
Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule
Schule sollte bunt und vielfältig sein – ein Ort, an dem sich alle Menschen wohlfühlen können!
Ich bin Corina, Lehrerin und stolz darauf, anders zu sein. Mit 40 Jahren habe ich herausgefunden, dass ich neurodivergent bin, und seitdem hat sich mein Blick auf Schule und Lernen grundlegend verändert. In meinem Podcast setze ich mich für ein inklusives Bildungssystem ein, das neurodivergente Schüler*innen und alle mit besonderen Bedürfnissen besser unterstützt und wertschätzt.
Schüler*innen mit ADHS, im Autismusspektrum, Hochbegabung, Legasthenie (LRS) oder Dyskalkulie haben oft ein feines Gespür für die Schwächen unseres veralteten Schulsystems. Sie zeigen uns deutlich, wo Handlungsbedarf besteht. Statt sie als „Problemkinder“ zu sehen und ihre Herausforderungen zu pathologisieren, sollten wir ihnen mit Verständnis und Unterstützung begegnen.
Ob queer, autistisch, hochbegabt, neurodivergent, psychisch erkrankt, behindert oder mit spezifischen Lernbedürfnissen wie ADHS, Legasthenie, LRS, Dyskalkulie oder FASD – diese vielfältigen Menschen gehören in unsere diverse Gesellschaft und verdienen es, gehört und verstanden zu werden.
Hör rein und entdecke, wie wir Bildung bunter und gerechter gestalten können!
Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule
96 - Warum ich als Lehrerin gekündigt habe!? - Corina
Warum eine verbeamtete Lehrerin nach 17 Jahren alles aufgibt – ein tiefgreifender Einblick in die Bruchstellen unseres Bildungssystems.
In dieser sehr persönlichen Episode teile ich meine Entscheidung, den Schuldienst zu verlassen und mich vollständig meinem Herzensprojekt "Kapierfehler" zu widmen. Der Abschied von einem Beruf, der seit meinem 16. Lebensjahr meine Identität geprägt hat, war keine leichte Entscheidung, sondern das Ergebnis jahrelanger Erfahrungen mit einem System, das trotz bester Absichten zu oft scheitert.
Als neurodivergente Person mit ADHS, Depression, posttraumatischer Belastungsstörung und Autismus habe ich am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn das Schulsystem einem vermittelt, nicht gut genug zu sein. Diese Erfahrungen haben mich zunächst zum Lehrerberuf inspiriert, um es besser zu machen – und führen mich nun auf einen neuen Weg. Ich erzähle, wie meine authentische Art zu unterrichten zwar bei Schülern und Eltern auf Begeisterung stieß, aber im Kollegium zunehmend auf Ablehnung und sogar Mobbing traf.
Was bedeutet wahre Inklusion? Sie ist nicht auf eine bestimmte Gruppe beschränkt, sondern ein Grundrecht für alle Lernenden – ob hochbegabt, mit ADHS, mit sprachlichen Hürden oder anderen individuellen Bedürfnissen. Ich spreche darüber, warum es unsere Pflicht ist, dafür zu sorgen, dass Kinder und Jugendliche im Schulsystem gesund bleiben und auf ihre Weise funktionieren dürfen. Wenn ein Kind scheitert, ist das nicht sein Versagen, sondern unseres.
Hört zu, wie ich den formalen Prozess der Kündigung durchlaufen habe, welche finanziellen und beruflichen Konsequenzen dieser Schritt mit sich bringt, und was meine Pläne für Kapierfehler als Fortbildungsinstitution sind. Schreibt mir gerne eure Gedanken zu dieser Episode oder kontaktiert mich, wenn ihr eine Fortbildung anfragen möchtet.
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Ich komme auch an deine Schule und bilde das gesamte Kollegium zu den Themen ADHS, Autismus & herausforderndem Verhalten in der Schule weiter!
➡️ Du findest mich auf Instagram unter @kapierfehler und auf meiner Website.
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Liebe Grüße,
deine Corina
Hallo ChatGPT du. Was ist denn ein Kapierfehler?
Speaker 2:Ein Kapierfehler ist ein Begriff, der verwendet wird, um eine Art Missverständnis oder falsche Annahme zu beschreiben, die darauf beruht, dass jemand etwas nicht richtig verstanden hat. Es handelt sich dabei um einen Fehler im Verständnis oder in der Wahrnehmung einer Information oder einer Situation.
Speaker 1:Weißt du auch, woher dieser Begriff kommt?
Speaker 2:Der Begriff Kapierfehler scheint kein traditioneller oder weitverbreiteter Begriff zu sein. Es handelt sich vielmehr um ein relativ neues umgangssprachliches Wort, das Missverständnisse oder Fehler im Verstehen beschreibt. Es wird häufig im Kontext von Bildung und Neurodivergenz verwendet, um Situationen zu beschreiben, in denen jemand etwas nicht richtig versteht oder erfasst.
Speaker 1:Wow, da sieht man eine an ChatGPT, was du seit letztem Jahr gelernt hast. Danke für deine Antwort. Ein Kapierfehler, was ist das eigentlich? Also ChatGPT hat uns da jetzt gerade eine Antwort gegeben. Ich habe mich vor guten zwei Jahren auf den Weg gemacht mit diesem Podcast hier. Deswegen jetzt einfach mal ein ganz, ganz großes Dankeschön an alle, die hier zuhören, ob regelmäßig oder ganz neu, es ist ganz egal, es freut mich sehr, dass du da bist. Nee, es ist ganz egal, es freut mich sehr, dass du da bist. Ich habe mich mit diesem Podcast auf den Weg gemacht, ein Thema sichtbar zu machen, bei dem ich das Gefühl habe und das verstärkt sich immer mehr und immer mehr dieses Gefühl dass aufgrund von fehlendem Wissen viele Fehler gemacht werden. Und zwar spreche ich natürlich über die Schule, ich spreche aber auch über die Erwachsenen im Allgemeinen. Das können auch Eltern sein oder irgendwelche Menschen, die Kinder beobachten und das Verhalten von Kindern dann eben deuten, die da einen Fehler machen, von Kindern dann eben deuten, die da einen Fehler machen, und diesen Fehler nenne ich Kapierfehler. Es ist ein Fehler, der dann passiert, wenn ich nicht kapiert habe, was eigentlich wirklich los ist, und wenn ich stattdessen meine eigene Denkweise über diesen Mensch drüber stülpe, dass sogar Chachipiti inzwischen weiß, dass Kapierfehler ein Wort ist, das in diesem Zusammenhang genutzt wird, bedeutet ja offensichtlich, dass inzwischen da auch schon einiges in der Welt zu finden ist unter meinem Namen, das in diese Richtung geht. Kapierfehler ist inzwischen aber mehr als ein Informationskanal, über den ich jetzt hier in dem Podcast oder über Instagram Menschen darauf aufmerksam mache, dass sie vielleicht auch einen Denkfehler begehen, wenn sie mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, wenn sie das Verhalten einfach nur deuten, wie sie glauben, dass es gedeutet werden kann.
