
Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule
Schule sollte bunt und vielfältig sein – ein Ort, an dem sich alle Menschen wohlfühlen können!
Ich bin Corina, Lehrerin und stolz darauf, anders zu sein. Mit 40 Jahren habe ich herausgefunden, dass ich neurodivergent bin, und seitdem hat sich mein Blick auf Schule und Lernen grundlegend verändert. In meinem Podcast setze ich mich für ein inklusives Bildungssystem ein, das neurodivergente Schüler*innen und alle mit besonderen Bedürfnissen besser unterstützt und wertschätzt.
Schüler*innen mit ADHS, im Autismusspektrum, Hochbegabung, Legasthenie (LRS) oder Dyskalkulie haben oft ein feines Gespür für die Schwächen unseres veralteten Schulsystems. Sie zeigen uns deutlich, wo Handlungsbedarf besteht. Statt sie als „Problemkinder“ zu sehen und ihre Herausforderungen zu pathologisieren, sollten wir ihnen mit Verständnis und Unterstützung begegnen.
Ob queer, autistisch, hochbegabt, neurodivergent, psychisch erkrankt, behindert oder mit spezifischen Lernbedürfnissen wie ADHS, Legasthenie, LRS, Dyskalkulie oder FASD – diese vielfältigen Menschen gehören in unsere diverse Gesellschaft und verdienen es, gehört und verstanden zu werden.
Hör rein und entdecke, wie wir Bildung bunter und gerechter gestalten können!
Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule
75 - Mobbing in der Schule - SOLOFOLGE Corina
Wie erschaffst du ein inklusiveres und sichereres Umfeld für Kinder und Jugendliche?
Unter Anderem indem du Mobbing erkennst und bekämpfst. In meiner neuesten Podcast-Episode beschäftige ich mich mit einem Thema, das oft im Schatten steht: Mobbing. Ich beleuchte die systematische psychische und physische Gewalt, die vor allem junge Menschen in ihrer Selbstfindungsphase hart treffen kann. Besonders im Fokus stehen hier neurodivergente Kinder, die aufgrund ihrer speziellen Verhaltensweisen häufig zu leichten Zielen von Mobbing werden.
Kinder und Jugendliche, die oft durch Impulsivität oder motorische Unruhe auffallen, können unbeabsichtigt isoliert werden, wenn Lehrkräfte diese Verhaltensweisen hervorheben. Auch hochbegabte Kinder, die durch ihre Alleinstellungsmerkmale hervorstechen, sind häufig betroffen. Ich erkläre, wie wichtig es ist, diese Dynamiken zu verstehen und alle Kinder zu unterstützen, indem wir ein Umfeld schaffen, das Vielfalt wertschätzt und Mobbing vorbeugt.
Abschließend bekommst du konkrete Handlungsoptionen mit, damit du in Zukunft sicherer bist im Umgang mit Mobbing in deinem Umfeld. Lasst uns gemeinsam einen Beitrag dazu leisten, Mobbing zu bekämpfen und für alle Kinder ein sichereres Lernumfeld zu schaffen.
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Ich komme auch an deine Schule und bilde das gesamte Kollegium zu den Themen ADHS, Autismus & herausforderndem Verhalten in der Schule weiter!
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Liebe Grüße,
deine Corina
Hallo ChatGPT, du, was ist denn ein?
Speaker 2:Kapierfehler. Ein Kapierfehler ist ein Begriff, der verwendet wird, um eine Art Missverständnis oder falsche Annahme zu beschreiben, die darauf beruht, dass jemand etwas nicht richtig verstanden hat. Es handelt sich dabei um einen Fehler im Verständnis oder in der Wahrnehmung einer Information oder einer Situation.
Speaker 1:Weißt du auch, woher dieser Begriff kommt?
Speaker 2:Der Begriff Kapierfehler scheint kein traditioneller oder weitverbreiteter Begriff zu sein. Es handelt sich vielmehr um ein relativ neues umgangssprachliches Wort, das Missverständnisse oder Fehler im Verstehen beschreibt. Es wird häufig im Kontext von Bildung und Neurodivergenz verwendet, um Situationen zu beschreiben in denen jemand etwas nicht richtig versteht oder erfasst.
