Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule

83 - Die unsichtbaren Männer: Wo sind die Jungs mit den frühen ADHS-Diagnosen? - Theo

Corina Elfe Season 2 Episode 33

Heute tauchen wir in eine Geschichte ein, die unter die Haut geht: Theo teilt seinen erschütternden Weg als Junge mit einer frühen ADHS-Diagnose in den 1990er Jahren – eine Zeit, in der das Verständnis für Neurodivergenz noch in den Kinderschuhen steckte.

Was Theo uns offenbart, ist nichts weniger als ein Überlebenskampf. Mit etwa acht Jahren bekam er seine ADHS-Diagnose und sofort Ritalin verschrieben. Doch statt Hilfe brachten die Medikamente neue Probleme mit sich – besonders der "Rebound-Effekt" nach dem Nachlassen der Wirkung machte seinen Alltag zur Hölle. "Deine Batterie ist auf minus 100 Prozent und Kurzschluss," beschreibt er diesen Zustand bildlich. Zu Hause eskalierte die Situation regelmäßig, wenn er nach der Schule Hausaufgaben machen sollte: körperliche Gewalt, übertriebene Strafen und ständige Angst prägten sein Leben ab dem sechsten Lebensjahr.

Die Schule bot keinen sicheren Hafen. Statt Verständnis erlebte Theo Bestrafung, Ausgrenzung und sogar Gewalt von Mitschülern. Der sogenannte "Trainingsraum" – ein Isolationsraum für "Störenfriede" – wurde zum Symbol für ein Schulsystem, das keine Antworten auf seine Bedürfnisse hatte. Mit 15 flüchtete er sich in Drogen, wurde obdachlos und landete schließlich in einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche – was er heute als lebensrettend bezeichnet.

Der Lichtblick in Theos Geschichte ist ein einziger Lehrer in der siebten Klasse, der ihm erlaubte, im Unterricht herumzulaufen, während er vorlas – eine simple Anpassung, die plötzlich sein Potenzial freisetzte. "Es braucht nur eine Person," betont Theo, die an dich glaubt und dich wie einen Menschen behandelt. Seine Geschichte ist ein kraftvolles Plädoyer für mehr Verständnis, kreative Lösungen und menschliche Zuwendung im Umgang mit neurodivergenten Kindern.

Was kannst du aus dieser Folge mitnehmen? Vielleicht die Erkenntnis, dass hinter jedem "schwierigen Kind" eine Geschichte steckt, die wir verstehen müssen. Oder Theos bewegende Botschaft: Redet über eure Erfahrungen, findet Menschen, die euch verstehen, und vor allem – seid lieb zu euch selbst. Eine Folge, die zum Nachdenken anregt und hoffentlich zu mehr Mitgefühl inspiriert.

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Liebe Grüße,
deine Corina

Speaker 1:

Bitte nehmen Sie das Übungsbuch auf Seite 38, Unit 4. Lass uns etwas Spaßiges machen.

Speaker 3:

Was hat er jetzt? gerade gesagt. Heute werden wir die nächste Aufgabe anschauen. Was sind sie? Ich habe die Fragen Und jeder von Ihnen wird sich mit schreiben. So wir fangen mit Fragen, mit kurzen. Antworten an Ich habe ein kleines bisschen Angst, dass ich jetzt gleich Trommelmusik in den Händen sage Guck mal den Himmel an, der sieht geil aus. Hey, du bitte antworten auf die nächste Frage.

Speaker 4:

Hallo, hey, du Wach auf heute sagen, dass ich auch unter anderem mit aufgedreht habe, um das kleinere Kind halt zu schützen, weil, wenn ich jetzt aufdrehe, dann geht die ganze Aggressivität gegen mich, und dann ist die andere Person mehr Ruhe. Das habe ich aber erst sehr viel später gemerkt. Das habe ich erst so 12, 13 habe ich das, dass mir das das erste Mal aufgefallen hat.

Speaker 3:

Es ist soweit. Es folgen jetzt in den nächsten Wochen die Podcast-Folgen, in denen ich mit Männern spreche über ihre frühe Diagnose schon während der Schulzeit und wie sich das Ganze dann entwickelt hat im Laufe ihres Lebens, laufe ihres Lebens. Theo, mit dem ich heute spreche, der hatte wirklich kein leichtes Leben. Seine Symptome, seine Probleme, die er hatte durch seine ADHS, wurden überhaupt nicht verstanden, weder zu Hause noch in der Schule. Und so hat Theo wirklich eine Reihe an schlimmen Dingen erlebt, und das muss ich wirklich dazu sagen, es ist nicht leicht, sich das alles anzuhören. Wir werden gleich, oder ich werde gleich im Einstieg gemeinsam mit Theo noch eine Triggerwarnung aussprechen, und trotzdem möchte ich auch ergänzen, dass es auch um Suizid geht und dass es auch darum geht, dass jemand von zu Hause rausgeschmissen wird und dann auch im Heim groß wird und auch dort schreckliche Erlebnisse macht.

Speaker 3:

Deswegen ja, ich hoffe, dass du dir das anhören kannst, weil es ist eine ganz, ganz wichtige Geschichte. Und Theo, du bist einfach genial. Vielen Dank, dass du das gemacht hast. Ich bin mir ganz sicher, das war nicht leicht. Ich bin mir ganz sicher, das war nicht leicht. Eine technische Sache habe ich noch zu sagen, und zwar bis Minute 14 habe ich mich nicht schnell genug darum gekümmert, dass die Spur von Theo besser klingt, als sie klingt. Danach habe ich mich endlich darum gekümmert. Ich dachte immer, vielleicht ist es ja nicht so schlimm in der Aufnahme, aber leider doch. Also, falls das so sein sollte, dass du das ganz schlecht hören kannst, dann bitte Spul vor bis zur Minute na, ungefähr 16, 17, und dann wirst du merken, dass sich da ganz viel verändert und dass es dann viel besser ist, zuzuhören. Ich schicke dir ganz liebe Grüße, und ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche. Hi Theo, ich freue mich ganz arg, dass du da bist. Moin moin.

Speaker 3:

Wir zwei hatten schon ein bisschen Kontakt im Voraus, weil deine Biografie und alles, was so mit deiner ADHS zusammenhängt, ist wirklich, sagen wir mal, schlimm. Können wir es vielleicht einfach genau so benennen gell.

Speaker 3:

Wenn man das so sehen möchte ja, ich möchte ganz gerne, dass die Menschen, die zuhören, wissen, dass wir heute Themen ansprechen könnten, die nicht so ganz leicht zu verarbeiten sind, also zumindest das, was wir im Vorgespräch hatten. Da geht es um Vernachlässigung, um körperliche Gewalt und Drogenmissbrauch, all solche Geschichten. Das heißt in dem Fall, wenn es nochmal was ganz Konkretes gibt, melden wir uns vielleicht kurz bevor du es erzählst. Vielleicht kannst du dann nochmal eine kleine Trägerwarnung aussprechen, aber die Themen werden wahrscheinlich heute auf jeden Fall angesprochen. Mal eine kleine Triggerwarnung aussprechen, aber die Themen werden wahrscheinlich heute auf jeden Fall angesprochen. Okay, gut, da ist schon die erste Störung Passend. Wunderbar, das ist der Hund, gehst du mal weg.

Speaker 4:

Hallo Hund.

Speaker 3:

Nee, der geht jetzt nicht mehr weg, egal. Okay, also Theo, wann hast du deine ADHS-Diagnose bekommen? Erzähl mal ein bisschen über deine ADHS-Geschichte.

Speaker 4:

Ich habe noch mal geschaut und nachgeschaut, ob ich die finde, habe es leider nicht gefunden. Ich würde sagen, das war so zweite Klasse. Das ist das gewesen. Ich erinnere mich noch daran, dass wir ganz, ganz, ganz, ganz weit weggefahren sind, irgendwie zwölf Stunden oder was, mit dem Auto, also hin und rückfahrt insgesamt zwölf Stunden.

Speaker 4:

Das mochte ich ja auch gar nicht, und wir mussten lange still sitzen Und das Typische wir sind schon da, und dann sind wir endlich da, und so weiter. Das war ganz ungejemmer. Da erinnert mich noch. Das war das Ungeheime. Und es gab keine Gameboy-Batterien mehr. Es hat immer leer gespielt, weil die so teuer waren damals. Es muss eine 2. Klasse gewesen sein. Da ging das Ganze los. Ich schätze mal 9 oder 10.

Speaker 4:

Ihr seid diese weite Strecke gefahren, um die Diagnostik zu machen oder wie War das so weit weg sich darum gekümmert, dass wir zu diesem Arzt, der den Artikel mitverpasst hat oder so, von den Erzählungen her kannte er das ja damals. Ich würde meine damalige Kinderärztin rückwirkend als sehr fit bezeichnen und war lieber den Ärzten zu Hause schon mein ganzes Leben lang Und also immer angebunden und auch engmaschig würde ich sagen Bis zur Jugendzeit, dann war das natürlich nicht mehr so. Und wenn die das halt nicht kennen, dann muss man halt verbinden.

Speaker 3:

Wenn du so acht neun gewesen bist, dann war das wann bist du geboren? Irgendwann Ende der 80er Jahre, schätze ich mal. Ne War das Mitte der 90er dann die. Diagnostik. Ja klar. Gab es einfach noch nicht so viele Diagnostikstellen und so weiter. Weißt du, nee, du hast ja nicht gefunden die Diagnose. Das heißt, du weißt auch nicht so richtig, was da drin stand.

Speaker 4:

Nee, leider nicht.

Speaker 4:

Ich habe es immer mal wieder in so Februarberichte gelesen von mir und vom Jugendamt, wo es nachher in Richtung Heim ging da auch noch mal, es steht sich immer in den Gutachten, steht es immer als Diagnose, also als wie nennt man das Befundsdiagnose mit drin. Aber die Ursprünge, die Diagnose habe ich nicht gefunden. Wenn ich es beschreiben müsste, würde ich sagen, dass ich als Kind extrem hyperaktiv war, und man erinnert sich ja nicht mehr so ganz genau daran, wie es war. Aber wenn ich jetzt mal an meine Schulzeit zurückdenke und auch ganz besonders sehr hyperaktiv, sehr aufgedreht, und jetzt im Erwachsenenalter, würde ich sagen, es ist genau andersrum, es ist eher so, es ist von außen ruhig, aber im Kopf extrem unruhig, also ein bisschen nach innen gekehrt.

Speaker 3:

Das hat sich im Erwachsenenalter dann gewandelt, ja, dass halt die Hyperaktivität nicht mehr so nach außen sichtbar ist, sondern die ist halt in dir drin.

Speaker 4:

Als Kind absolut klassisch. Oh Mensch, schöne Vögel. Da ist ein Stift in der Klasse, da klackert einer mit dem Stift, und ich sag mal so wenn einem der Rucksack runtergefallen ist oder dieses Schulmäppchen da, dann war für mich der Tag gelaufen. Die Lehrerin war lieber nett in der Grundschule, die andere Klassenlehrerin aber trotzdem eine Kleinigkeit, und dann war ich abgelenkt für den Rest des Tages, und dann halt auch demischprechend nur noch entweder am Stirn oder halt am Treum Kommen so die üblichen, woher es sich dann damals noch gab.

Speaker 3:

Aber wenn du das jetzt sagst, also da müsste dir nur die Schultasche runterfallen mit dem Mäppchen, dann war der Tag gelaufen. Was ist?

Speaker 4:

denn dann passiert? Also, was hat das mit dir gemacht? Erinnerst du dich daran? Naja, rückwirkend betrachtet, hier und jetzt, würde ich sagen, dass ich einfach nicht mehr konzentrieren konnte, wie es damals als kind war, es schwierig zu beschreiben.

Speaker 4:

Ich weiß, dass ich eine verrufende note hatte, weil es die hausaufgaben für mich, die Auf dem Schulhof bist du da außen, da sagst du dir, was passiert da? Ja, man ist einfach weg. Also, man ist in Anforderungen einfach nicht mehr gewachsen. Wenn man sagt, schlag dir die Seite 34 in Mathe, dann geht halt keine Mathe mehr, mathe ging sowieso nie. Aber ja, es ist dann einfach nichts mehr los. Es sind dann auch Intelligenztests gemacht worden, um zu schauen, ob alles stimmt, und so weiter, aber ich sag mal, die sind so langweilig wie will man damit Intelligenz?

Speaker 4:

messen. Ich würde mich als intelligent bezeichnen, aber ich kann nicht gut schreiben und nicht gut rechnen.

Speaker 3:

Aber trotzdem würde ich sagen, ich bin recht fit, ja, das ist das Thema. Also, oft wird ja dann dieser Konzentrationstest gemacht und das irgendwie mit einer Intelligenz gleichgesetzt. Aber Konzentrationstest, ist halt schon nochmal ganz schön harter Tobak für so ein ADHS-Kind, ja krass. Also ich würde jetzt mal sagen, dass das jetzt nicht unbedingt klassisch ist, dass wenn dir da die Schultasche runterfällt, dass sich das dann so aus der Bahn rauswirft, dass du dadurch das muss dich ja so gestört haben.

Speaker 4:

Vielleicht sage ich dazu nochmal, was Also es ist. Wenn ich jetzt zurückgehe ins Hier und Jetzt, dann habe ich das immer noch. Ich habe besser unter Kontrolle, aber es gibt immer noch Punkte in meinem Alltag. wenn ja, wie soll man denn das? Ich versuche, mir in meinem Alltag immer so kleine Nettigkeiten mit einzuwenden, So zwei Liter Kaffee trinken, so zwei Liter Kaffee. Ist mir aber zum Beispiel ganz wichtig. Das ist von ja kann man dann?

Speaker 4:

Nässigkeiten zu sagen, oder ich versuche, morgens mindestens mit einer Person nett zu reden, also für mich interessant zu reden, ein interessantes Gespräch zu führen.

Speaker 4:

Und das sind alles so, sachen, die helfen mir dabei, dass ich irgendwie länger leistungsfähig bin, wenn ich diese Sachen nicht habe oder meinen Kaffee nicht kriege. Das sind alles Sachen, die helfen mir dabei, dass ich irgendwie länger leistungsfähig bin. Wenn ich diese Sachen nicht habe oder meinen Kaffee nicht kriege, dann habe ich eine ganz geringe Toleranz gegenüber Störungen. Zum Beispiel fängt da irgendwo draußen ein Bauarbeiter an, um zu zuckern mit dem Werkzeug, die reißen die Straße auf. Wenn ich meine ganzen Annehmlichkeiten habe schrägstrich gehabt habe, wie kann ich das irgendwie besser kompensieren? Habe ich sie den Tag nicht gehabt? Oder vielleicht ist es auch so etwas wie Bedürfnisbefriedigung, vielleicht konnte ich meine Bedürfnisse nicht ausreichend befriedigen, und dann bringt mich so etwas aus der Bahn. Also dann, wenn ich mich auf das Gespräch oder die Sache, die ich jetzt tun soll, gefreut habe, selbst dann, was ja immer intrinsische Motivation ist ja immer eine super Sache dann hat das am meisten einen Punkt für einen ADHSler, wenn er sich freut, sag ich mal.

