BIM & Bier

BIM und Nachhaltigkeit

Formitas AG Season 1 Episode 10

Wie macht BIM Bauen nachhaltiger? Und was können wir konkret im Projekt dafür tun? Diesen Fragen widmet sich das BIM & Bier-Podcast-Team gemeinsam mit Prof. Niels Bartels von der TH Köln. Das Bier: Santas Hoppy Helpers. 

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Danke fürs Zuhören!

“Digitalisierung im Bauwesen ist, glaube ich, eine Schlüssel für die Zukunft. Insbesondere wenn wir jetzt an Nachhaltigkeit denken, denn wir müssen als Branche uns bewegen. Also 36 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes passieren durchs Bauen und Digitalisierung ist ein Schlüssel dafür, wie wir das Ganze optimieren können.

Und das ist so eine zukünftige Aufgabe und für zukünftige Nationen extrem wichtig.

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von BIM & Bier. Unser Thema heute BIM und Nachhaltigkeit. Wir haben euch ein Sack voll Themen mitgebracht und wir haben zwei Gäste dabei.

Ich bin euer Host, Falk Wagner, und dabei heute unser Formitas Kollege und Nachhaltigkeitsenthusiast, Jan-Philipp Mertens. Und als Special Guest haben wir heute Professor Niels Bartels von der TH Köln eingeladen. Hallo Niels.

Hallo zusammen.”

“Um ins Thema reinzukommen, vielleicht stellt ihr beiden euch mal kurz vor. Jan-Philipp, vielleicht machst du den Anfang und erzähl uns kurz mal ein bisschen, warum dich denn Nachhaltigkeit so enthusiastisch stimmt.

Ja, ich bin Jan-Philipp und seit Anfang des Jahres bei der Formitas lebe für die Digitalisierung im Bauwesen. Ich beschäftige mich auch privat sehr mit dem Thema Nachhaltigkeit. Da wir vor allem im Bauwesen für so viel verantwortlich sind, im CO2-Rollstoß, brenne ich dafür und will so ein bisschen die beiden Welten miteinander verbinden.

Die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit. Und ich sehe große Chancen von BIM und Nachhaltigkeit und bin deswegen gespannt auf das Gespräch heute.

Da bin ich auch darauf gespannt und damit wir noch gespannter sein können.”

“Ich bin seit dem 01.08. Professor für Digitales Planen und Bauen an der Technischen Hochschule Köln und beschäftige mich eigentlich schon seit einigen Jahren mit der Zeit Digitalisierung, vor allem mit dem Thema Building Information Modeling natürlich und habe darüber auch mal eine Promotion geschrieben an der Technischen Universität in Dresden. Und in letzter Zeit kam immer mehr auch dieses Thema Nachhaltigkeit mit in die Betrachtungsweisen und in die Forschung und Praxis mit rein.

Das ist einfach ein Thema, das uns ja umtreibt. Also wenn wir uns gerade angucken, was in der Welt passiert, wir haben ja den Sommer erlebt mit über 40 Grad. Wir erleben gerade Überflutungen auf der Welt.

Und wie Herrn Philipp ja schon gesagt hatte, wir sind einfach als Baubranche für einen Großteil der CO2-Emissionen weltweit auch verantwortlich. Das ist ein total wichtiges Thema für uns alle, was uns alle auch bewegen muss, was uns als Branche auch treiben muss. Ich glaube, diese Verknüpfung zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung ist halt ein Schlüssel, wie wir uns im Ganzen nähern können und wie wir einfach die Reduktion auch der CO2-Emissionen im Bauen kriegen.”

“Und da gibt es ganz, ganz viele verschiedene Schlüssel. Und ich freue mich darüber, mit euch heute zu sprechen.

Ja, wir uns auch. Und das hört sich jetzt schon richtig spannend an. Also ich finde es auch ein richtig cooles Thema.

Und was ich interessant finde, es geht jetzt nicht um so das Passwort Nachhaltigkeit, sondern tatsächlich ums Doing. Also wie können wir das denn jetzt machen? Aber bevor wir das machen, müssen wir natürlich unser Bier probieren.

Da haben wir heute und dafür muss der Zuhörer wissen, dass wir am Nikolaustag aufnehmen, am 6. Dezember. Deswegen haben wir natürlich passend ein Bier ausgewählt von der Brauerei Miekela.

Oder keine Ahnung, wie es ausgesprochen wird, das ist Dänisch. Und der Name der Brauerei setzt sich aus den beiden Gründern zusammen. Miekela Borg-Bjergse und Christian Clarob Keller.

