Studio-Lookout-Salon: Der Podcast für Architektur, Design, Kunst und Soziokultur

Schlafen mit Seele – Handwerk, Rosshaar und gelebte Gastfreundschaft mit Daniel Heer

Roger Furrer & Maximilian Grieger

Daniel Heer im Studio Lookout Salon Podcast

In dieser Folge des Studio Lookout Salon Podcast ist Roger Furrer, zu Gast bei Daniel Heer in seiner Berliner Werkstattwohnung. Daniel ist Rosshaarmatratzen-Hersteller in vierter Generation – ein Handwerker mit Schweizer Wurzeln und internationaler Strahlkraft. Gemeinsam sprechen wir über das rare Handwerk der Rosshaarmatratze, über Materialehrlichkeit, Nachhaltigkeit und die Rückbesinnung auf das Essenzielle.

Daniel gewährt uns Einblick in seine Philosophie: Warum Schlaf mehr ist als ein Produktversprechen. Wie eine Matratze zur Trägerin von Geschichten wird. Und weshalb sein Ansatz nicht nur in der Hotellerie, sondern auch in einer neuen Kultur der Gastfreundschaft einen Unterschied macht.

Wir sprechen über mobile Werkstätten in Paris, über Recycling und Transformation alter Materialien, über das Pariser Zimmer und das Schöneberger Zimmer, über Wertschätzung statt Konsum – und darüber, wie man durch Schlaf Vertrauen, Nähe und Verbundenheit schafft.

Ein Gespräch über Tradition, Transformation und das grosse Ganze hinter einem unscheinbaren Alltagsobjekt. Eine Einladung zum Perspektivenwechsel – im Liegen.

Roger Furrer:

Grüezi und willkommen zum Studio Lookout Salon Podcast. Mein Name ist Roger Furrer und ich bin heute zu Gast bei Daniel Heer in Berlin. Salut Daniel.

Daniel Heer:

Ciao Roger.

Roger Furrer:

Die vergangene Nacht konnte ich auf einer deiner Rosshaar-Matratzen verbringen in deinem Schöneberger Zimmer, wo interessierte Kunden Probe schlafen können. Nun sind wir heute in deiner Werkstatt in Berlin-Schöneberg, in der gleichen Wohnung, wo du Rosshaar-Matratzen von Hand fertigst, nach Schweizer Tradition und bereits in vierter Generation, denn dein Urgrossvater hat 1907 in der Nähe von Luzern damit angefangen. Seit 2007 hast du eine Werkstatt nun hier in Berlin. Neben diesen Fakten, wer ist Daniel Heer und wie würdest du dich selbst beschreiben?

Daniel Heer:

Ich bin Gestalter und Rosshaar-Matratzen-Hersteller.

Roger Furrer:

Wir nehmen euch mit in die Werkstatt und in eine Denkweise, die etwas verloren gegangen ist. Du bist Gastgeber hier in Berlin mit dem Schöneberger Zimmer. In Paris gibt es auch ein chambre de bonne.

Daniel Heer:

Der Gedanke mit Paris, also es gibt hier das Schöneberger Zimmer, das Schöneberger Zimmer ist Teil von dieser Werkstattwohnung. Die Idee, das Pariser Zimmer zu initiieren, ist entstanden in Zusammenarbeit mit meinem Pressebüro, was von Wien und Paris aus agiert. Das war... Auch da dieser Wunsch, ein Zimmer vor Ort zu haben, wo wir auch die Möglichkeit haben, Gäste einzuladen, um die Rosshaar-Matratzen auch in Paris vor Ort zu erleben. Als wir das Pariser Zimmer eröffnet hatten, war ich drei Wochen auch vor Ort und habe die Matratzen, die es im Pariser Zimmer gibt, auch alle vor Ort in dem c hambre-de-bonne hergestellt. Das war auch öffentlich zugänglich. Wir hatten Journalist:innen eingeladen, wir hatten Architekt:innen eingeladen, Hoteliers.

Roger Furrer:

Was fasziniert dich daran, Rosshaar als Material und Handwerk wieder in den Mittelpunkt zu stellen?

Daniel Heer:

