Studio-Lookout-Salon: Der Podcast für Architektur, Design, Kunst und Soziokultur

Bioregional Assembly_Basel - Wie Material, Wissen und Infrastruktur Zukunft formen

Roger Furrer & Maximilian Grieger

Eine Bioregion folgt nicht politischen Grenzen, sondern natürlichen Zusammenhängen: Wasserläufe, Landschaften, Ökosysteme. Basel in der Schweiz liegt mitten in solch einem Raum – verbunden durch den Rhein, eingebettet zwischen Jura, Schwarzwald in Deutschland und Vogesen in Frankreich. Hier kreuzen sich Ströme von Materialien, Wissen und Infrastruktur, die seit Jahrhunderten Handel, Kultur und Zusammenleben prägen.

Mit der Bioregional Assembly_Basel schaffen wir einen Resonanzraum für diese Ressourcen: Wie können sie in einer zirkulären Wirtschaft neu gedacht werden? Welche Zukunft wollen wir – nicht nur für uns, sondern für die nächsten sieben Generationen?

Im Studio Lookout Salon Podcast sprechen die Initiatioren Roger Furrer, Gordon Selbach und Jakob Travnik (bioregional.agency) über den gemeinsamen Auftakt der Bioregional Assembly_Basel: den Workshop Basel 2125. Vertreter:innen aus Wirtschaft, Architektur, Wissenschaft, Verwaltung und Kultur kamen zusammen, um mit dem Prinzip des Seventh Generation Thinking mögliche Zukunftsbilder für die Region zu entwickeln.

👉 In dieser Episode erfährst du:

  • Warum Basel als trinationale Bioregion einzigartig ist.
  • Wie Material, Wissen und Infrastruktur neu vernetzt werden können.
  • Welche Rolle Storytelling und lokale Allianzen für Wandel spielen.
  • Warum die Freie Gemeinschaftsbank Basel als Initiativpartner entscheidend ist.
  • Wie du selbst Teil der Bioregional Assembly_Basel werden kannst.

Die Assembly ist ein offener Prozess – keine fertige Schublade, sondern ein Resonanzraum für neue Formen von Zusammenarbeit und Kreislaufwirtschaft. Basel hat das Potenzial, Modellregion für bioregionales Denken zu werden.

Mitmachen & mehr erfahren:
bioregional.agency
studiolookout.com

Initiativpartner: Freie Gemeinschaftsbank Basel

Roger Furrer:

Grüezi miteinander und herzlich willkommen zum Studio Lookout Salon Podcast. Heute bin ich im Studio Lookout Haus mit Gordon Selbach und Jakob Travnik, und gemeinsam sind wir die Initiatoren der Bioregional Assembly_ Basel. Salü miteinander,

Jakob Travnik:

Hallo

Gordon Selbach:

Grüss dich, hallo

Roger Furrer:

Könnt ihr euch bitte kurz vorstellen und etwas über euren beruflichen Werdegang erzählen?

Gordon Selbach:

Mein Name ist Gordon Selbach, ich bin Architekt und Ziviltechniker in Wien. Ich bin seit 2017 an der Technischen Universität tätig als Lehrender und Forschender. Habe dort auch meinen Kollegen Jakob Travnik kennengelernt und mehrere Kurse gemeinsam mit ihm betreut, auch zum Thema Bioregional Design Practices in verschiedenen Regionen Österreichs. Ich bin seit fünf Jahren ungefähr selbstständig mit meinem eigenen Architekturbüro, und nun seit einem Jahr starten wir die Bioregional Agency und beschäftigen uns dahingehend viel mit dem Thema in verschiedenen Regionen europaweit mittlerweile.

Jakob Travnik:

Hallo, ich bin Jakob Travnik, bin auch Architekt, bin ähnlich wie Gordon seit 2017 an der TU Wien tätig, schwerwiegend zu den Themen bei Regional Design und Architekturpraxis. Ich habe mich vorher lange mit der Schnittstelle Architektur und Tourismus beschäftigt, Regionalplanung allgemein. Seit 2018 bin ich involviert mit Atelier Luma Design Research Lab aus Südfrankreich, die sozusagen die Pioniere sind in dem Bereich bei Regional Design Practice, und dort war ich zum Teil tätig in den Bereichen Netzwerkaufbau, Netzwerkpflege, und seit jetzt circa drei Jahren versuchen wir eben, dieses Ethos auch in Österreich aufzubauen, eben mit diversen Initiativen, die eben diesen Fokus haben.

