Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule

95 - Mein Leben mit FASD - Marie

Corina Elfe Season 2 Episode 45

Marie trägt eine Diagnose in sich, die die wenigsten auf den ersten Blick vermuten würden: pFAS, das partielle fetale Alkoholsyndrom. Nach Jahren des Suchens, warum sie trotz überdurchschnittlicher Intelligenz und einem Abitur mit 1,0 immer das Gefühl hatte, "anders" zu funktionieren, fand sie endlich eine Antwort.

Der Weg zu dieser Erkenntnis war steinig. Marie beschreibt eindringlich, wie sie schon als Kind spürte, dass etwas nicht stimmte – ohne es benennen zu können. Ihre Geschichte öffnet ein Fenster in die komplexe Realität einer unsichtbaren Beeinträchtigung. Die Auswirkungen von Alkohol in der Schwangerschaft können subtil sein und sich dennoch tiefgreifend auf das Leben auswirken, besonders in den sogenannten Exekutivfunktionen: dem Planen, Organisieren und Durchführen von Aufgaben.

Besonders bewegend ist Maries Schilderung ihrer Familiengeschichte. Ihre Mutter, selbst Kind von Alkoholikern und wahrscheinlich ebenfalls betroffen, konnte mit der Diagnose nicht umgehen. Dies spiegelt die transgenerationale Dimension des Problems wider und zeigt, wie tief die Tabuisierung von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft in unserer Gesellschaft verankert ist.

Marie gibt tiefe Einblicke in ihren Alltag als Erwachsene mit pFAS – die Herausforderungen bei scheinbar einfachen Aufgaben, die Notwendigkeit klarer Strukturen und die ständige Anstrengung des "Maskierens". Ihre Geschichte ist ein Plädoyer für mehr Bewusstsein und Verständnis für die vielfältigen Ausprägungen des fetalen Alkoholspektrums und macht deutlich, dass hinter manchen "Eigenheiten" neurobiologische Ursachen stehen können.

Höre diese Folge, wenn du verstehen möchtest, wie es ist, mit den unsichtbaren Folgen von Alkohol in der Schwangerschaft zu leben, oder wenn du selbst auf der Suche nach Antworten bist. Marie zeigt: Es gibt Wege zu mehr Selbstverständnis und Unterstützung.

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Liebe Grüße,
deine Corina

Speaker 1:

Musik.

Speaker 2:

So also einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich euch allen. Guten Morgen, frau Elfe. Untertitelung des ZDF 2020. Hallo schön, dass du da bist.

Speaker 2:

Heute spreche ich mit Marie, und ich muss wirklich direkt zu Beginn sagen das, was ich heute machen darf, nämlich mit einer Person sprechen, die selbst im FASD-Spektrum ist, ist eine absolute Besonderheit, und ich werde im Gespräch auch darauf eingehen, weshalb das eine Besonderheit ist. Nur, was natürlich für alle klar sein darf wenn wir über FASD sprechen, sprechen wir über Alkohol, wir sprechen über Alkoholkonsum. Ansonsten gibt es jetzt aber verhältnismäßig wenig Themen, die wir noch in irgendeiner Weise mit einer Trägerwarnung aussprechen müssen. Das geht einfach um Alkoholkonsum in der Schwangerschaft und um das, was die Konsequenz daraus ist. Ich habe mit Marie am Ende nochmal besprochen, dass wir versuchen werden, eine weitere Folge zu machen über die Schwierigkeiten, die einer Person begegnen, die eben erwachsen ist und mit einer PFAS, also einer partiellen fetale Alkoholstörung, diagnostiziert sind, was für Schwierigkeiten da sind im Alltag.

Speaker 2:

Wir haben da jetzt wenig Zeit gehabt, da nochmal intensiv drauf einzugehen, aber ich denke, dass auch schon dieser kleine Einblick, den Marie gegeben hat, schon sehr, sehr wertvoll ist für uns, um zu erkennen, wie weitreichend diese Störung des Gehirns sein kann durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft. Ich danke dir sehr, liebe Marie, dass du da warst, und euch allen anderen wünsche ich wirklich ganz viele neue Erkenntnisse und freue mich schon sehr darauf, euer Feedback dazu zu lesen. Also, hier sitzt Marie, hallo. Liebe Marie, hallo. Du hast mir geschrieben, dass du dich schon dein ganzes Leben lang gefragt hast, was eigentlich mit dir nicht stimmt. Und dann, irgendwann bist du auf das Thema FASD gestoßen, und dann hat es sich geändert. Was war denn das für ein Moment für dich?

Speaker 3:

Der Moment, wo ich die Diagnose bekommen habe oder wo ich das Thema FASD geöffnet habe.

Speaker 2:

Welcher Moment ist für dich prägender? Die Diagnose oder dieses, wo du überhaupt mal den Hinweis gekriegt hast?

Speaker 3:

Ja, ich denke, eigentlich sind beide Momente prägend.

Speaker 3:

Also ich fange mal vorne an Ja, wie du schon sagst, hatte ich schon immer das Gefühl, da ist irgendwie ein Knoten in mir, und ich habe sehr viele Dinge in Erwägung gezogen, schon in meiner Jugend, also auch in Richtung ADHS oder Autismus, und immer dieses Gefühl, irgendwas ist da, und naja, man drückt den Knoten weg, und man lebt so weiter, und irgendwann werden die Schwierigkeiten oder wurden sie immer größer, und meine Zweifel sind halt auch immer mehr zu Sicherheiten geworden, dass irgendwas nicht stimmt.

Speaker 3:

Und dann bin ich im Grunde über einen Workshop, der sich mit systemischer Arbeit mit sich selbst beschäftigt hat, auf das Thema gestoßen, weil ich natürlich wusste, dass in meiner Familie, insbesondere mütterlicherseits, das Thema Alkohol sehr groß war, dass mich eine Systemikerin darauf gebracht hat, mal diese Tür aufzumachen. Und dann war das eigentlich ein Selbstläufer. Aber um auf deine Frage zurückzukommen für mich war dieser Moment, wo mir jemand anderes gespiegelt hat, guck mal, es gibt dieses Thema FASD, schau dir das doch mal an dass ich dachte oh shit, das stimmt, das ist ein Treffer, und ich war total erleichtert, und ich habe es auch tatsächlich sofort in einem Urvertrauen meiner Mutter weitergegeben, aber da können wir später drüber sprechen.

Speaker 2:

Da werden wir auf jeden Fall noch drüber sprechen.

Speaker 3:

Genau das ging nicht so richtig glatt, ja, aber ich bin meinen Weg weitergegangen, weil es hat sich einfach so viel geöffnet, es sind Bilder und Gefühle zurückgekommen, ich habe angefangen, sachen zu zeichnen. Also es war irgendwie, es fühlte sich einfach richtig an, und bin dann seitdem zu einer FASD-Fachberatung gegangen und durch die Themen mit den Beraterinnen durchgestiegen, und wir haben die Diagnostik angemeldet, und das habe ich letztes Jahr gemacht, und das Ergebnis war halt auch eine Bestätigung, und ich bin mit der Diagnose P-FAS da hinausgegangen. Das ist das partielle Alkoholsyndrom.

Speaker 2:

Was bedeutet denn dann dieses P im Vergleich jetzt zu dem FASD?

Speaker 3:

Das ist praktisch nicht das Vollbild. Also, wenn man vom FASD spricht, ist ja immer der Überbegriff gemeint, und da sind verschiedene Diagnosen drunter. Das kann ich jetzt auch nicht aus dem Kopf alles referieren.

Speaker 2:

Es gibt auf jeden Fall ARND.

Speaker 3:

FAS, das Vollbild und PFAS, und ja, ich hätte vielleicht auch durchaus noch weiter ins Vollbild rutschen können, aber das muss man dann der Forschung überlassen, das gut zu sortieren. Aber dass ich im Spektrum bin, ist ziemlich eindeutig.

Speaker 2:

Und dieses P, also dieses Partielle, wird da konkretisiert, welche Bereiche das dann sind? oder kriegst du dann einfach nur die Diagnose PFAS und fertig?

Speaker 3:

Das hat ich glaube, in der Diagnostik steht schon ein bisschen mehr. Das müsste ich nochmal durchlesen, aber ganz oft ist es wohl so, dass PFAS ausgesprochen wird, wenn man nicht weiß, ob die Mutter gesichert getrunken hat. Gesichert getrunken hat. Bei mir ist das gesichert, aber die Ausprägung der Exekutivfunktion ist, glaube ich, nicht hoch genug, weil ich im Alltag schon ein funktionierender Mensch bin.

Speaker 2:

Ja, kleiner Spoiler, wir können es ja schon mal vorangeben. Du hast deinen Schulabschluss mit 1,0 gemacht. Ja, ja, das ist ja jetzt nicht so typisch, das, was man erwarten würde, wenn man jetzt an FASD denkt und an die Bilder, beispiele, die da auch gezeigt werden, in Artikeln, in Büchern, richtig, wo genau hast du dich denn eingelesen? Also, du hast den Spiegel bekommen. Hast du schon mal von FASD gehört? du hast dann angefangen zu recherchieren. Wo genau hast du das gemacht?

Speaker 3:

Ich glaube, das erste Mal bin ich darüber gestolpert, durch die Zwillinge. Es gibt diese FASD-Zwillinge auf YouTube. Luisa, jetzt habe ich die Namen leider nicht drauf. Ich werde es recherchieren und unten reinstellen. Da hat es schon so das erste Mal von deren Erzählungen, dass man so merkt okay, es macht Klick. Also ich kenne das, und ja, es sind einfach so ganz viele Faktoren, die da hinzukommen.

Speaker 2:

Also ich habe zum Beispiel auch ein Buch gelesen von einem Betroffenen, und der schrieb das Buch zusammen mit seiner Mutter, und bei der Geschichte war es dann halt auch so, dass ich dachte, die du tatsächlich als erstes aufgesucht hast. Und nicht so Fachliteratur oder Fachartikel dazu unbedingt.

Speaker 3:

Ja, also, natürlich habe ich auch Handreichungen bekommen vom FASD-Beratungszentrum. Also, der Verein stellt ja auch einige Materialien zur Verfügung, wo man eine gute Übersicht kriegt.

Speaker 2:

Also, das habe ich natürlich auch durchgelesen. Aber ja, wichtig ist, glaube ich, immer wieder diese Interviews zu hören, zu lesen von Erfahrungsberichten, von dieser Gefühlswelt, die man halt scheinbar nur kennt, wenn man ein Kind von Alkoholikern ist oder aus suchterkranken Familien, oder ja, was sind das denn so für Symptome, wo du sagst, boah da habe ich sofort gemerkt das bin ich, das passt so gut.

Speaker 3:

Eigentlich sollte ich da eine klare. Antwort drauf haben Musst du. Ja, es sind vor allen Dingen so, diese Exekutivfunktionen, also dass ich vielleicht kann ich da schon ein bisschen vorwegnehmen, dass ich, als ich zum Beispiel das erste Mal im Praktikum war, mir Arbeitsaufträge, also die Kollegen sagen, mach dies oder jenes, und das ist eigentlich eine klare Formulierung, ein klarer Auftrag, und ich konnte das aber nicht ausführen, weil es mir wieder aus dem Kopf gefallen ist.

Speaker 2:

Zum Beispiel Das ist ein gutes Beispiel. Das hat sehr viel mit den Exekutivfunktionen zu tun. Wie gut kannst du mit Sachen anfangen, wenn du Sachen anfangen mö willst, aber nicht unbedingt musst schiebst du es dann auch auf, oder Ja? ich kann es ziemlich gut aufschieben. Das ist ganz ähnlich wie bei einer ADHS dann auch ne, das ist ja auch so ein Thema.

