Studio-Lookout-Salon: Der Podcast für Architektur, Design, Kunst und Soziokultur

Design mit Haltung – Simone Züger & Daniel T. Maurer über Sinn und Wirkung

Roger Furrer & Maximilian Grieger

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 Besuche als Studio Lookout Salon Hörer:in die Blickfang Zürich 2025 vom 14. bis 16. November im Kongresshaus Zürich – und profitiere vom 2-for-1-Ticket für reguläre Tagestickets.
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Was bedeutet gute Gestaltung 2025 – zwischen Markt, Haltung und Identität? In dieser Studio Lookout Salon Folge, produziert in Kooperation mit der Blickfang Zürich, sprechen Host Roger Furrer mit Simone Züger (Designerin, Simone Züger Design Studio, Zürich) und Daniel T. Maurer (WOGG, Schweizer Designmarke, Zürich) über Sinn, Wirkung und Verantwortung von Design als kulturelle Praxis.

Themen u. a.:

  • Haltung im Design: Verantwortung, Materialwahl, Kreislauffähigkeit und wann ein klares Nein notwendig ist.
  • Sinn & Sinnlichkeit: Warum gute Gestaltung Charakter hat, leise spricht und lange bleibt.
  • Markt trifft Haltung: Blickfang als kuratierte Bühne zwischen Plattform und Marktplatz.
  • Reduktion: Ästhetische Entscheidung und ethischer Akt – „reduce to the max“.
  • Story & Authentizität: Warum glaubwürdige Geschichten wirken und wie Marken relevant bleiben.
  • Nachhaltigkeit bei WOGG: 100% recyceltes Aluminium bei Rollfronten, PP-Schieber mit 80% Meeresabfall – Haltung in der Industrie.
  • KI & Handwerk: Chancen digitaler Prozesse ohne den Menschen zu ersetzen.
  • Schweizer Design DNA: Klarheit, Funktion, Präzision – und Offenheit für internationale Einflüsse.
  • Designer Alfredo Häberli & WOGG 38: Ikonischer Tisch als Ingenieurskunst - konzipiert wie eine Brücke; Designgeschichte trifft Fertigungskönnen.

Aufgezeichnet im WOGG Hauptsitz & Showroom in Zumikon bei Zürich – dort, wo Schweizer Design seit 1983 gedacht, gefertigt und gelebt wird.

Gäste

  • Simone Züger – Designerin, Gründerin Simone Züger Design Studio, zwischen Kunst und Design, klare Materialhaltung, poetische Formen, Jury Blickfang Zürich 2025.
  • Daniel T. Maurer – CEO WOGG, Schweizer Möbel mit starker Ingenieurs- und Materialkompetenz, Systemsprache statt Trendgetöse.

Host

  • Roger Furrer, Studio Lookout Salon Podcast, Jury Blickfang Zürich 2025.

Hinweis
Mehr zur Blickfang: blickfang.com
WOGG Kollektionen & Geschichte: www.wogg.ch
Simone Züger Studio: www.simonezueger.ch

Roger Furrer:

Grüezi mitenand und willkommen beim Studio Lookout Salon Podcast in Kooperation mit der Blickfang. Anlass für dieses Gespräch ist die Blickfang Zürich, an der sich Designer:innen, Marken und Besucher:innen begegnen, um zeitgenössisches Design zu entdecken und darüber zu sprechen was gute Gestaltung heute ausmacht. Mein Name ist Roger Furrer und ich bin Teil der Jury der Blickfang Zürich 2025, gemeinsam mit Simone Züger, Patrick Pierazzoli und Martin Meyer, die in diesem Jahr ebenfalls ihre persönlichen Perspektiven auf aktuelle Gestaltung einbringen. Heute sprechen wir über eine Frage, die mich persönlich seit Jahren begleitet. Was bedeutet gute Gestaltung heute, zwischen Markt, Haltung und Identität? Aufgezeichnet wird dieses Gespräch im Hauptsitz und Showroom der Wogg AG in Zumikon bei Zürich. Einem Unternehmen in dem Schweizer Design nicht nur gedacht, sondern gefertigt und gelebt wird, seit 1983. Ich freue mich sehr auf meine beiden Gäste, Simone Züger ist Designerin und Gründerin des Simone Züger Design Studio in Zürich. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Kunst und Design, zwischen Galerie und Wohnraum, geprägt von Reduktion, klarer Materialhaltung und poetischer Formensprache. Sie gestaltet Möbel und Objekte, die nicht laut sind, sondern Charakter haben und dadurch lange bleiben. Und Daniel Maurer, Geschäftsführer der Designmarke Wogg, ein Unternehmen dass seit über 40 Jahren in der Schweiz produziert. Jedes Möbel entsteht in Solothurn, dort wo Handwerk, Technologie und Haltung zu einem klaren Ausdruck von Schweizer Designkultur verschmelzen. Mit Wogg nimmt der in diesem Jahr zum ersten Mal an der Blickfang Zürich teil. Ein spannender Moment, um über die Verbindung von Marke, Markt und Haltung zu sprechen. Schön, dass ihr beide da seid.

Daniel T. Maurer:

Danke für die Einladung.

Simone Züger:

Vielen Dank.

Roger Furrer:

Ich würde gerne mit einer einfachen, aber grundlegenden Frage beginnen. Was bedeutet für euch persönlich gute Gestaltung heute im Jahr 2025?

