
2 Glasses Deep
Ein Que(e)rschnitt durch die Gesellschaft.
Rosalinda trifft sich in jeder Folge mit einer Person, die sie davor noch nicht kannte und lädt sie auf 2 Getränke (manchmal auch mehr) ein. Das Gespräch welches dabei entsteht, wird aufgenommen :)
Jede Folge ist anders - die besprochen Dinge umfassen Themen wie: Aktivismus, Performance, Kunst, Feminismus, Alltagsgeschichten, Anekdoten uvm.
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2 Glasses Deep
Philipp Muerling & wie Wut zum Aktionismus wurde / 49. Folge
Kampf, Aktionismus, Wut, Nackt auf der Mahü, das Leben mit Behinderungen uvm. sind die Schlagwörter dieser wunderbaren Folge mit Philipp Muerling!
Die Aufnahme öffnet Augen, verändert Sichtweisen und lässt Raum zum Weiterdenken! Enjoy!!!!
Foto: Jessica Zekar // MOMENT Magazin, WIe ist es...? - 02/24
Gestaltung: Michael Gegenfurtner
Produktion: Rosalinda
Danke fürs Zuhören! Folgt dem Podcast unter @twoglassesdeep Ich freue mich auch über eure Bewertungen auf Spotify :)
Hallo und Kuckuck zu der 49. Folge vom Podcast Two Glasses Deep. Ich habe mich heute mit Philipp Mühling getroffen und es war ein sehr, sehr schönes Gespräch. Auch möchte ich kurz angeben, weil ich normalerweise sehr starke Tierheuerallergie habe, aber bei Philipp Mühling zu Hause waren mehrere Tiere vorhanden und ich hatte keine Allergie, also ein magischer Ort. Und ich habe mich heute mit Philipp Mühling getroffen und es war ein sehr, sehr schönes Gespräch. Genau, wir haben über sehr viele verschiedene Dinge gesprochen, über seinen Aktionismus, über seine Kunst, über seine Performances. Auch wie ihr in dem Reel auf Instagram gesehen habt, darüber, ob man die Kunst von den KünstlerInnen trennen kann. Und mir ist immer wieder aufgefallen, dass mir während der Folge es schwer gefallen ist, bestimmte Dinge zu formulieren. Und im Nachhinein habe ich dann noch darüber nachgedacht, wie... Trauriges ist, dass unsere Sprache auch einfach nicht dafür gemacht ist, wenn es um Dinge außerhalb oder um Menschen außerhalb der Norm geht. Also da eben jetzt auch wieder schwierig alles in Worte zu fassen, ohne dass man Leute vor den Kopf stößt. Also dass die Sprache so normativ gestaltet ist und wenn es um zum Beispiel Pädagogen, Genderverständnis geht, um Behinderungen geht und so weiter und so fort, dass da einfach so viele Barrieren auch sprachlich stattfinden, ist echt ein großes Problem, vor dem ich selber jeden Tag auch stehe. Aber auf jeden Fall ist die Folge sehr schön geworden und sehr nett geworden und ich wünsche euch auf jeden Fall schon mal viel Spaß beim Hören. Los geht's! Wir sind wieder bei Two Glasses Deep. Ich sitze an einem wunderbar sonnigen Tag Philipp Mühling gegenüber. Wir trinken Wasser und ich freue mich sehr, hier zu sein. Magst du dich kurz vorstellen,
SPEAKER_02:bitte? Ja, hallo. Freue mich auch, hier zu sein. Ich bin, wie gesagt, Philipp Mühling und ich bin Aktionist, Künstler, Student. Ich glaube, es passt zusammen, was mich betrifft.
SPEAKER_01:Und dein Aktivismus ist ja auch sehr auf dein Studium bezogen, richtig eigentlich? Also daher kenne ich dich zumindest.
SPEAKER_02:Also eigentlich war ich bisher immer zuerst 15. Student, aber durch Studium, das wurde dann so ein Mittelpunkt in meinem Leben, sehe ich dann aber einen gewissen Punkt dann, Meine Wut, ich habe über die Akademie durch meine Aktion ausgelebt habe und dann obseitig zum Aktionisten wurde.
SPEAKER_01:Magst du da ein bisschen mehr über deine Wut auch erzählen?
SPEAKER_02:Ja, die Akademie hat drei Jahre lang an einer Sanierung gearbeitet und hat irrsinnig viel Geld hineingelegt. Ich meine, ich sage es immer gerne so, weil es ist einfach so wahnsinnig absurd. Dann waren es 70 Millionen.
