
Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule
Schule sollte bunt und vielfältig sein – ein Ort, an dem sich alle Menschen wohlfühlen können!
Ich bin Corina, Lehrerin und stolz darauf, anders zu sein. Mit 40 Jahren habe ich herausgefunden, dass ich neurodivergent bin, und seitdem hat sich mein Blick auf Schule und Lernen grundlegend verändert. In meinem Podcast setze ich mich für ein inklusives Bildungssystem ein, das neurodivergente Schüler*innen und alle mit besonderen Bedürfnissen besser unterstützt und wertschätzt.
Schüler*innen mit ADHS, im Autismusspektrum, Hochbegabung, Legasthenie (LRS) oder Dyskalkulie haben oft ein feines Gespür für die Schwächen unseres veralteten Schulsystems. Sie zeigen uns deutlich, wo Handlungsbedarf besteht. Statt sie als „Problemkinder“ zu sehen und ihre Herausforderungen zu pathologisieren, sollten wir ihnen mit Verständnis und Unterstützung begegnen.
Ob queer, autistisch, hochbegabt, neurodivergent, psychisch erkrankt, behindert oder mit spezifischen Lernbedürfnissen wie ADHS, Legasthenie, LRS, Dyskalkulie oder FASD – diese vielfältigen Menschen gehören in unsere diverse Gesellschaft und verdienen es, gehört und verstanden zu werden.
Hör rein und entdecke, wie wir Bildung bunter und gerechter gestalten können!
Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule
78 - Bildung und Inklusion - wo stehen wir? - Alison & Corina
Hast du dich jemals gefragt, wie es ist, im Bildungssystem als "andersartig" wahrgenommen zu werden? Diese Episode von Kapierfehler nimmt dich mit auf eine Reise durch die komplexe Welt der Missverständnisse und Diskriminierungserfahrungen, die neurodivergente Menschen und queere Personen im Bildungssystem erleben. Als Lehrerinnen und spätdiagnostizierte ADHSlerinnen teilen wir unsere persönlichen Erfahrungen und reflektieren, wie die Diagnose unsere Perspektive auf Schulpolitik und Inklusion verändert hat. Gemeinsam beleuchten wir die Gefahren der aktuellen Bildungspolitik und die dringende Notwendigkeit, Vielfalt in Schulen zu fördern.
Wir sprechen über die Herausforderungen, die Menschen mit ADHS, Autismus und anderen neurodivergenten Eigenschaften begegnen. Unsere Diskussion umfasst auch die interkulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und England, wobei persönliche Erlebnisse und kulturelle Perspektiven in den Vordergrund treten. Solche Einblicke sind entscheidend, um das Verständnis und die Empathie in der Gesellschaft zu stärken. Der Austausch von Erfahrungen und die Bedeutung respektvoller Kommunikation spielen dabei eine zentrale Rolle, ebenso wie der Wunsch, Vorurteile abzubauen und zur besseren gegenseitigen Verständigung beizutragen.
Abschließend thematisieren wir, wie Inklusion im deutschen Bildungssystem systematisch verankert werden kann. Trotz der Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention bleibt die praktische Umsetzung oft aus. Wir teilen Erfahrungen aus dem Lehrkräftealltag, die verdeutlichen, wie wichtig eine echte innere Haltung zur Inklusion ist. Mit einem eindringlichen Appell ermutigen wir unsere Zuhörer, sich gut über politische Entwicklungen zu informieren und Vielfalt als zentralen Wert der Demokratie zu erkennen, um gesellschaftliche Unterschiede zu überwinden.
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Ich komme auch an deine Schule und bilde das gesamte Kollegium zu den Themen ADHS, Autismus & herausforderndem Verhalten in der Schule weiter!
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Liebe Grüße,
deine Corina
Bitte nehmen Sie das Übungsbuch auf Seite 38, Unit 4. Lass uns etwas Spaßiges machen.
Speaker 2:Was hat er jetzt gerade gesagt? Heute werden wir die nächste. Aufgabe anschauen. Was sind die Fragen? Und jeder von Ihnen wird sich mit schreiben. Let's start Questions with short answers. Ein kleines bisschen Angst, dass ich jetzt gleich dran bin. Was soll ich denn sagen? Do you like water slides? Guck mal den Himmel an, der sieht geil aus, Hallo Hey you Wake up.
Speaker 2:Oh fuck. Hallo, mein Name ist Corina Elfe, und das hier ist der Podcast Kapierfehler. Und jetzt könnten sich manche Leute denken ja weiß ich, ich höre das ja schon öfter, und so heißt das ja auch. Aber es ist so, dass dieser Podcast eben auch in einem anderen Format erscheint und das deswegen gar nicht so schlecht ist, dass ich mal ganz kurz sage, was es mit Kapierfehler aus sich hat. Das Wort Kapierfehler sagt eigentlich schon ganz genau, um was es geht. Es geht um Missverständnisse. In meinem Podcast spreche ich mit betroffenen Menschen, und zwar sind sie betroffen in Anführungsstrichen von Diskriminierung und Ausgrenzung durch andersartig sein, also weil sie autistisch sind, weil sie ADHS haben oder die Kombi aus Autismus und ADHS, weil sie hochbegabt sind, weil sie FASD haben, weil sie Tourette haben, also das Tourette-Syndrom haben, tickstörungen, Dyskalkulie, lrs, selektiver Mutismus, weil sie queer sind.
Speaker 2:Ich spreche mit jungen Menschen, mit älteren Menschen und aus betroffenen Sicht mit Menschen über Schule, und weil ich Lehrerin bin, bin ich ganz nah dran. Ich erlebe SchülerInnen nochmal ganz anders dadurch, dass ich jeden Tag mit ihnen arbeite. Und nachdem ich aber eine spätdiagnostizierte ADHSlerin bin, habe ich rückwirkend meine eigene Schulzeit auch nochmal ganz anders betrachtet. Und ja, heute soll es um Schulpolitik gehen, und das Interessante ist, dass die Person, mit der ich jetzt gleich hier spreche. Ja, da sage ich, ich sage jetzt gar nicht so viel davor, aber es ist schon wirklich schön, dass wir jetzt genau aus diesem Grund endlich zusammenkommen und endlich sprechen. Schon vorgenommen, und es ist bisher nicht passiert, aber jetzt sprechen wir.
Speaker 2:Und diese folge für die leute, die jetzt auf meinem kanal hören, das ist eine sonderfolge, sie kommt jetzt einfach raus zur aktuellen politischen lage. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir auch über diversität sprechen, dass wir über diskriminierung sprechen, dass wir über inklusionierung sprechen, dass wir über Inklusion in Schulen sprechen. Das sind ja so die Themen, die hier tatsächlich gerade in Gefahr sind und über die sehr viel gesprochen wird. Und ja, als multibetroffene Person ihr werdet gleich noch sehen, warum multibetroffen habe ich natürlich einiges dazu zu sagen, und ich glaube, das ist ein Format, das es auch zulässt, das Ganze etwas differenzierter zu betrachten.
Speaker 2:Ich freue mich auf jeden Fall jetzt sehr auf dieses Gespräch, und wer möchte, darf mir gerne folgen, auf Kapierfehler. Also meinen Podcast, den gibt es überall. Aber auch meine Homepage könnt ihr euch anschauen, wenn ihr wollt. Es gibt ein Newsletter, den ihr euch abonnieren könnt, und sonst guckt halt einfach bei Insta. Da bin ich auch unterwegs, und ich freue mich sehr auf Rückmeldungen zu dieser Folge. Ja, hi, alison, hi Hi. Ich habe eine Frage für dich mitgebracht Ich habe es dir schon angekündigt im Vorgespräch Und zwar du hast ja einen Migrationshintergrund. Ne, ja, hast du Rassismuserfahrungen gemacht aufgrund deines Migrationshintergrundes? Nö, interessant, aha, mir geht's nämlich genauso, und ich würde mit dir ganz gerne ganz kurz drüber sprechen, was das denn bedeutet, dass wir keine Rassismuserfahrung gemacht haben. Woran könnte das liegen bei dir, dass du die nicht gemacht hast?
Speaker 3:Ja, dreimal darf ich überlegen. Also ich denke, das macht schon einen großen Unterschied, woher man kommt. Wenn man aus dem englischsprachigen Raum kommt mein Vater ist Brite, engländer dann wird das als was Gutes angesehen. Du kannst die englische Sprache sprechen, wie toll. Das wurde mir immer als Kind gesagt, wobei selber als Kind fand, ich das gar nicht so super, weil also ich habe nicht bewusst rassistische Erlebnisse erfahren, direkt, sondern indirekt schon, dass ich quasi nicht ganz deutsch bin, und bei den Engländern war ich nicht ganz englisch. Also in dem sinne indirekt habe ich schon ja ausgrenzung erfahren, also das aber nicht in dem sinne soja, du bist engländerin, du darfst hier gar nicht in deutschland, sowas. Das habe ich jetzt nicht erfahren.
Speaker 2:Und auch nicht die Frage wenn man dich kennenlernt, wo kommst du denn her? oder doch?
Speaker 3:Nee selten.
Speaker 2:Oder so dieses und ursprünglich.
Speaker 3:Wenn man von Menschen, die eben aus einem anderen Land kommen, dass sie sagen, irgendwie wirklich nicht ganz Deutsch. Ja, interessant, das kenne ich auch Also ich kann ja sagen, dass ich eher Holländerin bin oder so, oder irgendwie auch so ganz leicht in der Sprache, dass die Betonung oder die Intonation, glaube ich, anders ist oder wie ich spreche, so die Art und Weise, glaube ich, anders ist.
Speaker 2:Oder wie ich spreche, so die Art und Weise. Ich habe also seltenstens. Du hast ja wenigstens noch einen englischen Namen, sodass man irgendwie vom Namen her auch noch auf die Idee kommen könnte, dich zu fragen wo kommt denn der Name her? Ich habe keinen englischen Namen. Ich heiße nicht Corinna mit zwei N, sondern Corina mit einem N. Das war auch irgendwie Absicht, weil das besser passte mit dem Englischen. Aber trotzdem kommt keiner auf die Idee, mich wegen des Namens jetzt über meine Herkunft zu befragen. Und dann sind wir beide weiß, wir haben beide helle Haut, helle Augen, und damit sind wir einfach okay. Ne, helle Haut, helle Augen, und damit sind wir einfach okay. Ne, Und ja, ich war immer ein bisschen anders, aber das hatte, glaube ich, mit mir mehr zu tun, weil ich einfach gemerkt habe, dass dieser Einfluss einer zweiten Kultur etwas mit mir gemacht hat und mit der Art und Weise, wie ich mich zugehörig fühle oder nicht.
