
Stadt Graz Podcast
Von der Stadt Graz gibt es was für die Ohren: Mit dem Podcast wird das breite Informationsspektrum der Stadt Graz um einen weiteren digitalen Baustein erweitert. Die Themen aus dem Magistrat und den Dienststellen sind bunt gemischt, die Tipps praktisch, knackig verabreicht und hilfreich, die Geschichte der Stadt launig erzählt. Alle zwei Wochen gibt‘s eine neue Folge.
Stadt Graz Podcast
Wie die Stadt Graz gegen die Tigermücke kämpft
Die Tigermücke breitet sich in Graz aus – und das kann gesundheitliche Folgen haben. In dieser Folge erzählt Erwin Wieser vom Gesundheitsamt, wie die Stadt gegen die invasive Mückenart vorgeht, welche Maßnahmen bereits laufen und warum eure Mithilfe entscheidend ist. Wir sprechen über Brutstätten, Bekämpfungsstrategien und wie ihr selbst aktiv werden könnt.
Simone Koren-Wallis
Die Stadt Graz kämpft gegen die Tigermücke. Wie? Das erklären wir euch heute ganz genau.
Auf alle Fälle geht es nicht ganz ohne eure Mithilfe. Mein Name ist Simone Koren-Wallis und ich bin unterwegs im Westen von Graz und zwar mit Erwin Wieser.
Erwin Wieser
Hallo, mein Name ist Erwin Wieser. Ich arbeite derzeit im Gesundheitsamt, bin seit 33 Jahren beim Magistrat. Und im Gesundheitsamt leite ich das Referat für Infektionsschutz und da gehört auch die Tigermücke dazu. Und derzeit bin ich mehr oder weniger fast immer unterwegs im Kampf gegen die Tigermücke.
Simone Koren-Wallis
Wir sind heute im Garten von der Katja. Katja, kannst du mal beschreiben, wie geht es euch mit der Tigermücke?
Katja
Ja, also letztes Jahr war es echt hart. Wir haben jetzt gerade erst das Haus gekauft letztes Jahr und haben dann saniert und waren im Sommer eigentlich nur gelegentlich mit den Kindern da. Und da war der Kleine, war halt sechs Monate alt und war komplett zerstochen von oben bis unten. Also da waren um die 30, 40 Tigermückenstiche und es hat uns so die Freude genommen. Man hat gerade bei den Kindern halt gleich einmal Angst, weil die ja auch Krankheiten übertragen. Und dann war das sehr schwierig. Also letzten Sommer war es sehr hart da.
Simone Koren-Wallis
Und deswegen habt ihr gesagt, ich hole jetzt vom Gesundheitsamt die Stadt Graz her und sagt, wir wollen das jetzt gemeinsam bekämpfen.
Katja
Ja, also wir haben letztes Jahr schon jemanden vom Gesundheitsamt da gehabt, der was da mit unserer Gartenbegehung gemacht hat, was uns auch ein bisschen geholfen hat, weil gerade so, dass die halt auch die Astlöcher in den Bäumen und so, das haben wir gar nicht gedacht. Wir haben halt nur gesehen, okay, gut, Regentonnen und kleine Gießkannen oder so. Und dann haben wir das jetzt heuer in der Zeitung gelesen, dass das jetzt dieses Projekt jetzt ist.Und da haben wir uns dann gleich gemeldet, weil wir das halt super finden, dass was gemacht wird, weil es ist einfach echt unerträglich. Es war wirklich nicht mehr lustig. Also wir wollten dann auch niemanden mehr einladen zu uns. Und wir wollten ja selber nicht einmal mehr in den Garten gehen.
Simone Koren-Wallis
Ja, dann hoffen wir, dass das alles funktioniert.
Katja
Ja, auf alle Fälle.
Simone Koren-Wallis
Falls jetzt jemand noch nie was davon gehört hat, was ich mir fast nicht vorstellen kann. Lieber Erwin, erklär noch einmal, was macht die Tigermücke so besonders?
