.jpg)
BIM & Bier
BIM & Bier
BIM und Lifecycle
Was bedeutet LCA und EPD? Und wieso brauchen wir dafür BIM? Gemeinsam mit Benedikt Lösch von Saint Gobain steigen wir noch tiefer ins Thema Nachhaltigkeit ein. Das Bier: Val Dieu Triple.
Kontakt BIM & Bier
- Senden Sie uns eine E-Mail: bimundbier@formitas.de
- Bewerten Sie uns auf Spotify: https://spoti.fi/3zdVbus
- Folgen Sie Formitas auf Linkedin: https://www.linkedin.com/company/6420289
- Abonnieren Sie unsere monatlichen News: https://bit.ly/3N520nZ
Danke fürs Zuhören!
“Ich glaube, LCA, also Lifecycle Analyse, ist einer der Use Cases, die uns in der Zukunft beschäftigt und einer der wichtigsten, die nur mit BIM funktionieren kann.
Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von BIM & Bier. Ich bin euer Host Volk Wagner und heute spreche ich mit BIM und VR Experte Gere Toppe. Wer kennt ihn nicht?
Und als ganz besonderen Gast haben wir heute Benedikt Lösch dabei, als Head of Digital and Sustainable Construction bei Saint Gobain. Das kennen sich eigentlich einige. Und heute ist unser Thema BIM und Lifecycle.
Was sich dahinter versteckt, da sprechen wir heute noch drüber. Und ich würde sagen, ihr stellt euch kurz mal vor und wir fangen einfach mit Gerrit an.
Ich bin Gerrit. Ich habe hier schon ein paar Mal mit sabbeln dürfen und habe immer wieder Freude dran. Gerade so dieses Thema Digitalisierung.
Und wir das machen von Sachen eigentlich zusammenzuführen. Meistens sehr aus Erwarte heraus, dass es darum geht, irgendwas zu übersetzen. Also in Bild irgendwas, was sich ein Architekt überlegt hat, irgendwas, was sich ein Ingenieur überlegt hat.”
“Auch mal für jemanden, der keine Ingenieurs Ahnung hat, wiedergeben zu können, dass man auch darüber redet. Das Thema Lifecycle interessiert mich vor allem, aber eigentlich eher aus meinem vorherigen Werdegang als Produkt- und Möbeldesigner.
Weil natürlich das Thema Cradle to Cradle und insgesamt Lifecycle von Objekten genauso wichtig ist, wie das von Gebäuden, wo diese Objekte reinkommen. Von daher freue ich mich heute sehr, dabei sein zu dürfen.
Sehr schön.
Erstmal danke für die Einladung. Ja, ursprünglich eigentlich Architekt. Und bei Saint Gobain betreue ich das Thema digitale und nachhaltige Konstruktion.
Das heißt, das, was wir als Produkthersteller physisch herstellen, um da ein Häuser draus zu bauen, muss irgendwie auch mit digitalen Daten unterstützt werden, damit Planer, Architekten damit arbeiten können. Und das ist mein Bier, das bei Saint Gobain umzusetzen.”
“Sehr schöne Überleitung, danke dafür.
Okay, dann kommen wir vielleicht auch einfach zu dem Bier, was wir heute genießen dürfen. Und das war ja klar, wir haben in der letzten Folge schon über Nachhaltigkeit gesprochen. Heute gehen wir noch tiefer rein.
Deswegen musst du das Bier natürlich auch einem nachhaltigen Gedanken folgen. Wir haben heute von Valjeux das Triple im Angebot. Das ist ein belgisches Bier und das kommt direkt hier aus der Nähe vom Dreiländereck.
Also wir sitzen gerade in Aachen und direkt um die Ecke wird es gebraut. Und zwar in einer schönen Klosteranlage mit einer echten Brauerei. Warum sage ich das so?
Es ist heute sehr üblich, woanders brauen zu lassen, dem Ganzen nur ein Label zu geben. Das ist im Fall von Valjeux nicht so. Da wird tatsächlich in der ursprünglichen Klosteranlage gebraut.”
“Es ist eine sehr schöne Brauerei. Kann man auch tolle Führungen machen und man kommt sehr nah ran, was man in den großen Brauereien häufig nicht hat. Da ist alles sehr technisiert und da ist doch noch viel Handarbeit dabei.
Die Lage oder wie es zum Namen kommt, ursprünglich hieß das Ganze das Tal des Teufels. Dann sind die Zisterzienser-Mönche da hingegangen und haben das Tal fruchtbar gemacht. Dann hat man es also ungetauft in Tal Gottes, also übersetzt Valdieu.
Das Bier ist ein blondes, ungefiltertes Triple. Wer bergisches Bier kennt, weiß schon, Triple heißt viel Alkohol. Es ist eine Flaschengärung, die auf 9% kommt, was ja schon ganz gut ist.
