Expedition OCEAN CHANGE mit Arved Fuchs

Inspiration gelungen: Warum Christina Schmidt aus Bad Bramstedt in der Antarktis forscht

Bärbel Fening Episode 142

Da ist der Funke wirklich übergesprungen: Im Sommer 2010 nahm Christina Schmidt, die aus der Nähe von Bad Bramstedt kommt, am Jugendcamp von Arved Fuchs teil - heute arbeitet sie als Ozeanografin in Tasmanien. Sie hat  gerade ihre Doktorarbeit abgeschlossen und bricht nun mit einem australischen Forschungseisbrecher zur nächsten Forschungsreise auf. 

Die Faszination für die Ozeanographie wurde beim Jugendcamp geweckt - deshalb war sie nach der ersten Teilnahme noch dreimal als Betreuerin dabei, erzählt die begeisterte Wissenschaftlerin in dieser Podcast-Folge. 


Speaker 1:

Expedition Ocean Change mit Arvid Fuchs Abenteuer mit Tiefgang zwischen Arktis und Antarktis. Herzlich willkommen zu unserer Podcast-Folge. Hier ist Bärbel in Hamburg.

Speaker 2:

Hier ist Arvid in Bad Bramstedt.

Speaker 1:

Und wir haben Besuch. Arvid, Wen hast du eingeladen in unser Podcast?

Speaker 2:

Ja, das ist Christina, und Christina, am besten stellst du dich selbst, glaube ich, mal vor.

Speaker 3:

Ja, hallo, ich bin Christina. Ich bin zurzeit in Hobart in Tasmanien im Süden von Australien, und ich kenne Arvid, allerdings, weil ich in einem Nachbardorf von Bad Bramstedt aufgewachsen bin.

Speaker 1:

Von Bad Bramstedt nach Tasmanien, Christina, Und dann in unserem Podcast Erzähl du kennst Arvid auch aus anderen Bezügen. Oder Arvid, erzähl du, wie wollt ihr?

Speaker 2:

Naja, wir haben das fing, glaube ich, 2007 an. Wir haben ja immer überlegt, wie man gerade junge Leute irgendwie für das Thema Klimaschutz und Umwelt allgemein sensibilisieren kann, und da ist die Idee gekommen, wir wollen ein Jugendcamp machen, und das erste Jugendcamp 2007 im internationalen Polaren Jahr fand dann auf Spitzbergen statt. Dann auf Spitzbergen statt, und wir haben damals eben halt junge Leute versucht anzusprechen, und zwar international, weil Klimawandel macht nicht vor irgendeiner Landesgrenze halt, sondern ist wirklich ein globales Thema. Und damals haben wir, glaube ich, ja so über einen Wettbewerb zwölf junge Leute rekrutieren können und haben Wissenschaftler, die ehrenamtlich mitgewirkt haben. Alle, die da mitgewirkt haben, waren ehrenamtlich.

Speaker 2:

Wir haben das Projekt Ice Climate Education genannt, und das war sozusagen die Initialzündung, und wir hatten eigentlich ursprünglich mal gedacht, das machen wir nur für ein Jahr, weil das war irgendwie ja auch recht aufwendig, das alles zu gestalten. No-transcript, wie das abgeschlossen war. Also jetzt damit aufzuhören, das wäre eigentlich schade. Und nun haben wir diese Expertise, haben irgendwie auch so die Crew, die das mit organisiert und durchgeführt haben, und haben gesagt Mensch, lass uns das doch einfach weitermachen. Und so ist dieser Gedanke entstanden, ice Climate Education auch auf eine längere Ebene auszudehnen, und insgesamt wurden daraus 15 Jahre, und einer dieser Jugendlichen, die damals teilgenommen hat, ist eben Christina gewesen, und Christina ist aus dem Nachbardorf, quasi von Bad Bramstedt, und die einzige Jugendliche auch wirklich damals, die sich hier aus dieser Region für das Camp beworben hat.

Speaker 1:

Klasse Christina. wann war das, Wann warst du dabei und woran erinnerst du dich? Erstmal nur vom Camp.