Speaker 2:Aber andere haben mich jetzt zum Beispiel nicht ausgegrenzt. Also ich habe diese Erfahrung tatsächlich ganz, ganz wenig nur gemacht, Also nicht aufgrund meiner Herkunft, sondern wegen ganz anderen Themen vielleicht, Und ich mache mir gerade in den letzten Wochen extrem viele Gedanken darüber, weil das natürlich ultra privilegiert ist, ne, Eine Migrationsgeschichte zu haben und keinerlei Rassismuserfahrung zu haben. In der Diskussion, wo es um doppelte Staatsbürgerschaft geht und die Frage kann man jemand, der straffällig wird, diese entziehen und aus dem Land rausschicken? diese entziehen und aus dem Land rausschicken? da denke ich mir, ihr unterscheidet doch nur darin wo die Eltern herkommen.
Speaker 3:Ja also diese ganze Bewegung also es ist einfach sehr verstörend. Also ich denke, da könnte man eine ganze Podcast-Folge drüber sprechen, was da für ein Menschenbild, eine Wahrnehmung dahinter steckt und Ängste. Also ich habe nicht direkt in dem Sinne eine Abwertung meiner Herkunft, dass ich aus England komme, erfahren Aber in dem Sinne diese Andersartigkeit irgendwo. Also ich wurde schon auch in der Schule immer wieder mal gemobbt, nicht direkt, weil ich sage du bist Engländer.
Speaker 3:Und nicht direkt, weil ich sage, du bist Engländer, vielleicht doch in der Grundschule, ein bisschen so nach dem Motto, da wird ja irgendwas gesucht, aber nicht, weil es wirklich meine Nationalität anders war, sondern in dem Sinne, mein Wesen einfach anders war. Und das ist etwas in dem Sinne, was auffällt und eben viele nicht mit umgehen können. Diese Andersartigkeit. Das ist eben bei Kindern wirklich, dass also die spiegeln das quasi wieder, was von den Eltern weitergegeben wird. Und ja, es ist ja einfach in vielen verschiedenen Bereichen, sei es eben, wenn es uns Thema Geschlecht geht, Nationalität, ja einfach in vielen verschiedenen Bereichen, sei es eben, wenn es uns Thema Geschlecht geht, Nationalität oder psychisch gestört oder nicht.
Speaker 3:Das ist ja jetzt auch mit Thema jetzt auch plötzlich auch im Gespräch dass wir jetzt dann Menschen mit psychischen Störungen jetzt auch noch quasi registrieren sollen, und vielleicht werden sie dann auch noch, sag ich mal, abgeschoben, schon alleine Deswegen. Dann dürfen sie nicht hier sein, und wie weit geht das? In dem Sinne, mit Migrationshintergrund sind wir dann letztendlich auch irgendwann davon betroffen?
Speaker 2:Ja, das ist die Frage. Also das ist etwas, was ich mich wirklich frage, weil ich glaube, zumindest nicht sofort, weil die Menschen haben ja ein Bias. Also ich meine, die Menschen wachsen auf und haben diesen internalisierten Rassismus Ganz extrem. Und das ist das, worauf ich hinaus wollte. Also, integration hat ja ganz viel damit zu tun, wie die Gruppe, in die ich reinkomme, auf mich reagiert, und ich wurde einfach ganz natürlich integriert. Also, wenn ich jetzt mal nur von meiner Herkunft oder von diesem Migrationshintergrund, ausgehörigkeit aus diesen Aspekten heraus angeht, war das selbstverständlich, und das war einfach so. Eicher heißen, dunkle Haare, haben dunkle Augen, dann sähe das anders aus. Dann müsste ich etwas dafür tun, dass man mich integriert, von sich aus. Und das ist genau mein Problem bei dieser ganzen Geschichte, weil ich mir denke, wir reden hier über, die können sich nicht integrieren, oder sie wollen sich nicht integrieren, und dann wird vielleicht jemand straffällig oder was auch immer. Und ich frage mich warte mal, wir bewerten doch ein und dasselbe Verhalten unterschiedlich, je nachdem, wie eine Person heißt oder wie eine Person aussieht.
Speaker 3:Ja, aber ich denke, was man auch noch im Kopf haben muss, ist du bist quasi als Einzelne mehr oder weniger, und du bist nicht quasi Teil einer großen Gruppe, die jetzt, glaube ich, für viele in dem Sinne beängstigend ist. Ich glaube, da spielt ganz großes Thema Angst eine Rolle, und wir werden quasi überflutet, und meine Gruppe wird dadurch. Meine deutsche Community oder Gruppe, wo ich ja quasi zugehörig werde, ist in Gefahr. Das sind ja, glaube ich, so urmenschliche Instinkte oder Tendenzen, in-group, out-group, und wir waren in dem Sinne nicht als quasi eine Out-Group, sondern wir waren ja einzeln. Ich war ja alleine in der Klasse, ich kann mich auch gar nicht dran erinnern, irgendwie ein anderes Kind mit Migrationshintergrund Damals. Ich bin ja mit sechs Jahren mitten in der ersten Klasse, mitten im Schuljahr reingesetzt worden, und ich konnte kein Deutsch.
Speaker 2:Ah, das ist nochmal ganz anders als bei mir tatsächlich.
Speaker 3:Also, da war das, da wurde ich in dem Sinne schon positiv aufgenommen. Hey, da ist jemand aus England, also das war erst mal ganz positiv, und ja, wir haben zwei Schüler, die hier auch ein paar Wörter auf Englisch sagen können, und dann die Hello und Goodbye und Thank you und Please gesagt, und da habe ich noch gedacht, das war sehr toll. Die paar Wörter kann ich auch noch auf Deutsch, aber mehr konnte ich ja dann nicht. Also, es war in dem Sinne erst mal so positiv, aber nachher war es schon für mich sonst aber nicht einfach. Also so Verständnis dafür, wie schwer das jetzt für mich war, da in die Klasse so richtig reinzukommen, das war für mich schon auch auch anstrengend, weil ich dann mal so wörter, mal sagen wir falsch benutzt habe zu fördern wie schlüpfer. Da habe ich gedacht, dass wenn slippers, und dann hat er sich total darüber kaputt gelacht, und das war so, und ich habe mich dafür total geschämt.
Speaker 2:Aber es ist eigentlich so süß. Eigentlich ist es so süß und total klar, dass man lacht. Ich würde im Nachhinein auch lachen, als erwachsene Person.
Speaker 3:Aber klar, für dich war das schlimm. Also schon, da schon Thema, nicht ganz zuzugehören. Ja, natürlich Das verstehe ich.
Speaker 2:Aus der Perspektive ist es was ganz anderes als das, was ich erlebt habe, weil ich bin hier geboren. Ich bin hier geboren, ich, als eines von vier Kindern. Ich habe diese deutsche Mutter und bin also. Die Hauptsprache zu Hause war immer Deutsch, und das ist schon nochmal ein großer Unterschied. In dem Fall, ja, bei uns war die Hauptsprache Englisch zu Hause. Ja, siehste, das ist ein großer Unterschied.
Speaker 3:Ja, meine Mutter hat auch mit uns Englisch gesprochen, und ich hatte auch eben englische Freunde ja auch. Und wie gesagt, da gab es eben auch Zeiten, wo ich bei den Engländern war, ich die Deutsche auch, und wie gesagt, da gab es eben auch Zeiten, wo ich bei den Engländern war, war ich die Deutsche auch, und ja, und andersrum dann, und habe mich schon sehr früh beschäftigt. Also, ich habe da eben sehr früh schon, sage ich mal, analysiert wie ticken Menschen? Das ist halt nicht ohne Grund, warum ich Psychologie auch studiert habe. Ich habe die Menschen sehr früh beobachtet. Ich war auch sehr erwachsen, auch als Kind. Also das erwachsene Frauen sich mit mir schon. Also war ich zwölf oder Jahre, wo sie auch ich sag mal über sehr persönliche Sachen mit mir gesprochen haben, weil ich da ja, ich wollte die Menschen halt einfach verstehen und warum sie so unterschiedlich sind. Das ist schon etwas, was mich ein Lebenslang einfach begleitet.
Speaker 2:Ja, kann ich gut verstehen, geht mir auch so. Und da kommen wir jetzt hier, ne, also, es wird heute noch ganz oft so sein. Das wird, glaube ich, für die Zuhörenden auch ganz lustig sein, weil wir was du gesagt hast, könnte ich eins zu eins wiedergeben, das war total abgefahren ist selber neurodivergent. Also spätdiagnostizierte Person mit ADHS hat zwei Schulkinder, die ADHS haben. Ich glaube, die sind sogar ähnlich alt. Also, mein Kleiner ist zwölf, mein Großer ist 16. Ich glaube, das war auch so oder Ja, stimmt.
Speaker 3:Also, mein Großer wird jetzt 16 und mein Kleiner ist zwölf geworden.
Speaker 2:Zwei Jungs mit ADHS, die gleich alt sind, dann die Fächer waren, glaube ich, auch dieselben. Also, ich habe Mathe, bio studiert.
Speaker 3:Du Psychologie habe ich ja studiert, aber ich hatte Mathe Leistungskurs. Ah, okay.
Speaker 2:Dann waren das wenigstens nicht die Fächer. Aber gut, ich habe ja noch diese psychologische Grundzusatzgeschichte gemacht, und du hast halt Psychologie studiert. Also es war schon sehr lustig, fand ich, dass wir da so und halt dann noch klar die englischen Wurzeln, wo ich also ja deswegen es bringt der Zufall oder ja Menschen zusammen.
Speaker 3:Und ja, ich finde das auch einfach sehr spannend, weil durch unsere Gemeinsamkeiten ja, wir ja und uns auch ja, unseren Werdegang und unseren Blick halt auf auch gerade im Umgang mit Vielfalt so ähnlich oder in dem Sinne auch besonders in dem Sinne anders ist, auch im Vergleich zu den meisten Lehrkräften mit denen wir arbeiten.