SPEAKER_01:70
SPEAKER_02:Millionen? Ja, es waren 50 angesetzt. Dann wurde es teurer, 20 Millionen drüber. Und ich war halt ziemlich, damals war ich, glaube ich, fünf Jahre lang, dort student. Und habe mich halt mit den Gegebenheiten rumgemüht. Ein paar Dinge konnte ich eh erstreiten, dass sie für mich Bach mithilfen und so ein Zeug. Oder Rampen. Aber es war trotzdem nicht möglich, dort zu studieren. Aber wie ich dann... bis sie dann eine Sanierung gemacht haben, war ich ziemlich euphorisch und nach der Eröffnung und ich dann gesehen habe, bei der Eröffnung, als ich gesehen habe, dass sie nichts gemacht haben, Dinge erneuert haben, so wie, dass man halt hinten reinkommt mit der Sprechenlager, ist aber das ganz gleich wie vor der Sanierung gewesen und, aber ich meine, Jetzt gibt es wie im Stock ein Behindertentod. Das ist ein Vorteil. Natürlich, wenn man mal ins Gebäude kommt.
SPEAKER_01:Also man muss es zuerst mal ins Gebäude schaffen, um dann auf das Klo gehen zu dürfen.
SPEAKER_02:Ganz genau. Und das wird wahrscheinlich auch der Grund sein, warum ich bisher der einzige Rollstuhlfahrer bin, Und ich bin ja auch der letzte Rollstofffahrer dort, weil es einfach so mühsam ist. Man ist einfach nicht willkommen. Es wird einem klar vermittelt, du bist hier nicht willkommen. Und wir dulden dich mit dem Hintergang und so, aber... Ich kann nicht wollen eigentlich es so mühsam wie möglich für dich machen, dass du ja nicht bleibst. Blüherweise bin ich trotzdem lange geblieben und immer noch. Jedenfalls wo ich hinaus wollte nach diesen drei Jahren, wo ich dann gemerkt habe, da ist eigentlich nicht wirklich was passiert, bin ich habe ich mich zuerst versucht, mal ein bisschen zu beruhigen. Kurz danach habe ich mich dann entschlossen für eine Psychotherapie. Und irgendwie habe ich dann, so als ich kann, und meiner Wut, als Abschließens mit dem Leben, mit der Uni, sagen wir mal so, habe ich dann halt irgendwie das entwickelt mit dieser Stiegen-Performance. Also Stiegen-Performance heißt, dass ich da wie ein normaler Student ganz einfach vorne beim Haupteingang rein wollte. Was ich natürlich nicht geschafft habe, eh klar. Ich bin da vom Stuhl runtergekommen, bin die Stufe irgendwie raufgeblättert Möglicherweise haben sie ja nicht denkmalschutzgerechte Geländer. Und deswegen konnte ich auch oft, seit ich es gar nicht mehr konnte. Und wie ich dann außer Atem war, habe ich dann noch mit der letzten Kraftweg wieder runter und
SPEAKER_01:den Stuhl zurück. Und
SPEAKER_02:das habe ich halt relativ oft wiederholt.
SPEAKER_01:Ja, weil es sind auch wirklich sehr, sehr viele Stufen. Also es ist ja wirklich einem, es wird einem unmöglich gemacht, darauf zu kommen, wenn man eben nicht die Beine verwenden kann, quasi um rauf zu gehen, beziehungsweise auch wenn man ein erschwertes Gehvermögen hat, sage ich jetzt mal, ist es ja auch unmöglich, darauf zu kommen in Wirklichkeit. Aber das heißt, es wurde drei Jahre daran gebaut und so viel Geld ist da reingeflossen und das, was rausgekommen ist, ist diese Klingel, die hinten eh schon immer war,
SPEAKER_02:oder wie? Es ist ein altes Gebäude, das ein halbes Museum ist. Also ich meine, es ist wirklich halbes Museum, man kann da als Besucher reingehen und wie im Kunsthistorisches sich alte Kunst anschauen und so und dementsprechend waren auch die Räumlichkeit, die Decken, Gemälde und so ein Zeug dort vertreten. Es sind dort vertreten, die halt restauriert werden müssen nach einer Zeit.
UNKNOWN:Mhm.
SPEAKER_02:Und an einem Gebäude, wo natürlich auch gelebt wird, Leute ein- und ausgehen, kommt es vor, dass ein bisschen das Denkmal darunter leidet und es muss wieder aufgeschönt werden.