Speaker 3:

Und selbst wenn das dann der Fall ist, wenn ich die Bedürfnisse nicht richtig befriedigen konnte, dann ist die Dauer gar nicht, dann bin ich irgendwie weg schon länger davon ausgehst, dass das auch noch eine Rolle spielt bei dir, und jetzt habe ich gerade so ein bisschen den Verdacht, dass das so sowas mit diesen Routinen zu tun haben kann, mit dem, ich habe da so ein paar feste Dinge, die an meinem, in meinem Alltag stattfinden, und so soll das sein, und wenn das dann aber anders läuft, dann haut mich das irgendwie aus der Bahn.

Speaker 4:

Also, was ich gemerkt habe der ADHSler hasst Sicherheiten, der will spontan. Der Autist sagt hey, komm, gib mir Sicherheiten, Ich will das nicht. Zu ADHS habe ich inzwischen viel gelesen und viel mit Leuten gesprochen.

Speaker 4:

Autismus ist bei mir, wie gesagt, noch neu. Ich stand im Raum, ich habe mich um die Diagnose gekümmert, und ich wollte mich nicht zu viel reinarbeiten und zu viel lesen um diese Selbstüberzeihung, selbstdiagnose, das wollte ich nicht. Ich krieg meinen Ärzten immer gesagt, dass ich zu, na, ich weiß immer zu viel. Und dann kommt das manchmal auch drüber, als wenn du denen erklärst, was jetzt gerade Sache ist, das wollen die ja nicht, dass die irgendwie Allergisch gehen. Und da habe ich mir gesagt okay, bei der Autismus-Dämmung sind die Füße still Und jetzt nur ausgetragen, wenn du selbst sagst, so zu 80, 90 Prozent kommt das hin, dann haben wir Bücher drüber gelesen, so zwei, drei, oh ja, mensch, das klingelt es aber, und es lässt sich halt nicht. Mit dem ADHS lässt sich halt nicht ausschließlich erklären, und ja, deswegen da so ein Zyklus muss ich noch lernen.

Speaker 4:

Und da bin ich noch ganz am Anfang, wenn es durchgeht, sozusagen.

Speaker 3:

Na klar kann sein. Aber das ist schon interessant, weil ich meine, dann warst du in den 90er Jahren diagnostiziert mit ADHS. Da konnte man sowieso, also da kannten sich die Schulen auch nicht sonderlich gut mit aus. Ich hatte aber gleich.

Speaker 4:

Ritalin.

Speaker 3:

Du hattest sofort Ritalin.

Speaker 4:

Ich weiß natürlich die Dauer in dem genau umsteht nicht mehr. Das war wohl schon alles ein bisschen schlimmer, und deswegen haben sie gesagt, da wird es was geben. Das war noch zu dieser Zeit, wenn man sich die Statistiken anguckt, wo zwei Kilo im Jahr in ganz Deutschland verschrieben worden sind Oder fünf Kilo Jetzt sind es bei bei weiß ich nicht. Dann habe ich noch einmal eine erste deutsch arbeit oh, ja, erzähl mal dritter durch die klasse war das dann mit Ritalin eine 2.

Speaker 4:

Eins plus mit Sternchen Nicht gelernt. Gar nichts Lief einfach Leider nur bei dieser 2 geblieben, kam dann nicht wieder vor. Ja, die waren alle ganz erstaunt. Ja, guck mal, der kann das ja, hast du gelernt? Nee, hab ich nicht, und ja, das war einfach mal so eine Ruhe. Du hast jetzt mal die Zeit, die Buchstaben zu lesen und aneinander zu setzen. Du kannst dir mal Gedanken machen.

Speaker 4:

Ich sag mal, schule ist immer so viel beruhigend. Du hörst die Leute atmen, du hörst, sie picken, die Vögel am Baum, dann fährt da 500 Meter weiter ein Auto vorbei, und dann laufen die Leute bei mir zu, dann hörst du die Trillenspülung. Ich freue mich weiter, und es ist so laut, ich kann das alles gar nicht. Also ja, mit dem Retinib war es halt einfach ruhig. Du bist zur Schule gegangen und hast gar nicht gemerkt, dass du zur Schule gehst. So würde ich das immer beschreiben. Also, man war fokussiert, man konnte da setzen, und man konnte sein, wer nicht da war. Was hat sich denn für dich geändert, als dann die Tabletten in dein Leben gekommen sind, dieses Ritalin im Sozialverhalten mit deinen Klassenkameradinnen und so? Ja, ich weiß nicht mehr so viel darüber, nur dass es halt so, man hat funktioniert letztendlich, und man hat nicht mehr gestört. Das hat die lehrer natürlich gefreut, und so. Die rückmeldung, die dann so kamen, waren eben, dass man so ein roboter ist und dass man funktioniert.

Speaker 4:

So würde ich das beschreiben. Ja also, ich selber habe nicht nur so den guten zugriff darauf, wie ich dann sozusagen als kind war. Ich weiß natürlich, was passiert ist als die, als die die wirkung des medikaments nachgelassen hat. Da können wir gleich da erinnere ich mich noch lebhaft.

Speaker 3:

Ja, ja, in dein Zuhause gehen wir gleich unbedingt, weil du vorher ja auch schon über die Hausaufgabensituation gesprochen hast, und ich weiß, das war eine sehr aufgeladene Situation bei euch zu Hause. Das heißt, du warst so ein typisch aufgedrehter Junge, bist über Tische und Bänke gegangen, und wenn dann irgendwie was Unerwartetes passiert ist, dann warst du auch gar nicht so richtig in der Lage, dich zu fokussieren. Das heißt, du bist dann manchmal einfach die Tage abgesessen vor den. Medikamenten.

Speaker 3:

Kann man so sagen ja, Und dann kamen die Medikamente, und dann war es da halt so dieses typische Ritalinkind, wie man das so klischeehaft sagt. Plötzlich sitzt es halt da und stört nicht mehr, aber alle sind happy, weil da kommt nichts mehr raus aus dem Kind.

Speaker 4:

Genau Noten haben sich verbessert kurzfristig. Da kommt nichts mehr raus aus dem Kind. Genau, Noten haben sich verbessert kurzfristig. Ich erinnere mich noch an Nebenwirkungen, so Übelkeit und so Na, wie sagt man das? Ja so künstliche Hummeln im Körper Ich weiß nicht, wie man das beschreiben soll So ein ekeliges Kribbeln und Stechen, Weiß nicht. Ja, eine bessere Umschreibung habe ich leider gerade nicht, Da erinnere ich mich auch noch dran. Aber ja, die Leute sind zufrieden, wenn das in der Schule läuft, Dann ist alles schön.

Speaker 3:

Und wie ging es dir Also mal, unabhängig davon, dass es leistungstechnisch ein bisschen besser wurde und du sicherlich auch weniger Stress hattest mit den Lehrkräften und mit den Leuten um dich rum? Wie ging es dir mit den Medikamenten?

Speaker 4:

Ich kann das gar nicht gut beantworten. Einerseits weiß ich ja jetzt im Hier und Jetzt, wie wichtig das ist, einen guten Abschluss zu haben und in der Schule klar zu kommen. Vielleicht ist das irgendwie für mich dieses heißen, für dich jenes. Ich weiß es, ehrlich gesagt nicht. Ich glaube, jedes Kind wünscht sich auch nur Akzeptanz und ja.

Speaker 3:

Ja, dazugehören halt.

Speaker 4:

Ja, dazugehören, und man weiß alle reden Schule, und warum klappt das für mich nicht? Warum kann ich das nicht? Warum können das die anderen? Warum kann ich das nicht? Ja, man will einfach nur ein Teil dessen sein, man will dazugehören, man will ja auch leisten. Man merkt ja, okay, da passiert irgendwie was, und dann hat das auch geklappt. Also, das heißt, schrägstrich Monate war das vielleicht so, dass ich da vielleicht ein bisschen happy war. Aber zu Hause, die Situation zu Hause hat halt alles zunichte gemacht.

Speaker 3:

Ja, aber das zu Hause müssen wir jetzt einfach sprechen, weil was wir wissen heutzutage, was früher vielleicht auch noch nicht so gut aufgeklärt wurde oder worüber nicht so gut aufgeklärt wurde, ist ja, dass gerade bei Ritalin und Medikinet so ein krasser Rebound-Effekt quasi da sein kann. Das heißt, wenn die Wirkung nachlässt, dass es einem nicht gut geht, dass alles doppelt und dreifach zurückkommt oder dass eine Aggression dazu kommt oder was auch immer. Wie hat sich bei dir dieses Absetzen der Medikamente geäußert?

Speaker 4:

Also ich musste immer morgens um sieben oder so musste ich eine ganze Tablette nehmen, und ich glaube, ich musste dann mittags um eins noch mal eine Tablette nehmen oder um 12 irgendwie so. Also zweimal Ritalin, und ich glaube, so ab 2 oder 3 war der Ofen dann aus. Okay, und das mit dem Rebound-Effekt höre ich jetzt zum ersten Mal. Ich habe das nie was von gehört, aber ich würde sagen, also mittags um 2, wirkung hört auf, und dann ist Feierabend. Also dann ist deine Batterie ist auf minus 100 prozent los und kurz schluss. Es geht ja. Wie soll man das beschreiben? es geht einfach nichts mehr, gehst sofort in die luft. Ich für meinen teil bin unter anderem auch aktiv geworden. Er mich an alles gestört. Ich konnte einfach nicht mehr also.

Speaker 4:

Also ja, ich konnte nicht mehr.

Speaker 3:

Das heißt, du warst einer von denen, der dann eben aggressiv reagiert hat. auch Kurze Zündschnur.

Speaker 4:

Ja, sehr kurze Zündschnur ja.

Speaker 3:

Und jetzt ist ja aber 14 Uhr, 15 Uhr ist ja dann so ein Zeitpunkt, zu dem ja Hausaufgaben gemacht werden müssen. Genau ja. Und dann, wie sah das dann konkret aus? Also, wo hast du überhaupt Hausaufgaben gemacht?

Speaker 4:

Meistens musste ich in meiner Erinnerung das, was noch da ist, musste ich im Wohnzimmer machen.

Speaker 3:

Okay, dann saßt du im Wohnzimmer und hast dann angefangen, hausaufgaben machen, und dann kam dieser Rebound-Effekt und du konntest nicht, der Effekt war da.

Speaker 4:

Ich sage das mal mit. Man kann das immer so, glaube ich, sagen wenn man das habe ich von einigen gehört, die jetzt selber Kinder haben, die auch eventuell ADHS haben die kommen nach Hause und die klappen hinter der Tür zusammen, dann geht nichts. Also, eigentlich bräuchten die dann erstmal ihr Lieblings, also Safe Food und irgendwie Noise Cancelling Kopfhörer und erstmal fünf Stunden Playstation spielen, damit die überhaupt wieder aufnahmefähig sind. So würde ich das beschreiben. Das hätte ich gebraucht, das gab es aber nicht. Dazu muss ich sagen, dass seit meinem sechsten Lebensjahr die Situation zu Hause sehr angespannt ist. Das heißt, es hat immer ein Verhältnis der Angst geherrscht, also wirklich Angst, angst, und das macht es dann noch mal schwieriger. Also, ich wollte ja eigentlich auch gar nicht nach Hause.

Speaker 4:

Ich wollte lange zu Hause sein, und das, finde ich, muss man erwähnen, weil das auch noch mal so ein Vibrantbeschleuniger ist für dieses du kommst nach Hause, und die Medikamente hören auf, und dann kommst du auch noch in so eine Angstumgebung. Das macht halt auch noch mal ordentlich was aus Voll.

Speaker 3:

Du sagtest jetzt gerade, ab dem Alter von sechs war diese Angstatmosphäre zu Hause. Was hat sich denn geändert? im Alter von sechs war diese Angstatmosphäre zu Hause. Was hat sich denn geändert?

Speaker 4:

im Alter von sechs. Ja, letztendlich haben sich meine Eltern getrennt, Und genau das war so das.

Speaker 3:

Du hast bei deiner Mama dann gelebt, weiterhin gell.

Speaker 4:

Genau, und dann ging das los.

Speaker 3:

Das heißt was ging da jetzt konkret los? Also, was hat dir Angst gemacht? Was ist mit deiner Mutter gelaufen, was dir Angst gemacht hat?

Speaker 4:

Hausaufgaben waren mit Gewalt verbunden. Die sind teilweise, ja wortwörtlich ist das nicht reingeprügelt worden. Mittagessen hat nicht geschmeckt, ja, dann hast du halt bis 8 Uhr abends da gesessen, und wenn das Essen dann immer noch nicht auf war, dann hast du halt bis 10 da gesessen, von mittags um 1 oder 2. Bis du halt aufgegessen hattest. Solche Sachen waren das eben. Zimmer nicht aufgeräumt, woche Stubenarrest, keine Ahnung. Wäsche nicht gewaschen.

Speaker 4:

Gut, das kam zwei Jahre später, aber Wäsche nicht gewaschen. Hausarrest Ich sage immer mal so unverhältnismäßige schrägstrich, akronische Strafen, so würde ich es betiteln. Und jetzt hast du ein kleines Kind da, in dem Fall mich. Es kommt nach Hause aus der Schule, soll Hausaufgaben machen, Essen, Das Essen hat schon geschmeckt, aber wie soll ich das erklären? Ich brauche meinen Safe Food. Ich hätte heute Reis mit Tofu und Bohnen essen können. Das schmeckt mir, kann ich essen, aber heute, weil anstrengender Tag, ich konnte meine Bedürfnisse heute nicht richtig befriedigen, etc. Also, heute habe ich Hamburger gegessen und auch gebraucht.

Speaker 3:

Ich glaube, das habe ich als Kind auch schon gehabt, ich weiß, genau, was du meinst. Ja, und dann kommt ja noch dazu später dann auf jeden Fall, als du die Medikamente genommen hast, dass das Thema Essen ja sowieso ein Riesenthema ist mit diesen Medikamenten, also dass du noch nicht mal Appetit hast.

Speaker 4:

Genau, das heißt, dass du noch nicht mal Appetit hast. Genau.

Speaker 3:

Das heißt, du sitzt da und kannst nicht essen. Dann gab es schon Ärger, weil du nicht gegessen hast. Aber jetzt konntest du ja nicht da am Tisch sitzen bleiben, weil du musstest jetzt Hausaufgaben machen. Das heißt, da durftest du dann deinen Sitzstreik in Anführungsstrichen unterbrechen um Hausaufgaben zu machen. Im. Wohnzimmer Ja genau. Und wenn das nicht geklappt hat, dann gab es auch körperliche Strafen.

Speaker 4:

Ja, genau, also ganz normal verprügelt worden. Es hat sich halt so hochgeschaukelt.

Speaker 3:

Ganz normal verprügelt worden, wie das halt so ist.

Speaker 4:

Wie es halt so ist.

Speaker 3:

In deinem Alltag. Das ist ja nicht normal.