Ich glaube, es erzählt auch viel darüber, dass das Handwerk eben nicht an einen Ort gebunden ist, sondern es ist Handarbeit und ich konnte das wirklich vor Ort herstellen. Und da ging es dann eben auch so weit, wie man hat natürlich, wenn man so eine mobile Werkstatt aufbaut, hat man natürlich nicht, ich sage jetzt mal, seinen Arbeitstisch, wie man ihn hier hat. Und auch da war es für mich sehr wichtig, eben jetzt nicht irgendwelche Arbeitstische zu kaufen, die danach wiederum zurückgehen, sondern ich hatte mich dann, das war im 11. Arrondissement, wo es immer noch sehr viele kleine Handwerksbetriebe gibt und da gab es dann auch ein Geschäft, was ganz viele Rohmaterialien hatte und eben eine Holzplatte ausgeliehen und Böcke ausgeliehen und habe die dann auch für die Zeit von dieser mobilen Werkstatt, wo ich dann in Paris vor Ort war, habe auch dann damit gearbeitet und habe das dann aber, nachdem das Pariser Zimmer eröffnet war, wieder hin zurückgebracht. Und so verstehe ich halt auch so einen Austausch. Oder ich war in Paris dann auch, als mir ein Garn gefehlt hat, habe ich auch im gleichen Quartier auch andere Matratzenhersteller kennengelernt, die Matratzen aus Schafschuhwolle herstellen. Und da entstand dann auch wiederum ein Austausch, wo man sich gegenseitig unterstützt und wo sie mir dann angeboten haben, dass es auch eine Möglichkeit gäbe, wenn ich wieder mal in Paris bin, dass ich auch bei ihnen vor Ort arbeiten kann. Also den Aspekt finde ich auch sehr interessant. Wie gehen wir mit Arbeitsräumen an sich um? Sind Coworking Spaces, wie wir sie kennen, gibt es denn auch da eine Möglichkeit, als Handwerker in so einen Raum zu gehen und solche Räume zu teilen? Und ich glaube, so in solchen Formen von Kooperation weiterzudenken, ist mir sehr wichtig, weil es geht nicht immer nur um das Eigen und um das Neue, sondern es geht auch ganz stark darum, bestehende Strukturen aufzunehmen und nicht nur Ressourcen, sondern halt auch Räume. gemeinschaftlich zu nutzen. Und wenn jetzt jemand nach Paris dann kommt, der eine Rossa-Matratze braucht, dann werde ich da auch wieder weiter empfohlen.

Roger Furrer:

Kollaborationen mit Handwerker:innen und ein neues Denken von Produktionsprozessen prägen deine Arbeit. Was ist dir dabei im Austausch mit Kund:innen besonders wichtig?

Daniel Heer:

Es geht darum, dass ich das Richtige für den Kunden finde und deshalb würde ich eben auch nie sagen, das ist die Matratze, die alle Sehnsüchte und die alle Probleme löst. Das hat man natürlich auch. Das habe ich natürlich noch mal mehr als Gastgeber und ich kann eine gute Matratze bauen, aber das heisst noch lange nicht, dass diese Matratze das Wunder der Welt verspricht, sondern dass diese Matratze ist ein Ansatz und eine Möglichkeit, ein Angebot. Schlafen muss jeder selbst. Und ich glaube, da kann man noch so etwas Gutes erreichen. anbieten. Da habe ich dann in dem Moment, wo man sich hinlegt, dann überzeugt den halt wirklich so die persönliche Erfahrung. Und da kann man jetzt viel über das Produkt erzählen, aber am Ende des Tages entscheidet die Nacht, entscheidet halt wirklich dann der Körper, was er braucht und was für ihn das Richtige ist. Und ich glaube, da lerne ich auch immer sehr, sehr viel von meinen Gästen, was es eben bedeutet. Und darum ist es auch so wertvoll, dass man zusammen den Moment... des Frühstücks hat oder den Moment der Begegnung hat, wenn die Gäste hier ankommen. Weil ich glaube, da lerne ich sehr viel auch dazu, weil es geht, wir sprechen hier über ein Nischenprodukt und da lerne ich natürlich auch sehr viel, weil es viele Sachen auch gibt, die ich selber noch nicht weiß. Und ich glaube, der Austausch ist total wichtig. Ja, Roger, wie war denn deine Nacht? Wie geht es dir denn heute?

Roger Furrer:

Im Schönebergerzimmer auf deiner Rosshaar-Matratze. Wir haben jetzt natürlich viel miteinander geredet über dein Handwerk, auch im Vorfeld. Für mich war es jetzt... seit ich zu Hause mal als Kind auf einer alten, gefundenen Rosshaar-Matratze geschlafen habe. Und ich weiß, dass ich das nicht so toll fand. Und jetzt war ich natürlich ganz gespannt, als ich hier in dein Schönebürgerzimmer kam und die Nacht auf einer deiner Rosshaar-Matratzen verbracht habe. Man kann da schon fast philosophisch werden, wenn man auf einer Rosshaar-Matratze nächtigt. Das eine ist natürlich rein der Komfort. Wie ist es überhaupt, sich darauf zu legen, darauf einzuschlafen, darauf einzuschlafen, mitten in der Nacht aufzuwachen, am Morgen darauf aufzuwachen. Und irgendwie war es ganz spannend, vielleicht waren jetzt auch unsere ganzen Gespräche, die natürlich da noch ein Background dazugeben, aber ich habe mich irgendwie getragen gefühlt, irgendwie auch wie schwebend, obwohl der Untergrund ja relativ hart ist für das, was wir uns heute an Matratzen gewöhnt sind. Und Das war irgendwie schon, ich will jetzt nicht spirituelles Erlebnis sagen, aber es war schon ein Erlebnis, wo ich gemerkt habe, diese Matratze hat eine Sinnlichkeit auf eine Art und Weise. Da ist eine Natürlichkeit da, die sich auch auf die Schwingungen überträgt, die man dann in seinem Schlaf irgendwie mitnimmt. Also ich habe sehr tief geschlafen, obwohl ich das Zimmer hier nicht kenne. Und das war eigentlich schon eine tolle Erfahrung und ich könnte mir absolut vorstellen, auf so eine Rosshaar-Matratze zu wechseln, um dieses Gefühl jeden Tag auch zu Hause zu haben. Daniel, was fasziniert dich daran, Rosshaar als Material und Handwerk wieder in den Mittelpunkt zu stellen?

