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BIM & Bier
BIM & Bier
Special Edition - Brauen mit BIM
Was hat Bier eigentlich mit BIM zu tun? Mit Shahin Farahzadi und Gerrit Hoppe schauen wir uns die Parallelen zwischen Brau- und BIM-Prozess an. Das Bier: Stone Brewing – Ruined Again.
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Danke fürs Zuhören!
“Das sind beides sehr prozessuale Themen, die sich durch kleine Veränderungen beeinflussen lassen und am Ende ein tolles Produkt ergeben.
Und Bier. Und Bier.
Hallo und herzlich Willkommen zu BIM & Bier. Wir haben unser Archiv für euch durchforstet und ein Pralinchen aus unseren Anfängen entdeckt, das wir in diesem Special mit euch teilen möchten. Was hat denn bitte BIM mit Bier zu tun?
Diese Frage erläutern wir heute für euch. Zusammen mit meinen Gästen, Shahin Farahzadi und Gerrit Hoppe, lassen wir euch in die Welt der Bierbraukunst eintauchen und stellen die wunderbaren Parallelen zur BIM Welt her.
Wir müssen anders einleiten. Gerrit hat natürlich recht.
Ich hab einfach Durst. Ich hab nicht recht, ich hab Durst.
Okay, wir müssen erzählen, was wir heute verköstigen, während wir mit euch quatschen hier. Und zwar von der Brauerei Stone Brewing aus den USA. Trinken wir Ruined Again.
Sie haben es aber gar nicht so reiniert, wie sie das im Titel sagen, sondern haben hier einen Triple Eeper gebraut oder IPA. Gerrit hat das lieber hört. Kommt in der grünen Dose daher, sieht so ein bisschen aus, als wäre es aus Doom vom Logo drauf.”
“Das liegt aber an dem Teufel, der da vorne irgendwie draufhängt.
Ja, bringt auf jeden Fall richtig Umdrehungen auf den Teller. Mit 10, 8% geht das richtig ins Blut. Und ich hatte den im Text gelesen, fand ich ganz passend dazu, da stand ein krasses Bier für alle, die es stark und herb mögen.
Ich glaube, das fasst ziemlich gut zusammen. Das bringt nämlich 100 Ibupunkte aufs Tablett. Das heißt, es ist relativ bitter fast schon.
Oh ja.
Wenn wir mal von einem durchschnittlichen Ibupro 35 ausgehen, also die International Bitter Units waren das, ist es schon sehr bitter. Und wie haben sie das jetzt gebaut? Das ist ein Triple, habe ich ja eben gesagt.
Das heißt, es kommen hier drei Hopfensorten zum Einsatz, nämlich Magnum, Centennial und Citra. Magnum kennen sicherlich einige, die sich mit BIM beschäftigt haben. Das ist so eins der Standard-Hopfensorten, die auch oft im Hellen verarbeitet werden.”
“So leicht grün-grasig, hat abfüllige Anklänge und bringt eigentlich die Bitternote in das Ganze rein. Und dann haben sie den Citra oben draufgesetzt, um die Citrusfruchtnote reinzubringen. Und der Centennial bringt dann dieses Herbe noch tiefer rein, indem man mit holzigen Aromen das Ganze noch durcharomatisiert.
Also, die haben da schon richtig was reingesteckt und das schmeckt man dem Ding auch an. Und es ist ein bisschen Gewöhnungssache, glaube ich.
Ich wollte gerade sagen, also das ist das erste Bier, was ich als Bier-Banause trinke, wo ich ein ähnliches empfinden wie bei unterschiedlichen Whiskey-Sorten habe. Das hat mich komplett gerade einfach mal umgehauen. Ich hätte es überhaupt nicht so erwartet.
Ich glaube, man sieht da dran so ein bisschen, was mit Bier alles geht.
Dafür sitzen wir ja hier, damit wir auch mal über den Horizont hinausschauen können.”
