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Wie Worte wirken
Der Podcast ist eine Co-Produktion von
Helga Boss
https://www.helgaboss.com/
Heidi Winsauer
https://www.sprechenundbegeistern.at/
Wie Worte wirken
Folge 79 mit Richard Dür, Ausbildungsleiter illwerke vkw.
Warum haben Jugendliche und Erwachsene einander kaum noch was zu sagen?
Wie gelingt es heutzutage, junge Menschen für einen Beruf zu begeistern?
Und was müssen wir Erwachsenen unsere Kinder vorleben, damit sie hilfreiche Vorbilder für ihr späteres Leben haben?
Richard Dür ist Ausbildungsleiter bei der illwerke vkw und in seiner Funktion für rund 100 Jugendliche und das Ausbilder:innen-Team verantwortlich. Seine Erfahrung, wie Worte wirken, wirft wichtige Fragen auf und inspiriert für das eigene Tun.
Wie Worte wirken. Das ist ein Podcast für dein berufliches und persönliches Wachstum. Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufsgruppen erzählen über ihre Erfahrung, über ihre Sicht, wie Worte wirken, welche Kraft sie haben. Es geht also um effektive und effiziente Kommunikation. Viel Spaß Heute mit Heidi Winsauer, und mir gegenüber sitzt Richard Dürr. Richard, du bist Ausbildungsleiter der Lehrlinge bei der Ilverke VKW. Auch für dich gibt es die erste Frage wie immer aus deiner Sicht Wie wirken Worte?
Speaker 2:Hallo Heidi, freut mich, dass ich heute bei dir Ich glaube, gerade in meinem Beruf geht es darum mit Worten Jugendliche in ein Unternehmen einzuführen- Also das Onboarding, wie man so schön sagt.
Speaker 1:Steigen wir doch direkt darauf ein. Wie viele Lehrlinge habt ihr bei der Ilverke VKW?
Speaker 2:100 Lehrlinge an zwei Standorten 15 in Bregenz und 15 in Van Danse Montafon.
Speaker 1:Und nicht nur in einem Lehrberuf, sondern in verschiedenen.
Speaker 2:Genau, wir haben insgesamt zirkonale Lehrberufe.
Speaker 1:Bei einem Energieerzeuger.
Speaker 2:Grundsätzlich haben wir die technischen Lehrberufe Elektrotechnik, Mechatronik, Metalltechnik. Wir haben IT-Technik und Applikationsentwicklung, Wir haben Geoinformations und Vermessungstechnik. Wir haben die kaufmännischen Lehrberufe E-Commerce-Kaufmann und Büro-Kaufmann, Frau Und Bautechnischer Zehner Wahnsinn.
Speaker 1:Okay, also du hast rund 100 Jugendliche, mit denen du da arbeiten musst, und du hast eigentlich nur das Instrument der Sprache Sprache, körpersprache. Also du kannst es ja auch vorleben. Wie geht dir da vor?
Speaker 2:Ja gut, jeder Beruf hat auch, zum Beispiel die Elektrotechnik, ein eigenes Vokabular. Man lernt Werkzeuge, man lernt Begriffe, man lernt dann auch später die mathematische Umsetzung, und genau da ist, glaube ich, die größte Schwierigkeit und Sprache das wichtigste Instrument, um grundsätzlich Leute in neue Welten einzuführen. Wittgenstein hat schon gesagt die Grenzen deiner Sprache sind die Grenzen deiner Welt, und wir eröffnen Welten, indem wir junge Leute ins Vokabular eines Berufs einfahren.
Speaker 1:Gehen wir jetzt mal weg vom Fachlichen, hin zu dem, was man eigentlich bedauerlicherweise als Soft Skills abwertet. Aus meiner Sicht wären das die wichtigsten Fähigkeiten, dieses Zwischenmenschliche, dieses Gruppendynamische. Was lebt ihr vor, was erwartet ihr euch auch von den jungen Leuten?
Speaker 2:Grundsätzlich Interesse. das leben wir auch vor. Wir schauen, dass wir am Stand der Technik sind. Das heißt, auch die Ausbilder müssen sich weiterbilden. Wir schauen, dass unsere Anlagen, dass unsere Werkzeuge auf dem Stand der Technik sind. Auch die Ausbilder sind da ständig gefordert, sich weiterzubilden, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen und das dann in die Lehrausbildung zu bringen. Also Neugier, Interesse an technischen Spielereien, das sind, glaube ich, die wichtigsten Voraussetzungen, Und dann eben auch die typischen Persönlichkeitsbildeneigenschaften wie Durchhaltevermögen, wenn es einmal nicht klappt, einfach dranbleiben, nachfragen, sich Hilfe holen. Ich glaube, das ist grundsätzlich in einer so dynamischen Welt, wie sie heute ist und wo technische Neuerungen immer schneller kommen, so eine wesentliche Grundeigenschaft, die man mitbringen sollte. die Autodidaktik, sich selber die Sachen beizubringen, zu probieren, dran zu bleiben, Das sind eben auch die Eigenschaften, die für uns ganz wertvoll sind.