Man weiß, es geht mehr. Es gibt auch ein Quadruple, zwar nicht von Valdieu. Aber ein Grand Cru gibt es noch und das hat noch ein bisschen mehr Alkohol.”
“Das kriegt man aber gar nicht so einfach, weil da wird nicht so oft gebraut. Apropos kriegt man nicht so einfach, die haben tatsächlich mal zu ihrem 800-jährigen Geburtstag, ja so lange gibt es das da schon, natürlich nicht die Brauerei, sondern das Kloster, eine Sonderedition, das ist 800er gemacht und das kann man auch nur sehr empfehlen. Das mal zu probieren, wenn man es dann kriegt, auch da heißt es, gibt es nicht so oft.
Das Triple ist jetzt vom Charakter her, hat wenig Bitterer, ist nur 20er Ibu, kommt sehr vollmündig rüber, würzig, malzig im Untermbau, also typisch wie man die belgischen Triple so kennt, aber ein sehr angenehmes, nettes Bier und dadurch, dass es jetzt so local ist, kommt es auch noch sehr nachhaltig darüber. Ich hoffe es schmeckt euch, aber wir haben es ja gerade erst auch gemacht.”
“Das Spannende ist, aber das war tatsächlich eine der wenigen Outings mit meinen Eltern während meiner Jugend, die ich genossen habe, weil ich wurde natürlich gelockt zu, lass mal irgendein Kloster direkt über die Grenze angucken gehen. Ich dachte mir, geil, schon wieder so ein Samstag komplett für nix und dann steht da einfach eine wunderschöne Anlage mit dann doch sehr aufgeschlossenen Menschen, die sehr viel über Bier erzählen können. Also das ist auf jeden Fall auch mal ein Besuch wert.
Ich hoffe, du warst nicht 6.
Nee, schon eher so 14, aber das ist ja kein einfaches Alter. Und auch wenn ich dann nicht viel hab trinken dürfen zu dem Zeitpunkt, weil 14 und nicht 16, durfte ich halt wenigstens trotzdem viel über Bier zu dem Zeitpunkt schon lernen. Das hat das Ganze auf jeden Fall interessanter gemacht als, lass uns mal eine alte Kirche angucken gehen oder ein altes Kloster angucken gehen.
Also es lohnt sich auf jeden Fall für die ganze Familie mal dahin zu gehen. Es ist auch sehr hübsch anzuschauen im Frühling.”
“Okay, ja, also ich habe da auch schon eine Führung gemacht und ich kann es auch nur empfehlen. Gibt es auch leckeres zu essen?
Nachdem wir jetzt schon so viel über nachhaltiges Bier gesprochen haben, sprechen wir über das Thema heute BIM und Lifecycle. Wo kommt jetzt das Lifecycle her? Das haben wir aus der Lifecycle Analysis, kennt der eine oder andere als LCA.
Warum sprechen wir heute über LCA? Wir haben letztes Mal viel über Nachhaltigkeit im Allgemeinen gesprochen, was BIM angeht. Diesmal wollen wir uns speziell dieses LCA-Thema angucken.
Deswegen ist auch Benedikt dabei, weil der uns ein bisschen mehr darüber sagen kann. Benedikt, was ist für dich denn LCA? Was ist das denn jetzt wieder?”
“Wieder so ein 3 Buchstabenbegriff, LCA. In dem Kontext passt das aber glaube ich ganz gut. Letztendlich ist das die Analyse, die ich machen muss, um datenbasierte Fakten zu schaffen, wie viel zum Beispiel CO2, was ein Bestandteil von so einer LCA ist, imitiert in mein Gebäude auf die einzelnen Phasen bauen, betreiben oder planen, bauen, betreiben sogar.
Letztendlich ist das genau der Anknüpfpunkt, wo man mit der Planung und auch den Herstellern oder den produktspezifischen Daten eben zu einem Ergebnis kommt. So eine LCA kann ich nicht einfach so machen, sondern ich muss wissen, wie viele Produkte innerhalb meines Gebäudes eingesetzt sind, was das für Produkte sind, Materialität umso wichtiger. Plus ich muss das vielleicht sogar auf Konstruktionsebene unterbrechen.
Was steckt in der Wand drin? Wie viele Produkte stecken in der Wand drin? Was für eine Konstruktion steckt überhaupt drin?”
“Und wenn ich das habe, war natürlich BIM dann prädestiniert dafür, weil ich genau diese Geometrien und auch Informationen ableiten kann. Wenn ich die dann auf Produktebene mit EPDs und das ist wieder ein anderer drei Buchstabenbegriff, Environmental Product Declarations.
Moment, ich notiere.