Speaker 3:

Ich war 2010 dabei, und das kam über einen Beitrag im Hamburger Abendblatt, denn normalerweise wurden, so wie ich das verstanden habe, überwiegend direkt Schulen kontaktiert über Lehrer, mit denen man schon vorher Kontakt hatte. Aber das eine Jahr wurde das Projekt ausgeschrieben über das Hamburger Abendblatt, und man konnte sich bewerben, und das wird dann natürlich fleißig gelesen zu Hause, und so habe ich mich dann darauf beworben, weil meine Mutter mir das hingelegt hat und gesagt hat mach doch mal, christina. Also, ich glaube, zwei Dinge würde ich vielleicht hervorheben wollen. Ich habe das allererste Mal bei diesem Klimacamp von Ozeanografie gehört. Ich wusste vorher nicht, dass es dieses Feld gibt, dass man sowas überhaupt studieren kann, und ja, nun bin ich Ozeanografin geworden. Und vielleicht eine ganz einprägsame Erinnerung hatten wir da haben wir so einen kleinen Ausflug gemacht zu einem Gletschersee, der ziemlich mitten im Nirgendwo von Island lag, und wir hatten da alle so einen tollen Tag, und irgendwann hat man sich dann gedacht, ob dieser Gletschersee wohl in dieser Form so noch da ist in einigen Jahren oder Jahrzehnten. Ja, das hat mich schon zu Nacht zu denken gebracht.

Speaker 1:

Das heißt, in dem Jahr wart ihr dann in Island oder rund um Island unterwegs mit der Dagmar Orn.

Speaker 3:

Wir waren in Island in, ich weiß es noch nicht mehr genau. Wo waren wir da? Im Nordosten von Island waren wir.

Speaker 2:

Wir waren in Husavik, und wir hatten also das erste.

Speaker 3:

Camp fand ja auf.

Speaker 2:

Spitzbergen statt waren in Husavik, und wir hatten also das erste Camp fand ja auf Spitzbergen statt, und Spitzbergen hat das Problem, dass dort überall Eisbären sind, und wo wir das Camp durchgeführt haben, war es ja nachts um zwölf genauso hell wie mittags um zwölf und so, und da war das eben ein bisschen schwierig.

Speaker 2:

Man durfte die Siedlung nicht verlassen ohne einen beaffneten Begleiter dabei, weil es dort also wirklich auch Zwischenfälle mit Eisbären gegeben hat, und das war uns ehrlich gesagt, ja im übertragenen Sinne zu heiß, also die Verantwortung für wirklich Jugendliche zu haben, die vielleicht das etwas lockerer sehen als man selbst, was die Gefahr der Eisbären angeht. Und dann haben wir gesagt also Spitzbergen ist zwar eine tolle Location, auch gerade mit der Universität, die wir dort nutzen konnten. Da haben wir gesagt, wir wollen schon irgendwie im Bereich des Polarkreises bleiben, gute Ortskenntnis gehabt und sind deshalb dort dann für mehrere Jahre ich weiß gar nicht vier, fünf Jahre oder so geblieben, weil wir dort eben auch gute Unterkunft hatten. Das musste ja auch alles bezahlbar sein, weil wir haben uns ja wirklich auch nur über Spenden und Sponsoring irgendwie finanziert, und das war eigentlich eine ganz tolle, ganz coole Location dort, und von dort aus konnte man eben viel machen. Und ich glaube, das war 2010,. Sagtest du nicht Ja, genau?

Speaker 3:

das war 2010.

Speaker 1:

Und was hat dich damals so nachhaltig beeindruckt oder was war etwas, dass du dich dann nachher für Ozeanografie interessiert hast? Das ist ja das Zweite im Grunde. Vorher muss ja irgendwas passiert sein, muss es irgendein intensives Erlebnis gegeben haben, was dich so geflasht hat, dass du da viel tiefer einsteigen wolltest.