Speaker 1:Wenn ich es jetzt richtig heraushöre, dann hast du mir nicht erklärt, dass die jungen Leute weniger wissen müssen, sondern die Kompetenz mitbringen sollen, neugierig zu sein, experimentieren zu wollen, was ja gleichzeitig voraussetzt, dass man auch ein bisschen eine Frustrationstoleranz hat, weil nicht jeder Versuch gleich startet oder gleich gelingt. Kommen wir mal wieder zu den Feinheiten der Sprache zurück. Mit jungen Leuten arbeiten bedeutet, mit Menschen arbeiten, die gerade im Umbau sind, sagen wir mal aus neurologischer Sicht, nämlich die Pubertät. Wie schaffst du es, dass du mit den jungen Menschen, die da in ihrem persönlichen Umbruch und Aufbruch sind, die da doch abzuholen und in Verbindung zu gehen? Weil auch hier hast du ja nur die Sprache.
Speaker 2:Ich glaube, was ganz wichtig ist, ist eine Begegnung auf Augenhöhe. Wir sind per Du mit den Lehrlingen. Was ganz wichtig ist, auch immer wieder aufeinander zuzugehen. Egal, ob ich jetzt Ausbildungsleiter bin oder sonst jemand, ich bin einfach auch Teil der Unternehmenskultur, und ich glaube einfach auch mal zuzuhören, was so die Jungen bewegt, für was sie sich motivieren, und wirklich ab und zu mal auch sagen okay, ich finde, eine coole Idee, die probieren wir jetzt gemeinsam umzusetzen, einfach auch zu zeigen. Ja, ihr habt tolle Ideen, und wenn ihr mit euren Ideen kommt, ab und zu müssen wir auch schauen, dass wir diese Ideen weitertreiben, ernst nehmen und Jungen auch die Möglichkeit geben, auf der Bühne zu stehen und einfach auch sich zu präsentieren.
Speaker 2:Oder sich auszuprobieren, sich auszuprobieren.
Speaker 1:Das heißt, wenn ich es richtig verstehe weniger wissen, weniger sagen sondern mehr zuhören. Also, genau das ist ja meine Art.
Speaker 2:Ja aber es ist ja eine goldrichtige Art, dann auch die Themen aufzuschnappen. Wir haben tolle Jugendliche mit tollen Ideen. Und die schauen wir einfach auch, dass wir sie umsetzen.
Speaker 1:Kennst du alle 100 Auszubildenden beim Namen? Ja, Oh, das kam jetzt schnell dieses Jahr.
Speaker 2:Ich finde, das ist ganz wichtig. Wenn man uns begegnen muss, muss das über den Namen laufen. Das ist am Anfang nicht ganz einfach, wenn auf einmal 25 neue Jugendliche vor einem stehen. Aber das erwarte ich von den Ausbildern, und da bin ich auch Vorbild.
Speaker 1:Und wenn du jetzt schaust wer darf bei euch Ausbilder, ausbilderin werden? was ist dir da wichtig? Weil das sind ja doch Vorbildfunktionspersonen.
Speaker 2:Genau Das sind eigentlich drei Sachen wichtig Das Fachliche, Das ist meistens das Einfachste, also Fachwissen kann man lernen. Genau. Also, wissen kann man lernen. Klar gibt es auch da Unterschiede. Aber viel entscheidender ist die Kommunikation und die Organisation. Kann jemand eine Gruppe organisieren? und wie kommuniziere ich mit den Jugendlichen? wie kommuniziere ich mit den Eltern? wie kommuniziere ich mit den Abteilungen? Wie kommuniziere ich im Team? Also, kommunikation ist ein wesentliches Werkzeug, wenn ich mit Menschen arbeite.
Speaker 1:Du bist ja auch ziemlich engagiert, wenn es generell um das Thema Ausbildung geht. Was würdest du dir da wünschen, was wir Erwachsene tun können? dass wir die jungen Menschen besser unterstützen, dass sie dieses Leben lernen. Man ist ja jung, damit man sich aufs Leben vorbereitet. Was ist deine Beobachtung? was dürfen wir Erwachsene da noch lernen, was wir vorleben oder weitergeben?