Die EPD sind quasi das Dokument, was du zu deinem Produkt dazukriegst, wo drin steht, wie viel emittiert dieses Produkt in der Herstellung, im Transport, auf die Baustelle, im Betrieb und wie lange hält das Produkt. Das heißt, das sind alles eigentlich die Kerndaten, die du brauchst, um eine LCA, eine Lifecycle Analysis, zu machen. Letztendlich ist es dann nur eine Addition.
Du nimmst deine Geometrien, du nimmst deine Massen, verheiratest die hoffentlich in irgendeinem gescheiten Tool, wo du eben all diese Daten, die Informationen verheiratest und kriegst dann eine LCA-Analyse raus, die dir sagt, wo steht mein Gebäude.”
“Okay, also das hört sich schwer danach an, dass ohne digitale Hilfsmittel kriegt man das sowieso nicht auf die Kette, oder?
Das will eigentlich heutzutage keiner mehr machen. Also aktuell macht man das sogar noch in Excel-Tabellen. Man kennt das, machen wir mal eine Türliste, so das ist so der easy peasy gemacht noch.
Aber gib mir mal eine Wandliste, zerstückele die mal oder breche mir die mal auseinander, welche Produkte stecken in der Wand. Und das will keiner mehr machen.
Verstehe ich. Okay, das erklärt erstmal, was LCA ist. Das heißt, ein Hersteller, wie jetzt in deinem Beispiel Saint Gobain, ist also auch daran interessiert, diese Daten zu liefern, oder?
Damit die Produkte am Ende diese Daten auch in einer Datenbank dann haben.”
“Genau, das ist erstmal, wollen wir diese Daten liefern. Auch wir haben uns als Saint Gobain zum Ziel gemacht, bis 2030 eben alle Produkte auszuweisen, sodass wir da die Nachweise haben. Und auch, dass wir klimaneutral sind.
Das heißt, das steht bei uns ganz oben. Und da gehören wir dann auch eben dazu, dass wir uns diese Aufgabe oder diese Mühe auch machen müssen, ein Stück weit diese Informationen auf Produkt-Ebene zu liefern.
Gibt es da denn irgendeinen Industriestandard, Produzentenstandard, der sich durchzieht? Weil das hört sich jetzt klar, ist ja, Gobain macht das, aber eigentlich bringt mir das ja erst was, wenn das theoretisch alle machen. Also ich brauche ja quasi, das muss ja quasi der Standard sein für Bauprodukte, wo ich immer die gleiche Datendichte auch bekomme.”
“Genau, das ist zum Glück, muss ich sagen, gibt es da für die Bauindustrie einen Standard. Diese EPDs, diese Environmental Product Declarations, die sind auf einem Standard aufgebaut. Das heißt, die sehen immer gleich aus, die Berechnungen dahinter mögen variieren.
Aber per se ist ganz klar definiert, wie eine EPD auszusehen hat, was da drin zu stehen hat. Und erstaunlicherweise ist das sogar international ein Standard. Also kennt man nicht in der Bauindustrie, dass sowas möglich ist, in dem Falle schon.
Und von daher hat man da auch eine relativ gute Wahrheit drin. Eine EPD muss ich verifizieren. Das heißt, da ist noch mal eine Prüfung durchlaufen, dass da kein Schindlu damit getrieben worden ist mit den Werten, die berechnet worden sind.
Und auf dieser Grundlage kann ich dann eigentlich die LCA machen. Wobei, man muss sogar unterscheiden, ich habe zwei LCA. Einmal habe ich die LCA auf Produktebene.”
“Das heißt, ich muss ja erstmal mein Produkt, beispielsweise die Gipskartonwand, die Dämmung oder den Mörtel, analysieren. Was kommt da raus? Dafür mache ich eine LCA.
Das Ergebnis der LCA wird verifiziert. Und daraus gibt es dann eine EPD. Und diese EPD wird verwendet, um dann noch mal auf Gebäudeebene eine LCA zu machen, wo quasi das ganze Gebäude noch mal mit bis auf die Produkte runtergebrochen wird und dann eben berechnet wird.
Genau, aber das wirklich nur dann in Teilnahme eines planenden Architekten, der die Produkte auch entsprechend so verwendet.
Genau, das ist leider noch nicht bei jedem Gebäude auch gefordert. Das, was wir gerade als LCA-Analyse auf Gebäudeebene besprechen, ist ein Bestandteil, wenn du ein Gebäude DGMB zertifizieren haben möchtest. Es wird aber in Zukunft auch für andere Bräude, Arten oder allgemein KfW-Förderung ausgelaufen.”
“Es wird demnächst Änderungen geben. Bundesförderung für effiziente Gebäude steht für BEG und ersetzt zukünftig die KfW-Förderung. Und auch dort wird zukünftig das Thema CO2 relevant, sodass da auch schon Obergrenzen im Spiel sind.