Speaker 3:

Also, ich glaube, es lag einfach daran, dass ich mich schon immer in der Schule für Mathe und Physik interessiert habe. Sonst konnte ich mir ja nicht vorstellen, pure Mathematik oder Physik zu studieren, und somit habe ich mir überlegt oh, wie kann ich das anwenden? Und dann bin ich auf den Bereich Meteorologie gestoßen, und da ist natürlich auch der Klimawandel ein großes Thema in den Klimawissenschaften. Und als ich dann aber von Ozeanografie gehört habe, dachte ich, das klingt auch sehr gut. Der Ozean hat mich schon immer fasziniert, und ja, nun treibt mich nicht nur der Ozean um, sondern auch Ozean, meereis und die Interaktion mit dem Eischild.

Speaker 1:

Warst du mit dabei bei dem Camp damals Arvid, oder wie war das organisiert?

Speaker 2:

Ich war nicht immer mit dabei, aber hilfst du mir auf die Sprünge, christina, war ich bei diesem speziellen Camp dabei.

Speaker 3:

Nee, da warst du nicht mit dabei. Du warst auf irgendeiner Expedition. Wir hatten mehrere Live-Schalten mit dir.

Speaker 2:

Ja, genau Ja, ja, das war ja immer, das war im Sommer da. Ja, genau Ja, ja, das war ja immer, das war im Sommer. Da sind wir natürlich selbst immer unterwegs gewesen. Ich weiß, in Spitzbergen, damals waren wir mit dem Schiff dabei und haben auch gemeinsame Ausflüge gemacht, und wir Und insofern konnte ich einfach nicht immer dabei sein, aber das war in dem Sinne auch gar nicht so erforderlich, weil es einfach so ein super Team war mit ganz engagierten Leuten, die damals mit dabei waren Ulrich Jordan beispielsweise, dirk Notz vom damaligen Max-Pank-Institut, heute von der Uni Hamburg, und Elise und anderen, die da wirklich ganz engagiert das in den Händen hatten, und insofern war das toll. Und ja, die Kommunikation war damals noch nicht so ganz einfach, wie das heute vielleicht der Fall wäre, aber trotzdem hat es irgendwie geklappt. Und wir haben dann, glaube ich, irgendwo über WLAN versucht, von irgendwie einer kleinen Nische, wo wir irgendwie WLAN gefunden hatten dann irgendwie mit euch zu kommunizieren.

Speaker 1:

Wie ging denn dann dein Weg weiter, christina? Hast du dann in Hamburg Ozeanografie studiert, oder in Kiel? Und wie bist du dann nach Australien gelangt?

Speaker 3:

Ich habe in Kiel am GEOMAR Ozeanografie und Neutrologie studiert, den Bachelor und den Master, und währenddessen war ich dann auch noch dreimal selbst als Betreuerin bei dem Klimacamp dabei. Das war dann allerdings schon wieder eine andere Location. Da waren wir auf dem Segelschiff Rüva und sind mit der Rüva dann. Einmal waren wir in Norwegen unterwegs, in Jordan, und zweimal in der dänischen Südsee. Also, das habe ich dann auch noch eingebaut während des Studiums. Und dann hat es mich für die Promotion nach Australien gezogen, weil ich mir gerne den Ozean rund um die Antarktis genauer anschauen wollte, und hier gibt es sehr viel Forschung zu diesem Thema aufgrund der Nähe zur Antarktis. Und so bin ich hier gelandet, auch wenn das vielleicht erst mal nicht so geplant war.

Speaker 2:

Ja, also diesen Werdegang, den finde ich schon faszinierend, christina, und ich weiß damals, wie wir sowas anfingen und so die ersten Jahre. da haben wir dann natürlich auch, was wir vielleicht nicht so kommuniziert haben, aber immer wieder so skeptische Stimmen gehört, die gesagt haben na ja, das ist viel Aufwand, den ihr da betreibt, und das sind junge Leute, und dass sie mal zwei, drei Jahre älter sein, dann haben die das vergessen. Und genau das ist nicht eingetreten. Und ich glaube, gerade, wenn man in diesem Alter wie alt warst du damals? 16, oder?

Speaker 3:

Ich war in der 11. Klasse, ja, 16 oder 17.