Man hört direkt, wie der Name zusammengesetzt ist. Das Besondere ist, die beiden sind gar keine Bierbrauer, sondern der eine war Schullehrer und der andere war Journalist. Oder vielleicht sind sie es auch noch.”

“Auf jeden Fall haben sie eine Mikrobrauerei eröffnet, schon ein paar Jahre her. Und die ist aber heute immer noch bekannt dafür, dass sie eigentlich maximal viele verschiedene Briehe braut. Die haben bis heute wohl so um die 2000 verschiedene Biere gebraut, mit unterschiedlichen Styles.

Die haben auch schon Biere für irgendwelche Michelin-Restaurants speziell gebraut. Also die bauen immer in sehr kleinen Batches, also in kleinen Mengen. Und das Interessante da obendrauf quasi noch ist, dass sie von dem gleichen Bier verschiedene Varianten brauen.

Und deswegen haben wir uns heute mitgebracht, Santas Hoppy Helpers 2022. Daran merkt man schon, okay, es sind Jahresjahrgänge offensichtlich. Die Dose, es ist eine Dose, in der das abgefüllt wurde, kommt daher mit dem Weihnachtsmann und seinen Helfern.

Und die haben alle eine Hopfendolle in der Hand. Wenn man das Ganze nun öffnet und probiert, kommen einem direkt so Assoziationen an IPAs, also IPAs. In dem Fall ist es ein West Coast IPA in dem Kopf.”

“Da sind Hopfen wie Cascade, Citennial und Simcoe drin. Es ist in der Farbe eher eine dunkle, eher Bernsteinfarbe, malt sich daher und herab und ist vor allen Dingen relativ bitter im Abgang, prickelt aber dann vorn heraus auf der Zunge und kommt jetzt mit 6% Alkohol. Der Ibo-Wert ist unklar, ich würde ihn auf um die 60 schätzen.

Also es ist schon bitter für den Einsteiger, für den geübten IPA-Trinker ist das völlig okay, das Level. Prost! Das prickelt aber auf der Zunge und ist bitter im Abgang.

Das stimmt, ein bisschen anders als Kölsch, muss man auch alle jeweils sagen. Dann ist es doch ein bisschen bitterer, auf jeden Fall.

Okay, Hauptsache es schmeckt noch grundsätzlich, das wäre die Hauptsache. Damit hätten wir den Bier-Teil. Komme vielleicht zu der Frage, wie haben wir denn die Niels kennengelernt?”

“Und zwar gab es eine Veranstaltung noch gar nicht so lange her. Also wir kennen den Niels, glaube ich, schon länger von der Formitas, aber warum wir noch mal zusammengekommen sind, war das Thema des BIMnext-Forums 2022 von der Bildingsmart Deutschland Regionalgruppe Rheinland. Ich hoffe, das habe ich jetzt richtig vorgetragen.

Und auf dieser Veranstaltung ging es genau darum, nämlich um BIM und Nachhaltigkeit. Und da hat der Niels unter anderem die Frage gestellt, ist Nachhaltigkeit die neue Digitalisierung? Und ich gebe die Frage nochmal an dich weiter, Niels.

Kannst du dazu, kann man das so einfach beantworten?

Ich glaube, die Frage kannst du gar nicht so einfach beantworten, weil viele verschiedene Punkte damit reinspielen. Also wir hatten ja vor ein paar Jahren, war ja Digitalisierung das Schlagwort schlechthin im Bauen. Und das haben wir alle mitbekommen.”

“Es ging in Richtung Building Information Modeling, wirklich der Verknüpfung. Die Digitalisierung an der kompletten Branche, wo auch immer gesagt wurde, bauen würde da extrem hinterher hinken. Und wir wollten einfach mit Push in das Thema rein.

Und jetzt hat uns so in den letzten, ja letzten Zeit einfach dieses Thema Nachhaltigkeit, glaube ich, noch sehr, sehr stark eingeholt. Wir werden denken, neue Baumaterialien, neue Verfahren zum Bauen, Gebäudeökobilanzen, auch die CO2-Preissteuerung. Wir haben jetzt natürlich auch die Energiekrise, wo das ganze Thema nochmal an Fahrt gewonnen hat.

Dann ist das gerade das beherrschende Thema. Und auch zu Recht, muss man eigentlicherweise sagen, weil wir als Baubranche auch einen Auftrag haben, nachfolgenden Generationen eine dementswerte Welt zu hinterlassen. Und da müssen wir auch mit dran arbeiten.

Ich würde nicht sagen, dass es die neue Digitalisierung zwingt. Es ist beides ein Thema, die extrem wichtig sind. Und das eine steht mal mehr im Fokus als das andere.”