Speaker 1:Inzwischen ist es eine richtige kleine Marke geworden. Der Begriff Kapierfehler ist auch geschützt. Das ist mein Wort, und das darf auch nur ich nutzen in diesem Zusammenhang. Ich habe da überhaupt nichts dagegen, wenn jemand sagt, das ist ein typischer Kapierfehler, der hier passiert ist. Ich habe da überhaupt nichts dagegen, wenn jemand sagt, das ist jetzt ein typischer Kapierfehler, der hier passiert ist. Nur, natürlich geht es darum, auch zu sagen, hier hey, der Begriff Kapierfehler, den habe ich ein Ort, an dem viele Fortbildungen angefragt werden und über den wirklich auch inzwischen zum Glück mehrere Menschen erreicht werden Eltern, lehrkräfte, pädagogisches Personal, schulbegleitungen.
Speaker 1:Also auch nochmal an dieser Stelle herzlichen Dank, dass ihr mir und meiner Arbeit so sehr vertraut, dass ihr ja, dass ihr anfragt, dass ihr gerne mehr wissen wollt, dass ihr euch auf den Weg macht, die Schule zu einem Ort zu machen, an dem eben auch neurodivergente Kinder die Chance haben, anders gesehen zu werden, und zwar mit den ganzen Bemühungen, auch gesehen zu werden, die sie investieren, um so einen Schulalltag bestehen zu können.
Speaker 1:Ja, und an dieser Stelle möchte ich das auch über den Podcast einmal ganz offiziell jetzt sagen Ich habe den Schuldienst gekündigt. Ich habe nach 17 Jahren, in denen ich jetzt in der Schule gearbeitet habe, nach 17 Jahren, in denen ich verbeamtet gewesen bin, habe ich jetzt entschieden was heißt jetzt? im Januar habe ich das entschieden dass ich die Schule verlassen werde und dass ich mich voll und ganz auf Kapierfehler konzentrieren werde, ganz auf Kapierfehler konzentrieren werde. Und ich habe jetzt beschlossen, euch hier meine Beweggründe etwas offener zu kommunizieren, euch zu sagen, warum ich mich dazu entschieden habe, den Schuldienst zu verlassen, und vielleicht auch ein bisschen ich bin mir relativ sicher, es interessiert die eine oder andere Person wie das so für mich gelaufen ist Also nicht nur meine eigenen Beweggründe, sondern wie es sich auch angefühlt hat und wie es sich vielleicht auch jetzt anfühlt. Denn heute, wenn ihr den Podcast genau an dem Tag hört, an dem der rauskommt, ist das allerletzte Mal nach einem Ferienabschnitt, dass ich zurück in die Schule gehe.
Speaker 1:Vorerst, Ich möchte es ja nicht zu 100% ausschließen, dass ich vielleicht doch irgendwann nochmal im Kontext Schule wieder arbeiten werde, aber für jetzt ist es das letzte Mal, dass ich morgen also ich nehme jetzt einen Tag vorher auf also mit dem Tag, an dem der Podcast rauskommt wieder in die Schule gehe nach Ferienabschnitten. Und wie fühlt sich das für mich an? Ich kann euch sagen, ich bin sehr belastet.
Speaker 1:Belastet, weil ich auf der einen Seite schon abgeschlossen habe damit und mich sehr stark darauf konzentriere, kapierfehler aufzubauen, und mich darauf konzentriere, dass ich ja einfach weiß, wie es für mich weitergeht danach. Das sind ja sehr, sehr viele Dinge, die jetzt auch organisiert und geregelt werden müssen, wie Versicherung, also wie in welcher Form wird dieses Unternehmen weiterlaufen? Welche Angebote wird es geben? Wie wird mein Alltag danach aussehen? Wie komme ich finanziell über die Runden? Ich muss Menschen kontaktieren und fragen, ob ich irgendwo eine Unterstützung bekomme dafür, für das Gründen meiner Firma, und das sind alles so Sachen, die natürlich super relevant sind.
Speaker 1:Und gleichzeitig ist aber der Schuldienst ein Dienst, bei dem es gefordert ist und wichtig ist, dass man ganz bei der Sache ist. Es funktioniert einfach nicht so gut, wenn man mit seinem Kopf noch wo ganz anders ist. Also zumindest funktioniere ich nicht so gut, und deswegen fühle ich mich gerade sehr angestrengt, weil ich weiß, dass ich die nächsten Wochen jetzt sind gerade die Pfingstferien zu Ende in Baden-Württemberg, jetzt beginnen nochmal fünfeinhalb Wochen, bis dann die Sommerferien kommen, in denen auch ganz viel zusätzlich noch getan werden muss. Da wird nochmal bei mir jetzt nochmal eine große Klassenarbeit geschrieben die anderen habe ich alle vor Pfingsten schon geschrieben und auch zum Glück wieder rausgegeben Personalversammlung geben, es wird nochmal eine GLK geben, es wird nochmal eine Sitzung geben in meinen Fächern.
Speaker 1:Es wird ein ganz wichtiger Abschnitt stattfinden bei uns an der Schule, und zwar haben wir das Projekt Schule als Staat im Laufe des Schuljahres durchgeführt. Das wird dann auch nochmal mehrere Tage in Anspruch nehmen. Das heißt, es wird von mir jetzt gefordert, dass ich hier noch mal ganz bei der Sache bin, und das, obwohl ich mich mit meinem Kopf gar nicht mehr so gut zu 100 Prozent in diese Sache reinstürzen kann. Ich weiß, ich bekomme das hin. Ich weiß, ich werde auch wieder in diesen Modus kommen, dass jetzt einfach ich Lehrerin bin und das Kapierfehler nebenher läuft, und dass mein Fokus ganz bei Unterrichtsvorbereitung, bei meinen Kon mich ein bisschen, dass ich jetzt wieder meinen Fokus davon weglegen muss, von dem, was für mich aber doch gerade wirklich wichtig ist, nämlich meine Existenz. Und da kommen wir zum nächsten Thema.
