
Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule
Schule sollte bunt und vielfältig sein – ein Ort, an dem sich alle Menschen wohlfühlen können!
Ich bin Corina, Lehrerin und stolz darauf, anders zu sein. Mit 40 Jahren habe ich herausgefunden, dass ich neurodivergent bin, und seitdem hat sich mein Blick auf Schule und Lernen grundlegend verändert. In meinem Podcast setze ich mich für ein inklusives Bildungssystem ein, das neurodivergente Schüler*innen und alle mit besonderen Bedürfnissen besser unterstützt und wertschätzt.
Schüler*innen mit ADHS, im Autismusspektrum, Hochbegabung, Legasthenie (LRS) oder Dyskalkulie haben oft ein feines Gespür für die Schwächen unseres veralteten Schulsystems. Sie zeigen uns deutlich, wo Handlungsbedarf besteht. Statt sie als „Problemkinder“ zu sehen und ihre Herausforderungen zu pathologisieren, sollten wir ihnen mit Verständnis und Unterstützung begegnen.
Ob queer, autistisch, hochbegabt, neurodivergent, psychisch erkrankt, behindert oder mit spezifischen Lernbedürfnissen wie ADHS, Legasthenie, LRS, Dyskalkulie oder FASD – diese vielfältigen Menschen gehören in unsere diverse Gesellschaft und verdienen es, gehört und verstanden zu werden.
Hör rein und entdecke, wie wir Bildung bunter und gerechter gestalten können!
Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule
76 - Der Schlüssel im Umgang mit neurodivergenten Schüler*innen
In meiner neuen Solofolge gibt es heute ein unglaublich wichtiges Tool im Umgang mit herausforderndem Verhalten. Ob autistische Schüler*innen oder ADHS, FASD, Hochbegabung, Tourette, Trauma, diese Information musst du als Lehrkraft im Umgang mit Störungen dringend kennen!
Die Episode beleuchtet, wie wichtig es ist, die eigenen Emotionen als Lehrkraft zu regulieren, um neurodivergente Schüler*innen besser unterstützen zu können. Missverständnisse und emotionale Reaktionen beeinflussen das Lernen und Verhalten im Klassenzimmer wesentlich.
• Emotionale Reaktionen von Lehrkräften als Einflussfaktor
• Herausforderungen bei der Arbeit mit neurodivergenten Schülern
• Praktische Strategien zur Reduzierung von Unruhe
• Positive Emotionen als wichtiges Werkzeug im Unterricht
• Einfluss von Stress auf das Verhalten der Schüler
• Notwendigkeit der Selbstreflexion für Lehrkräfte
Das Buch, das ich für weitere Recherchen zu diesem Thema empfehle heißt:
Handlen, Auswerten, Verändern und wurde von den Autor*innen Elvén und Sjölund geschrieben.
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Ich komme auch an deine Schule und bilde das gesamte Kollegium zu den Themen ADHS, Autismus & herausforderndem Verhalten in der Schule weiter!
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Liebe Grüße,
deine Corina
Hallo ChatGPT du. Was ist denn ein Kapierfehler?
Speaker 2:Ein Kapierfehler ist ein Begriff, der verwendet wird, um eine Art Missverständnis oder falsche Annahme zu beschreiben, die darauf beruht, dass jemand etwas nicht richtig verstanden hat. Es handelt sich dabei um einen Fehler im Verständnis oder in der Wahrnehmung einer Information oder einer Situation.
Speaker 1:Weißt du auch, woher dieser Begriff kommt?
Speaker 2:Der Begriff Kapierfehler scheint kein traditioneller oder weitverbreiteter Begriff zu sein. Es handelt sich vielmehr um ein relativ neues umgangssprachliches Wort, das Missverständnisse oder Fehler im Verstehen beschreibt. Es wird häufig im Kontext von Bildung und Neurodivergenz verwendet, um Situationen zu beschreiben in denen jemand etwas nicht richtig versteht oder erfasst.
