein Thema zu vertiefen auf Basis von wissenschaftlicher Literatur, also nicht Zeitungsartikel oder Zeitschriften. Das bedeutet nicht, dass diese Textsorten schlecht sind. Aber da man eine wissenschaftliche Arbeit schreiben möchte, beschäftigt man sich mit den Fragestellungen auf Basis der wissenschaftlichen Literatur, die zu dem Thema existiert. Darauf aufbauend kann man dann eine Zusammenfassung, eine Zusammenstellung der Literatur geben oder eine eigene Studie zu dem Thema machen, oder eine Implementierung aufbauend auf diesen theoretischen Konzept

00:03:29
 Igor Miladinovic: Wozu dient dann diese Implementierung?

00:03:32
 Sigirid Schefer-Wenzl: Die Implementierung dient dazu, dass man diese theoretischen Konzepte veranschaulicht, dass man zeigt, dass das funktioniert, dass man anhand eines Anwendungsbeispiel, diese Ansätze umsetzt. Dasselbe gilt im Grunde auch für eine Masterarbeit. Der Unterschied zwischen einer Bachelorarbeit und einer Masterarbeit ist nach unserem Verständnis: bei einer Bachelorarbeit ist das Thema etwas kleiner definiert, bei einer Masterarbeit etwas umfangreicher. Aber vom Ziel ist es genau dasselbe. Das heißt, man beschäftigt sich mit Dingen, die es schon gibt und wendet sie an. Das ist eine typische Bachelor oder Masterarbeit im Informatik Bereich.

00:04:14
 Igor Miladinovic: Das heißt, die Implementierung darf nie das Ziel eine Bachelor oder Masterarbeit sein. Man kann nicht etwas implementieren, was auch gut sein mag, und dann eine Bachelor oder Masterarbeit, das ist eine wissenschaftliche Arbeit, als eine Art von User Manual dafür schreiben, wie man dieses Programm bedient, was dieses Programm kann, was sind die Eigenschaften. Das ist es nicht, sondern eine Implementierung ist immer ein Mittel zum Zweck. Eine Implementierung kann dazu dienen, dass man etwas überprüft, womit sich die Bachelor oder Masterarbeit beschäftigt. Und so kommen wir zum nächsten Thema: Forschungsfrage. Das, was man überprüfen, beweisen, untersuchen will, nennt sich eine Forschungsfrage und das ist ein zentraler Punkt von einer Bachelor oder Masterarbeit. Ohne eine Forschungsfrage gibt es keine wissenschaftliche Arbeit. Man muss wissen, was man untersuchen will, worüber man schreiben will. Und am Ende wird diese Forschungsfrage beantwortet. Sie kann in jede Richtung beantwortet werden. Wenn man irgendwas annimmt am Anfang und es zeigt sich, dass es doch nicht so ist, bedeutet natürlich nicht, dass die Arbeit schlecht ist. Dann hat man halt eben bewiesen. Dass die Anfangs Hypothese nicht so stimmt, ist auch eine wichtige Erkenntnis. Und bevor man mit einem Bachelor oder Masterarbeit startet, sollte man diese Forschungsfrage ganz genau definieren. Das heißt wir starten schon mit dem Ende der Arbeit und das ist nach dem Ansatz: "Begin with the end in mind". Gleich am Anfang definieren wir, was wir mit dieser Arbeit zeigen wollen.

00:06:09
 Sigirid Schefer-Wenzl: Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, diese Frage genau zu überlegen, weil wenn man nicht weiß, wo die Arbeit hingehen soll. Also mit welchem konkreten Thema, mit welchem konkreten Ziel, mit welcher konkreten Frage, die man am besten wirklich auch als Frage mit einem Fragezeichen formuliert, möchte ich mich in diesem Semester im Rahmen dieser Arbeit beschäftigen. Das ist aus unserer Erfahrung zielführender. Der Ansatz, dass man sich diese Forschungsfrage nach einer kurzen Einarbeitungszeit überlegt, möglichst genau präzise formuliert, entsprechend dem Umfang der Arbeit, also Bachelorarbeit oder Masterarbeit. Genau überlegt Wohin soll die Reise gehen in dieser Arbeit?