Speaker 1:Das Aufgeben des Beamtenstatus ist kein leichter Schritt. Das ist nichts Unüberlegtes, das ist etwas sehr, sehr Großes. Wir wissen, dass das in Deutschland auch sehr unterschiedlich geregelt ist, je nach Bundesland, aber im Prinzip bedeutet das Aussteigen aus dem Beamtenverhältnis immer, dass man Einbußen hat in der Versorgung ab dem Rentenalter, eine Situation, die für mich sowieso total weit weg ist und für mich sowieso total unüberschaubar ist, weil wenn wir uns angucken, wie unsere Gesellschaft aussieht, wenn wir uns angucken, wie viele Menschen jetzt schon verrentet sind, wie viele Geldschwierigkeiten es jetzt schon gibt, wenn dann auch noch meine Generation verrentet wird ich weiß gar nicht, wie viel dann da für uns überhaupt noch da sein wird oder nicht. Deswegen ist das ein Thema, das so schwer greifbar ist. Aber ja, ich werde durch meinen Beamtenstatus einfach nicht Ansprüche verlieren, aber ich werde einfach weniger bekommen, als wenn ich drinbleiben würde, ganz egal, wie viel ich jetzt weiterarbeite. Und dann gebe ich jetzt den Beamtenstatus auch noch auf für eine Selbstständigkeit.
Speaker 1:Und das bedeutet wiederum, dass ich durch meine Selbstständigkeit natürlich auch meine private Versicherung, die ich jetzt im Beamtenstatus hatte, nicht mehr nur zu 30 Prozent finanzieren muss, weil ich ja als Lehrerin mit zwei Kindern und einem Ehemann bei der Beihilfe einen höheren Zuschuss bekomme. Das ist auch ein super schön, sagen wir mal, etwas schwieriger Punkt, dass da, je nachdem, wie du sozial ausgestattet bist, du eine unterschiedliche Einstufung bekommst. Ich habe jetzt auf jeden Fall 70 Prozent Beihilfe bekommen und musste nur 30 Prozent selbst finanzieren von Pflegekasse, krankenkasse und all diesen Geschichten. Das heißt, ich werde durch die Selbstständigkeit in der privaten Krankenversicherung hängenbleiben und werde die zu 100% bezahlen müssen, und das macht halt mal Pi, mal Daumen.
Speaker 1:1000 Euro im Monat nur für die Versicherung, ohne dass ich jetzt weiß, was für ein Einkommen ich haben werde. So unsicher ist meine Situation ab September. Trotzdem habe ich mich dafür entschieden auszusteigen, obwohl wirklich viele Vorteile, die ich hier genieße, durch diesen Status verloren gehen. Und ich möchte euch ganz gerne sagen, warum ich mich dafür entschieden habe, trotzdem zu gehen. Und ich möchte euch ganz gerne sagen, warum ich mich dafür entschieden habe, trotzdem zu gehen. Es liegt einfach daran, dass es für mich persönlich und ich kann das jetzt wirklich nur aus meiner ganz eigenen Perspektive beurteilen, ich kann das nicht für alle Menschen beurteilen Es scheinen wirklich sehr viele Menschen sehr zufrieden zu sein in diesem Beruf, und ich habe das schon immer gemerkt, schon ab dem Referendariat, dass meine Berufszufriedenheit und vor allem gekoppelt an den Beamtenstatus, dass die nicht so hoch ist, und egal, wer mir versucht hat einzureden, was ich für Vorteile habe durch den Beamtenstatus, für mich fühlten die sich nie nach Vorteilen an, und für mich ist das dann auch die sinnvollste Konsequenz zu sagen ich sehe aber den Vorteil darin jetzt nicht so sehr.
Speaker 1:Deswegen brauche ich den auch nicht diesen Status, nur weil mir die Gesellschaft versucht einzureden, dass das für mich besser wäre, weil dann hört man mir ja doch wieder nicht zu, weil niemand, dem ich erzählt habe, auch schon im Referendariat weshalb mich der Beamtenstatus stresst, weshalb es für mich kein guter Zustand ist, in dem ich mich befinde, hat mir immer versucht auszureden oder mich davon zu überzeugen, dass es doch so ist Und das kenne ich schon sehr gut aus meinem gesamten Leben, dass meine eigene Wahrnehmung einer Situation, eines Umstandes, in dem ich, wenn ich es mal versucht habe zu äußern, dass es mir darin nicht gut geht, dass es sich für mich nicht gut anfühlt, dass mir jemand anders erklärt hat, dass das aber nicht richtig ist, was ich fühle, und das macht auch Scham, das macht sehr viel Scham, und das macht, dass man verlernt, sich selbst zu fühlen, das macht, dass ich verlernt habe zu fühlen, was ich brauche, damit es mir gut geht, nicht gefühlt habe. Und genau deshalb, weil ich nicht auf mich selbst gehört habe, in eine Burnout-Depression gefallen bin, und dass ich ein halbes Schuljahr ungefähr ausgefallen. Binastungsstörung, depression, rezidivierende Depression, all das Und das hat etwas in mir verändert. Diese Diagnosen und da komme ich nachher nochmal dazu, was Diagnosen denn bedeuten die haben dazu geführt, dass ich natürlich auf der einen Seite gucken musste, wie gehe ich mit mir selbst um, sodass ich nicht nochmal ausfalle, wie schaffe ich es, den Beruf so auszuüben, dass ich gesund bleibe?
Speaker 1:Und auf der anderen Seite, dass du bestimmte Dinge weniger gut ertragen kannst und weniger gut wegstecken kannst, und damit meine ich auch schulische Themen. Und naja, es haben jetzt einige Menschen zu mir gesagt, als ich den Entschluss gefasst habe, ich gehe, dass das ganz schön mutig ist, oder ob es dieses sarkastische Mutig ist, dieses naja, also ich würde es ja nicht machen mutig, also mir das ausreden wollen. Aber ich glaube, für mich ist es wirklich sehr mutig, weil es für mich bedeutet, ich stehe zu mir selbst. So sieht das aber, glaube ich, jetzt nicht jeder, der mich als mutig bezeichnet, weil ich den Schuldienst verlasse. Denn den Schuldienst zu verlassen, bedeutet für mich ganz schön viel.
