Wie Worte wirken

Folge 55 mit Ruth König, Psychotherapeutin mit EMDR-Zusatzausbildung

Helga Boss und Heidi Winsauer

Erlebe mit uns die faszinierende Welt der Traumatherapie, während wir gemeinsam mit der renommierten Psychotherapeutin Ruth König erkunden, wie Worte unsere Realität formen und bei der Heilung von Traumata helfen können. Ruth ist eine erfahrene klinische Psychologin und zertifizierte EMDR-Behandlerin.  Sie gibt uns tiefe Einblicke darüber, wie negative Glaubenssätze aus traumatischen Erfahrungen entstehen und unser tägliches Leben beeinträchtigen können. Besonders spannend ist die Erkenntnis, dass nicht die Zeit alleine Wunden heilt, sondern unser eigenes Selbstheilungssystem entscheidend für die Verarbeitung ist.

Wir tauchen in die Welt von EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ein und erörtern die Unterschiede zwischen professioneller Therapie und Selbstheilung. Ruth diskutiert die Bedeutung von qualifizierter Ausbildung für Therapeuten und erläutert, warum professionelle Unterstützung bei komplexen Traumata so wichtig ist. Auch die aktuelle Verbreitung von EMDR-Therapeuten in Europa und insbesondere in Österreich wird thematisiert, wobei auf bestehende Lücken und positive Entwicklungen hingewiesen wird. Abschließend teilen wir hilfreiche Informationen, wie ihr qualifizierte EMDR-Therapeuten finden könnt und betonen die Bedeutung effektiver Kommunikation für persönliches und berufliches Wachstum. Wir sind gespannt auf eure Gedanken zu dieser Folge und freuen uns über eure Rückmeldungen per E-Mail.

Speaker 1:

Wie Worte wirken. Das ist ein Podcast für dein berufliches und persönliches Wachstum. Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufsgruppen erzählen über ihre Erfahrung, über ihre Sicht, wie Worte wirken, welche Kraft sie haben. Es geht also um effektive und effiziente Kommunikation. Viel Spaß, kommunikation, viel Spaß Wie Worte wirken. Heute, mit Heidi Winsauer am Mikrofon und mir gegenüber in einem wirklich liebevoll eingerichteten Praxisraum, ist Ruth König. Ruth, du bist ich muss auf der Visitenkarte schauen ziemlich viel Psychotherapeutin, klinische Psychologin und zertifizierte EMDR-Behandlerin. Was das ist, klären wir noch, aber jetzt mal aus deiner Sicht mit deinem Beruf.

Speaker 2:

Wie wirken Worte? Ja, guten Morgen, liebe Heidi. Vielen Dank für deine Einladung. Ja, aus der Sicht von Psychotherapie schafft natürlich Sprache Wirklichkeit, Und EMDR ist eine Traumabehandlungsmethode.

Speaker 2:

Und wenn wir so an den Volksmund denken wie wirkt ein Trauma? da sagen wir so Worte wie das ist mir unter die Haut gegangen, da hat es mir den Boden unter den Füßen weggezogen, da ist was hängen geblieben. Und wenn wir wieder in Kontakt kommen mit diesem Ereignis, dann kann es sein, dass wir so in eine Blockade kommen, dass wir sagen ja, das war wie in einem alten Film drehen oder so. Und ich möchte deine Frage so beantworten Es ist ja so, dass, wenn wir so etwas erleben, so etwas Einschneidendes das muss jetzt kein lebensbedrohliches Trauma im klassischen Sinn sein, sondern auch einfach so eine Kränkung, eine Demütigung, vielleicht im Kindesalter dann machen wir uns auch immer Gedanken darüber, was das über die Welt aussagt, und aber auch, was das über uns selbst aussagt.