00:06:56
 Igor Miladinovic: Und diese Fragen darf auch nicht zu einfach sein. Es muss klar sein, präzise und auch ausreichend komplex. Das heißt Die Frage kann ruhig etwas länger sein. Man findet sehr oft im Internet eine Forschungsfrage darf nicht mit Ja oder Nein beantwortbar sein. Nach dieser Definition sollte eine Forschungsfrage nie mit ist etwas besser als etwas anderes formuliert werden. Das ist aber nicht der richtige Grund. Der richtige Grund ist, dass eine Forschungsfrage ausreichend komplex sein muss. Und deswegen, also üblicherweise sind solche Fragen, die man mit Ja oder Nein beantworten kann, nicht ausreichend komplex.

00:07:42
 Sigirid Schefer-Wenzl: Wie kommen Sie jetzt bei uns zu einem Thema, zu einem Betreuer, einer Betreuerin? Wir haben üblicherweise immer am Ende des Semesters, bevor eine nächste wissenschaftliche Arbeit in Ihrem Studium ansteht, eine Kickoff Veranstaltung, wo wir mögliche Themen und die zugehörigen Betreuer Betreuerinnen vorstellen. Es gibt anschließend ein Voting, wo Sie Ihre Präferenzen abgeben können und erfahrungsgemäß in über 90 prozent der Fällen, oft sogar 100 prozent der Fällen ist es möglich, diese Präferenzen, die erste Präferenz Ihnen auch zuzuteilen. Das heißt, bei diesen Kickoff Veranstaltungen werden Themen präsentiert. Sie können sich für diese Themen entscheiden, also Themen aussuchen, voten und werden dann den entsprechenden betreuenden Personen zugeteilt. Genauso ist es aber auch möglich, dass Sie eigene Themen definieren. Wenn Sie ein Thema haben, an dem Sie schon länger arbeiten, an dem Sie interessiert sind, sich damit beschäftigen wollen, können Sie auch proaktiv potentielle Betreuerinnen und Betreuer ansprechen. Hier ist jede Lehrperson, die Sie im Studium hatten, als potentielle Betreuerin Betreuer geeignet. Und wenn Sie eine entsprechende Person finden, können Sie Ihr selbst definiertes Thema ebenso bearbeiten.

00:09:10
 Igor Miladinovic: Das heißt, wir stellen oft nicht nur konkrete Themen, sondern eher Themenbereiche und eine Person die diesen Themenbereich betreuen kann mit einem Thema, das von Ihnen kommt. Schauen Sie am besten, wo das am ehesten passt, in welchen Themenbereich und reden dann mit dieser Betreuerin oder Betreuer, ob dieses Thema als ein Thema für eine Master oder Bachelorarbeit geeignet ist. Gut, jetzt haben wir eine Forschungsfrage. Ich habe eine Betreuerin oder Betreuer und man sollte mit der Arbeit starten. Üblicherweise mit einer Literatursuche. Wie geht man da am besten vor?

00:09:52
 Sigirid Schefer-Wenzl: Da es sich bei Bachelor Masterarbeiten wie gesagt um wissenschaftliche Arbeiten handelt, sollten Sie als Basis auch immer möglichst wissenschaftliche Literatur verwenden. Wie finden Sie wissenschaftliche Literatur? Wissenschaftliche Literatur finden Sie am besten über wissenschaftliche Datenbanken. Zum Glück gibt's da schon viele digitale Bibliotheken über sie diese Literatur suchen können. Im Informatik Bereich sehr verbreitet ist die IEEE Datenbank, also I E E E, IEEE, digitale Datenbank, die Sie im Internet finden und wo Sie sehr viel Literatur zu sämtlichen technischen Ingenieur wissenschaftlichen Themen finden. Genauso gut ist auch die ACM, A C M Digital Library, wo Sie ebenfalls sehr viel wissenschaftliche Literatur finden oder die Springer Datenbank Springer link.com, wo Sie ebenfalls viele wissenschaftliche Literatur im technischen und nicht technischen Bereich finden.