Speaker 2:

Ja, in diesem Alter passiert so wahnsinnig viel, und wenn man dann sich ein paar Jahre später noch daran erinnert und dann sogar freiwillig als Betreuerin wieder zurückkommt, dann hat irgendwie dieses Erlebnis was bewirkt. Und darum ging es uns ja. Wir wollten ja gerne irgendwie junge Leute für diese Thematik begeistern und waren selbst ein bisschen überrascht, wie viele darauf eingeschwenkt sind. Du bist eine, aber Siren zum Beispiel und andere, die mit dabei gewesen sind, die haben alle irgendwie dann ihr Studium auch in diese Richtung eingerichtet, und das war für uns wirklich auch so der Motivator, sage ich mal, weiterzumachen Bis zum heutigen Tag. Im anderen Format kann ich nachher noch was zu erzählen, aber das ist einfach toll, und das hat uns unheimlich bestätigt in dem, was wir gemacht haben. Also finde ich großartig, dass wir jetzt hier sprechen.

Speaker 1:

Du in Tasmanien als Wissenschaftlerin sitzt, und ja, das musst du gleich weitererzählen, darüber Ja, und wir haben uns für heute verabredet, weil du noch in dieser Woche an Bord eines Forschungsschiffes gehst und es wieder um Antarktisforschung geht.

Speaker 3:

Ganz genau. ja, Ich breche am Freitag auf mit dem australischen Forschungseisbrecher Regina, um zum Denman-Gletscher zu fahren. Für zwei Monate werden wir dann da unten bleiben, um besser herauszufinden, wie der Klimawandel die Antarktis beeinflusst.

Speaker 2:

Ja, ich finde das natürlich, von der Wissenschaftssicht ist das mal unheimlich spannend. Aber ich glaube eben auch, was so die Wissenschaftskommunikation angeht, das ist ja unseristisch auch vieles formuliert, aber das Thema Erderwärmung fand dort so gut wie nicht statt, und das hat mich so ein bisschen erschüttert, weil das für mich wirklich eins der zentralen Themen ist, und insofern ja, die Antarktis ist noch viel, viel weiter weg als die Nordpolarregion, als die Arktis hier für die meisten Menschen, und deshalb finde ich es unglaublich spannend, was du da vorhast.

Speaker 1:

Du bist fast am Ende deiner Doktorarbeit, hast du mir gerade im Vorgespräch erzählt.

Speaker 3:

Ja, die soll fertig geschrieben sein, bevor ich an Bord gehe.

Speaker 2:

In dieser Woche.

Speaker 1:

Das heißt, du musst nur noch die Rechtschreibung kontrollieren, oder wie?

Speaker 3:

Nein, ich muss noch ein Kapitel finalisieren. Okay, aber das wird schon. Aber die kommende Forschungsfahrt, die ist außen vor. Also die hat nichts mit der Doktorarbeit zu tun, sondern da sind alle Datenildete Ozeanmodelliererin bin. Das heißt, normalerweise sitze ich eigentlich den ganzen Tag vor dem PC und lasse Ozean-Meereis-Modelle laufen. Die arbeiten so ähnlich wie Wettermodelle, die wir nutzen für die Wettervorhersage. Aber eben bilden Prozesse im Ozean und im Meereis ab.

Speaker 2:

Und ich habe jetzt meine Doktorarbeit darüber geschrieben, wie die Bildung von antarktischem Bodenwasser funktioniert. Und jetzt wollte ich aber unbedingt dann auch gerne nochmal messen, was ich jetzt die letzten dreieinhalb Jahre modelliert habe, und mich somit beworben, wo diese Forschungsreise hingeht. ich glaube, da muss man ein bisschen was zu erzählen. Ich kenne ihn natürlich jetzt nur irgendwie so aus Berichten. Das ist ja wirklich in der Ostantarktis und ein unglaublich spannendes Geschehen, weil ich höre immer viel auf so Vorträgen nach dem Motto also die Antarktis, da passiert natürlich auch was, gerade in der Westantarktis. Aber in der Ostantarktis ist alles eigentlich immer so, wie es immer war und stabil, Und dem scheint ja offensichtlich nicht so zu sein. Erzähl doch mal, was ist das für ein Gletscher?