SPEAKER_01:Und nochmal, um zu diesem Punkt zurückzukommen, den fand ich relativ, also fand ich sehr spannend, wie du gesagt hast, dass du dann eben durch die Beziehungsweise durch den Aktivismus auch irgendwie geschafft hast, jetzt auch irgendwie deine Wut irgendwo rein zu, also was mit der Wut zu machen, was dann auch eine Auswirkung hat quasi oder dann zumindest gesehen wird oder so. Weil ich kann mir vorstellen, dass man sich in so einer Situation, man sagt mir, wenn ich mich irre, aber halt relativ ohnmächtig fühlt, wenn man irgendwie nichts machen kann und sich irgendwie nicht gesehen fühlt. Das ist ja nicht nur eine Benachteiligung, sondern man wird ja auch einfach ignoriert so in dem Sinne, beziehungsweise nicht wahrgenommen. Genau, dass man da dann die Energie nimmt und dann was draus macht und dann halt auch wahrscheinlich das hilft der Wut und hilft auch dazu, dass halt die Leute einfach auf diese Problematik aufmerksam gemacht wird, weil ich denke mir, das ist ja nicht nur die Akademie das Problem, sondern das ist ja überall so. Es beginnt bei den Straßenbahnen, die ganz lang irgendwie keine Niederfuhrstraßenbahnen waren und so weiter und so fort. Die Liste kannst du wahrscheinlich stundenlang weiterführen, aber das ist ein spannender Moment irgendwie, dass man dann beschließt, okay, ich ich mache jetzt was damit, aber mit der Wut und werde nicht nur frustriert quasi.
SPEAKER_02:Ich meine, ich vermute, dass ich das nicht so überdenke, dass ich das jetzt, wenn ich Therapeut war, gar nicht gewusst habe. Ich bin irgendwann einmal mit dieser Idee gekommen, nachdem es dann schon gemacht wurde. Ich habe erst dann, nachdem ich die Performance gemacht habe, davon erzählt, also ich vermute, durch Therapie sei irgendwie irgendwas entwickelt hat in der Denkweise von mir, dass ich mich dazu entschlossen habe. Ich hatte mich eigentlich, das ist eigentlich der Hauptpunkt, ich habe mich entschlossen, nicht mehr an die Uni zu gehen, aufzuhören mit der Uni. Aber ich wollte, ich muss dazu sagen, ich bin eigentlich jetzt nicht unbedingt ein extrovertierter Typ. Ich bin, ich weiß nicht, ich bin introvertiert, aber eher introvertiert. Besonders für Künstler vielleicht ungewöhnlicher, weil da wird man sicher irgendwie die Mittelpunktsteine des Künstlers da und aber irgendwie wollte ich da so mit einem Feuerwerk aus sozusagen den Leuten, dem Rektoraten in dem Fall, so ans Bein pinkeln, und dann gehen. Aber dann ist von anderen, von Motivation, die anderen haben mich so motiviert, weiterzumachen, dass ich dann auch weitergemacht habe. Zum Beispiel, da ist einer gekommen, von dem ich ziemlich geehrt, der ist extra aus Dresden gekommen, um mich kennenzulernen, meine liebe Freundin, um mich kennenzulernen. Der ist auch auf einer Kunstakademie in Dresden, wo es halt überhaupt nicht geht für ihn. Der ist auch im Rollstuhl. Und ich fand, das hat ihn angesprochen. Das ist ziemlich schön. Und solche Dinge, das ist ein extremes Beispiel, aber solche, so ein Gefühl, dass ich auch in der Gesellschaft nicht nur etwas, brauche ich jetzt Anführungszeichen, unter Anführungszeichen etwas nehme, sondern aktiv etwas übe, die Gesellschaft
SPEAKER_01:etwas
SPEAKER_02:beitrage, war schon sehr erhebend.
SPEAKER_01:Und hat die Performance etwas ausgelöst an der Uni? Oder war das dann so, dass da irgendwie Leute auf dich zugekommen sind? Beziehungsweise da es zumindest dann durch dieses Aufmerksam machen, auch wirklich in der Öffentlichkeit, durch die Performance gelöst, dass da irgendwie gehandelt wurde oder hat sich da trotzdem nicht wirklich was getan?
