Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule

91 - Die Suche nach dem Liebevollen in dir - Isabella @gluexschmiede

Corina Elfe Season 2 Episode 41

Was passiert, wenn eine Psychotherapeutin plötzlich erkennt, dass sie selbst ADHS hat? Isabella Mathis, auf Instagram bekannt als @gluexschmiede, nimmt uns mit auf eine Reise durch ihre persönliche und berufliche Entwicklung mit ADHS.

Mit einem außergewöhnlichen Lebensweg – geprägt von frühen gesundheitlichen Herausforderungen, dem Besuch eines Elite-Internats und später 17 Jahren Arbeit mit verhaltensauffälligen Jugendlichen – bringt Isabella eine einzigartige Perspektive auf das Thema Neurodiversität. Sie erklärt, wie ihre körperliche Behinderung in der Kindheit möglicherweise dazu führte, dass ihre ADHS-Symptome übersehen wurden, und wie sie durch ihre eigene Arbeit in der Diagnostik auf ihre eigene Diagnose stieß.

Besonders wertvoll sind Isabellas tiefe Einblicke in die "dunkle Seite des ADHS" – ihre Erfahrungen mit Jugendlichen, deren ADHS zu oppositionellem Verhalten, Konflikten und Substanzgebrauch führte. Mit bewegenden Geschichten veranschaulicht sie, wie sie selbst in scheinbar aussichtslosen Situationen Verbindungen aufbauen konnte. Ihr Schlüssel zum Erfolg? Eine authentische Haltung des Suchens nach dem Liebenswerten in jedem Menschen – eine Einstellung, die selbst die widerständigsten Jugendlichen spüren konnten.

Für Eltern, Lehrkräfte und alle, die mit ADHS-Betroffenen arbeiten oder leben, bietet dieses Gespräch wertvolle Erkenntnisse darüber, wie Beziehungsarbeit gelingen kann und welch tiefgreifenden Einfluss eine positive Grundhaltung haben kann. Folge Isabella auf Instagram unter "Glücksschmiede" und entdecke ihren ADHS-Kompass – eine Online-Gruppentherapie für Menschen mit ADHS.

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Liebe Grüße,
deine Corina

Speaker 1:

Bitte nehmen Sie das Übungsbuch auf Seite 38, Unit 4. Lass uns etwas Spaßiges machen.

Speaker 3:

Was hat er jetzt?

Speaker 2:

gerade gesagt. Heute werden wir die nächste Aufgabe anschauen.

Speaker 3:

Was sind sie? Ich habe die Fragen Und jeder von Ihnen wird sich mit schreiben. So wir fangen mit Fragen, mit kurzen. Antworten an Ich habe ein kleines bisschen Angst, dass ich jetzt gleich Trommelmusik in den Händen sage Guck mal den Himmel an, der sieht geil aus. Hallo, hey, you Wake up. Oh fuck, alles klar. hier sitzt jetzt mir zugeschaltet Isabella, isabella Mattis. Ihr kennt sie vielleicht unter dem Namen Glücksschmiede. Isabella, vielen, vielen Dank, dass du da bist. Ich freue mich ganz arg.

Speaker 2:

Ja, danke dir für die Einladung. Endlich klar, Ich bin mich ganz arg. Ja, danke dir für die Einladung.

Speaker 3:

Endlich klappt es Ja voll gut. Wir wissen für diejenigen, die auf Social Media sind und deinen Kanal abonniert haben wir wissen, dass du eine ADHS-Diagnose hast. Aber kannst du mal ganz kurz sagen, wie du zu dieser Diagnose gekommen bist?

Speaker 2:

Ja wahrscheinlich wie die Jungfrau zum Kind gell. Ich bin da zugekommen, weil ich in der Diagnostik auch tätig war und unter anderem mit Menschen ihre ADHS-Diagnostik gemacht habe und mir dann in so einem Gespräch irgendwann dachte ich glaube, ich sage öfters ja wie mein Gegenüber Das war so für mich der Moment, wo ich dachte was tue ich damit? Ich bin dann zu einer Arbeitskollegin, die mich schon zehn Jahre kannte, und habe gesagt oh nein, ich habe ADHS. Sie hat dann nur gelacht und hat gesagt du doch nicht. Aber es hat mich nicht so ganz losgelassen.

Speaker 2:

Also, ich gehöre sicherlich bei den ADHS-Leistern immer ein bisschen zu diesen i-Achiever-Typen, also die, die gut durchkommen, die intelligent genug waren, das Problem nicht so zu zeigen, oder die immer ein bisschen in dieser Angst gelebt haben, was, wenn es doch rauskommt, dass ich es nicht so im Griff habe, oder dass ich es doch nicht so gut kann, und es gibt immer so ein bisschen dieses Fluchtgefühl, aber von außen sieht man das nicht so. Das hat immer ganz gut funktioniert. Und dann habe ich mich eigentlich erst angefangen, mehr damit auseinanderzusetzen und auch viel zu lesen, weil es mich dann doch auch nicht mehr so in Ruhe gelassen hat Und ich mich eher dann für meinen Teil im ADHS-Spektrum auch interessiert habe, weil ich ja eigentlich beruflich wir haben es vorhin mal kurz hatten eher von der Dark Side von ADHS erlebt habe. Also, ich habe eher die klassischen ADHS-Jungs gehabt ganz lange Zeit in meinem Berufsalltag, und da habe ich mich natürlich gar nicht gesehen in ADHS. Also, das war für mich ADHS und nicht das, was ich hatte.

Speaker 3:

Ja super interessant. Also da möchte ich mit dir unbedingt nachher noch mal drauf schauen, weil du da sehr, sehr viele wichtige Erfahrungen gemacht hast, die in meiner kleinen Reihe. Ich hatte im Januar eine kleine Reihe, und zwar habe ich Männer gesucht mit einer ADHS-Diagnose, die schon eine in der Kindheit hatten, in der Hoffnung, eben unterschiedliche Lebensgeschichten zu hören, vielleicht auch solche Geschichten, die du uns nachher berichten kannst. So eine Geschichte haben wir auch tatsächlich dabei gehabt, und am Ende stellt sich raus, waren ganz bunte Geschichten, sehr verschiedene, jeder hatte so seinen eigenen Weg, aber ich habe einige geführt, und ich glaube, dein Bericht jetzt wird das auch nochmal schön ergänzen können, das Ganze.

Speaker 2:

Ich glaube, das ist, das adhs eigentlich für mich als beruf so spannend macht, dass es so breit gefächert ist, also auch die ganzen adhs geschichten, die ich denke, dass es das so viel platz oder so viel verschiedenes drin. Und ich glaube, dass das wird auch oft dazu. Ich sehe sie auch auf social media, wenn dann zur diskussion hochfahren oder die dann sagen weil ich finde überhaupt nicht lustig, adh. Ich sehe es ja auch auf Social Media, wenn dann so Diskussionen hochfahren oder die dann sagen ich finde es überhaupt nicht lustig, adhs, ich finde, es hat überhaupt keine Talente. Oder jemand anderes, der dann sagt ich will nicht nur über die Fehler reden, weil ich habe das für mich nicht so. Das wird für mich voll erklärbar, wenn man auf das Ganze guckt und einfach sagt es gibt so viele ADHS-Geschichten, dass man nicht sagen kann, das ist es Genau.

Speaker 3:

so ist es ja. Und wenn wir dann noch das Autismus-Spektrum dranhängen, wo es ja eine große Überschneidung gibt, dann wird es noch mal ganz interessant und super lustig. was diese ganzen Unterschiede angeht, finde ich Also, da ergeben sich für mich so die letzten Monate, in denen ich intensiv auch in diese Kombinationsdiagnose abgetaucht bin, nochmal so viele Aha-Erlebnisse mit dem Ganzen. Ja, da hast du total recht. Aber bleiben wir mal ganz kurz bei deiner eigenen Diagnoseerfahrung. Also, du sagst, du hast das für dich dann irgendwann vermutet, du hast das mal geäußert, dann hast du rumrecherchiert, und dann Ja schon, und das ist für mich immer noch das Schwierige.

Speaker 2:

Ich komme ja noch aus einer Altersklasse, wo wir die ganzen Tests auch von Hand nach Hand ausgewertet haben. Das heißt, du wusstest, welche Frage, in welche Dichtung wie viel scoret. Und wie traust du dir dann da selber noch, dass du sagst okay, ich weiß, ich kenne ja die Fragen, und ich kenne die Antworten, und ich weiß, in welcher Skala und zu welchen Punkten werde ich führen, und zu welchen Punkten werde ich führen, dass ich da auch nach wie vor oder lang gebraucht habe, bis ich zu mir gesagt habe okay, ich traue der ganzen Sache, verstehe ich voll Das kennen wahrscheinlich viele aus dieser Berufsgruppe dass sie einfach sagen ich habe schon zu viel hinter dem Vorhang gesehen, ich kenne den Test ich kenne die.

Speaker 2:

Antworten, dass ich mir da wenig traue, und ich glaube, im Vergleich zu manchen Geschichten war es dann für mich einfacher, auch jetzt. ich habe jetzt seit einer Weile auch Medikamente mal, weil ich gesagt habe, ich möchte es probieren, dass ich nicht den ganz frustrierenden Weg gehen musste, weil ich mich dann halt an jemanden wenden konnte, mit dem ich auch beruflich zu tun habe, und einfach gesagt habe, ich würde es gerne probieren.

Speaker 3:

Wie viel Einfluss hatte denn da Social Media auch bei dem ganzen Thema? weil da wird ja auch immer so ein Bild gezeichnet, dass da so viel Schwachsinn unterwegs ist und dass so viele Menschen sich eine Selbstdiagnose holen. War das damals schon thema, als du die vermutung hat ist, dass du selbst adhs haben könntest, oder warst du da ein bisschen früher dran?

Speaker 2:

das war bei mir so vor fünf jahren da war ich noch gar nicht auf instagram war es so ganz schnell gekriegt.

Speaker 2:

ich habe es auch wirklich noch für mich unter Hirnorganischer Störung gelernt. Und ich merke jetzt mit dem Social Media, ich bin da zweigeteilt. Ich finde es auf der einen Seite voll schön, weil Infos und Austausch mehr möglich ist Und viele auch darauf kommen und sagen, ich stelle mir die Frage überhaupt. Und gleichzeitig merke ich, dass auch viele sagen, es ist so unangenehm, weil es heißt, jetzt auf einmal Asienemode-Diagnose Hat ja jetzt jeder. Und dann denke ich spannend, es macht es leichter und schwerer im gleichen Atemzug. Ich merke natürlich auch jetzt schon unter Berufskollegen eine meiner liebsten schon Schulfreundinnen Psychiaterin, einer meiner liebsten schon schulfreundin, ist jetzt psychiaterin, total nett, weil sie hast instagram und sie hast die ganze adhs thematik mittlerweile, weil sie sagt, ich kann es gar nicht mehr hören. und das passiert leider auch, dass leider fast keine bewegung ohne gegen bewegungen und zu was führt das jetzt konkret Also zu?