Speaker 2:Und das, glaube ich, ist auch wirklich das, was mich zunehmend stärkt, was mich zunehmend stärkt darin zu sagen es gibt gar nicht so viele ExpertInnen, die wirklich erzählen können, wie es sich anfühlt, neurodivergent zu sein. In dem Fall kann ich natürlich nicht überlt neurodivergent zu sein, jetzt. In dem Fall kann ich natürlich nicht über alle Neurodivergenzen sagen, wie es sich anfühlt, aber ich kann doch sagen, wie es ist, adhs zu haben und autistisch zu sein. Davon gehe ich zumindest aus, aus diesen drei verschiedenen Perspektiven, die halt mit Schule zu tun haben, und das können einfach nicht viele Menschen machen. Das bestärkt mich darin, das auch weißt du, nach außen zu tragen und nicht das so für mich zu behalten, sondern wirklich zu sagen ich versuche, diese Perspektive zu erklären, zu ja, weiß nicht, zu greifbar zu machen und damit vielleicht für mehr Verständnis zu sorgen. Das ist das, was ja auch dein Ziel ist. Ne, ja, auf jeden.
Speaker 3:Fall. Also, ich habe auch so das Bedürfnis, das nicht so für mich zu behalten, sondern das weiterzugeben, und das, was ich in dem Sinne beobachte, diese Unstimmigkeiten, ich will sie loswerden, in dem Sinne, dass es nicht irgendwie nur in mir so brodelt. Also, ich habe so eine Unruhe auch, und das hängt wahrscheinlich auch mit der Neurodivergenz zusammen, wenn man sich im ADHS-Spektrum zugehörig fühlt. Und ich möchte in dem Sinne dazu beitragen. Also, es ist so meine Vision, die sich vor zehn Jahren herauskristallisiert hat, wo es mir darauf ankommt. Das ist so mein innerer Antrieb.
Speaker 3:Ich will dazu beitragen, dass ich Menschen besser verstehe, und zwar im doppelten Sinne. Das heißt, wenn wir uns selbst verstehen, dann können wir uns auch untereinander besser verstehen. Und ja, eben die Erfahrung, die ich gemacht habe in meiner Kindheit, dass es eben anders ist, als Deutsche zu sein, als Engländerin, dass es eben anders ist, als Deutsche zu sein als Engländerin Vieles war ja zum Beispiel auch ein ganz großer Unterschied, auch im Fernsehen, wie Humor gelebt wird in der englischsprachigen Welt und in der deutschsprachigen Welt, das fand ich immer so krass, dass Menschen so anders sein können, und zu sehen dann auch wiederum so Vorurteile. Es gibt schon auch bei den ich sag, sage mal mehr von, vielleicht von der englischen Seite gegenüber den Deutschen, auch Die Deutschen, die damals den Krieg quasi.
Speaker 3:Das ist krass wie das bei denen noch drin ist.
Speaker 2:Wie oft ich auf den Krieg angesprochen werde, wenn ich in Großbritannien bin. Das ist Wahnsinn.
Speaker 3:Ja also da, das sind so Sachen, die da einfach prägen the crowds, dann auch das immer wieder geäußert. Also das macht schon was mit einem, auch als Kind, Auch wohl in dem Sinne, dass man meinen könnte, ja, Deutsch und Englisch zu sein ist ja nicht so krass unterschiedlich, aber es macht schon was mit der.
Speaker 2:Psyche Also das ist schon, das sind schon zwei ganz unterschiedliche Herzen, die da so in mir schlagen. Also, wie gesagt, meine Prägung ist wahrscheinlich stärker deutsch als deine, so wie ich das jetzt raushöre. Und trotzdem habe ich sehr vieles von dem, was so also zum Beispiel schon allein, wie wir einander ansprechen, wie respektvoll oder nicht respektvoll wir miteinander sprechen, also die Deutschen, die immer so darauf bestehen, dass gesiezt wird, und dass das, was mit Respekt zu tun hat, und so weiter, und ich denke mir, wir sprechen überhaupt nicht respektvoll miteinander.
Speaker 2:Da kann man noch so viel sie davor sprechen, das, was respektvoll miteinander sprechen bedeutet, das könnt ihr euch mal wirklich von Briten abschauen.
Speaker 3:Ja, vor allem ich muss jetzt gerade dran denken, wie ich meine Oma begrüßt habe und wie ich meine Nanny begrüßt habe. Ich musste mir meine Hand geben zu meinem Oma und Opa, und das war für mich so befremdlich und auch immer so. Ja, für mich war das immer so. Hand geben ist eher was so auf Distanz, ein Zeichen von Distanz und nicht von Höflichkeit oder Respekt oder so. Und eben was heißt Respekt? Und das wird in ja typisch deutsch in dem Sinne sehr an solchen Äußerlichkeiten festgemacht. Aber innerlich ist nochmal was ganz anderes, und diese Unstimmigkeiten habe ich schon auch sehr früh gespürt, und mein Sohn spiegelt sehr vieles so wieder und erinnert mich an meine eigene Kindheit. Mein jüngster Sohn ist ja mit Autismus diagnostiziert, hat zwar auch ADHS-Züge, aber nicht diagnostiziert, und eben diese Sachen, die er so ausspricht. Ich dachte, ja, das kann ich so gut nachvollziehen.
Speaker 2:Und diese, wie gesagt, unstimmigkeiten. Und da sind wir jetzt, glaube ich, bei einem ganz, ganz wichtigen Thema auch angekommen. um mal so in die Richtung Bildung reinzuschauen was so die deutsche Haltung vielleicht ist das Wort Haltung hier das Richtige was so die deutsche Haltung und das, was so in Gesetzen steht oder was so die Intention vielleicht ist, wie sehr sich das auch widerspricht? Also, wenn ich jetzt an das Thema Inklusion denke, dann stehen da unfassbar viele Gesetze. Also, im Schulgesetz Baden-Württemberg finden wir total, viel, total viel. Es gibt die UN-BRK, wo im Prinzip seit 2009 Deutschland zugestimmt hat, daran teilzunehmen und teilzunehmen in Anführungsstrichen das mit aufzunehmen als Grundwerte unserer Gesellschaft. Die steht also UN-BRK. die UN-Behindertenrechtskonvention steht über allen Schulgesetzen, über allen anderen Gesetzen drüber und sollte somit ja überall gelebt werden. Und da stimmt man zu und sagt Deutschland ist so cool, deutschland macht Inklusion, deutschland ist hier offen und so weiter. Aber von Inklusion ist hier also meines Erachtens ganz, ganz, ganz wenig angekommen.
Speaker 3:Ja, das ist wirklich erschreckend. Also, wie du sagst, es steht über dem Schulgesetz, und im Alltag spürt man da gar nichts von. Nein Und ja, seit 2009,. Das sind also 15 Jahre, und ich setze mich ja erst so richtig bewusst seit zwei Jahren damit auseinander, seitdem ich auch Neurodiversität wirklich ja ich sag mal ja bewusster oder durch die Diagnose auch von meinem Sohn damit umgehe. Und es war auch ein Jahr, wo ich mir auch ein Jahr Auszeit in dem Sinne genommen habe und da auch die Möglichkeit hatte, auch ein bisschen raus aus dieser Schulmaschinerie auch mal auszusteigen, zu anderen Blickwinkeln auch da einzunehmen.
Speaker 3:Und je mehr ich mich da mit der Thematik beschäftige, also finde ich also, mir fehlen einfach die Worte eigentlich, was abläuft, und je mehr man sich auch mit Menschen unterhält, die sich damit auseinandersetzen, oder auch im Ausland auch guckt, wie da die Rückmeldungen auch sind, wie wir Inklusion verstehen oder umsetzen beziehungsweise nicht umsetzen, finde ich, deswegen ist es mir ein Herzensanliegen, da jetzt dringend mehr Aufklärung zu schaffen. Ich habe vor zwei Jahren Kontakt zur Bezirksregierung aufgesucht, weil ich gerne in die Lehrerfortbildung wollte, wollte, auch eben um Menschen über Thema Neurodiversität, vielfalt und Inklusion aufzuklären, und es fing ja schon erstmal damit an, dass es dann es gibt ja so bestimmte Schienen, wo man da Fortbildung anbieten kann im Bereich Vielfalt oder halt Inklusion. Das heißt, das sind zwei verschiedene.
Speaker 2:Ja, das ist schon richtig lustig, aber kann ich auch gleich was dazu sagen, ja.
Speaker 3:Und dann weißt du ja, wo gehe ich jetzt hin. Also, eigentlich ist mein Thema ja Vielfalt, aber es geht ja letztendlich auch um Inklusion von Vielfalt. Und ja, vielfalt wird aber eher darunter verstanden, leistungsvielfalt. Vielfalt ist aber wird eher darunter verstanden, leistungsvielfalt, dieses leistungsorientierte, dass man da Binden differenziert und verschiedene Zugänge ermöglichen soll. Inklusion ist nochmal was ganz anderes. Dann habe ich mich mit der Dezernentin oder Fachberaterin da gesprochen, und sie sagte ja, wir sind gerade dabei, eine Erhebung vorzubereiten. Jetzt soll erst quasi also die noch nicht mal durchzuführen, sondern vorzubereiten, eine Befragung zur Bestandserhebung, wie Inklusion an den Schulen umgesetzt wird oder wie der Bedarf ist und so weiter, jetzt nicht wahr sein. Also deswegen, nächstes Jahr können sie erstmal gar nicht gebrauchen. Und dann habe ich ein Jahr später nochmal gefragt, und dann hieß es ja, also jetzt sind gerade Themen wie Digitalisierung, ki und Gewaltprävention, das sind jetzt die Themen. Auf Bezirksregierungsebene bin ich da jetzt mehr oder weniger vor die Wand gelaufen, und im Schulalltag sieht es nicht viel anders aus. Also, es ist sehr, sehr mühselig. Das Thema Inklusion ist, glaube ich, eher ein rotes Tuch in der Schule.
Speaker 2:So ist es ganz genau. In welchem Bundesland bist du NRW? Okay, gut, ja, weil ich bin ja in Baden-Württemberg, und dann bin ich ja noch am Gymnasium, also an der ganz schlimmen Schulart, was das Thema Inklusion angeht, und es ist genau so. Also, ich habe ja tatsächlich vom Land ein Zertifikat erhalten, erhalten, und trotzdem, jetzt bin ich da ja gar nicht mehr tätig, weil ich musste ja innerhalb Baden-Württembergs umziehen das hatte gar nichts mit der Schule zu tun, sondern aus privaten Gründen ich nicht als Expertin gesehen werde, und dass die gar nicht wissen, was sie mit mir anfangen sollen.