Speaker 3:

Da kann ich zum Beispiel aus dem Studium berichten. Ich habe ja eine Bachelorarbeit und eine Masterarbeit geschrieben, und die Bachelorarbeit habe ich, glaube ich, in den letzten Nächten vor Abgabe runtergerockt. Und dann habe ich mir für den Master vorgenommen okay, du hast jetzt zwei Jahre ein Projekt, das wird wohl zu schaffen sein, und du schaffst es vielleicht auch gar nicht anders, dir das alles zu merken, wenn du nicht konsequent mitschreibst und dir immer wieder Abschnitte von der Masterarbeit schon vorfabriziert während dieser zwei Jahre. Dann habe ich gemerkt, ich kann den roten Faden überhaupt nicht halten. Also, wenn ich etwas schreibe, dann muss ich das nochmal komplett lehren und lesen, was ich selber geschrieben habe, das ist nicht da drin. Und musste dann für mich feststellen okay, wenn ich es in einem durchschreibe, geht es viel besser. Und das waren dann auch irgendwie die letzten zwei, drei Wochen vor Abgabe, wo ich das durchgerockt habe. Aber man redet sich ja ein, das machen ja die anderen auch so.

Speaker 2:

Das kann ich dir sagen. das ist bei mir nicht so. Also, wenn ich jetzt zum Beispiel das heißt natürlich noch lange nicht, dass das ein Ausschlusskriterium ist aber wenn ich auch ein Buch zum Beispiel mal ein Jahr liegen lasse und nicht weiterlese, selbst, dann komme ich wieder an dieser Stelle rein und weiß noch genau, was davor alles war. Und so ist es auch mit Dingen, die ich geschrieben habe, selbst wenn die mal ein Jahr liegen, dann reicht mir das. wenn ich so den Absatz davor noch mal lese und denke ah ja, okay, das war das Okay, dann mache ich mal an der Stelle weiter.

Speaker 3:

Ich vergesse manchmal schon die Enden von Büchern, die ich letztes Jahr gelesen habe. Dann erzählt mir irgendjemand, das Ende war so. Und ich so. Moment, wie war das noch? Ach, ich hab das schon wegkonsumiert, verdammt. Aber das hängt halt auch immer sehr vom individuellen Interesse, glaube ich ab.

Speaker 2:

Ja, auf jeden Fall na klar.

Speaker 3:

Genauso. Ich meine, ich hatte ja früher dann auch schon zum Beispiel mit meiner Schwester darüber geredet, dass ich das Gefühl habe, dass mein Erinnerungsvermögen so schlecht ist, so und das, dass mein Erinnerungsvermögen so schlecht ist, das gegenüber spiegelt einem ja, guck mal die sowieso, die hat das auch, und es sind halt nicht alle so Elefanten. Und dann beruhigt man sich und denkt so ja, das Wesentliche wird schon hängenbleiben. Aber ich kann heute auch nicht mehr viel von meiner Masterarbeit zitieren. Ich müsste das jetzt auch noch mal lesen, und das wird natürlich schwierig, also, wenn du ein Studium abschließt und dieses ganze Wissen eigentlich mal hattest und es dann aber nicht kreativ anwenden kannst. Also ich habe dann gemerkt, ich muss immer nach einem bestimmten Schema vorgehen, was halt auch so vielleicht so ein bisschen autistisch ist, wo ich dann gedacht habe, okay, bin ich Autistin. Dann kamen halt die Selbstzweifel, dass ich dachte, das kann ja gar nicht sein. Also meine anderen Kollegen, die wissen noch die Rezepte aus dem Studium und warum sie was geändert haben in dem kreativen Prozess.

Speaker 2:

Und diese Strukturen, die du dir dann da so also hast du dir die dann selber erstellt diese Strukturen, nach denen du da so vorgehst, ist das für?

Speaker 2:

dich so eine Art Unterstützungsmaßnahme, die du dir selber erschaffen hast, um zu funktionieren. Ja, wann hat denn das angefangen? Also dass du gemerkt hast, irgendwas ist bei mir anders als bei den anderen, und immer mal wieder auch vielleicht dein Umfeld gefragt hast, weil ich weiß aus deiner Mail, dass du schon sehr früh auch immer gefragt hast, und für dich war klar, irgendwas stimmt nicht. Das war für dich sehr, sehr früh klar. Wann ging das?

Speaker 3:

los. Das stimmt nicht.

Speaker 3:

Das war für dich sehr, sehr früh klar, Wann ging das los Mit einem genauen Alter kann ich das nicht festmachen, aber definitiv im Kinderalter, also ich denke, spätestens in der Schule, aber auch schon im familiären Kontext, dass man in sozialen Interaktionen manchmal das ist auch typisch für Betroffene von FASD so manchmal so drüber ist in der Ausdrucksform und manchmal wieder komplett zu, also, dass man manchmal Leuten einfach aus so einer naiven Plapperei so über die Füße tritt läuft und man das selber gar nicht mitkriegt, aus so einer naiven Plapperei so über die Füße tritt, läuft.

Speaker 3:

Und man das selber gar nicht mitkriegt. Und ich erinnere das ist halt nicht so richtig aktiv an bestimmten Situationen, sondern mehr so gefühlt, dass es so Blicke gab.

Speaker 2:

Ja, ich weiß genau, was du meinst.

Speaker 3:

Ich weiß genau, was du mein. Komisch. Das kennt wahrscheinlich jedes kind. Das ist ja auch der prozess des aufwachsens, und genauso können deine eltern der dann halt auch spiegeln. Das ist okay, dass du dich jetzt mal komisch fühlt. Wir sind halt nicht alle perfekt, und dann lebt man halt damit und macht irgendwie weiter. Aber im hinblick auf die Kindheit weiß ich zum Beispiel, dass ich als Kleinkind richtig, richtig anstrengend war, also so, dass mein Vater heute noch sagt boah, das war schlimm, boah, du warst aber fordernd und ja, aber irgendwann hast du so einen Schalter umgelegt, und dann lief's. Und heute denke ich mir ja, genau das. Also, es gab irgendwann diesen Punkt, wo ich dachte, ich muss hier durchkommen. Also Schule war, glaube ich, schon wichtig für mich, um zu sehen, okay, ich habe hier eine Aufgabe, und wenn ich das gut mache, dann kommt da irgendwas Gutes bei raus. Und dann habe ich in der Schule gut funktioniert. Und ich glaube, das war schon dieser erste Schritt von einer ganz tiefen Maskierung vielleicht oder einer Kompensationsstrategie, um es vielleicht positiver zu formulieren, naja, um da irgendwie durchzukommen.

Speaker 2:

Genau, wir wissen ja einfach, dass Maskieren eine Stressreaktion ist. Also, es ist ja nicht so, dass du da eine bewusste, rationale Entscheidung getroffen hast, sondern dass du so also ich sage jetzt mal nicht du, sondern dass Kinder, jugendliche oder auch Erwachsene so stark in Stress geraten, wahrscheinlich auch dadurch, dass das Umfeld halt viel kommentiert, viel abwertet, ausgrenzt, komisch findet, dir das Feedback gibt, du musst anders sein, und dann ist der Stressmoment irgendwann so hoch, dass du in diesen zack, in diesen anderen Modus überläufst, in einen Überlebensmodus, der heißt maskieren, alles klar, meine Bedürfnisse weg, meine Gefühle weg, und jetzt gucken wir nur noch das, was dem Umfeld recht machen, und das ist ja schon ein Stummschalten des eigenen Ichs.

Speaker 3:

Ja, Ich weiß zufällig, dass du ja auch sehr musikalisch beweglich bist oder leicht bewegbar bist, und mir geht das auch so. Es gibt ein Lied aus den 90er Jahren, du wirst dich erinnern, von echt Du trägst keine Liebe in dir, 1998, kurz vor 2000. Ja, da war ich zehn Jahre alt, und ich habe das gefühlt. Ich hatte noch nie eine Beziehung, also von dieser Beziehungsebene Mann-Frau wusste ich noch gar nichts. Aber dieses Lied hat mich richtig betroffen gemacht, weil ich dachte, meine Familie liebt mehr als ich.

Speaker 3:

Ich liebe nicht richtig. Also das ist eine ganz tiefe gefühlte Erinnerung, die ich mit diesem Lied verbinde, Und das ist für ein zehn Jahre altes Mädel ganz schön krass.

Speaker 2:

Ja sehr. Das heißt, wenn du das Lied gehört hast, hast du direkt an dich selbst gedacht, und als wäre das wie so eine Kritik an dich.

Speaker 3:

Ja, Also vielleicht halt auch dieses Eröffnen. Oh Gott, es gibt solche Menschen, die keine Liebe in sich tragen. Kommt das für mich auch infrage?

Speaker 2:

Ja, das ist auch wörtlich genommen. Genau, boah, das stelle ich mir wirklich super herausfordernd vor. Ehrlich gesagt, hattest du irgendeinen Adressaten, denen das interessiert hat, dann solche Gefühle von dir?

Speaker 3:

muss ich schon sagen, auch wenn meine Mutter eine schwierige. Person ist. sie hat das Mutterdasein als ihre große Aufgabe erkoren, und vielleicht ist sie da sogar zu tief eingestiegen. Aber sie hat mir halt auch immer gesagt Marie, du musst optimistischer sein. das Leben mit dem Glas, das ist halt nicht halb leer, sondern halb voll. Also sowas habe ich in meiner Kindheit schon ganz viel gehört, tatsächlich. Also, ich konnte mit meiner Mutter immer über vieles reden. Die Frage ist halt nur war das Ergebnis und die Strategie irgendwie zielführend für mich?

Speaker 2:

Also war das wurdest du wirklich gehört, oder wurde dann nur darüber gesprochen, wie das zu deuten ist?

Speaker 3:

Ja, vielleicht könnte man das so sagen ich wurde angehört, aber nicht gehört.

Speaker 2:

Vielleicht beschreibt es das. Ja, das kann gut sein, so wie du das schilderst. Ja, Weil du hast ja auch gesagt ich weiß es nicht, ob im Vorgespräch oder in deiner E-Mail dass du ja auch deine Mutter mehrfach damit konfrontiert hast, dass du davon ausgehst, dass bei dir vielleicht irgendwas sein könnte, Eine ADHS oder ein Autismus. In welchem Alter befinden wir uns da jetzt, wo du dann auch so konkretere Vorschläge gemacht hast, dass da irgendwas sein könnte, was mit dir nicht ganz in Ordnung ist?

Speaker 3:

Ich denke, schon als Kind und Jugendliche. Da habe ich vielleicht nicht mit den Begriffen ADHS und Autismus gesprochen, aber ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich eine Zwillingsschwester habe, und wir sind zwei Eik, und deswegen war natürlich in meinem Leben schon immer viel Vergleich da. Okay, und ja, ich hatte schon immer Schwierigkeiten mit meinem Selbstbewusstsein. Also, meine Schwester war immer viel selbstbewusster, und das waren dann halt auch so Sachen wie Äußerlichkeiten Warum habe ich so dünnes Haar und meine Schwester so dickes, und warum ist meine Schwester kräftiger und ich bin so schwach?

Speaker 3:

Ja, also gab es ganz viel in ganz vielen kleinen Situationen, und meine Mutter hat mir immer gesagt du bist okay, wie du bist, und sie hat natürlich auch Recht. daran ist nichts falsch.

Speaker 2:

Nee, nein, aber es ist wieder das gehört oder das nicht gehört, also das gesehen werden versus das ist wieder das Gehört oder das Nichtgehört, also das Gesehenwerden versus das. Es wird halt angehört, weil du scheinst ja einen Leidensdruck gehabt zu haben. Und dann hilft das nicht zu sagen, dieser Leidensdruck, der ist jetzt falsch, bei dir ist alles gut, sondern dann muss man ja auch hinschauen, was jetzt vielleicht getan werden kann, dass du diesen Leidensdruck nicht mehr hast. Und unsere Identität ist halt nun mal ein sehr vulnerabler Bereich. Wenn wir da in irgendeiner Weise das Gefühl haben, da stimmt was nicht, und es muss geklärt werden, dann bringt das nichts, zu sagen, sei doch mal glücklich, das ist doch alles gut bei dir. Das ist echt ein bisschen schade, aber das scheint sich so durchzuziehen.

Speaker 2:

Also, du gehst dann dahin, du sagst, da ist irgendwas, und dann heißt es, nein, da ist nichts, da ist alles gut. Du hattest ja auch gesagt, auch als du deine Mutter angesprochen hast nach deiner Diagnose du warst dann vielleicht ein bisschen naiv meintest du gerade vorher, dass du direkt dann mit deiner Mutter darüber sprechen kannst, und ihre Reaktion war ja auch wieder ein Nein. Das kann nicht sein, oder.