00:11:00
 Igor Miladinovic: Einige von diesen bzw. alle von diesen Libraries sind kostenpflichtig. Als unsere Studierende, haben Sie den Zugriff auf die meisten von diesen Libraries. Sie können alle diese Publikationen aus PDF herunterladen, sich das anschauen und dann referenzieren. Wichtig ist es noch, wenn Sie sich jetzt mit einem Thema beschäftigen wollen, dass sie am Anfang erst so Beiträge suchen, die eine Art von Übersicht darstellen. Nicht nur um das Thema angeben als Suchbegriff, sondern dazu vielleicht Survey schreiben und Overview. Dann finden Sie erst so Artikel, die in die Breite gehen, nicht so sehr in die Tiefe. Das ist genau das, was Sie am Anfang brauchen, wenn Sie sich unsicher sind. Sie können immer auch darüber mit Ihrer Betreuerin oder Betreuer reden. Die verlangen immer, dass man nach einer Woche so einer Art von Entwurf von Inhaltsverzeichnis abgibt und die ersten paar Literaturquellen. Und da sehen wir sofort, ob sich das Ganze in die richtige Richtung entwickelt oder nicht, und dann geben wir ihnen ein Feedback.

00:12:18
 Sigirid Schefer-Wenzl: Was wäre jetzt eine gute Struktur für eine wissenschaftliche Arbeit für einen Bachelor oder Masterarbeit?

00:12:25
 Igor Miladinovic: Eine gute Struktur für jede wissenschaftliche Arbeit, ist mehr oder weniger gleich. Am Anfang hat man eine Kurzfassung. Dann kommt eine Introduction Einführung, dann kommen Hintergrundinformationen, sodass man das Thema von der Bachelor oder der Masterarbeit verstehen kann. Dann kommt das Hauptthema Methodik, wie man das Thema untersucht hat. Es kommen Ergebnisse, danach eine Diskussion von diesen Ergebnissen. Das ist auch ganz wichtig. Wenn man Ergebnisse darstellt, da ist es immer eine gute Idee, die Ergebnisse nur zu zeigen, ohne sie zu deuten. Und dann im nächsten Kapitel. Die Ergebnisse deuten, die Ergebnisse diskutieren. Und als letztes Kapitel kommt deine Schlussfolgerung, wo Sie die wichtigsten Erkenntnisse Ihrer Arbeit nocheinmal in eine Kurzform darstellen. Der wichtigste Teil von Eine wissenschaftliche Arbeit ist immer die Kurzfassung. Sie sollten sich ausreichend Zeit nehmen, die Kurzfassung attraktiv zu schreiben. Eine Kurzfassung ist eine Art von Teaser, vergleichbar mit einem Trailer von einem Film. Da mit der Kurzfassung entscheidet sich der Leser oder die Leserin, ob er oder sie die Arbeit weiter liest. Das heißt, wenn die Arbeit super geschrieben ist und die Kurzfassung nicht so gut, dann wird diese Arbeit wahrscheinlich nicht so oft gelesen.