Speaker 2:

Und das sind dann meistens, wenn wir etwas Schlimmes erleben, das wir nicht verarbeiten konnten, nicht gut verarbeitet haben, negative Aussagen über uns selbst, wie zum Beispiel ich habe versagt, oder ich bin ein Versager, ich bin schwach, oder ich bin hilflos, oder ich kann mich nicht schützen. Und diese im Volksmund sagen wir dazu auch Glaubenssätze, die wirken sich sehr stark aus auf unser weiteres Leben, werden sehr schnell wieder aktiviert, wenn wir Ähnliches erleben, oder auch scheinbar banalen Situationen, die uns irgendwie daran erinnern. Und ja, es ist uns manchmal auch gar nicht so richtig bewusst, was uns da so motiviert, aber es ist gespeichert, Und das kann dann im schlimmsten Fall auch dazu führen, dass wir wirklich so in eine Blockade kommen oder immer wieder im Alltag so blockiert sind und einfach auch nicht unser Potenzial ausschöpfen können, manchmal wirklich auch im Alltag Schwierigkeiten haben mit der Bewältigung. Und das ist dann so die Aufgabe natürlich der Psychotherapie, diesen Menschen zu helfen, dass sie wieder handlungsfähig werden im Alltag, den Alltag wieder bewältigen können und wieder Zugriff haben zu ihren Fähigkeiten und diese auch umsetzen können.

Speaker 1:

Also, wenn ich dich jetzt richtig verstehe, weil du vorhin einige Kalender oder Volksweisheiten angesprochen hast die Zeit heilt nicht alle Wunden, Genau genau.

Speaker 2:

Aber auf einen anderen Aspekt können wir auch noch im Positiven daraus schließen, dass auch die Zeit natürlich viele Wunden heilt, und das ist aber nicht die Zeit, die das macht. Zeit braucht es auch. Aber in erster Linie ist das unser eigenes Selbstheilungssystem, mit dem wir Dinge verarbeiten, und das passiert laufend. Im Unterbewusstsein läuft es automatisch ab. Also sehr bekannt ist es zum Beispiel, dass wir im Schlaf, speziell in der REM-Schlafphase, dinge verarbeiten aus dem Alltag, und das läuft ständig. Aus dem Alltag, und das läuft ständig. Und dort, wo das nicht gelingt, wo dieses Selbstheilungssystem aufgrund verschiedener Umstände das nicht schafft, hier können wir mit EMDR helfen.

Speaker 1:

Okay, auf diese EMDR kommen wir später noch zu sprechen. Jetzt hast du was ganz anderes gesagt. Dieser REM-Schlaf Jetzt gibt es doch bitte ganz viele, die schlaffördernde, schlaf oder überhaupt Schlaftabletten nehmen. Gar nicht so wenige sagen, weil ich träume so viel. Also, ich träume so viel, ich träume so wild, ich träume so schlecht. Jetzt hast du aber gerade vorhin gesagt in diesem Schlaf, in diesem Traum verarbeitet das Gehirn. Also verstehe ich das jetzt richtig. Das ist eine bewusste Entscheidung, die ich treffe. Entweder will ich Ruhe haben, aber dann will ich mit dem vergangenen Zeug nichts zu tun haben. Dann nehme ich eine Substanz, aber dann überwinde ich es auch nicht. Ich eine Substanz, aber dann überwinde ich es auch nicht.

Speaker 2:

Ja, aber es ist auch so natürlich, dass Menschen, die von Albträumen geplagt sind und aufwachen, deswegen, weil das System das nicht verarbeiten kann. Ja, aber dann wäre es ja klüger, das mal zu reparieren sehr grob formuliert, aber das mal anzuschauen, dann wäre wirkliche Ruhe oder Natürlich genau Und das sehen wir regelmäßig, wenn die spezielle Traumatherapie erfolgreich ist dass die Menschen besser schlafen, dass sie keine Albträume mehr haben. Albträume sind auch ein Symptom, ein klassisches für Traumatherapie.

Speaker 1:

Albträume sind auch ein Symptom, ein klassisches Hörtraumata. Und was du vorhin auch noch gesagt hast Sprache schafft Wirklichkeit. Sehr vielen Menschen fehlen aber die Wörter, in dem Fall, wenn sie traumatisiert sind. blockiert sind im Gehirn das Sprachzentrum, sage ich jetzt mal ganz salopp, wissenschaftlich könnte man sich wahrscheinlich die Haare raufen. Und in der Therapie wird wieder sorgfältig gesucht. wie kann ich es beschreiben? wie fühlt es sich an? Ist das so grob?