Simone Züger:

Für mich ist gute Gestaltung nie nur eine Frage der Form, sondern immer auch der Haltung. Gute Gestaltung verbindet für mich Sinn und Sinnlichkeit, Funktion und Poesie. Ich finde, ein gut gestaltetes Objekt begleitet einem über Jahre oder vielleicht sogar ein Leben lang. Und das macht eben auch den Charakter aus, die keine Lautstärke in sich trägt. Ich finde, wenn Design gelingt, dann schafft es Identität.

Daniel T. Maurer:

Für mich ist gute Gestaltung, wenn es glücklich macht. Wenn ich zufrieden bin, wenn es mir hilft, wenn es mich unterstützt, das hat nichts für mich mit visueller Situation zu tun, sondern für mich ist es wirklich das Gefühl. Und das Gefühl, das ist wandelbar. Das heisst, es passt sich an, es ist Modul, es ist zeitgemäss, es ändert sich. Und das ist für mich eine gute Gestaltung.

Roger Furrer:

Wenn ihr an den Begriff Haltung im Design denkt, was heisst das für euch? Ist Haltung eher eine innere Überzeugung oder auch ein Statement nach aussen?

Daniel T. Maurer:

Für mich ist es beides. Haltung ist die Grundvoraussetzung. Und für mich ist Haltung das, was ich mir gegenüber halte. Das heisst, Einhaltung, Durchhaltung, diverseste Haltung hat so viele Facetten in sich. Das beginnt bei mir, bei sich selber. Und wenn das klar und gut ist, dann gibt es die Haltung nach draussen.

Simone Züger:

Ich finde auch, als Designerin habe ich auch eine gewisse Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Also auch welche Materialien wähle ich, wie kreislauffähig sind die Produkte, die ich auf den Markt bringe und welchen Beitrag leistet ein Objekt wirklich. Haltung bedeutet für mich auch Dinge zu hinterfragen. Und manchmal heisst Haltung eben auch, Nein zu sagen, um etwas Echtes entstehen zu lassen.

Roger Furrer:

Die Blickfang Zürich ist ja für viele Designer:innen und Marken ein besonderer Ort, weil dort Gestaltung direkt auf den Markt trifft. Was erwartet ihr euch von der diesjährigen Blickfang? Welche Themen oder Haltungen wollt ihr sichtbar machen? Und welche Diskussionen wünscht ihr euch im Austausch mit dem Publikum?

Daniel T. Maurer:

Für mich ist es ein grosses Glück. An einem Ort soviele Menschen, soviel Austausch zu erleben. Jung, alt, weiblich, männlich, andere Möglichkeiten. Für mich ist das eine grosse Gelegenheit. Es ist vielleicht auch die Notwendigkeit als Hersteller hinzugehen, hinzuhören, zu zeigen, zu überzeuge n. Wir zeigen etwas, das weltweit neu ist, etwas das man so nicht kennt. Wir haben uns bewusst nicht für Mailand oder Kopenhagen entschieden, sondern für die Blick fang. Wir finden das unglaublich toll. Zusätzlich ist es in der wunderbaren Stadt Zürich im Kongresshaus. Da war ich kürzlich mit dem Zürich Film Festival, in dem ich involviert bin, war ich da zu Hause. Ich finde es wunderbar, richtig toll. Ich freue mich wie ein kleines Kind auf Weihnachten.

Simone Züger:

Blickfang schafft Raum, um Neues zu entdecken und sich eben auszutauschen. Sie bringt Designer:innen, Hersteller:innen und Besucher:innen auf eine persönliche Art zusammen, also jenseits anonymen Online-Handels. Und ich glaube, das macht das quasi ebenso speziell, diese Begegnungen, diese Gemeinschaft, die daraus entstehen kann. Und ja, ich wünsche mir schon einen Diskurs oder eine Bewegung auch hin zu mehr Charakter und Individualität in den Entwürfen.

Roger Furrer:

Was erwarte ich mir von der Blickfang 2025, da in der Jury zu sein? Ich denke, es kann Inspiration sein. Es ist sicher auch ein Austausch mit den anderen Jury Mitgliedern, wie Simone heute, und halt auch mit Produzenten die vor Ort sind und ihre Produkte darstellen, so wie das erste Mal mit Wogg. Mit dieser Neuheit, wo wir dann sehr gespannt sind, wie ihr die präsentiert und ob die bei uns dann in die Ränge kommt.

Roger Furrer:

Die Blickfan g ist ja keine klassische Designmesse, sondern eher eine kuratierte Bühne zwischen Plattform und Marktplatz. Wie verändert sich euer Blick auf Gestaltung wenn ihr in diesem Umfeld seid, wo Design nicht nur gezeigt wird, sondern verkauft wird?

Simone Züger:

Ich finde, Design muss sich auch im Leben beweisen. Es darf nicht nur im Museum stehen, sondern es muss im Alltag funktionieren. Und praktisch, aber poetisch zugleich. Und ich mag die Idee, dass Menschen ein Objekt mit nach Hause nehmen und Teil ihrer Geschichte wird, vielleicht sogar zu einem Lieblingsstück mutiert. Das finde ich auch persönlich einer der schönsten Momente, wenn ein Tour vom Atelier ins echte Leben übergeht.