Speaker 1:Wow, da sieht man eine Ante-GPT, was du seit letztem Jahr gelernt hast. Danke für deine Antwort. Hallo, hier kommt wieder eine Solo-Folge. Es ist schon eine ganz schöne Weile her, dass ich eine Solo-Folge gemacht habe. Umso mehr freue ich mich jetzt, heute mit einem wirklich unfassbar wichtigen Thema um die Ecke zu kommen, und zwar mit dem Thema Mobbing. Ich kann es eigentlich gar nicht glauben, dass ich in nahezu zwei Jahren, in denen ich jetzt diesen Podcast habe, noch nicht über Mobbing gesprochen habe, und zwar noch nicht in einer Solo-Folge über Mobbing gesprochen habe. Das ist jetzt also wieder eine Podcast-Folge, die sich an alle Menschen richtet, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, und ja sich auch an Menschen richtet, die mit neurodivergenten Kindern und Jugendlichen arbeiten. Eigentlich ist das eine und das andere dasselbe, denn neurodivergente Kinder und Jugendliche haben wir tatsächlich überall, und es ist eine Folge, die eben auch Lehrkräfte hören können, um ein bisschen mehr Einblick zu bekommen in die Dynamik des Mobbings und vor allem auch zu lernen, was getan werden kann, damit das Thema Mobbing etwas präsenter wird und besser begleitet wird. Ich starte mal mit ein paar allgemeinen Informationen zum Thema Mobbing, und ich finde das wirklich wichtig, dass wir auf dem Schirm haben, dass Mobbing etwas Systematisches ist, etwas, was eine Form von Gewalt darstellt, und zwar eine Form von psychischer oder physischer Gewalt oder beidem, kann Mobbing wirklich unglaublich schlimme Folgen haben für das restliche Leben der Person, die davon betroffen war. Weil Mobbing eben sehr oft in einer Phase stattfindet, in der die Selbstfindung auch stattfindet. Mobbing findet sehr häufig in der Phase von Kindheit und Jugend statt, in der es eben sehr stark darum geht, durch die gleichaltrigen oder durch ähnlich alte Personen geprägt zu werden und zugehörig zu sein dieser Gruppe der Gleichaltrigen. Also, es kann tatsächlich sehr gut sein, dass wir durch Mobbing traumatisiert werden und dann eben lebenslang darunter leiden. Mobbing ist etwas, was irgendwie eine Form von Regelmäßigkeit bekommt. Also naja, es muss nicht täglich stattfinden, das reicht auch wöchentlich, es kann auch monatlich stattfinden. Oder was ich auch schon mehrfach gehört habe, ist, dass es in so Zyklen stattfinden kann, also dass es immer mal wieder Phasen gibt, in denen irgendetwas im Leben des Täters oder der Täterin stattfindet, und dass dieses Ereignis dazu führt, dass plötzlich wieder Mobbing aufflammt, obwohl doch schon einiges an Prävention oder an Arbeit mit dem Opfer und dem Täter oder der Täterin stattgefunden hat. Also, diese Regelmäßigkeit bezieht sich hier eher auf ein. Es kommt immer wieder vor, und was Mobbing sehr häufig mit sich bringt, ist, dass irgendwie eine Form von Vermeidung stattfindet. Also auf Seiten des Opfers findet Vermeiden statt Vermeiden von Situationen, vermeiden von Personen, vermeiden von Orten. Das ist im Prinzip eines der Anzeichen, dass da irgendetwas nicht mehr mit rechten Dingen zugeht.
Speaker 1:Mobbing kann durch Einzelne stattfinden oder in Gruppen, und das Ziel von Mobbing ist eigentlich immer dasselbe Es soll einzelne Personen entwürdigen, es soll sie beschämen und es soll sie demütigen. Und eigentlich hat es damit das Ziel, eine einzelne Person aus der Gruppe auszuschließen, also einen sozialen Ausschluss zu erzwingen, und das ist nichts anderes als eine Form von Machtmissbrauch, denn Mobbing findet häufig dann statt, wenn eine Person schwach genug ist in Anführungsstrichen um eben nicht getragen zu werden durch eine andere Gruppe beziehungsweise um eben nicht so viel Support zu bekommen, dass diese Person gestärkt davon geht. Das heißt, es ist immer das Opfer, hat immer eine Position in der sozialen Gruppe, die schwächer ist als die Position der oder des Täters. Täterin, ja, da kommen wir auch schon zu den drei Rollen, und zwar gibt es nicht nur zwei. Es gibt also nicht nur das Opfer und TäterInnen, sondern es gibt noch ZeugInnen.
Speaker 1:Wir gehen jetzt aber trotzdem mal kurz in die Position des Opfers, denn diese Position müssen wir uns sehr gut vorstellen können, und wir müssen auch in der Lage sein, uns dort einzufühlen, und ich weiß, dass das für viele nicht so einfach ist. Es gibt so ein paar Sätze, die mir im Kontext mit Mobbing sehr häufig begegnet sind. Und auch wenn ich darüber spreche mit anderen, auch wenn es keinen konkreten Fall gibt, dann kommen doch immer wieder Erzählungen hervor, die dann beinhalten, dass die Berichte ganz ähnlich verlaufen. Also ich mache mal ein kurzes Beispiel Wenn ich zum Beispiel berichte, dass Kind XY Mobbing erfährt, dann heißt es relativ häufig boah, ja, aber der ist auch unglaublich nervig, die ist ja selbst schuld, so wie die sich verhält, oder die müsste ja nur mal sich zurücknehmen, die anderen in Ruhe lassen, dann würde das auch aufhören.
Speaker 1:Und das ist eben genau ein Zeichen dafür, dass die Personen, die das sagen, sich noch überhaupt nicht mit der Täter-, also mit der Opferrolle beschäftigt haben. Die haben überhaupt keine Ahnung, was eigentlich mit so einem Opfer passiert, wenn es Mobbing erfährt. Und genau deshalb gehe ich jetzt hier erstmal rein. Wie sie ist Eine Person ist immer wertvoll, egal wie sie spricht, läuft oder wie sie sich verhält. Und Mobbing macht genau das Gegenteil dessen, was es tun soll. Es stärkt die Person nicht in diesem Wert, den es hat, sondern es macht, dass diese Person das Gefühl hat, dass dieser Wert nicht da ist. Also, es soll diesen Wert auch mindern, und es ist so wichtig, das jetzt nochmal zu betonen. Denn die Person, die das erfährt, die reagiert ja darauf, und das würden wir alle tun.
Speaker 1:Alle, die Mobbing erfahren, reagieren. Das würden wir alle tun. Alle, die Mobbing erfahren, reagieren, weil dieses Abwerten, dieses Demütigen, dieses Entwürdigen, das da stattfindet, das lässt unser Nervensystem reagieren, und unser Nervensystem, sobald es reagiert, ist in einem Dauerstress. Wir sind eigentlich die ganze Zeit in Stresssituationen, und sobald wir in Stresssituationen sind, reagieren wir recht häufig mit angelegten Reaktionsmustern, die wir gar nicht kontrollieren können. Und diese angelegten Reaktionsmuster ich nenne sie nochmal, ich sage es immer, das sind die vier F Fight, flight, freeze und Fawn. Die vier Fs, das sind unsere angelegten Stressreaktionsmuster.