“Aber beides müssen wir betrachten am Ende, um erfolgreich zu werden als Branche. Die Frage war natürlich so ein bisschen provokativ gestellt dann auch auf dem BIMnext-Forum. Aber ich glaube, Nachhaltigkeit ist ein ganz wesentlicher Faktor, den wir betrachten müssen, genauso wie Digitalisierung.

Deswegen sollten beide im Gleichklang auch betrachtet werden.

Ja, also sind auf jeden Fall beides Themen, die uns vor allen Dingen, vor allen Dingen dieser Gedanke der nachfolgenden Generationen, ist natürlich das, was das Ganze antreibt. Also wir bauen ja nicht für ein paar Tage und wir bauen kein Auto für ein paar Jahre, sondern wirklich Gebäude, die im Optimalfall vielleicht sogar über Jahrhunderte bestehen. Da muss man natürlich ganz anders mit umgehen.

Jetzt treffen wir ja im Kontext von BIM eigentlich auf einen Markt, der das Gefühl hat, dass der gerade erst anfängt mit BIM. Also wir, die sich schon länger damit beschäftigen, sagen, wir sind doch schon voll weit, wir können doch jetzt mal das nächste machen. Aber die meisten sind ja doch eher an dem Punkt, dass sie sagen, jetzt haben wir es gerade gemacht, jetzt haben wir es gerade verstanden.”

“Und jetzt kommen wir um die Ecke und sagen, ja, jetzt sollen wir es aber auch nachhaltig machen. Also wie ist so euer Gedankenbild dazu? Vielleicht mal Jan-Philipp.

Also glaubst du, das ist jetzt so ein riesen Change im Doing quasi? Oder ist es eher ein Change darin, wie wir bauen? Also wie wir es dann tatsächlich machen?

Ja, ich finde, ich finde das eine super spannende Frage. Oder genau in dem Kontext einmal BIM zu betrachten, einmal Nachhaltigkeit zu betrachten. Ich glaube, auch Nachhaltigkeit wird genauso betrachtet wie BIM, dass wir sagen, okay, wir bauen jetzt nachhaltig.

Und das haben wir jetzt gerade gemacht, genauso wie man vor ein paar Jahren die ersten Kunden, die ersten Unternehmen angefangen haben mit BIM. Und jetzt ist die Frage, was ich so spannend finde, zu sagen, warum verbindet man nicht beides und zieht die positiven Seiten vom Bein heraus?”

“Ich glaube, diese Verbindung, die du gerade ansprichst, ist total wichtig. Weil, ich hatte es ja gerade schon gesagt, beides geht Hand in Hand. Und wir brauchen einfach Daten, um nachhaltiger zu werden.

Ich möchte gerade ein Beispiel nochmal geben. Wir reden ja immer viel über Planung und Ausführung. Aber wenn wir uns mal die Zahlen angucken, da gibt es ja die entsprechenden Statistiken.

Planung und Ausführung sind ungefähr 20 Prozent des gesamten Energiebedarfs eines Gebäudes oder des Lebenszykluskosten eines Gebäudes. Und 80 Prozent entstehen wirklich im Betrieb. Und der Betrieb ist damit eine total wichtige Phase.

Und wenn wir über Nachhaltigkeit denken, dann denken wir in ganz vielen verschiedenen Dimensionen auch über Nachhaltigkeit. Und wir müssen auch den Betrieb betrachten. Und dafür sind Daten eine extrem wichtige Grundlage.”

“Wir brauchen für das FM valide Daten. Wir brauchen auch, wenn wir in Richtung intelligenter Gebäude gehen, die dann auch Energie einsparen, valide Daten. Und da ist BIM ein ganz, ganz wichtiger Faktor, um auf eine Eingangsfrage zurückzukommen, weil wir müssen die Leute da mitnehmen.

Das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Also wir dürfen jetzt nicht sagen, wir haben die Weisheit mit Löffeln gefressen und ihr müsst das alle irgendwie ausführen und irgendwie Daten reinkriegen, sondern ich glaube, dieser Prozess, Daten auch in ein Modell dann zu integrieren, da müssen wir ganz, ganz viele Menschen mitnehmen. Wir müssen die Planer mitnehmen, wir müssen die Ausführende mitnehmen, wir müssen die Betreiber mitnehmen, wir müssen Kunden oder Bauherren mitnehmen.

Und ich glaube, das ist der total wichtige Aspekt, mit allen zusammen im Kontakt zu bleiben und die dazu zu bringen, auch Daten über den Lebenszyklus zu verlegen.”