Speaker 3:

Der Denman-Gletscher. Der liegt ca 5000 Kilometer südlich der westlichsten Spitze von Australien, ganz nahe dem Shackleton-Eischelf. Und ja, tatsächlich ist dieser Damming-Gletscher einer der schnellsten abschmelzenden Gletscher in der Antarktis. Es gibt eine Studie, die gezeigt hat, dass der Gletscher sich um 6 Kilometer zurückgezogen hat seit 1996. Dieser Gletscher hat aber ein ziemlich großes Potenzial, was den Meeresspiegelanstieg angeht. Wenn dieser gesamte Gletscher abschmelzen würde, dann könnte der Meeresspiegel um bis zu 1,5 Meter ansteigen. Das passiert natürlich nicht in den nächsten Jahren und auch nicht in den nächsten Jahrzehnten, aber wir wissen wirklich extrem wenig über diesen Gletscher. Eine der interessanten Dinge über diesen Gletscher ist zum Beispiel, dass er der tiefste, bekannteste Gletscher ist. Das heißt, dieser Gletscher ist unterhalb der Meeresoberfläche, und zwar 3500 Meter unterhalb der Meeresoberfläche auf dem antarktischen Kontinent. Somit ist dieser Gletscher insbesondere sehr vulnerabel für warmes Wasser, was auf den Kontinent kommt, weil es direkt an den Gletschern ranreichen kann. Denn in der Antarktis anders als jetzt in Grönland schmelzen die Gletscher von unten ab und nicht von oben. Die Gletscher schmelzen ab, weil sie auf dem Ozean fliegen. Wie ist das Wort?

Speaker 2:

Sie schwimmen quasi da drauf.

Speaker 1:

Genau schwimmen, ja Achso, sie schwimmen drauf und schmelzen dann von unten ab.

Speaker 3:

Genau, also die Gletscherzungen, die schwimmen auf dem Ozean, und dieser Ozean kann eben so warm sein, dass er den Gletscher von unten abschmelzt. Und ob dieser Ozean jetzt so warm ist, dass er wirklich das Potenzial hat, den Gletscher von unten stark abzuschmelzen, oder nicht, das wissen wir nicht.

Speaker 2:

Das ist nur, um im Bild zu bleiben. Also, das ist jetzt in der Ost Antarktis der Denman-Gletscher. Es gibt ja noch diesen sogenannten Doomday-Gletscher in der West-Antarktis. Die beiden sind nicht identisch. Also es ist quasi. da hat man ja auch diese Befürchtung, dass der ganz rasant abschmilzt und das dann quasi auch ja, als wenn so jemand einen Stöpsel aus der Badewanne zieht, dass dann also dieses Inland-Eis in einem viel schnelleren Tempo abfließen kann. Also, der Denman-Gletscher ist viel weniger erforscht, offensichtlich, als dieser sogenannte Doomsday-Gletscher diese sogenannten Doomsday-Gletscher.

Speaker 3:

Genau, also, es sind zwei verschiedene Gletscher, und ja, alle Gletscher in der Westantarktis sind deutlich besser erforscht, auch weil sie zurzeit deutlich mehr schmelzen und weil sie auch einfacher erreichbar sind. Es ist jedoch so, dass das westantarktische Eisschild insgesamt kleiner ist als das ostantarktische Eisschild, und somit kann es eben sein, dass, wenn wir jetzt weiter und weiter CO2 in die Atmosphäre ausstoßen, dass es eben dann so weit kommt, dass irgendwann auch die Ostantarktis abschmelzen könnten. Aber wie gesagt, das passiert auf sehr, sehr langen Zeitskalen, doch trotzdem müssen wir wissen, was das Potenzial dieses Gletschers ist, doch trotzdem müssen wir wissen, was das Potenzial dieses Gletschers ist.