Erwin Wieser
Die Tigermücke ist besonders, weil sie eigentlich zu uns nicht gehört. Sie kommt aus Südostasien, ist da über den Gütertransport nach Europa gekommen und dann später nach Österreich. Sie ist besonders, weil sie sehr, sehr schön ist. Sie ist ein schwarz-weiß gestreiftes Tier, die ausschaut wie ein Tiger. Sie ist tagaktiv, ist lautlos, unterscheidet sich eben von den anderen Gelsen und sehr, sehr lästig. Sie braucht Blut, wie die anderen Gelsen, zur Fortpflanzung und zur Eierablage. Und deswegen sticht sie öfter, als es uns lieb ist.
Simone Koren-Wallis
Kinder sagen zu dir, du bist der Tigermücken-Detektiv, denn du bist wirklich auch in den Gärten in Graz unterwegs.
Erwin Wieser
Genau, so ist es. Immer, wenn wir gerufen werden von Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzern, sind wir vor Ort. Oder wenn die Mosquito-Alert-App uns in einer Gegend sehr viele Meldungen liefert, dann schauen wir dort nach, was ist da los, warum häuft es sich da. Und dann werden wir aktiv und helfen den Bürgerinnen und Bürgern, die Tigermückenbrutstätten zu finden, ganz einfach. Das ist ganz wichtig. Viele erkennen das nicht als solche und glauben, ich bin ja eh nicht beteiligt an der ganzen Sache, ich kann nichts dafür, aber wir finden dann fast in jedem Garten Wasser und eine Brutstätte.
Simone Koren-Wallis
Du hast die App angesprochen. Wie findet man die?
Erwin Wieser
Das ist die Mosquito-Alert-App, die es zum Download gibt. Auch über die Webseite der Stadt Graz, da man das verlinkt. Da ist es vielleicht einfacher, als wenn man es selbst suchen muss.
Simone Koren-Wallis
Und da ist der Download relativ einfach. Ich habe das selbst schon gemacht. Ich habe erst vor wenigen Tagen eine Tigermücke erschlagen. Dann habe ich ein Foto gemacht und habe sie in diese Alert-App eingestellt. Kriegt ihr dann in der Stadt Graz im Gesundheitsamt den Hinweis, da hat es jetzt welche gegeben?
Erwin Wieser
Genau, das wird zuerst verifiziert von der AGES in Wien. Die schauen dann, ist es eine Tigermücke? Ja, nein. Oder was ist es für ein Tier? Jeder erkennt es ja nicht auf Anhieb. Und wir bekommen dann direkt Zugriff auf diese Daten und spielen das in das städtische Geo-Informationssystem ein. Und da schauen wir dann nach. Und dann legen wir los. Dann schicken wir die Holding, damit sie im öffentlichen Raum mit PT bekämpft, in den Gullis und Regeneinläufern. Und wir schauen die Gärten dahinter an. Was ist da los? Und suchen die Brutstätten und versuchen zu helfen.
Simone Koren-Wallis
Ich weiß zum Beispiel, dass so Blumentöpfe die typischen Brutstätten sind, wo ja immer sich Wasser sammelt. Aber wir stehen jetzt vor einer Birke und die Birke hat die typischen Löcher. Und das ist eine typische Brutstätte?
Erwin Wieser
Ja, das ist eine Baumhöhle. Die Tigermücke ist ein Baumhöhlenbrüter. Und wenn da Wasser drinnen wäre, wäre das ihre bevorzugteste Brutstätte. Dann würde man genau da drinnen was finden. Diese Gartenbesitzer haben aber das schon richtig gemacht, in den Baum da angebohrt, damit sich kein Wasser drin sammeln kann. Würde ich jetzt nicht unbedingt empfehlen. Das hat er auf eigene Regie gemacht. Ich würde das dann einfach mit Sand füllen, damit sich kein Wasser drinnen sammeln kann. Und das würde auch funktionieren.