Speaker 4:

Ich muss dazu sagen, fairerweise, ohne Entschuldsnahme das mag für manche Leute manchmal so klingen, aber die haben es nun mal nicht erlebt Meine Mutter hat selbstständig das Jugendamt informiert. Meine Mutter hat selbstständig gesagt hey, hier Hilfe, ich verprügel mein Kind, ich brauch Hilfe. Hat sie getan. Jugendamt war da, es gab eine Familienbetreuung, dann gab es so einen sohn mann, der dann immer nur für mich da war, bin ich mit dem los, und so dass das ist sich gekümmert worden, aber das so oft im system ist, das system ist nicht flexibel, und es reicht halt nicht, und dann hast halt für zwei stunden ruhe, aber was ist davor, was ist danach? das stelle ich dann mal so in den raum. Also das hat sie schon gemacht, hat immer versucht, sich hilfe zu holen, auch kinderpsychiatra, kinderpsychologe, sie selber auch in behandlungen deswegen und soja, also ja, das war jetzt nicht, weil ich sie wissen möchte.

Speaker 4:

das ist einfach eine Tatsache, dass sie das gemacht hat, und das ist auch ein Grund, warum ich jetzt überhaupt noch mit ihr spreche, weil sie es eingesehen hat und weil sie sich damals auch schon Hilfe geholt hat. Deswegen können wir heute auch noch reden.

Speaker 3:

Ich weiß nicht, wie das wäre, wenn es abgesehen wäre Das ist so ein ganz relevanter Schritt übrigens dass Eltern sich entschuldigen können und dass Eltern so ihre eigene Verantwortung in dem Ganzen sehen können, als dass man irgendwie Kontakt halten kann. Das berichten viele ja.

Speaker 3:

Unschuldig, das weiß also. Das kann noch nicht so wie ein Erwachsener sprechen, das weiß noch nicht. Warum bin ich jetzt gerade aggressiv? Also, da möchte ich schon. Also ich sehe das so, dass man Kinder da in Schutz nehmen sollte, wenn ein Kind viele Dinge kann man da jetzt ja addieren. Also das eine ist das, was ich gerade schon gesagt hatte, der Rebound-Effekt, der auch bei den ein oder anderen Kindern macht, dass sie aggressiv werden. Andere schlafen dir sofort auf der Stelle, ein andere essen. Das ist ganz unterschiedlich, aber es kommt halt so irgendwie eine Phase, wo man in so ein Tief reinfällt, und das muss man halt wissen und begleiten. Das zweite ist das Thema Gefühlsansteckung. Also je nachdem, wie die Stimmung zu Hause ist, überträgt sich das ja auch auf dich ganz stark, genau.

Speaker 4:

Meine Mutter hat viel gearbeitet, und es war noch ein zweites Kind zu Hause, ein kleines, und da kann ich jetzt heute sagen, dass ich auch unter anderem mit aufgedreht habe, um das kleinere Kind halt zu schützen, weil wenn ich jetzt aufdrehe, dann geht die ganze Agg aggressivität gegen mich und dann dann ist die andere person mehr ruhe. Das habe ich aber erst sehr viel später gemerkt. 12, 13 habe ich das, dass wir das das erste mal aufgefallen tatsächlich, das hast du schon so früh durchschaut, dieses Muster.

Speaker 3:

Ja, früh ich weiß nicht, ich habe es lange gemacht. Ich finde, das mit 12, 13 ist schon, finde ich schon trotzdem noch früher Krass. Okay, Und deine Diagnose hatte die und die Medikamente und deine schulischen zwischenzeitlich mal Erfolge? hatten die irgendeinen Effekt auf dein Verhältnis zu deiner Mutter zu Hause oder nicht?

Speaker 4:

Also ich glaube, es ist ein bisschen ruhiger geworden, auch die erste Zeit. Gerade Dann ging das los mit irgendwann. Also ich habe mich immer schrecklich gefühlt durch die Medikamente, dann wollte ich sie nicht nehmen. Dann Tablette runtergeschluckt auf dem Schulweg, schnell wieder raus, und also die Tablette wieder raus, weil ich das einfach nicht mochte, dieses künstliche eingesperrt sein. Ich kann das nicht gut beschreiben. An den Wochenenden habe ich es nicht genommen, da war immer Pause. Also man sollte das immer an den Wochenenden Woche nicht nehmen, irgendwie damit der Körper sich erholen kann. Irgendwie so war mir das noch im Kopf. Das haben wir, glaube ich, eingehalten, und wir mussten das irgendwann absetzen. Ich weiß leider nicht mehr, warum. Ich weiß nur, dass das Ritalin in Anführungsstrichen von kurzer Dauer war, halbes Jahr ja würde ich sagen.

Speaker 3:

Ach, tatsächlich.

Speaker 4:

Warum, weiß ich nicht mehr, aber das war das Ja gut.

Speaker 3:

du scheinst es ja auch nicht gut vertragen zu haben. Also das, was du berichtest, hört sich jetzt nicht so an, als wärst du gut eingestellt gewesen auf das Medikament.

Speaker 4:

Jetzt immer noch. Ich habe bis jetzt nur Ritalin und Medikinet und dieses eine Ami-Präparat genommen. Ich weiß gar nicht mehr, wie das heißt. Die drei habe ich halt genommen, und die habe ich alle nicht gut vertragen. Erwachsenenalter Ich würde gerne mal das. Erwärmse ausprobieren, aber da bin ich noch nicht dran gekommen.

Speaker 3:

Das ist nämlich wirklich so. Also ich kann dir das von meinen Söhnen direkt berichten. Die haben beide das Medikinet, was ja ganz ähnlich ist wie das Ritalin, haben die ausprobiert, und das ging den beiden so. Denen war schlecht den ganzen Tag.

Speaker 3:

Die hatten einen krassen Rebound-Effekt, der Große mit Aggression, der Kleine mit so einer ganz krassen Müdigkeit, und dann hat der gegessen. Also der war müde und hat dann nur noch so Sachen in sich reingestopft. Und beide nehmen sie jetzt L-Wanse und vertragen das ganz wunderbar. Und bei dem Medikinet war es immer so, sie fühlten sich fremd und verändert, und mit dem L-Wanse nicht.

Speaker 4:

Also das ist schon krass, dass es so Unterschiede gibt in der Wirkweise der Medikamente, wenn ich das betiteln müsste, würde ich sagen Ritalin ist der Vorschlaghammer, Medikinet ist der Hammer, und Elvanse ist halt dieser kleine Uhrmacher, diese Nadel.

Speaker 3:

So sagt so hier und da setzen wir jetzt an und dann tut das auch nicht so. Weh, ja, das kann gut sein. Ja, krass, also okay. Das heißt heißt, es war nur so kurz. Jetzt habe ich gedacht, du hattest dann deine ganze schulzeit lang deine medikamente, aber nein, dann bin ich.

Speaker 4:

Aber, wo wir das richtigen abgesetzt haben, bin ich dann tatsächlich anderthalb Jahre gewesen, und an das, was ich mich noch erinnere, ist so, ich würde sagen, das war so ein Mix aus Ergotherapie, gesprächstherapie und so ein bisschen Lernen und Bestärken. Guck mal, du kannst ja Sachen lernen, du kannst das ja auch, du brauchst einfach nur mehr Zeit und komm. Wir machen das jetzt mal anders. Ich glaube, die haben versucht, mir Wege aufzuzeigen. Verhaltenstherapie.

Speaker 4:

Als Ziel komme, muss halt anders. Genau da bin ich dann aber leider auch nach anderthalb Jahren, glaube ich, untherapierbar anlassen worden. Da haben die ganz klar gesagt, ihr seid viel zu spät gekommen, da können wir jetzt nichts mehr machen. Genau, das war leider so.

Speaker 3:

Ihr seid zu spät gekommen, aber da warst du dann doch vielleicht, da warst du ja immer noch ein Grundschulkind, oder nicht? Oder ist dann vielleicht gerade der Wechsel gewesen auf die weiterführende Schule?

Speaker 4:

Das war. Das müsste so Ende vierter oder Mitte fünfter Klasse gewesen sein. Also, bei uns gab es damals noch diese fünfte. Sechste, wo man sich dann Orientierungsstufe nennt, sich das? nach der sechsten ging es dann erst auf Hauptrealty wie auch immer. Da hatte man noch so zwei Jahre Zeit, sich zu orientieren. Genau in der Zeit war das ja. Aber da war ich auch schon voll woanders, Also schon am Rauchen Freunde, die 18 Jahre alt waren, da war schon das volle Programm los.

Speaker 4:

Also ich habe versucht, jede Sekunde nicht mehr zu Hause zu sein, und ich habe versucht, jede Sekunde nicht mehr in der Schule zu sein, also Sachen wie in der fünften Klasse. ja, ich gehe mal eben aufs Klo, und dann gehst du aufs Klo klär das aus dem Fenster und ja, raus. Ja, genau, da war ich schon, da war ich schon nicht mehr zu retten.

Speaker 3:

Okay, boah. Also gut, jetzt bin ich von meinem Kopf her so in diesem. Du bist noch Grundschüler. Das mit der Medikation hat jetzt irgendwie nicht geklappt. Ich habe immer noch nicht so ganz verstanden, wie deine Lehrkräfte mit dir umgegangen sind. Wie wurdest du als Mensch wahrgenommen? Wie wurde mit dir umgegangen? Was wurde so zu dir gesagt?

Speaker 4:

In den Folgen ist, entsteht. ich bin ein Träumer, ist oft abgelenkt, Sozialverhalten ist ungenügend. Ich sage mal immer, für mich sind es immer die Klassiker. Also, ich habe deinen Podcast, ich habe versucht, mir so gut wie alle Folgen anzuhören, Und ich auch, finde ich wie so ein roter Faden durch, Immer wenn ADS irgendwie oder allgemein Neurodivergenz ein Thema ist, dann, wenn die Leute mal von ihren Zeugnissen sprechen, ist es auch so träumt, viel abgelenkt, schaut aus dem Fenster und solche Sachen. Sozialverhalten ungenügend. Das ist das, was ich so mit rausgenommen habe. Und ja, das war auch so. Es hieß halt immer so ja, du kriegst einen Eintrag ins Klassenbuch, oder wir müssen jetzt mal zu Hause mit deinen Eltern sprechen. Wie soll man negatives Auffallen erklären? Ja, wie soll man negatives Auffallen erklären?

Speaker 3:

Ja, aber weißt du, wie die darauf reagiert haben, interessiert mich. Haben die dich angeschimpft? Waren die so genervt, oder waren die enttäuscht Mit was für einer Schiene? haben die so versucht, dich zu recht zu rücken, oder haben die das gar nicht mehr versucht? Haben die da schon aufgegeben?

Speaker 4:

gehabt. Also, meine Klassenlehrerin war eine etwas ältere Dame, sehr nett, aber hat auch bei uns in der Ecke gewohnt, die war mir sehr zugetan. Sie war aber auch irgendwann mit ihrem Latein am Ende, und ich glaube, für die anderen Lehrer oder die Vertretungslehrer, dann war ich, glaube ich, von vornherein schon abgeschrieben, einfach so dieses ja der Quero-Land zerstört. Nur, da hatten wir ein paar mehr in der Klasse. Also, wir waren zu dritt, glaube ich, die leicht auffällig waren oder schwer auffällig, je nachdem, wie man es sagen möchte. Und ja, da hat man dann halt mal beim Rektor gesessen, mit einem Klassenbuch vorne, musste man sich da melden und solche Sachen Ausgeschimpft worden.

Speaker 4:

Es kam eher so fünfte, sechste, also die Grundschule war schon eher noch so, ich sag mal, ein bisschen in Watte gepackt, vielleicht. Irgendwie war noch alles ein bisschen ruhiger, und sie haben versucht, mit uns irgendwie klar zu kommen. Also, da würde ich sagen, war nicht so viel mit Schimpfen und sowas. Also klar, in den Zeugnissen stand definitiv nimmt nicht am Unterricht teil, redet, wenn es unangebracht ist, macht keine Hausaufgaben, guckt nur aus dem Fenster oder versucht, seine Klassenkameraden abzulenken, ist zu hibbelig, kann nicht still sitzen, solche Sachen standen halt im Zeugnis. Ja, aber fünfte, sechste, da waren die Lehrer dann nicht mehr so verständnisvoll. Da wurde es gemeiner.

Speaker 4:

Genau, da war dann mehr Konfrontation. Man war natürlich auch schon älter, also vielleicht ist es dann ja auch ein bisschen angebrachter, weiß ich natürlich auch schon älter, also vielleicht ist es dann ja auch ein bisschen angebrachter weiß ich nicht.

Speaker 3:

Aber genau Ich würde sagen nein, es ist nie angebracht. Aber es haben nicht alle diese Haltung. Das ist mir total bewusst. Und wenn du als Lehrkraft so absolut an deiner Grenze bist und halt überhaupt nicht mehr weißt, wie du damit umgehen sollst, dann bleiben dir auch nicht mehr so viele Möglichkeiten, als dich rauszustellen oder eine Info zu schreiben oder auch mal angepisst zu reagieren oder keine Ahnung.

Speaker 4:

Mir tun die Lehrer tatsächlich leid. Also, wenn ich damals zurückdenke an die Schulzeit ab fünfte, sechste Klasse, dann tun mir die Lehrer leid. Also, wenn ich damals zurückdenke an die Schulzeit ab fünfte, sechste Klasse, dann tun mir die Lehrer leid. Ich habe selber in, also ich möchte irgendwann mal im Sozialbereich arbeiten, und ich habe mir da schon einige Sachen angeschaut, habe mir auch Schulen angeguckt, und wie nennt man das auch?

Speaker 4:

eine ganz besondere Schulform, die hier wie nennt man das auch eine ganz besondere Schulform, die hier ich glaube, hier gibt es nur zwei Schulen, die sowas überhaupt anbieten die also wirklich engagierte Leute da, die haben einen riesen Durchlauf, einen Lehrer-Durchlauf, weil die meisten können das dann doch nicht. Sie sagen, sie können dieses Konzept leben, aber geht dann doch nicht. Aber die, die da sind, also sowas, das br doch nicht. Sie sagen, sie können dieses Konzept leben, aber geht dann doch nicht. Aber die, die da sind, also sowas, das bräuchte jede Schule, muss man dazu sagen, genau.

Speaker 4:

Aber die wissen halt sozusagen in Anführungsstrichen, was sie tun, und sehen auch den Willen diesen Kindern. Ich sehe das bei dir auch so ein bisschen. Also, du hast diesen Willen, auch diesen Kindern etwas zu ermöglichen, und ich, Kindern etwas zu ermöglichen. Ich sage jetzt mal Lehrer, die schon ganz lange an der Schule sind, die kurz vor der Rente sind, die haben vielleicht nicht mehr so diesen Willen, sich darauf jetzt einzulassen. Die sagen halt einfach ja gut, dann schau ab vor die Tür Hier, du kriegst Strafarbeiten und sitzt drei Stunden nach und fertig. So, das ist nicht mehr mein Problem. Was halt falsch ist, Das ist halt nicht der richtige Weg, irgendwie So Bestrafung.

Speaker 4:

Ich mache das ja nicht mit Absicht Überhaupt nicht.