“Genau, also ich finde das auch, was du gesagt hast, Niels, spannend, weil, also ich glaube, die meisten haben erkannt, dass das BIM die Produktivität erhöht, Nachhaltigkeit auch sehr wichtig ist. Was aber wenige, finde ich, erkannt haben, ist die Vorteile von BIM im Nachhaltigkeitsnachwert. Ob das jetzt im Betrieb ist oder in der Planung und in der Ausführung, muss man wahrscheinlich getrennt betrachten, weil es dann da unterschiedliche Aspekte gibt, wie man das Ganze angeht oder wie man BIM nutzt für die Nachhaltigkeit.

Aber ich glaube, da ist die Wichtigkeit zu sensibilisieren, eben ich verbinde die beiden Sachen und betrachte sie nicht separat.

Also bei der BIM-Thematik ist es ja eigentlich so, nach meinem Verständnis, dass der Prozess ist ja sehr von hinten gedacht. Ich fange vom Ergebnis an zu denken. Ich stelle ein AIA und so weiter auf, um praktisch zu sagen, okay, was stecke ich vorne rein, damit ich dann am Ende die und die Daten habe, damit ich die und die Funktionen bespielen kann, meine FM damit fahren kann und so weiter.”

“Wenn wir über das Nachhaltigkeitsthema im Kontext bringen, nachdenken, ist dieses, was wollen wir da hinten eigentlich haben, ja im Augenblick nur zum Teil geklärt. Also wir wissen ja eigentlich gar nicht, was haben wir noch für Möglichkeiten in der Zukunft. Jetzt ist es aber ja auch nicht nachhaltig zu sagen, ich stopfe einfach mal alle Daten vorne rein, irgendwas werde ich schon hinten damit machen können.

Also Niels, du hast ja auch die Frage mal formuliert, ob wir auf Standards warten sollen oder ob wir einfach mal loslegen sollen. Also wie würdest du dieses Thema betrachten? Also müssen wir jetzt erst klären, was wir genau hinten haben wollen, damit wir das überhaupt mal starten können?

Ich glaube, ja, wir sollten ein paar Dinge klären. Die müssten wir aber auch projektspezifisch mal klären. Also was wollen wir am Ende eines Projektes damit erreichen?

Wir haben ja schon viele Möglichkeiten, die es gibt. Das beschreiben wir auch ganz gut in einer Veröffentlichung, die wir gemacht haben, wo auch drin steht, was kann ich alles aus BIM rausziehen? Also Gebäude, Ökobilanzen kann ich rausziehen.”

“Ich kann Simulationen fahren. Ich kann entsprechend Lifecycle-Costing auch machen, also die Lebenszykluskostenbetrachtung. Und das sind einfach Themen, die ich auch schon genau beschreiben kann.

Und das muss ich auch tun. Und da muss ich auch am Anfang sagen, so was will ich in dem Projekt wirklich umsetzen. Auf Standards warten.

Wir brauchen Standards, ohne Frage. Das ist ein ganz, ganz wichtiges Thema, vor allem wenn wir über Open BIM nachdenken. Wir brauchen Standards wie IFC, dass wir zwischen den verschiedenen Software-Systemen auch Daten austauschen können und offen austauschen können.”

“Ich glaube, wir müssen aber in vielen Projekten auch einfach mal was machen und einfach mal ausprobieren und gucken, was kommt da raus, ob es jetzt über Forschungsprojekte ist oder ob es einfach mal in der Praxis ist, weil darüber lernen wir. Und wenn wir diese Ergebnisse dann auch wieder teilen und anderen auch zur Verfügung stellen und zu sagen, hey, guck mal hier, wir haben mal so ein Projekt umgesetzt, über die Stolpersteine sind wir gefallen, dann müssen wir es nicht in jedem Ingenieurbüro oder in jedem Unternehmen neu machen, sondern wir können dann einfach offen und ehrlich auch darüber kommunizieren. Und ich glaube, deswegen auch mal diese Aussage, vielleicht an einem Punkt auch einfach mal machen, ausprobieren und das erlernte dann auch miteinander mal teilen.

& NIL BIR Das ist wahrscheinlich der Hauptpunkt. Also das Miteinander das machen, weil auch Standards funktionieren nur zusammen, kann man nicht für sich alleine machen. Es gibt ja so Modelle, die vielleicht auch dann für den einen oder anderen Investor interessant wären.”

“Das sind ja häufig die, die eigentlich am wenigsten Interesse an Änderungen haben. Und zwar die im Kontext Nachhaltigkeit und BIM, also sprich datengetriebene Planung und Leasing-Modellen. Und zwar Bauteil bezogenen Leasing-Modellen.