Speaker 3:

Das nicht direkt. Sie hat eigentlich das angenommen und dann mit einer freundin, die zufälligerweise auch eine systemische ausbildung hat, darüber gesprochen und hat das dann in die familie gespült, also zu meinen, zu meinen geschwistern. Also ich, sie hat noch einen älteren sohn, ich habe einen älteren bruder, und sie hat dann auch gesagt, ich habe bei allen schwangerschaften gab es alkohol ausrutscher, und wollte dann eigentlich mit uns in eine komplette familientherapie gehen, was natürlich bei meinen geschwistern nicht so gut ankam, und das war mit sicherheit auch nicht besonders gut für die beziehung zwischen mir und meinen Geschwistern, dass meine Mutter dieses Thema ohne mich in die Gruppe also war, dann nicht persönlich, sondern auch noch in der WhatsApp-Gruppe, ja schön. Also sie hat dann meine Geschwister mit dem Thema konfrontiert, bevor ich meine Geschwister gesprochen habe.

Speaker 2:

Super unwünftig Also wieder nicht wirklich zugehört. Ne.

Speaker 3:

Genau, aber sie hat das Drama voll aufgenommen. Also, der ging es auch richtig schlecht, was ja auch verständlich ist. Aber wirklich damit auseinandergesetzt hat sie sich nicht, weil es gab dann ganz viel Aufregung und Infragestellungen, und dass ich mir nicht von irgendwelchen Quacksalbern was einreden lassen soll. Das kam dann von meiner Schwester so Achtung Leute, die bezahlt werden und nicht Profis, und was man sich so erzählen lässt. Und ja, ich bin ja auch leicht beeinflussbar, und ja, ging halt irgendwie alles nach hinten los. Und ein paar Monate später habe ich meine Mutter getroffen, zufällig, und dann sind wir einen Kaffee trinken gegangen, und dann hat sie mich gefragt und wie kommst du mit deinem FA? und dann dachte ich ja, okay, nicht angekommen. Und ja, so viel kann ich vielleicht trotz wünschen der anonymität erzielen, dass meine mutter eine arzthelferin ist und auch in einer geburten klinik gearbeitet hat. Also, meine mutter weiß, dass es das fatale alkohol sind, darum gibt.

Speaker 3:

So, sie ist alkoholikerin, sie weiß das, und für mich war es halt mehr so, okay, sie wusste das nicht, dass das in frage kommt, und deswegen kann man mit ihr darüber sprechen, weil das ist ja eine. Es ist ja eine totale reale tatsache, dass ursache und wirkung zusammenhängen, dass, wenn man alkohol in der schwangerschaft trinkt, dass das das kind schädigt. Das ist eigentlich klar wie kloßbrühe auf der sachebene. Aber meine mutter hat das offensichtlich nie selber in frage gezogen und bearbeitet damals nicht. Und ja, warum sollte sie es 30 jahre später tun? das wegen ist mein empfinden okay. Ich war ein bisschen naiv, dass ich geglaubt habe, dass es bei ihr gut ankommt, und das war wiederum gleichzeitig auch wie so ein Stempel auf meine Stirn, wo ich dachte so ja, du hast FASD, weil sonst hättest du das vielleicht gerade nicht getan. Dann wärst du empathisch genug gewesen, diesen Kelch nicht an sie weiterzugeben, sondern das bei dir zu lassen. Das Thema War ein großes Learning.

Speaker 2:

Ja, auf jeden Fall. Das glaube ich schon auch. Das zeigt dann ja oft also klar, viele brauchen Zeit. Das ist ja auch eine krasse Konfrontation. Also muss man ja schon auch sagen, es ist ja auch eine Alkoholsucht, eine Krankheit, und das ist ja auch nicht so, dass man immer die Verantwortung zu 100 Prozent einfach dann auf die Person schieben kann und sagen kann ja, auch eine Alkoholsucht, eine Krankheit, und das ist ja auch nicht so, dass man immer den die Verantwortung zu 100 Prozent einfach dann auf die Person schieben kann und sagen kann hier, warum hast du das getan, das ist deine Entscheidung, und so weiter. Und unsere Gesellschaft ist da schon sehr paradox, finde ich, weil auf der einen Seite wird Alkohol wahnsinnig verherrlicht und normalisiert, und es ist also ich weiß nicht, deutschland hat echt ein Riesenalkoholproblem, habe ich ja schon mehrfach gesagt, und gleichzeitig ist man dann aber, wenn man plötzlich alkoholkrank ist und deswegen das eigene Kind geschädigt wurde oder man deswegen auf der Straße lebt oder warum, was auch immer dann so passiert, dann ist man plötzlich selbst schuld dran. Also ich möchte da sehr gerne jetzt auch klar machen, dass eben Menschen, die Alkohol trinken, krank sind.

Speaker 2:

Ja, und ich denke, dass das ganz schön schlimm ist, dann im Nachhinein konfrontiert zu werden von der eigenen Tochter, dass sie eben eine Schädigung davon gezogen hat und dass ihr Leben beeinträchtigt ist dadurch. Also es ist ja auch nicht leicht. Ja denke ich, wenn man dann so einer Person genug Zeit gibt, wie sie damit umgeht, ob das irgendwie was ist, wo man eine Beziehung aufbauen kann und gemeinsam über dieses Thema auch wachsen kann, oder halt nicht. Du hast mir gesagt, dass auch deine Großeltern alkoholkrank waren.

Speaker 3:

Ja, mütterlicherseits, also sowohl der Vater meiner Mutter als die Mutter und die drei älteren Geschwister, die auch schon deutlich älter waren. Also meine Mutter war das Nachzüglerkind, und die haben alle getrunken, alle getrunken. Also ich weiß, dass meine Oma am Fenster saß und auf den Opa gewartet hat, dass der von der Kneipe nach Hause kommt, weil er wieder betrunken sein wird, und meine Tante ist auch wirklich schwer betroffen gewesen, und da gab es auch wirklich viel Terror bei meiner Mutter in der Familie, und sie war halt die Jüngste und die Kleinste, und dass meine Mutter selber betroffen ist, halte ich für hochwahrscheinlich.

Speaker 2:

Das wäre jetzt genau meine nächste Frage gewesen.

Speaker 3:

Genau, aber für mich war genau dieser Moment, wo ich dachte okay, da ist diese Tür, und ich darf sie mir ansehen. Ein absoluter oh, ich hatte recht. Und gleichzeitig, oh, verdammt, ich hatte recht.

Speaker 3:

Das sind ja zwei Seiten, und für mich ist aber so ein Erklärungsmodell total hilfreich, weil dann kann ich mich darin entlanghangeln und abstecken für mich, was auf mich zutrifft und was nicht. Und natürlich gibt es die Ebene, wo ich auch denke okay, was ist jetzt eigentlich der Alkohol gewesen, und was ist die Erziehung durch eine Alkoholikerin, die meine Schwierigkeiten bewirkt? Weiß ich nicht, kann ich nicht herausfinden.

Speaker 2:

Nee, das wirst du wahrscheinlich auch nicht ganz auseinandergedröselt kriegen. Das ist ja bei ganz vielen neurodivergenten Familien so, dass unklar ist, ob jetzt die Eltern mit ihren Voraussetzungen vielleicht auch noch irgendwie ein transgenerationales Trauma mitgegeben haben, ob ihre Ungeduld, die sich halt dann doch auch ganz leicht begründen lässt in einem stressigen Alltag, ob das vielleicht auch noch mal was dazu beiträgt, dass ein Kind eben Schwierigkeiten hat, oder nicht. Und das lässt sich einfach nicht auseinanderdröseln. Das ist halt nun mal das. Deswegen finde ich das auch so wichtig, das so systemisch zu betrachten und zu sagen okay, guck mal, deine Mutter kommt jetzt selbst auch aus einem Alkoholikerhaushalt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst betroffen ist, ist dadurch für dich ziemlich hoch, vor allem, wenn sie das Nesthäkchen ist und vielleicht lange auch nicht klar war, ob sie schwanger ist oder nicht, weiß man ja alles nicht.

Speaker 3:

Die Mutter deiner Mutter, also die Brüder, meiner Mutter waren schon volljährig und die jüngste der Geschwister, meine Tante, 13 Jahre älter.

Speaker 2:

Ja, siehste mal, und dann weißt du. Dann ist ja auch die Frage was ist denn bei deiner Mutter vielleicht geschädigt, auch um vielleicht bestimmte Zusammenhänge nicht klar herstellen zu können, oder oder das weißt du ja auch nicht, wie gut du mit deiner? du klingst jetzt hier sehr rational, du kannst dir vieles begründen und erklären und suchst so sehr stark nach diesen rationalen Themen. Die Frage ist kann sie auf dieser Ebene überhaupt mit dir schwingen oder nicht? Nee, und wie sieht es aus mit deiner restlichen Familie? Du hast zwei Geschwister, du sagst, eine Zwillingsschwester und einen Bruder, einen großen. Wie ist es denn bei denen? Hast du da auch eine klare Vermutung?

Speaker 3:

und mein Bruder ist Sozialarbeiter, und ich glaube, der hat halt auch während des Studiums sehr viel gelernt, halt auch über sich und über Familien. Und meine Schwester ist Erzieherin geworden. Ich weiß auch, dass die im Berufskolleg mal eine schwere Phase hatte, wo auch einer ihrer Lehrer sie sehr stark betreut hat, und da ging es auch um die Auseinandersetzung mit meiner Mutter, weil die damals nämlich nochmal rückfällig geworden ist. Ich glaube, meine Schwester durfte während ihrer Ausbildung eine ganze Menge begreifen und hat dann durch dieses institutionelle Lernen, glaube ich, vielleicht ein bisschen mehr Frieden gefunden.

Speaker 3:

Aber meine Schwester hat auch eine absolute wenn sie an irgendeinem Thema nicht weiterkommt, steckt sie den Kopf in den Sand, und dann kommst du nicht mehr an sie ran. Und das ist da jetzt leider gerade auch so, dass wir nicht offen über das Thema FASD sprechen. Mit meinem Bruder geht das ganz gut, wie gesagt, der arbeitet bei der Stadt, und der ist irgendwie ganz abgeklärt. Im Grunde ist es ja auch so. Man muss ja gar nicht so viel in die Vergangenheit schauen und nach Gründen suchen, sondern gucken was mache ich jetzt damit, was sind die Lösungen?

Speaker 2:

Ja, so ist es. Das heißt, die Beziehung zu deinem Bruder ist relativ stabil, ihr könnt über die ganzen Themen auch sprechen, und zu deiner Schwester ist es eher ein bisschen schwieriger.

Speaker 3:

Ja, War das schon immer so. Ich habe eigentlich noch gar nicht darüber gesprochen Seit dem Das ist aber über ein Jahr jetzt.

Speaker 2:

Oder Du sagtest, seit einem Jahr hast du die. Diagnose. Ja, es ist ein bisschen spannend bei uns Ja, vor allem, weil ihr ja Zwillingsschwestern seid. Ich finde, dass das schon was ganz Besonderes ist. Ich habe ja auch Geschwister, die Zwillinge sind.

Speaker 3:

Zwei Eik oder ein Eik?

Speaker 2:

Zwei Eik, ja, zwei Eik. Die haben einfach eine ganz besondere Beziehung, auch wenn die anders jetzt als eineige Zwillinge zumindest die ich kenne, schon eine andere Beziehung auf jeden Fall, und immer wieder Phasen, wo sie auch mal wenig miteinander zu tun haben. Aber wenn sie dann beieinander sind, das ist dann immer so. Dieses ja, die sind halt genau gleich alt, die haben am gleichen Tag Geburtstag. Man ist ja als Geschwister total eng miteinander verwandt. Näher verwandt kann man ja kaum sein. Kräftigere Person, Blond, blaue Augen Oh süß. Ja, also, ihr wurdet dann auch so verglichen. Hat das auch schon dazu geführt, dass ihr euch so ein bisschen entfremdet habt, oder wart ihr trotzdem immer irgendwie ganz gut miteinander, ihr zwei?