Speaker 3:

Nee, und das Ding ist ja, es kommen dann ja irgendwann so Gemeinheiten. Also nochmal, ich habe ein großes Verständnis dafür, dass man, wenn man echt gar nicht mehr weiß, wie es weitergeht, sagt ey, ich brauche jetzt irgendwie hier Abstand, du musst mal raus. Und ich fände es schön, man könnte das noch in irgendeiner Weise aufarbeiten und versuchen, beziehungen aufzubauen, und zu sagen ey, ich weiß nicht, ich weiß nicht, wie ich das mit dir hinkriegen soll. Das ist mich stresst das total, wenn du da bist mit dieser Art und ich weiß nicht anders, damit umzugehen, und aber das findet wenig statt.

Speaker 3:

Nur, was halt dann trotzdem viel stattfindet ich habe das echt schon oft erlebt, jetzt direkt mit meinen eigenen Kindern, aber auch mit KollegInnen, die ich die letzten Jahre gesehen habe, ist halt so ein es wird persönlich, es wird ein persönlicher Kampf zwischen der Lehrkraft und diesem Kind, und dann wird halt beleidigt, und dann werden ganz gemeine Sachen gesagt, richtig gemeine Sachen gesagt, Und das aber aus der Position der Lehrkraft raus, und das verstehe ich nicht. Also, da ist so ein Moment angekommen, wo ich mir denke, das passt jetzt nicht mehr zu deinem Job, den du hier hast, liebe Lehrkraft, das hast du alles auch erlebt, schätze ich, oder.

Speaker 4:

Ja, Das ging von Beleidigungen bis hin zu Schlüsselwerfen Ist dann beantwortet worden mit einem Stuhl und einem Tisch, der hinterher geflogen ist so meinerseits, weil ich lasse mich nicht mit schlüssel abwerfen, aber ja, also war bei anderen, späteren schulen erst das heißt, du bist dann auch einfach handgreiflich geworden, notfalls nur, wenn ich selber also nur als wie nennt man das?

Speaker 4:

Verteidigungs. Also ich bin ganz schlimm gemobbt worden, auch. Na klar, du bist anders, du bist nicht normal. Du trägst nicht die Klamotten, die angesagt sind, weil Geld war zu Hause auch mal ein Thema. Du trägst nicht die Klamotten. Ich bin verprügelt worden in der fünften Klasse oder in der sechsten Klasse, auf jeden Fall auf dieser Unkennungsschule bin ich verprügelt worden, weil ich nicht die angesagten Markenklamotten damals hatte. Es gab bei Aldi so Regenjacken, und dann waren wir halt die Aldi-Kinder auf einmal, und ich hab noch gar nicht gewusst, was all die da ist. Also so war mir egal, was all die ist, ein laden, und ich wollte halt eigentlich auch nur diese klamotten haben. Ja, da gab es zum beispiel dann mal eine bügelei. Ob ich da angefangen habe, weiß ich nicht, auf jeden fall habe ich den kürzeren gezogen, bzw wir, all die kinder haben zu viert oder zu fünft den kürzeren gezogen. Die lehrer sind natürlich nicht durchgelassen.

Speaker 4:

Großer kre Kreis an Schülern, ganze Schule da versammelt, war natürlich voll. Das Spektakel, ja, das zählt halt auch nochmal rein Mobbing. Das überfordert die Lehrer irgendwie. Auch. Wenn dann deine Mutter zur Schule rennt, hey, hier, mein Kind erzählt Sachen, das wird gemobbt, so das darf man ja eigentlich auch irgendwie, wenn deine Eltern zur Schule gehen und sagen, du wirst gemobbt, dann hast du verloren, dann gibt es in der Schule eine Ansage in der Klasse hört mal auf zu mobben, und dann geht es ja erst irgendwie richtig los.

Speaker 4:

Gefühlt. Also ja, man ist halt irgendwie einfach immer anders und irgendwie so ein Außenseiter, und ich glaube, dass also ich merke das, ich habe in Schulen auch Praktika gemacht als Erwachsener, und mir fällt das super. Also nach drei Tagen weiß ich, wer mit wem und welche soziale Gefüge da in der Klasse herrscht Und wer da in Wirklichkeit eigentlich die Hosen anhat. Und ich maße mir jetzt mal an, dass Lehrer das auch recht zügig merken, auch gerade Klassenlehrer, weil die ja die meiste Zeit in der Klasse sind, dass die auch merken, wie die soziale Hierarchie da irgendwie eigentlich ist. Und ja, manchmal stellen sich die Lehrer ja tatsächlich dann, ob sie es wissen oder nicht, auf die Seite der wie sagt man das? der Ausgrenzer und Mobber irgendwie.

Speaker 3:

Ich würde jetzt einfach mal da ganz kurz widersprechen.

Speaker 4:

Ich glaube, nicht, dass die meisten Lehrkräfte das merken, was da im sozialen Gefüge in der Klasse los ist.

Speaker 3:

Okay, ja, okay, ja, genau das ist diese emotionale Empathie, die ist bei ADHS-Menschen extrem hoch, das weiß man. Die ist überdurchschnittlich ausgeprägt, in der Regel. Also, es gilt jetzt wieder nicht alles für alle und so, manche haben es noch stärker, manche haben es weniger stark. Kognitive Empathie wird uns dann wieder eher abgesprochen, in Anführungsstrichen. Es fällt uns nicht ganz so leicht Und das ist ja genau das Problem Zu sagen, jemand anders fühlt das aber anders, oder jemand anders reagiert in einer Situation anders. Das können wir dann ganz schlecht nachvollziehen, weil wir denken, das ist doch total logisch, und das muss genau so sein, und können dann weniger schlecht den Standpunkt der anderen einnehmen. Das ist tatsächlich wahr. Aber dieses Emotionale, das begreifen wir sehr schnell, und ich glaube, das ist das, was du spürst, wenn du in so Gruppen reingehst, was da so läuft.

Speaker 4:

Ich lese auch gerne Menschen das ist ein Hobby von mir dass ich so ah, der macht das und das. Ich frage die dann manchmal auch. Ich bin dann so und sage mir so ich habe hier nichts zu verlieren. ich gehe da einfach hin und hey, guten Tag. und spreche die dann einfach mal an. Ich würde sagen, ich habe so eine Trefferquote von 80%. Das ist sehr viel Spaß, tatsächlich Ja.

Speaker 4:

Aber ich musste zu Hause halt auch immer. Ich musste immer, wenn ich durch die Tür komme, abchecken okay, wie ist meine Mutter jetzt drauf? Gibt es heute Schläge, oder werde ich heute nur angebrüllt? Ist heute so ein Tag, wo ich aufpassen muss? sonst gibt es nur eine Woche Stubenrest oder so. Also, ich war nie bei mir, ich war immer im Außen. Wie geht es anderen Leuten? Und das ist sehr schwer, leider abzulegen. Also, ich merke das auch heute noch, dass das echt herausfordernd ist. Ich noch, dass das echt herausfordernd ist. Einfach, das ist so ein.

Speaker 4:

Ich komme in einen Raum, ich gehe irgendwo rein, erstmal alle abscannen, und ich gehe grundsätzlich immer vom Negativen aus. Alles, immer, jeder Mensch ist erstmal ein Feind. Und ich schaue dann erstmal Okay, wer ist hier drauf? wer guckt wie grimmig Bei dem einen siehst du schon, der ist wahrscheinlich Alkoholiker, mit dem will ich mich nicht unterhalten, allein an der Gesichtsfarbe schon. Ich sortiere die Leute in Schubladen ein. Das passiert innerhalb von einer Sekunde. Auch wenn es 20 Leute im Raum sind, dann sind die alle einsortiert in Schubladen, und dann schaue ich erstmal ganz vorsichtig, wie ich mich da annähern kann, weil ich immer auf Gefahr bedacht bin. Trauma.

Speaker 3:

Zwar in der Schule, aber halt auch so. Das ist diese Hypervigilanz, typische Traumafolge-Geschichte Räume lesen, menschen lesen, vorsichtig sein, immer auf Gefahr aus sein. Ich kenne es leider sehr gut. Und nochmal, du kannst das halt auch noch zusätzlich viel besser dadurch, dass du ein ADHS-Gehirn hast, viel besser dadurch, dass du ein adhs gehirn hast. Ich würde jetzt mal ganz gerne wissen, wir gehen jetzt mal in so ein paar etappen dadurch vor deiner adhs diagnose, bei welchen menschen? also, wir sprechen von schulstart bis zu deiner adagnose. Falls du dich erinnern kannst, gab es da Menschen in deinem Umfeld, denen du wichtig warst und bei denen du dich sicher gefühlt hast.

Speaker 4:

Wie definiert man Sicherheit als Kind?

Speaker 3:

Dass du keine Angst haben musstest, dass du geprügelt wirst oder verarscht wirst oder schlecht behandelt wirst oder so.

Speaker 2:

Ja dann die Eltern von meinem besten Freund und meine Oma.

Speaker 3:

Und dein bester Freund auch. Ja, mit dem kenne ich immer noch das, immer noch das alles. Das heißt, mit dem hattest du dann auch immer jemanden an deiner Seite, der so auf deiner Seite war.

Speaker 4:

Ja, ja, wir haben uns irgendwann mal auf den Augen verloren. Aber das Tolle ist ich weiß nicht, ob das auch. Ich rede ja gerne manchmal so von ADHS-Superkräften. Also eine meiner Superkräfte ist halt eben ich kann dich sechs Jahre nicht sehen, also wir waren vorher beste Freunde. Ich kann dich sechs, ich kann dich zehn Jahre nicht sehen, ich kann genau da weitermachen, wo wir vor zehn Jahren aufgehört haben, und ich verstehe mir gar nicht, was die Leute haben. Du meldest dich nie und dies und das, so, es bleibt doch trotzdem noch mein Freund, ist doch egal, ob ich ihn jetzt zehn Jahre nicht gesprochen habe oder nicht, dann reden wir mal wieder kurz, und dann ist gut. Also, wir haben uns kurz aus den Augen verloren, ein paar Jahre. Aber grundlegend kann man sagen ja, da war jemand, aber du erzählst auch nicht. Also da ist bei uns nie drüber gesprochen worden was zu Hause irgendwie los ist.

Speaker 3:

Ich habe nie welche eingeladen.

Speaker 4:

Wenn Kindergeburtstag war, war alles okay. Gut, da gab es auch immer Stress und Heulerei. Ich wollte ins Kino und McDonalds und Go-Kart fahren, so wie die ganzen anderen reichen Kinder das hatten, und bei uns gab es eben Topfschlagen und Äpfelbeißen. Wer will das? Keiner, das wäre ja auch cool.

Speaker 3:

Aber du durftest zu deinem Geburtstag Kids zu dir nach Hause einladen, und da haben sich auch genug gefunden, die da gekommen sind.

Speaker 4:

Ich habe nie viele Freunde gehabt, war halt der kleine Kreis wie immer Und warst du bei denen auch eingeladen zum Geburtstag. Ja, es ist weniger geworden, als je älter je weniger.

Speaker 4:

Irgendwann war es dann so schlimm, dass Kinder sich aussuchen mussten. Wenn ich komme, kommen die anderen nicht. Also, man kann dann mit mir sozusagen Einzelgeburtstag feiern. Mein bester Freund, der musste sich einmal entscheiden, ob er mich einlädt. Dann dürfen seine anderen beiden Freunde aber nicht kommen, Und er wollte dann aber unbedingt Go-Kart fahren mit seinen anderen Freunden. Ja, dann ist er tatsächlich mit denen Go-Kart gefahren. dann hat er sich entschuldigt. Wir sind dann auch nochmal Go-Kart fahren, aber ich war halt nicht an dem Tag an seinem.

Speaker 4:

Geburtstag da, weil die anderen Eltern gesagt haben so nee, wenn der kommt, ist nicht Das wollen wir nicht. Dabei muss man ja ganz klar nochmal sagen Eltern sagen ja immer, mein Kind macht sowas nicht, Mein Kind ist ein Engel. Ja, ja, sag ich dazu. Die hatten es auch Vielleicht nicht so faustdick hinter den Ohren wie ich, aber waren jetzt auch keine Kinder von Traurigkeit irgendwie. Je älter ich geworden bin, desto weniger ist das auch geworden mit den Geburtstagen.

Speaker 3:

Und wo war das jetzt?

Speaker 4:

Entschuldigung ja, ich fand Geburtstage dann, je älter ich geworden bin, auch uncooler. Also ich habe auch eine ganze Zeit lang gar nicht mehr gefeiert. Also dann so später mit 18, glaube ich Ja, mein 20. Hatte ich, glaube ich noch, und dann habe ich, glaube ich, meinen 30. Erst wieder gefeiert.

Speaker 3:

Das war zehn Jahre auch tatsächlich Pause. Und wo waren wir jetzt zeitlich bei dem Geburtstag, wo du dann nicht mehr von deinem besten Freund eingeladen wurdest, weil die anderen sonst nicht hätten kommen dürfen?

Speaker 4:

Gute Frage 12, 13 Jahre müsste die da gewesen sein, Also in dieser Orientierungsstufe da irgendwo Ja genau. Oder schon.

Speaker 3:

Wenn wir jetzt nach die Diagnose schauen, dann war dein Freund immer noch da, und auch die Eltern von deinem Freund waren weiterhin Menschen, wo du dich sicher gefühlt hast und wo du auch das Gefühl hattest, du bist ihnen wichtig.

Speaker 4:

Hat sich immer so durchgezogen, hat nie aufgehört, bis heute Also verändert. Bis heute. Ich stand sogar mal im Raum, dass die Mutter mich adoptiert und mich zu Hause rausholt, aber bevor das passiert ist, bin ich dann doch ins Heim, und es wäre auch nicht gegangen. Das hätte das Verhältnis zerstört. Also dann wäre da auch nichts mehr. Das hätte dann nur verbrannte Erde hinterlassen.

Speaker 3:

Das hast du damals schon gedacht, oder das denkst du jetzt nachträglich? Hast du es damals schon?

Speaker 4:

gedacht, oder das denkst du jetzt nachträglich? Das denke ich jetzt nachträglich, als war mir das nicht so bewusst, was das heißt. Da war ich aber auch schon zu tief in den Drogen und in anderen Gefühlen unterwegs, dass ich da über sowas gar nicht mehr war.

Speaker 3:

Ich habe viel gesprungen. Also dann warst du in dieser Orientierungsstufe, da wart ihr nochmal alle zusammen, also aus der Grundschule, und was für eine Empfehlung hast du dann bekommen?