Speaker 2:

formuliert richtig. Genau. Was tatsächlich so ist, ist, dass es auch ein Charakteristiker ist von schweren Traumata, dass man nicht darüber gesprochen werden kann, weil das Sprachzentrum wirklich blockiert ist. Also, das ist wirklich Fakt, oder?

Speaker 1:

Das ist.

Speaker 2:

Fakt, und das heißt, es ist auch ein Zeichen, dass es nicht gut verarbeitet wurde. Es ist nicht in dem narrativen Gedächtnis. Also, wenn etwas Vergangenes ist, ich weiß es oder ich kann darüber sprechen, aber es ist vorbei Und ein Traumata fühlt sich anders an, weil es eben nicht so verarbeitet wurde und nicht in diesem narrativen Gedächtnis repräsentiert ist. Wenn die Traumatherapie erfolgreich ist, ist es anders. Dann weiß ich, es ist passiert, ich kann darüber sprechen, aber es löst nicht mehr diese starken Emotionen aus, die mich in die Blockade führen.

Speaker 1:

Wenn ich mich in deiner Praxis umschaue. das gleicht ein bisschen einem Spielzimmer, gleicht ein bisschen einem Spielzimmer Wie arbeitest du mit erwachsenen Menschen. Wenn, die über peinliche oder schmerzhafte Erfahrungen reden müssen, Kommt da dieses Spielzeug oder Spielmaterial Spielzeug ist das falsche Wort, Spielmaterial in den Einsatz, damit die ins Reden kommen. Echt.

Speaker 2:

Nicht, damit sie ins Reden kommen. Also, ich muss ergänzen ich arbeite auch mit Jugendlichen und auch mit älteren Kindern. Aber diese Spielmaterialien, die verwende ich eher für andere Therapieformen, die verwende ich eher für andere Therapieformen. Manchmal braucht es auch, speziell in der Vorbereitung von EMDR, eine Therapiephase, wo solche Methoden auch hilfreich sind.

Speaker 1:

Okay, da sind wir gerade schon steil. Im nächsten Punkt, nämlich in meiner Grundausbildung als Kindergartenpädagogin, war der erste große Psychologe Simon Freud.

Speaker 2:

Der war vor 100 Jahren etwa?

Speaker 1:

Und jetzt hast du vorhin gesagt, es gibt verschiedene Methoden. Also verstehe ich das richtig Von? wir reden überhaupt einmal über irgendetwas? bis heute hat sich unfassbar viel getan. Da gibt es also offensichtlich Methoden, wie man etwas darstellen kann, bis hin zu dem, wo wir jetzt drauf kommen, das EMDR, wo man also ganz neue Methoden hat, etwas zu verarbeiten. Welche Methoden verwendest du und warum? Oh, das ist ein großes Thema. Aber du hast dich ja auch für gewisse Dinge entschieden.

Speaker 2:

Ja, genau. Ich möchte dazu sagen weil wir haben ja vereinbart, dass wir uns auf EMDR konzentrieren dass es mit verschiedenen Therapiemethoden, verschiedensten Schulen vereinbar ist, dass die Therapeuten, die das verwenden, auch aus verschiedenen Richtungen kommen und das auch eine Bereicherung ist und dass sich die verschiedenen Therapieschulen auch immer wieder annähern und dass es große Überschneidungen gibt, weil wir arbeiten mit Menschen und die Dinge, die wirken, die sind im Prinzip immer wieder dieselben, Aber das heißt, Das Ziel ist der Berg oben, aber den Weg zum Berg hinauf, da gibt es ganz viele verschiedene.

Speaker 1:

Es gibt verschiedenste.

Speaker 2:

Naja, ich würde sagen, es gibt verschiedene Hilfsmittel.

Speaker 1:

Hilfsmittel okay.