Simone Koren-Wallis
Weil bei den Blumentöpfen ist es so, dass man einfach täglich ausleeren muss.
Erwin Wieser
Genau, die leert man täglich. Das wäre sehr ambitioniert. Aber im Prinzip einmal wöchentlich würde reichen. Wenn man einmal wöchentlich oder regelmäßig leert, dann passiert nichts. Aber täglich wäre natürlich der große Bringer. Das wäre super.
Simone Koren-Wallis
Aber was ist mit Regentonnen? Ich kann ja der Regentonne jeden Tag ausleeren oder einmal wöchentlich.
Erwin Wieser
Genau, da wird es schwierig. Vor allem auch das Gewicht, das dahinter steckt. Das hat ja mindestens 300 Liter. Das leert man nicht so einfach. Da ist es dann einfach so, dass man es abdecken soll. Mit einem feinmaschigen Netz abdecken. Nicht diese klassischen Deckel, die man mitkauft. Die sind nicht immer so hundertprozentig dicht. Und da funktioniert es mit einem Netz viel, viel besser. Erstens kommt kein schmutziges Wasser hinein. Und man hat da drinnen tolles Wasser ohne die ganzen Blätter drin usw. Es kommt keine Tigermücke rein zum Ei ablegen. Und wenn schon welche drinnen sein sollten, kommt auch nichts heraus. Also man hat eine Win-Win-Situation in beide Richtungen. Man sieht da schon, da fliegt es. Da kommt eine. Wo ist die hin? Die sucht mein dunkles Leiberl drauf, weil sie geht eher auf die dunklen Sachen. Du bist ja heute auch in klassischem Schwarz. Das wird sicher nicht lange auf sich warten lassen, dass da irgendetwas an Tigermücken um dich herum schwirren wird.
Simone Koren-Wallis
Es gibt aber auch Tabletten, die man in so ein Regenwasser reingeben kann, in diese Tonne.
Erwin Wieser
Ja, das sind Culinex-Tabletten bzw. BTI-Tabletten, die man da reinwirft. Und das ist ein Eiweißstoff, der dem Boden entnommen ist. Das ist was Biologisches. Das wirft man da rein und dann werden die Larven abgetötet. Es ist ein Larvizid. Geht nur auf Larven, geht nicht auf die fliegende Tigermücke, die du jetzt schon wieder beobachtest, weil es da schwirrt. Ja, also manche haben schon in die Luft gespritzt. Das bringt nichts. Also in die Regentonne hinein oder in die Wasserstellen, die eben nicht zu leeren sind. Dann funktioniert das auch da. Und man kann das zum Gießen einwandfrei verwenden.
Simone Koren-Wallis
Wo kriege ich das her?
Erwin Wieser
Das bestellt man am besten im Internet. Das ist in Österreich noch sehr schwer zu beziehen. Also die meisten Baumärkte haben es nicht. Internet ist die beste Recherche. Ich würde keine Werbung machen. Aber ja, BTI suchen oder Culinex-Tabletten oder Stechmücken, Larvizid. Das wären so die Worte, die man sucht mit einer Suchmaschine. Und dann kriegt man schon den richtigen Treffer.
Simone Koren-Wallis
Eines will die Stadt Graz natürlich nicht, dass irgendwie Insektizide oder so etwas eingesetzt werden.