Speaker 2:Und ich denke mir hey, leute, ich gebe Fortbildung zum Thema Inklusion von neurodivergenten Kindern, und wie kann es sein, dass dieses Thema also eigentlich das ist jetzt mal meine Perspektive eigentlich müssten die schreien yes, hier hier, hier, wir brauchen dich, wir brauchen hier Fortbildung, dort Fortbildung, du musst hier in die Schullandschaft raus. Und schon allein da fängt es an, das so zu sehen und das so auszudrücken und das so zu sagen. Das ist ja schon mal der allererste Punkt, der ganz wenig mit Inklusion zu tun hat. Und die sehen diese Notwendigkeit nicht, und das macht mich, das frustriert mich extrem.
Speaker 3:Und das frustriert mich extrem. Da ging es mir zuerst zum Thema Leistungsbewertung, um Ungerechtigkeiten, transparenz zu schaffen, und ich habe da auch in dem Sinne eine andere Expertise als Psychologielehrerin mitgebracht, weil ich einfach von Testtheorie da einen anderen Hintergrund auch habe, und ich fand es schon ganz schlimm, das zu ertragen, wie willkürlich Leistungsbewertung in der Schule betrieben wird. Ich dachte, das kann doch gar nicht sein, dass jeder bewerten darf, wie er möchte, und auf der einen Seite haben wir so viele Vorgaben, was wir in den Lehrplänen machen sollen, und sind da so starr irgendwie, und dann aber in so grundlegenden Reihen, was so gerade so ja, eben Leistungsbewertung wird aber da nicht geguckt. Und jetzt ist es halt so. Ja, du hast ja selber gerade gesagt, vorhin steht da auf dem Papier steht da viel zur Inklusion, kann man sehr viel nachlesen.
Speaker 2:Ganz genau.
Speaker 3:Und das, was man halt mitkriegt über Inklusion, ist, dass man einen Nachteilsausgleich stellen soll Als Schule oder als Lehrer ist man dazu verpflichtet, aber wie schön das umgesetzt wird und was das wirklich heißt und was dahinter steckt, warum in dem Sinne das Kind oder der Schüler oder der Schülerin das erhält, das wird überhaupt nicht verstanden, weil das in dem Sinne Inklusion überhaupt nicht erstmal grundlegend nicht verstanden wird und ja das Bewusstsein gar nicht dafür da ist. Also es ist so, als ob ja es nicht. also ich weiß es nicht.
Speaker 2:Es ist einfach so, als hätte man also im Prinzip das ist ja in unserer Schullandschaft ja ganz oft so also im Prinzip hat man gesagt so, wir wollen jetzt, dass du plötzlich Experte wirst für etwas, aber wir geben dir halt überhaupt keine Grundlagen dafür. Und wie sollst du Experte in etwas werden, wenn du keine Grundlagen dafür bekommst? Das ist halt nicht möglich. Ja, und ich finde das wirklich interessant wie geglaubt wird, dass Lehrkräfte zum Beispiel wissen, wie man einen Nachteilsausgleich gestaltet, ohne dass man einen Nachteilsausgleich, ist totaler Quatsch.
Speaker 2:Die hat halt immer jedes Mal, wenn ein Kind gesagt hat oder die Eltern gesagt haben, wir brauchen hier einen Nachteilsausgleich, halt pauschal mehr Zeit gegeben in Klassenarbeiten, dann waren meine Kinder an der Schule, wo es hieß, es gibt keine Nachteilsausgleiche in Baden-Württemberg. Und das, obwohl kann natürlich sagen, jede einzelne Lehrkraft und jede einzelne Schulleitung hat da die Verpflichtung, sich damit auch auseinanderzusetzen. Aber es ist ja auch ein Zeichen dafür, dass vielleicht schulpolitisch, insgesamt politisch dieses Thema viel zu irrelevant ist und gar nicht darüber gesprochen wird, weil nämlich niemand auf die Idee kommt, sich darüber Gedanken zu machen, wenn man nicht darüber spricht und auch nicht im Bewusstsein hat, dass es ein Thema ist.
Speaker 3:Ich wusste das vorher auch nicht, dass letztendlich das Schulgesetz drüber steht, was das heißt, und dass es nicht heißt, wir müssen jetzt nur einen Nachteilsausgleich für einzelne Schüler erstellen, damit sie mit in der Klasse drin sein dürfen. Das ist so. ne, genau, auch schon dieses Denken, das ist nicht Inklusion, sondern das ist halt eher machen, damit ja da nicht rechtlich gegen angehen können, oder also es ist halt so von oben aufgesetzt. aber also, es wird gar nicht weitergegeben, dass es heißt, dass wir also erstmal als Lehrkräfte überhaupt fortgebildet werden, dass das Schulsystem grundsätzlich in seinen Strukturen sich auch anpassen muss.
Speaker 2:Genau, und das steht ja auch in der UN-WRK schulsystem, was höchst exklusiv ist, also gerade das gymnasium.
Speaker 3:Also wie oft hört man da so ja, wenn du nicht mitkommst, dann bist du hier falsch, dann musst du auf eine andere schulform, oder was ich auch schon als mutter dann hören darf. Und ich meine, die wissen auch, dass ich Lehrerin bin, und sagen dann sie wollen ja, dass ihr Kind ja regelgeschult wird.
Speaker 2:Also jetzt muss man sich mal Ganz genau dabei steht in der UN-BRK ja drin, das ist der Artikel 24, für alle, die sich das gerne übrigens nachlesen wollen. In der UN-BRK, artikel 24, da geht es ganz konkret um das Thema Bildung, und 2016 wurde das auch noch mal weiter konkretisiert für Deutschland. Und hier gibt es einen Absatz, in dem ganz klar über die Ausbildung oder Weiterbildung von Lehrkräften gesprochen wird, und zwar, dass eben die Schulleitungen dafür sorgen müssen, dass regelmäßig Weiterbildungen an den Schulen stattfinden, damit die Lehrkräfte eben im Umgang mit Inklusion gestärkt sind und wissen, was zu tun ist. Aussieht Alison, aber ich hatte also ich an meinen eigenen Schulen und ich bin seit 17 Jahren Lehrerin null, nicht eine einzige Fortbildung zum Thema Inklusion.
Speaker 3:Du Ja. Also ich bin 20 Jahre im Beruf, und also zur Inklusion allgemein habe ich keine Fortbildung. Also ich habe mitbekommen, oder jemand von extern gekommen ist für eine Inklusionsschülerin, die eben mit Hörschädigung zu uns gekommen ist, und da wurden wir über die Hörschädigung aufgeklärt, was das heißt, was kann sie, was die Schwierigkeiten?
Speaker 2:Also das war das höchste, was wir da sagen wir bekommen haben. Aber das ist ja auch schon wieder ein typisches Beispiel dafür, wie Inklusion verstanden wird, Weil dann kommt jemand mit einer Hörschädigung, mit einer Behinderung, da wird verstanden, dass dann Inklusion wichtig ist, Und dann kümmert man sich auch darum, dass alle eine Info bekommen. Aber ein autistisches Kind, ein Kind, das ADHS hat, ein Kind, das hochbegabt ist, ein Kind, das Tourette-Syndrom hat, ein Kind, das stark depressiv ist oder komplex traumatisiert ist, ganz egal, all diese Menschen haben ja eben auch besondere Bedürfnisse. In Anführungsstrichen also vielleicht eine bestimmte Verhaltensweise, die etwas Bestimmtes bedeutet, Und ich als Lehrkraft sollte genau wissen, was bedeutet das denn, wenn das Kind plötzlich anfängt, sich die Haut von den Händen runterzukratzen? Oder was bedeutet es denn, wenn das Kind plötzlich anfängt, andere zu beschimpfen und einen Stuhl durch den Raum zu werfen? Dass ich als Lehrkraft weiß was bedeutet das, und wie gehe ich damit um?
Speaker 3:Ja, damit werden Lehrkräfte einfach alleine gelassen?
Speaker 2:Richtig, und das ist aber doch jeden Tag.
Speaker 3:Man kann nicht erwarten, dass die Kollegen also ich verstehe, dass die Kollegen damit überfordert sind, und das dann eben auch abwehren, weil es ist auch komplex.
Speaker 3:Also man kann ja auch nicht verlangen. Also darum geht es mir auch nicht. Ich bin zwar vom Fach Psychologie, habe da ein bisschen mehr Wissen, aber nicht, weil ich das im Studium gelernt habe, Davon mal abgesehen. Also ich bin im Studium auch überhaupt nicht darauf vorbereitet, sondern es ist auch in dem Sinne Eigeninteresse, sag ich mal, entstanden, dass ich mich mit dem Thema Neurodiversität auseinandergesetzt habe, Um erstmal wirklich zu verstehen, was dahinter steckt, dass man nicht erwarten kann, dass jetzt jemand, der sich nicht mit dem Thema alleine beschäftigt, dass es nicht einfach ist, Aber es geht ja um eine grundlegende Haltung gegenüber Unterschiedlichkeiten, wie wir mit Unterschiedlichkeiten und dieser Unsicherheit auch umgehen, Wenn man jemanden hat, den man nicht versteht, also das ist einfach bei Neurodiversität eben nicht direkt sichtbar.
Speaker 3:Bei einer Hörschädigung kann man relativ schnell dann so nachvollziehen okay, er versteht bestimmte Laute nicht oder hat dann Schwierigkeiten, also dann kriegt er auch oder die kriegt dann ein Gerät, oder wir haben dann alle so Mikrofone dann bekommen, sodass dann die Situation in dem Sinne für die Schülerinnen besser in dem Sinne zu handeln oder für sie zu schaffen war, Oder jemand, der im Rollstuhl ist. Da wird ja überhaupt nicht darüber diskutiert, zum Beispiel, was das Kind in dem Sinne zum Beispiel im Sportunterricht, dass bestimmte Sachen nicht machen kann. Aber ich sag mal, beim autistischen Sohn muss ich quasi jedes Mal wieder erklären, warum er bestimmte Sachen nicht kann und warum er da den Nachteilsausgleich braucht und dass es eben nicht um eine Extrawurst geht. Das ist so irgendwie das Gefühl, weil gerade bei Neurodivergenzen muss man da noch viel mehr rechtfertigen. Mein Sohn ist auch noch also ich sage mal sehr, sehr angepasst, also hoch maskierend, und macht auch keinen ja in dem Sinne direkten Probleme, sondern die Probleme, die die haben, sind eigentlich mehr mit mir, Weil ich versuche, sie aufzuklären, und auf seine Schwierigkeiten hat, die, die nicht sehen.