Speaker 2:

Hilfsmittel. Der Weg ist eigentlich, den geht ja der Mensch selber, der Therapie in Anspruch nimmt, und wir Therapeuten, wir sind ja nur das Servicepersonal, ihn zu begleiten, ihn zu unterstützen, über den nächsten Felsen rüber zu klettern Schönes Bild Steigeisen oder Sicherungsseil, haken, sicherungsseil, alles zur Verfügung zu stellen, was er halt braucht, dass er wirklich darauf kommt Und vor allem, dass er wirklich darauf kommt und vor allem, dass er sicher darauf kommt. Und da möchte ich nochmal zurückkommen aufs EMDR Ja, genau, reden wir jetzt.

Speaker 1:

Also, das möchte ich jetzt schon nochmal festhalten, weil man immer sagt man hört meines Erachtens, ja, ich mache Psychotherapie, da kann. da gibt es ganz viele verschiedene Möglichkeiten, und es gibt garantiert für jeden Mensch die für ihn oder für sie passende.

Speaker 2:

Ja, das denke ich. Einfach nur schauen oder Ja, und in erster Linie ist natürlich die Person des Therapeuten, der Therapeutin, die therapeutische Beziehung, das hat man auch gut erforscht der größte Wirkfaktor. Also ich muss der Person vertrauen können, ich muss mich da sicher fühlen können. Und dann gibt es natürlich verschiedenste Methoden, und das ist wirklich ein bisschen auch der eine malt gern, die andere redet lieber, und die dritte Person, die braucht sehr viel für den Körper, um weiterzukommen, und oft ist es einfach auch eine Kombination von verschiedenen.

Speaker 1:

Elementen. Schön, das ist gut. Also, dann haben wir das mal geklärt. Psychotherapie prinzipiell wirkt, und es gibt für jeden die zuverlässige Methode, auf den Berg zu kommen oder über ein Hindernis drüber zu kommen oder was auch immer. Und du hast dich jetzt spezialisiert auf EMDR. Können wir mal mit der Abkürzung beginnen? Was bedeutet EMDR?

Speaker 2:

Ja, es ist eigentlich ein englischer Ausdruck. Die Übersetzung lautet ungefähr sowas wie Neuverarbeitung und Desensibilisierung durch Augenbewegungen.

Speaker 1:

Also Eye Movement Desensibilisation and Reprocessing Okay wir bleiben bei Augenverarbeitung.

Speaker 2:

Ja, bei diesen Augenbewegungen. Das ist so das, was wir aus dem REM-Schlaf kennen, so diese schnellen Augenbewegungen, das ist so. Das, was wir aus dem REM-Schlaf kennen, so diese schnellen Augenbewegungen, das ist bilaterale Stimulation, um das geht es eigentlich, und das können wir aber auch über andere Sinneskanäle machen, wie Tapping zum Beispiel oder Auditiv mit beiden.

Speaker 1:

Ohren. Also auch da wieder je nach Sinneskanal bevorzugtem.

Speaker 2:

Sinneskanal.

Speaker 1:

Sehr schön. Du hast hier eine kleine Broschüre, da steht EMDR wurde in den 1980er Jahren in Amerika von Dr Francine Shapiro zur Therapie von Traumafolgestörungen entwickelt. In den 80er Jahren, Was?

Speaker 2:

hat sich da seither getan, und wie sind deine Erfahrungen mit EMDR? Ja, also, sie hat Ende der 80er Jahre 1989, das Wirkprinzip der bilateralen Stimulation entdeckt, dass das beruhigend wirkt aufs Nervensystem, dass der Mensch dann besser verarbeiten kann und auch, dass eine Neuverarbeitung stattfindet. Sie hat dann daraus ein achtphasiges Behandlungsstandardprotokoll entwickelt. Das ist ein sehr strukturiertes therapeutisches Vorgehen, das bis heute also das wurde in den 90er Jahren entwickelt bis heute mehr oder weniger gleich geblieben ist. Was sich getan hat, ist, dass es sehr gut beforscht wurde, weil es so eine andere Methode ist, Und viele, die es für Humbug erachtet haben, auch viele seriöse Forscher.