Daniel T. Maurer:

Ich finde es zusätzlich wunderbar, dass sich da Mode, das sind Accessoires, das ist Handwerk, das sind Möbel, das sind kreative, das sind funktionale, das sind Zürcher, das sind Auswärtige. Ich finde es wunderbar. Das ist für mich nicht nur ein Blickfang, das ist wirklich ein richtiger Fang. Und das freut mich unglaublich. Ich war als Besucher schon öfters an der Blickfang und hatte so gute Begegnungen. Da freue ich mich jetzt als Teilgastgeber auf diese Begegnungen.

Roger Furrer:

Simone, du als Designerin mit Atelierpraxis. Daniel, du als Unternehmer mit einer Marke, die produziert und vertreibt. Wie verändert der direkte Kontakt mit dem Publikum, mit Menschen, die spontan reagieren, fragen, kaufen Verständnis von Design?

Daniel T. Maurer:

Ja, für mich ist es genau dasselbe wie mit den Kindern. Die Kinder, die kommen, die fragen, die tun, die machen und so weiter, das ist der Nährwert des Hirns. Also wenn man das gut macht, ist das der Nährwert des Hirns. Aber es ist herausfordernd, weil da kommen viele Leute mit ihrer Sichtweise, mit ihrer Art. Und das freut mich. Ich kann sagen, Leute wie Simone sind genau die, die wir wollen. Das sind die, die uns challengen, die uns weiterbringen, die uns auch hinterfragen. Und das ist für uns eine absolute Notwendigkeit. Ich glaube, man sollte das Selbstbewusstsein haben, aber in der linken Tasche ein doppeltes Demut.

Simone Züger:

Ja, ich finde es auch extrem spannend, weil man so unmittelbar mit Menschen in Resonanz treten kann. Man wird spontan konfrontiert mit Begeisterung, aber vielleicht auch mit Irritation, mit ganz individuellen Reaktionen. Ich sehe das aber auch, es eröffnet wie neue Horizonte. Einerseits dem Objekt vielleicht gegenüber, aber eben auch aus unternehmerischer Perspektive.

Roger Furrer:

Auf der Blickfang begegnet man ja immer auch der Frage, wie viel Haltung verträgt der Markt und wie viel Markt verträgt die Haltung. Wo zieht ihr für euch die Grenze zwischen künstlerischer Freiheit und ökonomischer Realität?

Simone Züger:

Ich glaube, Haltung ist keine Gegenspielerin des Marktes. Sie ist die Voraussetzung für Langlebigkeit. Aber natürlich, Haltung ist nicht immer bequem. Manchmal entscheidet man sich gegen den kurzfristigen Erfolg, um etwas zu erschaffen das Bestand hat. Und ich sehe Design da ja eher als kulturelle Praxis, nicht als reine Ware. So quasi für mich ist so Purpose over profit. Das ist für mich nicht nur ein Slogan, sondern eben auch Arbeitsethos oder Haltung.

Daniel T. Maurer:

Ich glaube, der Begriff ist so gross, dass der voraussetzt, dass man Respekt hat. Respekt von unterschiedlichen Haltung und Respekt for unterschiedliche Sichtweise, Bedürfnisse. Und im Design finde ich das wunderbar. Diese offene Haltung, dieses Ausprobieren auch vielleicht scheitern, finde ich, das gehört dazu.

Roger Furrer:

Ich habe den Eindruck, dass viele BesucherInnen heute sehr bewusst kaufen. Sie suchen Authentizität, Transparenz, Geschichten. Spürt ihr das auch? Und was bedeutet das für euch als Designerin bzw. als Marke? Braucht gute Gestaltung heute eine Geschichte und verstanden zu werden?

Daniel T. Maurer:

Also für mich zwingend. Also wenn ich keine Geschichte habe selber, dann kann ich keine Geschichte erzählen. Bei der Wogg ist es die DNA der Firma Vogue. Ich habe 40 Jahre jedes Dokument gelesen, bevor ich die Firma gekauft habe. Weil nur so war ich glaubwürdig, die Firma Wogg in die Zukunft zu führen, auch wenn die Geschichte in der Zukunft eine andere sein würde. Aber dieses Interessieren für die Geschichte der anderen ist Voraussetzung für eine eigene gute Geschichte. Und Authentizität in einer guten Geschichte, die findet immer Anklang.

Simone Züger:

Ja, und ich glaube, Menschen suchen diese Echtheit. Sie wollen Dinge, die eine Seele haben oder Sinn ergeben. Ich finde aber auch, Gestaltung braucht nicht zwingend immer grosse Geschichten. Sie erzählt von sich selbst schon, wenn sie aufrichtig und durchdacht ist. Oder wenn sie eben emotional berührt.

Roger Furrer:

Wenn man durch Messen geht, sieht man viele Richtungen, vom handwerklich produzierten bis zum digitalen, vom Einzelstücken bis zur Serie. Was sagt das über unsere Zeit aus? Sind wir vielleicht gerade dabei, Gestaltung neu zu verhandeln zwischen Industrie und Handwerk, zwischen Identität und Markt?

Simone Züger:

Ich finde, da gibt es nicht ein richtig oder ein Falsch, sondern ich bin eine grosse Fanin eben auch von dieser Offenheit gegenüber dem Design oder dem Produkt. Für mich stellt sich da eher die Frage, wie positioniere ich mich als Designerin im Markt. Gestalte ich für den Alltag oder darf ein Objekt auch zum individuellen Einzelstück werden, also fast schon zu einem Kunstwerk? Ich finde die Spannbreite extrem spannend, wie das Design heute viele Rollen übernehmen kann.