“Ja, und wir wollten heute ein bisschen erklären, warum heißt unser Podcast dann überhaupt BIM & Bier? Also das hat nicht so viel mit Bier zu tun in dem Sinne, sondern wir haben gesagt, wir sind drei Typen, die sich einfach gerne über BIM und Themen rund um BIM unterhalten, um Digitalisierungsthemen und trinken dabei einfach ganz gern Bier. Und wie man gehört hat, beschäftige ich mich schon ein bisschen öfter mit dem Bierthema und haben wir gedacht, okay, warum bringen wir das nicht zusammen?
Und der Grundgedanke dahinter ist, dass die beide Methoden, also Bier ist ja eine Herstellungsmethode und BIM ist unser Planungsprozess, sind beide sehr prozessual. Jetzt hat beim BIM der Bauprozess hat sehr viele Stufen, beim Bier ist das ein bisschen einfacher, da gibt es eigentlich nur vier Stufen in dem Prozess und die teilen sich ein in das Maischen, das Läutern und das Kochen oder Hopfenkochen und am Ende die Gärung. So, das, was man kennt, was dann rauskommt, ist dieses meistens eher goldgelbe, in heutigen Zeiten meist durchsichtige Getränke, in ursprünglichen Zeiten eigentlich überhaupt nicht durchsichtig und war auch eher breiig als flüssig.”
“Das heißt, das, was wir heute kennen, ist eigentlich was, was erst so seit 120 Jahren ungefähr in der Form verteilt wird auf der Welt. Das gibt es eigentlich überall auf der Welt, weil dieser Prozess klingt kompliziert, aber in seiner Grundform ist er eigentlich sehr einfach. Was beim meisten passiert, ist, dass wir die Grundlage fürs Bier setzen.
Und das ist so ähnlich wie im BIM Prozess, wenn wir am Anfang vereinbaren, was soll überhaupt geliefert werden am Ende. Und zwar definiert man in dem Prozess, ob das Bier hell, dunkel, ob das Röstaromen hat, nach welchem Getreide es schmeckt. Also nehme ich eine Gerstenmalz, nehme ich einen Dinkelmalz.
Das Ganze wird gemeicht, indem man das im Wasser, also das ist das Brauwasser, aufquellen lässt und dann bei 70 bis 80 Grad ungefähr eine Stunde lang ziehen lässt. Und was in dem Prozess passiert, ist, dass der Zucker aus dem Malz ausgelöst wird. Also das wollen wir eigentlich haben, weil der Zucker, den wir da auslösen, ist nachher das Futter für unsere Hefe.
Damit wir überhaupt Alkohol bekommen, je für das es umwandelt.”
“Um da vielleicht einfach wirklich mal den Bogen zu schlagen, du gehst jetzt von der Rezeptur aus. Man hat sich vorher Gedanken drüber gemacht, dass man irgendwas diesen Prozess nach machen möchte und hat dann angefangen, alles quasi in eine Reihe zu bringen. Und beginnt, initiiert den Prozess, indem man die ersten Schritte losgehen lässt.
Folgt aber der Rezeptur, also in dem BIM-Prozess quasi schon aus dem AIA übergehend in den BIM-Abwechslungsplan hinein, stellt man Spielregeln auf und löst den Prozess sozusagen aus.
Genau, und man hält sich aber innerhalb der Prozessschritte. Das heißt, hier muss eine bestimmte Temperatur jetzt als Beispiel eingehalten werden. Genauso setzen wir solche Banden natürlich in den BIM-Prozess auch.
Das ist ein gemäßigen Bereich, bewegt es sich. Das ist das Level of Detail zum Beispiel, das wir erreichen wollen in einer bestimmten Planungsphase. Und das setzen wir da an.”
“Was wir da rausbekommen, ist dann eigentlich, ja, das ist eine Flüssigkeit, die eigentlich eher so ein bisschen an Limo schon erinnert, weil es sehr, sehr süß ist. Und desto mehr Süße wir hier erzeugen, desto höher wird am Ende die Stammwürze. Das erzähle ich dann noch.
So, das ist also der erste Prozess. Das ist der Prozess, wo es schon viel dampft. Also man verbindet ja diesen Brauprozess immer mit dampfenden Kesseln.