Speaker 1:Wow, da sieht man eine Ante-GPT, was du seit letztem Jahr gelernt hast. Danke für deine Antwort. Ja, es ist schon wieder soweit Es gibt eine neue Ferienfolge mit Kapierfehler. Und zwar gebe ich dir heute eines der allerwichtigsten Tools an die Hand im Umgang mit neurodivergenten SchülerInnen. Das, was ich dir heute erzähle, wird deinen Umgang mit neurodivergenten Kindern nachhaltig verändern, denn es macht dir klar, wie sehr du selbst und deine Art, mit den Kindern zu sprechen, dich ihnen gegenüber aufzustellen, daran beteiligt bist, ob das dieses Kind schafft, sich irgendwie ruhig zu verhalten, oder ob es eben zu Schwierigkeiten kommt, zu Ausschreitungen, zu Eskalationen. Das, was ich dir heute mit an die Hand geben möchte, ist etwas, was ich aus dem Buch Handeln, auswerten, verändern von den beiden AutorInnen Elwin und Jölund mitgeben möchte. Das sind beides Menschen, die sich sehr stark spezialisiert haben auf autistisches Verhalten, auf den Umgang mit autistischen Kindern und Jugendlichen. Aber das, was sie eben immer und immer wieder betonen in Ihrem Buch, was für uns so relevant ist, ist, dass das, was Sie eben anhand dieser Autistischen die ADHSlerInnen, die FASDlerInnen, kinder und Jugendliche mit Trisomie 21, tourette-syndrom oder auch stark traumatisierte Kinder Nicht nur die alle, sondern eben sehr, sehr viele Kinder und Jugendliche, wo wir keine Diagnose haben, wo wir einfach nur wissen aha, da passiert etwas, und das lässt sich für uns nicht so leicht erklären. Ich versuche mal eine Situation zu schildern, und ich kann mir gut vorstellen, dass du diese Situation gut nachempfinden kannst, gut nachempfinden kannst. Also stell dir vor, du unterrichtest, du hast dich darauf eingestellt, dass also hast einen relativ engen Zeitplan, hast dir sehr viel Mühe gegeben, dein Unterricht vorbereitet und eine der Personen in deinem Klassenzimmer ist die ganze Zeit unruhig, und vielleicht summt die Person vor sich hin oder spielt mit den Stiften oder quatscht die ganze Zeit unruhig, und vielleicht summt die Person vor sich hin oder spielt mit den Stiften oder quatscht die ganze Zeit mit irgendjemandem, steht auf, macht einfach die ganze Zeit so ein bisschen Lärm. Das bringt dich selbst aus deinem Konzept und lenkt natürlich auch die Aufmerksamkeit sehr viel auf diese Person.
Speaker 1:Gleichzeitig können sich natürlich dadurch auch die anderen Kinder und Jugendliche in dem Klassenzimmer schlechter konzentrieren. Was automatisch passiert, ist, dass du versuchst, dieses Kind zu beruhigen. Du versuchst also das ist dein erster Schritt zur Lösung meistens mit dem Rufen des Namens, mit einer Bitte, dass es aufhören soll, mit einer vielleicht Ermahnung, besser noch mit einer sehr ruhigen Geste. Da kommen wir aber gleich dazu, warum das besser ist diese Unruhe, die von dieser einen Person ausgeht, zu beseitigen, zu besänftigen, sie etwas kleiner zu machen und so eben darauf zu hoffen, dass der weitere Unterricht stattfinden kann ohne diese stärkeren Störungen. Wenn das jetzt aber nicht aufhört, sagen wir mal, das geht die ganze Zeit weiter.
Speaker 1:Vielleicht fangen jetzt langsam auch an, andere Kinder sich zu beschweren und zu sagen ey, das stört mich total. Dann klar erhöht sich der Druck in dir als Lehrkraft, dass du da irgendetwas tun musst, du musst dich da jetzt drum kümmern. Und eigentlich kennen wir das alle, wir Lehrkräfte, dass das Druck macht, stress macht und auch vor allem das Gefühl gibt ja, gut, super. Ich kenne ja dieses Kind auch schon. Ich weiß ja, dass es jetzt relativ egal ist, was ich mache. Es wird jetzt wahrscheinlich nicht besser werden, und es ist ja selten ein Weg, den wir gehen, weil wir überzeugt sind, dass es der richtige ist, sondern es ist eher ein Weg, den wir gehen aus Not, weil wir dann nicht so richtig wissen, was wir alternativ tun können.