Daniel T. Maurer:

Ich störe mich immer wieder an der Überlegung heute. Gestern war auch heute und morgen wird wieder heute sein. Und ich höre öfter so wie heute. Und ich muss wirklich sagen, in meinem ganzen Leben war das heute immer der wichtigste Tag. Und deshalb kann ich das gar nicht so richtig beantworten. Ich glaube, morgen sieht es wieder anders aus als ein anderes Heute.

Roger Furrer:

Diese Spannungsfelder zwischen Haltung und Markt führen uns direkt zu einer grösseren Frage. Welche Verantwortung Designer:innen und Marken heute überhaupt haben? Wenn ihr an Identität denkt, was definiert eure eigene? Ist Identät etwas das man bewusst formt oder etwas das organisch entsteht?

Daniel T. Maurer:

Identität ist genau was das Wort sagt - es ist das was man ist. Aus meiner Sicht versuchen heute v iele etwas zu formen was sie nicht sind. Ganz schwierig dann wenn der Nächste kommt, der formt schon wieder was anderes. Ganz, ganz wichtig ist diese Authenzität, die Glaubwürdigkeit, das ist die Identität für mich. Das kann man nicht formen, das kann man vielleicht fein schleifen oder das kann man vielleicht verbessern und erweitern. Aber man kann sich nie selber, nie kann man sich selber verlieren. Oder ist man nicht.

Simone Züger:

Ja, und ich finde auch, Identität ist nichts Starres oder nichts Einseitiges. Es entsteht im Tun, im Wandel, in der Auseinandersetzung mit dem Unbekannten. Und meine Arbeit im Studio sehe ich als lebendigen Organismus sozusagen. Es verändert sich mit jedem Projekt. Aber wichtig finde ich, neugierig zu bleiben und die eigene Handschrift trotzdem nicht zu verlieren. Oder die eigenen Werte oder Haltung nicht zu verlieren.

Roger Furrer:

Gibt es Dinge, wo du zurückguckst 10 Jahre und sagst, da denke ich heute anders über Design als dannzumal?

Daniel T. Maurer:

Ja, das ist in meinem ganzen Leben. Ich hatte natürlich irgendwann das Gefühl ich habe - ich war in vielen Museen drin, ich habe vor allem Marken - das war dann vielleicht weniger im Möbelbereich - aber in der Mode, im Autobereich. Dann waren es die Hotels. Da war immer d as Design. Interessanterweise war e s bei mir i mmer wieder i m Wandel. Heute fühle ich mich am anderen Ort, in der Natur, wohler als früher. Früher war ich am liebsten in einer grossen Stadt in möglichst viel Lärm, urban. Und h eute ein Spaziergang draussen. Den mag ich heute viel lieber. Und so ist e s auch mit dem Design. Bei uns bei Wogg kann man wirklich sagen, wir versuchen wirklich ganz subtil den Nutzen vor dem Design zu halten.

Simone Züger:

Ich persönlich finde, man darf die eigene Handschrift, das eigene Interesse, die eigene Haltung auch im Entwurf spüren. Und dieses Selbstverständnis hatte ich vor zehn Jahren noch nicht. Also ich finde auch, der Designprozess ist immer ein oder ist ähnlich dem persönlichen Entwicklungsprozess. Wir formen nicht nur ein Objekt, sondern wir formen eben auch uns selbst. Und je besser man sich kennt, desto klarer wird die eigene Haltung. Und genau darin liegt die Kraft, neues oder eigenes zu erschaffen.

Roger Furrer:

Du sprichst gerade an, Simone. Die Intuition in deine Arbeit. Wann darf sie rationalen Entscheidungen widersprechen?

Simone Züger:

Sobald es um Funktion, Technik oder Budget geht. Aber ich finde, sonst arbeite ich oft noch intuitiv. Ich spüre sofort, was kann ein Material oder eine Form oder wie erzeugt es Raum zum Beispiel. Das ist ein sehr intuitiver Prozess. Aber ich glaube für Entscheidungen, sei es eben technischer Natur, braucht es schon auch die Funktion.

Roger Furrer:

Daniel, als Geschäftsführer eines Unternehmens.

Daniel T. Maurer:

Für mich ist es zwingend d ass die Vernunft und der Nutzen im Vordergrund steht. Als Beispiel, unsere Aluminium Rollfront sind 100% recycltes Aluminium, wir hatten das am Anfang nicht. Heute muss ich leider sagen, sind die teurer. Also das recycelete Aluminium is teurer als das nicht recycelte, für mich völlig unlogisch. Das zweite, wir haben einen Polypropylene Schieber. Das hat mich unglaublich gestört. Heute ist er zu 80% aus Meeresabfall. Ich selber war in Mexiko, um das zu erleben, wie man so einen Abfall eigentlich gewinnt. Und ich finde, da hat man wirklich Verantwortung. Ganz grosse Verantwortung als Hersteller. Leider Gottes habe ich das erlebt, in ganz grossen Firmen erzählen die Finanzleute, wie die Verantwortung ist. Und nicht unbedingt der Produktentwickler oder der Designer. Und für mich ist das etwas, das hat in der Zukunft keinen Bedarf mehr.

Roger Furrer:

Inwiefern beeinflussen Herkunft, Ort, Kultur eure Gestaltungshaltung. Ist Schweizer Design für euch noch ein Label oder eher ein Kontext?