Speaker 4:

Wie ging es mit dir nach der Orientierungsstufe, weiter schulisch? Ich weiß nicht, was für eine Empfehlung ich bekommen habe, ich glaube aber, haupt und meine Mutter wollten, dass ich auf Realschule gehe. Aber die Schule, glaube ich, hat gesagt, nee ist nicht, und du gehst auf die Hauptschule. Und ja, da war ich kurz, ein halbes Jahr auf der weiterführenden Schule, eben auf der Hauptschule, und meine Klassenlehrerin war ja naja, es gibt Menschen, die hassen Kinder. Was soll man dazu sagen? Ich weiß nicht, warum die Lehrerin geworden ist. Das ist bis heute mein unveränderbarer Eindruck. Da war ich aber auch nur ein halbes Jahr, glaube ich, knapp. Und dann habe ich die siebte wiederholt und bin auf eine Gesamtschule Einen Ort weiter, und da habe ich dann einen Lehrer kennengelernt, der mich als das erste Mal in meiner Schule aufbahnt. Aber da muss man wie gesagt sagen, da war ich schon ganz woanders, also da war ich schon weg.

Speaker 4:

Also mit weg, meine ich auf der schiefen Bahn.

Speaker 3:

Ja, da müssen wir gleich drüber sprechen, wie das dazu gekommen ist.

Speaker 4:

Wie beschreibt man das, wenn man emotional nicht mehr verfügbar ist?

Speaker 3:

Man nennt das, glaube ich, entfremdet. Ich glaube, das ist so der Fachbegriff für pubertäre Kinder, die keinen Zugang mehr zu Erwachsenen haben und die sich auch von Erwachsenen nicht mehr greifen lassen. Auch nicht autoritätshörig, und so Total entfremdet, es hat alles nichts mehr mit mir zu tun.

Speaker 4:

Und der Lehrer dort. Das Besondere an der Schule war, dass dort zwei Klassenlehrer sind, immer, und es war eine Gesamtschule, und ja, der hat mich das erste Mal als Mensch Also ich habe mich das erste Mal irgendwie menschlich, ich bin Mensch, das, ich habe mich das erste Mal irgendwie menschlich, ich bin Mensch. Das waren dann so Sachen wie ja, klar kannst du aufstehen, und wenn du im, wenn du im Die Tische waren In der Mitte war so ein großes Viereck, und die Tische waren so wie ein Viereck aufgestellt Und dann wurden die anderen Schüler gefragt ist das okay, wenn ich im Deutschunterricht um die Stühle, also hinter deren Rücken sozusagen, lang laufe? Und ja, dann durfte ich zum Beispiel. Das fanden die Lehrer alle nicht toll, aber der Klassenlehrer hat gesagt das machen wir jetzt so dann machen wir das auch so?

Speaker 4:

Ich durfte dann zum Beispiel in Deutsch vorlesen, während ich um die Stühle laufe, und auf einmal kann ich lesen.

Speaker 4:

Das war das erste Mal, dass da einer irgendwie mal out of the box gedacht hat, und was versucht hat, hätte ich sechs Jahre früher gebraucht, kam alles zu spät. Aber wenigstens durfte ich das nochmal erfahren, dass es auch so nette Menschen gibt. Der hat sich auch nochmal für mich eingesetzt, nochmal Intelligenztests wiederholt. Die wollten da auch nochmal wissen, weil irgendwas stimmt ja mit mir nicht. Warum ist er so? Es wurden nochmal Intelligenztests gemacht, es gab Gespräche mit meiner Mutter. Der hat mich in die Theater-AG gebracht, dass ich Theater spielen lerne. Also der hat sich so ein bisschen um mich gekümmert, und bis kurz vor seinem Tod das war vor ein paar Jahren sind wir auch immer noch all die Zeit auch durchs Heim, durch und so dann in Kontakt geblieben, und der hat mir damals auch eine Arbeitsstelle besorgt. Da habe ich es auch tatsächlich am längsten ausgehalten, vier, fünf Jahre, glaube ich. Das war so eine Schlüsselfigur, würde ich mal sagen, in meinem Leben.

Speaker 3:

Krass, der war gleich in der siebten Klasse, als du gewechselt bist von der Hauptschule, war der dann dein Klassenlehrer. Einer der Klassenlehrer.

Speaker 4:

Nach einem halben Jahr genau. Ich war erst auf der weiterführenden Schule hier bei mir ansässig, im Ort Die Lehrerin. Da war eine Katastrophe. Das ging auch nicht, Da hätte es einen Mord und Totschlag gegeben. Und dann hat meine Mutter sich gekümmert, dass ich die Schule wechsle. Und auf der neuen Schule war dann gleich der gute Klassenlehrer krass.

Speaker 4:

Ich finde das krass, dass du sagst, in der siebten klasse war das zum ersten mal so, dass dich jemand so behandelt hat, als wärst du ein mensch, ja auch alles nicht so rosig. Ich bin sehr schwer misshandelt worden. In der klasse kann man jetzt nicht zu viel sagen. Ich sag so wir haben uns außergerichtlich geeinigt, und ich bereue es, dass es eine außergerichtliche Einigung gab, also mit so einem Täter-Opfer-Ausgleich, weißer Ring oder irgendwie, so heißt das. Da gab es so eine Einigung, was eine der Personen macht, die involviert war, weiß ich nicht, wahrscheinlich schon tot hat, sich wahrscheinlich schon totgesoffen oder so. Der müsste auch so mein alter sein. Und ja, der andere, der, den siehst du auf den wahlplakaten, so ne, der der ist halt, hat ein haus, hat frau und kind, und dem geht's vermeintlich. Ich weiß, es geht nicht. Alles geht niemandem mehr gut. Manchmal finde ich den Gedanken gehässig, hätte ich ihn bloß vor Gericht gegangen, weil dann hätte er andere Konsequenzen erdulden müssen.

Speaker 3:

War das direkt in dieser also um? die Zeit rum, in der du in diese Klasse gekommen bist, oder später, dann erst.

Speaker 4:

Nee, es waren meine Klassenkameraden in der Klasse. Ja. Krass.

Speaker 3:

Ja, aber das ist halt so, das, was ich schon vermutet hatte. Also sagen wir mal so ich habe ja zwei Jungs mit ADHS zu Hause und ichinkommen mit Lehrkräften, die das als selbstverständlich ansehen, dass alle Menschen Menschen sind und dass sie alle gut behandelt werden müssen, Unabhängig davon, ob man genervt ist von einer Person. Ich kann von einer Person genervt sein. solange ich sie wie ein Mensch behandle, ist das überhaupt kein Thema.

Speaker 4:

Solange ich sie wie ein Mensch behandle ist das überhaupt kein Thema.

Speaker 3:

Aber ich habe doch auch erlebt, auch heutzutage, dass es eben Lehrkräfte gibt, die Jungs und das sind die Jungs in der Schule, die große Schwierigkeiten machen durch ihr Verhalten nicht wie Menschen behandelt werden, sondern die müssen einfach weg. Das sind wie Gegenstände, die man rausschmeißen kann, Und wenn sie halt dann immer noch nicht gehorchen, dann wird halt da mit Strafen und Sachen auf denen rumgedonnert, Und das hinterlässt natürlich Spuren im Selbstwert dieser.

Speaker 4:

Person. Sie hatten so einen schönen.

Speaker 3:

Trainingsraum in der Schule. Ja, Da musstest du. Kennst du das? Ich weiß, was ein Trainingsraum in der Schule? Ja, Kennst du das? Ich weiß, was ein Trainingsraum ist. Aber das wird immer unterschiedlich ausgestaltet. Also berichte mal sehr gerne, wie das bei euch war.

Speaker 4:

Trainingsraum war. der Lehrer schreibt dich auf, du kriegst einen Zettel mit einer Uhrzeit und einer Unterschrift von dem Lehrer. Du hast dann fünf Minuten, um diesen Zettel, den der Lehrer dir mitgegeben hat, der Lehrkraft in diesem Trainingsraum zu überreichen. Das stellt dann sicher. also diese Uhrzeit, die unterschrieben worden ist, stellt sicher, dass du halt wirklich nur die fünf Minuten dahin brauchst und nicht irgendwie noch eine rauchen gehst oder Quatsch auf dem Flur machst, was auch immer, und dann gehst du dahin. in diesem Raum darf nicht gesprochen werden, es sei denn, du wirst direkt dazu aufgefordert zu sprechen, und ja, da kann dann alles Mögliche passieren. Also so ganz klassisch Bart Simpson-mäßig du musst 2000 Mal an den Tafel schreiben, schrägstrich in dein Heft 2000 Mal, warum es kacke ist, im Unterricht zu stören. Das ist eher noch so harmlos.

Speaker 4:

Oder du musst halt einen Aufsatz schreiben über, warum man Respekt vor der Person haben wollte. Der muss dann mindestens 5000 Wörter haben, und naja, das sind so Erziehungsmaßnahmen oft rausfließt aus der Klasse und in den Trainingsraum landest. dann ist das irgendwann so, dass du, anstatt normal in die Klasse zu gehen, musst du von vornherein eine Woche sozusagen dahin. Also du gehst nicht mehr normal in die Klasse, du kommst dann immer in diesen Raum, wo nicht geredet werden darf, was eigentlich gar nicht so schlecht ist. schön ruhig Also als ADS-Klasse ist das gut.

Speaker 4:

Natürlich hast du da nichts in klassischem Unterricht. Also lernst du da nichts, und wenn du dich dort missverhältst, dann hat das letztendlich den Schulverweis nachher zufolge. Also ich weiß nicht mehr, wie oft das war, aber das ist auch von den Eltern geschrieben worden. Ich sage jetzt einfach mal das ist eine gelogene Zahl. Ich erinnere mich nicht mehr. Bist du dreimal im Trainingsraum aufgefallen? bist du von der Schule geflogen? Das war so der Trainingsraum.

Speaker 3:

Ja, und hat es dich zu einem besseren Schüler gemacht. eigentlich, ich kann mir vorstellen, du saßt da recht häufig gekriegt hat.

Speaker 4:

Ich bin dann bald auch obdachlos geworden, zu Hause rausgeflogen, und da war sowieso keine Schule mehr.

Speaker 3:

Aber hast du den Eindruck gehabt, dass das irgendjemanden verändert hat, dass das jemandem was gebracht hat, in so einen Trainingsraum reinzusitzen?

Speaker 4:

Ich glaube schon, dass, wenn du Kinder hast, die vielleicht mal Grenzen austesten wollen, die ein gutes Elternhaus haben, das heißt gut, aber die einfach nur mal ihre Grenzen testen wollen, die waren jetzt einfach mal frech, hatten so einen kleinen Pubertänsschub und wollten jetzt, jetzt bin ich auch mal der Magger hier, die hatten davor glaube ich schon Respekt, das glaube ich schon.

Speaker 3:

Ja, respekt haben, ist halt so eine andere Frage, als ob das als Erziehungsmethode hilft. Aber klar, das ist ja das, wie diese ganzen Methoden funktionieren. Sie machen halt Angst vor Stigmatisierung auf der einen Seite, angst vor den Konsequenzen auf der anderen. Also lässt es lieber sein. Ist das nicht schwarze Pädagogik? Ist das nicht schwarze.

Speaker 4:

Pädagogik, das nicht schwarze.

Speaker 3:

Pädagogik, das nennt sich schwarze Pädagogik, doch Ja. Aber jetzt gehen wir mal kurz in dich rein. Ich weiß ja nicht, ob du noch reinfühlen kannst, wie es dir damals gegangen ist, aber mich würde das schon sehr interessieren. Also, jetzt haben wir gehört dein Zuhause war nicht sicher. Du hattest da echt Stress in jeglicher Hinsicht, und du hattest zusätzlich noch Angst vor körperlicher Gewalt.

Speaker 4:

In der Schule auch, und dann das.

Speaker 3:

Mobbing in der Schule mit körperlicher Gewalt.

Speaker 4:

In der Schule war es genauso wie zu Hause Misshandlungen körperlicher und psychischer Art, plus in der Schule dann nochmal. Wie nennt man das eigentlich? Ausnutzung? Wie nennt man denn das? Ich will dazugehören, und deswegen mache ich bestimmte Sachen, oder die können bestimmte Sachen mit mir machen, weil ich einfach nur dazugehören will. Ich kann das schlecht beschreiben.

Speaker 3:

Nee, du hast es genau richtig beschrieben.

Speaker 4:

Oh, das kam dann auch nochmal dazu.

Speaker 3:

ja, Ja, emotionaler Druck, bloß den emotionalen Druck, den du halt hattest, da irgendwie reinzupassen, für den du dann alles Mögliche getan hast. Wann hat das angefangen, dass du aus diesem Angstnetz, das da um dich rum gewesen ist, ausgebrochen bist, und wie hat das angefangen? Also, wo bist du da hingegangen, und was hast du dann da gemacht?

Speaker 4:

Also, ich war in der siebten Klasse immer schon jede freie Minute draußen und weg und am Drogen nehmen und am Klauen und am Scheiße bauen, so das, was man eben so macht. Ich habe mich mit vielen ADS-Lern unterhalten. Ich würde sagen, wir neigen teilweise dazu zu schwarz-weiß, ganz oder gar nicht. Also entweder oder Ich würde sagen das ADS-Lern, oder ich bin sehr suchtaffin, ich kann von allem süchtig werden, von wirklich allem, von Bücher lesen bis hin zu Topfpflanzen, menschen auch. Dann catcht mich das.

Speaker 4:

Ja, ich war halt immer unterwegs mit der Clique dann, und die Drogen tun ihr Übriges Selbstmedikation. Ganz klar weiß ich heute, wusste ich damals nicht, wollte damals cool sein. Ich glaube, ich hatte mit elf das erste Mal Zugang zu Drogen. Ich habe mit zehn mit dem Rauchen angefangen, mit elf das erste Mal in der fünften Klasse Drogen, und da in der siebten war ja schon, da haben wir schon, da hat man schon morgens vor der Schule irgendwie mit Eimerrauchen angefangen. Also für die, die es nicht wissen ich würde mal sagen, es gibt in den Joint, dann gibt es eine Bong, und wenn die Bong nicht mehr ausreichend den Kick gibt, dann nimmt man einen Eimer um das mal so. Das wäre dann auch der Vorschlag immer, das wäre dann auch der.

Speaker 4:

Vorschlag immer. Das war dann halt irgendwie einfach Phase. Man wird dann halt kriminell, beschaffungskriminalität. Es war immer noch von den Mitschülern diese Misshandlungsgeschichte. Es war immer noch gang und gäbe jeden Tag. Und dann bin ich irgendwann zu Hause rausgeflogen. Es hat sich immer mehr gesteigert. Irgendwann bin ich zu Hause rausgeflogen. Es hat sich immer mehr gesteigert, irgendwann bin ich zu Hause rausgeflogen, da flog meine Tasche aus dem Fenster, und jetzt bist du ja nicht mehr willkommen.

Speaker 4:

Ja, wie alt warst du da? Ja, gute Frage, ich glaube, 15, schrägstrich, 15 und ein halb, da bin ich aber schon nicht mehr zur Schule. Also, ich habe dann irgendwann gesagt, ich gehe nicht mehr und habe geschwänzt, also einfach nicht mehr hin. Die Eltern kriegen dann Stress wegen Jugendamt und alles mögliche. Ich habe kurzzeitig bei meinem Vater dann gewohnt. Für weiß ich auch nicht mehr, erinnere ich mich nicht mehr dran. Ich sage jetzt mal, einen Monat oder zwei, das hat aber auch nicht geklappt. Dann bin ich dann da auch wieder raus. Dann hatte ich noch mit meiner Mutter so ein Agreement Ich darf abends um 10 nach Hause kommen, dann macht sie die Tür auf, und morgens um 5 oder 6 muss ich das Haus verlassen. Also, ich darf dann über Nacht da schlafen.