Da fängt es eigentlich an. Und man kann sich vorstellen, wie das früher gemacht wurde, wo dann einfach mal das Getreide aufgekocht wurde, ein bisschen zu lange aufgekocht wurde und dann am Ende so was herauskam. Ja, dann kommt die Läuterung.
Die gibt es ja im Architekturplanungsprozess auch. Das ist so die Leistungsphase 5, da wo man mal sagen muss, was man alles in Leistungsphase 3 nicht gemacht hat. Und das will man ja auch so ein bisschen mit der BIM-Theorie vermeiden, dass man da solche Läuterungseffekte hat, indem man dann plötzlich alle Fehler aufdeckt.”
“Worum geht es beim Läutern? Beim Bier geht es darum, diesen Zucker jetzt auszuwaschen. Wir haben den jetzt gelöst in dem Getreide, aber das Getreide hält den Zucker immer noch im Prinzip an sich dran.
Und durch die Flüssigkeit, die wir jetzt abziehen, ziehen wir den Zucker raus. Was wir rausbekommen, ist dann die Würze. Klingt jetzt bescheuert, aber die Flüssigkeit heißt Würze.
Und diese wird dann nochmal durch den Treber, das ist der feste Bestandteil des Ganzen, nochmal durchgegeben. Das ist im Prinzip wie ein Filter. Also ich filter dadurch die Bestandteile raus, die festen Bestandteile und kann nochmal mehr Zucker auslösen.
Und hier kann man jetzt den Prozess nochmal verlängern. Und das kennen wir auch im BIM Prozess. Wir können da bestimmte Themen dazu nehmen in so einem Prozess, um komplexere Themen abzudecken.
Das sogenannte Anschwänzen klingt auch richtig bescheuert.”
“Es geht eigentlich nur darum, es wird dann nochmal Wasser zugegeben zu Würze. Man verlängert die quasi, weil danach ein Kochprozess stattfindet. Und diesem Kochprozess wird natürlich die Flüssigkeit wieder reduziert.
Wenn ich jetzt praktisch nur die Würze, so wie sie geläutert wurde, kochen würde, dann würde ich am Ende einen Sirup erhalten. Also es wäre nicht mehr genug Flüssigkeit da. Und das Anschwänzen sagt dann quasi, ich gebe dann Flüssigkeit zu und gebe das nochmal durch.
Okay, du möchtest Anschwänzen nicht nochmal hören, glaube ich.
Nee, das gibt mir, nein, nein, das ist vollkommen okay. Ich versuche einfach nur immer wieder so ein bisschen den Punkt zu finden, wo man Zwischengrätschen kann. Die Frage, wenn du vom Verlängern sprichst, verändere ich ja was am Endprodukt.
Also sagen wir mal eines intendierten Endprodukts. Ist das eine Sache, die ich immer mache? Ist das eher etwas, was ich spontan mache, weil mir gerade danach ist, das zu experimentieren?
Wo bringe ich das ein?”
“Also den Nachguss zuzugeben, das machst du eigentlich immer. Das ist im Prinzip für den Prozess nötig, damit er überhaupt funktioniert. Das war das Thema, das ich meinte mit dem Kochen.
Wenn du nur die Würze alleine kochst, dann ist sie quasi verkocht. Dann bleibt nichts mehr übrig fürs Bier. Das musst du machen.
Das Anschwänzen ist im Prinzip eigentlich eher ein Thema, dass du sagst, ich habe schon einen gewissen Zuckergehalt erreicht. Ich möchte aber noch einen höheren erreichen, weil ich zum Beispiel ein Bier mit mehr Alkohol machen möchte.
Okay, aber das kann ich mir sozusagen auch unterwegs überlegen. Das heißt jetzt...
Ja, also machst du sogar. Wenn du es ganz genau machst, nimmst du natürlich ein Messgerät, ein Olfaktometer, um den Zuckergehalt zu messen. Okay, aber du kannst einfach einen Finger reinstecken in die Flüssigkeit und probieren und dann merkst du, ist sehr süß oder ist noch nicht so richtig süß.