Daniel Heer:

Ich bin aufgewachsen in der Werkstatt, das heisst, unsere Werkstatt war eigentlich auch das Wohnzimmer Und da hat sich auch das ganze soziale Leben abgespielt. Das heißt, ich war mit dem Material von klein auf umgeben. Ich erinnere mich, dass wir früher immer, ich weiss nicht, ob das immer noch so ist in der Schweiz, Mittwochnachmittag, als ich schulfrei war, habe ich mit meiner Schwester zusammen die alten Matratzen aufgetrennt oder Samstagvormittags. Also es war dann immer so, neben der Schulzeit war man doch immer sehr nah mit dem Handwerk verbunden und auch mit der Familie. Was mich an dem Handwerk fasziniert und was mich vielleicht auch über die vielen Jahre immer noch begleitet hat, ist, mit einem Material zu arbeiten, welches welches diese wunderbaren Eigenschaften hat, die es alles braucht, um für einen guten Schlaf eine Matratze daraus zu bauen. Es war immer dieser Wunsch, etwas zu machen, was ich von A bis Z in eigener Regie an einem Ort von Hand herstellen kann. Ich glaube, das ist so ein Vielleicht auch ein Bild für etwas, dass man nicht nur ein Teil von einer Produktionskette ist, sondern dass man einen kompletten Ablauf in Handarbeit herstellen kann und dadurch auch wieder ein anderes Gefühl für die Materialien, aber auch vielleicht auch für die eigenen Gedanken zu bekommen, wie man Dinge, wenn man sie anfasst, anders begreift, wie man mit Material umgeht und auch wie man auf Kundenwünsche direkt reagieren kann, weil jede einzelne Matratze, die hier in der Werkstatt gebaut wird, ist eigens für den Kunden, für den Gast, wie ihr jetzt hier seid, angefertigt worden. Dafür steht, glaube ich, auch diese Einladung, es persönlich zu erleben, eine Einladung auszusprechen, dass man Mit dem Produkt alleine eine Nacht verbringt, man schließt die Türe, also man hat diese direkte Übertragung zum Material, aber halt auch, ich würde es eher so sehen, wie so eine persönliche Erfahrung. Und ich glaube, das ist etwas, was man nicht in dem Sinne online kommunizieren kann und was sehr viel mit Zeit, mit Vertrauen zu tun hat, wo wir uns, glaube ich, auch dann auf so eine Reise begeben, weil am Ende des Tages müssen wir immer noch alle alleine schlafen. Und es gibt so viele Möglichkeiten, den Schlaf zu verbessern. Bei mir war es immer dieser Wunsch, den Schlaf zugänglich zu machen. Deshalb eben auch dieses Gästezimmer, wo wir uns jetzt hier befinden, im Schöneberger Zimmer. Zugänglichkeit schaffe ich halt auch über Nähe und Vertrauen und das schaffe ich auch vor allem über die Möglichkeit, auch mit meinen Gästen in Austausch zu kommen. Also wenn ihr hier gestern Abend angekommen seid vom Flughafen, da steht jetzt nicht gross Rossermatratzen seit 1907, da steht mein Name und ich bin auch der, der das Telefon abnimmt und die Türe aufmacht oder der euch heute früh Frühstück gemacht hat. Und ich glaube, da beginnt auch nochmal eine ganz andere Annäherung in dieses Thema von Kunde, wie Kunden zu Gästen werden und wo wir uns auf einer ganz anderen persönlichen Ebene begegnen können und dann auch ein ganz anderer Austausch entstehen kann. Weil jede Matratze ist wirklich eigens für den Gast gebaut und auf seine Bedürfnisse angepasst. Also man kommt jetzt hier nicht rein und läuft mit einer Matratze raus. Man kommt jetzt erstmal rein und erlebt Gastfreundschaft und man kommt hier rein, erlebt die Materialität und auch einen persönlichen Zugang. Also die Wohnung, wir befinden uns hier in einer Werkstattwohnung im Stadtteil Schöneberg. Es ist alles zugänglich, es ist alles transparent und ich glaube, da geht auch diese Reise hin, wenn man über einen so persönlichen Gegenstand spricht, der vielleicht so nah an uns und an unserem Körper ist wie wenig sonst. Und um da das zuzulassen und zu verstehen, wie ein Material auf einem wirkt, ein Material, was atmet, vielleicht auch die besonderen Eigenschaften sind von Rosshaar, dass es ein hohen Feuchtigkeitsausgleich hat, dass es antiseptisch wirkt, dass es eine Stützkraft hat für unseren Körper.