00:13:50
 Sigirid Schefer-Wenzl: Zur Struktur vielleicht auch noch interessant ist, dass man im Unterschied zu vielen anderen Textsorten, die Sie kennen, eine wissenschaftliche Arbeit üblicherweise nicht von vorne nach hinten einfach schreibt, sondern man kann irgendwo starten. Am besten man startet mit dem Kapitel, wo man sich am wohlsten fühlt, z.B. wenn man schon etwas implementiert hat mit der Beschreibung der Implementierung. Und dann baut man sukzessive anhand des ersten Entwurfs des Inhaltsverzeichnis, das man aber evolutionär weiterentwickeln kann, diese Arbeit aus. Das heißt, es ist durchaus möglich, dass Sie mal in dem Kapitel eine Seite schreiben, dann finden Sie etwas, was zu einem anderen Kapitel passt, schreiben Sie dort ein paar Sätze und dann springen Sie wieder in ein anderes Kapitel, sowas ist ganz typisch und üblich. Am Schluss schaut man dann nochmal, dass das Ganze einen roten Faden hat, dass man Übergänge beschreibt und das Ganze eben in einem zusammengehörige Form bringt.

00:14:50
 Igor Miladinovic: Diese ganze Struktur, man kann sie berechtigt fragen: Wieso kann ich nicht meine Arbeit gleich mit Ergebnissen starten? Die sind ganz wichtig. Dann schreibe ich zuerst die Ergebnisse, erst dann beschreibe ich, wie ich das methodisch bekommen habe, diese Ergebnisse. Und dann schreibe ich so eine Art von Background information related work wäre auch legitim. Das wäre auch in Ordnung. Nur die Struktur, die wir gerade vorgestellt haben, das ist eine Vereinbarung. Und in der Welt der Wissenschaft hält man sich an diese Vereinbarung aus dem einfachen Grund, dass sie damit ermöglichen, den anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich in ihrer Arbeit schnell zu bewegen. Das hilft auch ihnen, weil wenn Sie eine Arbeit von einer anderen Person dann nehmen, ein IEEE Paper, Sie wissen sofort wo Sie in diesem Paper nach Ergebnissen suchen sollen, wo sie nach Related Work suchen sollen, weil sich alle an diese Vereinbarung halten.

00:15:53
 Sigirid Schefer-Wenzl: Vielleicht noch als kurze Hilfestellung für Sie. Man kann so ganz grob vier Typen von wissenschaftlichen Arbeiten unterscheiden. Zum einen gibt es die recht große Rubrik, wir nennen sie Literature Survey, also Literatur Überblick, bei uns ist das üblicherweise die Bachelorarbeit 1 oder der theoretische Teil der Bachelorarbeit 2 und der Masterarbeit. Hier geben Sie also einen Überblick über den aktuellen Stand der Wissenschaft in dem Bereich, den Sie bearbeiten. Dann gibt es Arbeiten, die sind sogenannte empirische Arbeiten, also Arbeiten, wo Sie selbst eine empirische Untersuchung durchführen. Das kann z.B. ein Experiment sein oder ein Interview oder eine Umfrage. Alles, wo Sie selbst etwas beobachten, Hypothesen aufstellen und diese dann verifizieren oder falsifizieren.

00:16:51
 Intro Speaker: Ein weiterer Typ und das ist der häufigste Typ im Informatik Bereich oder zumindest Bachelor und Masterarbeiten, sind die sogenannten Ingenieurs Arbeiten, praktische Arbeiten. Das heißt, sie nehmen als Ausgangspunkt Ansätze, die bereits in der Literatur entwickelt wurden und setzen die um, in praktischer Form. Und der vierte Typ sind theoretische Arbeiten. Hier entwickeln Sie neue Ansätze. Neue Ideen. Und dafür ein theoretisches Framework. Wie gesagt, bei uns die häufigsten Arbeiten, sind diese dritte Form. Das heißt, diese praktischen Arbeiten Ingenieurswissenschaftliche Arbeiten sind üblicherweise in dem Bereich angesiedelt. Genauso möglich ist es aber, dass sie eine empirische Arbeit Schreiben, eine Literatur Überblicks, Arbeit oder eine theoretische Arbeit.