Speaker 1:Es bedeutet für mich, meinen Traum von meinem Beruf, von meinem Dasein, den ich im Alter von 16 Jahren entwickelt habe, fallen zu lassen und zu sagen, das ist es nicht. Das ist für mich mehr als nur ein Beruf. Das war meine Identität ab dem Alter von 16 Jahren, und ich habe den Beruf nicht ergriffen, weil ich dachte, der Beamtenstatus ist was Cooles. Ich wusste gar nicht, dass man verbeamtet ist als Lehrerin. Das war für mich, was ich gesagt habe. Ich gehe an die Schule, und ich mache Gymnasiallehramt und werde SchülerInnen unterrichten.
Speaker 1:Nein, ich habe zum ersten Mal in meinem Leben im Alter von 16, 17 Jahren erfahren, dass es etwas gibt, was ich kann. Das hört sich richtig blöd an. Ich weiß, das hört sich richtig blöd an. Ich weiß, das ist auch ganz schön blöd, aber das ist halt die Lebensrealität einer Person, die ADHS hat und die schon in der Kindheit depressiv war und die eine posttraumatische Belastungsstörung hat. Die funktioniert nämlich nicht so gut, egal wie klug sie ist und egal, wie sehr sie sich anstrengt, sie funktioniert nicht gut genug, als dass das Schulsystem sagt ey, du hast auch Begabungen, die wir gerne fördern wollen.
Speaker 1:Als dass das Schulsystem sagt ey, du hast auch Begabungen, die wir gerne fördern wollen. Dann startet nämlich, dass man nur kritisiert wird. Das hat bei mir angefangen in der frühen Kindheit. Es gab so viele Gründe dafür, weshalb ich so war, wie ich war als Kind. Es gab so viele Gründe dafür, weshalb ich nicht gut funktioniert habe, unabhängig von meinen Diagnosen. Einzig und allein aus meiner familiären Situation heraus gab es schon genug Gründe, und auch aus meiner gesundheitlichen Situation heraus gab es genug Gründe. Nochmal unabhängig von den psychischen Themen, auch von meiner körperlichen Belastung.
Speaker 1:Ich habe einen genetischen Defekt, weshalb ich große Operationen bekommen habe in meiner Kindheit, die dazu geführt haben, dass ich ein Jahr an Krücken laufen musste, dass ich keinerlei Sport mehr machen durfte, der irgendwie eine Belastung auf den Hüften produziert hat. Meine gesamte Jugend durch hatte ich ein Attest für Sport, und das, obwohl Sport für mich sehr wichtig gewesen ist als kleines Kind. Und ich habe Neurodermitis, und zwar schon von Anfang an. Ich hatte das ganz schlimm, dann auch durch die Pubertät, immer und immer wieder. Ich habe genügend Gründe mitgebracht, genügend Gründe mitgebracht, und trotzdem hat mir mein Schulsystem, meine Umgebung immer nur gespiegelt, vor allem die erwachsenen Menschen. Ich bin nicht gut genug, und ich kann nichts. Wenn man mich gefragt hat, was ich mal werden will, dann wusste ich es einfach nicht, weil ich immer dachte, es gibt nichts, was ich kann.
Speaker 1:Naja, um nochmal zurückzukommen, ich habe mit 16, 17 angefangen, weil eine Freundin von mir, die ich wirklich sehr, sehr, sehr gerne mochte, große Schwierigkeiten mit der Schule hatte, und das war ein Pflegekind, die dann auch noch aus der Pflegefamilie geholt werden musste wegen sexuellen Übergriffen, und dann lebte die allein, ganz allein aus der Pflegefamilie geholt werden musste wegen sexuellen Übergriffen, und dann lebte die allein, ganz allein Und hatte niemanden, der sie unterstützt hat. Es ist total lustig, weil ich hatte auch niemanden, der mich unterstützt hat. Aber das habe ich nicht gesehen. Ich habe nur gesehen, da ist jemand, dem geht es schlechter als mir, eine Person, die alleine lebt und die irgendwie alleine klarkommen muss und die irgendwie nicht gut klarkommt.
Speaker 1:Also habe ich was gemacht, und zwar habe ich gelernt mit ihr, ich habe ihr Dinge beigebracht, ich habe mich mit ihr zusammen hingesetzt, ich habe ihr Sachen erklärt, und ich habe gemerkt, ich bin darin sehr erfolgreich, ich schaffe es, dass eine junge Frau, die sich aufgegeben hatte in Mathematik, wieder Lust darauf gekriegt hat und gute Noten geschrieben hat und die Sachen verstanden hat, und das hat dann eben sich auf ganz viele andere übertragen. Ich hatte dann plötzlich eine ganze Gruppe von MitschülerInnen von mir, mit denen ich gemeinsam gelernt habe, und ich hatte dann auch mal so ein kleines Klassenzimmer, wo ich Matheunterricht gegeben habe, und alle durften reinsitzen, die ein bisschen Mathe-Nachhilfe gebraucht haben, Und ich habe einfach für mich festgestellt ich kann etwas, Und das wollte ich zu meinem Beruf machen. Heute weiß ich, ich kann noch viel mehr als das. Zum Glück weiß ich, ich kann noch viel mehr als das. Zum Glück weiß ich das Und wenn ich das früher schon gelernt hätte dass ich auch noch viel mehr kann als das, dass ich zum Beispiel sehr, sehr gut mit Menschen umgehen kann, dass ich die Intention von Menschen sehr schnell durchschaue und dass ich sehr, sehr gut die Worte finden kann, die eine Person braucht, um sie annehmen zu können und um sich auf etwas einlassen zu können, auch um sich auf mich einlassen zu können habe und niemals davon ausgehe, dass irgendwas selbstverständlich ist. Das sind ganz große Stärken, das ist etwas, das weiß ich heute, und diese Stärken sind aber für mich zu den größten Barrieren in meinem Beruf geworden. Denn diese Stärken führen dazu, dass ich jeden Tag damit leben muss, dass ich einen Unterschied machen kann, aber meine SchülerInnen doch nur zu einem ganz minimalen kleinen Teil davon profitieren dürfen, und zwar nur dann, wenn ich wirklich die Möglichkeit habe, mich in irgendeiner Weise durchzusetzen. Diese Systemschule ist so unflexibel im Umgang mit SchülerInnen, die Schwierigkeiten haben, und ich möchte, dass wir den Blick jetzt mal nicht direkt auf, habe ich auch schon öfter drüber gesprochen. Ich möchte mal bei den ganz kleinen und feinen Nuancen beginnen. Wenn sich jemand nicht oft genug im Unterricht meldet, wie über diese Person gesprochen wird, was für Urteile über diese Person gefällt werden, welche Noten diese Person bekommt. Das ist ganz häufig unabhängig von den Fähigkeiten dieser Person und unabhängig davon, dass man sich irgendwie, die es dann da jetzt zum Beispiel geht, wirklich davon profitieren kann, wirklich davon profitieren kann. Und ich sehe das, und das schmerzt mich, das macht, was mit mir, und gleichzeitig sehe ich, wie genau das der entscheidende Unterschied ist, den der Schulalltag braucht, nämlich das, was ich tue, davon auszugehen, dass es einen Grund gibt dafür, dass jemand so ist, wie er ist. Wenn jemand zeichnet und unaufmerksam ist, dann gibt es einen Grund dafür, dann ist dieser Grund zu respektieren, und das bedeutet für mich überhaupt nicht aufgeben. Das bedeutet für mich auch nicht, dass ich keinerlei Anstrengung mehr in dieses Kind investieren möchte.