Speaker 2:Ich glaube, ein wesentlicher Punkt ist, die Erwartung zurückzuschrauben. Wir erwarten von den Jugendlichen, dass sie ähnlich ticken wie wir selber, und das tun sie nicht. Und was ich schon häufiger beobachte oft fehlt der Anschluss, und das wird, glaube ich, wird noch ein Riesenthema in den Unternehmen von Jugendlichen zu den Mitarbeitern. Die haben komplett andere Themen wie heutige Mitarbeiter, und das kommt bedingt auch durch die technologische Entwicklung. Ich denke zu unserer Zeit, als wir noch jung waren, da konnte man unsere Eltern, großeltern über Lebenserfahrung fragen. Wenn ich heute meine Großmutter frage, meinst du, es ist gut, wenn ich im Bereich Social Media irgendwas mache? Die weiß gar nicht, was das ist. Im Bereich Social Media irgendwas machen, die weiß gar nicht, was das ist. Und so haben wir sehr viele Themen, wo Junge berühren aber, Erwachsene oder ältere.
Speaker 1:Mitarbeiter überhaupt nichts damit anfangen können. Okay, Moment, ein spannender Gedanke, Richard, weil du sagst, du bringst mich auf den Gedanke, dass die jungen Leute sich selbst überlassen sind, weil sie niemanden haben, den sie fragen können hey, was mache ich da am besten? Weil wir gar nicht wissen, vor welchen Themen die stehen.
Speaker 2:Genau, Da kommen neue Berufe, neue Berufsfelder auf uns zu, vom Prompter bis zum keine Ahnung was. Was werden da Eltern sagen Hör auf mit dem, also mit der Idee lern, was Gescheites.
Speaker 1:Gerade, dass sie nicht sagen werden Räder machen.
Speaker 2:Genau, aber das sind solche Berufsfelder. die kommen jetzt ganz stark eben auch durch die technologischen Entwicklungen. Und Jugendliche sprechen über das Zocken, Und ich beobachte oft, dass ältere Mitarbeiter am Kaffeeautomat stehen, über ihre Themen sprechen, und die jungen Lehrlinge stehen mit dem Handy daneben und haben ihre Themen.
Speaker 2:Aber das ist nicht, weil sie nicht wollen, das ist, weil sie sich nicht mehr verstehen, glaube ich, weil sie einfach keinen Anschluss haben an die Themen unserer Mitarbeiter und umgekehrt. Und damit, glaube ich, haben wir ein Riesenthema, wenn Jugendliche in ihren Schichten sind, ältere Mitarbeiter in ihren Schichten und wir verlieren und zwischen den Generationen gehen Greifen auf, weil sie nicht mehr aufeinander mit den Themen zugehen können.
Speaker 1:Und wenn ich das, was du vorhin gesagt hast, aufgreife es fehlen uns die Berührungspunkte.
Speaker 2:Genau.
Speaker 1:Ein Beispiel ist ja immer oder immer, aber sehr gerne. Vergleichen wir einfach mal, wie unsere Großeltern Tee gekocht haben, wie unsere Eltern Tee gekocht haben, wie unsere Eltern Tee gekocht haben und wie wir das jetzt tun. Meine Großmutter Jahrgang 1904, musste noch ein Holzschitt fällen und anheizen mit Feuer. Meine Mama hat das schon auf dem Herd machen können, aber da war das noch so mit Hochblatt, bei mir war es schon modern. Also, ich kann aussuchen, entweder dieses Ceranfeld, ich hätte aber auch so ein Wasserhahn nehmen können, wo schon das sprudelnd heiße Wasser aus dem Hahn rauskommt. Also, ich glaube, das bringt es am einfachsten auf den Punkt, was du vorhin gemeint hast. Innerhalb von 100 Jahren hat es sich dramatisch verändert.
Speaker 1:Und da dürfen wir sicher noch viel dazulernen. Die Frage ist also das Internet verbindet uns zwar weltweit, aber es trennt uns untereinander. wenn ich es jetzt so lapidar zusammenfassen kann Was machen wir da am besten? Wie geht ihr da vor? Wie geht ihr bei der Ilberke VKW vor, dass es Berührungspunkte zwischen den älteren und jüngeren Mitarbeitenden gibt? Das ist eine Frage.
Speaker 2:Wie alle Unternehmen haben wir natürlich auch gerade im Fachbereich eine Verscheinungs-Zu-Eins-Beziehung zwischen Facharbeiter und Jugendlichen. Ich denke, da klappt es gut. Aber dennoch glaube ich, dass sich Unternehmen da schon eine Strategie zurechtlegen müssen. Es ist ein Kommunikationsthema, und wenn ich jetzt die Kommunikationsmöglichkeiten von einem 14-Jährigen und einem 40-Jährigen vergleiche, da erwarte ich von einem 40-Jährigen viel mehr Erfahrung, und ich glaube auch, der erste Schritt muss einfach der Mann sein. Ich finde da die Kommunikation wieder ganz zentral.