Speaker 3:

was führt das bei DiagnostikerInnen und zu? was führt das auch bei den Menschen, die sehr davon überzeugt sind, dass sie ADHS haben, schon wenn sie in die Diagnostik kommen? Ich war übrigens nicht so Bei mir war es, ich war komplett blank. Ich bin gar nicht davon ausgegangen, dass das so sein kann. Damit war es für mich auch nicht manipulierbar. jetzt, und das würde mich total interessieren also was macht das mit diagnostiker innen, dass das so eine mode diagnose ist oder so, dass so viele kommen und vermuten, das zu haben?

Speaker 2:

also ich kann ja nur sagen, jetzt, was ich von meinem berufskollegen oder so mitbekommen, dass sie sagen, es ist für viele schon so der weg gepflastert, und die wollen auch nicht mehr in andere richtungen gucken oder hören. Also dass sie sagen, dass er sich gewohnt bin, dass ich mit einem menschen vielleicht durch verschiedene dinge durch gehe, es gar nicht mehr so möglich, weil sie so auf diesem einen hängen. Was ich positiv finde, ist, dass Menschen sich schon Gedanken über sich gemacht haben und schon mit Ideen kommen. Das finde ich eher positiv, dass sie sagen, das und das und das, ich habe schon Worte dafür, ich kann es schon benennen. Es ist nicht mehr so diffus. Ich glaube, viele sind vielleicht auch ein bisschen gekränkt in ihrem Berufsethos, dass sie sagen, das ist eigentlich mein Job.

Speaker 3:

Das hängt vom.

Speaker 2:

Typ ab. Das kann alles sein, schlussendlich. ich für mich finde es gut, wenn Menschen eben die Verantwortung für sich übernehmen, undlich. Ich für mich finde es gut, wenn Menschen eben die Verantwortung für sich übernehmen und sagen, ich erkundige mich, ich gucke auch also, was ich viel mache, dass ich Menschen auch Texte mitgebe von Menschen mit einem Störungsbild und sage okay, lies dir das mal durch, fühlst du dich da? klingt da was an? fühlst du dich da gesehen? kommt dir das bekannt vor, diese Problematik, damit sie mehr die Möglichkeit haben, sich da drin zu fühlen, sich da drin zu sehen. Ich bin aber auch nicht der Typ, der sagt, das ist jetzt deine Diagnose, sondern dass ich ihr sage komm, lass uns da mal doch fühlen, auch ein bisschen.

Speaker 2:

Vor der Diagnostik In der Richtung du dich mehr siehst, ja auch in den ganzen Gesprächen drumherum. Also die Diagnostik muss ja nicht nur sein, hier drei Fragebögen und fertig, sondern, dass ich auch sage, ich möchte dich als Mensch ein bisschen verstehen, oder ich muss auch. Ich finde, diagnostik ist wie ein Puzzlebild Ich muss ja den anderen, ich muss die Geschichte des anderen verstehen. Also gerade auch bei ADHS da gibt es ja viel auch schon Kindheitstrauma Situationen und viele auch mit ADHS, die zum Beispiel für ihre Eltern schon viel Verantwortung übernommen haben, weil vieles zu Hause nicht gut lief, und dass die natürlich viel an einen ganz anderen Kompensationsweg gehen, schon seit sie Kinder sind, und deshalb ganz anders muskieren und deshalb ganz anders auftreten.

Speaker 2:

Das muss ich berücksichtigen. Wenn bei mir jemand ein D2 macht das ist so ein Aufmerksamkeitstest, wo man auch so visuell guckt, wie gut konzentriert oder wie hoch ist die Fehlerneigung Ja, wenn die nette Frau Grafik drin ist, dann muss ich mit bedenken, dass die visuell ganz anders geschult ist als jemand, der das nicht macht. Und dazu muss ich schon mal ganz viel von jemandem wissen, um zu wissen, wie stufe ich den ein mit den Antworten, die er mir gibt.

Speaker 3:

Ja, das finde ich total wertvoll, was du sagst, weil ich glaube, man muss sich in dem Spektrum auch so gut auskennen, in diesem ADHS-Spektrum, um eben nicht Dinge zu übersehen durch zum Beispiel diese Masking-Kompetenz. Vieles von dem, was bei mir schlussendlich dazu geführt hat, dass ich die Diagnose bekommen habe, hatte ganz viel mit Dingen zu tun, die nach außen hin nicht sichtbar waren, sondern was ich halt kompensiert habe. Also, ich fand es dann auch so gut, dass mein Diagnostiker sich die Zeit genommen hat zu fragen ja, aber keine Ahnung, wenn es um Termine geht, wie genau machen Sie das mit den Terminen? Das würde mich jetzt mal interessieren. Ja, sie haben ja jetzt hier einen wilden Alltag. Da gibt es die Baustelle und die Baustelle, und dann gibt es hier Kinder, und dann gibt es hier den Beruf, und dann gibt es hier das.

Speaker 3:

Wie genau machen Sie das? Und das war ja so interessant für mich auch zu sehen. Okay, warte mal, ich mache da lauter sachen. Die sind offensichtlich jetzt nicht gängig. So hier aufschreiben, da ein timer setzen, da noch mal aufschreiben, dann den noch mal erinnern, da bitten, dass man mich erinnert, hier gucken, penibel abwarten, ja nichts machen zwischen zwei terminen, weil da könnte ja dann sonst irgendwie ein Hyperfokus einsetzen, und dann ist der Termin vergessen oder oder lauter solche Sachen. Und das finde ich gerade sehr, sehr schön, was du sagst, weil ich doch das Gefühl habe, dass zumindest einige berichten, wenn sie in eine Diagnostik gehen, dass das so schnell vom Tisch gefegt wird, weil naja, aber sie haben das Problem nicht, und das Problem nicht und Schluss, dann ist es halt auch keine ADHS. Bei Autismus wird es noch schlimmer. Sie können mir in die Augen schauen, also können sie nicht autistisch sein.

Speaker 2:

Fertig, und das war es. Ich fand es ganz spannend. Ich habe gerade auch eine Fortbildung gemacht zur Autismusdiagnostik, und die Vortragende hat gemeint, die macht immer auch einen Online-Termin, wo jemand zu Hause ist, weil sie sagt, zu Hause hat man weniger Masking, die Menschen sind entspannter, wenn sie zu Hause online sind, und da sieht man visuell nochmal andere Dinge, wie wenn sie zu mir in die Praxis kommen. Und da dachte ich mir guter Trick, das muss ich mir merken. Und dann dachte ich mir guter Trick, muss ich mir merken Und so diese kleinen Feinheiten, auf die zu achten. Und vielleicht muss man dafür auch ein bisschen eine Liebe zu diesem Spektrum haben, dass man sagt, ich habe da auch Spaß dran, das so ein bisschen rauszufieseln und zu gucken, habe ich es, und ich habe auch etwas, und das traue ich mich kaum zu sagen, weil ich immer für mich oder immer mehr das Gefühl habe, man spürt so ein bisschen, ob jemand auf dieser Leitung sendet oder nicht.

Speaker 3:

Das ist fachlich ganz schwer auszudr. Erklärung ist Aber, wenn dann jemand schon kommt mit der Vermutung und sich ja schon in ganz vielen Facetten irgendwie so sieht und man dann das auch noch so spürt, ja, es ergänzt halt noch Das ergänzt das.

Speaker 2:

Bild. Das sind auch so Dinge wie erzählten ADHSler, die erzählen ja nicht so Bei einem Neurotypen, da denke ich mir immer nach fünf Sätzen, ich weiß genau, wie die Geschichte ausgeht. Und die ADHSler, die setzen da einen Plottwist nach dem anderen, wo sogar ich nach vielen Geschichten denke boah, das war ich jetzt nicht gefasst. Auch deren Leben läuft immer wieder so, dass ich den kuchen das jetzt ja so nicht so bei den neurotypen, da läuft so ein bisschen außerhalb zur lebenskrisen von außen, aber so ja, da kommen. also da muss ich auch echt immer wieder schmunzeln. ich denke, unglaublich schön und unglaublich spannend, was da so kommen.

Speaker 3:

ja, kann ich mir gut vorstellen. Ich glaube, es ist ein super Beruf. Also im Nachhinein, wenn, ich habe schon seit vielen Jahren immer wieder gedacht, das wäre tatsächlich so ein Berufsbild gewesen, wo ich richtig Bock drauf gehabt hätte. Mir gab es keine Alternative. Ich war total festgefahren auf Lehramt Ab der 10. Klasse, weil ich da gemerkt habe, wenn ich anderen was beibringe ich habe dann immer so Nachhilferäume gegeben in der Schule, so Mathe-Nachhilfe Wenn ich denen das beibringe, dann freut es die, dann können die das plötzlich und dann wollen die, dass ich das mache. Und dann dachte ich, ja, bin ich geborene lehrerin, mache ich. und dann erst schätze ich auch adhs typisch ist man so fest gefahren darauf, dass ich habe mir nie alternativen angeguckt, habe mir ab dem moment nie wieder überlegt, ob es auch was anderes sein könnte, total abgefahren ich glaube als lehrer ja gar nicht so weit weg von der psychologie oder der therapie, je nachdem, wie du den beruf aus fürst ja, ja, ich finde es ist.

Speaker 2:

Ich habe so viel jugendlicher auch gehabt mit katastrophalen familiären bedingungen, die gesagt haben es war diese eine lehrerin, die an mich geglaubt hat, oder also dieses in psychotherapie heißt mama auch wenn jemand sich selber verloren hat, zu sagen ich sehe es noch in dir, ich erinnere dich daran, dass da noch was anderes in dir ist, und das macht man als lehrer ja auch. Also gerade wenn man auch sein herz hat für die problemschüler, dann ist es ja das, dass man sagt ich gucke dich an und ich sehe das andere, auch wenn es gerade verschüttet ist, ein bisschen.

Speaker 3:

Das ist genau die absolut, finde ich wichtige Grundhaltung einer jeden Lehrkraft. Ich sehe in dir das Menschliche, ich sehe in dir das Zerbrechliche und vor allem auch ja, vulnerable ist jetzt genau das Wort zerbrechlich. aber das, was Unterstützung braucht durch mich als erwachsene Person, das ist für mich also für mich hat das mit Haltung zu tun, aber ich habe einfach auch schon die Erfahrung gemacht aus allen Perspektiven, mit denen ich in die Schule reinschaue, dass es wirklich nicht immer selbstverständlich ist, dass auch viele Kinder abgeschrieben werden, sobald sie eben nicht so sind, wie sie sein sollen.

Speaker 2:

Was glaubst du? woran liegt das Aus dem Blickwinkel? Schule oder Systemschule?