Und dann kannst du solche Techniken benutzen, um es praktisch noch süßer zu machen.”
“Ja, wo es mir halt einfach darum geht, tatsächlich in dem BIM Prozess, ist dann auch, dass man halt eben nicht nur von Anfang an direkt wissen muss, was man alles daraus gewinnen möchte, sondern sich auch natürlich über Sachen, die sich zu dem Zeitpunkt erst entwickeln oder auch, dem man erst unterwegs begegnet, erst nähern kann. Gerade das Thema Massen und Mengen ist meistens in jedem Prozess am Anfang mit definiert, dass man es auf jeden Fall mit raus haben möchte, wenn man aber feststellt unterwegs, dass das extrem schwierig ist, mit den Planern das übereinzubekommen oder auch insgesamt umzusetzen. Dann kann es auch sein, dass man Schritte, die man sich am Anfang gesetzt hat, auch einfach wieder rausnimmt.
Diese Flexibilität des Prozesses finde ich schön, dass es doch auch irgendwo mit aufgeführt werden kann.
Man kann es ja eigentlich so sagen, dass Bierbrauen an sich ist das Rezept. Das ist auch unser BIM Prozess. Man hat sich vorher ein Setting überlegt und dem möchte man folgen.”
“Aber es ist natürlich immer ein gewisses Qualitätsmanagement nötig. So wie es sich empfiehlt in einem BIM Prozess, BIM Manager, BIM Koordinatoren und Ähnliches einzusetzen, die die Qualität auch überwachen. So ist es genauso beim Bier.
Du brauchst schon den Brauer dazu, der eine gewisse Erfahrung mitbringt, der das dann macht. Ich rede hier natürlich nicht von industriellen Prozessen. Da geht es darum, das immer gleiche in gleicher Weise herzustellen.
Das ist aber kein Bauprozess. Das funktioniert so gut wie nie im Bau. Das vielleicht in ein paar Industriebaubereichen oder in irgendwelche Hallen, Konstrukte baust, die immer gleichen Abfolgen folgen.
Das funktioniert natürlich im normalen Bauprozess nicht. So ist es auch beim Bier. Wenn du handwerklich brauchst, dann muss da jemand sein, der die Qualität überbracht.
Dann nehme ich mir jetzt schon mal mit, auch im Bier gibt es keinen großen roten Knopf, auf den ich drücke.”
“Selbst bei gleichen Zutaten und wenn man versucht, den Brauprozess exakt gleich zu gestalten, gibt es so viele Faktoren, die den Prozess beeinflussen, wie welches Wasser du nimmst, welche Härte das Wasser hat, sprich wie viel Mineralien gelöst sind, welchen Salzgehalt das Wasser hat. Allein das entscheidet darüber, was für ein Bier am Ende rauskommt. Du kannst unheimlich ins Detail gehen, wenn du diesen Prozess betrachtest, aber das ist nicht unbedingt nötig.
Ich erhalte ein Bier am Ende.
Der Prozess ist eigentlich lebendig und stellt sich permanent darauf ein, was gerade passiert und wie sich dieses Projekt entwickelt. Genauso wie bei einem BRP. Deswegen kann man auch keinen BRP standardmäßig aus der Schublade nehmen, den irgendwie da hinlegen und sagen, da ist es, bis zum Ende des Projektes.
Haltet ihr euch daran, weil genauso wie es beim Bier ist, wo lebendige Kulturen arbeiten und den ganzen Prozess beeinflussen, so ist es ja auch beim BIM-Prozess. Es sind Leute, die jedes Mal anders sind. Auch wenn es erfahrene Leute sind, kann es sein, dass sie in dem Projekt einfach eine andere Dynamik mitbringen.”
“Dementsprechend muss der Prozess oder der BAP permanent an diesen Prozess angepasst werden, damit ein gutes Endprodukt dabei rauskommt.
Wie sieht denn das eigentlich aus, wie extern gestört kann so ein Bierbrauprozess werden? Also Temperatursturz oder auch Luft?