SPEAKER_02:Also, es war jetzt nicht die Reaktion, die ich gehofft habe, aber es war nicht so, dass es nicht beachtet wurde. Natürlich ist sie endlich auf mich zugekommen, ist sie noch am Warten vor der Kammer gestanden, weil ich meine Performance alle aufgenommen habe. Und ich habe dann eben gesagt, stellt euch vor die Kamera, nicht hinter die Kamera. Das ist dumm, die Leute, dass ich nur alleine dastehe. Und so war es eben nicht. Ich meine, natürlich fühlt sich jeder Nichtbehinderte verständlicherweise nicht direkt angesprochen. Und fühlt sich auch ein bisschen... wahrscheinlich nicht fähig, etwas tun zu können oder auch nicht in dieser Lage, das machen zu dürfen, wenn man nicht selbst
SPEAKER_01:betroffen ist. Ja, nicht selbst betroffen ist,
SPEAKER_02:meinst du? Genau,
SPEAKER_01:genau. Ja, das ist eben das. Wie kommt dann eine Person dazu, die sich quasi gar nicht wirklich reinversetzen kann, dann irgendwie... eine zu äußern, wobei man das gar nicht einschätzen kann, aber trotzdem finde ich es irgendwie wichtig, dann zumindest den Support zu zeigen oder beziehungsweise halt eben durch solche Möglichkeiten, wie halt zum Beispiel dem Podcast jetzt die Stimme zu geben und halt auch damit, also umso mehr Leute, glaube ich, auf solche Themen aufmerksam gemacht werden, umso eher kriegen die Leute ein Verständnis dafür, weil manche Leute, glaube ich, meinen es wahrscheinlich gar nicht böse, in Anführungszeichen, sondern die die bedenken einfach gar nicht, wie Lebensrealitäten von anderen wirklich aussehen. Und das kann man super naiv und so nennen, aber es ist halt einfach für die meisten Leute nicht, gehört es nicht zum Alltag, aber es ist voll wichtig, auch irgendwie hinzuschauen, wie schaut der Alltag für andere Personen
SPEAKER_02:aus. Oder in meinem Fall, die
SPEAKER_01:Personen werden hinzuschauen. Durch die Performance, meinst du, dass das so auffällig ist, dass man da hinschauen muss.
SPEAKER_02:Ja. Ich hatte eine Performance mal, wo ich mich nackt auf der Hilfestraße geregelt habe, auf der Einkaufsstraße. Und die Leute, das fand ich mitgezwungen, weil die Leute konnten gar nicht hinschauen. Weil sie haben schon mal so getan, als würde es gleich betreten und so. Und die, die mir helfen wollten, habe ich so gezwungen, Ich habe sie gezwungen, mir nicht helfen zu können.
SPEAKER_01:Also es gab Leute, die dir helfen, weil sie gedacht haben, du bist in einer prekären Lage quasi, dass sie dir helfen
SPEAKER_02:wollten. Ganz genau. Und es war auch dieser, es wird nur aufgefordert, du musst unbedingt nackt sein und so. In dem Fall war es besonders wichtig, weil eine nackte Person Im September auf der Einkaufsstraße, schon ungewöhnlich, das kann nicht mit normalen Dingen vor sich gehen. Und da hatte ich eine zweite Person dabei, die dann zu allen hingegangen ist und gemeint hat, bitte das Kunstwerk nicht berühren. Kunstwerk, mhm. Die Leute sind meistens zurückgeschreckt oder wussten gar nicht, was sie tun sollten. Ich habe sie auch ignoriert und einfach nicht reagiert, wenn sie mir helfen wollten oder wenn sie mich gefragt haben, was sie mir helfen können. Ja, wie dann am Schluss, was ich erwartet habe natürlich, die Polizei gekommen ist, wurde dann von der Polizei und von allen, die sich dann gewagt haben, ein bisschen näher zu mir zukommen, haben dann die andere Person als Täter verurteilt und ich war das Opfer, bis ich es dann irgendwann klargestellt
SPEAKER_01:habe. Aber wie kam es zu diesem Druckschluss, dass du das Opfer in dieser Situation
SPEAKER_02:bist? Stell dir vor, du bist auf der Straße und da ist ein Also ich hatte einen Rollstuhl beim Biomarkt gesehen. Ich bin unfähig, selbstständig zu gehen und so. Und dann ist da ein Mann daneben, der ist nämlich dann auch... Ich hatte einen besonders staatlichen Mann, der fast zwei Meter groß ist, mit schwarzem Anzug, wie im Museum. Und er sitzt auf einem Stuhl daneben. Und geht dann ganz langsam auf die Leute zu und sagt, könnt ihr euch nicht berühren, bitte. Da kann man sich schon denken, möglicherweise ist der eher der Täter und das ist
SPEAKER_01:das Opfer. Okay, spannend. Aber auch eine sehr, sehr spannende Idee, diese Performance. Und auch oft, weil es ja Ich weiß nicht, da kennst du dich sicher auch. Da hoffe ich, dass ich jetzt nicht irgendwie ein komisches Fass aufmache oder so. Aber ich arbeite mit Jugendlichen und einige Jugendliche aus unserer Schule haben auch Behinderungen auf verschiedenste Arten und Weisen. Und wenn es um solche Dinge geht wie Sexualität, Aufklärung, dass es ja oft Personen mit Behinderungen auch oft abgesprochen wird. Also nicht abgesprochen, wie sagt man? Doch abgesprochen wird. Also so quasi eine Sexualität zu haben, beziehungsweise dass das jemanden interessieren kann und sowas. Auch gerade bei Jugendlichen und so, wo es natürlich auch Thema ist.