Speaker 3:

Das ist total witzig, weil es ganz oft wie sagt man diametral gegeneinander lief. Wir waren im Kindergarten zusammen, dann waren wir zusammen in der Grundschule, dann hat meine Schwester unbedingt eine eigene Klasse haben wollen. Meine Schwester hat es auch immer gehasst, wenn meine Mutter uns ähnliche Kleidung aller Zwillinge angezogen hat. Also auch unterschiedliche Farben war eigentlich noch nicht ausreichend differenziert genug, und ich hatte eigentlich immer viel mehr Interesse, meiner Schwester zu folgen und mit ihr zusammen zu sein. Die war auch mein Anker. Also ich habe die ganz oft vorgeschickt. Also ich habe die viel gebraucht, meine Schwester Sie mich ein bisschen weniger, glaube ich.

Speaker 2:

Und dann ging es an die weiterführende Schule.

Speaker 3:

Dann sind wir erst auf unterschiedlichen Schulen gewesen, und dann habe ich in der Schule aber wir sprechen, glaube ich, über Schule nochmal gewechselt. Ja, kommen wir jetzt gleich dazu. Ganz genau war dann tatsächlich bei meiner Schwester wieder in der Klasse, und sie war eigentlich erst dagegen, und dann waren wir doch eine Clique, genau. Und dann ging es in die Oberstufe, sie auch das Berufskolleg, dann hatten wir wieder getrennte Freundeskreise, und seitdem ist das immer mal wieder so mal so.

Speaker 3:

Aber mittlerweile lebt sie halt eine ganze Ecke weg im Norden, und ja, man sieht sich halt automatisch weniger, und sie hat halt ihr eigenes Leben aufgebaut, und ich weiß einfach, dass es für sie auch einfacher ist, sich von den Familiendramen und auch von der Schwere Meine Mutter ist eine wirklich liebe Mutti und eine liebe Person aber es ist schwer, es ist. Die ganze Familiengeschichte ist immer mit viel Scham, trauer und Schwierigkeiten und so verbunden, und es fällt sich natürlich leichter, sich abzugrenzen, wenn man nicht so nah ist.

Speaker 2:

Ja, genau. Ja, das gibt es ganz oft, dass ich kapsel mich ab und gucke da nicht hin. Das ist genauso legitim, führt aber halt dann auch dazu, dass Beziehungen, die eigentlich heile sein dürften, vielleicht nicht heile sind, weil die eine Person hinschaut und die andere nicht, und dann gibt es halt kaum Themen, über die man sprechen kann. Ich kenne das auch bei mir in der Familie, dass Personen hinschauen und andere Personen nicht hinschauen, und dass man dann plötzlich kaum mehr eine gemeinsame Basis hat, weil die eine Seite ja sehr viel entweder verdrängt und gar nicht drüber spricht oder sehr, sehr negativ und unreflektiert spricht, während hingegen die andere Seite ja versucht, dann irgendwie zu reflektieren und das so einzusortieren und ja, zu einem Teil des Lebens zu machen. Das ist schon wirklich, kann total schwierig werden, dann noch einen guten gemeinsamen Weg zu finden.

Speaker 3:

Aber man bietet den Leuten halt nur vor den Kopf, und ob da irgendwas einrastet und sie sich damit beschäftigen wollen. Das muss man ihnen halt selber überlassen.

Speaker 2:

Ja, so ist es genau, und ich denke, auch das gibt sich dann irgendwann. Irgendwann kommt der Weg. Also bei meiner Mutter und ihrem Bruder war das auch so, dass die irgendwann zusammengefunden haben, da gab es immer Schwierigkeiten, wirklich auch bis die eigenen Kinder dann sogar erwachsen waren, gab es immer Schwierigkeiten.

Speaker 2:

Wirklich auch bis die eigenen Kinder dann sogar erwachsen waren, gab es immer Schwierigkeiten. Und dann kam irgendwann der Moment, wo sie plötzlich doch gemerkt haben, wir können doch miteinander und müssen gar nicht unbedingt über all die vergangenen Sachen sprechen, sondern können auch einfach mal gucken, dass wir menschlich miteinander können.

Speaker 3:

Ja, es geht weiter. Ja, also, da habe ich auch ein Urvertrauen, eigentlich zu meiner Schwester. Also, wenn wir uns sehen ich kann sie immer noch lesen, ich kenne die einfach. Und das ist halt vielleicht auch manchmal schwierig, wenn man sich dann ein neues Leben aufgebaut hat und neue Strukturen, und dann kommt jemand, und der kennt dich auswendig, so das sind natürlich auch schnell Trigger gedrückt und so.

Speaker 3:

Bei meiner Schwester ist es, glaube ich, so du hast das in irgendeiner ADHS-Folge aus dem Schimmel, habt ihr das herausgearbeitet? dieses, wenn man gerade in dem Moment ist, dass man dann präsent ist und sich dafür interessieren kann, und wenn dann jemandäsent ist und sich dafür interessieren kann, und wenn dann jemand nicht da ist, dann ist es so weggesperrt. Ja, ich glaube, ihr hattet auch irgendeinen tollen Begriff dafür. Ja, das ist diese Objektpermanenz. Ja genau. Und das hat meine Schwester auch.

Speaker 3:

Also, wenn man sich dann sieht, dann ist so ich liebe euch alle, meine Familie, und blablabla, und dann ist sie wieder in Hamburg, und dann hast du wochenlang nichts.

Speaker 2:

Ja, ich kenne das, ich kenne das auch gut. Tatsächlich. Für mich hört es sich aber trotzdem so an, als wäre es ja jetzt nie so richtig heiß und innig gewesen, so richtig von beiden Seiten. Yes, das ist irgendwie so eine ganz wichtige Person für mich Und gab es immer so ein bisschen was, was zwischen euch stand, was auch immer Ja, es gab diese Phasen definitiv.

Speaker 3:

Also, ich hatte ja eben schon erwähnt, dass meine Mutter rückfällig war, also so im Alter zwischen 14 und 16. Da waren wir auf jeden Fall ziemlich verschwistert. Also, wir gehen da jetzt mal rein in deine Kindheit.

Speaker 2:

Wir wissen, du hast ein Abitur gemacht mit 1,0. Wir wissen, du hast ein Bachelor und ein Master gemacht. Also wird dein Weg. Das hast du jetzt gerade auch schon angedeutet. Du warst erst auf einer anderen Schule, und dann bist du wieder in der weiterführenden Schule, dann bist du wieder gewechselt. Wie war deine Grundschulzeit? Was war da so? was warst du für eine Schülerin?

Speaker 3:

Also, ich war auf jeden Fall auf zwei Grundschulen, und in der ersten noch mit meiner Schwester zusammen. Das war eine, glaube ich, sehr, sehr schöne Zeit. Also, viele Sachen erinnere ich halt auch tatsächlich nicht. Und dann in der neuen Schule waren wir ja dann getrennt Im Grunde, im Großen und Ganzen war ich, glaube ich, eine sehr angepasste, aber auch sehr schüchterne, eher zurückhaltende Schülerin. Also, ich musste viel aufgefordert werden. Also, sprechen war schwierig in der Grundschule, und ich habe auch noch mal in meine Zeugnisse geguckt, und in meinem Abschlusszeugnis stand Marie neigt immer noch dazu, bei Fe auf der Treppe verloren habe in der Schule. Da weiß ich nicht, ob das in der ersten oder in der zweiten Klasse war, aber da muss ich so unter Tränen zusammengebrochen sein, weil mir eine fremde Lehrerin diesen Turnschuh angereicht hat. Das, die meine Mutter angerufen haben und gefragt haben was ist da los? Meine Mutter hat mir das immer als das war, was von mir also das habe ich mitgebracht, war es ja auch. Aber ja, also, eine ganz tiefe Verzweiflung und Angst, das falsch zu machen, war definitiv da schon sichtbar. Das ist das.

Speaker 2:

Maßgängen jetzt ne, definitiv da schon sichtbar. Das ist das Masking. jetzt ne, ja, auch das. sich nicht so ganz wirklich trauen, sich zu melden. Ja, sehr, sehr still sein. Wie warst du denn zu Hause Laut? Zu derselben Zeit. Also, du warst Grundschülerin, du warst in der Stuhle, sehr angepasst und still und laut zu Hause.

Speaker 3:

Ja, Aha. Ja schon bedürftig, und ich weiß, wo es lang geht und was die Mutti will, und ich decke den Tisch mit, und ich mache dies und das und jenes. Also ich hatte immer ziemlich viele konkrete Vorstellungen, wie alles zu laufen hat.

Speaker 2:

Also nichts mehr mit still und zurückhaltend.

Speaker 3:

Nee, also meine Familie hat eher die Augen verdreht, weil ich halt immer irgendwas hatte.

Speaker 2:

Und Hausaufgaben. Wie ging das so für dich?

Speaker 3:

Kam immer so ein bisschen auf eine Phase an, meistens ging es ganz gut. Also, ich war da doch sehr bedächtig, natürlich wie andere Kinder auch, dass man mal keinen Bock hat, bock hat, aber dass ich mich in der Schule hätte schämen müssen dafür, dass ich meine Aufgaben nicht mache wäre schwierig gewesen. Also da hat meine Mutter auch ganz klar uns die Verantwortung übergeben, dass wir das zu machen haben.

Speaker 2:

Das bedeutet aber dann auch, dass ihr das eigenständig gemacht habt, die Hausaufgaben. Oder saß eure Mutter bei. Also ich spreche jetzt mal von dir saß deine Mutter bei dir dann?

Speaker 3:

Ja kommt auf den Lebensabschnitt an. Also, meine Mutter hat sicher die Sachen, die sie konnte, mitbegleitet. Ich weiß aber nicht, wann das aufgehört hat, dass sie das halt nicht mehr konnte. Als wir in der zweiten oder dritten Klasse waren, sind wir nämlich umgezogen, weil meine Mutter einen neuen Lebenspartner hatte, nennen wir ihn Jürgen, und der war Frührentner und hatte auch zwei Söhne, die ein bisschen älter waren als wir, und der hat oft die Hausaufgabenbetreuung mit uns gemacht, und wir waren zu der Zeit auch im Hort. Also dann wurde das praktisch auch von einem Institut übernommen, weil meine Mutter war alleinerziehend und vollarbeitend mit drei Kindern. Also mein Bruder ist neun Jahre älter als wir.

Speaker 2:

Musste der dann viel nach euch schauen, oder?

Speaker 3:

Kann ich mich nicht so erinnern. Also, es gab definitiv Situationen, wo mein Bruder das gemacht hat. Ich weiß, der hat uns auch freiwillig, als er Teenie war, mit ins Phantasialand genommen, Ohne dass meine Mutter gesagt hat nimm mal deine Geschwister mit.

Speaker 3:

Und da war ich immer so oh, mein Bruder, der ist toll, ja, nee, der fand es schon toll. Also, ich glaube, der hat nicht so viel Zwang da gehabt, Kann ich mich aber auch nicht so dran erinnern. Ich glaube, das meiste habe ich eh eigenständig gemacht, weil ich habe ja die Aufgaben von meiner Lehrerin bekommen, und das war ja dann auch meine Verantwortung.

Speaker 2:

Das waren aber auch Phasen. Also, da hat deine Mutter jetzt zwar viel gearbeitet, aber war das eine Phase, wo du in die Grundschule gegangen bist, dass deine Mutter keinen Alkohol getrunken hat. Ja, Also, sie war richtig trocken zu diesem Zeitpunkt, genau.

Speaker 3:

Also, meine Mutter ist schon lange Alkoholikerin, und sie ist aber mit unserer Geburt trocken geworden und geblieben.

Speaker 2:

Das war ihr Großziel. Nur halt in der Schwangerschaft gab es.

Speaker 3:

Es gab wohl Ausrutscher, ich weiß nicht wie viel. Es kann nicht massig gewesen sein. Ja. Mein Vater hat mir auch mal erzählt, dass. also er ist sowieso eigentlich der Meinung, dass meine Mutter gar keine richtige Alkoholikerin ist, weil sie ein bisschen trinkt und dann sofort zusammenbricht Okay, na gut, also Alkohol heißt ja noch lang nicht, dass man keine Alkoholikerin ist.