Speaker 4:

Das habe ich eine Zeit lang noch irgendwie genutzt, und dann ging das irgendwann auch nicht mehr, und dann war ich halt raus, raus, und dann habe ich halt mal hier und mal da übernachtet, und ja, irgendwann war ich dann mal bei meiner Oma, habe geduscht, und dann bin ich ins Heim. Also, die haben mich dann da abgeholt. Ist ein bisschen schwammig. Ich versuche, das irgendwann nochmal aufzuarbeiten in der Therapie. Ja, aber ist alles so ein bisschen schwammig irgendwie.

Speaker 4:

Genau dann war ich so 15 und ein halb, würde ich sagen, konnte ich mich von dem Ganzen lösen, aufgrund dessen, dass meine Mutter halt das eben angeleiert hat, dass ich ins Heim komme.

Speaker 3:

Sie hat das im Hintergrund dann organisiert, also als sie mitgekriegt hat, dass du eigentlich kein Zuhause mehr hast, dann hat die das irgendwie organisiert.

Speaker 4:

Sie hat immer jahrelang gesagt du kommst ins Heim, ich gebe dich ins Heim. Du kommst ins Heim, glaubt man natürlich nicht, aber irgendwann passiert es dann doch. Nach einem tausendmal kann es passieren. Genau, ja Dann war ich im Heim Hat mir das Leben gerettet, kann man nicht anders sagen. Wie lange warst du da Nicht lange, bis 18.

Speaker 3:

Na ja, gut Sind trotzdem noch zweieinhalb Jahre, zweieinhalb sehr wichtige Jahre auch.

Speaker 4:

Also, heim ist kein, kein, kein Zuckerschlecken. Ich kann dir nachher mal meine Lieblingsbewertung von dem Heim vorlesen. Das mache ich jetzt mal nicht öffentlich hier, das lese ich dir mal vor.

Speaker 3:

Was waren da so für Kinder? Ja, ja. Ja, Ging es da genauso weiter wie in der Schule, hattest du dann im Prinzip auch wieder dieses Problem.

Speaker 4:

Da habe ich gelernt. Ich habe gelernt, ich bin sehr anpassungsfähig. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Ich lese die Menschen, und ich sehe, was für einen Schmerz die in sich tragen. Also ich komme in den Raum rein, und ich sehe das Meistens, und es waren Heim für schwer erziehbare Jungs und Mädels, also keine normale Jugendeinrichtung. Das war schon ein Sonder. Ich weiß nicht, wie man das nennt Sonderpädagogisch ist das falsche Wort aber Ich glaube, dass Heim für schwer erziehbare Kinder und Jugendliche ist, glaube ich, der Begriff für das damals.

Speaker 4:

Harte Mädchen, so. Und ganz ehrlich, ich war da das absolute Küken im Sinne von viel zu soft, viel zu viel zu weich, viel zu emotional. Ich habe mich nie gern geschlagen, ich habe nie ja, Viel zu weich, viel zu emotional, ich habe mich nie gern geschlagen. Ich habe nie so den großen Macker, ich bin eher introvertiert. Da habe ich ganz schnell gelernt zu manipulieren, ganz, ganz, ganz, ganz schnell. Alle Gegner sind da ausgespielt, um mich zu schützen, halt, und das ist bis heute noch so. Weinen fällt mir schwer, Mir fällt eigentlich alles schwer. Also alles, was mit Emotionen zu tun hat, fällt mir durch meine Geschichte irgendwie schwer, und das beißt sich jetzt halt im Erwachsenenleben, weil man sollte ja eigentlich Zugriff darauf haben, aber das ist halt irgendwie nicht so möglich.

Speaker 4:

Aber ja, letztendlich hat das Heim mir das Leben gerettet und war auch nochmal recht prägend für mich. War auch noch mal recht prägend für mich.

Speaker 3:

Und auf der anderen Seite. also, ich verstehe den Wunsch sehr gut, den Zugang zu den Gefühlen zu bekommen, und trotzdem ist unser Körper da so weise und sperrt das ein, weil das auch echt heftig sein kann, wenn das dann rausgeholt wird. Also, es ist schon sinnvoll, das mit einer professionellen Person zu machen, die sich gut auskennt.

Speaker 4:

Habe ich abgebrochen. Ich habe so eine Lichttraumatherapie, da setzt man sich vor so ein Lichtgerät, und da war dann auf einmal kurze Trägerwarnung, gewalt. Da war dann auf einmal der kleine sieben, achtjährige, der am Badezimmer vor der Waschmaschine in der Ecke liegt, an den Fliesen, und es wird einfach in ihn reingetreten, 20 Minuten lang Wie im Kino. Es war einfach nur angeleitet. Es wird gesprochen, die Lichter flackern, und auf einmal spult da im Kopf der Film.

Speaker 4:

Meine Güte. Ich dachte, ich bin dann soweit, aber war ich. anscheinend spult da im Kopf der Film Meine Güte. Dann habe ich gesagt ne, Ich dachte, ich bin dann soweit, aber war ich anscheinend doch noch nicht und habe gesagt okay, das rechnen wir ab, Das mache ich dann irgendwann mal. Ich habe schon noch ein Bedürfnis, das aufzuarbeiten. Aber ne, Jetzt sind erstmal andere Dinge dran.

Speaker 3:

Ich kann mir vorstellen, dass das bei dir eine sehr große Herausforderung ist, mit dem, was du berichtest das aufzuarbeiten.

Speaker 4:

Da besteht die Gefahr, dass eben solche Dinge sehr schnell hochkommen. Und die Schule ist ADHS und die Schule Ich habe auch jetzt im Erwachsenenleben gemerkt, es gibt diese Lehrer und diese Menschen da draußen, die sich für die Kinder einsetzen, und Sonderpädagogen. Inzwischen gibt es ja auch sowas wie persönliche Assistenzen und Schulsozialarbeiter und sowas. Das hat es ja damals vielleicht noch nicht immer so in jeder Schule gegeben. Eigentlich wollen wir alle ESler ja auch nochmal, finde ich, immer umso mehr, wie die normalen Kinder irgendwie dazugehören. Wir merken das ja, dass wir das gerade nicht, dass wir das nicht können. Wir merken ja, dass das nicht hinhaut, dass wir komisch sind, oder vielleicht ist anders die bessere Beschreibung. Das kriegen wir ja sehr wohl mit, dass hier irgendwas nicht richtig läuft.

Speaker 4:

Ich meine, welches Kind geht gerne in die Schule? Ich glaube, keins irgendwie. Oder nur sehr, sehr wenige sagen wirklich juhu, ich will unbedingt in die Schule. Das ist ja ein Ort der Konditionierung, und du siehst ja auch als Kind Mensch, alle sitzen im gleichen Boot, wir sind alle in der gleichen Klasse, alle kommen in die gleiche Uhrzeit her, alle machen das Gleiche. Warum schaffen die das und warum schaffe ich das nicht? Und da brauchst du irgendwie einfach Leute, die dir sagen, das ist okay, dass es bei dir nicht so ist, und wir gucken jetzt mal, wir nehmen dich jetzt einfach mal, und wir schauen mal, was wir machen können, und wenn ich mit meinem Latein am Ende bin, dann hole ich mir den nächsten, der besser Latein spricht, und dann hole ich mir wieder den nächsten, und wenn es dann irgendwann keinen mehr gibt, dann kann man vielleicht nachher nett und freundlich sagen mit dir hat das hier klassisch in diesem klassischen Schulsystem keinen Sinn.

Speaker 4:

Vielleicht schauen wir mal, ob wir da noch eine Alternative finden.

Speaker 3:

Ja, du hattest ja gesagt, dass du in der siebten Klasse dann diesen einen Lehrer hattest, und der hat sich dann plötzlich Out-of-the-Box-Sachen für dich ausgedachtacht. Der hat halt dann plötzlich dich um die anderen rumlaufen lassen, halt geguckt, dann dann bewegungsdrang irgendwie aufzufangen. Stellen wir uns mal vor, wie das gewesen wäre, wenn das direkt von der ersten klasse an möglich gewesen wäre. Ich.

Speaker 4:

Anders. Ich habe inzwischen Lehrer kennengelernt, auch in dem Kontext, wo ich da Praktika in der Schule gemacht habe. Hätte ich solche Lehrerinnen und Lehrer seit der ersten Klasse gehabt, ich hätte jetzt Arbeit, ich hätte wahrscheinlich einen besseren Schulabschluss. Ist auch nicht schwer. Also nicht schwer, jetzt einen besseren Schulabschluss, ich habe einen sehr schlechten abschluss. Ja, mein leben wäre besser würden, ja, es würde mir weitaus besser gehen. Da bin ich ganz, ganz, ganz fest und überzeugt. Deswegen nicht auch in diesem sozialen bereich arbeiten, um eben solchen kindern wie mir die chance zu geben. Es braucht nur eine Person. Es braucht nur einen Menschen in deinem Leben, an den du dich gerne zurückerinnerst. Du sagst, weißt du alle anderen? das war schwer, aber der war da. Und wenn es nur dein Lehrer ist es ist ja völlig egal, wer das ist Und wenn es nur dein Lehrer ist, der hat an mich geglaubt.

Speaker 4:

Und der hat mir das Gefühl gegeben dass ich ein Mensch bin, und ich kann was, und ich bin gut so. Und hast du nicht gesehen, so das ganze Pipapo, was da so Genau? Also mir fällt das nicht schwer, den Menschen das zu vermitteln. Ich bin inzwischen erwachsen, ich kann meine Grenzen inzwischen besser kommunizieren, und ich sage Menschen hey, ich soll jetzt hier keinen Schritt weiter, ich kann jetzt nicht mehr, ich bin das nicht persönlich fertig, und dann ziehe ich mich auch zurück. Aber für mich ist es nicht viel Anstrengung, den Menschen ein gutes Gefühl zu vermitteln, die mit Respekt zu behandeln, die so zu behandeln, wie ich behandelt werden möchte, nett zu denen zu sein, hilfsbereit zu denen zu sein, ohne mich ausnutzen zu lassen oder sowas. Wir reden, also das hält sich die Waage. Die Welt wäre so ein besserer Ort, wenn alle Menschen mal ein kleines bisschen Ja, ja, ja, ich weiß, was du meinst, du hast absolut recht Kleines bisschen.

Speaker 4:

Ja, ja Ja.

Speaker 3:

Ja, ich weiß, was du meinst. Du hast absolut recht. Ganz einfach Brauchen wir nicht einschränken oder erweitern. Das ist ganz wichtig, was du da sagst.

Speaker 4:

Kinder erinnern sich an sowas, wie man sie behandelt hat, wie man mit denen gesprochen hat, und gerade die Schulzeit, also es war für mich so eine Hölle. Ich weiß, ich war jetzt sehr oberflächlich, das hat seine Gründe. aber kein Kind sollte ja gut generell keine Gewalt erfahren. aber das System Schule sollte nicht irgendwie zu noch mehr Gewalt irgendwie führen. Wenn man die Kinder in der ersten, zweiten oder dritten Klasse verliert ans Schulsystem, was werden dann für Menschen aus den Kindern? Was birgt die Zukunft dann für die Nichts? keine Gute. Der Staat möchte ja, dafür gibt es ja die Schule dass wir schön arbeiten und nachher die Rente auch bezahlen und sowas. Für mich ist das der Sinn der Schule. Also so wie ich das sehe, für was die Schule gut ist. Und ja, ich verstehe mal nicht, warum die Lehrer dann immer so konträr handeln. Das soll jetzt nicht anklagend den Lehrern gegenüber klingen, aber ich verstehe die halt einfach nicht. Ich konnte nie so viel mich mit Lehrkräften hinsetzen und sie einfach mal fragen wie gehst du mit dem Kind um, das sich so und so verhält?

Speaker 4:

wie gehst du mit den Steuern Frieden um? und wäre auch vielleicht mal eine Frage an dich Wie gehst du mit dem Kind um, das sich so und so verhält? Wie gehst du mit den Störernfrieden um? Wäre auch vielleicht mal eine Frage an dich wenn deine Kinder jetzt nicht neurodivergent wären und du selber auch nicht betroffen wärst, wie denkst du, wie würdest du mit den Kindern in der Schule umgehen? Das ist eine mega gute.

Speaker 3:

Frage. Ich weiß es nicht. Ich kann dir ja nur sagen, ich denke, das ist aus den vielen Folgen du hast ja versucht, hier alles anzuhören. Es ist ja auch immer wieder durchgekommen, dass jetzt mein Zuhause auch nicht unbedingt der Ort gewesen ist, an dem ich mich gerne aufgehalten habe, gewesen ist, an dem ich mich gerne aufgehalten habe, und ja, für mich wurde sehr schnell klar, dass das keine Rolle spielt, es macht keinen Unterschied, beziehungsweise es macht einen Unterschied, aber im Negativen. Also statt dass irgendwie die Menschen, die ein schlechtes Zuhause haben in Anführungsstrichen was auch immer schlechtes bedeuten soll, schlecht im Sinne der Entwicklung für die Schullaufbahn, dass diese Menschen nicht mehr Förderung bekommen und mehr Unterstützung und mehr Verständnis, sondern es ist eher genau das Gegenteil der Fall. Dadurch, dass ich in diesem Zuhause groß geworden bin und das kannst du ganz bestimmt auch bestätigen dadurch habe ich schlechtere Voraussetzungen mitgebracht für den Schulalltag. Ich habe keine Hausaufgaben gehabt, weil ich hatte keinen Ort, an dem ich die hätte sinnvoll machen können. Ich hatte auch gar keine Zeit, die zu machen, und ich habe dafür Ärger bekommen.

Speaker 4:

Ja klar.

Speaker 3:

Und das ist so das, wo ich mir denke, da ist wirklich eine ganz große Schieflage da, denn es gibt einfach nun mal so viele Kinder, die aus welchem Grund auch immer, die Unterstützung von zu Hause nicht kriegen, die sie bräuchten, um eben gestärkt in der Schule aufzutauchen, und das wird irgendwie nicht. Also, es wird einfach auf das Kind angerechnet. Es wird aufs Kind angerechnet. Du bist der, der es aufs Konto geschrieben kriegt, du bist der, der die Note bekommt, du bist der, der die schlechte Mitarbeitens und Verhaltensnote bekommt. Wenn was auch immer In deinem Zeugnis steht drin, dass deine Anwesenheit nicht entschuldigt gewesen ist. Dabei haben die Eltern das ja nicht entschuldigt. Es bin ja nicht ich. Und das ist so der Punkt, wo ich mir denke, der prägt mich extrem Im Umgang mit Kindern, die nicht so gut funktionieren. Ich habe das lange nicht kapiert, dass das, was mit ADHS zu tun hat, das kam ja erst viel später.