Simone Züger:

Meine Herkunft und Kultur prägen mich sehr stark. Schweizer Design ist für mich geprägt von klaren Formensprachen, Funktionalität und Reduktion. Und diese Disziplin steckt tief in meiner gestalterischen DNA. Aber gleichzeitig hat mir zum Beispiel der Aufenthalt in New York gezeigt, wie wertvoll es ist, die eigene Handschrift bewusst zum Ausdruck zu bringen und dass es nicht nur akzeptiert, sondern eben auch sehr geschätzt wird. Heute verbinde ich diese zwei Erfahrungen, die des Schweizer Designs mit der Freiheit und Experimentierfreude, die ich in New York erlebt habe.

Daniel T. Maurer:

Ich finde, wir haben in der Schweiz nicht nur im Design, wir haben diese Design DNA. Das ist die Schweizer DNA. Wir haben ganz, ganz grosse Designer. Bei Wogg arbeiten wir mit Schweizer, sehr viel mit Schweizer Designer zusammen. Aber es zeigt sich auch für mich, wenn ich nach Italien gehe, da haben wir italienische Designer, in Dänemark dänische Designer, in Japan, japanische Designer. Ich finde, den Mix finde ich unglaublich spannend. Die Simone hat es wunderbar angesprochen. Sie bewegt, sie war in New York, sie ist die Schweizer perfekte Designerin, hat aber Einfluss genommen von anderen Bereichen. Das finde ich richtig toll. Diese Offenheit in der Qualität, in der Zuverlässigkeit, darf ich aus meiner Erfahrung sagen, mit Schweizer Design zusammenzuarbeiten, ist grossartig. Wenn alle so wären, wäre es etwas einfacher.

Roger Furrer:

Künstliche Intelligenz und digitale Produktion. Wie verändert die die Idee von Gestaltung als Handwerk oder Haltung?

Daniel T. Maurer:

Das eröffnet unglaublich viel. Wir arbeiten bereits mit künstlicher Intelligenz zusammen. Wir haben eine ganze Kollektion. Bei uns heisst die 2029. Das ist eine Kollektion, die wurde nur von der künstlichen Intelligenz auf unsere Anforderungen oder Bedürfnisse entwickelt. Ob sie umsetzbar wird, ist noch nicht ganz klar. Interessanterweise sind wir jetzt in diesem Prozess in der Reduktion von Ressourcen. Das heisst, wirklich Umweltressourcen, Kostenressourcen usw. Da haben wir ein Sparring- Partner z ur Seite genommen mit dieser KI, der challenged uns unglaublich gut. Netterweise ist er immer anständig mit uns. Mittlerweile schon sehr persönlich. Ob und wie das genau sein wird kann ich wirklich so nicht sagen. Für uns als Hersteller, coole Sache. Er wird aber nicht unser Design ersetzen, also er wird nicht die Person ersetzen. Im Gegenteil, der wird neuer zusätzlicher Mitspieler würde ich sagen, es ändert aber eigenlich soweit, dass ich sagen kann, es ist noch interessanter in der persönlichen Auseinandersetzung und im Dialog geworden. e a new zusatzig Mitspieler, would you say? Es ändert also eigentlich so that I can interessanter in the personal auseinand dialogue.

Simone Züger:

Ich finde auch dass KI und digitale Prozesse oder digitale Produkte, Produktion, die Prozesse beschleunigen können und erlauben uns vielleicht neue Formensprache. Aber, ich finde die Kernfrage wird nicht ersetzt: Was macht Gestaltung menschlich, einzigartig, und eben sinnlich?Aber ich sehe die digitalen Tools daher als Bereicherung, aber nicht als Ersatz.

Roger Furrer:

In den letzten Jahren hat sich viel verändert, gesellschaftlich, ökologisch, ökonomisch. Wie beeinflussen diese Veränderungen euer Verständnis von Verantwortung im Design?

Simone Züger:

Für mich ist es wichtig, dass meine Arbeit nicht nur Gestaltung schafft, sondern eben auch gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. Also so Design for Impact, sozusagen. Es hat sich so viel verändert, gesellschaftlich, ökologisch, ökonomisch, und das beeinflusst natürlich, wie ich Gestalte. Und Verantwortung heisst für mich, bewusst zu handeln. Für mich ist auch Qualität vor Quantität zu setzen und Dinge zu schaffen, die Sinn machen, beständig sind, aber eben vor allem dann auch trotzdem emotional berühren.

Daniel T. Maurer:

Ich kann da nur sagen, für mich ist Verantwortung, das Einhalten der Verantwortung.

Roger Furrer:

Was bedeutet für euch Reduktion heute? Ist sie eine ästhetische Entscheidung oder auch ein ethischer Akt?

Daniel T. Maurer:

Reduktion finde ich alles. Und ich finde es die Herausforderung, die Reduktion. Und ich glaube, es braucht die Reduktion, braucht alles ein Gegenspiel, dass man mal auch den Mut, also wer Mut kann reduzieren kann, groß gehen kann, kann klein werden. Das Zusammenspiel. Aber Reduktion an sich finde ich ganz, ganz toll. Nur die Frage ist, wo, wie, warum. Das ist übrigens eine grosse Herausforderung für uns im Alltag.