Speaker 3:

Also, es hat viel mit einer Überforderung zu tun, denke ich, Und es hat, denke ich, auch sehr, sehr viel mit unserem gesellschaftlichen Blick auf Kinder, die nicht funktionieren, zu tun, Weil sie ja doch also ich bin zumindest so groß geworden, jetzt losgelöst davon, dass wir als Familie auch Problemkinder waren in Anführungsstrichen Und ich damit auch wusste, woher das kommt und warum sich jemand auch so verhalten kann. Aber trotzdem habe ich beigebracht bekommen, passiv wenn jemand sich in meiner Klasse schlecht verhalten hat oder nicht funktioniert hat der hat nicht die Sachen mitgebracht, der hatte nicht gute Noten, der war irgendwie auch nicht nahbar oder komisch oder wie auch immer dann wurde der schlecht behandelt. Und wenn wir das lernen durch Vorbilder, die uns das zeigen und das aber nicht hinterfragen, dann übernehmen wir, glaube ich, so einen Gedanken, Weil wir bilden uns ja auch einen Gedanken dazu, Und wie wir wissen, die Gedanken, die wir in unserem Kopf haben, entscheiden am Ende darüber, wie ich mich in einer Situation fühle, in der wieder was Ähnliches passiert.

Speaker 2:

Ich glaube, dass die Schwierigkeit ist, dass wir zu selten nach der Geschichte hinter dem Verhalten fragen, genau Weil wir sehen das Fehlverhalten. Ich fantasiere mir immer, dass ich denke, so eine Systemschule, ihr habt ja auch nicht zu viel Personal und nicht zu viel Zeit, und dann solltet ihr irgendwo hinkommen.

Speaker 2:

Und ich habe ja auch ganz viele Lehrer bei mir in der Therapie, sehr engagierte Menschen, die auch sagen, ich besuche das mit zum Teil schwierigen Familienverhältnissen, sprachlichen Problemen bei Kindern, psychischen Problemen bei Kindern, sprachliche Probleme bei Kindern, psychische Probleme bei Kindern. Es wird immer immer heterogener, und ich muss aber irgendwie mit allen an den gleichen Punkt kommen. Aber das ist ja an sich Wahnsinn per se. Oder man sagt, ich habe so unterschiedliche Startbedingungen, dann kommen wir in so viele unterschiedliche Stadien und sollten alle an den gleichen Punkt kommen.

Speaker 3:

Ich glaube, das ist ein Ziel. Das habe ich irgendwann aufgehört mir zu setzen, weil das ist das Unrealistischste aller Ziele, dass wir in einem Klassenzimmer erreichen können, dass wir alle an einen gleichen Punkt bekommen werden. Und wenn wir dieses Ziel verfolgen, dann also meines Erachtens ist das ein nicht erreichbares Ziel. Und wenn ich ein nicht erreichbares Ziel mir als Ziel setze, dann gehe ich daran kaputt. Und mein Ziel war halt irgendwann nur noch dieses ich versuche, diejenigen so weit zu bringen, wie sie jeweils gehen können, wie sie jeweils gehen können. Und wenn das bedeutet, der eine kann nicht mehr, weil seine Rahmenbedingungen, sein Umfeld es nicht zulässt, dann musste ich das auch akzeptieren und gucken, was denn trotzdem geht.

Speaker 3:

Das war so mein Weg, damit umzugehen, und ehrlich gesagt hatte ich immer das Gefühl, dass genau das dazu geführt hat, dass sich alle gesehen gefühlt haben, und eben nicht über ihre Köpfe hinweg, da alles Mögliche gemacht wurde. Man kann ja auch mit Hilfesystemen zu viel machen, man kann ja immer übers Ziel hinausschießen, weil man denkt, man macht jetzt das Richtige, und am ende macht man vielleicht gar nicht das richtige. Verstehst du, was ich meine?

Speaker 2:

dass ja, absolut. Ich glaube, dass die hohe kunst des helfens helfen heißt. Nicht, ich mache das, was ich finde, ich muss gucken, was hilft dem anderen wirklich genau das, wirklich Genau das ja, und in dem Fall hast du total recht sind diese zwei Berufsgruppen?

Speaker 3:

wenn man den Lehrberuf so sieht und das sich auch als Ziel setzt, sind die total ähnlich.

Speaker 2:

Ja, ich finde schon. Ich finde auch, dass ich oft Menschen Dinge versuche zu erklären, damit sie was lernen, damit sie sich leichter tun. Manchmal ist man auch einfach ein Beziehungspartner oder bietet Beziehungen an, wo vielleicht Beziehungen davor oft misslangen. Auch das macht einen leeren. Ich habe gerade auch die ADHS-Schüler. Sie können ja einfach manchmal gar nicht mehr Leistung bringen, wenn sie den Lehrer nicht mögen. Also, nur einfach vorne stehen und sagen, ich ziehe es durch, funktioniert ja da auch gar nicht.

Speaker 3:

Braucht auch eine Bereitschaft, beziehungen mit ihnen zu leben. Ohne Beziehungen verhungern diese ADHS-Kinder einfach total. Weil sie ja einzig und allein am Fachlichen und an den Rahmenbedingungen des Schulsystems, scheitern sie tendenziell. Also, wenn man sie nur da reinsetzt ohne Beziehung, dann wird es für die ganz schön schwer, das durchzuziehen. Da braucht es schon wahrscheinlich dann von zu Hause irgendeinen Cheerleader, der dann noch so stark trägt oder pusht oder was auch immer, damit das geht. Aber da braucht es diese Beziehung, da hast du sicher mehr Erfahrung.

Speaker 2:

Ich habe das Gefühl, die ADHS-Kinder, die bräuchten was anderes. Die brauchen ein tieferes Begreifen. Also, wenn die was lernen, ich versuche es dir an meinem Beispiel, wo ich es so bewusst mitbekommen habe, an der Uni lernen. Ich versuchte ja mein beispiel, wo ich so bewusst mitbekommen habe an der uni, ich habe freunde, und ich habe das gehasst. Die konnten so auswendig lernen, also 15 punkte auswendig lernen, und mein gehirn hat sich geschäuft, punkte sinnlos auswendig zu lernen. Ich habe immer so ein höheres konstrukt an verstehen gebraucht, im lager also länger zeit, dadurch auch eine andere auseinandersetzung mit der thematik. Ich habe aber nachher gemerkt, dadurch, dass ich so verstehen, konnte ich das thema dann auch drehen und wenden und anders verknüpfen. Aber ich glaube, in der schule wird das kinder nicht so beigebracht zuzulernen, und ich glaube, dadurch bleibt ihnen der stoff oft so fremd und nicht abrufbar.

Speaker 3:

Ja, kann ich unterstreichen, war bei mir genauso oder ist auch immer noch so. Ich muss immer das große Ganze erstmal begreifen, und dann fällt es mir leichter, so die einzelnen Facetten zu lernen, und dann kann ich auch mal was auswendig lernen, weil es halt dann sein muss, weil das dann vielleicht noch abgefragt wird. aber ohne kontext, ohne dass das für mich irgendwie mit irgendwas zusammen gepasst hat, konnte ich mit dem wissen selten was anfangen, und genauso wie du, mein gehirn hat dicht gemacht, komplett also entweder das große ganze ich finde, bei den ad-Kindern hört man auch oft, dieses hä verstehe ich nicht, könnte einen ja wahnsinnig machen.

Speaker 2:

Mit verstehe ich nicht, weil man einfach merkt, die haben einfach noch nicht das Konstrukt, das System verstanden, in dem das dann nachher hängt. Dieses Wissen Oder, wie du sagst, die zweite Lernmotivation ist sie mögen denjenigen, der Lehrer ist.

Speaker 3:

Ja, das ist es, ganz genau Das ist so der zweite Kanal. Und dann klappt plötzlich Mathe, physik, geschichte keine Ahnung. Also bei meinem Sohn habe ich schon alles erlebt. Das ist mein allerschlechtestes Fach. Bei dem zeigt es sich auch sofort in der Leistung Einfach superschlechte Noten, und dann im selben Fach im nächsten Jahr wunderbare Note, weil mit der Lehrkraft klappt es. Das ist schon wirklich interessant.

Speaker 2:

Ja, und das sieht man halt wirklich bei den ADHS Ja ganz extrem, aber auch bei den Autisten, je nachdem, wie die einfach normal regelbeschult sein dürfen. Da sieht man es, finde ich, die haben da noch härtere Regelungen. Da darf man sich auch als Lehrer bei beiden auch kein Unfairness vor Paar leisten. Also Ungerechtigkeiten oder nicht authentisches Auftreten wird da ganz schnell geahndet.

Speaker 3:

Sich nicht an Regeln halten. Genauso, wenn die Lehrkraft erwartet, dass sich die Kinder an der Regel halten, aber sie selber sich nicht an Regeln halten. Genauso, wenn die Lehrkraft erwartet, dass sich die Kinder an der Regel halten, aber sie selber sich nicht an die Regel halten auch so ein typischer Fall, wo es dann wirklich eskalieren kann. Und da brauchst du dann auch nicht kommen, den Adultismus irgendwie rechtfertigen zu wollen, sondern das ist dann durch. Ja, wir haben jetzt schon mitgekriegt du bist Psychotherapeutin. Du sagtest auch schon, du hast mit Jugendlichen gearbeitet. Heute bist du in einer eigenen Praxis unterwegs. Wie war dein Weg? Alles in allem, was würdest du sagen? Von sehr glatt bis extrem holprigig darfst du gerne mal so zwischendrin alles sagen. Also seine schullaufbahn, deine ausbildung, dein studium, all das war das er ich glaube, ich bin da eine doppelte nische.

Speaker 2:

ich kann mit einer behinderung zurück. ich wurde in den ersten 24 stunden meinesines Lebens an beiden Beinen operiert, und das hat sich so durchgezogen, sag ich jetzt mal, bis ich 18 war. Und das klingt jetzt nach einer grausamen Geschichte, aber ich glaube, es hat mir bei ADHS sehr geholfen, weil ich viel im Krankenhaus war, viel einzeln lernen musste, durfte in dem Fall und weniger mich in die Norm einpassen musste beziehungsweise durch meine Behinderung man nie wusste, was denn mein Weg sein wird.

Speaker 2:

Und durch diese Offenheit habe ich weniger einschränkende Erfahrungen, glaube ich, erlebt. Ich habe mir da oft schon auch gedanken gemacht, weil ich auch in der schule werde. Ich in der schule war, hatte ich immer krücken. Da musste ich nicht mit auf dem pausenhof, das durfte immer einer, den ich mir ausgesucht habe, bei mir in der klasse bleiben. Das heißt aber, meine pausen waren ruhiger, ich konnte mehr abschalten. Ich habe sowieso viele nachhilfe und so gebraucht, weil ich ja seltener im Unterricht war oder da immer auch ein bisschen meinen eigenen Lernweg hatte, und ich glaube, das hat mir den Druck auf ADHS sehr genommen. Daran gekoppelt.