SPEAKER_02:Weil sie halt auch Menschen sind.
SPEAKER_01:Genau. Auf jeden Fall. 100% natürlich. Und deswegen finde ich es umso spannender, diese Performance und ich hoffe, ich drücke mich jetzt richtig aus, aber dass du quasi diese diese Körperlichkeit da auch mit reingebracht hast und auch so dieses, weißt du, was ich meine, dass manche Leute eben, oder ich merke, wie umgegangen wird mit unseren Jugendlichen zum Beispiel, wenn man unterwegs ist oder so, dass es oft, dass Leute vielleicht durch ihr Unwissen oder durch ihre Nichtberührung mit Personen mit Behinderungen einfach da irgendwie keinen menschlichen Zugang haben. Also was so richtig weh tut, das jetzt auch so zu sagen und auch richtig absurd ist eigentlich, dass es so ist, aber durch dieses, ich weiß nicht genau, wie ich das formulieren soll, ohne dass es sich blöd
SPEAKER_02:anhört. Vielleicht das, dass man Menschen, wenn man etwas nicht versteht, damit man es nicht umgehen kann, wenn man etwas nicht ins eigene Leben, in den eigenen Lebensplan passt, dass man es verteufelt. Und wenn man es nicht vertaufeln kann, dann vielleicht so etwas Unerbarn machen und dann irgendwie etwas Nicht-Menschliches oder es ist jetzt auch komisch ausgeführt.
SPEAKER_01:Ist auch schwierig, sich natürlich in diese Köpfe hinein zu versetzen, aber ich glaube, wir meinen ähnliche Sachen. Also es läuft ja auf das Gleiche hinaus, dass da einfach viel zu wenig... Ja, auf eine Gesellschaft geachtet wird, in der alle mitgedacht werden. Und dass es da halt immer nur die bestimmte Gruppe ist, die mitgedacht wird, die halt, keine Ahnung... weiß und männlich ist oder halt eben keine Behinderung hat und einen österreichischen Pass, was auch immer, halt solche Punkte, die dann halt, sind ja dann eben so in Kategorien und umso weniger du hast, umso mehr du aus dieser Kategorie rausfällst, umso schwieriger hast du es in der Gesellschaft so. Aber ja, deswegen umso cooler, dass du diese Sachen halt machst und dass du halt auch darauf aufmerksam machst und ja, das ist extrem wichtig.
SPEAKER_02:Ich kann da jetzt doch etwas zufügen, weil es der Gedanke ist mir auch schon, dass man schon aus China in Wille kommt, die Frage, wie können, ob jetzt in Serien, Filmen, im Alltag, in was auch immer, dass Männer heroisiert werden, wenn sie sozusagen wohnen also sind.
SPEAKER_01:Womeneiser.