Roger Furrer:

Wir sind ja über eure Arbeit in der Bioregional Assembly Salzkammergut in Österreich zusammengekommen, im Rahmen der Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024. Jakob, kannst du unseren Zuhörer:innen mehr über diese Initiative erzählen?

Jakob Travnik:

Genau also, das Projekt in der Salzkammergut ist entstanden auf Einladung von dem Verein Kultur Gmunden 2030, der sich schwerwiegend beschäftigt, in Gmunden Kulturinitiativen aufzubauen. Wir wurden dann von dem Leiter, Tom Wallmann, eingeladen, das Projekt umzusetzen, das anfangs die Schnittstelle Design und der Region irgendwie verknüpft. Wir haben das Projekt so aufgesetzt, dass wir anfangs die Region durchkartiert haben durch drei Kategorien von Ressourcen Material, oder auf Englisch sagen wir Material, Knowledge and Infrastructure. Und das haben wir dann für circa ein halbes Jahr durchkartiert, uns mit diversesten Institutionen getroffen, von öffentlichen Institutionen, Gemeinden, Industrie, also grosse Industriefirmen, Kulturinstitutionen und so weiter, und haben dann anhand von denen sozusagen ein Partnernetzwerk erstellt, mit dem wir eben diese bioregionale Designpraxis dort praktizieren konnten. Diesbezüglich haben wir dann weitere Partner eingeladen aus der Designszene. Das waren sowohl professionelle DesignerInnen, Architektinnen als auch Universitäten aus Österreich, aber auch international, die dann eben für ein weiteres halbes Jahr durch diverseste Formate die Region sich angeschaut haben, nochmal tiefer in die Ressourcen reingegangen sind und vor allem den Fokus gelegt haben auf sozusagen untergenutzte Materialien oder Abfälle, wie wir sie im klassischen Sinne in einer linearen Wirtschaft verstehen.

Jakob Travnik:

Wie könnte man die anders verwenden bzw umnutzen für Anwendungen in Architektur und Design? Daraus sind dann diverse Produkte entstanden, die wir dann eben in Form von 1 zu 1 Interventionen, Produkten oder Prototypen dort auch ausgestellt haben, im Rahmen der Kulturhauptstadt.

Roger Furrer:

Gordon, du warst bei der Klimabiennale 2024 dabei. Kannst du uns bitte mehr zum Projekt Biofabrique Vienna erzählen?

Gordon Selbach:

Genau 2024 fand zum ersten Mal die Klimabiennale in Wi en statt. Es war so eine sehr, sehr öffentliche Bühne, die zum Thema Klima, aber auch in Verbindung mit Kunst und Kultur mal auf grosse öffentliche Bühne gebracht wurde, und in diesem Rahmen das lief ungefähr 100 Tage ab in diesem Rahmen gab es auch ein Programm, das nannte sich die Biofabrik Vienna. Das ist ein Projekt in der ersten Iteration in dem Jahr gewesen von der Wirtschaftsagentur Wien und dem Atelier Luma. Das ist ein Programm von Luma Arles, und als Exekutivpartner war die Technische Universität Wien dabei. In dieser Capacity war ich dann auch dort tätig als einer der Kursleiter. Jakob war Projektleiter für das gesamte Projekt, hat für die Wirtschaftsagentur Wien gearbeitet und war auch ebenfalls Kursleiter für die Technische Universität Wien.

Gordon Selbach:

Genau, worum es da explizit ging, war im Rahmen von dem Projekt der Biofabrik Vienna 2024, war, dass man ebenfalls sich mit dem Thema der Bioregion Wien - das heisst, es geht darum, dass man sich nicht nur Wien anschaut, sondern auch Wien-Umgebung, also auch politisch betrachtet, ist es dann eigentlich auch schon Niederösterreich also dass man sich diese Region in Betracht zieht, ebenfalls dort ähnlich, wie Jakob jetzt eingangs erwähnt hatte, im Salzkammergut auch das Thema der Material Knowledge and Infrastructure Ressourcen der Region analysiert, kartiert, um auch zu verstehen, woraus besteht die Region aus diesen Warten heraus betrachtet? Das war natürlich auch interessant, weil das ein sehr, sehr urbanes Milieu ist. Natürlich, oder also im Verhältnis zu dem Thema Salzkammergut, wo es recht rural kleinere Strukturen gibt, war das sehr interessant, dann eigentlich dieses Programm in einer ähnlichen Art und Weise auch in Wien durchzuführen. Dahingehend gab es ebenfalls auch einige Industriepartner:innen.