Speaker 1:Fight würde bedeuten, die Person fängt an, um sich zu schlagen, oder fängt an, schimpfwörter zu brüllen oder zu kicken, zu werfen, zu, was auch immer. Es geht in eine, also die Person geht in eine Abwehrhaltung, und diese Abwehrhaltung sieht von außen recht gewalttätig aus. Es ist ein Kampf. Das ist meines Erachtens und aus meinem bisherigen Erleben heraus auch im Kontext Schule eine Reaktion, die gerne gesehen wird, nicht von Lehrkräften, nein, und auch nicht von Eltern, nein, sondern von den TäterInnen. Die TäterInnen finden das lustig in Anführungsstrichen wenn sie es schaffen, die Person dazu zu bewegen, in so eine Stressreaktion hineinzugehen, also in eine Reaktion, die total heftig ist und die entwürdigend ist. Die total heftig ist und die entwürdigend ist, denn wer möchte schon schreien um sich treten, stühle werfen, dabei weinen und irgendwelche schlimmen Sachen sagen, no-transcript, und das ist nichts anderes als eine Entwürdigung, weil die Person es eben nicht kontrollieren kann.
Speaker 1:Diese Person gerät in eine Situation und in einen Zustand, in der sie keine Kontrolle mehr über sich und ihr eigenes Handeln hat, und das ist für die TäterInnen häufig das Ziel von Mobbing, eines der Ziele, eines der Unterziele, das vielleicht dann eben langfristig das Ziel hat, das ich vorher schon genannt habe, nämlich sozialer Ausschluss. Es könnte auch sein, die Person reagiert also mit der zweiten Stressreaktion. Das wäre Flight, fliehen, also weglaufen, einfach nur gehen. Auch dann wäre ja ein sozialer Ausschluss gewährleistet. Die Person kommt da auch vielleicht gar nicht mehr so gerne zurück. Oder wird dieser Situation zukünftig eher aus dem Weg gehen?
Speaker 1:Freeze, auch ein Zustand, der von außen betrachtet eher als lustig wahrgenommen wird, wenn die Person quasi wie erstarrt und nichts mehr sagen kann und reaktionsunfähig bleibt, und dann kann eben, wie gesagt, das Mobbing stattfinden. Es kann auch eskalieren, das Mobbing, es kann immer stärker werden, Die Sachen, die gesagt werden, werden immer schlimmer, und die Person kann überhaupt nichts dagegen sagen, weil sie eben in diesen unkontrollierbaren Zustand des Einfrierens gerät. Und jetzt kommt eine Stresssituation, die finde ich, beim Mobbing sehr deutlich erkennbar ist, und zwar die Reaktion vorn Vorn, der Bambi-Effekt. Also dieses sich anpassen wollen, dieses unbedingt dazugehören wollen und alles dafür tun, den TäterInnen in den Arsch kriechenden Anführungsstrichen Alles tun, was die von mir wollen, auch wenn das sich für mich selbst überhaupt nicht gut anfühlt. Ich lasse Dinge mit mir machen, ich lasse mich zu Dingen bewegen, ich biete sogar an, dinge zu machen, ohne dass das jemand von mir fordert, um dazu zu gehören, um zu gefallen. Ja, nur, dass die Dinge, die dann eben von mir gemacht werden sollen oder die dann eben passieren, häufig von außen betrachtet dann wirklich albern sind oder peinlich oder vielleicht auch von einer erwachsenen Person als nervig betrachtet wird. Aber all das, also alle diese vier Reaktionen gibt es natürlich in den einzelnen Facetten. Jede Person ist unterschiedlich, jede Person lebt das auch anders aus, oder jeder Person zeigt sich das ein bisschen unterschiedlich. Nur trotzdem können wir es runterbrechen auf.
Speaker 1:Diese vier Reaktionen In der Schule sind ja leider. Was heißt leider? Ich finde schon leider, weil sie die offensichtlicheren sind, weil wir es viel besser erkennen könnten. Aber leider sind ja die beiden Stressreaktionen Fight und Flight verboten, weil sie sehr schnell bestraft werden, weil sie eben sehr schnell als Gewalt wahrgenommen werden. Als Gewalt wahrgenommen werden, sie können natürlich auch. Also muss man dazu sagen, sie können natürlich auch gefährlich werden, das ist ja nicht die Frage.
Speaker 1:Aber trotzdem sind sie eher offensichtlichere Stressreaktionen und somit für Lehrkräfte schneller erkennbar. Und wenn Lehrkräfte genau hinschauen, dann können sie sehen, hier ist eine Person in Not, das erkenne ich jetzt gerade, und dann sehe ich viel schneller, dass ich handeln muss. Wenn allerdings eben die offensichtlichen Stressreaktionen unterbunden werden, dann sehen wir nur noch die nicht offensichtlichen Stressreaktionen, und daraus zu erkennen, dass das eine Stressreaktion ist, das ist gar nicht so einfach. Also ich denke jetzt gerade an diesen Bambi-Effekt, an das Fawn, das zu erkennen, dass es sich hierbei um eine Form der Anpassung handelt, die unter Stress geschieht, und dass das aber weder für die Person selbst, also für das Opfer selbst eine gute Reaktion ist, noch für die TäterInnen eine gute Reaktion ist, sondern dass das wirklich einfach nur demütigend ist und schlecht und hauptsächlich dem Opfer schadet, das muss uns dann erstmal bewusst werden. So oder so, wenn keine der Strategien erfolgreich ist und vor allem das Mobbing nicht aufhört, sondern weiter und weiter stattfinden darf, dann gerät eben das Opfer in eine sehr große Not. Wenn also die angelegten Reaktionen auf Gefahren nicht funktionieren, dann gerät der Mechanismus oder der Organismus irgendwann in eine Selbstaufgabe. Und ja, das kann eben Trauma sein, das kann Depression sein, das kann aber auch eine Suizidalität sein und vor allem ein Selbsthass. Es ist etwas, was sehr häufig aus Mobbing-Dynamiken hervorgeht.