Speaker 1:Jetzt ein bisschen stärker in eine Körperhaltung, die demonstrieren soll, dass wir jetzt präsent sind, dass wir jetzt das Sagen haben, und auch unsere Stimme wird etwas bestimmter, sie wird etwas betonter, sie wird etwas lauter. Da können sich auch die Eltern jetzt, die zuhören und an ihre eigenen Kinder denken, mit angesprochen fühlen. Denn auch zu Hause passiert ja dasselbe Die Kinder, die drehen ein bisschen auf, und wir versuchen, das zu beschwichtigen, und wir bekommen es aber nicht hin, das zu beschwichtigen. Es wird immer nur noch schlimmer, und es wird noch schlimmer, und wir fangen dann eben an, unsere eigene Körperhaltung, unsere Stimme und alles dem anzupassen, was so in uns drin passiert. Und jetzt geht es eben genau um das, was als Konsequenz passiert.
Speaker 1:Nämlich, dieses Kind wird mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit vielleicht kurz wie so eine Art eingeschüchtert und erschrocken sein, vielleicht kurz wie so eine Art eingeschüchtert und erschrocken sein wird, aber vielleicht und das kommt jetzt eben ganz drauf an, wie viele Erfahrungen dieses Kind, diese jugendliche Person gemacht hat auch noch stärker eskalieren.
Speaker 1:Es wird vielleicht in eine Konfrontation gehen, es wird vielleicht mit uns schimpfen, es wird vielleicht sagen warum eigentlich immer ich, oder können Sie nicht mal endlich die neben mir macht genauso viel Quatsch? Also, es geht jetzt so in eine Richtung, dass dieser kleine, sehr nervige und vielleicht turbulente Aufruhr, den wir da davor hatten, größer wird Und dass der auch vor allem schlechter kontrollierbar wird. Und naja, jetzt kommt eigentlich dann fast schon der Moment, in dem wir mit unserem Latein am Ende sind. Jetzt können wir tatsächlich gar nicht mehr viel anderes tun, als entweder noch ein bisschen strenger, noch ein bisschen heftiger reagieren, vielleicht noch ein bisschen lauter werden oder vielleicht auch schon eine Maßnahme androhen. Auch das wäre jetzt eine Methode, die ich ganz gut kenne aus meinem Schulalltag, die ich auch schon genutzt habe, die aber von sehr vielen KollegInnen genutzt wird aus nicht wissen, was denn jetzt alternativ gut wäre, jetzt alternativ gut wäre.
Speaker 1:Und je mehr wir jetzt darauf eingehen und je mehr wir jetzt mit Konfrontation, mit Strafmaßnahmen, mit Androhen und so weiter da reingehen, desto schlimmer wird die Situation. Das Stören wird größer, der Raum, den dieses Kind, diese jugendliche Person bekommt, wird noch größer und nimmt im Prinzip all den anderen Raum weg. Es steht jetzt nur noch dieser Konflikt vorne an, und ich möchte dir heute ganz gerne erklären vielleicht eskaliert es am Ende, indem du sagst so raus mit dir, oder hier ist jetzt deine Strafe, oder du setzt dich jetzt um, oder oder, also. Das sind dann so. Oder du setzt dich jetzt um, oder oder, also das sind dann so die Methoden, die wir dann nutzen.