So ein Gebäude darf dann auf Konstruktionsebene vielleicht nur noch 28 kg CO2 emittieren. So, wie kommen wir dahin? Ich kriege so einen Wert eben nur über eine LCA ausgerechnet.
Und dann sind wir wieder bei den EPDs und wir sind dann wieder bei der LCA auf Produktebene. Von da hängt das alles so ein bisschen zusammen. Und BIM ist da, glaube ich, ein guter Enabler, wie man es in Neudeutsch sagt, um eben auf Gebäudebene zu einer LCA zu kommen.
Er ist nicht nur ein guter Enabler. Ich kann mir gerade, versuche mir gerade vorzustellen, wie ich es ohne digitalen Zwilling machen würde. Das stelle ich mir ähnlich ätzend vor wie eine alte Türliste.”
“Also ich weiß noch, als ich meine erste Türliste gemacht habe, hat der Projektleiter gesagt, mach mal die Türliste. Ich habe gedacht, ja, was mache ich den Rest des Tages? Zwei Wochen später war ich immer noch nicht fertig.
Das möchte ich eigentlich nicht mehr machen.
Reingefallen.
Also das kann ich mir bei LCA, ist ja noch krasser. Also wenn du dir jetzt vorstellst, zerlegst du jede Wand in ihre Bestandteile. Und das ist ja heute doch sehr üblich, mehr Komponentenwände zu haben.
Selbst wenn ich nur eine gemauerte Wand habe, habe ich ja trotzdem einen Putz drauf und noch Unterlagen und was nicht alles.
Ja, also es ist halt stichprobenartig, wenn überhaupt ohne BIM. Hast du halt die Möglichkeit, dir stichprobenartig die einzelnen Elemente... Benedikt, du unterbrichst mich, wenn ich jetzt komplett auf dem Holzweg unterwegs bin, aber ich rede da aus meiner selben Eigen...”
“Nein, lass ihn reden, Benedikt.
Ich stricke mir mein Strick, alles gut. Nein, aus der eigenen Planungserfahrung heraus ist es halt ähnlich wie bei einer ökologischen Analyse auch. Du hast halt, wenn du kein Modell da zur Verfügung hast, hast du eher nur die Möglichkeit, dir einzelne Bauteile rauszusuchen, bei denen du entsprechend das dann durchführst, stichprobenartig, die dann stellvertretend für das gesamte Gebäude stehen sollen und hochgerechnet werden sollen.
So händisch zumindest. Es war das, wie ich mich dem Thema während des Architekturstudiums haben nähern dürfen. Deswegen dachte ich dann auch, ist doof, BIM ist geiler.
“Und ich bin auf jeden Fall sehr happy darüber, dass das Thema so langsam Fahrt aufnimmt und aktuell zwar noch so ein bisschen mit der Karotte da hantiert werden muss, um die Leute dazu zu bewegen, es auch wahrnehmen zu wollen. Aber das, was Benedikt ja gerade schon sagte, wenn das jetzt tatsächlich auch in weiteren Incentives verpackt wird, dass man es nutzen soll und auch die Schwelle ja niedriger wird, um es auch ansetzen zu können durch Kataloge, die ich dabei an Produkten nutzen kann und auch einen Need, der dahinter steht, das machen zu wollen, dann ist das doch eigentlich, sehen wir uns der grünen Zeiten gegenüber oder nicht?
Ich glaube, dass das Thema Nachhaltigkeit, um ehrlich zu sein, einer der besten Use-Cases für BIM ist, den du haben kannst. Weil genau das, was du gerade als manuelle Arbeit beschrieben hast, ist ja im Gebäudekontext nochmal viel komplexer. Du hast beispielsweise eine Trockenbauwand geplant.”
“In der ersten Phase hat die vielleicht den akustischen Anforderungen, nein, das ist über Bauphysikas entsprochen. Dann müssen wir doch vorher Widerstandsklasse erhöhen, akustische Werte verändern. Das heißt, du musst den kompletten Wandtyp durch einen anderen Wandtyp ersetzen.
Für den ersten Wandtyp hast du schon eine Analyse gemacht. Dann such dir mal aus dieser Analyse deine Innenwände, die sich jetzt geändert haben, manuell raus. Mach das alles nochmal, vergiss es.
Von daher muss dieser Workflow ja vereinfacht werden. Ich passe es dem Modell an. Ich mache einen Export, jagt ihn durch meine LCA Software, ändert die Parameter, dass sich diese Wandtypen geändert haben, greift dann im Hintergrund natürlich auf die passenden Produkt-LCA oder EPDs zu und schon habe ich meinen aktualisierten Workflow oder meine Planung.
Das hört sich jetzt so traumhaft an. Ich glaube, da geht die Reise aber hin. Da sind wir glaube ich auf einem guten Weg.”