Speaker 1:Das bedeutet für mich zunächst einmal, es einfach zu respektieren und davon auszugehen. Das sind schon mal zwei Schritte, die ganz ich sag's jetzt einfach so die meiner Erfahrung nach und ich kann jetzt einfach nur von meiner Erfahrung sprechen, die aber weit über meine ganz eigene kleine Welt hinausgeht, weil ich ja jetzt doch schon seit zwei Jahren in Kontakt bin mit Lehrkräften und Eltern und Schulen Und ja sehr viel auch berichtet bekomme Und ja, sehr viel auch berichtet bekomme. Und meiner Erfahrung nach ist die Gruppe an Lehrkräften, die das macht, viel zu klein. Das ist die absolute Minderheit Lehrkräfte, die hinter jedem Verhalten erst einmal versucht, einen guten Grund zu sehen, und dann gleichzeitig das akzeptiert, dass dieser Grund etwas ist, was das Verhalten bestimmt.
Speaker 1:Und für mich muss da gar nicht eine Neurodivergenz jetzt primär der Grund dafür sein, der Grund kann auch das Grund dafür sein, der Grund kann, der kann auch, ja der kann auch das Elternhaus sein. Ich möchte aber genau diesen Grund jetzt ganz schnell wieder loswerden, weil das wird sehr gerne auch als ein Grund hergenommen, meistens aber nicht so, wie es das Kind braucht, sondern einfach pauschalisiert schlecht geredet, das ist ein schlechtes Elternhaus, deswegen ist das Kind so und fertig. Das bringt aber ja niemandem was. Deswegen würde ich jetzt einfach mal sagen wir gucken nach anderen Gründen. Der Grund kann ja auch sein, dass es irgendwelche größeren sozialen Schwierigkeiten gibt in der Gruppe.
Speaker 1:Welche größeren sozialen Schwierigkeiten gibt in der Gruppe? Es kann ja sein, dass sich jemand auffällig verhält, schweigt, sich nicht traut, etwas zu sagen, weil eine einzige Person im Klassenzimmer, eine einzige Mitschülerin, ein einziger Mitschüler diese Person auf dem Kieker hat Und irgendwas mit der macht, mittags Über die sozialen Medien, über die Eltern, über was auch immer, und das führt dazu, dass die sich nicht traut, was zu sagen. Was heißt, dass sie sich nicht traut? Da interpretiere ich jetzt wieder was rein, dass sie nicht spricht. Das wäre für mich ein guter Grund, den ich einfach nur akzeptiere, ohne ihn zu kennen, denn das wäre ja wahnsinnig viel Arbeit, das rauszufinden bei jeder einzelnen Person, was der Grund ist. Es geht gar nicht darum herauszufinden, was der Grund ist. Es geht darum, die Haltung zu entwickeln. Es wird einen Grund für das Verhalten geben, und ich werde den wahrscheinlich nicht herausbekommen, aber das ist für mich okay.
Speaker 1:Und jetzt kommt der nächste Schritt. Der nächste Schritt bedeutet nämlich was kann ich jetzt als Lehrkraft tun, um diese Person trotzdem möglichst gut zu begleiten, um ihr eine Chance zu geben, um dieser Person das Gefühl zu geben, du gehörst hier dazu, um dieser Person das Gefühl zu geben. Du gehörst hier dazu, um dieser Person das Gefühl zu geben, ich bin für dich da, und ich zeige dir, wie das hier funktioniert, was wir hier machen. Das ist der nächste Schritt, unabhängig davon, ob ich das Verhalten jetzt gut heiße oder nicht gut heiße. Und das alles, was ich jetzt gerade sage, nennt sich Inklusion. Alles, was ich jetzt gerade sage, nennt sich Inklusion.
Speaker 1:Inklusion ist nämlich nicht an eine Bevölkerungsgruppe gekoppelt. Inklusion ist für alle Menschen da, wenn jemand Schwierigkeiten hat, so zu funktionieren, wie das Schulsystem es möchte. Wenn wir jetzt in der Schule bleiben ja, wir sprechen jetzt mal von der Schule, so zu funktionieren, wie die Schule das möchte dann müssen wir dafür sorgen, dass wir irgendwie die Rahmenbedingungen verändern, sodass diese Person doch klarkommt. Und das bedeutet ja, inklusion ist für alle da, die nicht klarkommen, auch für diejenigen, die hochbegabt sind und die nicht klarkommen, weil sie viel zu langsam arbeiten müssen und weil sie die ganze Zeit ihr Gehirn ausbremsen müssen und weil sie die ganze Zeit etwas nach einer bestimmten Vorschrift abarbeiten müssen, die für sie überhaupt nicht logisch ist, weil ihr Gehirn braucht diese Vorschrift nicht. Das Gehirn kann das von ganz alleine.
Speaker 1:Inklusion bedeutet, dass diese Person das so machen darf, wie es für diese Person gut ist. Und eigentlich wäre es jetzt noch besser, wenn diese Person auf diesem Weg begleitet wird. Dass natürlich Lehrkräfte nicht alle SpezialistInnen sind im Umgang mit hochbegabten Kindern und Jugendlichen. Das sollte uns allen klar sein. Mehr von uns hat wirklich gelernt, hochbegabte Kinder und Jugendliche zu begleiten. Ich als Gymnasiallehrkraft nicht. Und wo sollten wir es denn noch mehr lernen als am Gymnasium Ich denke in der Grundschule und am Gymnasium und an der Uni gebracht, dass diejenigen, die dort arbeiten, sich damit auskennen und wenigstens ein kleines bisschen wissen, was man tun kann, um das zu unterstützen, um hochbegabte Menschen beim Lernen zu begleiten.