Roger Furrer:

Es gibt die schöne Geschichte mit dem Designklassiker, einem Daybed, welches von Alfred Roth 1927 für die Corbusier-Häuser am Stuttgarter Weissenhof konzipiert wurde und vom Schweizer Möbelproduzenten Embru hergestellt wurde. Dein Kunde hat soeben die darauf liegende Rosshaar-Matratze von euch auffrischen lassen. Wie erleben die Kundinnen und Kunden den Moment, wenn sie ihre neu gestaltete Matratze in den Händen halten? Und verändert sich das? Dadurch war es in ihrer Beziehung zum Produkt. Das Schöne

Daniel Heer:

Das Schöne an der Geschichte ist, dass der Kunde den Wunsch hatte, eine Rosshaar-Matratze, die ich für ihn für ein klassisches 90x200 Single-Matratze angefertigt habe auffrischen wollte, um daraus eine grössere Matratze bauen zu lassen. Also es ging von einem Format von 90x200 auf eine 1,40er Matratze. Das war schon der Moment, glaube ich, wo man versteht, dass man die alte Matratze aufmachen kann, um daraus eine neue zu bauen, das gleiche Rosshaar wiederverwenden kann. Das ist, glaube ich, schon auch ein bewusstes Wahrnehmen und auch so eine Verantwortung zu übernehmen, eben die Matratze nicht wegzugeben und ein neues Bett zu kaufen, sondern halt daraus wieder was Neues, also zu transformieren, das Rosshaar in ein anderes Format. Das war ein sehr schöner Austausch, auch die Rosshaar-Matratze in diesem Klassiker von einem Embru-Bett von Roth zu sehen. Und da dachte ich auch so, ich glaube, es ist an der Zeit wieder vermehrt an Kooperation und Zusammenarbeiten auch in der Schweiz nachzudenken, weil es der Ort ist, wo die Tradition herkommt und auch in einen Austausch zu kommen, um das auch nochmal vielleicht anders wahrzunehmen, was es bedeutet, eine Matratze und ein Gestell und wie man da zusammenarbeiten kann.

Roger Furrer:

Du hast ja eine spannende Reise hinter dir. Von deinen jugendlichen Wanderjahren, in denen du auch mal fernab deines ursprünglichen Handwerks experimentiert hast, bis zu 23 Jahren jetzt hier in Berlin, wo du inzwischen Kunden von Italien bis Los Angeles betreust. Jetzt möchtest du die Rosshaar- Matratze wieder in deiner Heimat verankern. Was geht dir durch den Kopf? Wie stellst du dir das vor? dieses klassische Handwerk in der Schweiz wieder stärker ins Bewusstsein zu bringen?

Daniel Heer:

Ich glaube, eine Rückbesinnung ist eine sehr wertvolle Reflexion, die wir immer wieder haben sollten und dürfen, weil es uns auch immer wieder dahin zurückbringt, wo wir eigentlich herkommen. Also ich bin in einer Schweizer Familie geboren, habe ein Schweizer Handwerk gelernt und spreche über Schweizer. Genau diese Themen. Also es geht hier im Ausland immer wieder natürlich sehr viel um die Alpen Republik. Es geht immer wieder sehr viel um die Werte, die wir haben. Ich glaube, wenn man in einem Land aufgewachsen ist, wo man mit so vielen schönen Dingen umgeben ist, ist es natürlich auch sehr naheliegend, dass man vielleicht eher in andere Länder reist, wo vielleicht nicht alles an seinem Ort ist. Schön und gut aussieht, sondern wo man vielleicht dann eher tiefer eintaucht. Die ganze Geschichte, die eigentlich mit der Rosshaar-Matratze auch wieder angefangen hatte, war, ich hatte das gelernt von zu Hause auf als Kind, weil ich immer nah dran war. Dann hatte ich es in der Lehre gelernt und dann war ich, aber da hatte ich damals schon in Prag gelebt. Über Weihnachten war ich zu Hause in der Schweiz und mein Vater hatte da geraten, eine Rosshaar-Matratze aufzuarbeiten zwischen den Jahren und das war dann wirklich nochmal so eine ich sage jetzt mal fast wie so eine Analyse, so eine akribische Vater-Sohn-Zusammenarbeit, wo wir dann wirklich auch nochmal im Detail das besprochen haben. Und da kam, glaube ich, dieser Wunsch und dieser Moment wieder auf, zu sagen, ist es nicht was Schönes, mit deinen Händen zu machen, was gebraucht wird?

Roger Furrer:

Und etwas, was du auch unabhängig davon an jeglichem Ort herstellen kannst. Wir sprechen hier von Handarbeit. Und deshalb genau eben vielleicht auch deine Frage über, wo können diese Orte sein? Also du hast jetzt Italien angesprochen oder Paris mit dem Pariser Zimmer, wo die Matratzen vor Ort gefertigt wurden. Es gab Workshops in Los Angeles, in Antwerpen. Um auch da Zugänglichkeiten zu schaffen. Und jetzt mit der Schweiz ist es, glaube ich, nochmal ein anderer Aspekt, weil es ist ein Zurückkommen, es ist auch nochmal eine Bestandsaufnahme, eine persönliche Reflexion von meiner Seite, aber auch für mich einfach auch, ich glaube, dieser... Für mich ist es sehr, sehr wichtig, da wieder mal einen Abgleich zu bekommen. Wo steht die Schweiz? Wie stehe ich zu Schweiz? Und vielleicht auch gerade, was bedeutet das? Du sprichst immer über deine alte Heimat, aber sind die Werte, von denen du erzählst, ist das noch im Einklang mit dem, wo vielleicht das Land gerade i st?

Daniel Heer:

Was mich in die Schweiz zurückbringt, sind die Berge, ist meine Familie. Ich war jetzt im Frühjahr zum ersten Mal auch wieder in Zürich, nach vielen, vielen Jahren. Das war 2012, da war ich bei Aeschbacher in der Sendung. Und das war aber auch eher halt Flughafen, Studio, Hotel und wieder ins Ausland. Und auf einmal war man natürlich dann wieder doch im Gespräch. Am nächsten Tag wurde meine Mutter in der Migros angesprochen, ach, wir haben Ihren Sohn gesehen und ach, wie schön und das Handwerk.