Also ich weiß, in den Niederlanden ist das schon keine gängige Praxis, würde ich jetzt nicht sagen. Aber es wird schon immer wieder gemacht, dass in Gebäuden die Bauteile nicht gekauft werden und eingebaut werden, sondern tatsächlich nur geleast werden. Sprich, es gibt eine feste Ablaufzeit.

Wann wird das eigentlich wieder zurückgegeben? Und es wird im Prinzip schon eine vermutete Nachnutzung geplant. Ist das, ist das too much?

Also wäre das so das Maximalmodell? Ja komm, wir planen schon mal komplett, wie wir das ganze Gebäude danach wieder nachnutzen.

Ich glaube, da müssen wir aber differenzieren so ein bisschen. Also es gibt einerseits dieses Thema SSService Modelle. Product SSService, Platform SSService, Software SSService, was auch immer, das kommt ja aus diesem ganzen IT-Bereich getrieben.”

“Und es gibt ja auch mehr und mehr Ideen, wie es in Richtung Product SSService geht. Dass ich sage, ich kaufe mir nicht mehr die Wärmepumpe, sondern ich nutze die SSService, also mit Wartung und allem Inklusive. Und das ist ein Modell, wo man natürlich klar überlegen muss, wie lange halte ich ein Gebäude, was bringt es mir und wo kann ich dann entsprechend optimieren, dadurch, dass ich das Ganze mache.

Und dann glaube ich, der Punkt, der in Richtung Nachhaltigkeit geht, ist zu sagen, ich weiß, was in meinem Gebäude verbaut ist, welche Materialien das sind, also wirklich dieser Gebäudepass. Und kann das entsprechend, wenn ich dann zurückbaue, wieder recyceln, ob es dann der Beton ist, den ich wieder als Recyclingbeton verwende, der Stahl, den ich wieder als Airstahl verwende und so weiter. Oder ob ich das Cradle-to-Cradle-Prinzip sogar im Coupal-Exhalons anwende und sage, ich baue mir Fenster aus und baue sie wieder woanders ein.”

“Wobei ich auch da natürlich wissen muss, was passiert in 25 Jahren? Kann ich das Fenster genauso wieder einbauen wie jetzt? Wenn ich mir die Fenster von vor 25 Jahren einbaue, dann glaube ich nicht, dass wir die 1 zu 1 wieder so einbauen können.

Das ist ein bisschen abcyceln. Aber das sind einfach so Punkte, die dann in so einem digitalen Gebäudepass wieder rein gehören müssen, dass ich die, das fand ich auch so schön auf der BIMnext, wo das ja auch vorgestellt, die urbane Mine, dass ich wirklich so urbane Mine habe und das Material wieder da rausnehmen kann und nicht wieder aus der Erde nehmen muss, sondern ich genau weiß, wenn ich jetzt die Baustelle im Kölner Süden habe und ich reiße in der Nähe im Kölner Süden ein Gebäude ab, dass ich dann weiß, ich kann auf die Materialien zugreifen und die vielleicht für meine Baustelle verwenden und habe dann nicht mehr diese ganzen Wege dazwischen, sondern habe eben über die digitalen Gebäude passen, die ganzen Dinge direkt vorliegen. Also ich glaube, da müssen wir so ein bisschen unterscheiden, in welche Richtung das geht.

“Das ist ja so ein Lifecycle-Costing-Thema, glaube ich, und das andere wirklich in Richtung urbane Mine.

Ja, also ich habe so dran gedacht, was könnte ein Anreiz sein für jemand, der so ein Bauthema vielleicht völlig kostengetrieben sieht, für den es gar nicht so sehr um das Gebäude an sich geht, sondern eigentlich darum, das ist ein Investitionsobjekt und möchte da möglichst viel Gewinn draus ziehen, muss er irgendwelche Anreize schaffen, dass er diesen Weg mitgräht. So und das kann halt ein Anreiz sagen, zu sagen, guck mal, du musst das Gebäude gar nicht komplett bezahlen, du liest nur die Bauteile und kannst sagen, okay, nach 20 Jahren gebe ich das Ding wieder ab und ich habe eigentlich nur diesen Kosten gehabt und habe vielleicht ein anderes Finanzierungsmodell. Du hast ja eben von dem Gebäude-Steckbrief gesprochen.

Das ist ja so ein bisschen die Idee, was heißt so ein bisschen Idee? Das ist die Idee, praktisch theoretisch, materialtechnisch alles über das Gebäude zu wissen. Und das aber ja über wirklich lange Zeit.”