Gordon Selbach:

Einige waren schon vertraglich am Anfang des Projektes dabei, um das quasi aufzugleisen, und dann im Rahmen von 100 Tagen sind dann mehrere Partner:innen da noch aufgesprungen, die eben aus den jeweiligen Ressourcen oder aus den jeweiligen Kategorien hinzukamen. Also aus dem Wissensbereich oder Knowledge-Bereich kamen noch Universitäten dazu, aus dem Infrastrukturbereich. Da meinen wir eher Infrastruktur im Sinne von materialtransformierender Infrastruktur, das heisst jetzt zum Beispiel, welche Industrie im Sinne von Werkzeugen, aber auch Gerätschaften und so weiter eben vorhanden sind, Werkzeugen, aber auch Gerätschaften und so weiter eben vorhanden sind. Und dann zum Thema Material da geht es dann viel um die ungenutzte Ressource oder auch Abfall, wie jetzt auch Jakob schon meinte, wie das oft genannt wird. Das ist dann auch wiederum in Wien extrem spezifisch und gänzlich anders als zum Beispiel in der Region Salzkammergut.

Roger Furrer:

Wir reden viel über bioregional - könnt Ihr den Begriff bioregional aus Eurer Warte beschreiben?

Jakob Travnik:

Bioregionen sind anders als Regionen da, die definiert sind nicht durch politische und wirtschaftliche Grenzen, sondern eher durch natürliche Zusammenhänge. Also meistens wird das irgendwie natürlich bestimmt, dass es da gewisse Ökosysteme gibt, die sich um das Thema Wasser irgendwie etablieren. Da entstehen durch natürliche Flüsse meistens natürliche Trennungen oder Zusammenhänge, und es ist banal, wenn man sich heutzutage eben Nationen anschaut, wo halt die Grenzen liegen, und wenn da durch einen Mischwald irgendwie eine politische Grenze durchgeht. Die wird auf einer Seite anders verwaltet wie auf der anderen. Und eben bei dem Thema Bioregionen geht es darum, dass man das ganzheitlich denkt und eben die Ressourcen und deren Zusammenhänge in möglichst vielen natürlichen Zusammenhängen das auch so versteht.

Jakob Travnik:

Natürlich leben wir jetzt aber auch in einer Welt, die schon ziemlich verbaut ist und hat auch eigene Systeme, die eben Ressourcen auf diversen Arten und Weisen durch Grossindustrie verarbeiten, und dadurch entstehen auch andere Typen von Ressourcen meistens eben Abfälle von dass wir eben dieses ganze Spektrum uns anschauen, von den Rohstoffen, die in einer Bioregion vorhanden sind, als auch die Stoffe, die dann als Nebenprodukte, Co-produkte oder Abfallprodukte verfügbar sind in der Region, und was man alles damit machen kann.

Roger Furrer:

Warum habt ihr euch entschi eden, die Bioregional Assembly nach Basel zu bringen und dieses Vorhaben gemeinsam mit mir anzugehen?

Gordon Selbach:

Ich glaube, es gibt da verschiedene Gründe. Ich glaube, ein Aspekt war auf jeden Fall, dass uns das sehr interessiert hat, dass es in der Region Basel ja diese trination ale Komponente gib t.

Gordon Selbach:

Also da ist eigentlich das, was jetzt gerade erwähnt wurde zum Thema Bioregionen versus Regionen im klassischen Sinne ziemlich eindeutig oder wie Basel als Region tatsächlich funktioniert, ist ja auch so, dass das irgendwo ja inhärent verbunden ist mit Deutschland, aber auch mit Frankreich, und man kann die Sachen ja nicht da trennen. Das heisst, das ist sehr, sehr interessant. Dann gibt es auch ich meine, Basel ist ja an sich eine recht kleine Stadt, aber es gibt dann extrem grosse Industrie hier in der Region. Das fanden wir auch sehr interessant also diese grundsätzlichen Parameter. Ihr hattet ja letztes Jahr recht viel miteinander zu tun gehabt, Roger und Jakob, im Rahmen vom Salzkammergut-Projekt. Ich glaube, dadurch kam ja auch diese Kopplung zustande.