Speaker 1:Das Opfer hat in der Regel ein Alleinstellungsmerkmal. Jetzt stellt sich die große Frage was heißt das eigentlich konkret? Sagen wir mal, das Opfer ist in der Regel die einzige Person aus der Klasse, die Und jetzt können wir da alles Mögliche einsetzen, ganz beliebig Die einzige Person, die rote Haare hat, die einzige Person, die so groß ist wie die Lehrkraft, und alle anderen sind viel kleiner Die einzige Person, die dick ist, die einzige Person, die sich nicht benehmen kann, sondern sich die ganze Zeit daneben benimmt, die einzige Person, die keinen Spaß am Fußballspielen hat, die einzige Person, die lispelt, die einzige Person, die behindert ist, die einzige Person, die irgendeine größere Narbe trägt, die einzige Person, die nicht gut Deutsch spricht. Wir können, wie gesagt, völlig beliebige Attribute hier einsetzen. Das Interessante ist, dass es noch nicht mal ein ganz offensichtliches Alleinstellungsmerkmal geben muss, sondern dass es auch schon ausreicht, wenn es ein Alleinstellungsmerkmal gibt, dass der Person zugeschrieben werden kann. Also man könnte auch was erfinden. Du bist die einzige Person, die montags immer einen komischen Dutt trägt.
Speaker 1:Alle anderen tragen montags lange offene Haare Ist jetzt eine total blöde ausgedachte Sache. Aber ich möchte damit verdeutlichen, dass dieses Alleinstellungsmerkmal noch nicht mal offensichtlich sein muss, sondern dass das auch etwas sein kann, was sich die Gruppe ausdenkt oder auch nur eine einzelne Person ausdenkt. Dazu führt, dass eben Mobbing aufgrund dieses Alleinstellungsmerkmals, dieses vollkommen erfundenen Alleinstellungsmerkmals, ausgelöst. Ja, und jetzt gehe ich mal kurz auf neurodivergente Kinder und Jugendliche ein, denn wir wissen, dass sie leichteant mehr.
Speaker 1:Also einen signifikanten Unterschied gibt es zwischen Kindern und Jugendlichen, die nicht neurodivergent sind, und Kindern und Jugendlichen, die neurodivergent sind, und Jugendlichen erfahren Mobbing. Meine Erfahrung ist, dass es mehr sind, meine Erfahrung ist, dass es nahezu alle sind, auch die, die maskieren können, weil dann doch immer mal wieder irgendwo irgendetwas durchblitzt, irgendetwas anders ist und das eben hingenommen wird Autistische Kinder und Jugendliche könnten zum Beispiel also wir wissen, die sind alle sehr verschieden, es lässt sich einfach nicht leicht sagen, was da jetzt genau das spielen wollen, sondern sich lieber zurückziehen wollen, lieber alleine sein wollen, um sich selbst ein bisschen zu regulieren. Könnte auch sein, die autistische Person macht Stimming, und dieses Stimming sieht ein bisschen komisch aus oder hört sich komisch an. Es könnte auch sein, dass das Spezialinteresse, das die autistische Person mit sich bringt, dazu führt wenn sie jetzt noch vielleicht ein bisschen extrovertiert ist dass die Person viel zu viel über dieses Spezialinteresse spricht und deswegen von den anderen für komisch erachtet wird oder gesehen wird.
Speaker 1:Kinder mit ADHS haben eine Affektstörung. Viele autistische Kinder haben übrigens auch ADHS. Deswegen kommt das oft noch oben drauf. Das heißt, sie reagieren einfach unglaublich schnell auf Angriffe, auf Piesackereien, auf kleine Ärgereien und so weiter, und das macht wirklich ADHS-Kinder zu den perfekten Opfern von Mobbing. Ich habe das schon sehr, sehr, sehr oft erlebt, dass gerade die Kinder, die eine kurze Zündschnur haben in Anführungsstrichen wirklich prädestiniert sind, mobbing zu erfahren und vor allem nicht ernst genommen zu werden, weil sie sind ja selbst schuld, sie reagieren ja viel zu schnell und zu heftig, und das wird ihnen dann auch genauso gesagt Du bist schuld daran, weil du reagierst zu heftig und zu schnell. Du bist schuld daran, weil du reagierst zu heftig und zu schnell.
Speaker 1:Das Tourette-Syndrom bietet natürlich genauso ganz viele Angriffspunkte. Wenn also jemand unkoordiniert irgendwelche Bewegungen oder Laute von sich gibt, dann ist das natürlich ein absoluter Nährboden für Mobbing. Und bei FASD, die sich ja sehr, sehr ähnlich zeigen zum Beispiel wie ADHS-Kinder auch, da haben wir diese Affektstörung unter Umständen Auch da haben wir vielleicht ein schlechtes Lügen können. Die erzählen dir dann vielleicht irgendwelche Geschichten, die viel zu offensichtlich gelogen sind, und zack, haben wir schon ein Alleinstellungsmerkmal. Und genauso ist es mit hochbegabten Kindern und Jugendlichen.