Speaker 2:

Ja, gut, okay, müssen wir jetzt aber auch nicht auftröseln hier, nein, okay, müssen wir jetzt aber auch nicht auftröseln hier, nein, es ist nur trotzdem einfach super interessant, weil das heißt, dass sie durchaus Alkohol getrunken hat, nachdem dein Bruder geboren war, aber bevor ihr halt da wart, ihr Geschwister, soweit ich weiß, ja, und damit hatte er eine alkoholtrinkende Mutter. Das macht ja schon auch was, ne, also mit ihm dann auf jeden Fall. Und ob sie dann aufgehört hat, als sie dann gemerkt hat, dass sie schwanger ist, oder schon davor, das müsste man dann ja tatsächlich mal rauskriegen, weil auch diese erste Phase, wenn man noch nicht weiß, dass man schwanger ist, ja durchaus auch was machen kann. Ja, ja, okay, wäre dich auch interessant.

Speaker 3:

Aber ja, haben wir ja schon drüber gesprochen. Meine Mutter hat ziemlich zugemacht kann man leider nicht offen drüber reden, über diese Fehler und Ja, ist nun mal so gell.

Speaker 2:

Ja, aber es ist trotzdem schon interessant zu sagen okay, es ist dieser Zeitpunkt, ab dem war sie trocken, und wir haben jetzt ja auch schon gehört, es gab dann einen Rückfall, da wart ihr aber schon ein bisschen älter. Jetzt gucken wir mal nochmal kurz in die Schule rein. Also, eigentlich lief das Ganze unproblematisch. Ihr seid einmal umgezogen, deswegen habt ihr die Schule gewechselt.

Speaker 3:

Tatsächlich sind wir schon zweimal umgezogen. Okay. Also, wir sind nach der ersten Klasse einmal in einen anderen Ort gezogen, und dann hat meine Mutter den Jürgen kennengelernt, und dann sind wir dort ins Haus gezogen.

Speaker 2:

Ja, und der Schulwechsel hatte aber dann damit zu tun. ne, mit dem Umzug.

Speaker 3:

Nee das war der erste, der örtliche Umzug. Okay, aber ja, es geht spannend weiter.

Speaker 2:

Ja, weil jetzt kommen ja die fortführenden Schulen. Du bist, in einem Bundesland, in dem das nach Klasse 4 passiert? oder nach Klasse 6? Nach 4.?

Speaker 3:

Okay gut, wo ging es dann für dich hin? Ans Gymnasium. Ich hatte eine Empfehlung, im Gegensatz zu meiner Schwester. Ich war die Gute in der Schule, meine Schwester war das Schneckchen Chaos, die hatte insbesondere mit Mathe und Tierisch Probleme, elitärste oder eine von den zwei im Ort, irgendwie ausgesucht, erzbischöflich und schwierig Als so ein richtiges Gymnasium. Und da sind aber meine Freundinnen auch hingegangen, und ich wollte unbedingt dahin. Es hätte auch noch ein näheres gegeben, aber ich musste dahin, und nach der sechsten Klasse bin ich dort mit zweimal mangelhaft runter In Mathe und Engl kann, weil meine Mutter war natürlich stolz wie Bolle, dass ich aufs Gymnasium gehe, und mein Vater war auch auf dem Gymnasium, aber der war halt zu der Zeit schon wieder im Westen. Also das habe ich nicht erzählt, aber der ist nach der Wende schon wieder in den Osten gegangen, und deswegen war meine Mutter seitdem alleinerziehend, und wo war?

Speaker 2:

ich Die Schwierigkeiten, die dann plötzlich gekommen sind, auf dem Gymnasium, genau im Gymnasium.

Speaker 3:

Da kam ich halt überhaupt gar nicht zurecht. Und heute weiß ich zum Beispiel auch, dass ich nicht umsonst in der 5e war. Es gibt ja Klassenzüge, die sind ja sortiert. Das hat mir auch niemand gesagt. Ich weiß auch nicht, ob meine Mutter das wirklich gewusst hat, was es bedeutet, ein Kind aus Gymnasien zu schicken. Auf jeden Fall bin ich da nicht gut zurechtgekommen. Und dann haben wir einen kleinen Kniff angewandt, damit ich nicht nicht versetzt werde, weil das wäre für mich kat. Die Hauptschule, wo meine Schwester war, und das war eine Ganztagshauptschule, auch mit erstbischöflichem Hintergrund und ganz gut situiert und brav und alles geordnet. Und dann war ich dort, und plötzlich war ich Klassenbeste. Ich musste gar nicht mehr lernen, um im Schulstoff gut mitzukommen, und Mathe und Englisch waren plötzlich meine besten Fächer. Ja, interessant.

Speaker 2:

Mich würde natürlich aber trotzdem jetzt noch mal interessieren, wie man mit dir umgegangen ist in diesen zwei Jahren am Gymnasium. Du scheinst ja wirklich gut klargekommen zu sein in der Grundschule. Du sagst, du hast auch deine Hausaufgaben eigeninitiativ gemacht. Da brauchte es jetzt nicht viel Betreuung, und du hast gute Leistungen gebracht. Was war denn dann am Gymnasium? ich weiß nicht, ob du dich erinnerst, aber trotzdem, was war da jetzt anders, dass dir dann plötzlich so Schwierigkeiten gemacht hat?

Speaker 3:

Und vor allem aber die Frage stelle ich dir dann gleich nochmal was war anders, und wie wurde damit umgegangen? Ja, also, wie du schon richtig vermutest, ist es sehr schwer, mich daran zu erinnern, aber ich würde schon sagen, es war einfach der Stoff, der so anspruchsvoll war, und vielleicht auch die Menge und die Aufgaben, die an mich gestellt wurden. Ich habe das einfach ab einem bestimmten Punkt nicht mehr verstanden, und ich glaube auch, weil das Lehrpersonal so harsch war. Also, es war ein ganz hoher Leistungsdruck, und ich habe noch so eine komische gefühlte Situation. Ich habe damals angefangen, harry Potter zu lesen, und das war das erste dicke Buch, ob es in der fünften oder in der sechsten war, und ich habe einfach gemerkt, das ist nicht das Richtige, was ich hier ausgewählt habe. Das ist trivial. So wusste ich noch nicht, was das ist. Ich war einfach nicht in der richtigen Welt unterwegs. Ich konnte einfach nicht mithalten.

Speaker 2:

Aber das wurde dir auch gespiegelt.

Speaker 3:

Ja, ich konnte einfach nicht mithalten. Aber das wurde dir auch gespiegelt.

Speaker 2:

Ja, ich denke, schon ja, weil das ist ja auch immer die Frage warst du nicht in der richtigen Welt, oder war die Welt nicht richtig für dich? Also, es sind ja immer zwei verschiedene Perspektiven, auf die man so drauf gucken kann oder aus denen man da drauf schauen kann, auf diese Situation, auf diese Situation, und wenn man deinen Hintergrund kennt, wenn man weiß ich nicht so, wie du das jetzt berichtest, da würde ich doch dann einfach denken ey, wie cool, dass dir die Chance gegeben wurde, auf ein Gymnasium zu gehen, und dass, nur weil du das ganz alleine jetzt nicht geschafft hast, da aber trotzdem irgendwie keinerlei Hilfesysteme greifen.

Speaker 2:

Also es gibt einfach keine, die dann da irgendwie einsetzen von sich aus. Das ist irgendwie was, was eigentlich nicht sein darf. Ich meine jetzt nach deiner Testung du weißt, du hast einen überdurchschnittlichen IQ, du weißt, du hast eine geistige Behinderung, also, dir hätte ja jegliche Form der Unterstützung. Du weißt, du hast eine geistige Behinderung, also dir hätte ja jegliche Form der Unterstützung, hätte dir ja zugestanden. Aber du weißt es natürlich nicht, Und die Lehrkräfte wissen es auch nicht, aber trotzdem hätte sie dir zugestanden.

Speaker 3:

Solange man aber irgendwie zurechtkommt und die Noten bringt, die gefordert sind, ist es ja dann nicht so wichtig.

Speaker 2:

Aber das hast du ja nicht Also ich habe ja in der Schule gewechselt.

Speaker 3:

Problem ist weg.

Speaker 2:

Ja, richtig, genau, Ganz genau, das ist es ja. Aber du musstest halt fast sitzen bleiben, bis dann irgendwie was passiert ist. Und ich meine, man bleibt nicht einfach so mal kurz sitzen mit Englisch und Mathe 5, das hat sich angebahnt, ich kenne das. Also, eine 5 kriegst du nicht so leicht, da musst du ja schon wirklich sehr regelmäßig sehr schlechte Leistungen in diesen Fächern abgeliefert haben, und das muss sich angedeutet haben, dass das schief gehen kann. Ja Und ja.

Speaker 3:

Ich kann dir nicht sagen, sagen inwiefern da irgendwie hausaufgaben gefehlt hätten. Das kann ich mir eigentlich nicht. Aber ja, wie eben schon erwähnt, es gab dann auch diese beziehung und den umzug und sehr viel privaten familien, stress. Also, der jürgen, der war durchaus cholerisch unterwegs, und der hat halt auch mit uns hausaufgaben gemacht, bis tränen flossen, ja, also gerade mit meiner schwester und ihrer matte angst und mathephobie.

Speaker 3:

Das war richtig böse. Also meine mutter hat sich auch von diesem Mann getrennt, weil wegen der Kinder, weil sie das nicht mehr. Zu ihr war er total lieb, aber bei seinen und bei uns war er einfach so harsch, also harsch und laut, aber nicht körperlich gewalttätig.

Speaker 2:

Nee, das ist halt dann einfach Gewalt in Form von Sprache und Druck.

Speaker 3:

Ich weiß nicht, ob die Jungs vielleicht mal einen drüber gekriegt hätten, aber jetzt kennt ihr ihn klar. Aber der war einfach eine imposante Figur mit hochrotem Kopf, und der hat auch die Süßigkeiten weggesperrt, und wir haben eine wöchentliche Ration bekommen. Es gab dann Joghurtbecher mit abgezählten Süßigkeiten und für jeden dasselbe.

Speaker 2:

Natürlich.

Speaker 3:

Und wenn wir keinen Bounty mochten und den Jungs was gegeben haben, haben wir auch nichts zum Tausch wiederbekommen. Genau, und wir sind, glaube ich, 2000 oder so da ausgezogen. Also das war dann genau zu dieser Phase. Also, wie hätte ich das? ohne Stabilität hätte ich das Gymnasium schaffen sollen.

Speaker 2:

Ja, das ist nochmal ein ganz wichtiger Aspekt. Das heißt, da war ja familiär dann auch nochmal was los, was das auch nochmal mit erklärt. Dann war da vielleicht einfach zu viel Stress auch zu Hause, Und die Schule war anspruchsvoller, und so konntest du halt nicht mehr das kompensieren, was du kompensiert hast in der Grundschule, nämlich durch dein Zuhause hinsitzen und in der Ruhe das Nacharbeiten und Aufarbeiten, Hausaufgaben machen, sondern da war halt eine Stresssituation plötzlich da. Schule war ja offensichtlich auch Stress, Hattest du ja schon gesagt. Da warst du ja im hochgradigen Masking-Modus. Das heißt, ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das in 5, 6 groß geändert hat. Da warst du wahrscheinlich immer noch so oder Still angepasst.

Speaker 3:

Ich glaube, das Mutigste, was ich mal gemacht habe, war, eine Kreide zurückzuwerfen. Ich hatte einen Deutschlehrer, der hat immer mit der Kreide geworfen, und du, hast einmal die zurückgeworfen. Einmal habe ich zurückgeworfen, ich glaube, das ist das Mutigste, was ich gegenüber einem Lehrer gemacht habe. Das war für mich schon pure Anarchie.

Speaker 2:

Ja, und hast du Ärger gekriegt dafür, dass du sie zurückgeworfen hast? Weiß du nicht mehr? Weiß ich gar nicht mehr. Das würde jetzt gerade noch so passen in das Bild rein. Lehrer bewirft Schülerin. Schülerin wirft zurück. Lehrerin wird zurückwerfen. Okay, na gut, ja, okay. Also, das heißt, als du gewechselt bist, da warst du dann zwölf, fast 13, schätze ich mal dann bist du auf die Hauptschule. da ging es dann plötzlich wieder deutlich besser. Siebte Klasse ja, Da war dann der Jürgen auch raus, oder?

Speaker 2:

ihr wart raus aus dem Zuhause von Jürgen. Das heißt, es war dann auch wieder entspannter.

Speaker 3:

Mein Bruder war mittlerweile auch ausgezogen, und wir waren ein reiner Mädelshaushalt, also meine Mutter, meine Schwester und ich.