Roger Furrer:

War das quasi so dein Initialpunkt, diese Idee des Sammelns aufbereiten und weiterbauen in ein gemeinsames Projekt zu verwandeln. Was bedeutet dieser Prozess, dir persönlich dazu Gedanken zu machen? Einerseits Rückblick, wie du gesagt hast, auf die Kindheit, der Blick von aussen, von Berlin in die Schweiz. Deine Familie, die aber regelmässig quasi ausser Schweiz bei dir in Berlin zu Gast ist und auch... diese Tradition auch hier wieder.

Daniel Heer:

Und jetzt wieder so eine Begegnung mit der Schweiz oder eben jetzt auch in Zürich zu haben und zu verstehen, okay, da kommt das Handwerk her, aber wie komme ich jetzt zurück? Komme ich zurück mit jemandem, der es über die grossen Berge geschafft hat? Das war ja auch immer mein Bild von der Schweiz. Man ist in der Lehre, man geht nach der Schule, macht eine grosse Weltreise, möglichst weit weg und kommt dann wieder zurück, bevor man dann in die Familie kommt und bevor das... das glückliche Leben weitergeht. Und jetzt aber halt nach dieser langen, du hast sie Leer- und Wanderjahre genannt, wieder zurückzukommen, aber mit einer Offenheit, mit einer Empathie und eben vielleicht nicht mit diesem ich bin über die grossen Berge gekommen und ich habe es geschafft, was auch immer das bedeutet, es geschafft zu haben. Vielleicht will ich es immer noch schaffen und vielleicht will ich immer noch weitermachen. Und Da eher wiederum die Dinge umzukehren. Ich könnte ja auch in die Schweiz zurückkommen und von der einfachen Rosshaar-Volksmatratze erzählen, die auf einmal im musualen Kontext steht, die auf einmal in grossen Concept-Stores gehandelt wird, in der Hotellerie-Hospitality-Branche auftaucht, als... Das Werkstück, was sie eigentlich mal war. Ich finde diese Rückführung ganz wichtig, weil am Ende des Tages geht es ja darum, die Rosshaar-Matratzen sehen schön aus, die kommen in einem guten Gewand, in einer schönen Kollaboration, in einer neuen Umgebung, treten sie auf, aber am Ende des Tages... sind sie gemacht, um gut zu schlafen. Am Ende des Tages überzeugt nicht nur ihr Äusseres, sondern halt auch eben diese Werte, die wir oft vergessen, die zugedeckt sind. Bei einem Bett spricht man oft über den Bettrahmen, man spricht ganz oft über neue Designs. Und geht es wirklich darum, dass das Headboard oder das bei einem Bett, ob das jetzt halt in einem neuen Stoff, der gestreift ist, auftritt oder geht es da nicht vielleicht wieder vielmehr darum, ein Gefühl dafür zu entwickeln. Es geht eher vielleicht darum, dass die Dinge, auf denen wir schlafen, wieder so viel wert sind wie der Schlaf selbst. Und ich glaube, wenn wir dahin zurückkommen, dass wir diese Aufmerksamkeit wieder auf die essentiellen Dinge legen, die man eben nicht sieht. Und ich glaube, da ist die Schweiz auch nach wie vor ein Ort, ein Land, was ich mir auch wünsche, dass sie immer noch diese Nachhaltigkeit in sich trägt, dass sie da das Bewusstsein hat. Und das war eben auch... der Gedanke von der Initiative, wo es gerade ganz stark darum geht, zuerst mal zu lokalisieren, wo gibt es denn noch diese Rossa-Matratzen in der Schweiz? Sind das eher ländliche Räume? Ist es die Stadt? Ist es die Deutschschweiz? Ist es die Romandie? Was können wir davon lernen? Und dann darüber hinaus in verschiedenen Medien in der Schweiz auch danach zu suchen, sei das halt ein Inserat in einer grossen Schweizer Tageszeitung oder ist es halt eher was Lokales, ein lokales Blatt oder ist es eine Mikrozeitung? Also wo es wirklich darum geht, die Schweiz als Ganzes anzusprechen und nicht in einem elitären Raum zu bleiben oder in einem beschützten Safe Space zu sein, wo man sich auskennt, der aber jetzt vielleicht wenig mit der Schweiz zu tun hat, sondern das sind Konstrukte, die finde ich natürlich auch in grösseren Schweizer Städten wieder. Da bewege ich mich sicher und Aber ich glaube, eine Matratze hat ja auch viel mit Vertrauen, mit Hingabe zu tun. Und das war auch mein Wunsch jetzt von einer Annäherung an die Schweiz, sich dem auch wieder hinzugeben und eher von unten, also über das Material, über eine Frage, über eine Bestandsaufnahme, also über ein Mapping eigentlich auch. Zuerst die Verortung, dann das Sammeln und dann das Wiedermachen, also Rosshaar aufzuarbeiten und dadurch ein Bewusstsein zu schaffen. ist für mich ein anderer Ansatz, als die Matratze als Luxusgegenstand zurückzuführen. Ich glaube, da findet man sich dann auch wieder. Und das ist gerade auch so mein Ansporn für so eine Annäherung mit der Schweiz und mit mir selber auch.