“Dazwischen sind natürlich wieder die altbekannten BIM-Problematiken wie Export-Einstellungen. Was exportiere ich alles? Welche Informationen müssen von A nach B gegeben werden, damit dann Programm 3 auch damit was anfangen kann?
Also das ist die selbe Hürde, die wir überall haben, aber ich glaube, dass das mit dem Thema Nachhaltigkeit und LCA zu erstellen mehr Drive kriegt.
Aber wenn wir über Datenmodelle sprechen, also im Prinzip BIM, was passiert denn da mit den LCA-Daten? Die werden alle in einem digitalen Zwilling gesammelt, sprich in einer großen Datenbank und es gibt den Zeitpunkt der Bewertung. Zum Beispiel, wenn wir jetzt diese DNGB-Zertifizierung haben, dann gibt es den Zeitpunkt der Bewertung.
Interessant wird es ja eigentlich dann der Use-Case, wenn das Gebäude schon in Nutzung ist. Also was passiert, wenn hinterher Bauteile geändert werden? Da habe ich immer das Thema, das muss ja wieder in die Datenbank zurück.”
“Was mich im Moment sehr beschäftigt, ist die Frage, wir haben auf große Teile von Gebäuden 30 Jahre Gewährleistung. Das heißt ja, im Endeffekt, ich muss 30 Jahre lang Daten vorhalten. Wenn man sich nochmal in den Hinterkopf holt, da haben wir letztes Mal auch darüber gesprochen, wie gehe ich denn damit um, wie mache ich das denn?
Und das finde ich dann bei diesem LCA-Thema noch interessanter. Wir sprechen von Lifecycle. Cycle heißt immer, es gibt irgendwo wieder einen Kreis, ich komme wieder zum Anfang zurück.
Ich kann natürlich bewerten, was für ein CO2-Wert bei der Produktion eines Bauteils erzeugt wurde. Und das kann ich dem dann da dran speichern und kann auch wahrscheinlich bewerten, wie viel CO2 verbraucht wird, wenn ich es wieder in seine Ursprungsbestandteile auseinandernehme. Dann kann ich das da alles reinbringen.
Nur ich muss es natürlich dann Jahrzehnte später eigentlich überhaupt noch wissen können, aufgrund der Datenbank.”
“Das ist ein spannender Ansatz, der uns eben auch interessiert, wo wir ja auch partizipieren. Ich fand es relativ spannend. Um ehrlich zu sein, habe ich den Podcast in meinem Urlaub vor zwei Wochen gehört.
Da habt ihr alle aufgezählt, die am BIM- und Nachhaltigkeitsprozess involviert sind, vom Auftraggeber, der Architekt, der Fachplaner bis hin zum Facility Management. Was komplett außen vor gelassen war, war der Hersteller.
So, jetzt möchten wir natürlich auch da mitspielen, weil wir glauben, dass wir durchaus Produkt- und Systemkompetenz haben. Und gerade bei dem Punkt, den du ansprachst, wie weisen wir überhaupt nach, was in einem Gebäude verbaut worden ist, ist für uns als Hersteller relativ interessant.”
“Und ich glaube auch, dass wir mit die Einzigen sind, die diese Informationen liefern können. Wenn wir in die BIM-Planung reinschauen, dann ist es gar nicht so relevant, dass in der frühen Phase vielleicht schon wirklich hundertprozentig feststeht, welches Produkt da verbaut worden ist. Aber spätestens, wenn wir in der Phase bauen sind und dann der Trockenbauer oder der Fassadenbauer wirklich explizit das Produkt verwendet hat, was irgendwo in so einer Berechnung angedacht war, dann muss es zu dem Zeitpunkt passieren, dass das digitale Modell angereichert wird.
Und da gibt es eben Ansätze wie beispielsweise Modasta, die eben die BIM-Planung mit den herstellerspezifischen Produkten im Rahmen von einem Nachweis oder einem Gebäudepassport aufbauen. Das heißt, Hersteller fungieren als Informationslieferant, Materialien an werden angelegt, Systeme werden angelegt, Produkte werden angelegt und auf der anderen Seite hat der Architekt die Möglichkeit, sein Modell dort einzuladen. Und dann verheiratet sich das dadurch, dass das Modell weiß, es ist eine Trockenbauwand.”
“Und auf der Datenmarktseite ist vom Hersteller eben dieses Modell mit allen Informationen hinterlegt, kann ich dafür sorgen, dass ich dann eine Abdeckung habe und in der Cloud zumindest für die nächsten 50 Jahre dieses Modell mit folgenden Produkten verheiratet ist. Und das ist glaube ich schon mal ein Mehrwert, weil wir dann nicht mehr in 50 Jahren eine Analyse um einer Wand machen muss und ich muss da irgendwie reinbohren und schauen, was ist da drin, Analyse, sondern ich könnte theoretisch in den digitalen Ressourcenpass gucken für das Gebäude, schauen, da ist so und so viel Glas drin, was ich wieder verwenden kann, was ich wieder in die Produktion zurückführen kann. Und das ist für uns als Hersteller umso wichtiger, dass wir wissen, was für ein Produkt ist dort verwendet worden und zu welchem Zeitpunkt ist es eingebaut worden.