Speaker 2:

Man hat dann aber doch festgestellt, es wirkt. Und auch Franzine Shapiro selber hat sich gedacht komisch, dass es wirkt, und wollte das einfach genauer wissen, weil sie einfach durch und durch auch eine Wissenschaftlerin war. Und es ist eine der bestuntersuchtesten Therapiemethoden, die wir haben. Und wir wissen heute immer noch nicht genau, warum es wirkt. Aber dass es wirkt, das ist wissenschaftlich wirklich bestätigt. Und was sich auch getan hat, ist, dass es für verschiedene Störungsbilder jetzt auch angewendet wird, zum Beispiel Depressionen, Angststörungen. Also es ist einfach sehr eine hilfreiche Methode, wenn sie in einem seriösen Therapiekontext richtig angewendet wird.

Speaker 1:

Danke für dieses Stichwort, ruth. Folgendes Ich habe vor über 20 Jahren eine NLP-Ausbildung gemacht, und ich kann mich noch erinnern, die haben damals auch mit diesem Folgen sie den Zeigefinger, und da ging es nur darum, eben quasi. Das hat nicht EMDR geheißen, aber es ging auch darum, quasi gedanklich jemanden aus einem Stillstand rauszubringen. Und ich kann mich noch erinnern, da hat es geheißen folgen Sie dem Zeigefinger, und dann schießt man das wie so raus, und es war schon spannend, wie die Leute reagiert haben. Und gleichzeitig erschreckt es mich jetzt, wenn du sagst, da muss man sehr vorsichtig sein, weil man führt die Menschen ja an ein Trauma heran. Und das ist der Unterschied zwischen, etwas mit sportlicher Leichtigkeit zu machen oder, wie du das jetzt sagst, hochseriös zu machen. Was ist das Gefährliche und gleichzeitig Wirksame an so Behandlungen wie EMDR, wo man quasi mit Augenbewegungsstimulation und vielleicht noch ein bisschen anderen sanften Methoden arbeitet?

Speaker 2:

Ja, wir arbeiten ja mit Menschen. Die kommen ja zu uns, weil sie ein Problem haben, weil sie ein Symptom haben, und das zeigt, dass da was passiert ist. Und wenn wir mit dieser Traumatisierung arbeiten, dann führen wir den Menschen ja gezielt dorthin. Das Ziel ist ja, das neu zu verarbeiten. Und wenn der Mensch dann in der Therapie, soll er die Erfahrung machen, dass es weitergeht, dass er heute anders damit umgehen kann, dass er heute in einem sicheren Umfeld lebt, dass er heute das bewältigen kann, dass er sich heute wehren kann, und manchmal oder es passiert immer wieder während dieser Neuverarbeitung, während dem Prozess, dass der Mensch in der Blockade auch wie hängen bleibt, stecken bleibt. Und dann kommen wir Therapeuten ins Spiel mit allem, was wir gelernt haben. Hier müssen wir helfen, und hier müssen wir ganz genau wissen, was wir tun, weil wir wirklich mit dem ganzen Nervensystem arbeiten, auch mit dem Unbewussten, und hier müssen die Menschen gute Erfahrungen machen, und das muss sicher sein, sind wir doch wieder beim Bild des Bergführers oder der Bergführerin.

Speaker 1:

Bei schönem Wetter kann jeder wandern, aber ich muss halt auch bei Regenwetter meine.

Speaker 2:

Leute wieder sicher runterbringen. Ja genau, und es geht ja darum, wirklich die Schwierigkeiten, die schwierigen Klippen zu überwinden, oder So den einfachen Weg, den ich schon hundertmal gegangen bin. Für den brauche ich keinen Bergführer.

Speaker 1:

Okay, das heißt. Es bringt mich jetzt zur nächsten Frage. Es ist schon legitim, wenn ich das mal irgendwo in einer Zeitschrift gelesen habe oder wie man das jetzt auch immer wieder. Momentan habe ich den Eindruck, bekommt man ganz viele Bücher, videos zum Thema Vagusnerv. Da ist auch immer diese Augenübung. Also es wäre schon legitim, das für sich selber zu machen oder einer Freundin zu sagen mach doch mal, das sei anscheinend eine gute Übung. Aber wo sagst du, wo ist der Punkt, wo es dann doch den Profi braucht?