Roger Furrer:

Ich denke, ein anderer Aspekt der Schweiz ist ja sicher auch die Wiege der klassischen Hotellerie, die man der Schweiz zuschreibt. Orte, wo der Gast wirklich im Zentrum stand. Das, was du eigentlich hier wieder lebst, auch mit der Gastfreundschaft in deinem Schöneberger Zimmer oder im Pariser Zimmer, wo du auch Gastgeber bist. In den Hotels liegt man zum Schlafen, man ruht sich im Spa aus, meditiert vielleicht sogar alles oft auf einer Matratze. Was meinst du, was kann eine handgefertigte Rosshaar-Matratze da besonders gut? Was bringt sie mit, was andere vielleicht nicht können?

Daniel Heer:

Ich glaube auch im Hotellerie-Bereich, da hatten wir uns ja auch darüber unterhalten, dass gerade auch in der Schweiz viele, was du erzählt hast, dass auch da viele Grand Hotels gerade wieder in der Renovationsphase kommen, in dieses Care, in diese Reparaturkultur und sich vielleicht auch nochmal Gedanken machen, was bedeutet es heutzutage ein Grand Hotel zu sein, was bedeutet es heutzutage vielleicht auch Hospitality nochmal auf einer ganz anderen Ebene zu machen. Und das ist gerade auch die Suche, also nach solchen Projekten, mit solchen Partnerschaften Kontakt aufzunehmen, neue Modelle zu entwickeln, die vielleicht viel mehr auf kommunale Räume ausgerichtet sind. Thema Schlafsaal, was ich ein unglaublich spannendes Thema finde. Grand Hotels wie die Villa Ventrinelle, auch da der Gedanke ist, wie können wir uns neu erfinden, neben den sieben Suiten doch noch etwas anderes zu bieten und zu überraschen. Ich glaube, dieser Moment der Überraschung ist etwas ganz, ganz Wichtiges, eine Rückbesinnung. Deine Frage, kann das Rosshaar? Ich glaube, Rosshaar kann nichts besser als das zu sein, was es ist. Und es ist nicht nur ein natürliches Material, es atmet, es passt sich unserem Körper an. Wenn wir das jetzt übersetzen auf vielleicht auf eine heutige Gesellschaft, auf eine Rückbesinnung, sich etwas hinzugeben, was uns trägt, wo wir vielleicht nicht mehr so viele Gedanken machen müssen, aus wie vielen Teilen besteht es, sondern es ist ein Material. Es ist handgefertigt. Wir wissen, wer hat es gemacht, wo kommt das Material her. Da Aber gerade in so einer komplexen Welt, wo wir gerade leben, ist es wichtig, nicht nur lokaler zu denken, sondern es ist auch sehr wertvoll, einfach zu denken. Die Nacht war lange Zeit ja noch so eines der letzten grossen Themen, die dann auch ausgeschlachtet wurden vom Marketing, um es noch effizienter zu machen, angefangen bei Tracking-Apps. Also so vom Baldrian-Tee dann zur Tracking-App oder von irgendwelchen Duftkissen zu den Schlaf zu kontrollieren. Also wie viel können wir überhaupt kontrollieren? Wie viel können wir hingeben? Wie viel können wir vertrauen? Wie viel können wir kontrollieren? Und da dann wieder in so eine Counter-Culture zu gehen, um sich eher wieder auf das Essentielle, auf die Liegefläche zu konzentrieren und nicht umgekehrt. Und ich glaube, da spüre ich schon auch gerade ein großes Bedürfnis. Das hatte ich jetzt auch in Paris erlebt, als ich... auf einer grossen Designmesse vertreten war, auf der Matter & Shape, wo sehr viele innovative Menschen zusammengekommen sind, wo sehr viel diskutiert wurde, gerade über diese neuen Formate. Und da habe ich ein grosses Bedürfnis gespürt zu dieser Rückbesinnung, eben zur Erholung, wo könnte auch eine Rosshaar-Matratze in einem neuen Format auftauchen, in Form von Yoga oder von offenen Räumen, von gemeinschaftlichen Schlafsälen. Und das ist ja dann auch nur eine Reaktion, was ich da auf so eine internationale mitbekomme, da reagiere ich auch wieder darauf. Und daraus entstehen dann auch wieder neue Konzepte. Also es ist schon bei mir oft wieder eine Reaktion auf die Bedürfnisse der Zeit und auch, weil das Produkt an sich ist das Gleiche. Also die Rosshaar-Matratze ist, wie ich sie heute baue, genau das Gleiche, wie sie mein Urgrossvater gebaut hat. Ob ich jetzt eine Rosshaar-Matratze für den Tag, für ein Tagesbett in Handarbeit herstelle oder für die Nacht, da gibt es keinen Unterschied. Aber es geht, glaube ich, da ganz stark darum, wie wird es positioniert, wie wird es reflektiert, wie wird es verstanden, damit es eben nicht in diesem, ich nenne es jetzt mal, verstaubten Gewand auftaucht. Und ich glaube, auch der Aspekt ist auch ein Seiltanz, zu sagen, Ich arbeite alte Rosshaar-Matratzen auf, ich suche Rosshaar-Matratzen in der Schweiz. Und