Speaker 2:

Nimm uns doch mal mit, du bist Ozeanografen. Wie kommt das warme Wasser dahin? Ich meine, wie kommt warmes Wasser in die Antarktis? Jeder meint, es ist kalt dort unten, also nicht unbedingt Badetemperatur. Und wie kommt nun warmes Wasser bis in die Ostantarktis, wo es ja nun wirklich eigentlich kalt ist und beginnt, diesen Gletscher abzuschmelzen?

Speaker 3:

Ja, ich glaube, da muss man erst mal feststellen, dass, wenn wir über warmes Wasser reden, reden wir über circa 4 Grad warmes Wasser. Das ist für uns warm, denn Meerwasser kann ja kälter werden als 0 Grad. Das liegt daran, dass im Meerwasser Salzkristalle sind. Somit liegt der Gefrierpunkt von Meerwasser an der Oberfläche bei minus 1,8 Grad. Somit ist die Differenz zu diesem 4 Grad warmen Wasser dann doch schon sehr gehörig.

Speaker 3:

Und dieses 4 Grad warme Wasser, das kommt mehr oder weniger aus dem Nordatlantik. Dort ist es mal in der subpolaren Region in die Tiefe des Meeres geflossen, und dann über Jahre, jahrzehnte, jahrhunderte fließt es dann langsam in den globalen Ozean, und somit kommt es dann auch ins Südpolarmeer. Dort im Südpolarmeer kommt es langsam wieder an die Oberfläche und somit relativ nah an den antarktischen Kontinent. Die Frage ist nun allerdings wie kommt dieses warme Wasser dann aus der Tiefe wirklich auf den antarktischen Kontinent? denn da liegt die Meerestief ungefähr bei 1000 Metern, und das ist etwas, was wir noch erforschen müssen für die Ostantarktis. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel Schluchten und Canyons im Kontinent, und wir wollen jetzt da hinfahren, um zum Beispiel zu vermessen, wie der Meeresboden aussieht, denn das wissen wir nicht so ganz genau. Wir wissen nicht genau, wie tief diese Schluchten da wirklich sind, und wir wissen auch nicht, ob durch diese Schluchten wirklich schon dieses wärmere Wasser zum Gletscher vordringt. Das ist alles, was wir erforschen wollen während dieser Fahrt.

Speaker 1:

Und es ist so wichtig, dass wir mehr Wissen darüber haben, weil die Bedeutung der Antarktis für den globalen Klimawandel immens ist.

Speaker 3:

Genau, also die Antarktis hat verschiedene Einflüsse auf die Erde. Der Meeresspiegeleinstieg ist nur einer, aber es gibt dann zum Beispiel auch die Funktion fürs Ökosystem, also zum Beispiel Grill und andere Lebewesen, die dort leben und auch sehr wichtig sind.

Speaker 2:

Du sagtest, das ist ein Forschungseisbrecher. Rechnet ihr damit, dass ihr wirklich dort auch Eis brechen müsst, um dort ranzukommen? Oder ist es offenes Packeis um diese Jahreszeit Es ist ja relativ spät im antarktischen Sommer, sozusagen Wahrscheinlich, ist jetzt das Minimum der Eisausdehnung, oder wie ist die Situation dort vor Ort?

Speaker 3:

Ja, wir sind nah am Minimum der Meereisausdehnung, und man muss auch dazu sagen, dass sich das Meereis drastisch zurückgezogen hat. Seit 2016 haben wir diesen starken Abfall im antarktischen Meereis beobachtet. Die Jahre 2023 und 2024 waren jeweils Jahre mit einem Rekordtief im antarktischen Meereis, und auch das jetzige Jahr 2025 könnte wieder so ein Rekordjahr werden. Die Ausdehnung des Meereises geht gerade drastisch zurück. Das sind natürlich alles keine guten Nachrichten insgesamt für unser Projekt. Allerdings ist es jetzt förderlich, denn da, in das Gebiet, wo wir jetzt fahren, da ist aktuell relativ wenig Meereis. Also, es gibt einige unserer Stationen, wo zurzeit Meereis ist, aber auf den meisten Stationen ist zurzeit kein Meereis. Also, es gibt einige unserer Stationen, wo zurzeit Meereis ist, aber auf den meisten Stationen ist zurzeit kein Meereis. Wir werden allerdings zwei Monate da sein, und somit werden wir auch Meereisbildung erleben, und dann müssen wir mal gucken, ob wir Eis brechen müssen.