“Also wenn man heute noch versucht, Datenträger einzulesen, die vor 30 Jahren erstellt wurden, ist eher schwierig. Kennst du schon ein Modell, das praktisch diesen Gedanken vollführt und sagt, wie können wir die Daten, die wir da heute erzeugen, in Form eines Gebäudepasses usw. so generieren, so ablegen, dass wir die auch in 30 Jahren sehr wahrscheinlich noch nutzen werden können?

Das ist die spannende Frage und die haben wir auch schon an vielen Punkten diskutiert. Du hast wahrscheinlich kein Diskettenlaufwerk mehr. Das war ja nicht so lange her, dass du noch die Diskette reingeschoben hast.

Ich habe auch kein CD-Laufwerk mehr.

Wenn ich mir das so angucke, ich habe nur noch USB-C in meinem Rechner. Das ist eine Entwicklung, die immer rasanter wird, wo wir natürlich jetzt darauf achten müssen, diese ganzen Cloud-Strukturen, die wir haben. Im Prinzip liegt ja gefühlt alles in der Cloud.”

“Wenn man sich mal den Datenspeicher von Cloud-Diensten anguckt und die Daten, die generiert werden, das ist ja eine exponentielle Kurve. Das ist einfach Wahnsinn, was da an Daten generiert wird. Ich glaube, wenn du auf solche offenen Systeme gehst, auf Cloud-Systeme, auf Combined-Environments, dass das, glaube ich, eine Möglichkeit, die zukunftsfähig ist, weil sich da auch Daten weiterentwickeln können.

Wir können ja nicht in die Glaskugel gucken, was in 30 Jahren für Datenformate sind, ob es dann ein EFC ist, ob es namhafte Softwarehersteller sind. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, ich glaube, das weiß keiner. Vielleicht kommt auch was ganz Neues um die Ecke, wie wir über Hologramme uns vielleicht die Daten schicken.

Das wird auch ein spannendes Thema sein. Genau, oder wahrscheinlich sind das dann einfach so, wie wir damals 3.5 diskette A, wo ja ein gefühlter Word-Dokument draufgepasst hat. Vielleicht ist dann einfach der Speicherplatz, den wir jetzt als gigantisch groß ansehen, so winzig klein, dass wir das total einfach öffnen können.”

“Also ich glaube, dieses cloudbasierte Thema ist ein ganz großes Datenformate dann auch darüber zu speichern. Datenträger, die sind ja so schnell irgendwie wieder verschwunden. Das ist glaube ich im Moment ein bisschen schwierig.

Also Datenträger werden es wahrscheinlich nicht mehr sein. Das kann man jetzt schon sagen. Aber wie die Daten dann und wer sie hostet, wer hat die Daten bezahlt auch dafür, das werden so die technischen Fragen bei der ganzen Thematik sein.

Ist es denn so, dass das Thema Gebäudepass, Jan-Philipp, schon ein Thema in Projekten ist? Also klar, also als Thema, das es mal erwähnt wird. Aber macht es schon wirklich einer aus deiner Sicht?

Also jetzt ein Thema Gebäudepass noch nicht bei uns, aber ich weiß, dass es ein Thema ist. Und eine Frage, die ich an Niels hätte, ist, es gibt da durchaus Ansätze, die dann auch wieder nicht modellbasiert sind. Also dass dann Unternehmen einen Materialkataster erstellen, auf Basis von den Planunterlagen oder andere Unternehmen, die dann diesen Materialkataster modellbasiert erstellen.”

“Wie ist da eure Erfahrung? Also kann man da ja heute schon erkennen, dass es da einen wesentlichen Vorteil gibt, wenn man das aus dem Modell herauszieht? Oder sind da andere Unternehmen schon im Workflow dann trotzdem so, dass sie dann einen Materialkataster abbilden können ohne ein Modell?

Ja, du kannst natürlich viele Dinge ohne ein Modell abbilden. Also das ist ja relativ simpel. Da gibt es ja auch die verschiedenen Workflows, wo du sagst, ich ziehe mir das aus dem Modell raus, bilde es entsprechend ab und verarbeite es da und habe dann in meinem nativen Format die entsprechenden Ergebnisse und das entsprechend abgelegt.”

“Ich finde halt das Modell einfach charmant, wollte ich ehrlicherweise sagen, weil du damit mit einem digitalen Gebäudemodell einen gesammelten Informationsstand hast, den du viel, viel besser zusammenfügen kannst oder auch verschiedene Dinge daraus rausziehen kannst. Und wenn du es daran andockst, ist es, glaube ich, wesentlich schöner und einfacher händelbar, als wenn du es jedes Mal in eine eigene Software machst und dann in ein eigenes Produkt wieder gießt sozusagen. Und da sind auch die Workflows natürlich dann, wenn du sie einmal etabliert hast, auch entsprechend einfacher, beschätze ich mal.