Speaker 2:

Okay, und es kam trotzdem jetzt aber irgendwann dieser Rückfall deiner Mutter. Da sind wir doch jetzt so ganz nah dran, oder? Mhm Ja.

Speaker 3:

Ich kann den auch tatsächlich gar nicht komplett zeitlich einordnen. Also ich weiß, dass wir um 2003 rum, da hatte meine Mutter wieder einen neuen Lebensgefährten, und da ging eigentlich alles bergauf. Und nach dieser Trennung also so um 2005 rum, da fing das halt irgendwie an mit Burnout, und dass meine Mutter viel mehr krank war und auf der Arbeit nicht zurechtkam, und ja, diese Dinge, die sich dann alle aufschieben und aufstauen, und irgendwann haben wir das halt mitbekommen, dass dann ein Rotweinglas oder eine Bierflasche hinterm Monitor verschwanden, wenn sie abends am Chat saß. Die war immer bei AOL unterwegs mit diesen Chats, und so. Da hat sie übrigens auch ihren Partner kennengelernt.

Speaker 2:

Ihr habt sie davor nie Alkohol trinken sehen. Nein. Und dann war das für euch komisch, dass sie dann plötzlich was getrunken hat.

Speaker 3:

Ja, also als Kind war es immer so. Meine Mutter hat immer nur gesagt, ich trinke keinen Alkohol, und für mich war das einfach so wow, die Frau ist total erhaben und stark, und ich fand das immer tierisch beeindruckend. Und natürlich ging es in dem Alter los, dass meine Schwester und ich auch mal Alkohol ausprobiert haben, und das war ein Riesenschaden, weil unsere Mutti, die trinkt ja nicht so und ja, dann fängt sie halt an, so Alkohol zu verstecken. Es war wirklich sehr seltsam für uns. Ja.

Speaker 2:

Also war der. Fakt seltsam, dass sie getrunken hat oder dass sie es versteckt hat, sowohl als auch Beides. Ja, Okay, das heißt, da war da immer mal wieder jetzt der Rotwein, das Bier plötzlich anwesend. Was hat sich denn dadurch geändert?

Speaker 3:

Tja, gute Frage. Also, dass meine Mutter halt in der insgesamten Situation psychisch abgedriftet ist, sage ich mal, weniger Halt. Sie war dann auch im Burnout und in der Klinik und hat natürlich auch einen Entzug gemacht. Ich kann dir auch gar nicht genau sagen, ob sie erst einen Burnout hatte oder ob es dann nach dem Alkoholrückfall gab, oder ob das parallel ging, weil sie dann? auch tatsächlich nochmal mehrfach in der Klinik war. mal mehrfach in der klinik war, ja, aber das war dann eigentlich mehr oder weniger so ein dauer zustand, aber kinder tragen ich irgendwie, ich bin, lebt dann damit.

Speaker 3:

Und für uns privat hat sich also für meine schwester mich hat sich jetzt nicht so viel verändert, weil wenn meine mutter getrunken hat, dann hat die das halt abends nach dem Feierabend so, also wirklich am späten Abend, wenn wir drüben waren, unser Film geguckt haben oder am Rechner waren, das, weil man dann ins Wohnzimmer ging, dass dann plötzlich meine Mutter getrunken hat. Und natürlich gab es dann auch mal Situationen, wo sie irgendwie betrunken, eingeschlafen ist und dass man sie findet, aber es gab da keine großen Eskapaden, weil sie halt eher so eine melancholische Trinkerin ist, die in der Einsamkeit sich selbst bemitleidet.

Speaker 3:

Okay, Aber ansonsten hat sie einfach weitergemacht.

Speaker 2:

Und genau, ihr müsstet so ungefähr so 16 gewesen sein. ne, ja, Ihr zwei Schwestern gut funktionierende, viel arbeitende, unterstützende Mutter.

Speaker 3:

Und dann war sie irgendwie nicht mehr so richtig greifbar für euch. Ja, das ist, na ja, es greift ja ineinander über, dass wir praktisch auch in einem Alter waren, wo dann auch nicht mehr so viel Unterstützung benötigt wurde. Vielleicht ist das auch ein grund gewesen, das hat das mutterdasein und das dem muttern und eine aufgabe halt auch immer ein bisschen mehr weg fällt. Wenn die kinder flüge werden, dann merkt man natürlich auch selber, was vom leben übrig ist okay, das kann natürlich schon sein.

Speaker 3:

ja, Klar So, und wir waren eigentlich schon immer sehr viel also auch bevor sie angefangen hat zu trinken sehr, sehr in ihren Alltag einstrukturiert, also was Haushalt. Also gerade als wir dann zu dritt waren, war klar, okay, wir müssen hier alle mithelfen. Also wir haben sowieso schon auch viel gekocht und mit aufgeräumt und hatten verteilte Aufgaben fürs Treppenhaus. Das haben wir halt auch irgendwie alles immer weiter gemacht. Aber meine Mutter hat halt abends dann getrunken, bis sie halt irgendwann gemerkt hat, dass sie das nicht mehr weitermachen soll, und dann hat sie sich halt drum gekümmert, so im Großen und Ganzen, Aber die hat uns da schon rausgehalten.

Speaker 2:

Ja, das ist ja, hört sich ja, also hört sich gut an. Ne, so Und klar. Auch als 15-, 16-jährige brauchst du deine Mutter natürlich nicht mehr, so wie jetzt als 8-, 9-, 10-jährige. Und trotzdem ist es ja noch nicht so, wie wenn man diesen Sprung gemacht hat ins Erwachsenenalter, wo man alleine lebt, dass so die Mutter als eine isolierte Person betrachtet wird, die so ihr eigenes Leben hat, sondern es ist ja trotzdem immer noch diese Mutter. Also kommt ja irgendwann dieser Sprung, wo man plötzlich erkennt ach, warte mal, meine Mutter ist ja auch ein Mensch mit einem eigenen Leben und einer eigenen.

Speaker 2:

Biografie. Sie hat einen Vornamen, aber genau. aber das dauert ja immer noch so eine Weile. Also, ich glaube nicht, dass das so mit 15, 16 schon so bewusst in unserem Kopf ist, sondern da hat sie noch die Rolle Mutter, und ich kann mir vorstellen, dass das nicht so ganz einfach ist, dass die dann da so anders wird, zumindest dass da irgendwas mit ihr passiert. Ihr habt mit 15, 16 dann sicher an der Hauptschule auch schon irgendwie euren Abschluss gemacht. zu diesem Zeitpunkt, als sie in der Klinik war, wart ihr da gerade in dieser Abschlussphase, oder war das dann schon vorbei.

Speaker 3:

Ich glaube, das war in den Sommerferien, ah, okay, also, sie war dann einfach weg. Ja, und ihr wart dann plötzlich zu zweit, mhm, und mussten alles am Laufen halten, und da gab es natürlich dann auch Schwierigkeiten, dass man die über mit Freunden trifft und mal der Nudeltopf viel zu lange auf dem Tapf steht und man dann lernt, dass der anfängt zu müffeln, und ja, genau.

Speaker 2:

Nudeln wären richtig eklig finde ich Ja, Wenn Nudeln anfangen zu gammeln. Das ist so ein richtig ekliges Bäh, Das ist richtig ekelhaft, ja, Ja es gibt echt Lebensmittel, das ist richtig ekelhaft. Ja, ja, es gibt echt Lebensmittel, die sind nicht so schlimm. Aber Nudeln sind richtig, richtig schlimm, richtig, widerlich, wirklich.

Speaker 3:

Kennt jeder von uns, jeder von uns hat schon vergammelt in seinem Leben gehabt, nicht nur diejenigen, die mal ein paar Wochen zu Hause alleine waren. Ja, haben wir alle schon mal erlebt.

Speaker 2:

Aber da seid ihr zwei gut zusammengewachsen, sagst du ne, da habt ihr gut. Als Team funktioniert ihr zwei.

Speaker 3:

Schwestern. Wir haben sowieso immer sehr als Team funktioniert. Also meine Mutter hat uns echt auch sehr stark an sie gebunden. Das war auch immer ihr wichtig. So Bei mir hat das besser funktioniert als bei meiner Schwester, und ich glaube, ich habe auch schon viel zu früh erwachsen werden müssen und ganz oft auch meine Mutter bemuttert.

Speaker 2:

Ja, natürlich genau.

Speaker 3:

Wenn dann sie psychische Eskapaden hatte, war man halt für sie da, obwohl das eine Phase im Leben sein müsste, wo es andersrum hätte sein sollen.

Speaker 2:

Ja, genau Das ist das, was ich vorher meinte.

Speaker 2:

Sie hat immer noch diese Rolle eigentlich. Und dann passiert nämlich was Ich weiß nicht, ob das nicht auch schon früher passiert ist oder ob das dann erst da passiert ist, aber halt diese Parentifizierung. Plötzlich bist du als Kind diejenige Person, die sich um die Mutter kümmern muss, oder um den Vater oder um beide. Auch das gibt's, und das ist selten was, was man schnell wieder loskriegt. Es kann auch sein, dass das deinem Bruder schon passiert ist, sehr früh. Also, wenn jetzt zum Beispiel deine Mutter noch Alkohol getrunken hat, als er jung war, weiß man nicht, ob der da nicht schon sehr früh in so eine Parentifizierung gegangen ist und dadurch dann auch euch Geschwister selbstverständlich mitgenommen hat in den Freizeitpark, weil er ja die Verantwortung hat.

Speaker 3:

In seinem Kopf.

Speaker 2:

Ich bin noch nie darüber nachgedacht Ja, aber das ist halt echt was? weil das werden die ja nicht mehr los. Das ist ja eine total unbewusste Verantwortung, die man dann als Kind plötzlich übernimmt da fällt mir auch noch ein Schwank ein.

Speaker 3:

Da müssen wir noch sehr klein gewesen sein, weil wir da noch in der ersten Wohnung gelebt haben, also noch maximal erste Klasse, wahrscheinlich eher Kindergarten. Da hat es wohl mal geschneit, und meine Mutter ist mit uns in den Ort gefahren, und sie hat es mir halt als wie toll ihre Kinder sind, gespiegelt, aber wir waren halt im Auto, und sie hat es mir halt, als wie toll ihre Kinder sind, gespiegelt, aber wir waren halt im Auto, und sie hat gesagt, ihr müsst jetzt ruhig sein, weil ich kann sonst nicht fahren und sonst passiert was, und wir hätten halt so unfassbar gut mitgemacht. Aber genau das ist, glaube ich, dieses Abladen. So, wenn ihr jetzt nicht funktioniert, werdet ihr sterben. Ja, hat sie natürlich so nicht gesagt, aber man spürt das ja.

Speaker 2:

Ja, was macht denn das Kind? Dieses Drama also?

Speaker 3:

dieses ganz tiefe Drama, das war ihr reales Drama. Ich muss mich jetzt konzentrieren, sonst schleudere ich mit diesem Auto ins Feld, und wir haben einen Unfall. Das war eine reale Situation für sie, und sie musste ihre Kinder ruhig stellen. Aber das sind so diese Mikroschwingungen, wo ich so denke okay, wie viel Verantwortung hast du denn da gerade deinen Kindern überlassen für den Erfolg, den du erbringst, indem du uns sicher die Straße runterfährst?

Speaker 2:

Ja, das sind Kleinigkeiten, und wenn die halt dann immer wieder passieren, dann wird es interessant. Ja, auf jeden Fall. Also diese Phase, wo sie weg war, da weißt du nicht, was gleichzeitig in der Schule los war. Ich habe so viel verdrängt.

Speaker 3:

Ich habe so viel verdrängt.

Speaker 2:

Ja, ist auch gut, so Ist auch gut so.

Speaker 3:

Also von der siebten bis zur zehn. Da hatten wir auch tatsächlich also das ist vielleicht ganz interessant eine gemeinsame Freundin, meine Schwester und ich. Die war eine Art Leuchtturm, also man könnte auch sagen, sie war auch ein bisschen eine Tyrannin, die uns auch ein bisschen angeführt hat, und wir mussten immer sehr viel für diese Freundin auch funktionieren. Das ist eigentlich auch absolut bezeichnend für People-Pleasure-Verhalten von meiner Schwester und mir, dass halt diese Freundin immer bespielt wurde von uns, und da haben wir uns natürlich auch verteamt, weil unsere anstrengende Freundin war, ja unsere freundin, aber auch schwierig, was mit der freundin, dass die so auch die hat einfach den tag dann gegeben, also wie das schon mal so in so klicken ist.