Weil ich natürlich dementsprechend auch die Rezeptur meiner Produkte anpassen muss, wo ich dieses Recyclingmaterial einfüge. Ich kann ja nicht einfach eine Trockenbauplatte nehmen und die vorne in die Produktion reinschweißen, sondern kommt hinten eine super Platte raus. Das ist ja schon ein bisschen aufwendiger, dass das anzupassen.”
“Eigentlich ist es doch so, oder? So einfach ist es doch. Einfach irgendwas da rein und dann kommt das schon raus.
Ja, mega spannend eigentlich die Frage. Also, dass Hersteller quasi in die Lage versetzt werden, mit ihrem eigenen Recyclingprodukt zu arbeiten. Normalerweise kriegst du als Hersteller, wenn du jetzt sagst, hab ich eben noch wieder gesehen, stand wieder auf eigener Tasche drauf, 70% Recyclingflaschen, so eine Plastiktasche.
Du denkst ja geil, die haben keine Ahnung, was sie da eigentlich bekommen. Ist das irgendeine Plastikgemisch, wo dann drauf steht Recyclingprodukt, das hat wahrscheinlich bestimmte Parameter, was wie die Mischung aussieht. Aber es ist ja von irgendeinem Hersteller.
Und ihr könnt ja quasi theoretisch das eigene Glasprodukt wiederbekommen und wisst, das hat die Saint-Gobain-Qualität, also die ihr halt selber hergestellt habt.”
“Genau, deswegen ist ja genau das für uns so spannend, den Nachweis zu haben, ihn verortet zu haben. Wenn wir wissen, kriegen wir da jetzt 20.000 Kubikmeter Glas von einer guten Qualität oder können wir das irgendwie anders aufteilen oder kommt das von woanders her, können wir es trotzdem verwenden, weil wir das schon auch als Ressource sehen. Da schließt sich dann der Kreis zu dem Thema LCA, um ehrlich zu sein.
Weil wenn ich das Produkt, jetzt die Trockenbau- oder Gipskartonwand als Beispiel nehme, dann habe ich für die ja eine LCA gerechnet und daraus eine EPD gebaut, mit der der Kunde arbeitet. Der Kunde weiß dann die Folge des Produkts, hat den CO2-Impakt.
Wenn ich jetzt dieses Produkt nach 50 Jahren wieder rückführe und als Recyclingmaterial verwende, verbessere ich ja sogar meine LCA, aber ich muss sie quasi neu berechnen. Also eigentlich musst du kontinuierlich deine LCA auch anpassen, je nachdem wie hoch dein Recyclinganteil ist, wird deine EPD besser. Und das ist halt wirklich zeitaufwendig und auch ein Stück weit kostspielig, das so aktuell zu halten und immer wieder umzusetzen.”
“Also das ist die Arbeit, wo wir hinwollen, dass wir gute, verlässliche Daten dem Kunden zur Verfügung stellen, dass er natürlich auch sieht, das Produkt wird in 50 Jahren wieder, ich kann es wieder zurückgeben, und das wird zurückgenommen. Dadurch habe ich ein verbessertes Analysemodell oder meine Grundwerte sind besser, ich kriege bessere Punkte, ich erreiche vielleicht das DGmb-Ziel einfacher. Und das sind so die Märtewerte, die wir beim Kunden sehen, aber gleichzeitig auch, dass wir nicht ständig neue Ressourcen schaffen müssen, sondern dass wir eben mit den bereits verbauten Ressourcen, mit denen arbeiten können.
Das ist das Win-Win. Eigentlich hört sich das relativ einfach an.
Das Spannende für mich, gerade auch aus der Handhabung heraus, ist, dass es sich ja auch aus zwei Richtungen nähert. Allein von der Art und Weise, wie ich mich den Daten nähere. Auf der einen Seite habe ich tatsächlich gelokalisiert meine Objekte, die entsprechend verortet im Modell analysiert werden können.”
“Gleichzeitig habe ich aber auch in diesem Birds-View-Überflug relativ schnell die Möglichkeit zu sagen, meine Potenziale in meinen Liegenschaften sehen folgendermaßen aus, weil ich halt überall entsprechend meine Scores habe, dass ich mir überhaupt Gedanken darüber machen kann, wo ich jetzt eventuell dann auch Produkte, die vielleicht nur 30 Jahre alt sind, wieder rausziehe, um da vielleicht schon Veränderungen auch ranbringen zu können. Also es ist nicht jedes Mal direkt die Nadel im Heuerhaufen suchen, nicht jedes Mal direkt komplett tief ins digitale Modell einsteigen, sondern tatsächlich auch im Dashboard-View im Grunde genommen schauen, wie sieht es da eigentlich aus, was für Potenziale stecken hier eigentlich. Finde ich halt hoch spannend.