Speaker 1:Im Moment wird einfach nur erwartet, dass sie das halt irgendwie so mitmachen, und was im Moment auch stattfindet, ist, dass sie überspringen, und was im Moment auch stattfindet, ist, dass sie überspringen. Das bedeutet ja aber auch, dass ein hochbegabtes Kind, jugendlicher, immer mehr aus seinem sozialen Gefüge herausgerissen wird, damit es kognitiv in der Lage ist, arbeiten zu können. Das ist nicht wirklich Inklusion, das ist ein, sagen wir mal, das ist ein Plan B. Das ist ein Plan B, mit dem alle leben können, weil das Kind daran wenigstens nicht unbedingt krank wird. Aber dass das für das Kind jetzt nicht unbedingt sonderlich gut ist, wenn das jetzt drei Jahre jünger ist als alle anderen in der Klasse, dass es für einen Elfjährigen nicht so geil ist, unter 14-Jährigen arbeiten zu müssen, ich glaube, das ist uns klar.
Speaker 1:Aber Inklusion würde jetzt eben bedeuten, dass der auf seinem Niveau in der Schule arbeiten kann, dass der auch auf seinem Niveau, wenn er dann zum Beispiel schon das Abiturniveau erreicht hat, in der 10. Klasse auch die Abiturprüfung schreiben darf, Niveau erreicht hat, in der 10. Klasse auch die Abiturprüfung schreiben darf, ohne aber dann in die Altersgruppe der drei Jahre Älteren reingehen zu müssen. Das ist jetzt mal das Idealbild von Inklusion Sache nicht beherrscht, jemand, der immer diese sprachliche Barriere hat, trotzdem die gleichen Chancen bekommt, einen guten Abschluss machen zu dürfen. Im Moment ist das nahezu ausgeschlossen.
Speaker 1:Inklusion würde auch bedeuten, dass jemand, der eine ADHS hat, nicht immer zum Störenfried erklärt wird, sondern dass sich die Schulen bemühen, wege zu finden, wie jemand, der eine ADHS hat, positiv auffallen darf und wie auch MitschülerInnen und die Eltern anderer Kinder verstehen, warum bestimmte Rahmenbedingungen dazu führen, dass jemand, der eine ADHS hat, eben nicht gut klarkommt. Und Inklusion bedeutet für mich auch, dass jemand, der es sehr leise braucht, irgendwie die Unterstützung bekommt, leise arbeiten zu können, ohne gestört zu werden. Arbeiten zu können, ohne gestört zu werden. Inklusion bedeutet also, dass es allen recht gemacht wird. Und ich weiß, da kommt das große jahr, aber das können wir nicht leisten. Ja, ich gehe damit. Wir können das nicht leisten Alle individuell auf ihrem eigenen Lernweg zu begleiten, alle individuell mit eigenen Rahmenbedingungen zu versorgen, sodass sie gut funktionieren.
Speaker 1:Was wir aber tun können, ist zu akzeptieren, dass das unsere Grenzen sind. Sind Das sind unsere Grenzen als Lehrkräfte, als Schulsystem, als Institution, schule als Bildungssystem. Das ist unser Scheitern, nicht das Scheitern der Kinder. Wir scheitern an an unserer Pflicht, jedem Kind Inklusion zu gewähren. Das ist unsere Pflicht. Wir scheitern daran, aber wir machen die Kinder und deren Eltern dafür verantwortlich, und das finde ich nicht in Ordnung, und das macht etwas mit mir.
Speaker 1:Ich möchte jetzt ganz gerne kurz sagen, was passiert ist, nachdem ich zurückgekommen bin und die Konsequenz daraus gezogen habe, dass ich eben offensichtlich gefährdet bin, wieder in die nächste Burnout-Depression hineinzufallen, und vor allem, was die Konsequenz dessen gewesen ist, dass ich festgestellt habe warte mal, das hat alles einen Namen. Das, dass ich mich immer so gefühlt habe, wie ich mich gefühlt habe, heißt Depression, trauma, adhs, und das war für mich wichtig. Inzwischen weiß ich, dass das auch noch eine autistische Wahrnehmung ist, die da dazugehört. Das war etwas, was damals noch nicht rausgekommen ist, und das bedeutet für mich aber auch, dass mein Schulalltag anders aussehen muss Und dass ich als Person auch einfach eine andere geworden bin, weil ich mich nämlich nicht mehr verstecke, und wenn ich das nicht, wenn ich das tue, wenn ich mich verstecke, dann werde ich krank. No-transcript Also der Druck, dass Kinder und Jugendliche des Schulsystems bestehen und dort bleiben und dorthin gehen, sehr regelmäßig, der ist ja sehr, sehr, sehr hoch, und deswegen ist es unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass die da gesund bleiben und dass sie dort funktionieren dürfen auf ihre Art und Weise.
Speaker 1:Und für mich als Konsequenz, dass ich das nicht darf und dass Inklusion für mich als Lehrkraft nicht funktioniert, ist, dass ich das Schulsystem verlasse, mit all den Konsequenzen, dass das mit sich bringt, und die Rahmenbedingungen, die sind zum Teil für mich wirklich groß und herausfordernd. Das waren sie auch schon im Referendariat. Ich bin nicht damit klargekommen, dass ich die Sachen auf die Art und Weise machen muss, wie mir andere sagen, dass es richtig ist. Ich habe schon lange gemerkt, dass meine Art, die Sachen zu machen, ich habe schon lange gemerkt, dass meine Art, die Sachen zu machen, viel authentischer ist und damit auch besser funktioniert. Aber ich habe mich ganz wenig getraut, das zu machen, sondern ich habe immer versucht, so zu denken, wie die anderen denken, und meinen Unterricht dann auch so zu gestalten, wie andere Unterricht gestalten.
Speaker 1:Und damit hat das gar nicht so richtig zu mir gepasst, und das habe ich einfach gemerkt. Und damit hat das gar nicht so richtig zu mir gepasst, und das habe ich einfach gemerkt. Das hat dazu geführt, dass das irgendwie so ein ich weiß nicht. Also ich glaube, ehemalige SchülerInnen, die mir jetzt hier zuhören, würden das niemals unterstreichen. Die würden nicht sagen, dass das so ein emotionsloser Raum war, aber ich fühlte mich nicht so richtig wie ich selbst, und ich habe gelernt, mich wie mich selbst zu fühlen und Unterricht so zu machen, dass es für mich super funktioniert und im Übrigen auch für die ganzen Kinder und Jugendlichen, mit denen ich gearbeitet habe, so gut funktioniert hat.