Speaker 3:

Das ist die, die sagt, du musst mich jetzt nach der schule anrufen, und wir müssen dort und dort hin, und wir haben das halt mitgemacht, das war, war nicht so eine schöne Gleich-auf-Augenhöhe-Beziehung, aber ja, wir sind halt die Töchter von einer Alkoholikerin. Heute kann ich das alles sehr gut nachempfinden.

Speaker 2:

Ja, das muss man einfach noch mal sagen. Also, es gibt da auch Bücher, artikel, podcast-folgen zu, wenn dich das interessiert, als jetzt zuhörende Person was passiert mit Kindern von Eltern, die alkoholkrank sind? Das erste große Stichwort ist immer Verantwortung. Du hast immer das Gefühl, du musst die Verantwortung übernehmen für das, was jetzt passiert. Und alleine nur diese Autosituation, nur die zu betrachten, wenn man da jetzt als stabiler, erwachsene Person sagt ey, könnt ihr mir den Gefallen tun und euch mal eine Zeit lang jetzt ruhig verhalten? ich muss mich hier gerade gut konzentrieren, weil ich möchte jetzt nicht, dass was passiert. Das ist nochmal eine ganz andere Art der Formulierung als die, die du gegeben hast. Und in solchen Kleinigkeiten unterscheidet sich das, und das ist halt eben im Alltag immer präsent, und da ist irgendwie eine gewisse Hilflosigkeit einfach da bei vielen von diesen Erwachsenen, die alkoholkrank sind, und irgendwie überträgt sich das. Das ist das. Gefühl von meiner.

Speaker 3:

Mutter. Es ist wirklich Drama, und das ist ja immer der Unterschied. Also, man kann ja auch die richtigen Worte finden und trotzdem das Drama spüren. Und Kinder sind sensibel, die kriegen das mit. Also man weiß, jetzt geht es hier um was?

Speaker 2:

Also, wenn du eine Todesangst hast, dann plötzlich dann ist das schon was anderes, das überträgt sich. Das ist halt das, was du geschildert hast. Du hast ja dann richtig Angst gehabt um dein Leben und um das Leben aller im Auto sitzender Personen.

Speaker 2:

Genau Ja, also genau das Thema. Verantwortung ist einfach das große Thema, das ist die Hauptüberschrift. Kontrolle, genau Die Kontrolle übernehmen, wahren, kontrollieren auch, was das Umfeld denkt, und das gucken, dass man auf gar keinen Fall eine Enttäuschung ist oder eine Belastung oder ein zusätzlicher Faktor, der dazu führen kann, dass das vulnerable Leben des eigenen Elternteils wieder in irgendeiner Weise aus den Fugen gerät. Richtig Dieser Ehrschalentanz um dieses vulnerable Geschöpf, das da Elternteil ist.

Speaker 3:

Also, ich kann dir auch sagen, dass ich in meiner Pubertät nicht viel pubertiert habe, da gibt es so ein gefühl von ich schäme mich, meiner mutter zulass zu fahren, weil meine mutter dann halt schlecht über andere pubertierende kinder oder allgemein über verhalten von teenagern gesprochen hat, und dass das dieses gefühl habe ich schon, also dass ich viele, viele Sachen mir halt auch von vornherein gar nicht erlaubt habe, sie auszuleben oder sie anzusprechen, oder vielleicht auch Sachen angesprochen habe und die halt sofort sozusagen abgewiegelt wurden, wo ich dachte, okay, da fragst du jetzt nicht nochmal nach.

Speaker 2:

Könnte kompliziert werden. wenn ich das jetzt mache, könnte kompliziert werden, wenn ich das jetzt mache.

Speaker 3:

Ja, also, wir waren schon ziemlich artig, also auch was so nach Hause kommen angeht. Meine Mutter hat mir auch gesagt wenn ihr mal weglauft also ich schlag euch nicht, aber dann kriegt ihr auf jeden Fall eine von mir geschallert Und irgendwie Verabredungen einhalten und abends dann auch nach Hause kommen, wenn sie das will das war schon wichtig Haben wir uns auch immer dran gehalten, weil ihre Welt wäre aus den Fugen gebrochen. Heute weiß ich das Damals nicht.

Speaker 2:

Ja, doch damals hast du es gespürt.

Speaker 2:

Ja, Weil, wenn das zu Hause sicher ist, dann darfst du als Kind auch Fehler machen, dann vergisst du vielleicht auch mal bestimmte Verabredungen, weil du weißt, es gerät nicht gleich die ganze Welt aus dem Fugen Richtig. Ja, ich weiß nicht. Ich habe das ja schon öfter auch erzählt, dass ich ja auch aus einem Alkoholikerhaushalt komme. Also, ich kenne das. Für mich war ganz klar ich darf keinen anderen Weg gehen als den Weg, dass ich diese Schule bestehe und danach studieren gehe. Ja, und gar nicht, weil mir das gesagt wurde, sondern weil, wenn ich das nicht geschafft hätte, irgendwas in meiner Mutter zerbrochen wäre.

Speaker 2:

Und das war so klar für mich. Das war so klar, und nicht nur für mich, für uns alle. Wir waren ja mehrere Kinder auch zu Hause, für uns alle war das klar, war das klar. Und ich habe nie, nicht eine Sekunde habe ich drüber nachgedacht, was ich will, sondern es ging immer nur darum, einen Lebensweg zu bestreiten, der gut genug ist, dass meine Mutter nicht zerbricht, ja, Ich kenne das Gefühl. Das ist das Gefühl.

Speaker 3:

Ich war ja auch die Tochter, die Abitur machen sollte. Meine Schwester war nicht so gut in der Schule die hatte andere Talente, aber ich war die.

Speaker 2:

Die Hoffnungstrainerin.

Speaker 3:

Das war tatsächlich mein Vater, der, als meine Schwester ihren Abschluss gemacht hat am Berufskolleg Erzieherin mit Abitur, das war auch ein Kniff, weil sie dann nämlich Mathe nicht ins Abitur nehmen musste. Aha, clever, clever, da hat er echt eiskalt und frei heraus gesprochen. Ach, ich habe immer gedacht, die Marie ist die Schlauere, so, der war so. Ach, du hast auch Abitur. Ja, das hat meine Schwester schwer verletzt. Sie hat auch echt lange nicht mit ihm gesprochen. Ja, also, das sind auch noch mal besondere Untiefen. Also gerade dieser Vergleich von den Geschwistern, wenn dann einer besser ist in den einen Dingen und den anderen, aber das ist halt Leben.

Speaker 2:

Ja, so ist es genau. Ja, also auf jeden Fall habe ich ja schon Podcast-Folgen gemacht, wo ich auch unter anderem über FASD gesprochen habe, und mir wurde mehrfach schon gesagt du wirst wahrscheinlich niemanden finden, mit dem du über FASD sprechen kannst, die selbst betroffen ist. Und jetzt spreche ich aber hier mit jemandem. Und mir wurde auch gesagt, die Schwierigkeiten mit ADHS zum Beispiel, die verwachsen sich gerne ins Erwachsenenalter rein, verwachsen sich in Anführungsstrichen also, stehen dann nicht mehr so krass im Vordergrund wie in der Kindheit. Die sind immer noch da, aber sie sind leichter zu kompensieren, oder sie sind durch das, dass man sich einen Beruf wählt, in dem man irgendwie klarkommt, vielleicht besser versteckbar, oder es lässt sich besser damit leben, und bei einer FASD eben nicht. Es ist eher rückläufig, also eher so, dass die Schwierigkeiten zunehmen und so ein Bewältigen des Alltags schwierig wird. Ja, wie kannst du das für dich selbst, wie ist das bei dir, was das angeht, also deine Schwierigkeiten, hast du auch das Gefühl, es nimmt immer mehr zu?

Speaker 3:

Schon auf jeden Fall Also allein dieses. Wenn man das jetzt auf der Funktion ich maskiere und funktioniere sieht, dann bin ich in der Schule klargekommen, klar mit kleinen Unterbrechungen. Dann gab es wieder andere Lehrer, dann wurden die Leistungen wieder besser. Ich habe übrigens nach der Hauptschule ja dann die Oberstufe besucht, und plötzlich war Mathe und Englisch erst noch richtig gut, und dann kam der neue Stoff, und dann war Mathe Englisch erst noch richtig gut, und dann kam der neue Stoff, und dann war Mathe Englisch schon wieder schwierig, auch ganz interessant. Es hängt doch sehr viel von den Lehrkräften ab, und ja, je komplexer das Leben wird. Also ich meine, die Schule zu bestehen, ist für einen Menschen mit einem einigermaßen gut sortierten Gehirn okay, wir kommen da alle irgendwie durch, und dann aber dieses Wissen in der Arbeitswelt und im Alltag auch kreativ anzuwenden, ist halt das andere, und das halt zu behalten und das Gelernte halt auch steht. Also, ich merke das zum Beispiel dann auch an so Sachen wie Steuererklärung, und ja, ich kann mich damit beruhigen, dass viele Menschen Probleme mit Steuererklärung haben, aber dass ich bei so Formularen dann wirklich immer wieder bei Null anfange, also ich kann mir dann nicht merken, wie habe ich das letztes Jahr gemacht? Und dann verzweifelt man so daran, weil andere Menschen das können und man selber nicht. Und ich glaube, mir hätte das sehr geholfen, wenn ich das früher gewusst hätte. Also schon wie du sagst, wenn man beim ADHS schaut, dass sich Sachen verwachsen. Ich glaube, es hat sehr, sehr viel damit zu tun, dass man sich das einstehen kann. Also, irgendwo in meinem Kopfopf sind verbindungen nicht da an irgendeiner kleinen stelle, und die kommen nicht zurück. Ich kann nur andere netzwerke bauen, die das kompensieren. Und je früher ich das weiß und je plastischer mein gehirn ist, desto einfacher.

Speaker 3:

Jetzt, jetzt mit Mitte 30, ist das eine ganz, ganz tolle Erkenntnis. Aber es ist natürlich viel, viel schwerer. Aber es ist erklärt halt so viel für mich, dass ich das jetzt weiß. Und ja, im Alltag merke ich das dann auch ganz klassisch bei der Hausarbeit. Wenn ich mich nicht nach einem ganz klaren System richte und das abarbeite, funktioniert es meistens nicht. Und oft merke ich es halt auch, wenn man nur eine Arbeit rauspickt, dass sich die Art und Weise, wie ich diese Arbeit verrichte, verändert. Also du kannst ja eine Wanne zum Beispiel reinigen, indem du den Lappen und das Spülmittel nimmst und über alle Flächen rüber gehst, aber du weißt selbst, das ist jetzt nicht unbedingt mit sauber. Also dieses hingucken und den Prozess zu verstehen, jetzt ist das sauber, jetzt ist das fertig, ist ein ganz anderer, als mit einem Lappen über die Wanne zu gehen. So also, das sind so Kleinigkeiten.

Speaker 3:

Und im Großen und Ganzen komme ich immer zurecht, aber es war halt dieses Nagen, dass ich immer dachte, irgendwie machst du das anders als andere oder kommst nicht so richtig zurecht. Ja, und in der Arbeit merkt man das dann halt noch mehr, wenn man dann.

Speaker 3:

Aufgaben hat, die man eigentlich schon können sollte, und dann so diese Scham aufkommt. Warum kann ich das noch nicht? Warum fange ich denn immer wieder von vorne an? Warum muss ich mir immer wieder diese Anleitung lesen, dass es dann nicht so hängen bleibt? Und kann natürlich sein, dass durch die Ängste und durch die anspannung das kühl nochmal verstärkt wird so klar.

Speaker 2:

Das kann sicher sein.

Speaker 3:

Ja, wenn ich jetzt weiß, ich kann das akzeptieren, dass ich mir für bestimmte dinge immer eine liste suchen muss, und das hat vielleicht zwei jahre dauert, bis bis ich das kann, dann ist es ja eine Lösung. Hast du dabei Unterstützung? Bisher nicht, Also doch theoretisch schon. Ich habe jetzt einen neuen Job angefangen, aber theoretisch gehe ich jetzt nach wie vor zu der FASD-Fachberatung und kann dann auch diese Dinge mitbringen und mir mit ihren Strukturen erarbeiten. Voraussetzung ist natürlich, dass ich in dem Moment das dann noch weiß.