Jakob Travnik:

Für uns ist interessant, allgemein mit dieser Herangehensweise bioregional zu denken, wie man das in unterschiedlichen Bioregionen auf der ganzen Welt praktizieren kann, und daraus auch Vergleiche zu ziehen. Hier ist eben das Grenzenthema natürlich spannend. Aber das andere ist auch, dass wir dich haben, weil du lokal verankert bist, und ich glaube, das ist nicht zu unterschätzen, dass man immer so eine Art Local Keystone Figure hat, dass es darum geht, dass du lokal verankert bist, und dass du eben das lokale Netzwerk, was du schon hast, dann auch mit unserem Netzwerk, was wir international haben, dass wir das in irgendeiner Form verknüpfen können. Und eben ist es auch wichtig, dass immer jemand vor Ort ist, wo dann die Aktivitäten irgendwie vorankommen. Wir haben uns gut verstanden, eben schon mit dem ersten Projekt da in der Salzkammer. Gut, und ich glaube, je mehr wir das in unterschiedlichen Regionen starten können, desto mehr können wir auch voneinander lernen, und eben ist diese Initiative hier sehr, sehr wichtig für uns.

Roger Furrer:

Welche Rolle seht ihr dabei in meiner Arbeit von Storytelling und Positionierung über Kommunikation mit relevanten Zielgruppen bis zur Entwicklung von Formaten für Beteiligung und Wirkung der Bio-Original Assembly Basel?

Gordon Selbach:

Das ist ja auch ein Thema, was ja sehr, sehr neu ist beziehungsweise eigentlich extrem alt ist, oder wenn wir jetzt denken, wie wir früher alles gemacht haben vor der Industrialisierung. Aber an sich geht es jetzt darum, eigentlich diesen Prozess vielleicht wieder zu entdecken, aber dahingehend ist er in der Gegenwart ja eigentlich sehr, sehr neu oder. Und das heisst, es braucht natürlich dahingehend auch ein gewisses Narrativ auch, um das irgendwie auf die grössere Plattform zu bringen und Leuten einerseits zugänglich zu machen also, die vielleicht gar nichts damit zu tun haben. Dann muss man natürlich auch das zum Beispiel der Industrie auch verständlich machen, warum das jetzt überhaupt relevant ist. Warum sollte ich da überhaupt hingehen? warum mache ich das? Da muss ich wirtschaftliche Faktoren betrachten.

Gordon Selbach:

Das ist wieder eine andere Sprache. Da setze ich wieder einen anderen Hut auf. Es gibt die politischen Themen wieder eine andere Sprache. Und die Frage ist und das ist natürlich mit deiner Expertise sehr interessant, weil du halt, wie jetzt Jakob auch schon meinte, du kennst die ganzen Industrieprozesse, was dahinter steckt, bis ins Detail, weil du hast ja auch schon extrem holistisch gearbeitet, hast, aber auch sehr außen kommuniziert das Ganze, und das ist halt extrem wichtig gerade heute wie wir das mit welchen Mitteln, mit welchen Sprachen, wie wir das darstellen und allen zugänglich machen, und das ist eine extrem grosse Aufgabe und das dauert auch wahrscheinlich sehr lang. Aber tatsächlich die Fähigkeit zu besitzen, verschiedene Hüte aufzusetzen, verschiedene Sprachen zu sprechen, das ist, glaube ich, etwas, was du sehr, sehr gut kannst durch deine Erfahrungen, und das ist, glaube ich, sehr interessant, dahingehend mit dir zusammenzuarbeiten.

Roger Furrer:

Wie seht ihr die Herausforderung, dass wir eigentlich mit einem offenen Ausgang ins Projekt starten, dass wir zwar ein Ziel haben, wo wir wissen, wo wir hinwollen, aber wir nicht wissen, wie, mit wem, auf welchen Mitteln werden wir es erreichen, was ja dann in der Kommunikation ein grosses Thema ist, weil die Leute wollen jemanden in die Schublade, wo sie was reinstecken können und sagen können ja, da wollen wir rein, da wollen wir nicht rein. Und das ist ja genau das, was wir vermeiden wollen. Wir wollen ja neue Wege gehen. Wie seht ihr hier die Wege der Kommunikation, die gefordert sind?