Speaker 2:Und jetzt kann ich dir aber auch gleich und da haben wir uns jetzt gar nicht abgesprochen aber und das einfach nur, um zu zeigen, was für ein Unterschied es macht, wenn man sich damit beschäftigt hat, wenn man einfach nur, um zu zeigen, was für ein Unterschied es macht, wenn man sich damit beschäftigt hat, wenn man sich ein bisschen damit auskennt Du stehst auf der Matte und erklärst deinen Sohn, und das ist einfach nur, was ich vermute, weil das Bild zu Hause, das dein Sohn dir zeigt, im Umgang mit dem Thema Schule ein ganz anderes ist als das, was die in der Schule über ihn sehen.
Speaker 2:Das heißt, du siehst seinen Leidensdruck, du siehst sein Erschöpftsein, du siehst, dass er die Hausaufgabenmenge nicht schafft, du siehst, dass er vielleicht, vielleicht, weiß ich nicht, in Richtung starke Selbstzweifel, selbstverletzendes Verhalten all diese Geschichten rennt, ein Melddown nach dem nächsten hat. Zu Hause Und in der Schule sehen die ein gut funktionierendes Kind. Und dann kommst du als Mutter an und erzählst meinem Kind geht es so, da ist das los, da ist da los, meinem Kind geht es richtig, richtig schlecht. Und dann bist du das Problem, weil die nämlich nicht begreifen, dass das wirklich stimmt, was du erzählst.
Speaker 3:Ja, ich wurde quasi eingeladen von der Schulleitung nach Anfang des Schuljahres am ersten Elternabend, und ich dann nochmal auf den Nachteilsausgleich hingewiesen habe, den Nachteilsausgleich hingewiesen habe, und was die Benotung betrifft, weil er in dem Sinne die mündliche Leistung ja eigentlich anders gewichtet werden sollte als Autist, und dass ich da gerne mit den Kollegen da nochmal drüber reden würde, und das wurde in dem Sinne als totales Affront angesehen, dass ich Noten anzweifeln würde und die ich weiß nicht, da Alarmglocken angehen und nach dem Motto, ich will jetzt irgendwie da rechtlich da irgendwas. Also darum ging es mir gar nicht, sondern ich wollte in dem Sinne aufklären, ich gehe, ich versuche, so viele Kollegen wie möglich beim Elternsprechtag mit denen zu sprechen, um eben einfach ein bisschen aufzuklären und zu erfahren, wie er sich da im Unterricht macht, und dann ihm zu zeigen, so ja, das sind seine Herausforderungen, weil die das nicht so verstehen. Dann wollte ich einen extra Termin mit mir haben. Ich hatte schon ein ganz beklemmendes Gefühl. Ich fühlte mich schon so richtig eingeengt und habe dann die Eingliederungshilfe, die mein Sohn, also die Gruppe, die ihn da begleitet, darum gebeten, dass sie auch mitkommt, und wir wollten eigentlich, dass sie auch zu zweit kommen.
Speaker 3:Da habe ich schon gesagt, besser eine Person. Ich habe schon befürchtet, dass sie das dann irgendwie als Bedrohung ansehen. Habe dann gesagt ja, die kommt mit. Und dann hat die Schulleitung mich angerufen, also mich persönlich abgefangen, sagte der termin geht doch nicht kommen. Neuen termin ausmachen wird sofort. Und dann habe ich halt gesagt nee, ich möchte gerne da noch fragen die brauchen wir gar nicht hier, wir brauchen nicht jemand, der jetzt auf die gesetzeslage oder so, was jetzt da hinweist. Und ja, dann habe ich natürlich dann nicht mehr gesagt, dass sie mitkommt, und dann sind wir zu dritt, quasi.
Speaker 2:Also mein Mann ist dann auch noch mitgekommen, und sie waren dann zu zweit, und ja, also also Ja, und das ist echt ein Thema, und guck mal, wie gesagt, wir haben uns nicht abgesprochen, aber ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass das, was ich gerade vermutet habe, was bei deinem Sohn zu Hause los ist, dass ich da zumindest zum Teil recht hatte, oder.
Speaker 3:Ja, also, was wir da für ja ich sag mal Überforderungssituationen haben, Und es würde halt die nächste englische Arbeit lernen und Vokabeln lernen, Und dass ich oft in dem Sinne dann einen Zettel schreiben muss, sagen muss, er hatte nicht die Ressourcen, um die Hausaufgaben zu machen, Und ich da quasi immer drum betteln muss, dass er dann zum Beispiel, wenn er am nächsten Tag eine Arbeit schreibt, dass er dann nicht in die AG gehen, sich eben befreien lassen kann. Nein, da wird dann gesagt, wenn, dann könnte er sich abmelden, wenn es ihm nicht gut geht. Also Er könnte dann sagen, ihm geht es nicht gut, Aber das macht er nicht. Er ist ein hoch funktionierendes Kind, was halt nicht auffallen will Und nicht irgendwie lügt, damit es halt für den nächsten Tag besser lernen kann Oder vorbereitet ist. Sein Energielevel. Das ist einfach so anstrengend. Mich nimmt das einfach total mit, wenn irgendwie die nächste Arbeitsphase Phase dann kommt und ja bei uns dann richtig Alarm angesagt ist und ja, Ich kenne es gut.
Speaker 3:Da schreibt er dann eine 5. In der nächsten Runde war es ein bisschen ruhiger, da hat er eine 2 geschrieben. Es ist so unterschiedlich, je nachdem, wie seine Ressourcen da so sind, und ich weiß nicht, inwiefern die das wirklich begreifen.
Speaker 2:Nee, gar nicht. Sie glauben dir das nicht. Also, ich kann natürlich nicht für alle sprechen, und ich möchte auch wirklich also ich muss das so oft sagen, weil ich glaube, die Menschen, also viele Lehrkräfte, hören sich das an oder hören mich reden und denken, dass ich so ein ganz schlechtes Bild von Lehrkräften habe und dass ich so eine ganz krass hohe Erwartung habe. und ich kenne ja, ich bin ja selber Lehrerin, ich kenne doch, und ich bin vor allem eine mit viel weniger Ressourcen.
Speaker 2:Ich bin eine mit viel weniger Ressourcen als diejenigen, die nicht neurodivergent sind. Darf ich das bitte auch mal sagen? Ich habe ADHS, und ich bin autistisch. Ich komme nach der Schule nach Hause, und ich bin echt am Arsch, und das auch mit einem halben Lehrauftrag. Ich brauche keinen ganzen Lehrauftrag, um am Arsch zu sein, und ich weiß, dass ich den Job nicht machen kann, bis ich 67 Jahre alt bin, weil ich davor wahrscheinlich 20 Mal in den Burnout laufe. Und deswegen kann man mir wirklich gerne glauben, wenn ich sage, ich habe die Ressourcen der Lehrkräfte voll im Blick, voll Ja. Ja, also Habe die Ressourcen der Lehrkräfte voll im Blick, voll Ja, es geht da gar nicht drum.
Speaker 2:Aber jede Mutter, jede einzelne Mutter auf dieser Welt würde in der Schule stehen, wenn das eigene Kind aufgrund von schulischen Themen sich droht, das Leben zu nehmen, oder sich regelmäßig selbst verletzt oder so schlecht über sich selbst redet und nur noch weint und den Kopf gegen die Wand schlägt und die Schulsachen zu Hause zerknüllt und in den Papierkorb wirft. Und und und Würde jeder, da bin ich fest davon überzeugt, würde jeder in der Schule anrufen und sagen ey, wir haben hier eine absolute Krise, mein Kind dreht komplett am Rad. Ich brauche hier irgendwie Verständnis, unterstützung. Ich will euch informieren, dass es so bei mir zu Hause aussieht, und ich weiß nicht, was ich mit meinem Kind machen soll. Haben Sie eine Idee? Können wir irgendwie das Kind entlasten? Gibt es da irgendwelche Möglichkeiten? Aber das wird nicht gehört.
Speaker 3:Ich, gibt es da irgendwelche Möglichkeiten. Aber das wird nicht gehört. Ich glaube, viele Eltern trauen sich auch dann nicht, weil sie selber irgendwie, ich glaube, dann auch noch retraumatisiert sind von ihrer eigenen Schulzeit. Und Lehrer kümmern sich um sowas. Es ist nicht ihre Aufgabe, sich da so mehr oder weniger um sowas zu. Es ist nicht ihre Aufgabe, sich da so mehr oder weniger um sowas zu kümmern. und dass das da ja sich eben nicht da trauen, sag ich mal, da auch laut zu werden. Und ich meine, wir haben ja nun mal Backgroundwissen.
Speaker 3:Wir wissen ja, gerade die Hochmaskerenden und das sind ja häufig ja auch viele, die ja keine Diagnose haben- Ganz genau, wenn Corona nicht gewesen wäre, hätten wir vermutlich nie diese Diagnose, wären wir nicht dazu gekommen, und wir würden jetzt nicht wissen, warum er diese Schwierigkeiten hat. Und ich meine, das war für uns jetzt in dem Sinne ein Segen, dass wir diese Diagnose haben, weil ich ja jetzt ein ganz anderes Bewusstsein dafür habe, dass ich verstehe, warum er da nicht weiter kann, und dass ich ihn dann in dem Sinne in Ruhe lasse und nicht weiter Druck mache, auch wenn das mir auch nicht immer so leicht fällt. Aber worauf wollte ich jetzt gerade hinaus? es rattert da weiter, dass wir wissen, dass eben gerade die hochmaskierenden neurodivergenten Menschen viele, die eben auch keine Diagnose haben, die am höchsten Gefahr besteht für psychische Komorbiditäten oder eben auch Suizid gefährdet sind. Das sind die höchsten Raten, da gibt es Statistiken zu, und da müssen wir verdammt nochmal darauf aufmerksam machen, was da passiert.