Simone Züger:

Ich finde auch beides. Reduce to the max ist für mich auch eine klare Botschaft oder Bestandteil meines Schaffens. Und das hat natürlich auch wieder mit meiner Schweizer Designausbildung zu tun. Aber Reduktion bedeutet für mich, das Wesentliche zu erkennen und das Überflüssige wegzulassen. Und wie du vorhin schon gesagt hast, das braucht manchmal radikale Entscheidungen und den Mut, Details wegzulassen, bis die Form wirklich stimmt.

Roger Furrer:

Habt ihr Beispiele aus eurer Arbeit, bei denen ihr bewusst nicht dem Markt gefolgt seid? Und aus welchen Gründen?

Simone Züger:

Ich einige. Gerade meine individuellen Einzelanfertigungen entstehen oft sehr bewusst gegen den Markt. Ich könnte natürlich seriell produzieren oder produzieren lassen, aber dann würde genau das verloren gehen, was sie ausmacht, ihr Eigenheit, ihr Charakter und vielleicht auch das gewisse Etwas. Das sind zum Beispiel dann skulpturale Vasen, Tische oder Leuchten. Und die bewegen sich dann eben an der Schnittstelle zwischen Kunst und Design oder zwischen Funktion und Emotion.

Daniel T. Maurer:

Bei mir war es ganz schwierig, weil die Firma Wogg eine wunderbare Geschichte hat. Das beginnt schon bei der Farbe. Das war Schwarz oder Weiss. Es gab nur Schwarz oder Weiss. Als ich gekommen bin und habe gesagt, ich möchte das modular and colorful. This is your choice. Also der andere bestimmt, nicht ich bestimme, sondern der andere. Mein Anspruch ist, ein System zu entwickeln, oder haben wir jetzt entwickelt, dass es öffnet, dass eingesetzt werden kann, dass Sinn macht mit unserer Rollfront, dass wir das heute eigentlich dem Küchenbauer übergeben, dem Badezimmerbauer, dem Schreiner übergeben, dass er selber kreativ werden kann.

Roger Furrer:

Wie geht ihr mit Kompromissen um, wenn Haltung und Wirtschaftlichkeit widersprechen?

Daniel T. Maurer:

Ich glaube ohne Kompromiss kein Erfolg. Also wäre zu schön. Der Kompromiss ist ein Teil des Erfolgs, das ist Teil des Schmerzes, manchmal ein Teil des Glücks. Ich finde es unglaublich gut. Ich nenne es aber eigentlich nicht Kompromiss, sondern ich nenne es eigentlich Mehrwert. Weil der Kompromiss wäre für mich so ein bisschen negativ belastet. Der Mehrwert ist für mich viel offener. Aber ohne den geht es nicht.

Simone Züger:

Ich finde auch, Kompromisse gehören zu jedem kreativen Prozess. Und manchmal resultiert daraus natürlich dann sowieso noch die bessere oder eine überraschendere Lösung als vorher angedacht. Aber entscheidend für mich ist, dass die Essenz der Idee oder die Essenz der Haltung nicht verwässert wird. Ich finde, man kann flexibel in der Form sein, aber eben nicht in der Haltung.

Roger Furrer:

Gibt es Momente, in denen Haltung unbequem ist, nach innen oder nach außen?

Simone Züger:

Ja, sicher sehr viele. Nach innen und nach aussen. Ich finde, das sind die Momente, in denen Zweifel auftauchen, in denen man sich fragt, bin ich auf dem richtigen Weg? Und dann finde ich, da hilft mir mega das big picture. Also, was sind meine inneren Überzeugungen, wofür stehe ich ein? Und wenn ich mir dass vor Augen halte, dann verschwinden diese Zweifel, und dann wird Haltung wieder zur Kraft oder eben nicht zur Last.

Daniel T. Maurer:

Ja, die schmerzt manchmal ganz besonders, wenn man realisiert wie unwichtig man selber ist. Dann kann ich sagen, das tut manchmal ein bisschen weh dem Ego. Das befreit aber auch wieder, dass ich sagen kann, so wichtig ist das gar nicht. Ich erlebe die Achtsamkeit, das heisst, dadurch habe ich unglaublich viele energievolle Momente, aber ich habe nur die ruhigen Momente. In den ruhigen Momenten schmerzt sie dann besonders. Dann kommt sie richtig zurück und ich geniesse diesen kleinen Schmerz, weil, das heisst, ich schaue hin, ich nehme es wahr. Darum habe ich eingehend schon gesagt, das hat auch mit Durchhaltung, mit Einhaltung zu tun. Das ist auch nicht ganz immer so einfach.

Roger Furrer:

Der Designmarkt verlangt nach Neuheit, Sichtbarkeit, Stories. Wie bleibt man als Marke oder Designerin sichtbar, ohne sich in der Schnelllebigkeit zu verlieren?

Daniel T. Maurer:

Sex Appeal. Wirklich, das ist Sex Appeal. Das glaube ich, aber das muss man sein. Das kann man nicht anders machen. Das heisst, Charakter, das ist beim Menschen selber so. Ganz prima, wenn man in den Spiegel schaut, da ist es immer so beruhigend, da sieht man sich nur selber. Und so ist es auch tatsächlich so mit der Marke, aber die Marke steht über alles.

Simone Züger:

Für mich ist das Experiment zentral. Das hält meine Arbeit lebendig. Und da setze ich aber auch mehr dann auf Zeitlosigkeit bzw. auf Relevanz oder Tiefe. Und ich denke auch, wenn man seiner eigenen Sprache treu bleibt, bleibt man automatisch eigenständig. Aber eine gewisse Offenheit gegenüber Veränderungen und Neuem, das ist unabdingbar. Das muss man einfach immer wieder akzeptieren und eintauchen und daraus das Beste machen oder eben mit sehr viel Optimismus und in neue Projekte eintauchen.