Jakob Travnik:

Für uns als Bioregional Agency ist es wichtig, dass wir, wenn wir in eine neue Bioregion kommen, dass wir nicht Leuten erzählen, was sie zu tun haben. Ich glaube, um absichtlich sich in die Rolle zu begeben von einem Zuhörer, dass wir erstmal zuhören, was da vor Ort passiert, vielleicht gewisse Rahmenbedingungen für diese Gespräche definieren und erstmal nur so einen groben Scan machen über das, was es schon vorhanden gibt, und in dem Sinne, sagen wir mal, beziehungen auf einer persönlichen Ebene, also professionell, aber auf einer persönlichen Ebene, erstellen, damit da auch Vertrauen herrscht. Weil warum sollte jemand uns vertrauen, wenn wir aus einer komplett anderen Gegend kommen, um dort zusammen Projekte zu machen?

Jakob Travnik:

Das ist vielleicht das Erste und das Zweite. Danach oder schon parallel ist für uns wichtig, dass wir da relevant sein wollen. Was ist relevant jetzt zu tun in der Region Basel, wo es schon so viele Beispiele gibt von Initiativen, die in eine ähnliche Richtung arbeiten? Wo positioniert man sich und was sind dementsprechend die Aktivitäten? Und das ist sozusagen dieses klassische Top-Down versus Bottom-Up-Prinzip, dass wir eben durch das Bottom-Up-Handeln versuchen zu verstehen. Prinzip, dass wir eben durch das Bottom-up handeln versuchen zu verstehen, was ist die Situation, und erst dann definieren. Was sind unsere Handlungsfelder, die überhaupt einen Impact haben?

Roger Furrer:

Vor wenigen Tagen haben wir gemeinsam den Workshop Basel 2125 durchgeführt. Rund 25 Vertreter:innen aus Wirtschaft, Architektur, Kultur, Wissensvermittlung, öffentlicher Verwaltung, Wissenschaft und Landwirtschaft haben sich in der Freien Gemeinschaftsbank Basel getroffen. Könnt ihr unseren Zuhörer:i ZuhörerInnen schildern, was wir da genau gemacht haben und wie der Ablauf war?

Gordon Selbach:

Bei dem Workshop Basel 2125 ging es darum, das Prinzip von Seventh Generation Thinking anzuwenden. Da geht es darum, eigentlich im Grunde genommen eher das Long Term Thinking anzusprechen oder zu aktivieren, sozusagen. Das heisst, es kommt ursprünglich von Native American Tribe, die nach diesen Prämissen gelebt haben. Es kommt viel daher, dass man sich vorstellen muss, dass wir nur zur Leihgabe auf diesem Planeten sind, in unserer Lebenszeit sozusagen, und wir leihen uns eigentlich diesen Planeten von unseren Nachfahren, was sehr, sehr schön ist, wenn man darüber nachdenkt. Und dann muss man sich schnell mal die Frage stellen okay, sind wir gute Vorfahren, oder inwiefern könnten wir gute Vorfahren vielleicht noch werden, in unserer Laufzeit sozusagen? Also, es geht viel um dieses Thema der Verantwortung auf lange Sicht, weil wir wirklich nur ein kleines Element sind in diesem globalen Sinne. Gut, aber die Frage ist tatsächlich, um es jetzt ganz konkret zu machen wie sah die Region vielleicht vor 100 Jahren aus, wie sieht sie jetzt aus, und wie wird sie möglicherweise sozusagen als Prognose, wie könnte sie in 100 Jahren aussehen? Das heisst, bei dem Workshop ging es darum, sich erstmal mit dem Thema ein bisschen so einzufinden. Da gab es dann kleine Momente am Anfang des Workshops mit persönlichen Zugängen zu dem Thema, aber viele gingen dann tatsächlich in die Richtung, dass man versucht überhaupt mal diskursiv, sich mit dieser Zukunft auseieren, sozusagen also Material, knowledge und Infrastructure, die jetzt vorherrschen in der Region und die in 100 Jahren als Prognose vorherrschen werden.