Speaker 2:

Aber es ist ja auch wirklich interessant. Du hast ja eben von dem tiefen Wasser gesprochen, was also quasi so von unten an den Gletschersystemen und an den Schelfeis irgendwie nagt. Aber wenn du sagst, dass insgesamt auch weniger Oberflächeneis da ist, dann muss ja auch die Oberflächentemperatur des Meerwassers sich verändern, also wärmer sein als früher.

Speaker 3:

Das ist richtig. Zurzeit geht man aber noch davon aus, dass die meiste Schmelze trotzdem unten am unteren Teil des Eisschildes erfolgt. Ja, es gibt auch Schmelzen durch wärmeres Oberflächenwasser, aber das ist zurzeit noch geringer als das Abschmelzen von unten.

Speaker 2:

Und erzähl mal was zu dem Forschungsschiff, das ist der S4-1.

Speaker 3:

Das ist ein nagelneues Forschungsschiff. Es wurde vor drei Jahren in Dienst gestellt, und wir sind die allererste richtige Forschungsfahrt jetzt. Dieses Schiff wurde auch gebaut, um die vier antarktischen und subantarktischen Stationen von Australien mit Nahrungsmitteln und so weiter zu beliefern. Somit hat dieses Schiff in den letzten Jahren nur Reisen gemacht, um Lebensmittel und auch Personal zu den verschiedenen Stationen der Antarktis zu bringen, und wir werden jetzt die erste wirkliche Forschungsfahrt sein. Es ist sowohl aufregend als auch ja, es wird wahrscheinlich mit einigen Problemen einhergehen, aber ja, es ist ein nagelneues Schiff und hat somit viele neue Möglichkeiten, die ich auch so vorher noch nie kennengelernt habe.

Speaker 1:

Wie grandios, dass du am anderen Ende der Welt so tief in die Meeresforschung einsteigst. Christina, jetzt ist das ja der Abschluss deiner Doktorarbeit. Wirst du denn weiter hinterbleiben? Weil ich meine, die Wichtigkeit ist uns allen gerade klar geworden, dass da weiter geforscht wird oder dass du in deinem Thema weiterforscht, oder ist das der Abschluss einer grandiosen Zeit in Australien.

Speaker 3:

Für mich wird das ein Abschluss meiner Zeit in Australien sein, auch wenn ich danach noch etwas reisen werde, hier in Australien, denn Australien ist groß, und ich konnte noch nicht alles sehen. Allerdings ist Australien auch sehr weit weg, und somit zieht es mich zurück nach Europa. Ich weiß noch nicht ganz genau, wo ich landen werde, aber ich werde mich weiter in der Wissenschaft aufhalten.

Speaker 1:

Weiter in der Ozeanografie tätig sein.

Speaker 3:

Genau, wahrscheinlich werde ich etwas näher Richtung antarktischem Eichelf mich bewegen. Also, vielleicht habe ich demnächst auch ein Modell, was das besser abbilden kann.

Speaker 1:

Spannend Arvid, was für eine Erfolgsgeschichte.

Speaker 2:

Ja, das ist wirklich toll. Das hat mich auch, wie ich das gehört habe, unheimlich gefreut. Ich habe es ja vorhin schon erwähnt. Wenn man sich dann dreimal durchführen aus bekannten Gründen, und dann hatte sich das Konzept so ein bisschen, ich will fast sagen, so ein bisschen abgenutzt. Das lag nicht an den Teilnehmern, sondern einfach auch so an der Wahrnehmung, und wir haben überlegt, also, wie man das vielleicht noch ein bisschen breiter streuen könnten. Und ich weiß nicht, ob du das gesehen hast, christina, aber wir haben jetzt so ein neues Projekt, das nennt sich For Wildlife Expedition Ozean, und das machen wir zusammen mit einem Verein, nepada in Hamburg, ein gemeinnütziger Verein, und da machen wir so E-Learning-Plattformen für Jugendliche, aber eben auch für Lehrkräfte, und da sind wir jetzt dabei, das aufzubauen. Und ja, wenn du mal Lust und Zeit hast, da vielleicht nach deiner Rückkehr irgendwie mal auch eine Expertise damit einzubringen, würde mich das unheimlich freuen, weil auch das geschieht natürlich alles wieder ehrenamtlich, und wir wollen eben sehen, dass man junge Leute dort trifft, wo sie sich aufhalten.