Roger Furrer:

Wogg hat eine starke Geschichte. Simone, du arbeitest sehr zeitlos. Wie schafft man es, Relevanz zu behalten, ohne Trends hinten nachzulaufen?

Simone Züger:

Ja, eben für mich ist das wirklich, wenn ich Zeit habe oder Zeit investiere für das Experiment und das auch zulasse. Also wenn ich zweckfrei an Arbeiten herantreten kann, einfach um etwas auszuprobieren. Und gerade diese freien Momente, in denen es eben kein Ziel gibt, da entsteht oft etwas, das ich später in meine Auftragsarbeit einfliessen lasse. And daraus resultieren oft auch Künstlerkollaborationen oder neue Designpartnerschaften. Für mich ist das eigentlich so ein Kreislauf, das Experiment die Praxis und die Praxis wiederum öffnet für mich Raum für Neues.

Daniel T. Maurer:

Ich bin Visionär. Ich habe in meinem Leben aber ganz stark realisiert und gemerkt, dass der Freund von der Vision ist die Illusion ist. Daher ist es für mich ganz wichtig, das heisst, das Ziel richtig zu setzen. Wenn das Ziel richtig gesetzt ist, wird der Weg nicht immer geradlinig sein dazu. Der grösste Fehler entsteht aber eigentlich in der Ausgangslageeinschätzung. Und das schmerzt dann manchmal, wenn man die Ausgangslage nicht so richtig eingeschätzt hat.

Roger Furrer:

Das sind wir schon im Thema Kommunikation in eurer Arbeit. Wann wird sie zum Teil der Gestaltung?

Daniel T. Maurer:

Ja, die Kommunikation ist die Gestaltung. Ich erlebe heute wieder eine wunderschöne Sache, dass die Simone und ich unterschiedliche Kommunikation ausüben. Und das ist das Wunderbare. Und Kommunikation ist die Gestaltung. Ob die Gestaltung dann auf dem Brett drauf ist, in dem Produkt drin ist, das ist gar nicht zu entscheiden. Aber Kommunikation ist das andere. Und Kommunikation ist ja nicht nur Reden, das ist auch Zuhören, Verstehen, akzeptieren. Das ist Kommunikation, eine ganz vielseitige Sache. Selber kann ich dadurch sagen, wir versuchen in dieser Kommunikation einfach zu bleiben, verständlich zu bleiben.

Simone Züger:

Für mich beginnt Kommunikation schon im Entwurfsprozess. Also wie spricht ein Material, welche Stimmung erzeugt eine Form. Ich verstehe Gestaltung als eine Sprache, die zwischen dem Objekt und dem Menschen vermittelt. And ich finde, gute Gestaltung ist immer auch Kommunikation, weil sie nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar ist. Und ein Objekt, ein Raum, eine Form, all das kommuniziert für mich ohne Worte.

Roger Furrer:

Viele Marken versuchen, über Nachhaltigkeit oder Haltung zu kommunizieren. Wann wird das glaubwürdig und wann ist es bloß ein Narrativ?

Simone Züger:

Also für mich ist Design nicht nur Ästhetik, sondern eben auch, oder es trägt auch gesellschaftliche Verantwortung. Und ich als Designerin sehe ich es als meine Aufgabe, Produkte zu schaffen, die kreislauffähig sind und gleichzeitig einen Blick auf das Bestehende werfen. Und darum, für mich sind Innovation, gesellschaftliche Veränderung, das treibt mich an. Und Nachhaltigkeit ist für mich eine Selbstverständlichkeit in diesem kreativen Prozess.

Daniel T. Maurer:

Ja, Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, Verantwortung ist für mich wieder eine innere Haltung. Das habe ich mir zum Ziel gesetzt, das möchte ich auch umsetzen. Ich finde es wirklich, wenn es zum Narrativ wird, dann kann ich sagen, dann ist es zur Tragödie. Das heisst, das wäre dann unglaubwürdig, das wäre dann aus meiner Sicht fast schon gelogen, das wäre vorgemacht. Und da kann ich sagen, ich glaube nicht an einen langfristigen Erfolg, wenn es zum Narrativ wird.

Roger Furrer:

Wie verwendet sich euer Publikum? Merkt ihr ein neues Bewusstsein bei Käuferinnen oder Auftraggeberinnen?

Simone Züger:

Ja, schon. Ich finde, Menschen hinterfragen oder als früher weiss ich nicht, aber sie hinterfragen bestimmt, woher kommt ein Produkt kommt, wer das gemacht hat und welche Werte stecken dahinter. Ich finde dieses wachsende Bewusstsein aber auch sehr schön. Ich finde, sie suchen nach Echtheit, nach Transparenz und nach Sinn. Und man merkt somit sehr schnell, ob ein Objekt oder ein Projekt aus einem echten Prozess stammt.

Daniel T. Maurer:

Wir spüren das ganz stark, weil natürlich der Wogg Kunde grundsätzlich das Label hat Ü70. Die jüngeren Generationen kennen uns gar nicht. Interessanterweise kommen sie sehr unfiltriert auf uns zu. Ich finde es unglaublich schön, mit welchen Vorstellungen, Erwartungen, Ansprüchen - was ich ein bisschen bedauere, dass dasselbe dann nicht ganz so stark umgesetzt wird. Ich habe das Gefühl, dass heute die Leute ganz grosse Erwartungen, Ansprüche, Vorstellungen. In der Sinngemässigkeit weiss ich nicht, ob das wirklich immer so ist.