Speaker 4:

Ich habe das Gefühl, dass mir durch die Schule ein Stück weit mein Leben genommen worden ist, nicht ausschließlich die Schule, aber ein sehr prägender Teil, weil der unter anderem zu Hause noch mehr Gewalt geführt hat. Und also, die Schule hat mir mein Leben genommen. Und ich hatte für mein Leben so geplant ich möchte Psychologie studieren und eine eigene Praxis haben, ich möchte soziale Arbeit noch studieren, ich möchte Bücher schreiben. Das sind so ein paar Sachen. Das würde ich gerne so.

Speaker 4:

Und die Realität ist, dass ich jetzt in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung anfange und wahrscheinlich selbst dafür nicht geeignet bin, weil ich es einfach nicht packe. Ich weiß, ich habe sehr viele Fähigkeiten, und ich weiß, ich kann auch was. Aber Systeme also ich fall halt immer durch. Man sagt immer so System-Sprenger oder die Sicherheitsnetze versagen, ich fall halt durch, und weil ich eben zu ja, weil ich eben irgendwie zu speziell bin und oder, wenn man es nicht auf mich beziehen möchte dann sind die Systeme einfach zu unflexibel. Jetzt in der Werkstatt das ist ein eigenes Thema für sich, von der Bezahlung mal ganz abgesehen Die sind absolut unflexibel. Die sind absolut unflexibel.

Speaker 3:

Es ist eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Wir haben auch vorher kurz drüber gesprochen Und sie sind total unflexibel. Das ist total faszinierend.

Speaker 4:

Also, da hätte ich das jetzt am wenigsten erwartet. ehrlich gesagt, noch arbeite ich nicht da. Vielleicht sehe ich das ja auch nur schwarzmalerisch und reime mir da was zusammen. aber ja, ich habe da so meine, in ein paar Tagen kann ich dir mehr erzählen.

Speaker 3:

Ja, lass es uns noch einmal kurz diese eine Stelle noch mal kurz deutlich machen. Du hattest gerade etwas gesagt, was ich ganz relevant finde, nämlich erst durch die Schule hat sich die Situation bei dir zu Hause so krass zugespitzt. Was genau meinst du damit? Mir ist es schon klar, wir hatten ja auch schon Kontakt, und ich habe es vorher noch mal gehört. Aber was genau hat die Schule getan, dass du zu Hause noch mehr Ärger hattest, als wenn da keine Schule gewesen wäre?

Speaker 4:

Ich weiß gar nicht, wie ich dir das beantworten soll. wenn ich ehrlich bin, sie hat halt nicht viel bis nichts getan, beziehungsweise hat eben getadelt, und ihr Kind entspricht nicht den Anforderungen, und ihr Kind ist verträumt, und sie haben es schlimmer gemacht.

Speaker 3:

Also, sie haben es ja. Also, es gingen dann Meldungen an deine Mutter, dass du eben dich nicht so verhältst, wie sie das gerne hätten. Und darauf hat sie dann reagiert, indem sie mit dir gesprochen hat. zu Hause Gesprochen, wahrscheinlich nicht.

Speaker 4:

Geschimpft? Ja, ist das, was passiert?

Speaker 3:

ist ja, Und dann kann ich mir vorstellen, ist ja die Hausaufgabensituation auch so eine Situation gewesen, zumindest als du noch jünger warst.

Speaker 4:

Wenn mir heute jemand sagt, wenn mir heute jemand etwas rüberbringt, was sich wie dieser Lernkontext Schule präsentiert, dann mache ich dicht. Also ich bin inzwischen jemand, ich mache beim Kleinsten ein bisschen Druck, was sehr hinderlich ist, schalte ich komplett ab, mach komplett dicht. Wenn mein Chef auf der Arbeit mir Druck macht, wegen was auch immer, dann melde ich mich vier Wochen nicht, telefon aus, gehe nicht an die Tür, also dann verliere ich meinen Job. Also so Kopf in den Sand Bei Druck. Du hattest ja vorhin irgendwie PDA dazu gesagt im Vorgespräch, kurz, und jetzt habe ich den Faden verloren. Schule, druck, eltern.

Speaker 3:

Hausaufgaben. es ging um den Druck, dass Hausaufgaben ja in eurer Familie etwas gemacht hat, Oder?

Speaker 4:

das Thema Hausaufgaben hat, was gemacht. Du kommst von der Schule nach Hause und weißt, jetzt gibt es Ärger. Das kann alles heißen, von Schlägen bis Stubenarrest, keifereien, schreien, also selbst lautes Schreien, wirklich so. Wie sagt man das? mit Rotzhaar und Tränen? und richtig angeschrien werden, richtig heftig, das macht ja auch schon, das macht Angst. Und richtig angeschrien werden richtig heftig, das macht ja auch schon, das macht Angst.

Speaker 4:

Ein kleines Kind hat dann Angst, wenn die Eltern sich zum Beispiel streiten, und nichts anderes ist das ja, wenn ein Elternteil das Kind richtig heftig hat. Das macht einfach Angst, das vergiftet das Klima. Das ist nicht förderlich für die Entwicklung.

Speaker 3:

Hast du eigentlich als Kind deine Mutter dann gehasst?

Speaker 4:

Ich habe sie Hass. Ich möchte das klarstellen. Ich definiere das Wort Hass wirklich als danach kommt nichts mehr. Hass ist für mich so das oberste. Dieses Wort ist das oberste.

Speaker 3:

Die stärkste Emotion, quasi negative.

Speaker 4:

Genau danach kommt nichts mehr. Frauen waren für mich lange Zeit Ich will jetzt hier nicht religiös werden aber so die die ja, so der Teufel, wenn man jetzt so klassisch Himmel und Hölle dann sind die Frauen die Hölle.

Speaker 4:

Ich zuck immer noch manchmal zusammen, wenn Frauen hinter mir stehen oder mir auf die Schulter tippen oder so. Dann fahr ich richtig zusammen aus Gründen. Ich lasse mich immer noch nicht gerne anfassen von Frauen, und damit meine ich jetzt gar nicht so Intimitäten, sondern ganz normal Umarmung etc, so ganz normales. Selbst Händeschütteln ist manchmal Mag auch am Autismus liegen, aber ich meine das jetzt ganz speziell auf Frauen und so. Jetzt habe ich erst so mit 6, 27 habe ich das erst realisiert dass ich ein ganz schräges Frauenbild tatsächlich habe. Aber klar, wenn du es nicht anders kennst und man kriegt ja mal gesagt Frauen sollen dich ja eigentlich lieben. Eltern, also die Mutter, auf die Mutter bezogen, die Mutter soll dich lieben. Welche Mutter, die dich liebt, macht denn sowas? Heute weiß ich, dass auch sowas aus Liebe möglich ist.

Speaker 3:

Okay, aber das heißt rückwirkend, würdest du sagen, du hast Hass empfunden, vielleicht für diese Frau und Angst offensichtlich, und als Kind Eher nicht.

Speaker 4:

Ne, Ich kann es dir ehrlich gesagt nicht sagen, aber ich glaube, eher nicht, ne.

Speaker 3:

Das ist wahrscheinlich schon eher gegen dich selbst gerichtet dann? oder Weil du dann ja der bist, der es schon wieder nicht hinkriegt, weil du ja das Problem bist.

Speaker 4:

Das ging dann so weit, kurze Triggerwarnung, suizid. Das ging dann so weit, dass das kleinere Kind sich versucht hat umzubringen. Mehrmals. Und ich hab das ja recht früh geschnallt, wenn ich über mein Maß hinaus, also über das ADHS-Maß und so wie ich bin. Nee, wie sagt man das, wenn ich über das Maß ach?

Speaker 4:

nee, ähm, naja ich hab halt, wenn ich auf 180 Grad war, hab ich halt nochmal 100 Grad oben rauf gepackt um noch mehr abzudrehen, damit ich wirklich alles abbekomme zu Hause, dass nachher am Ende des Tages keine Energie mehr übrig ist, um der anderen Person einen Ausweis anzutun. Das habe ich dann halt gemacht, und aufgrund dessen ist die Erinnerung irgendwie so, das ist so verwaschen. Ja, verstehe ich schon, ob ich mich jetzt selber fertig gemacht habe oder so. Ich glaube, da hatte ich nicht so die Zeit zu, ich musste eher aufdrehen.

Speaker 3:

Ich habe mir gerade gedacht zumindest liest man das ja immer so. Ich dachte, jetzt kann ich dich das fragen. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass total wenig Erinnerung da ist an wie es dir konkret gegangen ist. Aber dieses man sagt ja immer Kinder hören nicht auf, die Eltern zu hassen, zu lieben, sondern Kinder hören auf, sich selbst zu lieben, wenn da so Konflikte da sind und Gewalt im Spiel ist.

Speaker 4:

Heute sage ich mir warum bin ich so? Warum kann ich das nicht? Warum habe ich dies nicht gekonnt? Warum habe ich das nicht gekonnt? Also heutzutage, als erwachsener Mann, sage ich mir das oder frage ich mir diese Fragen. Ich kann mir an guten Tagen kann ich mir das erklären, warum XYZ nicht ging, warum ich nicht gut in der Schule war, warum das alles so war. An schlechten Tagen verstehe ich das nicht.

Speaker 4:

Dann bin ich auch, wie du gerade eben beschreibst, dann bin ich in diesem Gedankenkarussell gegen mich gerichtet. Als Kind kann ich dir das leider schlecht sagen.

Speaker 3:

Ja, nee, muss jetzt auch gar nicht, ist in Ordnung. Du hast jetzt auch echt schon ganz schön viel rausgekramt. Also danke, dass du das überhaupt machst. Ja, naja, ich meine, meine ursprüngliche Frage, meine ganz ursprüngliche Frage, weshalb ich dann ja über Threads auch auf Suche gegangen bin, war ja, wo sind eigentlich die ganzen ADHS-Männer heute, die schon in der Kindheit eine Diagnose hatten? Weil auf Social Media jetzt zum Beispiel und aber auch in meinem Alltag existieren die gar nicht. Ich rede so viel über ADHS mit so vielen Menschen, und die einzigen Menschen, mit denen ich über ADHS rede, die männlich sind, haben auch so wie ich eine späte Diagnose bekommen Und eben nicht in der Kindheit. Und vielleicht kannst du mir da mehr eine Antwort geben. Hast du denn noch mehr Menschen kennengelernt auf deinem Weg im Heim, in der Clique die eine ADHS-Diagnose hatten, als Kinder.

Speaker 4:

Die meisten sind, so wie man sich das vorstellt, schiefe Bahn, und dann mit allen Konsequenzen. Das kann heißen, früher tot, das kann heißen, straffällig geworden mit Gefängnisstrafe, und das kann heißen Kinder bekommen, obwohl sie hätten keine bekommen sollen. Also, ich gönne Kinder jedem, aber mein Anspruch, wenn ich Vater werden möchte, ist, dass ich finanziell stabil aufgestellt bin, dass ich naja, ich möchte nur das Beste von meinem Kind, was auch immer das heißen mag.

Speaker 4:

Ich möchte dem ein gutes Standbein bieten können, und das meine ich damit, wenn ich sage letztendlich bin ich irgendwie in der Kindheit hängen geblieben, immer noch. Ich bin jetzt älter, etwas älter, ich gehe auf die 40 zu bald, aber trotzdem bin ich irgendwie immer noch 10, 11, 12, 13. Ich bin immer noch das kleine Kind Und Kinder sollten keine Kinder kriegen sage ich dazu.

Speaker 4:

Also ja, die meisten, die Diagnosen hatten, sage ich dazu Die meisten, die Diagnosen hatten, die ich kenne von früher, sind entweder tot im Gefängnis oder, wenn man es ganz fies auch ausdrücken will, dann ist das jetzt so. Das, was auf hier ich weiß nicht, wie die Sendungen heißen, RTL 2 oder was, so, wie man es sich im Klischee vorstellt Die haben nie eine Chance gehabt. Die Gesellschaft hat den Menschen nie eine Chance gegeben.

Speaker 3:

Und hattest du immer Kontakt zu denen Also ich meine jetzt keine speziellen Personen, sondern ADHS-Männer, die eine Diagnose hatten in der Schule. Also, du bist ja so viele Stationen durchlaufen, du warst in dieser Gemeinschaftsschule, du warst also erst in dieser Orientierungsstufe, da ging es los. Da hast du dann so deine Clique gefunden, mit der du geraucht hast, drogen genommen hast, alkohol getrunken hast, kleinkriminell geworden bist. Waren da auch andere ADHSler dabei?

Speaker 4:

Ja, passt ausschließlich. Ja, ich würde sagen, wir waren alle so verbrannte Kinder, leidensgenossen. Das ist ja das Schöne. Du kommst in einen Raum, und du weißt gleich, okay, der und der und der, ne, die, da herrscht gleich so eine Art Grundsympathie, die haben noch nichts gesagt, das ist der Kleidungsstil, das ist der Gesichtsausdruck, und meistens fliegst du halt richtig, und du weißt, du kommst mit denen ins Gespräch, und ja, hier zu Hause war auch nicht einfach, und dies und das, und ADS ist ganz oft. Also ich würde sagen, der ADS-Faden von Leuten, die ich kennengelernt habe, ist nie abgerissen. Aber die Leute haben halt keine Zeit, sich darüber zu reden. Ich habe mich irgendwann auf den Weg der Heilung begeben, wo ich es verstanden habe, und ich habe mein selbstreflektiertes Verhalten, das musste ich lernen.

Speaker 4:

Und wenn du voll in dem Film drin bist, draußen auf der Straße da gefühlt, sag ich mal, man kriegt die Straße ja nicht aus dem Kind raus. Du hast halt einfach keine Zeit, irgendwie zu reflektieren und nachzudenken. Das frisst dich auch auf. Das musst du ja auch emotional verarbeiten können. Das musst du ja auch emotional verarbeiten können. Also, ich kenne es noch vor der ersten Klasse war ich in der wie nennt sich das noch Vorschule, so ein Jahr, wenn du noch nicht reif genug bist. Für die erste Klasse gab es hier eine Vorschule. Da erinnere ich mich an so eine Szene. Ich habe mit einem Hammer auf den Finger gehauen. Wir sollten irgendwas zusammennageln, und den Indianer kennen keinen Schmerz oder so. Und Männer weinen nicht, oder Jungs weinen nicht. Das wird dir ja auch irgendwie als Junge schräg, schräg als Mann, das wird dir auch abtrainiert.

Speaker 3:

Ja, glaube ich sofort ja.

Speaker 4:

Oder ganz ehrlich, es mag sich keiner vorstellen wein mal in einem Kinderheim, wein, da mal, du bist geliefert, die fressen dich. Das ist ein Piranha-Becken, die Witter, eintropfen Blut, und du bist, du hast da dann. Das kannst du auch nicht. Du musst ganz schnell lernen, dass du dich in die Schutzmauer hochziehst. Hier, ich bin von oben bis unten voll tätowiert. Im Gesamtkonzept könnte das auch so sein, eine Art Kriegsbemalung. Ich habe immer meine Mütze auf, dass man mir nicht so in die Augen gucken kann. Ich bin zum Glück auch noch recht groß.

Speaker 3:

Ich trage auch eher Kleidung die so.