Speaker 2:

Also, was sicher ist, das ist, wenn ich das verwende, im Zusammenhang mit guten Erfahrungen. Also, es gibt das Einfachste, und bekannt ist auch die sogenannte Schmetterlingsumarmung. Da tappe ich selbst meinen Oberarmen abwechselnd, meinen Oberarmen abwechselnd.

Speaker 2:

Die bilaterale Stimulation wirkt sich ja beruhigend auf den Parasympathikus aus aktiviert diesen und dann kann ich mir positive Dinge besser merken, Und also, wenn ich was Schönes erlebt habe, einen schönen Urlaub, dann kann ich das. Zum Beispiel kann ich wieder daran denken. Und wenn ich mich dann gut fühle, mit dem Körper, ein angenehmes Gefühl habe, dann kann ich das verankern, und das kann ich wieder besser darauf zugreifen. Und mit solchen Übungen arbeiten wir im Vorfeld vor der Neuverarbeitung auch viel mit Patienten, Patientinnen.

Speaker 1:

Okay, also wenn jetzt, weil ich es gestern auf YouTube auch wieder gesehen habe, wenn ich so ein Video anschaue und so eine Vagus-Nerv-Stress-Lösen-Übung mache, da kann nichts passieren.

Speaker 2:

Nein, nein, im Gegenteil. Also, diese Dinge sollen auch wirklich verwendet werden. Die sind sehr hilfreich, und ja, ich denke, menschen merken das. Dann auch Hilft mir das, und wenn ich natürlich unruhig werde dabei, dann sollte ich es nicht machen.

Speaker 1:

Dann mit professionellem Betrieb.

Speaker 2:

Ja, genau, dann ist es eher ein Zeichen, dass hier etwas getriggert wird.

Speaker 1:

Also, Trauma, wenn ich es richtig abgespeichert habe, heißt ja auch Wunde. Stimmt das Ja?

Speaker 2:

es ist eine Verletzung. Eine Verletzung Ja.

Speaker 1:

Okay, und so wie mein Körper ist voll mit Schürfwunden, wenn ich da irgendwo anrenne, also so wie manche Wunden von selber heilen, da kann ich selber herumdoktern und schmieren. Aber wenn es eine Wunde ist, die genäht werden muss oder ein Gips braucht, das wäre vergleichbar der Fall für die Therapie.

Speaker 2:

Ja, wenn sowas halt wie nie heilt, oder Wenn ich immer wieder merke, das kommt immer wieder hoch, oder das ist so wie ein Stachel, das ja, dann ist es sicher gut, das mal anzuschauen, und speziell wenn ich merke, es blockiert mich im Alltag.

Speaker 1:

Und wie lange muss man das EMDR machen, damit eine Wirkung kommt? Ist das ein Jahresvertrag? Oder ist es immer die Angst, dass man jahrelang beim Psychotherapeuten auf dem Sofa hockt? Was ist deine Erfahrung? Wie gut kommt man im Jahr 2024 schon weiter? den nächsten Schritt, um wieder selbst aktiv zu werden.

Speaker 2:

Das kann ich so pauschal auch nicht sagen, weil es sehr davon abhängt, wie viele Ressourcen der Mensch hat. Finanziell oder was meinst du mit Ressourcen? Nein, positive. Erlebnisse positive Erfahrungen, so sage ich auch, wie sein Leben ausschaut wie gut es ihm geht, wie gut es ihm in der Vergangenheit gegangen ist, in der Kindheit gegangen ist. Wenn er nur einmal etwas Schlimmes erlebt hat, wie einen Autounfall, dann können wir das wirklich sehr schnell bearbeiten mit einigen Sitzungen, und der Mensch wird wieder Autofahren können ohne Angst. Wenn es erfolgreich geht.