Speaker 3:

War deine ADHS-Symptomatik so überschattet, dass keiner da irgendwie was interpretiert hat in dein Verhalten oder in deine Art zu denken? Genau Ja, mega interessant. Wie heißt die Behinderung?

Speaker 2:

Auch natürlich, weil ich das hat keinen Namen, das war eigentlich eine Behinderung. durch das Amnion-Band habe ich einen Teil, es hat leider nicht einen Namen. ich habe ein Durchblutungsproblem, ich habe eine Fehlstellung in den Knochen, ich habe ein Lymphproblem, und alles zusammen ergibt dann die Gesamtproblematik Und dadurch vieles, also, was ich schon hatte. ich bin ein typischer Legastheniker, halt so die Dinge. aber das andere ist nicht so aufgefallen, nicht hinter den anderen Problemen, und dann war ich irgendwie noch klug genug, und dann war ich irgendwie noch so ein süßes Ding mit so Löckchen, und Mitleid hat man eh mit mir gehabt, und über Mitleid will man dann halt mehr fördern, als wenn jemand bockig ist.

Speaker 3:

Ja, das ist eine krasse Aussageage.

Speaker 2:

Aber du hast total recht, das ist so, oder? also, wenn ich so ein, so ein nettes goldlöckchen bin, also das weiß man das ja auch wissenschaftlich bewiesen gut aussehende menschen werden tendenziell besser behandelt braucht man weniger schlechtes zu. Leider so. Wenn menschen sind gar nicht so klug in unserem verhalten denken, wenn ich eher bockig und mit widerstand reagiert, werde ich ganz schnell anders gesehen. Im studio, da habe ich mir auch überlegt, wieso habe ich das eigentlich so gut hingekriegt? und da hatte ich die zweite, eigentlich größte lebenskrise. Da starb meine mutter, und wir waren dann ganz schnell auf einmal nur noch meine schwester und ich, und wir mussten beide vollzeit arbeiten neben dem studium, und ich hatte gar keine zeit, mich zu verbummeln. Also da war so viel druck drauf. Dann musste ich so konzentriert sein Bin ich morgens aufgestanden und dachte oh, wann lerne ich denn heute? Und da können ja ADHS auch ganz gut leisten, wenn sie einfach auch wirklich vorwärts machen müssen.

Speaker 3:

Ja, das ist richtig. Hast du dich irgendwie Ja, das ist richtig, wie war so insgesamt dein Kontakt zu den Lehrkräften? Also, haben die sich hauptsächlich schulisch mit dir in Kontakt gesetzt, so über dieses Fachliche, oder hattest du auch das Gefühl, dass da noch so eine emotionale Verbindung war, dass sie dich auch begleitet haben bei dem, was du so erlebst, mit deinen ganzen Operationen und Krankenhausaufenthalten und so ich?

Speaker 2:

glaube, das war wirklich einfach wirklich schule. Also ich habe total nette. Das heißt das volksschule, grundschule. Ich glaube, ich war grundschullehrer, die wirklich auch. Also auch tolles klassenzimmer, was mit dem aquarium und der leseecke, aber da ging es wirklich um unterricht und eine ganze thematik da hat es.

Speaker 3:

Das war mit gefühl oder vielleicht sogar mit leid, aber es war jetzt nicht so, dass du gefragt wurdest, auch wie es dir damit geht und was da so alles los ist, oder dass das nicht mehr.

Speaker 2:

Also ich habe sehr viel sonderposten, sowieso weil er hat mit krippen bist du sind halt meine dinge anders, aber jetzt nicht, dass das noch zusätzlich groß thema war. Das war halt irgendwie so. Das war ja mein ganzes leben so. Ich weiß nicht, wie ein leben ohne das ist ja, klar und ich erlebe auch das, was auch das umfeld gewöhnt sich daran.

Speaker 3:

Ich habe viele freunde, die sagen ich sehe dich nicht behindert, man gewöhnt sich dran, man sieht dich nicht behindert, und das ist ja immer dieses ich sehe das nicht, ist ja doch auch immer ein auch vielleicht nicht unbedingt die Schwierigkeiten sehen, die sich damit auch in Verbindung bringen lassen.

Speaker 2:

Ja, und ich glaube auch wenn man ein bisschen gut eingebettet ist ich weiß zum Beispiel, ich kann meine Mutter leider nicht fragen aber das wären Fragen, die hätte ich jetzt als Erwachsene mittlerweile gehabt wie sie es geschafft hat. Ich kann mich nie erinnern, dass meine Mutter mich angeguckt hat mit einem Gesicht oder wo ein Gefühl entstanden wäre von oh mein Gott, Kind, wie sollst du das schaffen?

Speaker 3:

Wie war das Vertrauen gehabt?

Speaker 2:

Also das war. da kamen dann mal Fragen auf mich zu von außen, wo ich dachte also du kommst jetzt auf diese abgefahrene Idee, weil meine Mutter mir immer das Gefühl gegeben hat, du kannst das, du machst es Voll gut oder. Ja mega, und ich glaube, das brauchen viele Kinder Gerade, auch als Eltern. Wir machen uns so Sorgen um die Probleme und vergessen auf diese satte Basis von du kannst es.

Speaker 3:

Ja, da hast du recht, können wir uns alle immer mal wieder auch dazu ermutigen, das mal wieder zu sagen, sich selber auch zu sagen ich schaffe das auch. ich schaffe das auch, meine kinder durch die schulzeit zu begleiten, das wird alles gut, und ja, das brauchen wir das ist total wichtig ja, ja, danke für die Erinnerung.

Speaker 3:

Es freut mich sehr, dass du das auch so mitgekriegt hast, dieses Gefühl, weil ich bin mir sicher, dass das sehr prägend ist, vor allem über eine Kindheit hinweg, wenn man dieses Vertrauen bekommt in sich selbst, wenn jemand anderem einen dieses Vertrauen schenkt. Das ist, was sehr Wertvolles Bist du dann in Bayern geht man ja entweder aufs Gymnasium, oder man geht dann auf die Hauptschule. Da gibt es ja die Realschule dann erst irgendwie später. Bist du dann aufs Gymnasium gegangen oder erst mal auf die Hauptschule.

Speaker 2:

Ich bin dann ziemlich schnell aufs Internat.

Speaker 3:

Ah, nochmal was Besonderes? Okay, alles klar.

Speaker 2:

Ich komme aus einem kleineren Städtchen. Quasi Meine Mutter war Gastronomin mit mehreren Gasthäusern. Mir war das irgendwie zu doof, dass jeder mich kannte. Meine Freunde haben gesagt, deine Mutter war sowas wie ein Promi. Das fand ich schon irgendwie zu doof, dass jeder mich kannte. meine freunde haben gesagt, deine mutter war sowas wie ein promi, das fand ich schon ziemlich doof.

Speaker 2:

da gab es natürlich auch wegen meiner gesundheit. ich war irgendwie so, dass ich gesagt habe, ich will irgendwo hin, wo ich neutral bin und wo ich noch mal anders anfangen kann. Meine Mutter hatte natürlich viel es war meine Gesundheit oder mein Körper Thema, und ich war dem, glaube ich, überdrüstig, und das war für mich so. das zu sagen, komm ich glaube, ich gehe ins Internat, nicht weil es schlecht war zu Hause, sondern weil ich einfach irgendwie das Gefühl hatte, ich möchte irgendwo hin, wo ich niemand bin.

Speaker 3:

Das heißt, du hast diese Entscheidung getroffen, hast dann gefragt, ob du das machen darfst. Genau, und für deine Mutter war das okay. Die hat dann gesagt ja, kind auch das machst du, oder wie?

Speaker 2:

Also, wahrscheinlich war auch das nicht leicht. Ich vermute, dass viele Leute gesagt haben wie wird die, dieses Kind freiwillig ins Internat? Ich musste auch lachen. In meiner stationären Zeit habe ich viele Jugendliche kennengelernt, als ich dann gearbeitet habe. Für die war das Internat die letzte Drohung, dass Eltern gesagt haben wenn du das alles nicht machst, dann gehst du ins Internat. Und dann habe ich zu denen gesagt ja, ich war sieben Jahre im Internat, und dann war ich für die so wie krass warst du denn als Jugendliche, dass du sieben Jahre gehen musstest. Für die war ich sowas wie die Obergangsterbraut. Ich habe denen nicht gesagt, dass ich in einem Elite-Internat mit einem Leistungsstipendium war.

Speaker 3:

Dann hätte ich mein Buch direkt wieder verloren.

Speaker 2:

Ich habe es mir einfach so stehen lassen. Sieben.

Speaker 3:

Jahre war ich da Sieben Jahre Also direkt nach der Grundschule bist du aufs Internat auf eigenen Wunsch hin, von 12 bis 19,.

Speaker 2:

ja.

Speaker 3:

Warst du intern mit Übernachtung? Alles okay.

Speaker 2:

Also, ich war in Salem in Überlingen.

Speaker 3:

Das kenne ich natürlich ja.

Speaker 2:

Das kennst du natürlich. Ja, es ist halt bei mir um die Ecke. Genau, das heißt, du warst in Überlingen oder warst du auf dem Hohenfels erst mal, ich war in Hohenfels, dann war ich in Überlingen, dann war ich in Spetzgarten.

Speaker 3:

Das war, noch bevor die neue Schule und die neue Schulleitung kam. Ja, krass, okay. Ja, das Internat kenne ich natürlich.

Speaker 2:

Also, das heißt, da war bei dir alles gut, die sind ja super im Fördern und haben kleinere Gruppen und das war wahrscheinlich steigen will, dass sie es nicht singen, aber wir hatten einen. Lateinlehrer, der dann mit uns Lateinrezepte übersetzt hat und dann gekocht hat und schon anders angelegt, glaube ich, wie es viele erlebt haben.

Speaker 3:

Voll. Ja, da bist du auch ganz anders. Als Lehrkraft bist du da ganz anders angestellt. Das ist ja dann auch ein privater Vertrag, und da hast du auch ganz andere Dienste, und so musst ja auch am Wochenende arbeiten. Ihr hattet ja dann auch Samstag Unterricht, und so weiter Gibt es auch heute noch. Und dann verlängerte Ferien, weil manche ja auch wo auch immer von der Welt anreisen, um da auf die Schule zu gehen. Okay, okay, also gut, du warst auf dem Internat sieben Jahre, aber sieben Jahre ist nicht alles. Oder Sieben, vier macht elf, das heißt, dann bist du wieder gegangen.