Speaker 1:Auch die haben ja häufig ähnliche Symptome wie eine ADHS. Aber was natürlich auch komisch ist, ist, wenn du der Einzige bist, der sieben ist, wenn alle anderen neun sind, da haben wir wieder ein Alleinstellungsmerkmal, da haben wir wieder ein Alleinstellungsmerkmal. Wenn das eben so stehen bleibt, dann ist das auch ein Nährboden für Mobbing. Jemand hochbegabt ist und eben nur in bestimmten Bereichen hochbegabt ist, in den anderen nicht, all das kann als Grund für Mobbing hergenommen werden. Es gibt noch eine weitere Dynamik, die ich hier an dieser Stelle ganz gerne erwähnen möchte, um das Opfer noch ein bisschen deutlicher oder um die Rolle des Opfers noch ein bisschen deutlicher zu machen.
Speaker 1:Wenn wir uns vorstellen, wir haben ein neurodivergentes Kind vor uns sitzen, also ein ADHS-Kind zum Beispiel, und das kann nicht still sitzen und hat Schwierigkeiten mit der Impulskontrolle, redet also während des Unterrichts, erstens permanent, und zweitens redet rein, ohne dass es sich gemeldet hat, oder kann nicht abwarten, bis es aufgerufen wird, obwohl es sich meldet. Das sind ja alles so Dinge, die bei ADHS recht häufig passieren können. Jetzt kann das sein, dass dieses Verhalten natürlich ein Alleinstellungsmerkmal ist in der Klasse. Dass also ein Kind, das eigentlich eine sehr gute Akzeptanz hat in der Vergleichsgruppe, also in der Klasse durch das Feedback der Lehrkraft, dass die Lehrkraft dann ein Alleinstellungsmerkmal daraus macht, weil dieses Kind immer und immer wieder genannt wird und immer und immer wieder die Defizite benannt werden, dass dadurch plötzlich dieses Alleinstellungsmerkmal so offensichtlich wird, dass es zum Nährboden wird für Mobbing.
Speaker 1:Also, es muss noch nicht mal die Intention der Lehrkraft sein, dass sie quasi Mobbing ausübt, aber sie kann durchaus dafür verantwortlich sein, dass Mobbing entsteht, weil sie sich vielleicht nicht gut genug mit ADHS auskennt, um zu wissen, wie man denn professioneller damit umgeht, wenn jemand stört, dass das Stören aufhört und es auch einfach nicht verstehen und akzeptieren kann und das somit immer und immer wieder zum Thema vor der Klasse wird. Das könnte unter Umständen Mobbing auslösen, und zwar ist es dann auch noch im Vergleich zu dem anderen Mobbing, über das ich vorher gesprochen habe, ein legitimiertes Mobbing, weil die Lehrkraft hat eine andere Position, die steht in einer Hierarchie über uns, sogar in mehreren über uns in Anführungsstrichen, damit meine ich die SchülerInnen Und somit gibt sie quasi die Bühne frei für alle, die sich über diese Verhaltensweisen des Kindes oder der jugendlichen Person auslassen möchten, über diese Verhaltensweisen des Kindes oder der jugendlichen Person auslassen möchten. Mir ist bewusst, dass es auch sehr viel Mobbing gibt an Lehrkräften. Es gibt Mobbing durch SchülerInnen an Lehrkräften, und es gibt Mobbing durch KollegInnen an Lehrkräften, und es gibt Mobbing durch Schulleitungen an Lehrkräften, und auch hier sind die neurodivergenten Lehrkräfte häufiger Opfer als nicht neurodivergente Lehrkräfte, und auch hier gibt es dieses Alleinstellungsmerkmal die Lehrkraft, die tut irgendetwas, was die anderen nicht tun, und das bietet dann eben den Nährboden für das Mobbing, bietet dann eben den Nährboden für das Mobbing.
Speaker 1:Wir rutschen jetzt mal ganz kurz in die Rolle des Täters, der Täterin. Die handeln nämlich sehr oft aus einer eigenen Verletzung heraus. Wir könnten auch sagen sie haben irgendeine Personen, um sich selbst besser zu fühlen. Das ist irgendein Bedürfnis, dem das Ganze übersteht. Also, dieses Bedürfnis scheint da zu sein, dass man sich selbst weniger bedroht fühlt oder dass man sich selbst weniger einsam fühlt, indem man durch Mobbing einer Person zum Beispiel Zuspruch findet in einer Gruppe.
Speaker 1:Aber alles in allem geht es eben darum, durch die Verletzung anderer Personen sich selbst in eine neue Position zu bringen und sich dadurch besser zu fühlen. Es kann auch sein, dass Sie Ihre eigene Ablehnung an sich selbst eben an anderen auslassen und dass Sie somit eben Trauma, das Sie vielleicht in sich tragen, auf andere Personen übertragen. Das kann sein, dass das Aussehen oder das Verhalten oder vielleicht auch die Nähe, die Freundschaft zu einer Person sich wie eine Gefahr anfühlen kann für TäterInnen. Kindergartenfreund die Kindergartenfreundin, die wir unbedingt schon immer hatten und mit denen wir uns eigentlich auch gut verstehen und wo die Eltern auch noch gut befreundet sind, die ist jetzt ganz komisch in Anführungsstrichen aus Sicht der Gruppe, und wir spüren, dass unsere Freundschaft zu dieser Person uns selbst in Gefahr bringen könnte, weil wir vielleicht durch die Freundschaft zu dieser Person ebenfalls als komisch wahrgenommen werden könnten.
Speaker 1:Und das könnte eben wiederum ein Grund dafür sein, dass eine Täterin mobbt, plötzlich den Freund oder die Freundin schlecht behandelt, demütigt, entwürdigt, damit das quasi von der Gruppe wahrgenommen wird, dass also der oder die Täterin überhaupt nicht gleich ist wie das Opfer. Sehr häufig ist Mobbing eine Gruppendynamik, und das ist ganz oft unbewusst. Also es ist nicht so, als würde sich ein Kind entscheiden, da jetzt plötzlich mitzumachen, sondern wir schließen uns in der Regel den Menschen an in einer Gruppe, bei denen wir am ehesten das Gefühl haben, sie sichert unser Überleben. Da sind wir also einfach noch uralt angelegte Wesen.