was bedeutet das denn mit diesem Gedanken von alt? Und wäre es vielleicht sogar nicht nachhaltig zu sagen, dass wir uns jetzt auf eine Reise begeben, indem wir inserieren, indem wir wirklich in der Schweiz so einen Call aufgeben müssen, wäre es nicht nachhaltig da, dann je nachdem, was wir finden. Wenn man sucht, weiß man ja auch nicht, was man dann wirklich findet. Also das ist ja auch ein Prozess. Und das ist für mich aber auch ganz wichtig, weil er halt eine offene Herangehensweise ist. Und was finden wir wirklich? Was erzählen diese Geschichten? Und dann darauf zu reagieren. Und jetzt komme ich eben nochmal zu diesem Gedanken, wäre es da nicht radikal von einem neuen Hotelier zu sagen, was wir in der Schweiz gefunden haben, dass wir das alte Rosshaar aufarbeiten und daraus vielleicht für eine Suite oder für einen Schlafsaal mit dem alten Material, eigentlich mit dieser Schweizer Tradition, mit dieser Geschichte von all den Matratzen, die wir in der Schweiz zusammengetragen haben, die zu uns gebracht wurden, die dann wiederum in ein neues Hotelkonzept mit einzubauen. Sprich, da würden dann wirklich die Gäste hinkommen, um eigentlich auf der Schweizer Tradition zu schlafen. Sind die Menschen dazu bereit, also sind die Hoteliers dazu bereit, diesen Schritt zu machen, eigentlich auch wieder einen Schritt zurück zu gehen und das halt auch zu kommunizieren, weil ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Aspekt, auch über die Arbeit, über das Material auch zu sprechen. Deshalb, das ist jetzt... Diese Matratzen sind nicht gemacht für ein Grand Hotel mit 200 Zimmern. Aber ich finde es wichtig, dann fängt man im Kleinen an. Fangen wir bei einer Suite an oder bei einem Schlafsaal an. Und dann ist die Suite vielleicht ein kleines Schmuckstück, wo dann halt auch die Hoteliers, vielleicht wenn sie in Planungsphasen sind, die Möglichkeit haben, ihre Partnerinnen einzuladen, internationale Presse einzuladen und vielleicht über eine Auswahl von alten und neuen Materialien, von Geschichten, von Verantwortung zu kommunizieren, um zu sagen, dann in der Planungsphase, in der Entwicklung, eben auch im Prozess vielleicht weiterzudenken und dass daraus vielleicht wieder etwas Neues entsteht. Und ich glaube, dieser Kreislauf ist mir sehr, sehr wichtig. Und wie war das Gefühl, um vielleicht auch noch den Hörerinnen Bildliches mitzugeben, eben wir befinden uns hier in einer Werkstattwohnung, in einer Gründezeitwohnung in Berlin-Schöneberg. Wie hast du es empfunden, in einer Werkstatt zu schlafen. Also was bedeutet das für dich? Oder wie hast du die ganze Werkstattwohnung wahrgenommen jetzt als Ort? Also jetzt nicht nur die Matratze als solche, sondern es gab mal eine Überschrift im Figaro, da stand dann «Dormir chez le Fabricant». Ich sage jetzt mal «Dormir chez le Fabricant», wenn der Produzent nicht da ist. Also was bedeutet das dann? in der Wohnung zu sein, wo alle Materialien sind, wo ein Stoffarchiv ist, wo aber auch alle Türen offen sind, wo man einerseits zu Gast ist, aber halt trotzdem sehr nah am Produkt ist. Wie war deine Erfahrung? Wie würdest du das beschreiben, wie sich das anfühlt? Weil das ist oft ja auch so eine Frage. Ja, hier, wir kommen dann in Ihre Werkstatt und schlafen Sie auch da. Oder ganz am Anfang war es noch so, müssen wir die Bettwäsche mitbringen. Ja, gibt es denn da ein Badezimmer? Also so diese einfachen Sachen, die halt zu einer Wohnung gehören. Die Idee vom Schöneberger Zimmer ist darauf, Die Rosshaar-Matratze dahin zurückzuführen, wo sie eigentlich herkommt. Ich hatte ja angefangen an einer Fabriketage in Kreuzberg, dann hatte ich eine gläserne Werkstatt in Berlin-Mitte, um Zugänglichkeit zu schaffen, um eine Kundennähe zu haben. Und jedes Mal habe ich gelernt von den Gästen, von den Kundinnen, weil in einer gläsernen Werkstatt, man legt sich nicht gerne in ein Schaufenster. Das macht man vielleicht auf einer Messe, wo man schnell verkaufen will. Aber darum geht es hier nicht. Also das ist ein anderer Ansatz. Und da wieder zu sagen, ich will die Rosshaar-Matratze in eine Wohnung verorten, ich will sie in ein Zimmer, ein Schlafzimmer mit Blick zum Garten. Also dieser Moment, wo der Kunde zu Gast wird, dieser Moment eines gemeinsamen Frühstückes. Und ich glaube, das ist dann eben auch der Ansatz. Deshalb würde es mich jetzt auch interessieren, wie geht es dir damit, in so einer Werkstattwohnung zu sein?