Ja, also kann natürlich auch darüber gestört werden. Jetzt ist es natürlich so, wir arbeiten hier in einem Temperaturbereich, der nicht mehr so stark von seinen Umgebungsbedingungen abhängt. Was aber sehr stark beeinflussend ist, ist das Thema Verunreinigung.
In dem Prozessschritt, wo wir jetzt gerade sind, ist es noch nicht so ausschlaggebend. Da sind eher so Sachen wie, welche Grundstoffe habe ich genommen, wie ist das Wasser und so weiter. Aber der Prozess, wo wir jetzt reingehen, das ist nämlich der Kochprozess.
Da geht es dann darum, eine Sterilisierung herzustellen. Weil wir wollen ja am Ende die Hefe zu geben. Das sind lebende Organismen, und die können durch andere lebende Organismen einfach beeinflusst werden, können auch zerstört werden dadurch.”
“Der Effekt könnte am Ende sein, ich habe kein Bier. Ich habe nur eine Limo gemacht, auf die ich sechs Wochen gewartet habe. Das will natürlich keiner.
Wir kochen also die Würze, die wir übrig behalten haben nach dem Anschwänzen. Die kochen wir also auf und halten die Temperatur eine Zeit lang. Und jetzt kommt das, was die meisten mit dem Bier verbinden, nämlich die Hopfenzugabe.
Also wir haben den Grundcharakter, praktisch die Leistungsphase 3. Den haben wir ja abgeschlossen mit dem Maischprozess und dem Würze abziehen, dem Läutern. Und kommen jetzt also in Leistungsphase 5, indem wir halt den Prozess dann nochmal detaillierter vollziehen.
Und die Hopfenzugabe ist so wichtig, weil die den Kopfcharakter des Biers bestimmt. Also man kann sich vorstellen, wir haben jetzt quasi eine Standardlimo schon gemacht. Und wir wollen aber jetzt, dass es eine Mango-Limo wird.
Und das machen wir mit der Hopfenzugabe. Und das kann man sagen, jetzt gehen wir in die Detailplanung. Und da ist nur wichtig zu wissen, wann mache ich das?”
“Also ich muss die exakten Zeitpunkte kennen. Also ich weiß, wenn ich den Hopfen, das ist natürlich abhängig von der Hopfensorte, aber das lassen wir mal außen vor, wenn ich ihn früh zugebe, kriege ich eine stärkere, bittere Note, umso später ich ihn zugebe, desto fruchtiger wird das Ganze. Wir haben heute unser Triple Ipa da stehen, da kann man davon ausgehen, die werden mit das Magnum, die Magnum Hopfen werden die früh reingegeben haben, weil der so die bitter Note, die hopfige, starke Note mitbringt.
Und die werden den Citra, werden die sehr spät zugegeben haben, um diese Zitronenfruchtnote zu heben. Also es ist einfach je nachdem, wie lange das im Prozess hängt. Und dann kommt das, was ja häufig in Projekten auch versucht wird, nämlich von der Leistungsphase 5 zur Leistungsphase 8, möglichst nichts zu verändern.
Was natürlich so gut wie nie funktioniert, aber das ist immer das große Ziel. Und das machen wir auch mit dem Bier. Wir kühlen das dann ganz schnell auf unter 22 Grad runter, damit möglichst da auch nichts mehr mit wachsen kann.
“Und wir bereiten die Flüssigkeit damit überhaupt für die Hefe vor. Weil wenn wir die Hefe in heißes Wasser geben, dann ist die Hefe sofort tot. Und wir haben wieder unsere würzige Limo am Ende von sechs Wochen.
Mit Hopfen?
Mit Hopfengeschmack, aber das schmeckt dann richtig mies. Also unvergoren ist der Hopfen auch viel zu stark vom Geschmack her. Also das will dann keiner trinken.
Und in dem Moment ist es auch noch sehr breich. Wir filtern das jetzt gleich nochmal. Und dann sieht es schon aus wie Bier, so langsam.