Wir müssen aber natürlich auch beachten, was ist so die Zukunft und wo geht die Reise hin. Und ich glaube, wir werden mehr und mehr in dieses digitale Gebäudemodell, was wirklich als einzige wahre Informationsquelle sozusagen dient, gehen und das auch immer weiter fortführen über den Lebenszyklus. Und dass du dann sagst, ich reiche es mit weiteren Daten an, ich reiche es mit Live-Daten an, ich reiche es mit Facility-Management-Daten an, ich reiche es mit Nachhaltigkeitsdaten über den Lebenszyklus an.”

“Und wenn wir das dann nämlich weiter denken und sagen, wir gehen in das digitale Gebäudemodell am Ende rein und behalten es auch da drin, dann können wir natürlich auch für zukünftige Bauprojekte diese Daten nutzen. Das heißt, ich kann hingehen und sagen, guck mal hier, ich habe im gesamten Lebenszyklus mal die Nachhaltigkeitsfaktoren erfasst, nicht nur, was für Materialien verbaut sind, sondern wie performt auch meine Wärmepumpe, wie performt meine Lüftungsanlage, wie sind auch die Nutzer eingebunden. Und kann die Daten dann natürlich wieder zurück spielen und für die nächste Grundlagenermittlung, für mein neues Gebäude nutzen, was ich dann entsprechend baue.

Und deswegen bietet da das digitale Gebäudemodell eine entsprechende Chance, wenn ich da die Daten zusammenführe und zusammenfasse.”

“Das ist wahrscheinlich der zentralste Punkt. Also gar nicht dieses, wie archiviere ich Daten und bringe sie auf einen Punkt und dann halte ich sie fest, sie bleiben so, sondern quasi im Planungsprozess, im Bauprozess die Grundlage erstellen, auf der das digitale Modell dann genauso weiter altert, quasi genau wie das echte Modell, also wie das echte Gebäude, also sich weiter verändert, seine Nutzung verändert. Weil man kann ja gar nicht sagen, wenn ich jetzt, selbst wenn ich ein S-Bild Modell habe, wovon wir jetzt nach heutigem Standard ausgehen, dann bringt mir das ja eigentlich nur dann was, wenn jemand hinterher trotzdem noch weiter da reinschreibt.

Also sprich, wenn einer eine Wand rausbricht, das muss dann irgendwann auch in diesem Modell erscheinen.”

“So ein Gebäude lebt ja auch ein Lebenszyklus. Das ist ein Lebenszyklus von je nach Gebäude, die 50, 80, 100 Jahre. Und wenn dann das Facility Management eine Wartung durchführt, vielleicht auch eine Wand rausbreißen, eine Trockenbohrwand, du machst nur auf eine Fläche draus, dann der nächste Dienstleister reinkommt und das alte Gebäudemodell, das S-Bild-Modell hat, was damals übergeben wurde zum Start der Bewirtschaftung, dann bringt dir das jetzt wenig.

Deswegen musst du wirklich hinkommen in S-operated und am Ende auch in wirklichen Zwillingen, wo alle Live-Daten drin sind. Wobei über den Begriff digital Zwillingen kann man sich auch lange streiten, was es genau ist.

Auch bei Zwillingen ist ja nicht so, dass sie eins zu eins dasselbe sind wie der andere.

Das stimmt. Immer Unterschiede.”

“Ich frage mich, gibt es eine Unterschiedung zwischen wie ich jetzt das Datenmodell aufbereite, nutze in der ersten Phase, also im Planen und Bauen und im Betrieb und was ich dann im Hinblick auf die Nachhaltigkeit machen kann. Ich stelle mir vor, wenn ich jetzt zum Beispiel die Nachhaltigkeitsanalysen fahren möchte in der Planungsphase, um da wirklich was zu bewegen, muss ich das halt zu den einzelnen Leistungsphasen im BIM-Modell abbilden können.

Genau, also du hast ja auch unterschiedliche Anwendungsfälle, sozusagen. Wenn du in der frühen Planungsphase bist, dann willst du natürlich Simulationen fahren, um zu sagen, wie wirkt sich zum Beispiel der Einbau von einer größeren Dämmung auf den Lebenszyklus aus? Bringt es mir was oder spare ich damit gar nicht so viel CO2 oder Kosten ein, wie ich dann eben nutzen möchte?”

“Oder nehme ich vielleicht den Wärmerzeuger A statt oder den Wärmerzeuger B und das wäre so ein Thema, was eher eine Planung ist? In der Bewirtschaftung willst du ja das große Gesamtmodell sozusagen weiter nutzen, um darüber Analysen zu fahren und zu sagen, wie performt mein Gebäude in der Bewirtschaftung und wo kann ich das optimieren? Das sind ja zwei komplett unterschiedliche Dinge.

