Stadt Graz Podcast

Hilfe in besonderen Lebenslagen: Unterstützung, wenn das Geld nicht mehr reicht

Stadt Graz Season 1 Episode 87

Was tun, wenn das Leben aus der Bahn gerät, die Heizkosten explodieren oder das Geld für das tägliche Leben nicht mehr reicht? Walter Purkarthofer aus dem Sozialamt erklärt, wie die Stadt Graz Menschen in Notlagen unterstützt.

Simone Koren-Wallis:
Was tun, wenn die Heizkosten explodieren oder das Geld für das tägliche Leben einfach nicht mehr reicht? Wir zeigen euch heute, wie Sozialunterstützung in der Stadt Graz funktioniert, wenn das Leben aus der Bahn gerät. Bitte stellen Sie sich kurz vor.

Walter Purkarthofer:
Mein Name ist Walter Purkarthofer. Ich leite den Fachbereich Sozialunterstützung mit zwei Referaten. Das ist ein Team mit 47 Personen, und gemeinsam versuchen wir, Menschen in Armut zu helfen.

Simone Koren-Wallis:
Wie viele Menschen in Graz brauchen Sozialunterstützung?

Walter Purkarthofer:
Die Stadt Graz hat rund 300.000 Einwohner:innen. Durchschnittlich beziehen etwa 10.000 Menschen Sozialunterstützung. Zusätzlich gibt es Hilfen in besonderen Lebenslagen, Zusatzleistungen und den Graz-hilft-Fonds. Diese Angebote nehmen jährlich etwa 1.500 bis 2.000 Personen zusätzlich in Anspruch.

Simone Koren-Wallis:
Was sind „besondere Lebenslagen"?

Walter Purkarthofer:
Sozialunterstützung sichert die Basis: Lebensunterhalt, Krankenversicherung und Wohnbedarf. Besondere Lebenslagen entstehen durch Schicksalsschläge wie Krankheit, Scheidung oder unerwartete Ausgaben - etwa wenn Waschmaschine, Herd oder Kühlschrank kaputtgehen oder hohe Stromnachzahlungen anfallen. Sozialunterstützungsbeziehende haben meist keine Rücklagen. In solchen Situationen kann zusätzliche Hilfe beantragt werden.

Simone Koren-Wallis:
Muss man dafür bereits Sozialunterstützung beziehen?

Walter Purkarthofer:
Nein. Für Hilfe in besonderen Lebenslagen oder den Graz-hilft-Fonds muss man nicht Sozialunterstützungsempfänger:in sein. Viele wissen das nicht. Übrigens: Ein Drittel der Sozialunterstützungsbeziehenden sind Kinder, weil in Bedarfsgemeinschaften gerechnet wird.

Simone Koren-Wallis:
Ist es schwer, Hilfe zu beantragen?

Walter Purkarthofer:
Ja, für viele ist es ein großer Schritt. Die meisten versuchen zuerst, selbst über die Runden zu kommen oder sich Geld zu leihen. Oft kommen sie erst, wenn es fast zu spät ist - bei drohender Delogierung oder Exekution. Wir danken unserem Team, das rasch reagiert und versucht, das Schlimmste zu verhindern.

Simone Koren-Wallis:
Wie funktioniert die Antragstellung?

Walter Purkarthofer:
Viele Anträge kommen online. Wir entscheiden auf Basis von Fakten und haben Zugriff auf Registerdaten, um die Hilfsbedürftigkeit festzustellen. Je vollständiger die Unterlagen, desto schneller geht es. Die Stadt Graz deckt rund 60 % der Sozialunterstützungsleistungen in der Steiermark ab und erstellt jährlich etwa 15.000 Bescheide.

Simone Koren-Wallis:
Wie lange dauert die Bearbeitung?

Walter Purkarthofer:
Im Schnitt 26 Tage. Mit vollständigen Unterlagen oft nur eine Woche. Persönliches Vorsprechen ist nicht zwingend erforderlich.

Simone Koren-Wallis:
Gibt es Geschichten, die besonders berühren?

Walter Purkarthofer:
Ja, viele. Etwa wenn wir eine Delogierung im letzten Moment verhindern oder Familien mit Kindern helfen können. Schön ist auch, wenn Menschen wieder Fuß fassen, Arbeit finden und einen Teil der Unterstützung zurückzahlen können.

Simone Koren-Wallis:
Kann das jede:n treffen?

Walter Purkarthofer:
Ja. Schicksalsschläge können jede:n in Armut bringen - von heute auf morgen.

Simone Koren-Wallis:
Was wünschen Sie Menschen in Not zu Weihnachten?

Walter Purkarthofer:
Frohe, besinnliche Weihnachten. Nach vorne schauen, nicht verharren. Es gibt Menschen, die helfen - und einen Weg aus der Armut.

Graz. Die Stadt meines Lebens.
Ein Podcast der Stadt Graz.
Alle Rechte vorbehalten.