Speaker 1:Ich möchte dir ganz gerne erklären, was denn da eigentlich passiert, und wenn dir bewusst ist, was da eigentlich passiert, dann ist es eigentlich gar nicht mehr so schwer zu verstehen, was alternativ getan werden muss, um eben mit diesen Situationen besser klarzukommen. Und zwar gibt es zwei Phänomene in diesen neurodivergenten Gehirnen, also sagen wir mal am spezifischsten im autistischen Gehirn und im ADHS-Gehirn und in den anderen Gehirnen eben mit hoher Wahrscheinlichkeit auch. Wenn du also das beobachtest, was ich jetzt gerade geschildert habe, dass so eine Verstärkung der Lautstärke der Stimme und ein sich größer machen und ein betontes Aussprechen einer Strafmaßnahme oder einer Konsequenz, wie du auch immer das Ganze nennen möchtest, ist meines Erachtens die ein und dieselbe Sache dann es trotzdem dazu führt, dass da noch mehr passiert oder dass dann vielleicht ein Konflikt entsteht, dann wird das Gehirn eben genau das tun. Je jünger die Kinder und Jugendlichen sind, also je jünger die Kinder sind in dem Fall, desto eher kann dieses Phänomen noch auftreten.
Speaker 1:In der Regel sollte dieses Phänomen aber abnehmen. Nur wissen wir eben das könnt ihr nachlesen in diesem Buch, das ich vorher erwähnt habe Ich verlinke das auch unten in den Shownotes, da könnt ihr nochmal nachlesen Wir wissen, dass das in einem autistischen Gehirn und in einem ADHS-Gehirn und auch in einem Gehirn von vielen anderen psychischen Themen nicht so ist, dass also tatsächlich das nicht abnimmt, sondern da bleibt. Diese zwei Phänomene nennen sich einmal Affektlabilität, das heißt, dass es ganz schwierig ist für diese Personen, ihre eigenen Gefühle unter Kontrolle zu bewahren. Das ist dir wahrscheinlich schon bewusst, dass jemand, der eine ADHS hat, jemand, der autistisch ist, ganz große Schwierigkeiten damit hat, die Emotion zum Beispiel Wut oder die Emotion Stress, die Emotion Freude nicht so gut für sich behalten kann, sondern dass sie das sehr offensichtlich ausleben muss.
Speaker 1:Geht diesem Gefühl nach. Das ist das eine, aber was noch viel wichtiger ist, ist das andere, nämlich die Gefühlsansteckung. Und hier wird es jetzt ganz interessant. Also du als Lehrkraft, du fühlst ja etwas. Du fühlst etwas, was in dir aufkommt, und nicht nur in dir, sondern auch in den ganzen Kindern und Jugendlichen außenrum, die du unterrichtest. Sagen wir mal, du bist jetzt in einer Klasse mit lauter 15-Jährigen und diese eine Person stört, dann stört die ja meistens nicht nur dich, sondern auch ein, zwei, drei, vier andere Personen im Raum. Und es kommen in den Personen.
Speaker 1:Wenn du gestört wirst, kommt ein Gefühl in dir hoch. Bei manchen ist es eine Wut, bei manchen ist es ein Frust. Bei dir als Lehrkraft könnte es eine Ohnmacht sein oder das Gefühl von Hilflosigkeit, das Gefühl von totalem Gestresstsein. Da gehe ich nachher nochmal drauf ein, was totales Gestresstsein für eine Lehrkraft auch bedeutet im Umgang mit eben diesen Kindern. Gestresst sein für eine Lehrkraft auch bedeutet im Umgang mit eben diesen Kindern. Und diese Gefühle, die jetzt in dir hochkommen, die spüren diese Kinder, die spüren diese Wut, die spüren auch dieses Gestresstsein oder diese Ohnmacht, die spüren auch diesen Frust. Und das Problem ist aber, dass sie es zwar spüren, aber nicht ganz begreifen, dass das nicht ihre eigene Emotion ist, sondern die Emotion der anderen Person.
Speaker 1:Also sagen wir mal, du wirst jetzt richtig wütend. Das ist jetzt der Extremfall. Aber es gibt Lehrkräfte, die werden richtig wütend, und was auch immer der Auslöser dafür war, es ist ja ganz egal. Sagen wir mal, du wirst jetzt richtig wütend. Stell es dir mal einfach kurz vor im Umgang mit einem Kind, das ADHS hat, und du kannst dir selber eine Situation ausdenken, in der du vielleicht auch mal wütend geworden bist mit so einem Kind. Hat sich vielleicht angelogen, hat es dir was weggenommen? hat es einem anderen Kind was weggenommen? ist es gewalttätig geworden? gab es irgendwo einen Konflikt oder oder oder ganz egal. Aber du bist wütend.