Speaker 2:

Nee, von zwölf bis 19. Also ich habe da Abi gemacht, und danach wollte ich erst in die Werbung. Ich habe eine Ausbildung zur Grafikerin gemacht Und habe da jetzt rückblickend bin ich froh, dass ich da nicht mehr bin. Ich glaube, das wäre auch nicht mein Job gewesen, weil die Welt sehr oberflächlich ist in dieser Werbungsbranche, und es war immer Hektik, und es war immer Druck. Da war ich auch nicht so gut drin. Also ich habe dann gemerkt, ich habe dann echt schon Herzrasen bekommen, wenn es Telefon ging.

Speaker 3:

Dann hat es dann echt bei mir angefangen so körperlich.

Speaker 2:

Dann habe ich angefangen, mehr Fehler zu machen, weil ich bin an so einen Endlos-Korrekturlauf meiner Unterlagen gekommen, weil ich immer danach den fehler nicht verpassen. Da wäre, glaube ich, beim adhs so richtig ausgefahren.

Speaker 3:

Da wäre ich, glaube ich, das erste mal dann so wirklich konfrontiert gewesen damit ja, ja, krass ja, aber du beschreibst es so schön auch, wie es dahin kommt. Also kann ich gleich alles mitfühlen, was, was du da so erzählst.

Speaker 2:

Ich habe da auch in dieser Welt, da konnte ich nicht mehr ich sein, ich bin eher so ein Naturkind, und da ging es vielmehr um Scheiden.

Speaker 3:

Da habe ich mich immer falsch gefühlt. Ja, mein Mann arbeitet in der Medienbranche. Ich kriege da so ein bisschen mit wie die, wie die welt aussieht das ist einfach komisch.

Speaker 2:

Er ist wahrscheinlich auch immer von der agentur ab. Ich hatte jedenfalls etwas erwischt, wo ich gemerkt habe also da habe ich auch für mich, glaube ich, erst mal so ein gefühl von mobbingen bekommen, wie das sein kann, wenn jemand mit dir redet, aber es nicht gut mit dir meint.

Speaker 3:

Ja Auch das voll privilegiert. Das haben die meisten ADHSler schon echt früh erlebt. Ja, also, ich würde mal sagen, so die meisten Geschichten, die wir hier sonst hören im Podcast, starten schon so in der Grundschule, wenn nicht sogar im Kindergarten, mit. Mein Umfeld hat alles an mir komisch gefunden und immer kommentiert, und es hat dann auch immer mal wieder nicht immer, aber immer mal wieder auch Mobbing-Dynamiken angenommen. Ich weiß nicht, ob mal eine behinderung davon geschützt hat.

Speaker 3:

Das weiß ich nicht. Das kann sehr gut sein, gut, andere werden dann aufgrund der behinderung gemobbt. Also offensichtlich ist einfach gut gelaufen, und das ist auch gut so. Also es darf ja auch mal so sein, oder absolut. Ich musste ein jahr in meiner kindheit an krücken gehen, weil ich eine große operation an den hüften hatte, und ich habe so viel diskriminierung in diesem jahr erfahren wie in keinem anderen jahr mir ging es zu.

Speaker 2:

Also ich habe mit 30 aus meiner unterschenkel orthese bekommen und dann also ab, da eigentlich nicht mehr so oft krücken, und da habe ich eure Welt, die Welt der Gesunden, als sehr kalt erlebt, also so reflektierter Weise, weil ich sehr gewohnt war, dass Menschen die Tür aufhalten, wenn ich komme, oder den Lift noch aufhalten, dass ich noch hinein kann. Und auf einmal stand ich vor lauter verschlossenen Türen und dachte was ist denn los mit den Menschen? Die sind alle unfreundlich.

Speaker 3:

Ne, also bei mir war das nicht so. Mir wurden die Krücken geklaut auf dem Pausenhof und irgendwo weggestellt, und das Bein gestellt und und und All das Ja.

Speaker 2:

Ja, das ist echt krass. Das tut mir sehr leid für dich. Weil man sich ja da eh schon so angreifbar fühlt. Du hast dich in dem Jahr mit Krücken sicher auch so unbeholfen, selbst so unbeholfen gefühlt, super gesund groß geworden, außer meine Haut.

Speaker 3:

Ich hatte ganz schlimme Neurodermitis. Das war auch schon immer so ein Thema. Die Neurodermitis war auch immer ein Angriffspunkt, immer, immer ein Grund für die Leute, extra Abstand zu halten, so großen Bogen, um mich rumzulaufen, angewidert auszusehen, wenn ich dann irgendwie da bin, und so. Also es war wirklich das schon schlimm. Und dann kamen diese Krücken dazu. Aber davor war ich halt ein sehr sportliches Mädchen.

Speaker 3:

Ich habe halt Fußball gespielt, tischtennis gespielt, ich war mit meinen Holzschuhen unterwegs und habe da mitgespielt auf dem Pausenhof Gummi-Twist und was nicht alles. Und das ist alles weggebrochen, und dann saß ich da plötzlich ganz allein, und all das, was meine Freundinnen und Freunde gemacht haben ich war damals zehn konnte ich nicht mehr mitmachen. Und dann kam halt noch dieses dazu, dass man echt dann auch sehr gemein war und das nochmal so ein zusätzlicher Punkt gewesen ist. Also ich habe dann auch sehr, sehr stark an Gewicht zugenommen. Ich bin sehr groß geworden. Also ich war dann plötzlich riesengroß, dick, hatte diese richtig schlimme Neurodermitis und war an Krücken, und das war echt so ein massiver Grund, mich mobben zu können. Also ich habe nicht die Erfahrung gemacht, dass man mit so Menschen wie mir damals gut umgegangen ist.

Speaker 2:

Finde ich aus diesem Jahr sage ich jetzt mal Krise etwas gelernt, etwas Wichtiges? etwas gelernt, etwas Wichtiges? Hätte ich etwas mit rausgenommen. Oder sagst du, das hat sich eigentlich auch positiv in mir verändert, oder so habe ich diese Krise überstanden.

Speaker 3:

Ich habe für mich rückwirkend natürlich das, was wahrscheinlich schon sehr viele mitnehmen, die sowas lernen, mitgenommen. Also erstens wie erkenne ich Menschen, die es gut mit mir meinen? Das war in der Zeit wirklich sehr, sehr deutlich für mich zu erkennen. Also die Menschen, die mich nur ausgenutzt haben, die sind da sehr schnell auf diesen Zug aufgesprungen, und dann gab es so ein paar vereinzelte Menschen, die wirklich zu mir gehalten haben und mir signalisiert haben, wie ihnen das nicht wichtig ist, wie ich aussehe oder ob ich da mitmachen kann oder nicht. Ein ganz relevanter Faktor, auch wenn ich den wieder mal verloren hatte zwischendrin. Aber ich habe halt gelernt durchzuhalten, mich nicht so schnell klein machen zu lassen von einer Umgebung, die es nicht gut mit mir meint.

Speaker 3:

Das ist wirklich was, was mein Leben lang geblieben ist. Ich habe jetzt gerade auch erst im Arbeitskontext Mobbing erfahren, so die letzten Jahre, und auch da war es so, dass ich gemerkt habe, ich bin mir trotzdem immer treu geblieben, erfahrungen auch dabei geholfen haben, so mir selber dann treu zu bleiben und zu wissen, diese Menschen haben noch ganz viele Themen mit sich aufzuarbeiten. Wenn sie das brauchen, dass sie mich so behandeln Und das hat mit mir nichts zu tun Gut anfühlen, tut sie es trotzdem nicht Also mehr so.

Speaker 2:

Oh, das ist dein Du-Problem. Ja, ja, ja Ja.

Speaker 3:

Aber vieles rückwirkend Also nicht währenddessen. Vieles rückwirkend, ja.

Speaker 2:

Ich finde, es hilft manchmal auch, wenn man in so einer Krise war, dass man kurz innehält und sagt was habe ich gelernt? Nicht nur, ich will schnell, schnell weg und das alles vergessen. was habe ich vielleicht trotzdem rausgezogen?

Speaker 3:

Ja, und ich weiß natürlich, dass die Kinder, die irgendwelche Besonderheiten mit sich bringen, immer eine gewisse Gefahr laufen, von außen schlecht behandelt zu werden, und wir kriegen das dann vielleicht nicht mit, wir Erwachsenen. Also, ich habe immer da so ein bisschen einen Blick drauf, einen ganz besonderen Blick drauf, und das hat sich tatsächlich auch immer ausgezahlt, auf beruflicher Ebene das auf dem Schirm zu haben. Ja Gut, ich wollte jetzt nicht so viel über mich erzählen, ich wollte gerne weiter über dich sprechen und über deinen beruflichen Weg. Also, du hast dann als Grafikdesignerin gesagt so, und jetzt fange ich nochmal neu an, jetzt studiere ich Psychotherapie.

Speaker 2:

Ich war dann Grafikdesigner. Ich habe dann in Stuttgart gelebt, und meine Mutter wurde dann krebskrank, und das war für mich auch so ein Grund zu sagen, ich gehe heim Und habe dann zuerst ein bisschen in der Gastronomie mit unterstützt oder halt im Büro unterstützt Und dachte, das kann auch noch nicht alles gewesen sein. Dann studiere ich nebenbei jetzt halt noch Psychologie.

Speaker 2:

Psychologie studiert und nebenbei noch ein bisschen Alkohol verkauft. Das war auch ein sehr wertvolles Lernfeld. Wer nachts hinter den Tresen arbeitet, ist ganz gut vorbereitet, dann schon für die Psychiatrie Und was dann alles kommen kann, auch an Wut. Also, ich glaube, das war für mich eine gute Schule, unter anderem auch, wenn ich nachher mit Klienten zu tun hatte, die so ein bisschen aggressiv wurden. Hast du da echt so schlimme Erfahrungen gemacht, in der Kneipe zu tun hat die so ein bisschen aggressiv wurden.

Speaker 3:

Hast du da echt so schlimme Erfahrungen gemacht? in der Kneipe Gab es da so richtig Rabatz.

Speaker 2:

Ja ja, ja, okay, manche Menschen sollten nicht bis vier Uhr morgens Alkohol trinken.

Speaker 3:

Die Menschen sollten sowieso nicht so viel Alkohol trinken.

Speaker 2:

Es klingt nicht immer das Beste in jemandem. Manche werden traurig, manche werden weinerlich und manche werden halt wütend.

Speaker 3:

Ja, ich kenne halt dieses Monologisieren. Also, ich habe auch lange in der Kneipe hinter der Bar gearbeitet, aber das war nicht so eine Dorfkneipe, das war jetzt wiederum in Konstanz. In so einem Irish Pub habe ich gearbeitet, und habe ich gearbeitet, und ich kenne das, wenn die dann so anfangen, nur noch über irgendwelche Sachen, und es dreht sich alles im Kreis, und ja, es wird wütender. Aber ich habe jetzt keine so schlimmen aggressiven Prügeleien oder was auch immer. Das habe ich alles nicht erlebt. Das kann ich mir vorstellen, ist auf der Dorfkneipe anders.