Speaker 2:

Weil ich denke schon, also so, wie du das schilderst, das ja bedeutet, dass du so in alltäglichen Prozessen, die viele einfach so nebenher machen, ich auch zum Beispiel also gerade Putzen, zum Beispiel, was einfach total nebenher geht. Ich mache mir da gar keine Gedanken, wozu ich das jetzt mache und ob das dann richtig ist oder nicht. Aber für mich hört sich das so an, als müsstest du dir da immer noch mal bewusst machen, was du denn jetzt gerade tust und wie du das richtig tun musst, damit es den Zweck erfüllt, zu dem du das tust. Habe ich das richtig verstanden?

Speaker 3:

Ja, so ungefähr. Also, das war mir lange nicht bewusst. Das merkt man dann halt, wenn man es gespiegelt bekommt. Hast du nicht das Bad geputzt? Ja, ja, wo man es gespiegelt bekommt, hast du nicht das Bad geputzt, ja, ja, wo ist es denn sauber? Ja, wie jetzt. Und klar kann ich sagen, ich werde alt aber vielleicht ist es halt auch, dass es halt nicht mehr so gut geht.

Speaker 2:

Ja, und das sind dann halt Dinge, wo ich mir denke, da braucht es dann Unterstützung. Dafür ist ja auch weiß ich nicht, zum Beispiel im Pflegegrad gut, und du kannst dir dann irgendwie jemanden als Unterstützung holen, oder hast du einen? Grad der Behinderung beantragt.

Speaker 3:

Habe ich ja, hast, du Ist noch nicht durch, okay, aber ich denke, das sind alles so Dinge, die sind schon wichtig, einfach damit du für dich selber auch anerkennst, dass du Unterstützung brauchst und haben darfst und das ja nicht alles so alleine machen musst Ich kenne das zum Beispiel auch von meiner Mutter, dass die auch immer dranbleiben muss, weil wenn es halt einmal einreißt, dann wird es ganz schlimm, und dann steht man nachher wie der Ochs vom Berg da, und dann weiß man gar nicht mehr, wo man anfangen soll, und dann wird man betriebsblind und lässt es.

Speaker 2:

Ja, das können sich einfach so viele Menschen gar nicht vorstellen, wie das ist, wenn man halt einfach Unterstützungsbedarf hat, dass Alltägliches große Herausforderungen darstellen können, und zwar wirklich große, die total viele Ressourcen nehmen. Und ich meine, wir haben dich jetzt hier anderthalb Stunden lang sprechen hören. Man merkt das dir nicht an. Man sieht es dir auch nicht an, wenn man dich jetzt kennenlernt?

Speaker 2:

dann ist das wirklich so, dass man sagen muss, wenn man nicht ganz genau hinguckt, wie du deinen Alltag bestreitest und was du da genau tust, um deinen Alltag zu bestreiten, dann sieht man das nicht. Nö, dieses Unsichtbarsein, das bezieht sich ja ganz oft einfach nur darauf, dass wir nicht sehen, in welchen Bereichen du jetzt zum Beispiel einen Unterstützungsbedarf hast, das bleibt uns verborgen. Aber wenn du uns das so berichtest und man so in die richtigen Stellen reinpiekst, dann wird es dann plötzlich deutlich Ah ja, guck mal, da ist ein Unterstützungsbedarf. Es ist gar nicht unsichtbar, sondern es ist ja schon sichtbar.

Speaker 3:

Ich habe zum Beispiel auch noch mal so ein Haushaltsthema beim Kochen. Ich habe dann so meine festen Rezepte, und ich wickle die dann so ab, und oft probiere ich die dann auch gar nicht mehr, ob die am Ende perfekt schmecken, sondern ich mache das so aus dem Handgelenk. Das klappt in der Regel auch. Jetzt ist nur mein Partner viel besser in der Küche als ich. Bevor ich ihn kannte, war ich immer diejenige, die gekocht hat, und der ist immer so gelangweilt, weil ich halt dann auch, wenn ich einkaufen gehe, dann habe ich so mein Standard-Repertoire, und dann gehe ich so durch den Laden, und dann kaufe ich auch nur das, was ich da, was ich kenne und was ich mir vorgenommen habe. Und er ist so ich rieche an den Tomaten, und eigentlich wollte ich was mit Tomaten machen, aber die Tomaten sehen nicht gut aus. Ich nehme was anderes, und der ist da komplett kreativ, und das war halt auch. Also vorher habe ich das halt einfach so für mich akzeptiert und gemacht, und dann kriegt man halt gespiegelt, was für ein Horizont, also was ich mir da, wie klein ich mich halte.

Speaker 2:

Ja, das wird plötzlich so bewusst. Das ist nichts Schlimmes.

Speaker 3:

Das sind halt alles so Kleinigkeiten. Ich bin ja im Großen und Ganzen ein funktionierender Mensch.

Speaker 2:

Ja, mit der Diagnose halt auch. Also man muss sagen, es ist einfach nicht selbstverständlich, dass man mit der Diagnose eigenständig lebt und eigenständig arbeitet. Und ich kann mir vorstellen, es gibt einige, die würden vielleicht auch eine Diagnose bekommen, so wie du, Wenn sie denn durch Zufall auf eine ähnliche Situation stoßen würden. Ich bin mir sicher, es laufen einige rum stoßen würden. Ich bin mir sicher, es laufen einige rum, die wie du eben diese PFAS haben, die nicht so klassisch ins Schema reinpassen, die ihren Alltag irgendwie bestreiten Zwar mit Schwierigkeiten, aber sie bestreiten ihn irgendwie die auch wie du auf der Suche sind nach dem, was ist eigentlich los mit mir Dingen, Aber halt vielleicht einfach nie erfahren werden, was es ist.

Speaker 3:

Nee, es ist ja auch einfach ein super schambehaftetes Thema.

Speaker 3:

Also wir sprechen ja auch in Deutschland kaum darüber, dass eigentlich fast jede Mutter auch mal eine Fehlgeburt hat und diese Dinge passieren. Und ja, es ist teilweise echt schizophren, wie man dann damit umgeht, also gerade auch mit Alkohol in der Schwangerschaft, und ja, ist ein schambehaftetes Thema, und man muss halt auch hinsehen wollen. Und im Großen und Ganzen habe ich ja jetzt auch meine Schublade, und ich kann jetzt graben und gucken, warum, wieso, weshalb. Aber am Ende bleibt immer die Frage was nun? Und was nun ist? dieselbe Frage, die sich halt auch Menschen stellen, die keine Diagnose haben, die das halt vielleicht nicht alles so verstehen müssen wie ich, die das halt vielleicht nicht alles so verstehen müssen wie ich. Aber das ist halt Menschsein, und wir sind alle unterschiedlich, und wir können ja auch sagen, wir sind alle behindert, nur die einen sind weniger behindert als die anderen, und dann können wir das ganze.

Speaker 2:

Bild mal umdrehen. Zum Endstigmatisieren würde das vielleicht mal helfen? Ja, tatsächlich Ja also es ist ja auch total leicht, mir das abzuschreiben.

Speaker 3:

Weil das kann man ja nicht so an sich ranlassen, so nah. Also ich bin ja okay. Man hat ja unter FAS nur diese Vollkatastrophenkinder im Kopf. Man denkt, das sind alles nur Kinder von schwer Suchtkranken, und das immer mit Adoption und so. Aber das ist halt ein Spektrum.

Speaker 2:

Richtig, so sieht es aus. Wie ist dein eigener Bezug zu Alkohol?

Speaker 3:

Eigentlich sehr gemäßigt. Ich trinke, wenn überhaupt, überhaupt nur in gesellschaft, nie alleine und meistens nur am wochenende und oft auch gar nicht. Also ich habe da eine ziemlich sichere haltung, dass mir das nicht passiert das heißt aber auch nicht, dass du dann so anti alkohol bist.

Speaker 3:

Das gibt es ja dann auch also, ich denke sehr oft, es wäre vielleicht eine total gute sache und irgendwann vielleicht auch gar kein alkohol mehr zu konsumieren. aber das erfordert, hat auch eine ganze menge abgrenzungen, stärken der Gesellschaft, das halt auch durchzuziehen, absolut Ja. merkst du ja allein daran, dass, oh, bist du schwanger?

Speaker 2:

Warum Nein? Du bist sogar auch in dem Alter, wo du das dann immer gefragt würdest. Wenn du jetzt sagst nein, nein, ich trinke keinen Alkohol, Oh, Ist da was? Gibt's da was?

Speaker 3:

Aber mittlerweile habe ich halt auch die persönliche Reife und auch den Selbstwert, dass ich mit den Leuten auch in eine Diskussion über Alkohol gehe und dass es ein Nervengift ist, egal für wen.

Speaker 2:

Ja, und dass es auch keine tolerierbare Grenze gibt, keine Grenze, die in irgendeiner Weise noch gesund ist. Ja, das ist wichtig. Was gibst denn du jetzt zum Abschluss denjenigen Menschen mit, die so wie du früher nicht wissen, was mit ihnen los ist, die aber wissen, da ist irgendwas.

Speaker 3:

Ins Gespräch gehen, sich Leute suchen und einfach Erfahrungsberichte sammeln und mit sich selbst auch in den Dialog gehen natürlich und gucken, dass das Leben weitergeht, und sich Hilfe suchen an den Stellen, wo es geht.

Speaker 3:

Also, es ist natürlich sehr rar, es gibt den Verein FASD Deutschland, wo man hingehen kann, aber ja, ich merke immer wieder, dass Reden total viel hilft. Also, ich gehe auch in eine Selbsthilfegruppe einmal im Monat, und es gibt auch noch ein Angebot, wo ich es sehr selten hinschaffe mit so einem Spaziergang, und für mich persönlich ist halt dieses Abgrenzen total wichtig, also, dass ich halt und natürlich habe ich auch so eine erhabene Stellung sag ich mal, wenn ich mit Menschen im Vollspektrum rede, dann merke ich natürlich auch ja, so bin ich ja nicht, und dann kann ich mich halt selber immer wieder zurückholen und sehen, ja, es gibt halt nicht nur die Diagnose, sondern wir sind halt Menschen, menschen mit verschiedenen Hintergründen und mit verschiedenen Erfahrungen. Meine größte Forschungsfrage wäre halt rauszufinden, wie viel der Alkohol in meinem Kopf gemacht hat, im Gegensatz zu der Erziehung von einer Alkoholikerin. Das fände ich so spannend, aber ich werde es nicht lösen können.

Speaker 2:

Ja, es bleiben Fragezeichen da trotz Diagnose Das ist halt auch eine gute und wichtige Message da trotz diagnose, das ist halt auch eine gute und wichtige message. Vielen dank dir für diese nachricht. Also ich denke, dranbleiben, suchen, gucken, irgendwann findet sich jemand, der das versteht, was, was man selbst erlebt, und dann auch einfach vielleicht den richtigen Hinweis gibt oder keine Ahnung? Ja sehr schön.

Speaker 3:

Es gibt einen Mann, der zu Zeiten von Freud gearbeitet hat. Das ist der Alfred Adler. Ich weiß nicht, ob du den kennst. Der, ist der Begründer der Individualpsychologie, und es gab diesen Japaner, der dieses Buch Ich muss nicht von allen gemocht werden, heißt. Das glaube ich. Es gibt auch noch ein zweites. Das fand ich sehr, sehr interessant, weil da geht es sehr viel um Selbstwirksamkeit, und das fand ich persönlich auch sehr hilfreich, das zu lesen oder mich mit dieser Theorie zu beschäftigen.

Speaker 2:

Das ist gut, ich werde es unten noch verlinken. Kann man sich das mal gerne angucken? Danke für den Tipp. Alles klar, marie. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag und danke dir sehr für deinen Bericht.

Speaker 3:

Ja, ich danke auch, es war sehr spannend, hier zu sein und mit dir zu sprechen. Vielen Dank, bis bald. Bis bald Tschüss, vertraue und glaube, es hilft, es heilt die göttliche Kraft.