Speaker 3:Und ich habe jetzt die Hoffnung gehabt, dass jetzt ich weiß nicht, ob du das ja auch mitbekommen hast von der Robert-Bosch-Stiftung diese Erhebung zur psych, da spricht man ja auch insgesamt von 20 Prozent, wenn man alle zusammenzählt. Da wird wahrscheinlich eine große Überschneidung sein, gehe ich einfach von aus, und ich hatte jetzt gehofft, ist das ein Anlass, dass wir jetzt die Themen so angehen. Ich habe aber so ein Kollegium irgendwie so mal nachgefragt. Die meisten haben das gar nicht mitbekommen. Also, ich kriege das halt, weil ich da in den Bubbles da bin, in den sozialen Medien, aber in der Schulwelt, im Schulalltag, das kriegen die meisten Lehrer nicht mit, weil die so starr in diesen Rollen sind, und das kenne ich auch von mir, dass ich auch sehr mechanisch, sag ich mal gehandelt habe. So, ich muss halt so und so agieren, weil das so verlangt wird, und ich als Mensch habe mich quasi da so ja so ausgeschlossen, ein bisschen ausgeschlossen, ein bisschen. Ich habe quasi meine menschliche Seite auch so ein bisschen getrennt von mir, um da irgendwie mit umzugehen.
Speaker 2:Verstehe ich gut Und ich glaube, du sprichst da was aus, was total wichtig ist. Also ich glaube, dass ganz viele Lehrkräfte in so einem Tunnel sind und vielleicht auch aufgrund dessen, dass sie in diesem Tunnel sind, gar nicht realisieren, wie sehr sie vielleicht auch gegen ihre eigenen Werte vorstoßen, im Umgang zum Beispiel mit jungen Menschen. Das wissen wir ja alle. wenn wir im Stress sind, wenn es uns nicht gut geht, wenn unsere eigenen Grenzen überschritten sind, dann reagieren wir nicht mehr so, wie wir reagieren, wenn es uns gut geht. Also vielleicht ist dieses Bild der Lehrkraft, das mittags immer frei hat und immer Ferien hat und deswegen so ein gechilltes, megagut bezahltes Leben führt, vielleicht ist genau dieses Bild Die Realität, die Lehrkräften zugutekommen müsste. Also ich habe mir da viele Gedanken dazu gemacht. Also, lehrkräfte kämpfen ja jetzt seit vielen Jahren dagegen an, dieses Bild aufrecht zu erhalten, weil das stimmt ja auch wirklich nicht. Also ich meine, wir arbeiten als Lehrerinnen, wir wissen mittags frei und ständig Ferien. das trifft so null Prozent auf das zu, was die Realität ist, aber es wäre vielleicht genau die richtige Realität.
Speaker 3:Also, ich habe im Studium, also Abschlussprüfung in EW, also Erziehungswissenschaften, war Burnout, war Burnout, und da waren schon die Zahlen, die Durchschnittsarbeitsstunden 48,8 Stunden, Ja, genau. Und ich wollte eigentlich auch gar nicht in den Lehrerberuf rein, ursprünglich, weil ich wollte Psychologie studieren, und bin dann irgendwie reingerutscht, weil das Psychologie eben auf Lehramt nicht ohne NC war, und bin dann doch geblieben, weil es mir an der Uni eben so gut gefallen hat und ich auch am Lehrstuhl gearbeitet habe Und Bildung an sich mich schon interessiert. Das war mir schon immer wichtig, psycho-edukation als Thema, also mir war klar, ich will nicht Therapeut werden. Im Nachhinein verstehe ich auch, weil das mich einfach zu sehr mitnimmt. Also therapeutisch zu arbeiten, das habe ich schon gedacht, dafür bin ich zu labil, und habe auch gedacht, ich bin auch zu labil, um Lehrerin zu sein. Das war so meine Vorstellung.
Speaker 3:Ich wusste ja damals nichts von meiner Neurodivergenz Und habe gedacht, ich bin nicht stark genug für das System, weil das Unterrichten war nicht das, was ich für das System. Also das Unterrichten war nicht das, was ich. Also ich, das ist ja mein Herzenswunsch, mein psychologisches Wissen, sage ich mal, meine Fähigkeiten da weiterzugeben, aber das System, und deswegen war es auch für mich relativ früh klar, dass ich diesen Beruf nie Vollzeit durchführen werden könne. Also, das ist für mich schon damals schon recht früh klar. Nach dem ersten Schuljahr, wo ich im Dienst war da habe ich mich quasi überreden lassen, vollzeit das Jahr zu machen habe ich Schlafstörungen entwickelt, die ich noch nie in meinem Leben gehabt habe, und im Nachhinein ist mir das halt mir auch klar, warum das so entgent ist ist das eben sehr, sehr anstrengend. Ich sehe nur kaputte oder sehr erschöpfte Menschen in der Schule.
Speaker 2:Sehr, sehr viele zumindest.
Speaker 3:Ich denke irgendwie da, dass sie ja doch, dass ihnen geholfen werden sollte, und ich habe so die Hoffnung jetzt gehabt dadurch, dass jetzt, dass ihnen geholfen werden sollte, und ich habe so die Hoffnung jetzt gehabt dadurch, dass jetzt ich sage mal, auf der einen Seite durch die Lehrerkraft im Mängel, dass auch klar wird, warum dieser Job nicht mehr so interessant ist. Das ist für mich ein ganz klares Symptom. Also zu allen, dass viele also in den ersten fünf Jahren steigen so viele Lehrer aus dem Job wieder aus.
Speaker 2:Und das nach dem, was man durchgemacht hat.
Speaker 3:Ja, also steigt, und ich denke, auch unsere Schüler, die wir jetzt also quasi die angehenden potenziellen Lehrer, die merken auch, wie stressig dieser Job ist und dass das nicht irgendwie, die viele nicht irgendwie mit Leidenschaft und Erfüllung ihren Beruf machen.
Speaker 3:Das färbt sich doch ab, und ich versuche immer, in allen Krisen oder Dilemma ein positives zu sehen, dass wir diese Befunde haben, dass das eine Chance ist, jetzt da aufzuwachen oder uns weiterzubilden. Und das ist ja auch der Grund, warum ich mich auch im Verband Neurodiversität da auch engagiere, mich vernetze mit Menschen wie dir, und es gibt ja schon auch Menschen, die sich da mit auseinandersetzen. Nur, wir sind natürlich noch nicht so viele.
Speaker 2:Genau, wir sind auf der einen Seite viele. Ich glaube, wenn man so in dieser Bubble unterwegs ist, hat man das Gefühl, es sind alle so, und gleichzeitig sind es aber halt auch nicht viele. Das ist genau das Thema.
Speaker 2:Also, wenn es jetzt in der Schule Boah du hast jetzt gerade so viele Sachen angesprochen, weil also nochmal, auf der einen Seite wünsche ich mir wirklich nichts sehnlicher, als dass ein Job, der so wichtig ist wie der Job einer Lehrkraft, als das gesehen wird, dass die wichtigste Ressource einer Lehrkraft die eigene Regulation und Energie ist.
Speaker 2:Wenn die Lehrkraft entspannt ist und gut drauf ist, wenn es der gut geht, dann kann die auch mit stressigen Situationen besser umgehen. Das ist nun mal so Absolut Und das einfach nicht zu erkennen, dass das einfach trotzdem, auch wenn die Gesellschaft schimpft, und das ist unfair und wie auch immer, nee, da rein zu investieren und zu sagen, in die Lehrergesundheit müssen wir investieren, damit unsere Kinder gesund durch die Schulzeit kommen, das ist mal so. Ein erster Punkt, glaube ich, der in die genau andere Richtung läuft, also in wirklich genau die andere Richtung, ja, und der zweite Punkt ist der, dass, wenn du als Lehrkraft halt eben Neurodivergent bist und da, glaube ich, gilt das tatsächlich für sehr viele dieser Neurodivergenzen Nicht mit allen Neurodivergenzen kannst du Lehrkraft werden, schätze ich mal. Also, wenn du FASD hast, wirst du wahrscheinlich keine Lehrkraft werden, kann ich mir vorstellen. No-transcript.
Speaker 3:Das frage ich mich auch allerdings. Also welche schaffen das?
Speaker 2:Ich kenne wenige, ehrlich gesagt, und ich verstehe auch die Frage gut. Ich kriege sehr, sehr viele, sehr, sehr, sehr, sehr viele Anfragen von jungen Lehrkräften, die eine ADHS-Diagnose haben, die fragen mich kann ich diesen Job machen? Was sagst du, Corinna? kann ich diesen Job machen Oder soll ich es gleich sein lassen? Was soll ich denn dazu sagen? Ich meine, ich kann nicht entscheiden, ob eine Person sagt, ich mache das oder nicht, Aber ich kann einfach nur sagen, das Thema Ressource ist ein Riesenthema.
Speaker 3:Ja, also, ich habe ja so viel auch also klar. Als Psychologielehrerin habe ich mich auch mit Stress im Lehrerberuf alle Fortbildungen, die dann angeboten wurden, sage ich mal von Seiten Schule aus mitgemacht, die dann angeboten wurden, sage ich mal von Seiten Schule aus mitgemacht. Ich habe selber Fortbildung aufgesucht, ich habe eine Coaching-Ausbildung gemacht, aus eigener Tasche bezahlt, und das wird auch von der Schule überhaupt nicht gesehen, welche Fähigkeiten ich da noch so mitbringe. Also, da ist auch ich will jetzt nicht zu sehr ausschweifen, weil da auch gerade aktuell so eine Diskussion jetzt wieder war, und jetzt muss ich, gerade jetzt sind mir gerade so die mehrere Türen wieder aufgegangen. Also, ich habe nebenbei mich so viel mit diesen Themen auseinandergesetzt und mal wieder versucht, da ja, sag ich mal, schule voranzubringen, und immer, immer gegen Türen einfach gelaufen, und ja, Das Ding ist.
Speaker 3:Ich habe aus einer Tasche Geld bezahlt, auf der anderen Seite verzichtet, damit ich den Job irgendwie machen kann, quasi in Teilzeit zu gehen Also ich kriege dann weniger Pensionsansprüche und um dann letztendlich einen besseren Job zu machen.