SPEAKER_02:Man kann aber nur Womeneiser sein. Man kann aber sozusagen, wie es oft dargestellt wird, wenn wir jeden Tag eine andere Person haben, wird man das Menschliche in dieser, in dem Fall weiblichen Person, einfach ignoriert und sich denkt, hat mir das Influss, ich muss man sich darum kümmern, was danach passiert. Mir ist es normal wichtig, wie es mir geht, wie ich in der Situation, was für eine Satisfaction ich habe und dann passt das. Und so ist da auch irgendwie einfach dieses, ich komme eher mit meinem Leben zurecht, meiner Person, ich kann eher sozusagen mich an erster Stelle stellen, wenn ich dann andere Dinge einfach rausklammere. Ja. Ja. Ich finde den Vergleich gut, also einigen, mit denen ich gesprochen habe, die waren dann anzuwüten, wenn ich das sage, aber Behinderung und Frau sein, Es hört sich jetzt komisch an. Aber wiederum kann man sagen, wenn eine Frau beleidigt ist, wird das ja dann eine Beleidigung für alle, die behindert sind, weil sie ja nicht für sich schämen müsste. Und die Doris Knecht hat das einmal gut formuliert. Sie hat einen ein Statement abgeben zu meiner Stimmperformance, dass sie es besonders wahrscheinlich als Frau noch mehr nachvollziehen kann, weil sie das Gefühl kennt, dass man eben fordert und die anderen dann sagen, ach, Jetzt hast du eh schon so viel bekommen. Jetzt bist du auch noch da. Und die Frage, ja, ich brauche mehr. Es steht mir zu. Es wird oft so getan. Und in dem Fall auch bei Behinderten. Es gibt eine Abstufung von wie wertvoll ein Mensch ist. Und an erster Stelle ist der Mann. Jetzt mal ganz grob gesehen, sage ich jetzt mal, dann kommen die Frauen und dann kommen vielleicht irgendwelche nicht-SIS-Leute und dann Behinderte. Und wenn das auch noch gemischt ist, dann aber jedenfalls der SIS-Mann, der hat die Berechtigung vor allem. Also es ist wichtiger, dass es dieser Person gut
SPEAKER_01:geht als allen anderen. Ja, das ist ja dieser eigentlich ganz gut passende Begriff, dieser Intersektionalität. Umso mehr Merkmale man aufweist, die einen irgendwie eindeutig zu einer Minderheit in Anführungszeichen quasi zugehörig aussehen lassen, umso schwieriger ist es, genau. Ja, das ist die Gesellschaft hier. verrückt ist. Aber noch mal kurz, was mich auch sehr interessieren würde, ist, du machst diese Performances, aber ich habe gesehen auf Instagram, dass du auch viel malst,
SPEAKER_02:oder? Ja, ich weiß nicht, was malen kann, ich zeichne. Also da geht es eher um die Art, wie man das Handwerk und auch der Bischofsding, wenn man etwas malt, dann geht auch ein Bild ganz anders an, als wenn man es zeichnet. Und ja, ich habe früher angefangen, Kunst zu machen, die keine Verbindung zeigen sollte, dass ich eine Bindung habe. Und irgendwann habe ich mich entschieden, für die Zusammenbindung zu meiner Tugend zu machen. aber meine Behinderung zu thematisieren. Und durch meine Zeichnungen wurden sie ziemlich subtil thematisiert, weil es ist ja nicht so, dass ich von Anfang an irgendwie wie ich kannte war und gleich wusste, ich bin Wollstuhl und so weiter. Man hat einfach nur einen nackten Mann gesehen, der abgebildet war. Aber dass aber das alles Selbstporträts waren und ich eben im Rollstuhl bin, das ist halt ein Thema. Das hat in allen anderen Kontexten gegeben. Und irgendwann habe ich mich entschieden, Theo Kleinmann zu bringen und es dann auch zu erweitern mit es doch noch mehr zu einer Zukunft einen Kontext zu schaffen, wie zum Beispiel jetzt mit einer Teleskopstange, mit einer vier Meter langen Teleskopstange auf einen aufgespannten Leinwand etwas zu zeichnen und so. Und das dann als Performance zu filmen. Vor allem allen Leuten zu zeichnen, dass
SPEAKER_01:Spannend, kann man das irgendwo sehen, hast du da auch, das hast du da mitgefilmt?