Roger Furrer:

Simone, hast du Wogg gekannt? Und wie hast du Wogg gekannt?

Simone Züger:

Nein, ich wusste einfach nur, dass Alfredo Häberli ein Objekt für Wogg gestaltet hat, genau.

Daniel T. Maurer:

Ja, der wunderbar schöne Wogg- 38-Tisch, muss man noch sagen, das ist nicht nur ein designikonischer Entwurf, der wird gemacht auf 3,80 Meter mit 4,5 cm Holzdicke, ist wirklich gemacht wie eine Brücke, wie die Golden Gate. Also der geht eigentlich ganz nach oben und schlussendlich ist er dann schön in der Ebene drin. Aber das ist schon eine Handwerkskunst - der Alfredo Häberli selber muss ich wieder sagen, das ist eine Ikone. Das ist ja herrlich. Und mit solchen Leuten freut es uns natürlich und freut es mich ganz persönlich, dass wir als Wogg überhaupt ein Produkt haben. Und Wogg 38, das heisst, das war das 38. Produkt von Wogg. Heute sind wir bei 117, das heisst, das geht ein bisschen zurück.

Roger Furrer:

Jetzt aus Sicht des Unternehmers, welche Verantwortung haben Designer heute gegenüber der Gesellschaft und Klima, die du dann auch unterstützt aus deiner Perspektive des Erfolgs deines Produkts, das du produzieren willst?

Daniel T. Maurer:

Idealerweise haben sie die Verantwortung, mich weiterzubringen. Weil bei mir ist es immer so, wenn ich mehr weiss als er, das ist ein bisschen schlecht, dann habe ich eigentlich Lehrlinge um mich. Und ich habe nicht so gerne zu viele Lehrlingen um mich. Das heisst, er sollte eigentlich, der Designer hat für mich die Verpflichtung, uns weiter zu bringen.

Simone Züger:

Ich finde vor allem die Verantwortung oder ebenso die Entscheidungen, die wir tragen, wirken direkt auf die Ressourcen, auf die Produktionsprozesse, auf Menschen aus, die mit unseren Produkten umgeben sind. Und das finde ich, das ist die Verantwortung, finde ich, aus Designperspektive. Also bewusst zu gestalten, Materialien sorgfältig auswählen, langlebige Produkte zu erschaffen oder eben auch einen kritischen Blick auf das Bestehende werfen. Und so vielleicht dann eben auch die Kaiser Wirtschaft mehr berücksichtigen. Ich finde auch, das sollte eigentlich heutzutage in jedem Selbstverständnis vom Designprozess sein.

Roger Furrer:

In diesem Sinne, welche Zukunft wünscht ihr euch für Design? Nicht als Markt, sondern als Kulturpraxis?

Simone Züger:

Ich finde unbedingt den Mut zu haben, Vertrautes zu verlassen und ins Unbekannte einzutauchen. Denn nur so wird das Leben, aber eben auch das Gestalten zum Abenteuer. Und finde ich auch mega wichtig, seine eigenen Werte stärken und schwächen zu kennen.

Daniel T. Maurer:

Wünschen würde ich mir, dass wir in 50 Jahren sagen können: das war Design 2020 oder 2025. Es war früher als Art Deco kann ich relativ gut -ich kann sagen, 60 Jahre oder Jugendstil. Das waren so schöne Epochen. Diese Epochen haben wir nicht mehr. Das ist für mich unglaublich schade. Das ist sehr schnelllebig geworden, sie ist unpersönlich geworden, sie ist nicht mehr erkennbar geworden. Das finde ich schade. Ich wünschte mir, aber ich glaube, das ist wirklich völlig unrealistisch. Da kommt jetzt die Illusion in meinen Wunsch hinein, dass man wieder eine Zeit hat, wo man sich daran zurückerinnert.

Roger Furrer:

Wenn ihr den Satz vervollständigt, gute Gestaltung ist...

Simone Züger:

...für mich die Verbindung von Sinn und Sinnlichkeit, Funktion und Poesie.

Daniel T. Maurer:

...Wogg.

Roger Furrer:

Gute Gestaltung ist Wogg. Und zum Schluss, was inspiriert euch aktuell ein Material, ein Gedanke, ein Ort?

Daniel T. Maurer:

Bei mir ist es immer der Moment. Ich war mal ein Jahr auf einer Weltreise, haben sie mich gefragt, wo war es am schönsten? Sag immer da, wo ich war. Genau in dem Moment, wo ich bin, das ist es.

Simone Züger:

Für mich sind es die Berge. Also einerseits diese Beständigkeit, aber eben auch dieser Ausblick, Weitblick. Das gibt mir neue Horizonte. Es erdet mich unglaublich. Aber es gibt mir eben auch so viele neue Perspektiven. Das ist für mich reine Inspiration oder Wohltun.

Roger Furrer:

Herzlichen Dank, Simone. Herzlichen Dank, Daniel, für eure Offenheit, Haltung und Inspiration.

Simone Züger:

Danke dir.

Daniel T. Maurer:

Vielen Dank und bis bald.

Roger Furrer:

Weitere Informationen zur Blickfang findet ihr unter www.blickfang.ch