Speaker 1:Und diese Wut, selbst wenn du versuchst, freundlich zu bleiben und selbst wenn du versuchst, sie nicht zu zeigen, die Emotion ist trotzdem da.
Speaker 1:Und es ist eben nachgewiesen, dass diese Emotion jetzt wahrgenommen wird von deinem Gegenüber. Das ADHS-Kind, das dir gegenüber sitzt, spürt diese Wut und wird auch wütend, nicht unterscheiden, ob das deine Wut ist oder die eigene Wut ist. Und plötzlich spürt es diese heftige Wut und kann aber und jetzt kommt eben dieser erste Affekt, diese Affektlabilität, die ich gesagt hatte als erstes Phänomen kann jetzt diese Wut nicht regulieren, kann, die im Gegensatz zu dir du bist vielleicht ein bisschen laut und schimpfst, wobei das ja auch schon ein nicht mehr kontrollieren ist. Wenn man schimpfen muss, dann ist man nicht mehr kontrolliert, ist man nicht mehr in der Selbstkontrolle. Schimpfen ist ein Anzeichen dafür, dass man nicht mehr in der Selbstkontrolle ist, dass man versucht, die Selbst jetzt von diesen Menschen dir gegenüber nicht mehr kontrolliert werden, und kommt dann raus. Deswegen fangen die dann an zu schimpfen oder Sachen zu werfen oder was auch immer. Das heißt, das Kind selbst muss eigentlich gar nicht wütend sein.
Speaker 1:Das Kind spürt deine Wut und reagiert darauf. Ebenso spüren diese Kinder, wenn du total im Stress bist, und sind plötzlich selber total gestresst, und reagieren dann aber, weil sie es eben nicht kontrollieren können. Und das ist für dich total wichtig im Umgang mit neurodivergenten Kindern und Jugendlichen. Das bedeutet für dich eine Sache, und zwar musst du für dich als Lehrkraft lernen oder als erwachsene Person, die mit diesen Kindern arbeitet, deine Gefühle so weit regulieren zu können, dass sie nicht so stark werden, dass sie auf die andere Person überspringen können. Du musst in der Lage sein, für dich einen Weg zu finden, aus deiner Wut rauszukommen, bevor sie überspringt auf das Kind oder auf die jugendliche Person.
Speaker 1:Ansonsten kommt es zu einem Konflikt, und an dem Konflikt ist dann gar nicht das Kind schuld, sondern es sind deine Emotionen rein prinzipiell die schuld sind. Und dass ein ADHS-Kind oder ein autistisches Kind oder ein FASD-Kind oder ein Kind mit Tourette-Syndrom, mit Tickstörungen, dass so ein Kind, auch ein hochbegabtes Kind, dass so ein Kind rumturnt, lärm macht, mit irgendetwas spielt, das ist ganz normal. Das hat mit dir und deinem Unterricht gar nichts zu tun, das hat mit der Störung zu tun. Das finden die nicht gut, aber sie können es nicht gut kontrollieren. Diese Hyperaktivität oder diese Unruhe, die ist da einfach vorhanden Und kann nicht gut reguliert werden, und das darf dich nicht wütend machen, sondern das darf dir zeigen.
Speaker 1:Okay, das Kind braucht jetzt gerade irgendetwas. Und jetzt kommen wir nochmal zur Anfangssituation zurück. Was können wir denn jetzt tun, um diese Unruhe zu beseitigen, ohne dass wir uns in unsere eigene Emotion reinschaukeln müssen, indem wir anfangen, dinge anzudrohen, und etwas tun, was eben keine Verhaltensänderung mit sich bringt? Was können wir hier tun? Ich denke jetzt einfach mal ganz kurz an irgendein beliebiges Kind, das so ein bisschen unruhig ist.