Gordon Selbach:

Also aufgrund von klimatischen Verhältnissen wird die Welt anders aussehen. Demnach wird auch diese drei Kategorien anders sein in 100 Jahren. Und die Frage ist wie können wir heute mit diesen drei Kategorien verfahren, oder wie könnte man sie vielleicht anders mit ihnen kochen, und wie würde man in 100 Jahren ab jetzt mit diesen Materialien oder mit diesen Kategorien kochen und gewisse Rezepturen entwickeln? Und dann war das Ziel eigentlich von dem Workshop, dass man diese zwei Momente miteinander vergleicht, war das Ziel eigentlich von dem Workshop, dass man diese zwei Momente miteinander vergleicht, also dass man sozusagen das an einem gemeinsamen Tisch tatsächlich in Betracht zieht und sieht, was es da für Ähnlichkeiten tatsächlich dann gibt zwischen heute und der Zeit in 100 Jahren im Sinne von Material, wissen und Infrastruktur, was sehr interessant ist. Und da hat natürlich jede Person, je nachdem, aus welchem Bereich man kommt, natürlich einen ganz anderen Zugang. Das war so einiligen Personen, die bei dem Workshop teilgenommen haben, um dann mögliche nächste Schritte zu setzen. Das ist absolut am Anfang jetzt gewesen, und das ist ein sehr, sehr langer Prozess, den wir jetzt eingehen werden.

Roger Furrer:

Für Bioregional Assembly_ Basel ist die Freie Gemeinschaftsbank in Basel dabei unser Initiativpartner. Für mich persönlich war es sehr lehrreich, dass wir von Anfang an auch die Finanzströme einer Kreislaufwirtschaft in den Vordergrund gestellt haben. Wie seht ihr das?

Gordon Selbach:

Ich glaube, die Freie Gem einschaftsbank Basel ist als Initiativpartner extrem passend. Wir hatten mit dem Max Ruhri, Co-Geschäftsführer von der Freien Gemeinschaftsbank Basel, sehr viele Vorgespräche gehabt, wo man gemerkt hat, dass sie das Thema Nachhaltigkeit und Finanzwesen sehr, sehr ernsthaft betreiben und wirklich ernst meinen und sich auch die Industrie relokalisiert zu 100 Prozent, also auch, dass dann alle Ressourcen, die vor Ort sind, in einen Kreislauf bringt. dann wird die Region extrem gestärkt, auch im wirtschaftlichen Sinne, weil diese ganzen Ketten natürlich dann auch lokal sind. Das heisst, es hat einen gesellschaftlichen Impact, es hat einen wirtschaftlichen Impact für die Region und natürlich auch dann irgendwo auch einen ästhetischen Impact für die Region.

Gordon Selbach:

Das heisst, dieses Thema der wirtschaftlichen Ströme, die müssen auch irgendwie umprogrammiert werden, und dazu braucht es natürlich auch Leute in der Region, die eben diese Expertise haben und die die Region auch kennen und wissen, wie das Finanzwesen funktioniert hier. Und es gibt mittlerweile ja recht viele Banken, die mit diesem Nachhaltigkeitsaspekt arbeiten, oder eben ausschliesslich nachhaltige Banken, die eben explizit ja auch in solche Projekte investieren wollen, und das ist natürlich da sehr interessant, mit denen direkt zusammenzuarbeiten dahingehend. Aber es ist natürlich ein Riesenthema, wie man wirtschaftliche Vorteile für die Region dann implementieren kann. Aber das ist natürlich der große Mehrwert von diesem Prinzip auch.

Roger Furrer:

Was sind aus eurer Sicht die zentralen Ergebnisse des Workshops Basel 2125?

Gordon Selbach:

Was ich sehr interessant fand bei dem Workshop, oder was sehr klar wurde im Rahmen des Workshops, war, dass es in Basel ja ein extremes Wissen gibt über demokratische Prozesse, wie das organisatorisch dann aufgebaut wird und was das alles in Gang setzen kann. Also diese Power, diesen Willen, sich so zu vereinen, zu gemeinschaften, zu Genossenschaften, so zu versammeln, um tatsächlich viel so gefühlt bottom-up-mäßig quasi etwas zu verändern und zu transformieren. Also ich glaube, dieser Wille, da hatte ich den Eindruck, dass es kam sehr klar rüber, dass der extrem stark ist und dass es auch entsprechende Erfahrungen gibt und demnach auch da sehr, sehr viele Modelle gibt, die extrem hilfreich sind. Also ich habe das Gefühl okay, dass, wenn man wirklich was transformieren möchte das ist jetzt mal mein erster Einblick dass es tatsächlich auch gut funktioniert aufgrund von diesen Sachen, die schon existieren in der Region.