Das hat sehr viele Schichten. Aber bevor wir jetzt weiter machen, müssen wir gerade noch mal ein Bier nippen. Ich hab noch nicht gefragt, ob es euch zusagt, wie ihr das Vaudeu denn findet.
Ja, also meine Kehle ist auf jeden Fall geschmiert und dementsprechend wird der Redefluss wahrscheinlich auch gleich unterbrochen werden müssen.
Sehr gut.”
“Also ich kann es nicht, aber so wie du es beschrieben hast, es smundert sehr, bloß der Nachhaltigkeitsgedanke. Phänomenal, aber gerade das Malzige und Karamellige find ich gut.
Okay, also wenn wir jetzt noch mal drauf gucken auf das LCA-Thema, wer hat da alles was mit zu tun? Also natürlich haben natürlich die Planer und Ausführer damit zu tun und die Hersteller haben insofern damit zu tun, dass sie liefern, also zum Dienstleister der Daten werden und auf der anderen Seite aber auch den Cycle am Ende wieder zumachen können. Und wir haben dann quasi noch die Gebäude-Eigentreamer oder Betreiber.
Und die sind eigentlich gefragt, bei diesem Thema LCA weiterzuführen. Und was ich jetzt interessant finde, du hast ja eben mal das da erwähnt. Also das ist glaube ich so ein bisschen die Antwort auf die Frage, wie gehen wir mit Daten in 30 Jahren um?
Man muss sich an den Gedanken gewöhnen, dass Daten nicht bei mir liegen. Also der Klassiker, und das hört sich so weit weg an, aber ist immer noch üblich, nach Abschluss eines Baus in mehreren Aktenordnern die Pläne zu übergeben. Und die werden dann eingelagert.”
“Das ist meiner Meinung nach immer noch ein sehr hoher Anteil beim Bauen. Und jetzt klarzukriegen, okay, wenn ich wirklich LCA machen will und wenn ich dieses nachhaltige Datenmodell fahren will von einem Bau, muss ich mich daran gewöhnen, dass die Daten nicht unbedingt bei mir liegen, sondern zum Beispiel bei einem Modaster oder bei irgendeinem anderen Anbieter, das ist jetzt erstmal egal, der die Daten für mich hostet und die auch in einer bestimmten Qualität hostet. Das ist ja das Problem.
Ich muss sie nicht einfach nur speichern, sondern sie müssen weiter bearbeitet werden können, sie müssen immer wieder geupdated werden. Es können zum Beispiel, das wäre jetzt mein Thema noch, neue Kenntnisse über ein Produkt entstehen. Also wenn du in den 60ern oder 60ern gefragt hättest, was glaube ich, sollen wir Aspest einsetzen?
Da haben wir alle gesagt, gutes Produkt, lass das machen. Heute wissen wir, war scheiße die Idee. Aber das weiß man halt erst später.”
“Und das kann uns halt auch mit Produkten, die wir heute für total super erachten, in 30 Jahren auch passieren. Und da muss so eine Plattform oder so ein Datenmodell ja dann auch mit umgehen können, oder?
Aber deswegen finde ich, dass das Plattformthema eins der relevanteren wird und sein muss. Dass ich das irgendwie zu jeder Zeit, auch allen Beteiligten noch zugänglich mache. Weil wie du schon gesagt hast, es ändern sich gegebenenfalls Rezepturen.
Ich habe gerade beim Austausch, ich will ja nicht immer die DVD, wo das BIM-Modell drauf gebrannt worden ist, im Rahmen der Dokumentation für den Bauherren, den Bearbeiter geben, der mir dann eine neue DVD brennt, wenn er da sein neues Modell geupdatet oder seine neuen Wände integriert hat, digital im Zwillinge. Also da müssen wir irgendwie von wegkommen, dass wir diese Workflows nach wie vor weiterschneiden. Und da sehe ich eben das Thema Plattform.
Ich ändere was am Modell. Ich habe vielleicht den Stand Übergabe. Und wenn ich dann irgendwelche Zyklen habe, wo ich was austausche, ändere, habe ich wie so eine archivierte Nummer.”
“Und da stecken dann natürlich auch die neuen Produkte dahinter, die ich nicht beim Hersteller anfragen muss, sondern der Hersteller füttert quasi die Datenbank im Hintergrund. Und ich habe quasi meine neuen Wände mit den neuen Daten direkt hinterlegt. Ist vom Workflow, glaube ich, wesentlich einfacher, als wir digitalisieren jetzt dieses Papierdenken.