Speaker 2:Und dann kommt aber noch die zweite Komponente dazu, weil auch da kann ich sagen herzlichen Glückwunsch. Da sind wir genau gleich. Ich habe auch mehrere Zusatzausbildungen, alle aus eigener Tasche bezahlt, und bin in Teilzeit deutlich runter in Teilzeit gegangen, um meinen Job gut zu machen, verzichte auf Geld, verzichte auf Pensionsansprüche und werde aber nicht als also zumindest innerhalb jetzt meines Wirkkreises, meiner Schule, Umgebung, auch des Regierungspräsidiums, das für mich zuständig ist, oder halt auch des Bundeslandes, das für mich zuständig ist, werde ich nicht als Expertin anerkannt, Und das macht auch was mit mir und mit meiner Zufriedenheit. Also, es muss ich einfach ganz ehrlich sagen, weil es ist nicht erwünscht, dass du Expertin bist in irgendwas, Es ist einfach nur erwünscht, dass du deinen Job machst und dass du bestmöglich die Klappe hältst. Und das ist ja, das ist schwierig.
Speaker 3:Also, es erinnert mich an ein Gespräch, den ich mal mit einem ehemaligen Schulleiter, der auch noch sich weiter engagiert in Initiativen für Bildung, mir gesprochen hat und ihn nicht wundern weil ich würde einfach anders ticken, oder ich bin in dem Sinne zu unbequem Ich gehe nicht den normalen Weg oder funktioniere, wie man funktionieren soll, und ich werde dann auch nicht angefragt dafür, sage ich mal, für eine Beförderungsstelle, obwohl ich, ich sage mal, im Vergleich zu vielen anderen Kollegen viel weiter fortgebildet bin.
Speaker 3:Also, das ist ja auch nochmal nicht nur Verzicht auf Geld, sondern das ist auch was macht das mit einem Selbstwert auch? Also ich ständig das Gefühl, also ich will Schule voranbringen, werde gebremst und dann auch die Kompetenz nicht wirklich angesehen. Ja, also, ich habe schon tatsächlich öfters überlegt, ob ich in diesem System so wirklich bleiben kann. Ja verstehe ich sehr, sehr gut, ob es wirklich als neurodivergente Lehrkraft wirklich möglich ist Oder man sich dann in dem Sinne abfinden muss mit einer reduzierten Stelle, und dass man dann eben nichts mehr nebenher tun darf, weil man ja im Beamtenstatus hängt.
Speaker 2:Das heißt, du darfst ja auch nicht noch einen zweiten Job machen. Also, ah, das ist so frustrierend, weil sich ja genau das fortsetzt, was ja auch schon in der Schulzeit immer das Problem war Und was es auch ist. also ich sehe auch das so für heutige SchülerInnen immer noch als so ein riesengroßes Problem. Das liegt nicht an deiner Intelligenz, und es liegt nicht an deinen Fähigkeiten, wie weit du kommst und wie gut deine Leistungen sind, sondern es liegt de facto daran, wie gut du in der Lage bist, das zu tun, was die anderen von dir wollen. Und wenn du unbequem bist, wenn du einen anderen Weg gehst, wenn du mehr weißt als die Lehrkraft oder was auch immer, dann kannst du Schwierigkeiten kriegen. Oder?
Speaker 3:wenn du nicht dementsprechende Unterstützung von zu Hause hast.
Speaker 2:Oder das ganz genau Auf eine bestimmte Schicht kommst, Und dieses Problem, das finde ich einfach als Lehrkraft genauso wieder, also eigentlich genau das Gegenteil von Bildung meines Erachtens nahe.
Speaker 3:So wie ich Bildung definiere.
Speaker 2:das, was da so gelebt wird, ist nicht Bildung. no-transcript woanders hin, das ist doch nicht Bildung.
Speaker 3:Ja, und andererseits wird in der Arbeitswelt kritisiert, dass die Schüler überhaupt nicht richtig auf die Arbeitswelt vorbereitet werden, also quasi wir als Lehrer ja in dem Sinne auch versagen, die Schülerinnen vorzubereiten, dass sie ja nicht kreativ genug und eigenständig genug wären. Und ja auch, was so Digitalisierung betrifft, sind wir ja auch viel zu weit zurück. Wir würden da ja gar nicht auf die echte Welt, sag ich mal, vorbereiten. Und so ist natürlich auch für uns in dem Sinne noch einen draufzusetzen, was wir alles falsch machen, obwohl wir ja genau selber damit frustriert sind und wir gerne die Schülerinnen besser vorbereiten würden. Das ist wie so ein Dilemma. es gibt ja noch dieses Gefangenen-Dilemma. letztendlich egal, entweder du passt dich an auf der einen Seite, dass du in dem System funktionierst, musst aber dann den Rest quasi ausschotten, als wenn jetzt so Bekloppte wie wir daherkommen und sagen, so hey, na, guck mal da die Tür auf, guck mal, wie man die Welt anders sehen könnte. dann nein, nein, bloß nicht. Dann bricht mein Konstrukt so zusammen. Ja, oder in dem Sinne die.
Speaker 2:Leute sich dann einen anderen Weg suchen, ja anpassen oder einen neuen Weg suchen, aber egal wie, es geht immer nur mit Verlust einher. Also entweder verlieren wir an gesellschaftlichem Stand, weil wir irgendwie dann ausgestoßen, diskriminiert werden oder was auch immer, oder wir verlieren eben an Bildung, an Persönlichkeitsentwicklung, an Fähigkeiten, die wir vielleicht entwickeln könnten, wenn wir uns nicht so stark anpassen würden, sondern eben gucken würden, wo wir unsere eigenen Stärken haben. Das ist einfach super schade, dass das unser Schulsystem bisher nicht hinbekommt, wirklich stärkenorientiert zu arbeiten und stark zu differenzieren, ganz stark zu differenzieren. Also dreigliedriges oder viergliedriges Schulsystem hat nichts mehr mit Differenzierung zu tun.
Speaker 3:Ja, das ist eine ganz verquerte Sichtweise, was in dem Sinne Differ habe dann andererseits irgendwo gedacht ja, ich möchte doch so gerne Schule voranbringen, auch die Chance, weil ich so quasi mein ganzes Leben aufgewachsen bin, irgendwie irgendwo eine gewisse Außenseiterposition so zu haben, und das gibt ja immer zwei Seiten der Medaille Ja, also die Frage ist eben, was können wir wirklich tun, was ist möglich? und dafür gibt es ja eben auch diese Initiativen für Up for Education zum Beispiel, wo ganz viele bildungsengagierte Menschen zur Bildung was zu sagen haben und neue Ideen reinbringen, in dem Sinne die Hoffnung auch haben, wenn wir uns verbünden, dass wir da auch Schule voranbringen können. Es ist nur die Frage, wo und wie kriegen wir das am besten hin? Welchen?
Speaker 2:Hebel müssen wir drücken, oder durch welche Tür gehen? Das ist für mich noch offen, da die richtigen Türen zu finden oder die richtigen Hebel auch. Also, ich glaube zunehmend daran, dass es immer also es ist natürlich die Frage, was genau möchtest du beeinflussen, wo genau möchtest? wo siehst du deinen Wirkgrad? weil wir natürlich schon durch unsere Art und Weise, wie wir mit uns umgehen, also auch mit unseren Themen umgehen, also mit psychischer Gesundheit, mit Neurodivergenz, und wie transparent man das macht und wie offen man das auslebt als Lehrkraft man nimmt schon einen Rieseneinfluss auf einzelne SchülerInnen glaube ich extrem befriedigend sein und auch ausreichend, um zu sagen, hier ist mein Wirkgrad, und hier kann ich ganz, ganz viel beeinflussen Nestbeschmutzerin gesehen werden willst, die da innerhalb des Systems stänkert, obwohl sie doch Teil des Systems ist.
Speaker 2:Dann, glaube ich, bleibt gar nicht viel anderes, als den Weg rauszunehmen, und ich glaube, dann wird man auch wieder anders wahrgenommen. Also das ist so meine Vermutung, und ich weiß nicht, aber vielleicht müssen auch ganz viele Lehrkräfte wirklich gehen, um ganz klar und deutlich zu machen, dass es so nicht weitergehen kann und dass wir das auch nicht mittragen können und wollen und dass wir das auch nicht mittragen können und wollen, und das ist ganz bestimmt nicht die Message. Das ist sicher nicht die Message, die die Leute hören wollen, weil die wollen, dass man sagt das ist so ein toller Beruf und macht es unbedingt. Wir haben einen riesengroßen Mangel, und was soll sonst noch passieren in den Schulen? Und ich denke mir, ja, aber es passiert gar nichts.
Speaker 3:Es passiert de facto gar nichts, wenn wir uns nicht wehren, wenn wir nicht laut werden und wenn wir uns nicht wehren, wenn wir nicht laut werden und wenn wir nicht sagen, so geht es nicht mehr weiter. Ich habe tatsächlich auch schon oft gesagt, dass meine Vermutung ist, dass sich was wirklich erinnern, dass da ein Zusammenbruch stattfinden muss, wo es wirklich nicht mehr weitergeht. Das muss passieren.
Speaker 2:Das sagt Aladin El Mafalani. Kennst du den?
Speaker 2:Ja, Aladin El Mafalani hat jetzt gerade erst gesagt, vor ein paar Jahren wir müssen uns darauf einstellen, dass jetzt so richtig ekelhafte Jahre kommen, wo ganz viel Rückschritt stattfindet, und dann irgendwann muss das kollabieren. Das kann sich nicht mehr aufrechterhalten. Das ganze Thema rund um Migration, rund um Bildung wird in sich zusammenbrechen müssen, und dann können wir überlegen, wie wir es wieder neu aufbauen. Und ich glaube, auch im Hinblick auf die Wahlen, die jetzt kommen wenn wir jetzt anfangen, inklusion wieder rückgängig zu machen und das sind ja einige Parteien, die in ihrem Parteiprogramm stehen haben, dass wir wieder die Förderschulen stärken sollen und dass wir das dreigliedrige System unterstützen müssen und dass das so bleiben soll und ja, keine Gemeinschaftsschulen und so weiter, dann haben wir wirklich die große Chance verpasst, überhaupt mal mit Inklusion zu starten, denn wir haben noch bisher nicht gestartet mit Inklusion. Wir geben etwas auf, was wir noch überhaupt nie richtig umgesetzt haben, und das ist, glaube ich, einer der größten Fehler, den wir machen können.
Speaker 3:Ja, Und das ist, glaube ich, einer der größten Fehler, den wir machen können. Ja, weil in dem Sinne gar nicht verstanden wird, was Inklusion heißt, dass es nicht irgendwie darum geht, Minderheiten zu bevorteilen, eine Extrawurst zu geben und zu lasten einer funktionierenden Mehrheit quasi, dass irgendwas von ihnen weggenommen wird. Also das ist, glaube ich, einfach noch bei vielen so in den Köpfen, dass es letztendlich, wie wir Inklusion verstehen, dass wir alle davon profitieren, ist das Prinzip. Das ist wie Feminismus.