Gordon Selbach:

Es gibt natürlich extrem viel Wissen in vielerlei Hinsicht. Also auch das Thema Bauteilwiederverwendung ist ja auch in der Schweiz ein sehr, sehr großes Thema schon seit sehr, sehr vielen Jahren und so. Also da gibt es schon extrem viel, wo man anknüpfen kann. Es gibt natürlich auch aufgrund dessen, dass es so viele demokratische Prozesse gibt und Vereine und so weiter, gibt es auch sehr, sehr viele Initiativen bereits, oder es gibt auch sehr viele, die natürlich auch über die Grenzen hinweg schon arbeiten, was natürlich super ist und man vielleicht auch eher schauen muss, wie man diese Sachen ja auch wiederum miteinander kombiniert. Und auch das fand ich sehr interessant, ist ziemlich klar geworden. Aber ich fand das sehr, sehr schön, dass es in Basel eben diese Agenden gibt.

Roger Furrer:

Wohin soll die Reise gehen? Was wünscht ihr euch für die weitere Entwicklung der Bioregional Assembly_ Basel?

Jakob Travnik:

Der Workshop hat dazu gedient, dass wir uns öffnen, dass wir anschauen, wer überhaupt Interesse hat an dem Thema. Natürlich war das Interesse gross, und, wie Gordon meint, es gibt schon bereits sehr viele Initiativen, die eben in dieser Richtung mehr oder weniger tätig sind. Was wir jetzt bräuchten im nächsten Schritt, ist, dass wir noch mehr Zeit in der Region verbringen, dass wir noch mehr Zeit haben, Beziehungen aufzubauen mit relevanten Playern, uns Produktion anschauen allgemein, wie Ressourcen hier verarbeitet werden, allgemein, und das noch detaillierter zu verstehen, um dann Entscheidungen treffen zu können, wie wir mit welchen Formaten oder sehr konkreten Projekten relevant sein können. Und ich glaube, diesen Zwischenstep braucht es auf jeden Fall, und was wir schon vielleicht schon mal konkret starten könnten, ist irgendeine Art konkretes Format, das tatsächlich Resultate relativ schnell bringt. Da wäre jetzt vielleicht auch der Zeitrahmen Anfang 2027 und dass wir da eben zu dem Zeitpunkt schon gewisse Ergebnisse liefern können. Was wir jetzt für die Initiative meinen, ja eben was wir auch vorzeigen wollen liefern können, was wir jetzt die Initiative meinen, ja eben, was wir auch vorzeigen wollen.

Roger Furrer:

Aus euren bereits gemachten Initiativen und Erfahrungen jetzt auch in der Bioregional Agency, wo ihr solche Projekte betreut wie finanzieren sich solche Projekte? Gibt es da auch regionale Unterschiede, wie solche Sachen gefördert werden, wie die Industrie bereit ist, dafür zu bezahlen? Könnt ihr uns dazu was sagen, was ihr da schon jetzt erlebt habt und wie ihr das Gefühl habt, so die ersten Reaktionen aus der Bioregion Basel.

Jakob Travnik:

Also, ich kann vielleicht so einen Überblick geben von meiner Erfahrung jetzt Erstens mit der Zusammenarbeit mit Atelier Luma in Südfrankreich, das eigentlich Teil einer grossen Stiftung ist, die übrigens auch aus der Schweiz kommt. Dass dort eben diese bioregionale Praxis auch etabliert wurde, weil es eben diesen grossen Hintergrund gibt von Finanzierungssupport, dass eben so eine Art Praxis ermöglicht, die an sich nicht wirtschaftlich ist, im Kontext von dem System in dem wir leben und arbeiten. Und dann in weiterer Folge eben mit den Aufsätzen von den Plattformen Biofabrique Vienna oder mit der Initierung von BVB Bioregional Assembly Salzkammergut. Was für mich persönlich die Erfahrung, schön zu sehen, dass es da eine Art Kopplung gibt zwischen der Privatwirtschaft und der öffentlichen Geldströmung und eben, dass meistens die lokalen öffentlichen Institutionen den Antrieb geben, dass man sich anfangen kann, mit dieser Art von Projekten zu beschäftigen, und dass dann aber in weiterer Folge die Verantwortung auf die Privatwirtschaft geht, zum Teil, die eigentlich für viele der muss man auch sagen Problematiken der Welt auch verantwortlich sind, und dass die dann eigentlich in diese Prozesse weiter einzahlen, um diese, sagen wir mal, Transformationsprozesse anzukurbeln.