SPEAKER_02:Ja, ich war auf dem EU und was ich halt gesagt habe, einfach beim Namen philbühling.com oder auf meiner Instagram-Seite habe ich eine Verbindung zu meiner Homepage und da sind alle Verlinkungen oben. von Soundcloud, Filmeo, Tumblr und so
SPEAKER_01:weiter. Naja, weil ich finde es ja schon so schwierig zu zeichnen, aber mit so einer Teleskopstange stehst du dir noch schwieriger
SPEAKER_02:vor. Nein, es ist natürlich nicht so, dass man da jetzt irgendwie realistische Figurationen solchen, es geht ja auch um mehr. Gerade in der Kunst geht es ja auch um mehr, als dass man jetzt die A-Hand in den Kopf hat Es geht mir um ein Gefühl, alles zusammen, alles im Kontext. Deswegen ist es ja auch den Künstlern genau so wichtig wie der Kunstwerker
SPEAKER_01:selbst. In der letzten Folge hatten wir ein spannendes Thema, da habe ich mich mit einem Rapper getroffen. Und da ging es viel darum, ob man die Kunst von der Künstlerin oder dem Künstler trennen kann. Das war auch so ein sehr spannendes Thema, finde ich, in der Kunst eben. Auch wie du sagst, dass natürlich dich das beeinflusst, was dein Leben so ausmacht, auch natürlich deine Kunst dann mit beeinflusst oder eben die Performance-Kunst dann mit beeinflusst. Das könnte man ja bei dir gar nicht so ganz trennen, oder? Im Endeffekt so.
SPEAKER_02:Oder schon? Vor allem will ich etwas Interesse fragen. Zusammengefasst, ja oder nein, was hat der Redback
SPEAKER_01:gemeint? Das kann man gar nicht so auf ja oder nein, aber ich glaube, wir sind dann relativ schnell abgedriftet in das Thema, ob man so viel über die Kunstpersonen wissen möchte. Also wenn ich mir zum Beispiel eine Musik anhöre, will ich dann wissen, was die Person privat macht. Das kann man ja über Instagram mittlerweile sehr gut. Meine Ansicht ist, ich kann Okay, okay. Genau. Ja.
SPEAKER_02:Ich habe da auch gewiss ziemlich klare Ansätze, aber ich muss immer dazu sagen, es gibt immer Ausnahmen an verschiedenen Blickwinkeln und aber man ist schon stark beeinflusst von dem, was man halt so alles erfahren hat, von Rammstein bis Bodell und so weiter.
UNKNOWN:Ja.
SPEAKER_02:Ich meine, es geht auch um die Kunst hinaus, einfach Dinge, die geschaffen wurden und die man wie ein Geschenk Gottes verehrt und dann auf jeden Fall, ups, steckt ein Elon Musk
SPEAKER_01:dahinter. Voll. Ja, aber manche können das scheinbar auch, glaube ich, ganz gut trennen. Also außerhalb des Podcasts hatte ich auch schon Gespräche, wo die Leute gesagt haben, das muss man klar trennen können. Und da bin ich, das schaffe ich zum Beispiel nicht.
SPEAKER_02:Ich kann mich ehren natürlich, aber ich glaube, es ist eine, macht es sich einfacher damit. Man einfach sagt, ich kann tun, was ich
SPEAKER_03:will.
UNKNOWN:Mhm.
SPEAKER_02:Ich kann trotzdem meine Kunst machen. Ich kann sozusagen meine Kunst vermitteln, dass ich ein Feminist bin. Aber eigentlich bin ich es im richtigen Leben gar nicht. Und nach meinem Verständnis ist es ja so, dass die Kunst die Künstlerin widerspiegelt. Und wenn die Künstlerin, also okay, ich habe eine Künstlerin, die aschig sind, dann sind die im Fall Künstler. Wenn die scheiße sind, aber die Kunst nicht, dann abhört sie irgendwo. Was soll das? Wie kann man, sagen wir es mal so, wenn man sich Musik anhört in einer Sprache, die man nicht versteht und auch nicht nachforscht, was es bedeutet. Sie hört sich gut an, sie geht rein, man kann dazu tanzen. Und die Frage dann, was kriege ich vielleicht unbewusst dauernd vermittelt, ohne dass es mir bewusst ist.
UNKNOWN:Ja.
SPEAKER_02:Und das kann man ja bei jeder Art von Kunst sagen.
SPEAKER_00:Auf jeden Fall, ja. Wenn ich mir
SPEAKER_02:jetzt einen Woody Allen-Film anschaue, was zugegeben ich mag, die Woody Allen-Filme, obwohl ich regelmäßig jürge und manchmal dann einen Film abdrehe, aber ihn dann wieder weiter anschaue. Weil es einfach amüsiert. Oder Roh- und Balancing-Filme sind auch besser, weil Woody Allen ist schon sehr naheliegend seine Aussagen und so weiter. Aber wenn dann ein Roman Polanski über sich teilt, dann ist er einfach begeistert. Und dann kann man das einfach nicht, diese zwei Dinge zusammenbringen. Wie kann so ein Mensch solche Filme machen? Man muss doch irgendetwas, ob ich das verstehe oder nicht, Ja,
SPEAKER_01:ich kriege das auch in meinem Kopf nicht zusammen irgendwie. Ich kann das voll gut nachvollziehen.