Speaker 2:Das sind dann zwar Frauen, die vorne anstehen, und sie kämpfen für die Gleichheit von Frauen, für die Gleichberechtigung. Es geht ja nicht um Gleichheit, gleich sind wir nicht. Davon profitieren im besten Fall alle, im besten Fall alle. Und genauso ist es, wenn wir an Inklusion denken. Davon profitieren im besten Fall alle. Denn die UN-BRK und um das noch mal zum Abschluss jetzt zu nennen, die sagt ja nicht, dass es sich hier um Sonderrechte für behinderte Menschen handelt, sondern sie erweitern ja die Grundrechte einer jeden Person, erweitern ja die Grundrechte einer jeden Person, erweitern sie so, dass halt Behinderte auch mitgedacht werden, und damit gelten die Regeln oder die Gesetze aus der UN-BRK, die gelten für alle Menschen, für alle.
Speaker 2:Es geht hier nicht um ein behinderte Menschen haben das Recht auf Bildung, nein, alle Menschen haben das Recht auf Bildung, behinderte auch. Und jedes Kind hat ein Recht auf Inklusion, jedes einzelne, auch Behinderte. Und deswegen müssen wir es aber halt reinschreiben. Denn wenn wir nämlich nicht reinschreiben in die Grundrechte, dass jedes Kind ein Recht auf Inklusion hat, dann vergessen wir das, und deswegen ist das eine Erweiterung, und so müssen wir das auch lesen.
Speaker 2:Ja, die Würde des Menschen ist unantastbar, weil ohne ist sie halt eben doch antastbar. Und wenn wir einmal, auch wirklich nur einmal überlegen, wie es einem ADHS-Kind geht nach einem Schultag, und wie oft die Würde dieses Kindes antastbar gewesen ist im Laufe des Vormittags, dann ist doch klar, dass hier was nicht gut läuft.
Speaker 3:Ja ja, dann ist doch klar, dass hier was nicht gut läuft, ja, ja, und also ich glaube, auch eben durch als Eltern, wenn man sein Kind da sieht, also selber ja, sagt man, ja, ich kriege das schon irgendwie hin. Aber ich glaube, unsere Kinder zeigen uns den Weg, und es werden ja jetzt immer mehr Kinder in dem Sinne auffällig, dass sie halt also, sag ich mal, mehr Diagnosen auch gestellt werden und zeigen, also ich sag mal symptomatisch oder wie ein Seismograph, dass was nicht stimmt.
Speaker 2:Genau. Sie drücken den Finger genau in die Wunde rein. Das ist die Gabe dieser Kinder.
Speaker 3:Natürlich sind ja die Lehrer in erster Stelle direkt da, die Leidtragenden in dem Sinne, dass sie das in dem Sinne sag ich mal, spüren an erster Front und selber natürlich auch dann diesen Widerspruch, die da in sich spüren. Und ja, das ist deswegen die Chance, die ich da irgendwie drin sehe, auch wenn es vielleicht erstmal zusammenbrechen muss, dass wir da auch wieder was Neues aufbauen können.
Speaker 2:Ich habe ja durch mein neurodivergentes Gehirn, ich muss es einfach sagen war eins der ersten Dinge, als ich gehört habe, hier, Beamten dürfen nicht streiken. Und dann habe ich das Erste, was mein Kopf gemacht hat, war ja, warte mal wie? die dürfen nicht. Was ist denn, wenn es alle machen? Wollen die dann alle Beamten rausschmeißen, oder wie? Dann machen wir das halt alle zusammen, Gehen wir alle zusammen auf die Straße und widersetzen uns dieser Einschränkung und gehen demonstrieren. Was wollen sie denn machen uns dieser Einschränkung und gehen demonstrieren. Was wollen sie denn machen?
Speaker 3:Ja, ich meine, jetzt verstorben sie auch gegen die UN-BRK und ignorieren, was da passiert. Und was passiert da?
Speaker 2:Gar nichts. nein, Wo kein Kläger, da kein. Das ist ja das Thema.
Speaker 3:Ja, weil wir haben als Lehrer da gelernt gehorsam, uns an die Systeme anzupassen. Nur jetzt, die zukünftigen Generationen machen das einfach nicht mehr so mit Richtig. Wie lange geht das noch gut?
Speaker 2:Ich denke das ist jetzt eine Frage der Zeit Ist, glaube ich auch Ja. Also wir haben hoffentlich klargemacht, dass es hier sehr viele Themen gibt, die noch überhaupt nicht ausgebrochen sind, glaube ich, die aber ausbrechen werden, Und dass es auch ganz viele Menschen gibt, die darauf hinweisen, dass sie ausbrechen werden und dass sie im Moment nicht als Experten gesehen werden. Und ich glaube, dass auch das ein Zeichen ist, dass sie nicht als Experten gesehen werden. Man will die Themen auch noch klein halten, man möchte da gar nicht hinschauen, und ich bin gespannt, wie es sich entwickelt, aber ich habe kein gutes Bauchgefühl, sagen wir es mal so.
Speaker 3:Ja, es wird erstmal noch weiter unbequem werden, aber wenn wir nicht damit anfangen und jetzt sich erst recht nichts da tun. Genauso ist das. Deswegen machen wir das ja auch hier und hoffen, dass wir den einen oder anderen erreichen und uns in dem Sinne verbünden und zusammen gegenseitig stärken. Ich glaube, als Einzelkämpfer geht man unter. Und jetzt nochmal zurück zu der Abschlussprüfung an der uni zum thema burnout. Da war das quasi was nicht lösung. Aber die strategie, um gegen burnout anzugehen, war soziale unterstützung, dass man als lehrer geben sich gegenseitig auch unterstützt.
Speaker 2:Und ja, oder eben auch in der Gesellschaft. Die Unterstützung kann nur sagen, dieses Gefühl von Wirksamkeit, von, ich tue etwas Gutes für andere und für mich, dass das auch ganz schön viel Einfluss nimmt auf das, wie es mir geht. Ja, und das ist auch das Tunnel erweitern, irgendwie diesen Blick erweitern und gucken, wo kann ich Einfluss nehmen und wo nicht.
Speaker 3:Diese Fähigkeit zur Selbstwirksamkeit, also diese Selbstwirksamkeitsüberzeugung von sich, das ist doch das wichtigste Bildungsgut, was wir weiterzugeben haben. Das ist die Voraussetzung dafür, dass wir uns weiterentwickeln. Ja, ganz genau das, dass wir uns nicht als Lehrer da irgendwie rüberbringen können, weil wir in dem Sinne so erschöpft und kaputt sind und in dieser Maschinerie uns weiter anpassen.
Speaker 2:Ja und halt in der Opferhaltung kommen. Deutschland geht gerade insgesamt in der Opferhaltung. Wir sind alle Opfer von Migration. Das ist einfach gar keine gute Idee. Such nach Lösungen, guck, wo du Einfluss nehmen kannst, und zwar positiven, ohne irgendwelche Gesetze zu brechen, bitte, das wäre noch wichtig.
Speaker 3:Eine grundlegende Haltung, Und das ist auch wo in dem Sinne auch steht und fällt mit, dass wenn wir nicht in die richtige Haltung kommen, können wir auch nicht in die Umsetzung der richtigen Maßnahmen kommen. Und so ist es eben auch bei Inklusion Wenn wir nicht die Haltung haben, so dass alle Schüler ein Recht haben, teilzuhaben in unserer Gesellschaft, in der Bildung, wenn wir das nicht internalisiert haben und diese Haltung auch einnehmen, dann bringt irgendein Nachteilsausgleich oder irgendwelche einzelnen Sachen auf dem Papier gar nichts.
Speaker 2:Ja, genau, Dann steht es da nämlich einfach. nur dann ist überhaupt nicht klar, was es bedeutet. So ist es.
Speaker 3:Was wir am Anfang direkt besprochen haben, diese Inkongruenz zwischen dem, was wir sehen, was wir früh beobachtet haben, und was zwischen der englischen und der deutschen Gesellschaft. was heißt Höflichkeit? Und es ist nicht eine Sache, die sich an Verhaltensweisen ausmacht, sondern eine Haltung zeigt.
Speaker 2:Ganz genau Mega gutes Schlusswort, danke dir. So. An dieser Stelle haben wir unser Gespräch beendet beziehungsweise sind wir noch sofort in private Gespräche abgetrifftet und haben keinen guten Schluss gefunden, außer den, der jetzt da steht. Wir danken euch auf jeden Fall sehr fürs Zuhören und hoffen, dass diese vielen Perspektiven, die wir hier eingebracht haben eigentlich war es ja einfach nur ein Gespräch über Themen, die uns aus unseren vielen verschiedenen Perspektiven auf Schule heraus beschäftigen dass wir euch damit etwas mitgeben konnten, dass das für euch vielleicht interessant war, mal was anderes war oder einfach bestätigt, was ihr auch schon denkt. Am 23. Februar sind Bundestagswahlen, und ihr könnt einen großen Unterschied machen, indem ihr da hingeht Und stellt euch vorher die Frage, was wichtige Werte für euch sind. Ist es euch zum Beispiel wichtig, dass Menschen vor dem Gesetz gleich sind? Dann gibt es eindeutig mindestens mal eine oder unter Umständen auch eine zweite Partei, die hier gerade versucht, unterschiede zu machen zwischen Menschen, und das ist etwas, was wir verhindern sollten.
Speaker 2:Aus diesem Grund informiert euch bitte auf unterschiedlichen Kanälen über unterschiedliche Zugänge, informiert euch über die unterschiedlichen Ansichten und bleibt nicht in einer starren Haltung verbarrikadiert. Hört nicht nur immer denselben Menschen zu, denn meistens ist es so, dass wir dann den Blick für die Andersartigkeit verlieren und für die Vielfalt verlieren. Dabei ist Vielfalt eben mit eines der allerwichtigsten Grundsätze unserer Demokratie. Also geht wählen. Vielen Dank fürs Zuhören. Da widerspreche ich ganz viel über ähnliche Themen wie heute über Inklusion von neurodivergenten SchülerInnen. Tschüss Untertitelung des ZDF 2020.