Speaker 2:

Aber wenn schon sehr früh sehr lange immer wieder schlimme Dinge passiert sind in der Familie, wenn wenig Unterstützung da war, wenig positive Erfahrungen, solche Menschen brauchen auch unter Umständen eine lange Therapiephase, bevor eben der überhaupt im Sinne von Trauma-Neuverarbeitung durchgeführt werden kann, sicher durchgeführt werden kann, und brauchen vermutlich auch viele Sitzungen, bis sie das überwunden haben. Aber meine Erfahrung ist, dass schon nach einigen Monaten oft es besser geht, dass es ihnen hilft, dass Dinge leichter gehen, dass sie rauskommen aus dem Loch, dass Dinge leichter gehen dass sie rauskommen aus dem Loch Ruth, wie viele Therapeuten die EMDR oder etwas sehr Vergleichbares anbieten?

Speaker 2:

gibt es eigentlich momentan in Vorarlberg, österreich. Also, diese Frage kann ich dir jetzt nicht genau beantworten. Was ich weiß, ist, dass es europaweit 40.000 Mitglieder gibt von EMDR Europe. Das ist also eine richtige Bewegung geworden und das leider hier Österreich nur ein bisschen hinten nachhängt. Also, es gibt in anderen Ländern wie der Schweiz, in Italien viel, viel mehr EMDR-Therapeuten, in Italien viel, viel mehr EMDR-Therapeutinnen und Therapeuten. Aber es wird sich noch verändern. Es werden sehr viele Therapeutinnen ausgebildet, und ich bin da ganz zuversichtlich, dass es auch einfacher wird, so eine Therapie zu bekommen.

Speaker 1:

Dass es auch bekannter wird, weil es einfach wirklich sehr gut wirkt und sehr hilfreich ist. Also ich fasse jetzt zusammen, und du korrigierst, wo ich den größten Schnitzer mache Prinzipiell ein Trauma muss kein Kriegstraumatisches, dramatisches Ereignis sein. Ein Trauma kann auch eine Beleidigung, eine peinliche Situation sein, einfach etwas, was mich seelisch emotional verwundert hat und das ich, statt verarbeitet habe, weggedrängt habe. Ist das?

Speaker 2:

so richtig, ja, genau, und das ist halt ein kleines Trauma oder Klar, aber es ist ein Trauma, eine Wunde.

Speaker 1:

Manches Mal heilt eine Wunde wie es im echten Leben auch ist von selber. Manches Mal heilt die Zeit alle Wunden, Und manches Mal entzündet es sich, weil noch zusätzlich Schmutz dazukommt oder weil immer wieder. Und wenn es dann so etwas Tiefbelastendes wird, dann bitte zur Therapeutin oder zum Therapeuten gehen, Und wenn man sich auf der Webseite erkundigt, dann auch immer die Zusatzausbildung der Therapeuten anschauen, weil da gibt es schon sehr viel an Zusatzausbildungen, wie jetzt zum Beispiel dieses EMDR, wo man also mit Augenbewegung oder sanften Berührungen arbeitet.

Speaker 2:

Ja, und hier kann man sich sicher sein, wenn man schaut auf der Homepage der österreichischen Fachgesellschaft für EMDR, da sieht man, wer hat diese Ausbildung, wer ist zertifiziert, und da sind die Therapeutinnen gelistet.

Speaker 1:

Werden wir verlinken. Ruth, ich sage vielen lieben Dank für deine Zeit und die Informationen und hoffe, dass noch ganz, ganz viele Therapeutinnen und Therapeuten diese Ausbildung machen, weil es klingt wirklich spannend, was du da machst. Vielen Dank sehr gerne. Wie Worte wirken. Das ist ein Podcast für dein persönliches und berufliches Wachstum. Es geht um effiziente und effektive Kommunikation. Gestaltet wird der Podcast von Helga Boss und Heidi Winsauer. Wenn dir gefallen hat, was wir dir hier bieten, dann freuen wir uns über eine kurze Rückmeldung. Unsere E-Mail-Adressen findest du in der Beschreibung verlinkt. Bis zur nächsten Podcast-Folge wünschen wir dir eine gute Zeit und erfolgreiche Gespräche.

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