Jakob Travnik:

Und ja, in der Hinsicht ist es schon so ein Tanz zwischen diesen öffentlichen und privaten Geldern, und an sich ist es in jeder Bioregion soweit jetzt mal in Europa relativ gleich. Die Unterschiede sind dann eher institution oder firmenspezifisch, welche Argumente man liefert. Und das ist eigentlich die große Arbeit, die wir jetzt versuchen, primär durch sehr präzise Kommunikation relevante Argumente für die Institutionen oder für die Firmen, mit denen wir arbeiten, zu liefern, um sie zu überzeugen, dass es wert ist, in solche Prozesse zu investieren.

Roger Furrer:

Es entstehen ja gerade mehrere ähnliche Initiativen in Europa, unter anderem auch von euch gefördert. Wie stellt ihr euch die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bioregional Assemblies vor?

Jakob Travnik:

Überall, wo wir Projekte gestartet haben, haben wir angefangen mit einem Netzwerkgedanken. Das heisst, dass die Projekte, die wir erstellen, so gross oder so klein, wie sie sein mögen, von Materialforschung, Projektleitung oder Projektbegleitung, von Entwicklungsprozessen oder relativ klassische Architekturplanung versuchen, sie nie zu verstehen in einem Vakuum oder als ob sie wie so eine Insel fungieren, die unabhängig funktioniert von Kontext. Und eben ist es genau das Umgekehrte, dass es immer verknüpft ist in einem Netzwerk, das vielleicht schon existiert oder nicht existiert, und dass wir eben dieses Netzwerk auch sichtbar und erlebbar machen Und dass wir in dem Sinne überall, in jeder Bioregion, in der wir tätig sind, dann irgendeine Art Verankerung haben, irgendeine Art Hub, wo sich das Ganze auch manifestiert. Deswegen auch eben das Wort Assembly, dass sowohl die menschliche Assembly als auch die kulturelle und wirtschaftliche Assembly zusammenkommt, wo eben all diese Aspekte sichtbar sind. Wir vergleichen das öfters gerne auch mit so einer Art Tourismusbüro.

Jakob Travnik:

Also man kommt in einen Ort, wo man alle Informationen über die Bioregion bekommt und sich auch zu den Themen austauschen kann, aber dann auch eine Art Agency bekommt, um diese Ressourcen in der Region, auch eben mit denen zu arbeiten. Und ich glaube, das Potenzial ist, dass, wenn man so eine Art Strukturen in jeder Bioregion hat das lernen wir jetzt auch über die Zeit, dass die Prozesse doch überall recht ähnlich sind und dass man in dem Sinne sich auch austauschen kann. Wie kann man gewisse Prozesse auch optimisieren, sich gegeneinander helfen, allgemein die Tätigkeiten von der Bioregional Agency, von den Assemblies, oder wir verstehen unsere Rolle, eben dieses Wissenstransfer zwischen den Assemblies zu fördern und zu unterstützen.

Roger Furrer:

In der Region Basel gibt es bereits einige Initiativen, die sich mit der Triregio, also Basel, Elsass, Südbaden, beschäftigen. Wir fokussieren uns hier mit der Bioregional Assembly_ Basel bewusst auf die interdisziplinäre Vernetzung zwischen Wirtschaft, Architektur, Kultur, Wissensvermittlung, öffentlicher Verwaltung, Politik, Wissenschaft, Landwirtschaft und weiteren Akteuren. Wie unterscheidet sich die Bioriginal Assembly_ Basel von bereits bestehenden Projekten?

Gordon Selbach:

Das wissen wir noch nicht, und das ist vielleicht auch gut so.

Roger Furrer:

Wie kann man denn eigentlich mitmachen bei der Bioriginal Assembly_ Basel? Wenn ihr als Industriepartner Interesse habt, teil der Bioregional Assembly_ Basel zu werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel durch eine Projektpartnerschaft. Und auch als private Person könnt ihr euch engagieren, indem ihr Mitglied werdet im Verein . Alle weiteren Hintergründe, Informationen und Kontakte findet ihr auf der Webseite von Gordon Selbach und Jakob Travnik von der Bioregional Agency mit Sitz in Wien. Die Webseite lautet bioregional. agency. Herzlichen Dank an Gordon und Jakob fürs Dabeisein und euren wertvollen Input. Danke euch allen fürs Zuhören. Bis bald hier im Studio Lokal Salon Podcast. Ciao zämme.

Gordon Selbach:

Vielen, vielen Dank, Roger.

Jakob Travnik:

Danke, Roger, und weiter geht's.