Speaker 2:

Es gab halt schon ein paar Schlägereien, und es klingt jetzt doof. Passt jetzt gar nicht in deinen Podcast. Ich habe gemerkt, dass Frauen wesentlich aggressiver sind, aber das tut jetzt hier nicht zu. Die Männer waren anders. Bei den Frauen musstest du ein bisschen mehr aufpassen.

Speaker 3:

Du meinst unter Alkoholeinflussuss, in die richtig viel getrunken haben? uns knallt da hast du mit frauen schlechtere erfahrung, genau definitiv ja, das ist auch interessant, müsste man eigentlich auch mal verfolgen, weil thema alkkohol und Frauen ist auch so ein Ding. Ja, auf jeden Fall.

Speaker 2:

Aber wie gesagt, ich war schlussendlich ein bisschen froh, weil auch das lernt man nicht im Studium. Wie gehe ich denn damit um, wenn jemand so hoch fährt?

Speaker 3:

Wie hast du das, was hast du für dich intuitiv getan? Da hat es dir ja niemand beigebracht.

Speaker 2:

Ich bringe es jetzt mal wieder zurück in den Psychologie-Kontext, dass wir jetzt nicht nur über das Nachtleben reden Zu verstehen wenn ich mit jemandem zu tun habe, der so wütend wird, dann muss ich erst mal selber wissen, was löst es in mir aus? Also, welche Grunderfahrung habe ich? Werde ich selber wesentlich aggressiver, oder werde ich selber sehr ängstlich? oder schaffe ich es zu sagen, ich bleibe in der Ruhe, damit der andere sich auch wieder in Ruhe einfinden kann? Also schaffe ich es eigentlich, sage ich, der Beziehungsführende zu werden, indem ich sage, meine Emotion ist dominanter wie deine, aber dominant nicht im Sinn von, ich werde übergriffig, sondern ich bleibe mehr bei mir. Also steige ich in Wut ein, steige ich in meine Angst ein. Das macht auch aggressiver, wenn ich ängstlich werde, macht das den anderen auch aggressiver.

Speaker 2:

Oder schaffe ich es, so stabil in Ruhe zu bleiben und in Klarheit zu bleiben, dass der andere sich wieder regulieren kann mit mir? Und im Endeffekt auch habe ich im Vorfeld wenn ich weiß, jemand tendiert dazu, dann habe ich immer geguckt, dass ich viel Beziehungsarbeit im Vorfeld schon habe Dass, wenn wir in diese rote Zone kommen, dass ich auf eine Beziehung zurückgreifen kann, in der viel schon auch stabile Sachen da sind.

Speaker 3:

Aber das hast du ja alles intuitiv gemacht.

Speaker 2:

Das habe ich eigentlich im Kontext gelernt in vielen Jahren mit diesen Jugendlichen, wo ich am Anfang ja auch nur wegrennen wollte oder dachte, ich kriege bald ein Magengeschwür, und weil ich viel mit Pferden zu tun hatte, und zwar ich hatte ja kein Geld, also eher auch schwierige Pferde, die auf ähnliche Dinge angesprochen haben, und ich habe dann immer im Stall Dinge probiert und da mit den Jugendlichen, und dann habe ich wie so durch gefuselt, bis ich gemerkt habe okay, das funktioniert. Weil ich hatte wahrscheinlich ein ähnliches Problem wie du in der Schule, dass wir wenig mitarbeiter hatten, wenig zeit hatten, immer auch einen gewissen druck, weil es immer schon ziemlich schlecht lief das ganze. und ich habe immer nach einer methode gesucht, wie ich mit wenig ressourcen schnell an den punkt kommen ja also was total faszinierend.

Speaker 3:

Das musst du ja schon irgendwie mitgebracht haben, weil du sagst, das hast du dann irgendwie irgendwie später nochmal anwenden können. Also konntest du das ja auch schon. In der Zeit, in der du in der Kneipe hinter der Bar gestanden hast, konntest du da auch schon irgendwie weiß ich nicht besonders gut die Ruhe bewahren. War das was Hat dich das in Anführungsstrichen kalt gelassen? weil du wusstest?

Speaker 2:

dass das der richtige Weg ist. Ich glaube, da musste ich auch noch ein bisschen hinlernen. Ich bin auch 1,80 groß und bin recht breit für eine Frau Dadurch, dass ich mein Leben lang auf Händen gelaufen bin, wahrscheinlich auch recht stark. Ich habe am Anfang viel mit meinen Jugendlichen auch Armdrücken gemacht. Ich habe gesagt, es muss der in der Abwasch machen, der beim Armdrücken verliert.

Speaker 3:

Und wenn sie mal gegen eine.

Speaker 2:

Frau verloren haben, dann war es dann immer schon mal so, dass sie gesagt haben, da lasse ich mich nicht mehr auf was ein mit der, aber das andere habe ich wirklich Stück für Stück, auch dank den Jugendlichen gelernt.

Speaker 3:

Okay, ja, Weil das hast du mir vorher erzählt. du bist dann quasi über ein Praktikum, das du machen musstest, durch dein Studium bist du so in diese Jugendhilfe eingestiegen oder in die Jugendpsychiatrie.

Speaker 2:

Genau also, es war eine stationäre Jugendeinrichtung mit einem zuweiser, genau das war das amt. Und da habe ich jugendliche kennengelernt, wo ich wirklich in den ersten wochen dachte wieso wollten eben psychologen, die brauchen einen exorzisten? überhaupt gar keine methodik, um mit denen irgendwie klar zu kommen, und das lernt man de facto nicht an der Uni.

Speaker 3:

Damals hattest du von deiner eigenen ADHS-Geschichte noch so gar keinen Schimmer. Aber der Anteil der ADHS-LehrerInnen unter diesen Jugendlichen war was würdest du sagen Sehr hoch Hoch Mittig Zwei.

Speaker 2:

Drittel. Also ich würde sagen, ich hätte jetzt gesagt, 80 Prozent Boah, das ist richtig viel Weil, und das ist ja leider die dunkle Seite von ADHS. Aber das wird auch nicht so gerne auf Social Media geredet. Das oppositionelle Verhalten ist wesentlich deutlicher. Es gibt mehr Konflikte. Viele Jugendliche suchen sich eine Nischeische, in der sie sein können. Das ist dann meistens nicht mehr zu hause, nicht mehr schule. Dann kommen ganz schnell die drogen. Erfahrungen viele merken auch, oder mit mit kokain oder mit marihuana werde ich ruhiger, also so ein bisschen diese eigene medikamentation gefunden und auf einmal eine Nische, in der ich gut sein kann. Dann entfernen sie sich immer weiter, sage ich jetzt mal, von dem gutbürgerlichen Leben. Dann beginnt da oft eine Karriere mit Vorstrafen oder mit Polizeierfahrung. Dann findest du auch keine Ausbildungsstelle mehr, und dann geht die Schere immer weiter auseinander.

Speaker 3:

Ja, dann sind sie plötzlich abgehängt. Und sobald so eine Entfremdung stattgefunden hat, eine vollständige, inklusive was auch immer für eine Karriere Drogen, alkohol, gewalt, kleine kriminelle Tätigkeiten desto schwieriger ist es ja auch, die wieder einzufangen Als erwachsene Person, die ja Teil des Problems führt.

Speaker 2:

Aus der Perspektive dieser jungen Menschen sind ja Erwachsene Teil des Problems, ja, sie verlieren auch das Vertrauen, oder sie kennen auch keine Gespräche mehr, wo es um sie geht, sondern die schützen sich ja schon, weil sie denken, es wird wieder so ein Gespräch, wo man mir sagt, was ich nicht kann. Und ich hatte viele, die gesagt haben, ich weiß, was ich nicht kann.

Speaker 3:

Das muss mir niemand mehr sagen Ja, das wussten die wahrscheinlich auch schon, bevor das alles losgegangen ist was sie alles nicht können, Weil das wird ja sehr früh schon damit angefangen, das immer wieder rückzumelden, was man alles nicht kann. Deswegen sucht man sich ja auch was, was man kann Sonst käme man ja nicht auf die Idee.

Speaker 3:

Also, das ist ja das, das fängt ja. Also. Ich denke, präventiv fängt es in der Grundschule an, weil ab Pubertät, auch schon vor Pubertät, haben wir ja diese Umstrukturierung des Gehirns, und da passiert einfach ganz automatisch bei allen Jugendlichen eine gewisse Entfremdung, gar nichts zu verlieren ist. Dann ist halt das Problem da, dass ich schätze mal die Risikobereitschaft, die ja auch hochgeht bei jemandem mit ADHS, halt auch in die Richtung Kriminalität übergeht, und ich probiere jetzt mal das aus, und ich mache das jetzt halt mal einfach, und dann gehe ich halt mal nicht mehr in die Schule, und dann gehe ich halt heute Abend mal nicht nach Hause. Das sind alles dann ja so.

Speaker 2:

Folgen, folgeerscheinungen von spielt ja sowieso keine rolle, absolut, und du erlebst dich auch einmal oder dann vielleicht auch erstmals in der machtposition. Ja, stimmt, wenn man, wenn man dann weiß, dass man weiß, okay, die kinder mit ads kriegen wesentlich mehr kritik den ganzen Tag. Man sagt ja eigentlich, um eine Beziehung zu halten, muss das Verhältnis irgendwie 5 zu 1 sein. Also ein schwieriges Gespräch braucht fünf Gute. Viele Eltern sagen, wenn mein Kind heimkommt, geht es eigentlich schon los. Ich habe viele Jugendliche, die sagen, ich führe gar keine normalen Gespräche mit meinen Eltern. Die sagen, viele junge, die sagen, ich habe ich für gar keine normalen gespräche mit meinen eltern, die für die sagen muss ein zimmer aufräumen, muss noch aufgaben machen muss. Wie viel zeit habe ich wirklich aus to do besprechungen? die schule hat schon wieder angerufen, wir haben schon wieder elterngespräch, und dann hat man ja so nützliche tipps an die kinder. Haben was, so konzentriert ich dann ja mal diese geser, als ob sie auf dem Klo sitzen, als ob man sein Gehirn bretschen könnte, damit es geht. Aber keiner sagt ihnen konzentrier dich.

Speaker 3:

Oder was ich auch liebe, auch einer der besten Tipps du machst es doch einfach, dann hast du es geschafft Hinter dir. Danke für diesen Tipp. Sag das mal meinem Gehirn, das mal meinem Gehirn. Sag mal meinem Gehirn mach einfach.