Speaker 1:Wir handeln da nicht rational, sondern das passiert. Wir sind Menschen, und als Menschen schließen wir grundsätzlich schwächere Mitglieder aus Gruppen aus. Warum es überhaupt so was gibt wie Fremdenhass oder Diskriminierung von Menschen, die ein anderes Geschlecht haben als das, was wir verstehen können, oder Menschen, die eine andere Hautfarbe haben als wir, menschen mit einer anderen Nationalität als wir. Das ist ja ein ganz natürlich in uns angelegter Mechanismus, zunächst einmal dem Ganzen ängstlich gegenüber zu stehen. Also, es kommt aus einer Angst heraus, und diese Angst können wir nur dann überwinden, wenn wir eben rational darüber nachdenken und wenn wir lernen, wenn wir uns damit beschäftigen, dass das Anderssein keine Gefahr für uns ist, sondern dass das, was Gutes ist, das wir in unserer Gesellschaft auch brauchen, dass wir aber wiederum mit denen ja auch gar nicht unbedingt was zu tun haben müssen, wenn wir das nicht wollen.
Speaker 1:Wir können es ja auch einfach nur akzeptieren. Das wäre ja schon mal ein erster Schritt. Also daher kommt das mit dieser Gruppendynamik. Also, meistens ist das so, dass eine Person da irgendwie das Zugpferd ist, und die anderen werden so unbewusst mitgesogen. Ja, es kann eben sein, dass, wenn wir uns solidarisieren würden mit dem Opfer zum Beispiel.
Speaker 1:Also stellt euch einfach mal vor, wir haben da jemanden, der Mobbing ausübt, und dann gibt es jemand anderen, der solidarisiert sich jetzt plötzlich mit dem Opfer, dann besteht unter Umständen für diese Person, die sich solidarisiert, die Gefahr, dass sie ebenfalls zum Opfer wird, und das ist natürlich etwas, was wir vermeiden wollen. Und nochmal, das passiert alles unbewusst. Deswegen halten wir uns lieber zurück, also halten uns komplett raus aus der ganzen Sache. Wir solidarisieren uns weder mit TäterInnen noch mit Opfer, oder wir gehen tatsächlich sogar auf die Seite TäterInnen, also der TäterInnen, um eben bestmöglich geschützt zu sein, um eben bestmöglich geschützt zu sein. Die rechtfertigt, dass Mobbing stattfindet, und das ist etwas, was wir wirklich verinnerlichen müssen. Also, das ist Regel Nummer 1 im Umgang mit Mobbing Das Opfer hat nie Schuld, die Schuld liegt zu 100% bei den TäterInnen. Und ja, jetzt gebe ich euch noch mal ein paar Zahlen zum Thema Mobbing. Ich habe versucht, hier aktuelle Zahlen zu finden.
Speaker 1:Also die PISA-Studie aus dem Jahr 2022, die sagt, 7% aller 15-Jährigen nur die 15-Jährigen befragt 7% erfahren sehr häufiges Mobbing und weitere 12% regelmäßiges Mobbing in der Schule, regelmäßiges Mobbing in der Schule. Dann gibt es noch eine Health Behavior in School-Age Children, also die HBSC-Studie vom Robert-Koch-Institut, auch aus dem Jahr 2022. Die sagt, 14 Prozent aller 10 bis 15-Jährigen haben direkte Mobbing-Erfahrungen gemacht, und zwar wird es dann noch sogar unterteilt. Auch vom Robert-Koch-Institut untersucht wurde Cybermobbings. Es geht da jetzt hier gar nicht um das Thema Schule, aber von Cybermobbings sind circa 17 Prozent aller SchülerInnen betroffen. Das sind große Zahlen, das sind viele, viele Leute.
Speaker 1:Und die aktuelle Studie, also der Bildungsbarometer 2024, der sagt ja auch, also, falls ihr da mal konkreter reinschauen wollt, da ging es um die Frage, wie das psychisch gesund also zumindest nach dem Fragebogen eingestuft psychisch gesunde versus psychisch erkrankte oder welche mit psychischen Auffälligkeiten ich glaube, so haben sie es genannt unterschiedliche Aussagen bewerten, und das fand ich schon erstaunlich, denn diejenigen, die eben als psychisch gesund eingestuft wurden, die sagten zum Beispiel, dass es immer Ansprechpartner gibt, wenn es jemandem schlecht geht, oder dass eben einzelne Personen nicht schlecht behandelt werden, und das sehen dann halt diejenigen mit psychischen Problemen anders, die sagen nein, es gibt niemanden, der sich dann dafür einsetzt. Zu einem viel höheren Anteil ich glaube, doppelt oder dreimal so viel sagen da nein im Vergleich zu den anderen, und gleichzeitig aber auch ja, es gibt eben Schwierigkeiten im Umgang, und es gibt so etwas wie Mobbing. So wichtig ist, um Prävention zu betreiben, um dafür zu sorgen, dass wir rechtzeitig erkennen, dass da etwas passiert. Und damit starte ich auch direkt Meine erste Strategie heißt Prävention. Es braucht also natürlich ganz dringend Regeln im Umgang miteinander, es braucht Regeln im Umgang mit Mobbing.