SPEAKER_02:Und dann fragt man sich, steht mir was nicht? Umgefällt es mir? Ich kann es nicht sehen anscheinend.
SPEAKER_01:Aber ja. Und das ist genau das Spannende an der Kunst, denke ich mir halt. Vielleicht ist es ja auch okay, dass es was in einem auslöst. dass jetzt vielleicht auch nicht immer nur positive Gefühle sind oder so. Also es ist ja auch in Ordnung. Und ich glaube, das Wichtige ist trotzdem, dass man das für sich entscheidet und halt sich nicht treu bleibt oder so, dass es auch in Ordnung sein muss, wenn man das dann weiter konsumiert, wenn es einem auf irgendeine Art und Weise was gibt. Solange man das auch reflektiert macht und irgendwie sich genauer überlegt, finde ich, spricht da nichts dagegen. Das muss jede Person für sich
SPEAKER_02:entscheiden. Ja. Ja, natürlich ist das kein Dogma, kein Gesetz, das dem widerspricht. Das muss zu einem gewissen Grad jeder selbst entscheiden.
SPEAKER_01:Aber so ist das Leben. So ist das Leben. Möchtest du für den Abschluss dieser wunderbaren Aufnahme noch irgendwas in die Welt rufen, sage ich sehr oft. Und manche setzt das sehr unter Druck, ich verstehe es auch. Einmal war ich zu Gast wo und dann wurde ich das Gleiche gefragt und ich habe mich sehr unter Druck gesetzt, gefühlt. Aber falls es noch irgendwas gibt oder falls du irgendwas zu announcen hast, irgendeine Performance oder was auch immer, dann kannst du das jetzt gerne
SPEAKER_02:machen. Das Einzige vielleicht, weil das die Wesen, glaube ich, gut bekommen, aus gutem Grund, weil ich dann nicht so dahinter war, das medial so präsent war. zu machen und zu verkaufen an die Medien. Gut, also ich habe Leute aufgerufen, eine Möglichkeit zu finden, wie man in das Gebäude von der Akademie speziell kommt und dass man stigmatisiert wird als Behinderter oder als alter Mensch oder was auch immer. Ich wollte das halt so so korrekt wie möglich machen, habe mich an einen Architekten gewandt, der jetzt als Partner, als Mitinitiator dieses Wettbewerbs gilt. Und vor einem Monat habe ich dann auch eine Ostwelt-Digerie von Leuten, die halt vom Fach sind oder von irgendwie sind, haben entschieden, welches Projekt von denen, die eingereicht wurden, ausgewählt wird. Und ich würde sagen, es wird jetzt entwickelt, fürs Umgesetzt und Pläne gemacht, damit man auch etwas konkret in der Hand hat, damit man dann im Herbst ein Crowdfunding startet, wo auch alle, genauso wie ein Reichen für den Wettbewerb, alle gebeten werden, Geld zu spenden und eine private Anmöglichkeit zu schaffen. Wir hoffen, dass vielleicht der Staat sich ein bisschen denkt, sollten wir das nicht vielleicht tun? Warum sollten
SPEAKER_01:die? Okay, aber sehr, sehr coole Idee. Das heißt, man kann gespannt bleiben, was daraus wird.
UNKNOWN:Ganz genau.
SPEAKER_01:Sehr, sehr cool. Okay. Ja, dann bedanke ich mich für das schöne Gespräch. Danke. Dass wir uns an diesem wunderbaren Tag, es ist ja jetzt gerade wirklich urschön draußen, es wird jetzt angeblich wieder ganz, ganz kalt, aber wir haben diesen wunderbaren Tag mit offenen Balkontüren jetzt gemeinsam genießen können. Dann danke ich dir und Wir quatschen jetzt noch ein bisschen weiter. Aber das machen wir mal aus. Vielen Dank. Und jetzt habe ich wieder ein Team hinter mir stehen und ich freue mich auf die weiteren Folgen. Ich freue mich auch über euren Support. Bitte hinterlasst eine Nachricht am Abi. Nein, Spaß. Bitte hinterlasst eine Bewertung auf Spotify und liked gerne den Podcast bzw. folgt dem Podcast auf Instagram. Ich freue mich sehr über euren Support und genau. Bis bald.