Stadt Graz Podcast

Grippe, HPV & Co: Die Impfstelle der Stadt Graz

Stadt Graz Season 1 Episode 82

Von Grippe bis HPV – die Impfstelle der Stadt Graz bietet kostenlose Impfungen, persönliche Beratung und hilft beim Überblick über den Impfpass. Amtsärztin Michaela Cartellieri und die Leiterin der Impfstelle Simone Traxler erklären das vielfältige Impfangebot der Stadt Graz: praktische Infos, verständlich erklärt – direkt aus der Impfstelle in der Schmiedgasse. 

Graz Geflüster. Der Stadt Graz Podcast. Von Zeckenschutz über HPV bis zur Grippe.

In der Impfstelle der Stadt Graz gibt es Beratung, kostenlose Impfungen und Antworten auf viele, viele Fragen, die ich für euch schon einmal gestellt habe. Ich bin mit dem Mikrofon direkt in der Impfstelle bei der Leiterin und einer Ärztin.

Hallo, mein Name ist Michaela Cartellieri. Ich bin Amtsärztin im Gesundheitsamt und für die Impfagenden zuständig.

Hallo, mein Name ist Simone Traxler. Ich bin die administrative Leiterin der Impfstelle und für das gesamte Impfgeschehen, den Tagesablauf und die Schulimpfungen zuständig.

Für alle, die die Impfstelle der Stadt Graz nicht kennen - wer von Ihnen beiden kann sie mir kurz beschreiben, sodass sich alle auskennen?

Simone Traxler:
Sie finden uns im Amtshaus in der Schmiedgasse im zweiten Stock und gehen einfach den Sonnenblumen nach. Hier finden Sie dann vorne draußen die Impfeinwilligungserklärung, die für jede Impfung ausgefüllt werden muss. Ziehen Sie bitte eine Nummer und sehen dann am Monitor, wann Sie aufgerufen werden.

Was unterscheidet euch von einer Ordination?

Simone Traxler:
Wir sind eine öffentliche Impfstelle. Das heißt, zu uns kann jede Person kommen, egal ob sie in Graz lebt oder nicht. Wir machen Impfberatungen. Menschen kommen mit ihren Impfpässen, weil sie wissen möchten, ob sie noch weitere Impfungen benötigen. Wir führen auch für das gesamte Grazer Stadtgebiet die Impfungen in den Schulen durch - laut dem österreichischen Impfplan - und diese werden den Eltern kostenlos zur Verfügung gestellt. Auch hier in der Impfstelle gibt es kostenlose Impfungen sowie saisonal bedingte Impfungen, zum Beispiel die Zeckenschutzimpfungen, die jährlich von Februar bis Juli angeboten werden. Und wir starten demnächst wieder mit unserer großen Grippe- und COVID-Impfaktion, die für alle Bürgerinnen und Bürger - auch für jene, die nicht aus Graz kommen - kostenlos ist.

Grippe und COVID kennen wir natürlich seit 2021 vermehrt. Grippe, Zecken - ja. Aber es gibt ja noch einiges mehr. Wo sagen Sie beide: Das würde ich empfehlen oder das gibt es jetzt und bitte nehmen Sie das in Anspruch?

Michaela Cartellieri:
Wir impfen im Auftrag des Landes Steiermark alle Gratisimpfungen für Kinder. Zusätzlich kommt im Jahr 2026 die Impfung gegen Zoster dazu - also Herpes Zoster, die sogenannte Gürtelrose-Impfung, die für alle Personen ab 60 Jahren empfohlen wird. Und die Pneumokokken-Impfung - das ist die Impfung gegen Lungenentzündung - wird ebenfalls für alle Personen ab 60 empfohlen.

Und ich glaube, ganz, ganz wichtig, weil man es immer wieder liest, vor allem für jüngere Menschen bis 30: Stichwort HPV.

Michaela Cartellieri:
Die HPV-Impfung ist aktuell Teil einer sogenannten Nachholaktion. Alle Menschen bis 30 sind eingeladen, eine HPV-Impfung durchzuführen. Man braucht zwei Impfungen im Abstand von sechs Monaten. Wichtig ist, dass die erste Impfung vor dem 30. Geburtstag erfolgt, damit die zweite Impfung noch bis Juni 2026 kostenlos ist.

Und danach kostet es?

Michaela Cartellieri:
Dann kostet es. Eine Impfung liegt ungefähr in der Preisklasse von 200 Euro.

Ich sage es ganz ehrlich: Ich kenne mich da nicht aus. Das heißt, ich kann mit dem Impfpass zu euch kommen, ich ziehe eine Nummer, ihr schaut euch das dann an und sagt mir, was vielleicht zum Auffrischen wäre?