Speaker 1:Also entweder diese Unruhe, die dieses Kind macht, dieses bisschen Zappeln, dieses bisschen hier mal quatschen, da mal quatschen oder leichtes Summen, solange das ertragbar ist für die Gruppe und niemand sich jetzt wahnsinnig ärgert, ist es immer noch besser, das einfach da sein zu lassen, als eben in so eine Eskalationsspirale reinzugehen. Du riskierst die nämlich jedes Mal, wenn du anfängst, darauf zu reagieren, ohne zu wissen, wie du reagieren kannst. Oder du gibst diesem Kind irgendetwas zu tun, was leise ist. Du könntest zum Beispiel diesem Kind irgendwas in die Hand drücken, irgendwas, mit dem das Kind in der Hand rumspielen kann.
Speaker 1:Oder diese jugendliche Person, irgendein kleines Fidget-Toy zum Beispiel Oder ein Blatt. Du könntest mit dieser Person ausmachen wenn du da ein bisschen unruhig bist und ich dir so ein Blatt Papier hinlege, dann zeichne doch einfach irgendwas drauf, und dann weiß dieses Kind, das kannst du ja auch aussprechen. Im Übrigen, die wissen das ja, die sind ja nicht blöd. Du kannst denen ja ganz konkret sagen du, manchmal störst du mich mit deiner Unruhe. Ich weiß, dass du da gar nichts dagegen tun kannst, aber ist es für dich okay, wenn ich dir dann zum Beispiel einfach ein Blatt Papier hinlege, und du zeichnest dann irgendwas. Dann weiß ich nämlich, dass du gerade irgendwas Sinnvolles tust, und dann wird es vielleicht ein bisschen ruhiger.
Speaker 1:Oder vielleicht schickst du die Person ganz kurz raus und lässt die irgendwas holen, oder, wie gesagt, dieses Fidget-Toy. Damit habe ich sehr, sehr gute Erfahrungen gemacht. Manchmal hilft es auch, sich direkt vor die Person hinzustellen, aber halt nicht drohend, nicht sich groß machen, aber halt nicht drohend, nicht sich groß machen, nicht autoritär auftreten und quasi eine Gefahr darstellen, nein, sondern ganz ruhig und freundlich und anlächeln und quasi signalisieren ich sehe, es ist gerade richtig schwer für dich, und es tut mir total leid, dass das gerade so schwer ist, aber du störst mich, und jetzt bin ich gerade mal da. Vielleicht regulierst du die Person ja auch durch deine Anwesenheit, indem du einfach kurz da ein bisschen näher stehst und einmal anlächelst, kann auch schon sein, dass dadurch diese Unruhe ein bisschen runterfährt.
Speaker 1:Und wie gesagt, ansonsten ist das jetzt eben so. Das ist jetzt eben das große Problem im Umgang mit neurodivergenten Menschen, dass es kein Allheilmittel gibt. Ich kann dir nicht einen Werkzeugkoffer in die Hand drücken und sagen, hier sind diese fünf Methoden, und die funktionieren immer. Sondern. Das sind ja Individuen, das sind ja Menschen, Und jeder Mensch funktioniert anders. Das ist doch total logisch.
Speaker 1:Das heißt, die Frage ist doch, was braucht diese Person jetzt gerade? Braucht die jetzt nochmal drei Minuten draußen mit einer Atemübung? oder hilft es der Person vielleicht, wenn sie sich hinten hinstellen darf, hinter all die anderen und im Stehen zuhört? Das sind alles so Lösungen, die man ausprobieren kann, und dann kommt man in eine echte Veränderung, statt immer und immer wieder zu versuchen, ein Problem zu beseitigen, das sich nicht beseitigen lässt, nämlich Unruhe bei ADHS. Das können wir nicht beseitigen, das werden wir nie beseitigen.