Es gibt noch verschiedene Wege, das zu klären und so. Aber das wollen wir jetzt alles nicht betrachten. Das hat mit dem eigentlichen Brautprozess nichts zu tun.
Das ist nur Optik.”
“Gut, dann versuche ich jetzt einfach nochmal, weil in dem Thema des Biers kenne ich mich ja nun wirklich nicht aus. Mit einem Sinnbild, sprich auf dem Weg zur Leistungsphase 8, sprich zur Zugabe, jetzt habe ich den Faden verloren, nicht des Hopfens, sondern der Hilfe. Da ist es, also auf dem Weg zur Leistungsphase 8, sprich auf dem Weg zur Zugabe der Hilfe, geht es darum, dass ich später auch den Bauausführenden eigentlich genau sage, wie sie damit umzugehen haben, dass der komplette planerische Prozess eigentlich nach Möglichkeit so gut wie möglich abgeschlossen ist, dass ich dann die Möglichkeit habe, mit der Hilfe eigentlich das Konstrukt hochzuziehen.
Das ist die perfekte Analogie.
Ich habe es verstanden.
Die Hefe ist unsere ausführende Firma quasi. Der übergeben wir das Ganze jetzt. Sie brauchen eine Zeit dafür, um das auch zu machen.
Wir müssen das alles für sie natürlich genauso vorbereiten, dass sie auch sauber arbeiten kann. Du hast es perfekt überleitet. Ich bin so schuld.
Okay, also was machen wir jetzt? Wir müssen jetzt quasi unseren Rohbau machen mit der Hefe. Wir geben also die Hefe zu.”
“Zur Hefe kann man auch noch eine eigene Sendung drüber machen, quasi aber mal grundsätzlich, jeder kennt den Begriff Ober- und Untergärig oder hat den schon mal gehört. Das hat mit der Hefe zu tun, das hat nur damit zu tun, bei welcher Temperatur die Hefe aktiv ist.
Also man kann so ungefähr sagen, die Obergärige, die rotiert irgendwo um 20 Grad und Untergärige ist sogar 6, 7 Grad. Die meisten Biere, die heute gemacht werden, sind untergärig, hat einfach damit zu tun, kann man besser produzieren. Und ist länger haltbar.
Obergärige Biere sind einfach weniger haltbar. Deswegen, Kölsch kennt man ja, kleine Fässer, machst das Fass auf, musst du schnell trinken. Musst auch dauernd pinkeln.
So ist halt Kölsch.
Tatsächlich war aber beim Backen auch so, mal kurz von Pinkeln abzulenken. Die Sachen, die halt mit warmer Hefe gebacken werden, sind deutlich kürzer haltbar als Dinge, die mit im Kühlschrank gelagerte Hefe gebacken werden sollen.”
“Die werden einfach zu unterschiedlichen Temperaturen aktiv und dafür geben wir sie eben mit der abgezogenen Würze jetzt und der Hefe in einen Gärtank. Das kann eine Flasche sein, was auch immer. Es muss auf jeden Fall luftig verschlossen sein, kriegt dann einen Gärspund, weil die Hefe fängt so nach zwei Tagen an, sich zu vermehren und nachdem sie sich vermehrt hat, hat sie natürlich Hunger und fängt an, den Zucker in der Flüssigkeit zu verdauen und dadurch entsteht einmal Alkohol als Abfallprodukt und sie fängt einfach, auf Deutsch gesagt, an zu furzen.
Und deswegen kommt Gas zustande und das muss ja auch irgendwo raus, deswegen der Gärspund.
So, damit ist eigentlich unsere Arbeit erstmal getan. Wir lassen also jetzt hier Hefe auf der Baustelle arbeiten. Die braucht jetzt ungefähr eine Woche, um die erste Hauptgärung abzuschließen.
Das heißt, in der Hauptgärung wird eigentlich der Alkohol produziert, der ist dann in der Flüssigkeit drin. Aber was wir jetzt rausbekommen hätten, wäre eine immer noch sehr süße Flüssigkeit, die schon ordentlich Alkohol hat, aber null Kohlensäure und schmeckt wirklich nicht so richtig gut. Also es ist wie ein schlechtes Radler ohne Kohlensäure drin quasi.”