Speaker 1:Die waren so dankbar, und das hat plötzlich alles gelebt und wir haben miteinander gelebt und wir haben uns gesehen und wir haben uns unterstützt. Und ihr werdet es vielleicht nicht glauben, vielleicht ja auch doch, aber ich habe in 17 Jahren Schuldienst nicht ein einziges Mal eine Beschwerde von Seiten der Eltern oder von Seiten der SchülerInnen bekommen, hinweise darauf, dass jemand mal was falsch verstanden hat oder dass ich was falsch ausgedrückt habe, hinweise darauf, dass irgendjemand, dass ich vielleicht jemanden verletzt habe mit was, was ich gesagt habe. Ja, ich war aber immer in der Lage, das zu klären, wirklich jedes Mal, und es war mir auch wichtig, das zu klären. Und das, was ich damit ausdrücken möchte, ist es gab jetzt nicht für meine Schulen, an denen ich gewesen bin, mal einen Hinweis von außen oh Gott, da läuft irgendwas schief, wir sind unzufrieden, die Noten sind irgendwie schlecht, oder mein Kind wird falsch gesehen, oder die Elfe, die macht hier irgendwelche komischen Sachen, die wir nicht unterstützen, unterrichtsin, oder? ja, ich habe Mathe unterrichtet. Ich habe jetzt schon kein Mathe mehr unterrichtet das Jahr jetzt, weil ich keinen Mathe-Lehrauftrag gekriegt habe in der Abivorbereitung.
Speaker 1:Niemand dasteht und sich beschwert, dann bedeutet das doch, dass das läuft. Das bedeutet doch, die sind zufrieden. Ich habe eher nur positives Feedback bekommen. Wow, das ist so toll strukturiert, dass wir genau wissen, was zu tun ist.
Speaker 1:Vielen Dank, dass Sie es meiner Tochter noch mal auf ihre Art erklärt haben, damit sie das auch verstanden hat. Vielen Dank, dass Sie mein Kind sehen. Nur Positives. Und dennoch habe ich in den letzten vier Jahren meiner beruflichen Karriere nur Schwierigkeiten bekommen. Ich habe Mobbing erlebt durch Vorgesetzte, durch KollegInnen. Ich habe blöde Sprüche an meinen Kopf geworfen bekommen, die mir signalisiert haben, du bist hier unerwünscht. Ich habe von einer Kollegin mal gesagt bekommen vielleicht ist das für dich einfach die falsche Schulart hier.
Speaker 1:Vielleicht solltest du eher an eine Förderschule gehen oder an eine Gemeinschaftsschule. Vielleicht wird dort mehr gesehen, oder vielleicht wirst du dort besser gesehen mit dem, was du tust, mit dem, was du tust. Man könnte das positiv interpretieren, aber das war überhaupt nicht positiv gemeint, das weiß ich. Es bedeutete, du bist hier komisch, du machst es hier anders. Wir wollen das nicht, und das, weil es gut läuft, weil es blöderweise einfach zu gut gelaufen ist, weil ich auch für schwierige Themen, die natürlich auch da sind in der Schule das wisst ihr alle, ihr wart alle mal in der Schule oder geht in die Schule für sehr heikle Themen ich plötzlich Ansprechpartnerin geworden bin.
Speaker 1:Menschen haben sich mir anvertraut, menschen haben mir Geschichten erzählt, auch Geschichten, wenn sie zum Beispiel mal grenzüberschreitend gewesen sind, von einer Lehrkraft ausgehend, und das führte eben auch dazu, dass bestimmte Dinge sichtbar geworden sind, die sonst eben nicht sichtbar geworden sind, und das wollte man nicht, und dann hat man mir da bestimmte Sachen unterstellt, die einfach nicht der Wahrheit entsprochen haben. Ich hatte aber auch keine Möglichkeit aus keinerlei Instanz, die übergeordnet ist. Es gibt ja viele Instanzen, die einem übergeordnet sind, und ich habe aus meiner Perspektive nicht, aus keiner der Perspektiven oder aus keiner der Instanzen heraus die Unterstützung bekommen, die ich gebraucht hätte, um gesund weiterarbeiten zu können. Ja, und dann gibt es natürlich noch andere Rahmenbedingungen in dem Job, die für mich schon immer schwierig sind. Also, ich habe es ja gerade schon gesagt Unterrichtsvorbereitung war ein Thema, aber für mich ist auch ein Thema Vertretungsunterricht und spontane Stundenverlegungen, auch von dem ersten Jahr an, dass ich als Lehrerin gearbeitet habe, habe ich gemerkt, wenn meine Stunden verlegt wurden oder wenn ich Vertretungsunterricht reingelegt bekommen habe, habe ich nächtelang nicht mehr geschlafen.
Speaker 1:Ich bin mit Schweißattacken in die Schule gefahren. Ich hatte Herzklopfen, wenn ich in die Klassen reingelaufen bin. Ich hatte Angst. Ich kann heute nur spekulieren, dass es mit meinem Autismus zu tun hat, dass es damit zu tun hat, dass das eine unvorhersehbare, für mich schlecht planbare Situation ist. Und dazu muss ich sagen, wenn ich das lang genug wusste, dass sich was verlegt, dann war das gar kein Thema.
Speaker 1:Ganz schlimm sind die spontanen Dinge, und selbst wenn ich dann zum Beispiel eine Bereitschaftsstunde hatte, also eine Stunde, wo es hieß, da könnte was kommen, selbst dann war die Ungewissheit darüber, ob was kommt und vor allem, in welcher Klasse was kommt und was da genau kommt. Ist es dann eine Stunde, in der von mir erwartet wird, dass ich Unterricht mache in einem anderen Fach? Ist es dann eine Stunde, in der von mir erwartet wird, dass ich Unterricht mache in meinem Fach? Ist es dann eine Stunde, in der schon irgendwas vorgegeben ist, was ich dann nur betreuen muss? Ist es eine Stunde, wo ich dann die SchülerInnen einfach nur betreuen muss, weil sie noch auf eine Klassenarbeit lernen oder weil sie genau wissen, was zu tun ist.
Speaker 1:Das sind ja alles so Sachen, die weiß ich nicht, und die haben mir große Schwierigkeiten gemacht wirklich. Und ja, deswegen war für mich der Schulalltag immer schon davon geprägt, dass mein Unterricht und das Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen wirklich für mich eine schöne und bereichernde Sache gewesen ist. Aber vieles von dem, was sonst so im Alltag von mir erwartet wurde selbstverständlich wie von allen anderen, das verstehe ich ja auch für mich nicht so leistbar war, ohne dass ich daran kaputtgegangen bin. Und so war das dann zum Beispiel auch nach der Corona-Zeit, als dann spontan durch Tests und durch was auch immer ganz viele Lehrkräfte ausgefallen sind und man dann Vertretungsstunden halten musste, und dann wurde erwartet, dass man aber den Unterricht macht. Dann hieß es noch, dass eine Gymnasiallehrkraft doch in der Lage sein muss, unterricht bis zur 10. Klasse in egal welchem Fach zu halten, auch spontan.