Speaker 2:

Es sagt leider nein. Ich musste da immer an meiner Zeit stammen und denke mir das Pferd mit dir durchgegangen ist im wilden Galopp. Und der Reitlehrer geschrien Brems, genauso sinnvoll, sag mir wie. Aber sag mir nicht Brems, sondern sag mir, wie ich jetzt bremse, in diesem Moment. Und genauso sagen wir zu den Kindern benimm dich, aber sag mir nicht bremst, sondern sag mir, wie ich jetzt bremse, in diesem Moment. Und genauso sagen wir zu den Kindern benimm dich sei normal. Ja, ohne zu verstehen, dass wir ihnen sagen müssen, das wie.

Speaker 3:

Oder überhaupt wieso? Wieso fällt es mir überhaupt schwer? Mich würde wirklich interessieren, nachdem du also gesagt hast, das war unfassbar schwer, ich dachte auch, die brauchen keinen Therapeuten, die brauchen Exorzisten. Was ist das? Ich habe gar kein Handwerkszeug. Wieso bist du da dran geblieben? Weil du hättest ja schon auch die Möglichkeit gehabt. ich mache jetzt was anderes. Ich bleibe jetzt hier nicht.

Speaker 2:

Du bist 17 Jahre geblieben um das mal noch so kurz zu sagen 17 Jahre ist ganz schön viel. Ich bin verdammt lange sitzen geblieben, ja, weil ich glaube, da hat mich irgendwann der Ehrgeiz gepackt. Da wollte ich dann wissen, ob ich es irgendwie anders hinbekommen. Also, ich weiß noch zum Beispiel ganz schlimm war für mich die Mittagessenssituation. Dann waren die da irgendwie super frustriert nach der Schuleule, und du sagst, du als einziger betreuer, und dann hatten die zu sechst schlechte laune, und dann mussten die das so in die abarbeiten, und am anfang dachte ich echt, ich habe schon so mein herz hat sich verkrampft vor dem mittagessen recht darauf, ich bin hier nur gefundenes fressen, um irgendwie frustlos zu lassen. Und dann habe ich irgendwie man so ein spiel mehr ausgedacht, dass ich auf so eine meta ebene gehe, mir vorstellen wie beim tennis, und guck, wer macht punkte? machen sie mehr punkte oder ich mehr? und ich wollte ja, dass das gespräch an sich gut läuft. Ich wollte ja nicht nur verletzen, sondern ich wollte, dass das gespräch gut läuft.

Speaker 2:

Man hat dann mir mal punkt gegeben, wenn ich es geschafft habe, dass der ball irgendwie wieder gut zurück übers Netz geht. Und dann konnte ich danach sagen okay, jetzt habe ich heute wieder mal keinen gemacht, das könnte ich ändern, und dadurch ging es. Dadurch wurde es ein bisschen spielerischer für mich. Und dann hat sich das geändert, dass wir dann nur noch uns beleidigen durften in Songtexten. Also die ganze Situation am Tisch hat sich geändert, weil dann wurde es auf einmal lustig. Also die ganze Situation am Tisch hat sich geändert, weil dann wurde es auf einmal lustig. Also das hat ganz viel verändert. Also ich habe gemerkt, wenn ich aussteigen kann, ich nehme den Ball an und nehme es als persönliche Verletzung, sondern ich bringe es auf eine andere Ebene, dass ich anfangen kann, die Situation zu ändern. Und dann wurde es natürlich auch spannend für mich. Irgendwann hatte ich schon so, dass ich dachte, was macht es? so langsam Bin ich nicht nur Ertrinkende hier drin, sondern so langsam wird es ein bisschen eine Herausforderung. Es tun sich so ein paar Bojen auf Irgendwann hat es mir echt Spaß gemacht.

Speaker 3:

Und um mal ganz kurz das Bild noch zu vervollständigen Ich meine, was heißt abarbeiten?

Speaker 2:

Was haben die dir so an den Kopf geworfen bei so einem Mittagessen Alles? Ich weiß gar nicht, wie viele Beleidigungen ich am Tag teilweise auch gehört habe, wie oft eine Tür vor meiner Nase zugeknallt wurde, wie oft jemand quasi zwei Zentimeter von meinem Gesicht entfernt stand und versucht hat, druck auszuüben. Alles Mein Loch, das neben mir in eine Tür reingeschlagen wurde, und versucht habe, druck auszuüben, alles Mein Loch, das neben mir in die Tür reingeschlagen wurde, da gab es echt eine gute Bandbreite.

Speaker 3:

Warum machen die das, Wenn die frustriert aus der Schule kommen? warum machen die das mit so einer Person wie dir? Oder auch mit Eltern?

Speaker 2:

Vielleicht gibt es ja Eltern, die ähnliche Erfahrahrungen machen mit ihren kindern ich denke, im endeffekt ist so viel hilflosigkeit in dir, und dann gibst du in das beste gefühl, und das ist gut, dass wenn dir, wenn dir keiner irgendwas nützliches sagt und man dir immer nur sagt, wo du scheitert, und dir keiner sagt, wie du denn jetzt einfach mal geschickter wird, aber sie irgendwann das sind ja prozesse, die laufen über jahre, die kinder, die werden wie das, dass sie sind in der grundschule einfach gleich so genau das kommt erst durch die pubertät, und da ergibt es total Sinn.

Speaker 3:

Also neurophysiologisch ergibt es total Sinn, dass das die Bruchphase ist, weil da so viel passiert im Gehirn.

Speaker 2:

Also, einige wenige sind schon davor auffällig, weil sie sich einfach so gar nicht ruhig halten können. Aber der Widerstand oder dieses ich gehe jetzt wirklich dagegen massiv der passiert dann, wenn wesentlich mehr Testes zu rum einfach da ist.

Speaker 3:

Und das heißt ich für mich glaube, die Antwort zu kennen, aber die machen das nicht, um dich absichtlich zu verletzen.

Speaker 2:

Nee, die müssen halt irgendwo hin mit sich.

Speaker 2:

Und was die ja auch nicht erlebt haben, ist, dass jemand Grenzen gut hält. Also für mich hat da immer dieses Bild funktioniert, wie so ein Flugkaktus. Also jemand wirft so einen Kaktus in den Raum, und ganz oft kommt der dann so angeflogen, und dann reagieren viele wie so eine harte Wand. Weißt du dieses pädagogisch-erzieherische, dieses Möööö, oder? Aber das führt dazu, dass der Kaktus danach kaputt ist und auch man selber irgendwie Dellen hat. Und dann gibt es welche, die haben schon die Erfahrung gemacht, das tut nur weh, und die ducken sich einfach weg, und dann fliegt der Kaktus einfach weiter, und keiner grenzt ihn ein.

Speaker 2:

Und was wir weniger können, ist zu verstehen ich muss den Kaktus so ein bisschen langsam wieder eindämmen, ich muss dem helfen, langsam sich wieder zu regulieren, und gucken, dass ich den so ein bisschen mitfliege und dann langsam im Tempo wieder ein bisschen Schnitte hole. Und dieses, wie kann ich jemanden, der mal so hochgefahren ist, wieder so ein bisschen in einen ruhigeren Bereich führen? Es ist noch eine andere Nummer, ob ich das als pädagogische Fachkraft mache oder als Eltern. Ich habe oft Eltern gesagt wie machst du das? Ich mache das vor allem nicht sieben Tage in der Woche. Das ist eine ganz andere Challenge, das muss man auch verstehen.

Speaker 3:

Da geht es nicht darum, ob Eltern das gut oder nicht gut können oder ob sie schuld sind sondern das ist eine ganz andere Nummer, auch so ein neurodivergentes Kind zu Hause zu haben, irgendwie mitfahre, und dann mache ich das und komme nach Hause, und dann erst muss das alles raus, was da so den ganzen Tag sich aufgestaut hat, also Eltern fangen da ganz schön viel ab, sehr oft Ja, und eben auch sehr viel diese Meltdowns oder das.

Speaker 2:

das sind ja sehr wütende Gefühle.

Speaker 3:

Ja, du sagtest, das sei das beste Gefühl. Warum ist es das beste Gefühl für so einen jungen?

Speaker 2:

Menschen Besser als die Hilflosigkeit. In Wut bin ich zumindest wieder stark.

Speaker 3:

Und aktiv auch, und in dem anderen bin ich eigentlich ein Opfer.

Speaker 2:

Oder bin ich traurig, oder finde ich keinen Weg.

Speaker 3:

Dann bin ich doch lieber wütend. Und Wut ist was, was wenig Menschen gut ertragen können. Das wird uns so gar nicht beigebracht, wie man mit Wut umgeht, eigentlich Eigentlich das, was du vorher schon sagtest, das, was du da in der Kneipe erlebt hast. Niemand hat mir beigebracht, wie ich damit umzugehen habe oder wie mich das dann auch vorbereitet, vielleicht auf meinen Berufsalltag mit jungen Menschen, die das haben. Eigentlich geht es um die Wut, wut zu ertragen.

Speaker 2:

Das wird uns nicht beigebracht, genau und die Diskussion auch zu ertragen. Also ich durfte wirklich viel, viel von diesen Jugendlichen lernen. Ganz viele sind echt so alte Seelen, die sich echt auch gut ausdrücken können. Ich hatte mal ein Mädchen, mit der habe ich eine Dreiviertelstunde diskutiert, weil sie zehn Ratten zu wenig vom Einkauf zurückgebracht hat. Und dann haben wir diskutiert, und es hat echt schon Eiszapfen in meinem Büro gehabt, weil es war eine erbittete Diskussion zwischen uns beiden. Und dann kam sie zurück und hat das Geld gebracht, und beim rausgehen sagt sie ich weiß, dass du mich magst, und dann habe ich gesagt, du kommst mir jetzt auf diesen Trichter nach diesem Gespräch.

Speaker 2:

Und dann hat sie gesagt du hast wegen zehn Rappen mit mir länger diskutiert wie mein Vater, als ich von der Schule geflogen bin. So lange spricht man nicht um so wenig Geld. Also da wollte ich eher auch sagen, eltern auch bestätigen, dass Jugendliche sehr wohl auch merken, dass die Bereitschaft, eine Diskussion zu führen und da zu sein und das zu haben, dass das auch zeigt, ich bin es dir wert.

Speaker 3:

Ich nehme mir diese Zeit für dich auch. Zeit ist ein kostbares Gut, ja total, gerade auch im schulischen Kontext oder auch im Therapiekontext. Jemand, der sich in diesem angespannten, ressourcenknappen Kontext Zeit für dich nimmt, der signalisiert dir ja wirklich, wie wichtig du bist. Das ist schon ein Signal, und das merken die auch.

Speaker 2:

Ja, da bin ich auch fest davon überzeugt und jemand, der auch sagt ich bleibe, also, ich lasse mich noch nicht gleich von dir abstoßen, nur weil du jetzt hier diesen beziehungstest machst, um zu gucken, wie viel ich aushalte oder wie schnell ich weg gehe. man muss auch die die bürfe. wenn jemand an dem punkt ist, der braucht richtig viel Mut, um sich wieder einzulassen auf Beziehung, und deshalb testet er auch wirklich, wie sehr bleibst du da. Viele denken dann, der will nichts mit mir zu tun haben, und bleiben dann fern, weil da so viel Widerstandsenergie kommt, und eigentlich heißt es nur, der traotz ich nicht mehr in diese beziehung sein ist eigentlich, und da ja, eigentlich ist es total logisch.