Speaker 1:Das ist ein Thema, das ist immer da. Nur, wenn uns die Unruhe eben wie gesagt wütend macht oder frustriert, oder stresst, dann machen wir das Problem größer, und dann sind aber wir tatsächlich diejenigen, wir Lehrkräfte, die, die das Problem überhaupt erst lostreten. Also nochmal zusammenfassend es gibt zwei Phänomene. Phänomen Nummer eins ist die Affektlabilität, also das Problem, dass diese Menschen nicht in der Lage sind, ihre eigenen Gefühle gut zu kontrollieren, dass sie also, wenn sie wütend werden, diese Wut auch zeigen, dass sie, wenn sie gestresst sind, wahrscheinlich eine Stressreaktion zeigen.
Speaker 1:Eine Stressreaktion wäre eben Fight, flight, freeze oder Fawn. Es kann auch sein, ich werde ausgelacht von dieser Person. Das wäre auch ein Zeichen von Stress. Oder ich werde zum Beispiel gestresst, ohnmächtig, ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich tun soll. Das überträgt sich auch. Nur das ist dann wahrscheinlich etwas, was wir jetzt nicht ganz so krass beobachten können, sondern das führt dann eher dazu, dass die Person halt wie nicht mehr ansprechbar ist. Aber das egal, wie es ist, unsere Emotion spielt eine große Rolle.
Speaker 1:Emotion spielt eine große Rolle. Nummer zwei ist die Gefühlsansteckung. Das bedeutet, dass wir mit unseren Emotionen direkt dieselbe Emotion in der gegenüber sitzenden Person auslösen und dass diese Person dann aber wiederum diese Emotion nicht als fremd wahrnimmt, sondern als eigene Emotion wahrnimmt, und dann eben darauf reagiert, weil sie eben ihr Gefühl schlecht kontrollieren kann. Ja, also, das ist ganz wichtig, das im Blick zu haben, und alternativ wäre es also wichtig, sich für sich selbst Strategien herzulegen, wie wir unsere eigenen Emotionen kontrollieren können.
Speaker 1:Ich hatte schon gesagt am Anfang, ich gehe noch mal ganz kurz auf den Stress ein. Wenn du Stress empfindest, dann bist du auf der einen Seite in der Gefahr für deine neurodivergenten Menschen in deinem Klassenzimmer, weil sie diesen Stress auch spüren und ihn wahrscheinlich zu ihrem eigenen machen und deswegen dann leider eher störender werden als ruhiger. Das Schöne ist ja, auch die positiven Emotionen übertragen sich. Das heißt, wenn du zum Beispiel fröhlich bist oder dankbar oder voller Anerkennung für eine Person und das einfach nur spürst, während du mit dieser Person sprichst, dann spürt die diese Anerkennung ebenso und gibt sie auch an dich zurück. Das ist ja das Schöne an der ganzen Sache, das können wir ja nutzen für einen ganz positiven Umgang miteinander. Also, du musst für dich lernen, deine eigenen Emotionen in den Griff zu bekommen, eigenen Emotionen in Griff zu bekommen.
Speaker 1:Wenn du im Stress bist, dann hatte ich gerade gesagt, wirst du zur Gefahr in Anführungsstrichen für die Neurodivergenten. Aber und jetzt kommt noch ein zweiter kleiner Aspekt wenn du im Stress bist, dann schärfen sich deine Sinne auf mögliche Gefahren. Das ist ein uralt angelegtes Phänomen in unserem Gehirn. Du siehst dann plötzlich nur noch die Störungen, und du nimmst dann nur noch das negative Verhalten wahr. Du nimmst dann kaum noch was Positives, wahr?
Speaker 1:Und jetzt ist natürlich die Frage wen in deiner Klasse nimmst du denn als Stress und als Bedrohung wahr? in Anführungsstrichen? Es werden wahrscheinlich die sein, die du schlecht kontrollieren kannst. Also, wenn du sowieso schon merkst, du hast da Schwierigkeiten mit Unterrichtsstörungen, mit den Kindern und Jugendlichen, die dich stören in deinem Unterricht, dann achte mal darauf, ob du plötzlich, wenn du im Stress bist, nur noch die in deinem Blickfeld hast. Dann wäre eine allererste Methode, die nicht mehr anzuschauen, und das meine ich ganz ernst, sich dazu zu zwingen, sie eben nicht anzuschauen, weil auch schon, wenn wir unseren Blick abwenden, übertragen wir unsere Emotionen nicht ansatzweise so stark, als wenn wir ihnen direkt ins Gesicht schauen. Aber auch du kommst dann eher wieder zur Ruhe.