00:17:43
 Igor Miladinovic: Beim Schreiben selbst, werden Sie sicher Tage haben, wo sehr viel weitergeht. Sie werden genauso andere Tage haben, wo ganz wenig oder gar nichts weitergeht. Das ist auch normal. Das sind so Phasen wie die so kommen müssen. Da ist es wichtig, dass sie das nicht demotiviert. Und sie wissen, dass auch die besten Forscher und Forscherinnen genau solche Phasen haben. Wichtig ist es noch, dass Sie beim Schreiben eine erste Version so einen ersten Entwurf schreiben, so wie Sie es im Kopf haben. Das heißt beim Schreiben, fokussieren Sie sich auf die Inhalte und nicht so stark auf die Form. Sie fokussieren sich auf was und nicht darauf wie. Beim Korrekturlesen, dchauen Sie dann, dass die Formulierungen auch passen. Dann können Sie sich mehr auf "wie" fokussieren. Und da können Sie schauen, dass die Formulierungen schöner werden. Das ist ganz wichtig, weil wenn Sie versuchen, gleichzeitig beides zu machen, passiert es sehr oft, dass die Inhalte verloren gehen. Dann eine sehr häufige Frage, die wir bekommen ist: Wie umfangreich soll eine Bachelorarbeit sein? Wie umfangreich soll eine Masterarbeit sein im Sinne von wieviele Seiten brauche ich? Was würdest du dazu sagen?

00:19:04
 Sigirid Schefer-Wenzl: Da gibt's keine eindeutige Antwort. Wir haben so eine Richtlinie bei uns. Das heißt so eine Orientierungshilfe, dass wir für eine Bachelorarbeit 1, ungefähr 20 Seiten uns vorstellen, für eine Bachelor 2 Richtung 30 Seiten und bei der Masterarbeit ungefähr 60 Seiten. Es ist aber auch durchaus möglich, dass es mehr oder weniger Seiten sind. Wichtig ist, dass die Frage beantwortet ist in dem Ausmaß, wie es eben für diese Textsorte wichtig ist.

00:19:32
 Igor Miladinovic: Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn Sie als Ziel, irgendeine bestimmte Seitenanzahl definieren. Und dann schreiben Sie Seiten, um dieses Ziel zu erreichen. Das bringt gar nichts. Mir ist es viel lieber, dass die Arbeit etwas weniger umfangreich ist, aber präziser, die Frage ist beantwortet und die Arbeit, ist in sich abgeschlossen. Ich sage immer, wenn ich diese Frage bekomme, dass die erste Version von der Relativitätstheorie drei Seiten lang war. Das war eine wissenschaftliche Arbeit, die die Welt verändert hat, und sie war nur drei Seiten lang. Dieses Thema führt zum letzten Thema. Und das wäre: Wann ist man mit einem Bachelor oder Masterarbeit fertig? Wie kann ich wissen, dass die Arbeit jetzt fertig ist?