Speaker 2:

Ja, ja, dann ist die frage wie kriege ich wieder einen kleinen fuß in diese tür rein? und da gibt es manchmal dann auch so ganz absurde Dinge, wo man sagt wie schaffe ich es, wieder eine Verbindung zu dir zu kriegen?

Speaker 3:

Da hilft dann dieses ich bin eine von euch hilft ja manchmal. Das kann auch total schief gehen, aber wie du vorher schon sagtest dein Ich war sieben Jahre auf dem Internat hat ja auch plötzlich bei der einen oder anderen Person dazu geführt, dass sie dann oh, warte mal kurz, vielleicht ist die Person interessant für mich.

Speaker 2:

Ja, ich habe dann zum Teil. Also ich hatte ein paar ganz am Anfang, da war ich noch unsicher, da habe ich ein bisschen Recherche betrieben. Ich habe mal einen da wusste ich, der bei uns eincheckt, und der hatte schon einen ganz guten Ruf, und dann habe ich mich erkundigt und wusste, er war in Leittherapie, und das war für ihn eine Ressource, und ich habe die Person gekannt, und dann habe ich mich mal eine Stunde bei denen schon eingeschlichen, dass er mich schon gesehen hatte, außerhalb dem Kontext, wo er mich ja auch schon beurteilt. Also, ich habe da dann echt auch alle möglichen Register gezogen, um irgendwie vielleicht auch einen Vorsprung zu kriegen, und irgendwann habe ich für mich was anderes gefunden, und das hat dann wirklich immer funktioniert.

Speaker 3:

Ja, magst du uns verraten. Ja, bitte.

Speaker 2:

Ich habe einen Netflix-Trailer gemacht. Das klingt erst ganz platt. Du musst dich da ein bisschen drauf einlassen. Ich habe gemerkt, dass, wenn ich jemanden zum Gespräch kriege, der auch schon sehr dagegen ist, dass ich mich dann darauf konzentriere, und zwar nur innerlich, dass ich sage, ich finde etwas wirklich Liebenswertes an dir, und das lief so bei mir im Hintergrund, und was für mich dann so schön war zu merken, das kommt auch wirklich an. Und einer meiner letzten, damals schon jungen Erwachsenen, das war für mich wirklich ein Geschenk.

Speaker 2:

Ein Klient, wie ein Geschenk, weil der mir das nochmal so gezeigt hat, wie unglaublich das funktioniert, weil der kam, auch als Maßnahme in Therapie, und der hat mir eine halbe Stunde lang erzählt, was er von Erwachsenen hält und von Therapeuten und dem System. Und der wollte gar nicht. Und ich habe nur gedacht, ich finde irgendwas Liebenswertes. Und irgendwann dachte ich spannend, denn der ist zwar sehr grausam mit mir, aber der hat immer eine Melodie in der Stimme. Und dann habe ich zu ihm gesagt Entschuldigung, ich muss dich unterbrechen, die art, wie du dir das ist es immer so eine melodie. Ich habe immer das gefühl, ich hören sorgen im hintergrund laufen. Und dann kamen wir auf musik, und dann hat er gesagt ich habe, musik ist das einzige, und da rede ich eigentlich nicht drüber, weil, wenn man mit das kaputt macht, und das meine einzige hoffnung ist- das einzige, was gutes an mir Und normalerweise rede ich da eigentlich nicht mit Erwachsenen drüber, wenn sie mir das kaputt machen.

Speaker 2:

Das ist mein Kern. Wenn das kaputt geht, dann habe ich nichts mehr, was gut ist an mir. Und innerhalb von einer Stunde hatten wir eine Beziehung, und so eine Beziehung, die immer gehalten hat, auch in den Phasen, wo er wirklich in einen roten Bereich kam. Wir hatten danach wirklich gute therapeutische Gespräche, in denen sich etwas verändert hat. Und er hat mir danach und das war für mich eben das Goldstück, dass ich gesagt habe jetzt sei mir mal ehrlich, wieso hast du jetzt doch mit mir geredet? Und er hat gesagt, du hast mich angeschaut, und ich habe gemerkt, du suchst etwas anderes in mir. Und das spüren Menschen. Und seitdem weiß ich, wenn ich in so eine Situation komme, dass ich wirklich sage, ich suche ehrlich im Herzen das Liebenswerte in dir.

Speaker 3:

Das ist sehr, sehr, sehr wertvoll, vielen Dank.

Speaker 2:

Und das ist so ein Ding, wenn ich denke, wenn das Menschen anfängt zu verstehen, nichts gefähigt ist. Also es muss ehrlich sein, es muss etwas sein, oder die sexe spüre ich. Das kann ich, das kann du warst.

Speaker 3:

Er hat kurz leise er hat schon wieder kamen noch ein anruf ich finde das sehr, sehr, sehr wert, was du da sagst, und ich denke, das ist genau das, was ich mir wünsche, was sich Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, immer mitnehmen Such nach dem Liebevollen, das für dich, was Besonderes ist in der Person, und lass es nicht zu, dass dir irgendein Kind in deiner Klasse oder in deiner Gruppe oder auch dein eigenes, dass das nur noch zu einem Stirnfried wird, mit dem du irgendwie umgehen musst, aber der für dich keine positive, liebevolle Facette hat. Und ich denke, wenn wir das berücksichtigen, dann funktioniert das.

Speaker 2:

Es ändert. da entsteht im kürzesten Weg Beziehung im kürzesten Weg Beziehung, und zwar etwas, wo derjenige dann auch eben für dich anfängt, grenzen zu halten, sich zu bemühen, nicht aggressiv ist, wenn du dabei bist, sich eher führen lässt, sich eher beruhigen lässt, weil er in dieser Beziehung natürlich dann auch eine Korregulation nutzen kann.

Speaker 3:

Wer das zulässt, dass da was passiert. Voll Richtig, richtig, richtig schön Danke. Nichtsdestotrotz bist du irgendwann ausgestiegen nach 17 Jahren und bist jetzt in einer eigenen Praxis. Aber du hast vorher auch schon mal berichtet es gibt auch noch Jugendliche inzwischen sind es sicherlich Erwachsene die mit dir in Kontakt geblieben sind auch über diese Zeit hinweg, und die auch ab und zu mal noch in Therapie kommen oder den Kontakt zu dir suchen.

Speaker 2:

Das ist für mich ehrlich gesagt auch das schönste Kompliment an mich selber, dass, wenn du Jugendliche in einem Zwangskontext kennenlernst und du siehst die später wieder und du merkst, die müssen nicht die Straßenseite wechseln, wenn sie dich sehen, sondern die sagen hey, voll cool, dich zu sehen, und das habe ich erreicht, und so ging es weiter, und die sich freuen, das mitzuteilen, oder die auch in not sagen hey, kann ich vorbeikommen, ich brauche was ja finde ich auch richtig, richtig schön, kann es richtig nachvollziehen.

Speaker 3:

also ich, ich glaube, wenn du das schaffst, in einer so krassen notsituationen der die ja sind, wenn die in so eine Einrichtung kommen, den weichen Kern zu erreichen, von so einer Person, das vergessen die nie wieder, kann ich mir nicht vorstellen. Die werden das bis zu ihrem Lebensende erzählen. Da war dann diese eine Person, die hat plötzlich was in mir gesehen, was andere nicht gesehen haben, und ich bin fest, dass sie wahrscheinlich auch selber nicht mehr sehen oder irgendwann glaubt man auch nicht mehr, dass man so was hat.

Speaker 3:

Ja, ich bin fest davon überzeugt, dass das ganze biografien beeinflusst. Also sehr, sehr wertvoll, was du da gemacht hast und auch immer noch machst, bin mir sicher, deine klientinnen sind auch super bei dir aufgehoben.

Speaker 2:

Es ist immer die Frage, wie gut kann man es umsetzen? aber ich weiß aus den Geschichten meiner Jugendlichen da hatten sie heute auch schon drüber es kann manchmal die Lehrerin sein, die einem hilft, mit dem Leben zurechtkommen. Es kann aber auch die nette Frau in der Bäckerei sein, die immer lächelt, wenn man reinkommt. Menschen wissen gar nicht, wie sehr sie auch als Nebenperson eines Lebens so viel bewirken können mit ein bisschen Freundlichkeit.

Speaker 3:

Ich würde das total gerne als Schlusswort nehmen, weil ich finde das so schön. jetzt gerade Mich berührt das total. Aber ich möchte dir gerne noch die Chance geben zu erzählen, wie man dich erreichen kann und ob du überhaupt erreicht werden willst oder ob du aus allen Nähten platzt mit deinem Geschäft. Ja, sag mal noch gerne, wie man dich erreicht.

Speaker 2:

Also, am leichtesten geht es sicher jetzt über Instagram und die Glücksschmiede. Da geht es am offensten. Da haben wir jetzt im Moment eigentlich die ADHS-Diagnostik oder den ADHS-Kompass. Der Kompass ist so eine sechs Monate Online-Gruppen-Therapie. Das ist echt auch wirklich schön. Also, ich bin selber total glücklich damit, wie auch online ein Gefühl von Gemeinschaft entstehen kann, und wenn ich sehe, wie viel Freude und auch wie viel Tränen da gemeinsam geteilt werden. das ist echt schön. Und ansonsten habe ich meine Praxis in Lichtenstein. Das ist ein bisschen weit weg für viele.

Speaker 3:

Aber ich denke mir jetzt über diese punkte fallen. Vielen dank, ich werde das alles unten verlinken, dann kann man dich kontaktieren oder kann auch einfach mal gucken. Ich meine, es lohnt sich ja auch schon, die auf instagram zu folgen und zu gucken, was du da so teilst, sind ja auch immer wertvolle Gedanken dabei, und das findet man dann ja auch, wenn du wieder eine neue Gruppe startest oder wieder ein Angebot hast.

Speaker 2:

Man kann sich das sonst auch auf die Warteliste eintragen lassen. Ich probiere das schon, aber natürlich dadurch, dass ich nicht hauptberuflich Content Creator bin, sondern wirklich in der Praxis meine Zeit verbringe, bin ich da ein bisschen nicht ganz so top aktiv.

Speaker 3:

Ja, ist auch vollkommen in Ordnung. Ja, vielen Dank, isabella. Es war wunderschön, dass du da warst. Danke dir, ja, und ich wünsche dir noch einen wunderschönen Tag. Ich dir auch Alles Liebe, dir auch Ciao, ciao. Schönen Tag, Ich dir auch Alles Liebe. Dir auch Tschau, tschau, musik, musik, musik Musik. Untertitelung des ZDF 2020.