Speaker 1:Das Thema Mobbing muss auch angesprochen werden. Das kann nicht sein, dass wir das nur ganz beiläufig nennen. Ich kann hier mal eine schulsozial arbeitende Person zitieren, die an einer der Schulen gearbeitet hat, wo ich mal gewesen bin. Und zwar sagte diese Person und kommt mir ja nicht mit dem Thema Mobbing, das ist ein totaler Trend, das ist Blödsinn, sowas gibt es nicht. Und das sagte die Person zu frischen FünftklässlerInnen. Und da wissen wir dann schon, dass das ein großes Problem ist, wenn sowas so kommuniziert wird.
Speaker 1:Also nein, wir müssen über Mobbing sprechen, wir müssen auch darüber sprechen, woran wir Mobbing erkennen. Es wäre also gut, wenn es an einer Schule immer etwas gibt, was sich Mobbingprävention nennt. Wir müssen Bewusstsein schaffen auch dafür, wie wir damit umgehen, wenn wir Mobbing beobachten. Da stärken wir soziale Kompetenzen, indem wir üben, wie wir uns für jemanden einsetzen, den wir vielleicht auch gar nicht mögen, einfach nur, weil es wichtig ist, diese Dynamiken zu unterbrechen.
Speaker 1:Oder jetzt kommt ein ganz wichtiger nächster Schritt es gibt eine benannte Person, die auch sehr präsent ist, die sich auch immer und immer wieder präsent macht, die Ansprechpartnerin ist für Fragen oder Hinweise. Also, wenn SchülerInnen zum Beispiel, diese ZeugInnen das ist die dritte Gruppe, zeuginnen, die beobachten Mobbing, sind keine TäterInnen, schließen sich auch nicht der Gruppe der TäterInnen an, sondern bleiben isoliert und bekommen das halt mit, dass die wenigstens wissen, zu wem sie gehen können, um das Thema anzusprechen und um zu sagen, ich beobachte da etwas. Dann ist das ja anonymisiert, quasi gemeldet worden an eine Person, die sich dann eben gut auskennt und die weiß, was zu tun ist. Das wäre das, was wir auf der Ebene der Prävention tun könnten und sollten an den Schulen. Dann kommt der zweite Punkt, und zwar heißt der Früherkennung.
Speaker 1:Dann kommt der zweite Punkt, und zwar heißt der Früherkennung. Wir sollten wissen, wie sich also welche Warnolation aus einer Gruppe auch nicht unbedingt wissen, mit wem man in der Gruppenarbeit arbeiten soll, zum Beispiel, sondern immer isoliert bleiben. Ja, das könnte auch bedeuten, dass die Person zum Beispiel nicht gerne in Gruppen arbeitet und dass ihr das Arbeiten in Gruppen schwerfällt. Aber sehr häufig kann es eben auch bedeuten, dass es niemanden in der Klasse gibt, zu dem die Person Vertrauen hat, sondern dass sich die Person sehr stark ausgeschlossen fühlt, und das könnte ein Hinweis auf Mobbing sein. Es könnte sein, dass die Leistung stark abfällt, dass also die Noten plötzlich schlecht werden oder auch das Verhalten im Unterricht, die mündliche Mitarbeit, all das plötzlich anders wird.
Speaker 1:Auch die Reaktionen der MitschülerInnen können wir da mal beobachten, wenn sich so eine Person dann mal meldet, wie reagieren die anderen? Wird dann da komisch gekichert oder sich gegenseitig angestupst oder oder? Das wäre ein Anzeichen dafür, wenn sich eine Person plötzlich regelmäßig verletzt und wenn soziale Kontakte gemieden werden, also tatsächlich kaum noch Kontakte im Privaten stattfinden. Wichtig für die frühe Erkennung ist auch die Zusammenarbeit mit den Eltern.
Speaker 1:Wenn also Eltern kommen und sagen, mein Kind wird gemobbt, dann würde ich das immer ernst nehmen und nicht sagen oh Gott, die schon wieder. Weil häufig sind es genau die Eltern, die uns sowieso schon nerven. In Anführungsstrichen Leider muss ich auch sagen, leider, weil wir ja nicht verstehen, warum die sonst ständig auf der Matte stehen. Aber das sind häufig die Eltern, wenn wir jetzt an neurodivergente Kinder denken, die ja sowieso schon wegen ihrer Kinder und wegen des Verhaltens immer mal wieder da sind und mit denen wir vielleicht auch nicht immer in einem guten Kontakt sind. Und trotzdem ist es wichtig, das als ein isoliertes zusätzliches Problem ernst zu nehmen und direkt zu handeln.
Speaker 1:Wir sollten auch zusätzlich in dieser Früherkennung immer ein offenes Ohr haben und ganz regelmäßig mit einzelnen Kindern sprechen oder auch mit der Klasse sprechen. Ich habe das tatsächlich auch schon immer mal wieder so gemacht, wenn ich zum Beispiel Pausenaufsicht hatte, dass ich dann zum Beispiel zu dem Kind hingegangen bin, bei dem ich vermute, dass da was sein könnte, und einfach mal mit der Person gesprochen habe und gefragt wie geht es dir denn so, wie ist es denn für dich hier? Und ja, oder wenn ich weiß, dass da schon was war, dass ich frage und wie läuft es denn jetzt gerade? Ist jetzt gerade ruhig, oder gibt es gerade schon wieder so ein bisschen Schwierigkeiten, dass man einfach in Kontakt bleibt. Und jetzt kommt das, was wir tun müssen, wenn wir merken, dass da was ist also akut intervenieren. Das ist ganz, ganz wichtig. Wir müssen immer dem Opfer glauben und dem Opfer unseren Schutz deutlich aussprechen, egal, ob wir das Gefühl haben, dass das vielleicht selber Schuld ist, oder egal, ob wir das Kind sympathisch oder unsympathisch finden, egal, ob wir verstehen können, was das Problem ist. Wir sind da und wir sch in Ordnung, und das werden wir hier nicht tolerieren.