00:20:25
 Sigirid Schefer-Wenzl: Wichtig ist es, so wie bei vielen Dingen im Leben, dass man hier keine Perfektionsanspruch hat. Man kann ewig an einer Bachelorarbeit, Masterarbeit, Dissertation weiter tüfteln. Man wird sie nie vollständig abschließen können. Der wichtigste Orientierungspunkt für mich ist, ist die Forschungsfrage beantwortet? Also haben Sie die Frage, die Sie in Ihrer Einleitung definieren oder am Beginn Ihrer Arbeit definieren, im Zuge der Arbeit beantworten können. Durch eine theoretische Aufarbeitung, durch eine Implementierung, durch ein Experiment, durch eine sonstige empirische Untersuchung? Konnten Sie diese Frage beantworten? Und generell der wahrscheinlich wichtigste Punkt oder zumindest ein sehr wichtiger Punkt bei Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit ist, dass Sie sehr viel Rücksprache mit Ihrem Betreuer und Ihrer Betreuerin halten. Sie schreiben diese Arbeit nicht nur allein. Also der Betreuer der Betreuerin hat einen großen Einfluss auf Ihre Arbeit. Kontaktieren Sie Ihre Betreuer und Betreuerinnen häufig, d. h. senden Sie immer wieder kurze Versionen in kurzen Zyklen, Versionen an Ihre Betreuer und Betreuerinnen und holen Sie sich Feedback. Holen Sie sich Rückmeldung, ob das den Vorstellungen Ihrer Betreuer entspricht. Das ist sehr wichtig bei einer Bachelorarbeit und Masterarbeit. Erfahrungsgemäß fordern, dass Studierende zu wenig ein. Entweder weil sie zu spät mit der Arbeit beginnen oder weil sie daran nicht denken. Aber es ist ganz wichtig in diesem Betreuungsprozess, das es wirklich ein Prozess ist, und dass Sie sich häufig Rückmeldungen, Feedback in diesem Schreibprozess, in diesem Arbeitsprozess von der Betreuungsperson holen. Die Betreuer, die Betreuerinnen machen das freiwillig. Sie definieren Themen, die sie selbst spannend finden und beschäftigen sich gerne mit den Themen. Und das ist wichtig und es trägt sehr zur Qualität der Arbeit bei, wenn Sie hier in einem häufigen Austausch sind. Weil dass ist im Grunde Studium, dass Sie eben eine wissenschaftliche Diskussion führen können.

00:22:34
 Igor Miladinovic: Abschließend Wichtig für Bachelor oder Masterarbeiten ist es, dass Sie die Arbeit nicht unterschätzen. Es ist viel Arbeit und es ist etwas Neues. In unserem Masterstudiengang Software Design and Engineering haben wir eine kleine Veranstaltung, nennt sich Complex Problem Solving und dort erklären wir unter anderem die Unterschiede zwischen komplizierten und komplexen Problemen. Das, was Sie im Studium normalerweise haben, die verschiedenen Lehrveranstaltungen, das sind überwiegend komplizierte Probleme. Das bedeutet, Sie brauchen Wissen aus seiner Disziplin, um diese Probleme zu lösen. Eine Bachelor oder Masterarbeit ist ein komplexes Problem. Dafür brauchen Sie eine Umstellung in der Denkweise. Sie brauchen auch Writing Skills. Deswegen haben wir auch im ganzen Studium immer wieder Seminararbeiten, wo Sie Schreiben üben, weil nur so kann man schreiben lernen. Und das ist auch für viele andere Bereiche sehr nützlich. Leute, die gut wissenschaftliche Arbeiten schreiben können, schreiben viel bessere z.B. E-Mails. Ihre Fähigkeiten zu schreiben, werden dann überall besser. Eine Bachelor oder Masterarbeit ist eine andere Art von Problemen, eben ein komplexes Problem und sie müssen relativ gut schreiben können. Da sind die Schwierigkeiten. Demgegenüber steht eine sehr enge Betreuung durch Ihre Betreuerin oder Betreuer. Wir geben unser Bestes, Sie zu unterstützen, sodass Sie diese Abschlussarbeit erfolgreich abschließen können. Was würdest du noch zum Schluss sagen? So deine Main Message von dieser Folge?

00:24:26
 Sigirid Schefer-Wenzl: Mit Bachelorarbeit oder mit dem Masterarbeit, beweisen Sie am Ende nochmal Ihre Weiterentwicklung im Studium. Das ist etwas, was Sie am Beginn Ihres Studiums sicherlich nicht bewältigt hätten, diese Herausforderung. Wenn Sie das abschließen, können Sie sehr stolz auf sich sein.

00:24:42
 Igor Miladinovic: Ich hoffe, dass wir mit dieser Folge Ihnen etwas geholfen haben und wünschen Ihnen gutes Gelingen bei Ihren Bachelor oder Masterarbeiten. Bis zum nächsten Mal.

00:24:53
 Sigirid Schefer-Wenzl: Bis zum nächsten Mal.