Speaker 1:Und die weitere Möglichkeit ist, einfach ganz kurz innezuhalten und dir in deinem Kopf bestimmte Sätze zu sagen, wie so Glaubenssätze Dieses Kind möchte dir nichts Böses, es kann auch gar nichts dafür, es hat nichts mit dir zu tun, es hat nichts mit dir zu tun, es hat gar nichts mit dir zu tun. Nimm dir diesen Satz mit Das, was hier gerade passiert, hat nichts mit mir zu tun. Das, was hier gerade passiert, hat nichts mit mir zu tun. Und dann ist es eben wichtig, wirklich den Blick für die positiven Dinge zu schärfen, die diese Personen mit sich bringen, damit du Anerkennung spüren kannst und damit du gerne mit dieser Person zusammen bist.
Speaker 1:Weil das spüren die sofort, und sie sind dann auch gerne mit dir zusammen. Es muss nur ernst gemeint sein, weil, wie gesagt, sie spüren deine Emotionen. Wenn es nur aufgesetzt ist, ist es keine Emotion, aber das ist der Weg raus für dich. Das ist ganz, ganz wichtig. Ja, und deswegen sage ich ja, wie ich in der Einleitung gesagt habe, es ist für mich der absolute Schlüssel im Umgang mit neurodivergenten Kindern und Jugendlichen, im Umgang mit Autismus, adhs, fasd, mit hochbegabten Kindern und Jugendlichen, mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen, und das kommt ja allen anderen genauso zugute.
Speaker 1:Es ist ja nicht so, als würden die anderen nicht davon profitieren, wenn du nicht wütend wirst oder wenn du dich nicht stressen lässt, nur diese, die eben zusätzlich das spüren und auch noch darauf reagieren. das tut denen ja auch nicht gut. Die können das nicht gut kontrollieren, und du weißt selber, wie das ist, wenn du dich nicht selber kontrollieren kannst, sondern wenn du Dinge machst, die du im Nachhinein bereust oder für die du dich schämst. Das ist nicht schön. Deswegen sollten wir das vermeiden.
Speaker 1:Dass ein Kind oder eine jugendliche Person in unserem Klassenzimmer irgendwie ausfallend wird oder Dinge sagt oder wütend wird, das möchte das ja überhaupt nicht. Ja, also, ich hoffe, du kannst damit was anfangen. Ich freue mich sehr über Kommentare unter dieser Folge, und ich wünsche mir jetzt sehr für den Jahresübergang morgen ist nämlich schon Silvester, und übermorgen ist dann ein neues Jahr. Deswegen wünsche ich dir jetzt erstmal einen wunderschönen Rutsch ins neue Jahr, und ich hoffe, dass wir nächstes Jahr ein paar Dinge erleben werden, die uns allen gut tun, dass wir dieses Jahr 2024 gut verarbeiten können.
Speaker 1:Und was meinen Podcast angeht, wünsche ich mir jetzt eben noch zum Jahreswechsel dass du mir folgst, dass du mir eine gute Bewertung dalässt, weil das sind einfach sehr viele Stunden Arbeit, die ich investiere in diesen Podcast, und ich freue mich, wenn du die Folgen teilst und wenn du Werbung für meinen Podcast machst, damit diese Arbeit sich lohnt und dass sie wirklich von vielen Menschen gehört wird, damit neurodivergente Kinder und Jugendliche eine bessere Chance haben, verstanden zu werden, und zwar richtig verstanden werden und nicht falsch. Ich danke dir fürs Zuhören, und ich schicke dir ganz viele liebe Grüße raus Bis bald.