Roger Furrer:

Ich konnte es mir nicht wirklich vorstellen, obwohl ich ja schon auch ein bisschen recherchiert habe und die Überschrift, wie du gesagt hast, vom Figaro natürlich auch gesehen habe. Es hat mich dann natürlich schon gepackt, das wirklich mal zu erleben. Und ich meine, das Ganze ist ja, du bist so ein Gastgeber aus Überzeugung, mit viel Herz, wo man einfach deine Liebe zu diesem Handwerk spürt, die sich dann überträgt in ein Gastgebersein. Und das überträgt sich dann in diese ganze Wohnung. Die Tür steht offen die ganze Nacht, wie du gesagt hast. Man kann Zähne putzen und durch die Werkstatt laufen, mitten in der Nacht, bevor man zu Bett geht. Das ist schon ganz ein wirklich spezielles Gefühl, weil es ist ja dein Arbeitsraum, der von dir gefüllt wird als Handwerker, aber gleichzeitig ist man bei dir zu Gast. Und diese Mischung finde ich etwas unglaublich Bereicherndes. Es ist etwas sehr Berührendes auch. Und das bringt einen auch sehr nahe mit dir als Mensch. Und ich habe wie das Gefühl, dass diese Liebe, die du in deinem Handwerk, in diese Matratzen steckst, wenn du sie herstellst, die ist auch spürbar, wenn man darauf liegt. Und das finde ich irgendwie das ganz Verrückte, was da eigentlich passiert, dass dein Handwerk nicht nur ein mechanischer Vorgang von Händen ist, sondern dass in diese Hände auch dein ganzes Wesen fliesst und dieses Wesen dann irgendwo auch in diese Matratze fliesst. Und das gibt dann so ein Gesamtkunstwerk, auch wenn man die nur schon, man sieht sie ja nicht, es sind auch sehr schöne Objekte, wenn man sie ohne den Überzug sieht. Aber irgendwo haben diese Matratzen, würde ich schon fast sagen, wie eine Aura. Was natürlich eine normale Matratze, die ich kaufe, im Industriehandel nicht so haben kann. Das, denke ich, ist schon wieder ein wunderbarer Aspekt, auch wenn Handwerk so verstanden wird wie von dir. Wunder dauern etwas länger, wenn du einen Wunsch frei hast für die Zukunft deines Handwerks, oder überhaupt für die Zukunft, was wäre das?

Daniel Heer:

Ich wünsche mir, dass wir wieder mehr mit den Händen denken und dass wir wieder die Dinge verstehen, zu begreifen und ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Ansatz, wenn wir dafür wieder ein Bewusstsein schaffen, was uns umgibt und die Prozesse verstehen, weil ich glaube, wenn man die Prozesse versteht, das ist ja auch das Schöne von einer Dekonstruktion, das ist ja auch das Schöne, wenn man einen Perspektivenwechsel vornimmt. Das hatte ich zum Beispiel mit dem Gästezimmer in Paris, mit dem Pariser Zimmer. Hier In Schöneberg bin ich Gastgeber, in Paris, mit dem Pariser Zimmer war ich der Gast. Und ich glaube, dieses Wechseln der Perspektive zeigt mir auch nochmal ganz viele Wege auf, wie ich Dinge anders sehen kann, wie ich auf Dinge anders reagieren kann. Und ich glaube, es geht ganz viel um ein Bewusstsein und auch um eine Leidenschaft wieder weiterzugeben, weil ich hatte ja auch ausgebildet. Das ist auch nochmal so ein wichtiger Aspekt für mich, dass es beim Ausbilden geht es ja nicht nur darum, etwas weiterzugeben. Ich glaube, beim Ausbilden geht es mir auch ganz viel darum, die Auszubildenden zu inspirieren. Und ich glaube, dieser Moment, wenn jemand inspiriert ist und selbstständig denkt, eben mit seinen Händen denkt, dann reagiert er nochmal ganz anders auf eine Arbeit. Und ich glaube, das ist dann auch wirklich so weitergeben können, weil wenn jemand selbstständig denkt und reagiert, dann macht er das halt viel bewusster. als wenn er einfach etwas gelernt hat und ein Zeugnis bekommen hat. Und ich glaube, gerade in Situationen, wie wir sie jetzt auch in der Welt erleben, sind gerade solche Momente und so ein Bewusstsein sehr, sehr wichtig, weil wir in diesem Moment, den wir vielleicht gerade alle erleben, wo man manchmal nicht mehr weiss, wie man auf die aktuelle Weltlage reagieren darf und kann, dass man da dieses Vertrauen wieder hat, weil man eben inspiriert war. Und weil man neugierig ist. Und ich glaube, das sind für mich schon auch nochmal so ganz wichtige Aspekte im Handwerk. Es ist die Neugier, es ist aber auch die Inspiration, die Leidenschaft, etwas zu machen, was gebraucht wird und etwas von A bis Z mit meinen Händen zu

Roger Furrer:

In diesem Sinne, vielen herzlichen Dank. Merci vielmals, Daniel, dass du deine Leidenschaft mit uns heute geteilt hast. Wenn ihr mehr über Daniels Arbeit oder seine Projekte erfahren möchtet, besucht seine Website unter www.danielheer.com oder nehmt direkt Kontakt auf über info at danielheer.com. Vielen Dank für das Gespräch, Daniel. Vielen Dank, wart ihr dabei.

Daniel Heer:

Sehr gerne.