Simone Traxler:
Genau. Sie kommen zu uns, ziehen eine Nummer und legen uns Ihre Impfunterlagen vor. Manche Personen haben mehrere Impfhefte - zum Beispiel noch den aus der Kindheit.

Den grünen? (lacht)

Den grünen, den rosaroten, den himmelblauen - es gibt alles Mögliche. Auch im Zuge der COVID-Impfungen wurden viele neue Impfpässe ausgestellt. Die Menschen kommen dann her und sagen: „Bitte, können Sie mir sagen, ob ich noch Impfungen brauche? Was ist zum Auffrischen?" Und diese Termine können wir den Personen auch mitgeben, weil wir zusätzlich für Erwachsene Auffrischungsimpfungen anbieten - Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten. Laut dem neuen Impfplan sollen diese bereits alle fünf Jahre durchgeführt werden, weil die Antikörper gegen Keuchhusten relativ rasch absinken. Und Keuchhusten tritt nicht nur im Winter auf, sondern auch bereits im Sommer.

Hat sich das Interesse an Impfungen seit der Pandemie irgendwie verstärkt? Merkt ihr einen Zustrom oder vielleicht sogar das Gegenteil?

Simone Traxler:
Kurz nach der Pandemie, nachdem vieles eingeschränkt war, haben sich die Menschen eher bewusst orientiert: Wann brauche ich meine nächste COVID-Impfung? Ich würde sagen, kurzfristig waren die anderen Impfungen eher rückläufig. Das hat sich aber stark wieder aufgeholt. Das Interesse ist nach wie vor groß. Wenn man auch schaut: Wir haben jedes Jahr immer wieder Masernfälle. Das darf man nicht außer Acht lassen. Und es wird auch sehr stark publiziert - von allen Seiten, auch von der Kinderklinik -, dass der Impfstatus regelmäßig kontrolliert werden soll.

Aber es ist natürlich auch so - und ich glaube, man muss das ansprechen - dass es seit der Pandemie mehr Fälle gibt, in denen Menschen sagen: „Nein, ich lasse mich nicht mehr impfen."

Michaela Cartellieri:
„You don't like the vaccine - try the disease."
Das Problem ist: Impfgegner*innen erreicht man sehr schwer. Das liegt auch daran, dass viele junge Menschen die Infektionskrankheiten, die wir durch Impfungen zurückgedrängt haben, nicht mehr kennen. Sie fürchten sich mehr vor einer Impfung, die potenzielle Nebenwirkungen haben könnte, als vor der Erkrankung selbst - weil sie die Krankheit gar nicht mehr kennen.

Aber dann kommt oft dieser Satz: „Ich bin früher auch nicht daran gestorben. Ich hatte auch die Masern." Ich kenne das selbst. Was sagt man da?

Michaela Cartellieri:
Der natürliche Verlauf einer Kinderkrankheit ist im Erwachsenenalter in der Regel deutlich schwerer.

Aber wie Sie gesagt haben: Die Personen, die sagen „Ich lasse mich nicht impfen", kann man wahrscheinlich schwer umstimmen, oder?

Michaela Cartellieri:
Die kann man sicher schwer umstimmen. Und die kommen auch nicht zu uns in die Impfstelle.

Die trifft man dann eher privat, oder?

Michaela Cartellieri:
Ja, die trifft man oft privat. Aber es ist schwierig, sie anzusprechen. Missionieren ist immer schwierig, weil das zwei festgefahrene Meinungen sind. Auf der einen Seite meine Meinung als absolute Impfbefürworterin, auf der anderen Seite die Meinung als absolute Impfgegner*in. Da ist selten ein gemeinsamer Nenner zu finden.

Habt ihr da trotzdem vielleicht in der Impfstelle schon einmal irgendwelche Fälle gehabt, wo ihr dann positiv überrascht worden seid?

Simone Traxler:
Naja, im Laufe der Jahre merkt man schon, wie man mit - ich sage jetzt gar nicht rein Impfgegnerinnen, sondern Impfkritikerinnen - umgehen kann. Das heißt, sie sind sich nicht sicher, was sie machen sollen. Die Tendenz ist zwar eher, dass sie sagen: „Ich lasse mich nicht impfen", aber sie kommen trotzdem, weil sie gerne wissen möchten, was der Hintergrund ist. In erster Linie ist Beratung wirklich oberstes Gebot. Und dann können sie sich immer noch entscheiden: Lasse ich mich impfen oder lasse ich mich nicht impfen?

Und wir bieten auch an: Sie müssen sich heute nicht entscheiden. Überlegen Sie es sich, kommen Sie ein anderes Mal. Sie können uns jederzeit gerne anrufen. Das ist das große Angebot, das wir wirklich für solche Eltern und Personen bereitstellen. Und da haben wir auch positive Fälle, wo jemand sagt: „Ich habe es mir jetzt überlegt, ich komme impfen."