“Das heißt, es muss da auch noch mal ein Feintuning stattfinden, damit das richtig in Richtung geht.
Genau, wir haben jetzt eigentlich fertig gebaut. Jetzt kommt der Innenausbau und den machen wir dann in der Flasche. Das heißt, jetzt wird auch Flasche umgefüllt.
Hier ist auch noch mal wichtig, das muss alles steril sein. Wir dürfen keine Fremdkeime reinbringen nach Möglichkeit. Und der Flasche wird dann eine Zuckerzugabe gegeben.
Das klingt so wie jetzt mein Baby füttern, aber im Endeffekt füttern wir die Hefe. Weil die Hefe hat jetzt den ganzen Zucker aufgemampft. Die sitzt jetzt dick und fett in dem Bier drin und die braucht einfach noch mal Futter.
Und deswegen geben wir ihr noch mal Zucker. Da gibt es ganz verschiedene Sachen, die man reintun kann, aber ist eigentlich egal. Und durch die Zuckerzugabe produziert sie auch noch mal ein bisschen Alkohol nach.”
“Sie produziert aber vor allen Dingen Kohlensäure und sie produziert vor allen Dingen noch mal Geschmack. Also das ist die feine Note am Ende, die Endabnahme quasi, wo die Hefe noch mal die Fassade gerade zieht und noch mal hier den letzten Fensterwinkel tapeziert und was nicht alles. Und dann dauert so circa drei bis sechs Wochen, das hängt sehr vom Bier ab, bis es dann trickfertig ist.
Im Normalfall stellt man es dann kühl, um auch wirklich den Gärprozess zu stoppen, damit die Hefe aufhört zu futtern und zu furzen. Und dann ist es so drei Monate ungefähr haltbar, bei einer obergierigen Hefe.”
“Das ist schon verrückt, oder? Also ich als absoluter Nichtwisser, wie Bier gebraut wird, bin ehrlich gesagt ziemlich überrascht, wie viel Arbeit doch dahinter steckt, bis aus so ein bisschen Wasser, Hopfen, Zucker und Hefe so ein köstliches, goldenes Gebräu wird. Und mich hat es auch gewundert, wie nah dieser Prozess tatsächlich an dem BIM-Prozess, an der Architektur oder was auch immer, egal was gut werden soll, es muss irgendwie kontrolliert werden, es muss definiert werden, es muss einen ganz klaren Prozess geben, wo Sachen wie Attribute, wie soll es schmecken, wie soll es sich anfühlen, welche Farbe soll es haben, dass das alles definiert werden muss, dass die ganzen Prozesse definiert sein müssen, aber dass man trotzdem in diesem ganzen Prozess nicht vergessen darf, dass es Spielraum braucht, damit etwas gut werden kann, weil genauso, wie es mit den Menschen ist, ist es auch mit dem Bier.”
“Man weiß nie, wie es sich verhält. Dementsprechend muss man dynamisch sein, man muss auf etwaige Probleme reagieren und muss dafür sorgen, dass es trotzdem in die richtige Richtung geht. Ich bin wirklich verblüfft, wie nah das tatsächlich an so einem BIM-Prozess dran war.
Und danke dir, Falk, für den tollen Ausflug in die Welt des Bierbrauens. Ich hab wirklich viel gelernt.
Und damit komme zum Ende unserer Special-Episode. Ich bedanke mich herzlich bei meinen damaligen Gästen, Gerrit und Shahin, fürs Mittrinken und Quatschen. Wir hoffen, euch hat das Palinchen geschmeckt und ihr nehmt etwas für euch mit.
Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.
Habt ihr Fragen, Feedback oder einen Themenvorschlag? Dann schreibt uns eine Mail an bimundbier at formitas.de und wir sehen uns dann bald wieder.”
Von BIM & Bier: Special Edition - Brauen mit BIM, 15. Mai 2023
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