Speaker 2:

Eben gerade auch wollen wir sagen, bei den neuen Medien, und da brauchen wir eigentlich immer Hilfe und Unterstützung. Also kannst ja mal irgendwann nicht jetzt vor deinen Reißer, aber wenn du irgendwann wieder zurück bist, dann sind wir vielleicht auch ein Stück weiter da mal reingucken. Also ich finde das jedenfalls ganz toll, dass du so eine Karriere jetzt gemacht hast und da auf einem australischen Forschungseisbrecher zwei Monate mit unterwegs bist. Das muss man ja auch mal so sehen. Da hat nicht jeder Zugang zu, und insofern meinen ganz herzlichen Glückwunsch auch dazu, dass es dir gelungen ist, da wirklich so eine Anerkennung zu finden und wirklich da auch deine Arbeit weiter fortführen zu können.

Speaker 3:

Ja, vielen Dank und danke für das Angebot, arvid. Ich denke, wir werden auch an Bord mehrere kleine Videos drehen, die darauf ausgelegt sind, schülern zu erklären, wie genau wir verschiedene Dinge messen an Bord. Die werden wahrscheinlich alle über YouTube verfügbar sein. Also, natürlich wird das alles in Englisch sein, aber das ist nun mal die Sprache der Wissenschaft und wahrscheinlich auch kein Problem für Oberstufenschüler. Vielleicht kann man da ja irgendwie zusammenarbeiten.

Speaker 2:

Ja, sehr gerne. Also gib einfach mal ein Liebeszeichen, wir sind unterwegs, wir wollen dich da auch nicht nerven, wenn du da unterwegs bist. Also wir würden uns freuen über jede Nachricht, über jede Botschaft Können wir gerne auch verlinken und weitergeben. Also es ist ganz toll, weil ich glaube, du gibst da irgendwie so ein Beispiel ab, was unheimlich positiv ist, und insofern würden wir uns sehr freuen, wenn du da den Kontakt hältst.

Speaker 1:

Christina, danke, dass du das heute hier mit uns geteilt hast. Also, das ist ja für alle eine total inspirierende Geschichte. Ja, bitteschön Gut, es ist 9.37 Uhr morgens in Deutschland. Bei dir ist es 19.37 Uhr, oder wie spät ist es?

Speaker 3:

Genau, bei mir ist es gerade 19.37 Uhr. Aber Uhrzeiten werden für mich demnächst sowieso keine große Rolle mehr spielen. Wir arbeiten in 12-Stunden-Schichten an Bord. Die gehen normalerweise von Mitternacht bis Mittag oder Mittag bis Mitternacht, sieben Tage die Woche. Somit muss ich mich eh an eine neue Zeitrechnung gewöhnen.

Speaker 1:

Was für ein spannendes Detail. Danke dir Ganz liebe Grüße nach Australien. Danke dir Christina. Danke dir Arvid.

Speaker 2:

Alles Gute, christina. Danke dir Arvid. Alles Gute Christina, gute Reise und ich freue mich von dir zu hören.

Speaker 3:

Danke.

Speaker 1:

Schöne Grüße zurück.

Speaker 2:

Danke, Bärbel.

Speaker 1:

Tschüss und danke euch allen die uns hier immer so treu folgt Tschüss, tschüss. Das war Expedition Ocean Change, ein Podcast von Arvid Fuchs und Bärbel Feening, produziert von Bärbel Feening.

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