Speaker 4:

Naja, das ist jetzt nicht muskulös, aber Ja kommt halt schon ein bisschen breiter rüber, sage ich jetzt mal So, und ich kann auch super auf den Sprachgebrauch irgendwie wechseln. So weiß ich nicht straßebauarbeitermäßig. Ich möchte das eigentlich nicht, ich möchte so nicht reden, ich mag das gar nicht gerne, aber ich kann es halt, wenn es notwendig ist. Das sind alles so Sachen, die meine Emotionalität überdecken sollen, damit ich das eben nicht zeigen muss. Die Leute sollen gleich wissen, den spreche ich jetzt nicht an, den frage ich jetzt nicht irgendwie nach dem Weg. Also, ich werde dann ständig angequatscht hey, hier hast du Drogen oder so, oder willst du Drogen kaufen? Das ist dann das andere Problem, so. Aber nee, also weinen oder Emotionen geht gar nicht.

Speaker 4:

Und da arbeite ich auch dran, das irgendwie wiederzukriegen, dass ich einen Zugang zu Emotionen kriege, aber es fällt sehr schwer.

Speaker 3:

Ja, mich würde total interessieren, wie also? das kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich bin hochgradig emotional und durfte das ja zum Glück auch sein. Aber was tust du, wenn du traurig bist? Oder fühlst du gar nie, dass du traurig bist, oder fühlst du gar nie, dass du einsam? bist oder irgendwas.

Speaker 4:

Ich habe Depressionen, seit ich denken kann. Ich bin auch in Behandlung, seit ich denken kann, für Depressionen. Unter anderem Diese Traurigkeit begleitet mich mein Leben, das kenne ich nicht anders. Ich habe auch noch chronische Schmerzen, das kommt dazu. Also ich weiß nicht, wie es ist, einen Tag schmerzfrei zu sein, auch seit ich denken kann, seit dem Kindergarten. Das ist jetzt hier wissenschaftlich nicht. Ich bin der Meinung, dass ich mich an meine Geburt erinnere, wie ich da in diesem Brutkasten liege. Also ich bin acht Wochen zu früh auf die Welt gekommen, in den neuen Wochen, und das erklärt zum Beispiel auch nochmal ADHS. Also für mich ist das eine logische Erklärung. Ich habe den Namen von diesem Mann leider vergessen, der hat, das war ein Arzt, der immer Frühchen auf die Welt gebracht hat. Der hat sich dann irgendwann geweigert.

Speaker 4:

Früh Arzt, der immer Frühchen auf die Welt gebracht hat, der hat sich dann irgendwann geweigert, frühgeburten durchzuführen, weil der gesagt hat, er kann dieses Leid, was er den Kindern antut, das kann er nicht mehr verantworten. 20 Jahre, 30 Jahre später haben ihn dann immer Kinder angeschrieben, die er auf die Welt gebracht hat, denen er das Leben geschenkt hat. Wie fertig sie sind Keine Arbeitbeit, kein job, ausgestoßen, depressionen, ads, autismus und hier persönlichkeitsstörungen, borderline, also so, ich sag mal so diese gängigeren diagnosen ließe gibt. Das wird durchaus extrem frühgeburten zugesagt. Das ist dann eine sehr hohe. Wie nennt man denn das?

Speaker 3:

So eine Komorbidität Ja genau.

Speaker 4:

Der ist dann ja irgendwann auch da ausgetreten aus der Ärztekammer und allem drum und dran. Der hat drei, vier Bücher geschrieben. Ich habe leider seinen Namen vergessen. Sehr interessant.

Speaker 3:

Er ist aber nicht der Ungar.

Speaker 4:

Ich weiß es nicht mehr.

Speaker 3:

Also, es gibt den Gabor Maté, aber der ist, glaube ich, nicht Arzt gewesen, der Frühchen auf die Welt gebracht hat. Für den ist ja auch ADHS eine Traumafolge.

Speaker 4:

Ein deutscher Arzt war das.

Speaker 3:

Und ich bin da tatsächlich. Es ist immer die Frage wie rum? ist es Also klar, man weiß heutzutage ganz deutlich, dass Frühgeburten oder auch traumatische Geburten, wenn irgendwelche Operationen stattfinden mussten, direkt nach der Geburt und so dass das hochgradig traumatisiert, dramatisiert, das weiß man.

Speaker 4:

Und meine Mutter hat das so geschrieben, wenn die Tür in dem Raum aufging. Also, sie durfte nur neben dem Brutkasten sitzen, ich durfte nicht angefasst werden, und sie hat das immer so geschrieben, und da bin ich der Meinung, mich dran zu erinnern. Das ist total paradox irgendwie. Ich habe die Bilder nie gesehen. Erst mit 31 Jahren habe ich die Bilder gesehen Von meiner Geburt, vorher noch nie, laut Aussage meiner Mutter. Und ich erinnere mich daran, wie die Türen aufgehen in einem Krankenhaus und ich mich dann irgendwie so vor Schmerzen schon aufbäume, weil ich weiß, jetzt wird gleich der Kasten aufgemacht, und jetzt wird da reingegriffen.

Speaker 4:

Das ist komisch verschwommene Erinnerung, aber sie ist so felsenfest in mir drin krass ja, ich kann nicht schwer beschreiben, aber das zum Beispiel auch. Also chronische Schmerzen kommen noch dazu und eben diese Depressionen seit eh und je, und also ich fühle den ganzen Tag, ich fühle den Schmerz dieser Welt. Ich weiß, das klingt doof, aber nee, klingt es gar nicht. Ich fühle den ganzen Tag, ich fühle den Schmerz dieser.

Speaker 3:

Welt. Ich weiß, das klingt doof, aber Nee, klingt es gar nicht. Klingt gar nicht doof.

Speaker 4:

Ich möchte jetzt hier ein politisches Fass aufmachen aber, die Lage der Welt so allgemein mit Hunger und Krieg und Co, das ist mir alles nicht egal, aber ich kann es irgendwo auch nicht mehr verarbeiten. Ich leite auch noch eine Selbsthilfegruppe für Depressionen, und da hat man ja auch den ganzen Tag nur, das sind 18-jährige Leute, die sind kaputt, die sind fertig. Da ist einfach sehr viel Traurigkeit und sehr viel Schmerz. Leute, die sind kaputt, die sind fertig, das ist, da ist einfach sehr viel Traurigkeit und sehr viel Schmerz.

Speaker 4:

Und sehr viel Wut auf die Gesellschaft irgendwie, warum die Leute alle weggucken und warum die Leute alle so, warum wir so eine Ellenbogengesellschaft geworden sind. Warum gibt es nicht mehr nette Menschen, die hilfsbereit sind, die anderen Leuten Und wenn es nur fünf Minuten, wenn es nur ein Ohr ist, kurz fünf Minuten schenken, mal entreden oder so. Das scheinen wir irgendwie alle verlernt zu haben.

Speaker 3:

Ja, zum Glück nicht alle, aber tatsächlich einen Großteil haben wir ja jetzt. Gestern waren die Bundestagswahlen, also wir zwei sind ja jetzt gerade einen Tag danach, und man kann ja so sagen 50-50,. ne, ungefähr, und das ist schon auch ein deutliches Zeichen, finde ich, dass da was passiert, gerade ja.

Speaker 4:

Angst und Schwingen.

Speaker 3:

Ja, weißt du, wenn du als Frau, als Mädchen, wenn du weich sein darfst, und du darfst Emotionen zeigen, und du darfst traurig sein, und das wird sogar auch irgendwie von dir erwartet, also als Frau so ganz tough sein, ist auch komisch, und das ist was, was zumindest in meinem Freundeskreis und auch so, wie ich das auch als erwachsene Frau jetzt erlebe, was zwischen Frauen relativ häufig passiert. Es wird drüber gesprochen, es wird analysiert, es wird weiß ich nicht versucht, einen neuen Weg zu finden, und so.

Speaker 4:

Ja, deswegen rede ich zum Beispiel auch lieber, inzwischen lieber mit Frauen als mit Männern, weil Frauen haben Kinder, die einen besseren Zugang zu ihren Emotionen. Da kann ich mehr von lernen. Ich kann mit Frauen inzwischen besser reden als mit Kerlen.

Speaker 3:

Die Frage ist halt wie geht man da als Mann damit um? Also, wenn du so eine große Trauer in dir fühlst, oder wenn du so viel Angst in dir drin fühlst oder so eine Einsamkeit in dir drin fühlst, was tust du, um das loszuwerden? wenn du da nicht drüber sprechen kannst oder nicht weinen darfst? Was?

Speaker 4:

tust du? Das ist mein A und O. Ja, okay, was tue ich? Ja, was tue ich? Ich nehme Drogen, fange an, exzessiv Computer zu spielen. Ja, fange an, mir irgendwelche Traumwelten zu. Naja, man schaltet halt irgendwie ab, die einen schalten ab und berieseln sich, und die anderen, ich habe auch abgeschaltet. Ich habe mit Drogen selbst Medikation betrieben, spielsucht und alles mögliche hinter mir. Wie gesagt, auch Depressionen spielen ja auch mit eine rolle. ich habe irgendwann gesagt mir rechts, und ich lerne jetzt das reden und da bin ich immer noch bei, klappt inzwischen ganz gut, würde ich sagen.

Speaker 4:

Vielleicht ist es meine adhs, dass ich ein bisschen perfektionist da irgendwie sein möchte. Da ist auf auf jeden Fall auch Luft nach oben bei mir sehe ich jedenfalls selber Dieses Selbstreflektieren und Reden. das ist das, was mich. Ich könnte gar nicht mehr ohne.

Speaker 3:

Also.

Speaker 4:

Ich sage mir immer, wenn ihr da draußen mit Menschen redet, und die gucken euch danach komisch an, die behandeln euch danach anders, oder die brechen die Freundschaft ab, oder ihr werdet auf einmal nicht mehr eingeladen, oder so Stellt euch die Frage, ob ihr mit solchen Leuten dann wirklich etwas zu tun haben wollt. Ich klammer die Arbeit jetzt mal ein bisschen aus. Ich habe gemerkt, dass man auf der Arbeit vorsichtig sein muss, was man erzählt. Aber in meinem Freundes und Bekanntenkreis fahre ich die Schiene der absoluten Ehrlichkeit. Ich erzähle nicht jedem alles und nicht auch jedem detailliert. Da gibt es bei manchen Menschen hast du das Gefühl, der kann das verkraften, bei anderen, weißt du, okay, nee, das wäre eher too much. Aber ich erzähle denen etwas, und ich stelle denen somit sozusagen vor die Wahl.

Speaker 4:

Wenn ich merke, die behandeln mich danach völlig komisch und völlig anders, auf eine Art und Weise, die ich nicht möchte, dann trenne ich mich von diesen Leuten, egal wie lange ich die kenne, weil die verschwenden meine Zeit, und ich verschwende die Zeit der Leute, und das möchte ich nicht. Ich möchte meine Zeit nicht mehr verschwenden. Das habe ich lange genug gemacht, und ergo bleiben am Ende die Leute über, die für dich und deine Situation Verständnis haben Oder das Mittel oder was auch immer, und das ist eine super Auslese. Und wenn nachher nur noch eine Person da ist, dann ist halt nur noch eine Person da. Aber die Person ist da.

Speaker 4:

Was nützen dir 500.000 Facebook-Freunde? Die nützen dir gar nichts. Wenn es brennt, steht keiner von denen vor deiner Tür und holt dich da raus. So. Und wenn jetzt Menschen sagen ich habe aber gar keine Freunde, gebt nicht auf, die gibt es da draußen, die sind da. Irgendwann findet ihr die. Das ist ja, es ist einfach so. Reden verbindet. Reden kann Brücken bauen. Reden verbindet. Reden kann Brücken bauen. Reden kann sämtliche Grenzen durchbrechen. Reden ist der erste Schritt zu mehr Emotionen. Und ja, reden redet. Das kann ich den Menschen da draußen nur mitgeben. Oder auch zum Beispiel auf deinen Podcast bezogen Ich habe mir jetzt sehr, sehr, sehr viele Folgen angehört. Es ist einfach schön, wenn man Menschen beim Reden zuhört und sich in manchen Sachen wiederfindet oder man Denkanstöße durch Gespräche, denkanstöße durch Gespräche. Dein Podcast hat schon für super viele Denkanstöße bei mir gesorgt, wo ich nochmal ah Mensch, da könnte ich nochmal hinschauen, und vielleicht ist das ja noch was, und so. Man lernt irgendwie beim Reden auch einfach Wie tickt die Welt, wie ticken andere Menschen, und dann kann man sich seine eigene verkorkste Welt irgendwie besser erklären.

Speaker 4:

So ist das bei mir jedenfalls.

Speaker 3:

Voll schön Danke. Und Voll schön danke Und danke für diese Worte, weil ich glaube, das ist wahrscheinlich der Weg raus, Der Weg raus aus diesen selbstzerstörerischen, schlechten Verhaltensweisen, die sonst eben notwendig sind, um mit den vielen Emotionen klarzukommen.

Speaker 4:

Ganz wichtig wäre noch seid nicht böse auf euch, wenn mal was nicht läuft. Seid lieb zu euch. Lernt das. Wenn eure Eltern oder eure Geschwister oder wer auch immer, eure Arbeitskollegen nicht lieb zu euch sind, dann versucht es, selber zu sein. Es ist auch noch kein Meister vom Himmel gefallen, und bei mir ist das ja auch. Das zieht sich jetzt mein Heilungsprozess, oder selbst die Schule, da knabber ich jetzt noch dran. das zieht sich wahrscheinlich auch noch 20, 30 Jahre. Vielleicht werde ich das nie ganz loslassen, aber das möchte ich vielleicht auch gar nicht. Ich möchte für mich einfach irgendwie einen Umgang damit finden. Ich möchte handlungsfähiger werden. Und ich sage es nochmal reden hilft und lieb zu sich sein, ganz wichtig.

Speaker 3:

Ich glaube, das nehmen wir jetzt als Schlusswort. Ja, das machen wir. Ja, das hast du gerade richtig schön gesagt. Dankeschön, und vor allem also ich von mir aus kann wirklich sagen ganz großes Dankeschön. Ich weiß, dass das nicht einfach war für dich, hier zu sprechen.

Speaker 4:

Wenn er erzählt hätte aber aufgrund von naja, nennen wir es mal Bedenken, und Ängsten ist das doch irgendwie schwierig.

Speaker 3:

Ja, und ich finde das aber trotzdem. Also der Einblick, den wir bekommen durften dadurch, dass du doch echt viel erzählt hast, der ist doch wichtig. Also deswegen danke und danke, dass du dich für dich selber da so stark machst und eben dich nicht aufgibst, das finde ich total schön. Nach dem, was du erlebt hast, ist es ganz stark. Nach dem, was du erlebt hast, ist es ganz stark. Ja, ich hoffe, das ist dir bewusst, aber es ist so. Ich wünsche dir jetzt noch einen schönen Abend. Vielen, vielen.

Speaker 3:

Dank Ja danke, mach's gut Tschüss, alles klar, ciao Untertitelung des ZDF 2020.