Das heißt, für solche Situationen ist bei euch auch Zeit? Es ist nicht so, dass man eine Nummer zieht, reingeht, sagt: „Ich brauche eine Impfung", zack, bumm, wieder raus. Sondern ihr habt auch Zeit für Beratung?

Simone Traxler:
Wir haben nicht nur hier Zeit für Beratung. Auch beim Schulimpfen ist es so, dass die Kolleg:innen vor Ort die Impfpässe der Kinder anschauen, den Eltern Termine mitgeben oder aufschreiben, welche Impfungen noch notwendig sind oder fehlen. Das Gleiche machen wir hier. Es wird jeder Impfpass durchgeschaut, auch wenn jemand bewusst sagt: „Ich komme zu dieser und jener Impfung." Und dann sagen wir: „Das könnten Sie bitte auch auffrischen. Sie können diese Impfung heute mitmachen. Wenn es Ihnen aber zu viel ist, zwei Impfungen auf einmal zu bekommen, können Sie gerne in zwei, drei Wochen wiederkommen." Ich muss sagen, dieses Angebot wird sehr gerne angenommen.

Aber warum ist es trotzdem so schwierig, Frau Doktor? Was hat sich da verändert?

Michaela Cartellieri:
Internet. Sicher auch die sozialen Medien, wo Informationen verbreitet werden, die tatsächlich nicht stimmen. Und die werden von vielen Menschen - auch jungen - gelesen und geglaubt. Sie werden nicht als das erkannt, was sie sind. Und diese Personen glauben dann auch nicht der Schulmedizin, weil sie von vornherein dagegen eingestellt sind.

Wir haben Oktober. Die sehr stressige Zeit kommt für euch erst. Aber wie schaut das jetzt aus, wenn ich sage: Ich will jetzt einen Termin bei euch. Wie mache ich das am besten?

Simone Traxler:
Sie können den Termin online buchen unter eTermin.net/stadtgraz - täglich von 8 bis 10 Uhr. Wir haben aber auch ein kostenloses Serviceangebot: Alle Grazer:innen, die im Vorjahr bei uns zur Grippeimpfung waren, bekommen automatisch wieder eine Einladung, dass sie heuer kommen können. Hier ist dann ein genauer Zeitraum festgesetzt. Aber auch alle anderen, die keinen Termin bekommen, können in diesem Zeitraum täglich ab 10:15 Uhr bis 12:30 Uhr ohne Termin zur Impfung kommen. Man muss nur mit Wartezeiten rechnen, aber das Angebot wird sehr gut angenommen.

Wie viele Impfungen habt ihr schon verabreicht? Könnt ihr das noch zählen?

Michaela Cartellieri:
Nein, das kann ich nicht zählen. Ich frage immer am Ende des Tages: „Wie viele waren heute?" Und wenn dann 350 Personen da waren, denke ich mir: Das war schon viel. Meistens sind wir dann auch zu zweit beim Impfen, weil es sonst nicht mehr machbar ist.

Ihr müsst ein super Team sein, dass das alles so funktioniert - wenn dann jemand für eine andere Person einspringt und so weiter, oder?

Simone Traxler:
Ja, wir sind ein sehr eingespieltes Team. Das heißt, nicht nur die Impfassistent:innen, sondern auch die Ärzt:innen sind sehr kollegial untereinander. Sonst funktioniert unser Rädchen nicht so, wie wir uns das vorstellen. Und wir wollen ja für die Bevölkerung das bestmögliche Service anbieten.
Hinzu kommt, dass wir eben saisonale Impfungen anbieten - wie jetzt die FSME-Impfung - und Auffrischungsimpfungen für Erwachsene: Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten. Diese sind kostenpflichtig. Die Grippe- und COVID-Impfungen sind heuer wieder kostenlos. Und ganz wichtig: Die Masern-Mumps-Röteln-Impfung ist für alle Altersgruppen von 0 bis 99 kostenlos.

Jetzt kenne ich das selbst von mir: Ich bin nicht so die Nadelfreundin und denke mir immer - weggeschaut, nein, ich kann nicht hinschauen und so weiter. Wie geht es euch da mit den Kindern? Oder wie geht es den Kindern mit euch?

Michaela Cartellieri:
Das ist sehr unterschiedlich. Manche Kinder setzen sich einfach hin, lassen sich impfen und gehen wieder weg. Andere machen großes Theater, werfen sich auf den Boden, sind zornig. Positiv kann man sagen: Die Grippeimpfung für Kinder ab zwei Jahren bis 18 erfolgt über einen Nasenspray. Das heißt, da gibt es keinen Stich - und das wird sehr gut angenommen.

Kann ich die auch haben?

Leider nein, weil Sie schon über 18 sind. (lachen)

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