Speaker 1:Dazu muss ich aber zuerst wissen, was fehlt, was braucht es.
Speaker 2:Ja, aber man muss da zuerst aufeinander zugehen können, ohne große Erwartungen. Ich sehe schon oft, dass ältere Mitarbeiter wahnsinnig hohe Erwartungen an Jugendliche haben. Sie sollten das schon können, sie sollten das schon mitbringen. Wir haben mittlerweile einfach Voraussetzungen. Die sind nicht mehr wie früher. Du hast es vorhin beim Herd erwähnt. Aber viele Jugendliche wohnen in Wohnungen. Da gibt es keinen Hammer mehr, da dürfen sie kein Bild mehr an die Wand hängen.
Speaker 1:Stell dir vor, wenn heute ein Junge einen Baum fällen würde, wie es jetzt manche 60er, 70er erzählen was sie früher gemacht haben im Riedbaum gefällt Heute ist es eine Jugendstrafe. was sie früher gemacht haben im Riedbömm-Gefäll heute so eine Jugendstrafe fast zu befürchten.
Speaker 2:Genau, oder Das ist genau sie, die wie soll ich sagen? Die dürfen nichts mehr, die haben nicht mehr die Zugänge, es gibt kein Werkzeug mehr zu Hause. Ich glaube, da muss man eben auch und das ist auch die Sprache, dass meine mit Jugendlichen in einem Beruf einführen auch die Werkzeuge erklären, auch die Werkzeuge zeigen. Wir beginnen sicher auf einem ganz anderen Niveau wie vor 10, 15, 20, 25 Jahren.
Speaker 1:Ich habe einmal eine Veranstaltung moderiert, da ging es eben auch um Lehrlinge, also Auszubildende. Da hat tatsächlich auch einer gemeint wie soll denn ein junger Kerl oder ein junges Mädel wissen, ob sie sich für das Thema Holz interessiert, wenn sie noch nie mit Holz gearbeitet haben? Und das stimmt, da sind schon wir Eltern oder wir Erwachsene in der Pflicht. Sind schon wir Eltern oder wir Erwachsene in der Pflicht, dass wir sagen ja, also da müssen wir schon überlegen, was ist das Ziel, wenn wir alles reglementieren und verbieten? Und mit zwei Stunden technischen Werken in der Woche? also, wenn ich gleich benotet werde für das, was ich da mache, bin ich ein wenig lustvoll. Ach herrje, wir dürfen noch viel lernen, aber nicht die Jungen sondern wir Erwachsene, wenn ich das richtig zusammenfasse.
Speaker 2:Also glaube ich auch Was den Zugang zu den Jugendlichen betrifft, auf jeden Fall, ich glaube einfach, dass man schon die Erwartungen zurückschrauben muss, dass man den Mensch sehen muss und das Potenzial erkennen, und dann ist viel mehr möglich, wie man denkt.
Speaker 1:Hast du das Gefühl, dass du durch die Arbeit mit den jungen Menschen selber auch up-to-date bleibst?
Speaker 2:Ja, sicher. Das ist unbestritten, ja.
Speaker 1:Also, da hat man dann schon einen Mehrwert, wenn man sich damit auseinandersetzt, mit diesen Themen, auch wenn es viel wird. Es kommt ja so viel Neues immer wieder.
Speaker 2:Ja, also ist so. Auf der anderen Seite bin ich auch grundsätzlich selber neugierig und interessiere mich auch für Entwicklungen, sei es gesellschaftlich, sei es technisch. Es ist in dem Sinn keine Arbeit für mich Genau.
Speaker 1:das ist wunderbar. Ein schönes Schlusswort, richard. vielen lieben Dank und weiterhin viel Freude für die Arbeit mit den Auszubildenden bei der Ilverke VKW. Danke dir.
Speaker 2:Vielen Dank, Heidi.
Speaker 1:Wie Worte wirken. Das ist ein Podcast für dein persönliches und berufliches Wachstum. Es geht um effiziente und effektive Kommunikation. Gestaltet wird der Podcast von Helga Boss und Heidi Winsauer. Wenn dir gefallen hat, was wir dir hier bieten, dann freuen wir uns über eine kurze Rückmeldung. Unsere E-Mail-Adressen findest du in der Beschreibung verlinkt. Bis zur nächsten Podcast-Folge wünschen wir dir eine gute Zeit und erfolgreiche Gespräche.