Erwin Wieser
Da hast du vollkommen recht. Wie in Dresden, in Paris, wo auch immer, da hört man das aus den Medien. Das wollen wir nicht. Wir wollen nicht mit Flieger, Drohnen, Hubschrauber da drüber fliegen oder besprühen und Gift einsetzen. Wir wollen es biologisch schaffen. Wir wollen es mit Öffentlichkeitsarbeit schaffen, mit Bewusstseinsbildung. Auch in Schulen, mit Kindern und so weiter. Und was wir noch nicht wollen oder auch nicht wollen, ist, so wie Meran, Strafen aussprechen. Da gibt es eben so ein Gesetz, dass die Wasserstellen zu vermeiden sind. Und hast du Wasserstellen, dann gibt es Strafen zwischen 100 und 1000 Euro. Das möchten wir nicht. Das ist nicht der richtige Weg, unserer Meinung nach. Das soll in die Köpfe verankert werden und im Tun und Handeln der Menschen, sodass Wasser vermieden ist und die ganze Plage ein bisschen weniger wird.
Simone Koren-Wallis
Wir sind auch deswegen in einem Vorgarten, weil Graz wirklich eine Vorreiterrolle spielt und zwar in der Bekämpfung der Tigermücke. Vielleicht kannst du uns das kurz erklären.
Erwin Wieser
Du sprichst sicher das SIT-Projekt an, also die Sterile Insektentechnik in Langform. Da geht es darum, dass wir ein Pilotprojekt gestartet haben mit der IAERA, das ist die Internationale Atomenergiebehörde aus Seibersdorf. Da haben wir zwei Gebiete in Graz ausgesucht, einen Osten und einen Westen, wo wir ein sehr engmaschiges Monitoring machen über die ganze Saison, praktisch von jetzt bis November. Wo wir lebende Tiere fangen, wo wir auch versuchen abgeleckte Eier zu monitorisieren. In Seibersdorf werden diese Männchen gezüchtet, werden dann bestrahlt und die werden dann ausgesetzt an ausgesuchten Punkten und dann monitorisiert man wieder, wie weit verbreiten sie die. Die werden ja eingefärbelt in verschiedenen Farben, wöchentlich eine andere Farbe und da wissen wir, die Rote ist so und so weit geflogen, ist so und so weit gekommen und so und so viele Rückläufer haben wir da. Die treten ja immer mit dem Weibchen in Bärchen mehr oder weniger auf, weil das Männchen dem Weibchen zeigt, da ist Blut, da ist Wasser, da können wir überleben und nimmt so dem Weibchen die Arbeit ab und so funktioniert das in der Natur. Für uns ist es aber gut, weil wir beide wieder zurückfangen und dann genau schauen können, wie effektiv ist diese Maßnahme. Und die haben dann trotzdem ihren Spaß, Männchen und Weibchen, aber es kommt nichts dabei raus. Ja, genau so ist es und auf das hoffen wir und so soll dann, wenn alles perfekt funktioniert, die nächste Generation so um 70% reduziert werden können und das wäre natürlich ein großer Erfolg.
Simone Koren-Wallis
Ist ja auch vor allem deswegen, weil sie nicht nur lästig ist und sticht, sondern sie kann ja auch Krankheiten übertragen. Du, aber noch was anderes, wenn ich dann abschließend dann doch gestochen werde und ich glaube, du kennst dich damit aus, nachdem du so viel mit ihnen zu tun hast, was tue ich dann, wenn sie juckt?
Erwin Wieser
Nicht kratzen, das wäre mal das Wichtigste. Nicht kratzen, das ist zwar die schwierigste Aufgabe dabei, kühlen, die Einstichstelle kühlen, nicht kratzen und dann vielleicht diese Pens, was es zum Kaufen gibt in der Apotheke, die mit Hitze arbeiten, also zuerst kalt, dann heiß den Band ansetzen, das wird dann auf über 65 Grad, glaube ich, erhitzt und das funktioniert ganz gut.
Jingle/Simone Koren-Wallis
Nächstes Mal klären wir auf, warum Plastik im Biomüll aber sowas von gar nichts verloren hat. Vielleicht denkt sich der eine oder andere, weiß ich ja eh, aber da gehören tatsächlich auch diese Kompostsackerln dazu. Wir hören uns, ich freue mich.