Gleichzeitig senkt das ja auch die Hürde insgesamt aller Nutzer. Wie komme ich an die Daten ran? Wie pflege ich entsprechend auch neu ein?
Das wäre vielleicht noch, falls Falk da nichts gegen hat, eine letzte Frage von mir. Einfach rein aus Interesse, wie so die Annahme ist. Klar, ihr geht jetzt als Betrieb erstmal in Vorleistung.
Ihr sagt als Produzenten, es ist für uns gut, wenn wir entsprechend unsere Informationen dann auch dem Planer zur Verfügung stellen. Worauf muss sich der Planer da eigentlich einstellen? Ich erinnere mich da gerade so an das Thema ökologische Analyse, als das so vor zwei, drei Jahren mal ein bisschen mehr unvog wurde über BIM, dass dann alle auf einmal geschrieben haben, das soll ich jetzt als Architekt auch noch machen.”
“So niederschwellig, das weiß ich doch gar nicht, wie ich das noch unterbringen soll in der Zeit. Wie sieht das jetzt mit der LCA aus? Ist das das nächste Bash-Thema, über das alle irgendwie schimpfen werden aus der Planung oder ist es einfacher?
Ich glaube, es ist immer so, dass da ein Stück weit geschimpft wird, aber ich sehe das ähnlich, wie es mit jeder Technologie war. Derzeit lang, und das kennen wir glaube ich alle aus dem Studium, mussten wir Visualisierung machen. Da musstest du dementsprechend ein Visualisierungstool beherrschen.
Letztendlich musst du das jetzt nicht mehr, weil du kannst visualisieren in der Cloud. Und bei dem Thema LCA wird es genauso sein. Wenn du jetzt ein Architekt bist und du bist in der Lage, ein LCA-Tool zu benutzen, wo du dein BIM-Modell reinpackst, wo eine Datenbank im Hintergrund ist, ist das jetzt keine Rocket Science mehr.”
“Lass es ein paar Jahre weiter sein, du lädst dein BIM-Modell hoch, die BIM-Modelle sind dann vielleicht auch so smart, dass sie so modelliert sind, wie man sie braucht. Und dann macht die Cloud die Analyse für dich. Also die Hemmschwelle oder die Hürde LCA zu berechnen, ist relativ gering.
Also ich kann das heutzutage schon mit relativ guten Tools relativ einfach machen und hab auch direkten Mehrwert, indem ich natürlich sage, Kunde, ich hab dir jetzt hier den ersten Entwurf gemacht. Ich hab dir innerhalb von zwei Stunden drei Varianten gemacht. Einmal in Holzkonstruktion, einmal in konventionell Massivbau.
Folgende Konsequenzen kommen da raus. Wie wollen wir's machen? Und da sind wir, wo wir hinmüssen.
Wir können nicht versuchen, auch von Herstellerseite nicht hinten immer aufzufangen und nachhaltige Produkte zu liefern, sondern eigentlich muss der Architekt relativ früh auch den Auftraggeber beeinflussen, das Thema Nachhaltigkeit zu spielen. Und erst dann funktioniert das.”
“Es wird immer mehr und mehr und mehr, dass man auch beim Bauen einfach zusammenarbeiten muss. Und gerade beim Thema Nachhaltigkeit geht's nicht ohne. Da haben wir immer wieder das Thema der Urheberschaft in Bauprojekten.
Warum soll ich dem das geben? Ich hab's doch gemacht. Ich glaube, LCA ist ein schönes Beispiel, wie du es auch dargestellt hast, Benedikt, dass man zusammen das bewegen kann.
Und ich glaube, wir haben ganz gute Einblicke gekriegt, was man denn unter dem Begriff LCA versteht.
Ja, merci. Ich glaube, es bleibt auch spannend. Weil LCA ist nur ein Thema.
Demnächst kommt LCC, Lifecycle Costs. Dann wird es auch für Investoren interessant. Aber es ist vielleicht mal ein anderer Podcast.
Mit diesem Cliffhanger verabschieden wir uns zunächst, Volker. Danke Gerrit, danke Benedikt, dass du dabei warst. Und wir sehen uns nächstes Mal.”
“BIM & Bier ist eine Produktion der Formitas AG. Unsere Musik-Tracks, New Front bei McKay Beats und Drop of Water in the Ocean bei Broke for Free. Habt ihr Fragen, Feedback oder einen Themenvorschlag?
Dann schreibt uns eine Mail an bimundbier at formitas.de und wir sehen uns dann bald wieder.”
Von BIM & Bier: BIM und Lifecycle, 25. Jan. 2023
https://podcasts.apple.com/de/podcast/bim-und-lifecycle/id1605115573?i=1000596776568
Dieses Material ist möglicherweise urheberrechtlich geschützt.