Bei dem einen brauchst du noch viel, viel mehr Daten und andere Daten als in der frühen Planungsphase, wo du natürlich sehr rudimentäre Daten hast. Und das ist ja diese Datenanreicherung, die wir brauchen, die wir im Lebenszyklus brauchen. Dass du das Gebäudemodell auch fortschreibst und nicht einfach sagst, ich hab eben ein Gebäudemodell übergeben, liebes FM und das ist wie bei den 30 Aktenorten, die bei einer klassischen Bauabnahme passieren, die dann einfach im Schrank liegen und vor sich hin stauben.

Dann bringt mir das Digitale auch ehrlicherweise gar nichts.”

“Total. Ich hab noch ein Thema auf der Zunge, irgendwie das Thema Datendemokratisierung, hast du auch mal von gesprochen. Ist das für dich die Thematik Open BIM zum Beispiel?

Also geht es für dich darum, dass datendemokratisch, also für alle gleichermaßen zugänglich sind?

Datendemokratisierung ist ja so ein Begriff, dass du sagst, wir können Daten für andere nutzbar machen. Und das fängt klassischerweise im Unternehmen an, dass du sagst, wir haben ein Unternehmen, wo natürlich jeder irgendwie seine eigenen Gedanken hat, sein eigenes Metier hat, sein eigenes Fach, in dem er gut ist, ob es der TGA ist beim Bauen, oder der Bauingenieur oder vielleicht ein Data Scientist. Und Datendemokratisierung ist so ein Begriff, der daher kommt, dass wir sagen, alle Daten, die wir generieren, nutzen wir entsprechend dem gesamten Unternehmen und stellen sie allen zur Verfügung.

Dass jeder drauf zugreifen kann, mit seinem Blick mal drauf gucken kann. Und dann kommen ja total unterschiedliche Ideen bei Rausdun-Konzepte. Und darüber kannst du Information natürlich teilen.”

“Was ich schön fände, aus so einem Forschungsansatz heraus, natürlich zu sagen, aus verschiedenen Gebäuden kriegen wir Daten und führen die zusammen und können die entsprechend nutzen. Und dann zuschauen, wie wird es auch gegebenenfalls durch den Nutzer beeinflusst oder die Inneneinrichtung. Und dass daraus Ableitungen treffen können, die für zukünftige Bauprodukte dann einfach nochmal spannend und erscheinen sind.

Weil im Moment planen wir ja auf vorgegebenen Daten. Und ja, das wäre halt so ein Punkt, wo wir da Optimierungen nochmal erreichen können.

Können diese Datendemokratisierung dann nicht auch der Standardisierung helfen? Also ich stelle mir irgendwie so vor, ich habe ein kleines Haus, 300 Quadratmeter, und dann habe ich irgendwann ein Äquivalent von einem CO2-Ausstoß im Betrieb und vom Bau, was ich dann dadurch irgendwie erfahrungsgemäß rausrechnen kann. Ist sowas denkbar?”

“Sowas ist denkbar. Ich weiß nicht, ob es der Standardisierung hilft, aber ja, es wäre ein total schöner Punkt, wenn du darüber die Daten dann halt eben standardisieren kannst und sagst, wir haben eine Plattform, die wir bereitstellen, und da fließen die ganzen Daten rein.

Und wir sind leider schon wieder am Ende unserer Zeit. Ich glaube, wir hätten jetzt noch sehr lange weitermachen können. Es ist ein Riesenthema und es ist auch ein Thema, wo, glaube ich, sehr viele auch ihre private, persönliche Haltung reinbringen in das Thema BIM.

Wir wollen es alle zusammen machen und wir machen aber trotzdem heute erst mal Schluss. Vielen Dank, Niels, dass du deine Ansichten darüber mit uns geteilt hast. War sehr spannend, Jan-Philipp, super, dass du dabei warst.

Hast vor allem die richtigen Fragen gestellt und hat Spaß gemacht, mit euch den Podcast aufzunehmen. Bis zum nächsten Mal.”

“BIM & Bier ist eine Produktion der Formitas AG.

Unsere Musiktracks, New Front bei McKay Beats, Drop of Water in the Ocean bei Broke for Free.

Habt ihr Fragen, Feedback oder einen Themenvorschlag? Dann schreibt uns eine Mail an bimundbier at formitas.de und wir sehen uns dann bald wieder.”

Von BIM & Bier: BIM und Nachhaltigkeit, 13. Dez. 2022
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