Speaker 1:Wieder auch an dieser Stelle obwohl dann eine Person wirklich gewalttätig ist und wirklich schlimme Dinge tut, bin ich trotzdem gegen Strafmaßnahmen oder Sonstiges, sondern ich bin hier wirklich für ein Herausfinden, was eigentlich das Problem dieser Person ist, oder diese Person auch damit konfrontieren, dass sie wirklich irgendein größeres Problem haben muss, weil es ansonsten ja nicht sein kann, dass sie so agiert. Man muss dem oder der Täterin deutlich machen, dass das, was diese Person tut, eine Straftat ist, ein Gewaltakt. Das muss man sehr deutlich aussprechen. Das muss man sehr deutlich aussprechen. Es wäre besser, wenn wir keine Konfrontation ausführen, also nicht Opfer und Täter gleichzeitig in den Raum setzen, um darüber zu sprechen. Das ist nicht gut und führt auch tatsächlich nicht zum gewünschten Effekt, dass dann da irgendwas geklärt werden kann, weil eben ein Machtgefälle da ist zwischen diesen beiden Rollen und deswegen das Opfer nicht entspannt ist, sondern wieder in dieser Stressreaktion hängt und somit auch vielleicht wieder Dinge sagen könnte, die das Ganze entschärfen. Wir denken daran, es gibt diese vier Fs Fight, flight, freeze und Fawn.
Speaker 1:Eine dieser vier Reaktionen werden wir mit großer Wahrscheinlichkeit beobachten, während wir mit beiden in einem Raum sitzen und eben diese beiden Personen miteinander konfrontieren. Und unter Umständen ist das, wenn eine Lehrkraft dabei ist, tatsächlich das Vorn, also dass Dinge gesagt werden und getan werden, die nicht der Wahrheit entsprechen, um sich eben zu schützen vor weiteren Attacken der Täterin. Ja, und dann geht es im nächsten Schritt darum, das Opfer zu stärken. Wir müssen irgendein Sicherheitsnetz einführen, schülerinnen benennen konkret, die dann eben intervenieren, wenn sie beobachten, dass es noch so etwas gibt.
Speaker 1:Wir müssen schauen, dass das Selbstbewusstsein gestärkt wird, und unbedingt anbieten, dass wir externe Unterstützung zur Hilfe stellen, also dass wir zum Beispiel psychologische Beratungsstellen informieren und für das Opfer einen Termin ausmachen, das zumindest anbieten und immer wieder anbieten und somit eben dem Opfer die Möglichkeit geben, zu heilen und auch eigene Strategien zu entwickeln, damit umzugehen. Wir müssen das ja nicht alleine lösen, sondern wir können das dann an professionelle Unterstützung weitergeben. Wir suchen langfristige Lösungen, und wir schauen, dass wir die Zusammenarbeit fördern innerhalb der Gruppe. Wir schauen also, dass wir vielleicht dieses Alleinstellungsmerkmal mal wegbekommen, indem wir irgendwie dagegen arbeiten und über Individualität sprechen, gucken, dass vielleicht jeder ein bisschen ein Alleinstellungsmerkmal hat.
Speaker 1:Und ja, wichtig ist eben, dass wir immer wieder dranbleiben, immer wieder drüber sprechen und es nicht denken, dass das mit einem Mal bearbeiten, dann direkt bearbeitet ist, dass das mit einem Mal bearbeiten, dann direkt bearbeitet ist. Und wenn wir das tun, wenn wir es also ernst nehmen und sofort reagieren und wachsam bleiben, dann haben wir gute Chancen, nachhaltig einen großen Unterschied im Leben einzelner Menschen zu machen. Und das meine ich ernst, wenn wir schon in der Grundschule damit beginnen, nicht dem Opfer das Gefühl zu geben, es muss halt anders sein. Das ist, wie wenn wir jemandem, der zum Beispiel sexuelle Übergriffe erfährt, sagen du hast halt halt komisch verhalten, du musst halt mal anders sein. Ich hatte hier schon eine Podcast Aufnahme.
Speaker 1:Die ist leider gerade im Moment nicht angeschaltet, aber da wurde einer jungen Person gesagt geh doch mal zu den TäterInnen und frag die, wie du sein sollst, damit du weißt, wie du dich verhalten musst. Das war tatsächlich der offizielle Rat einer Lehrerin an eine Schülerin, die damals neun Jahre alt gewesen ist und noch zur Grundschule gegangen ist und schlimmes Mobbing erfahren hat. Damit wird das Opfer in die Verantwortung genommen, und es wird dem Opfer signalisiert du bist schuld daran, dass du Mobbing erfährst. Und das ist das falscheste Signal, was wir senden können, wenn wir darüber nachdenken. Das ist das falscheste Signal, was wir senden können, wenn wir darüber nachdenken, dass eben Selbsthass, suizidalität, depressionen oder Trauma die Folgen sind von langjährigem Mobbing oder auch von kürzerem Mobbing, je nachdem, wie das Mobbing stattgefunden hat. Also, es ist wichtig, und wir können eben hier ganz viel tun.
Speaker 1:Ich freue mich über einen Austausch. Ich habe heute eine Umfrage freigeschaltet, und ich bitte dich, an dieser Umfrage teilzunehmen. Guck doch mal unten bei Spotify, welche Frage ich dir da gestellt habe, und klicke deine Antwort an. Ich freue mich schon auf die Ergebnisse. Ich schicke dir jetzt liebe Grüße raus und wünsche dir ein hey. Ich wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest. Die Folge kommt ja jetzt kurz vor Weihnachten raus. Ich wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr und bis bald. Untertitelung des ZDF 2020.