Speaker 1:Das hat mir so viel Stress gemacht, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Naja, also, auf jeden Fall war für mich ganz klar, ich schaffe das nicht, und so habe ich mich informiert. Das würde ich eben auch allen raten, die sich jemals auch überlegen, ob sie das machen wollen, dass ihr euch informiert, was das für euch bedeutet. Das ist für mich wichtig gewesen, zu wissen, was das konkret für mich bedeutet, und ich habe das jetzt zum Beispiel über einen Anwalt, der sich im Beamtenrecht gut auskennt. Das ist eben wichtig, dass da explizit dabei steht, dass das jemand sein muss, der sich auskennt mit Teilzeit, frührente, ausstieg aus dem Beamten Dienst, also dass man einfach weiß, man kommt da an jemanden heran, der genau weiß, wie diese Gesetze zu lesen sind, und zwar passend für euer Bundesland, in dem ihr arbeitet.
Speaker 1:Und dort gab es dann ein zweistündiges Beratungsgespräch, wo ich wirklich alle Fragen loswerden konnte.
Speaker 1:Die Person hat mir dabei geholfen zu verstehen, wie bei mir jetzt zum Beispiel, dass dann mit Altersgeld Baden-Württemberg gibt es Altersgeld mit der Beantragung des Altersgeldes, mit Versicherung danach, wie ich kündige, wie ich das am besten mache, auch aus rechtlicher Sicht heraus, damit es da keinen Ärger gibt. Also so wurde ich dann zum Beispiel beraten, schon zum Halbjahr das zu machen, offiziell Also bei mir hieß das, ich musste ein formloses Schreiben an die Schulleitung schicken oder bringen, der Schulleitung auch meine Beweggründe erklären, und die Schulleitung musste das dann weiterleiten an das Regierungspräsidium bei uns in Baden-Württemberg. Und dann habe ich vom Regierungspräsidium bei uns in Baden-Württemberg, und dann habe ich vom Regierungspräsidium einfach nur ein Schreiben bekommen, dass die Kündigung eingegangen ist, und dann eben zum bei mir 1.9. Gültig ist. Und noch mal ein paar Wochen später kam dann auch die Entlassurkunde, und das war es, mehr gibt es da nicht. Ja, und das war dann so.
Speaker 1:Ich habe, glaube ich, noch nie so viel getrauert und geweint um diesen Beruf und um meine 16-Jährige, die dachte, dass das das Einzige ist, was sie kann, diesen Beruf aufgeben zu müssen, und zwar aus all den Gründen, die ich jetzt gerade genannt habe. Ich habe die Nacht gar nicht geschlafen, ich habe sehr, sehr viel geweint, ich habe morgens auch sehr viel geweint, ich bin total verheult auch dann zur Schulleitung rein und habe extra einen Tag gewählt, an dem ich keinen Unterricht hatte, damit ich auch dann gleich wieder gehen konnte. Weiß Aber, nachdem das dann eben ja auch ja an Deputatsverteilungen geht und man überlegt, wer nimmt welche Klassen, wer macht wo was weiter ab nach den, also so jetzt kurz vor den Pfingstferien, zwischen Pfingsten und Ostern, habe ich es dann jetzt einfach auch allen meinen SchülerInnen gesagt, als allererstes, weil ich wollte nicht, dass das zu denen durchsickert, das betrifft die ja nochmal auf einem ganz anderen Level als meine Kolleginnen, den SchülerInnen zu sagen und dann auch alle meine Kolleginnen direkt zu informieren über eine E-Mail, weil ich wollte, dass das am besten alle gleichzeitig wissen, sodass sich niemand hintergangen fühlt, sondern dass alle wissen, so ist es, und ich habe einfach ein bisschen was erzählt, nicht so lange wie jetzt hier bei euch. Also ich bin jetzt gerade ein bisschen überrascht, wie lange das geht. Ja, und so wird es Kapierfehler jetzt ab nach diesem letzten Abschnitt, ab August, ab September so richtig als kleine Fortbildungsinstitution geben für Lehrkräfte und Eltern. Dann schaut einfach gerne auf meine Homepage, wenn ihr gerne eine Anfrage stellen wollt für eine Schule, dann könnt ihr gerne schreiben an infokapierfehlerde. Wenn es eher was Privates für den Podcast ist, dann ist es hallokapierfehlerde. Aber die infokapierfehlerde ist jetzt eine E-Mail-Adresse, die mich und meine Assistentin Miriam, die jetzt gerade bei mir angefangen hat, gleichzeitig erreicht, und dann habt ihr auch bessere Chancen, schnell eine Antwort zu bekommen, als wenn ihr mich alleine anschreibt. Denn ihr habt jetzt gerade gehört, die nächsten sechs Wochen bin ich nochmal ganz schön beschäftigt, und aber da ab dann na geht es auch alles ein bisschen besser mit E-Mails, und ich freue mich einfach drauf. Schaut auf meine Website, die heißt kapierfehlerde.
Speaker 1:Schreibt mich an, wenn ihr gerne eine Fortbildung für euch ans vielleicht gebündelt, dass ich dann mal mehrere Termine ungefähr vom Datum her kombiniere, sodass ich nicht die weiten Wege habe für jede einzelne Fortbildung. Das wird ja auch teuer, fahrtkostenmäßig, auch für die Schulen. Ja, ich bin sehr, sehr gespannt, was da auf mich zukommt. Ja, ich bin sehr, sehr gespannt, was da auf mich zukommt. Wenn ihr mir einfach eine kleine Nachricht dalassen wollt, was eure Gedanken sind zu diesem Podcast, schreibt es doch gerne in die Kommentare unten rein. Oder schreibt mir über halloat-kapierfehler eine E-Mail, oder schreibt mir hier unten drunter gibt es auch so schreibt mir eine kleine Nachricht, kann man mich über meinen Host anschreiben.
Speaker 1:Sonst geht das auch immer gerne über Instagram. Ich freue mich, von euch zu hören, und schicke euch jetzt ganz, ganz liebe Grüße. Ich wünsche euch einen wunderschönen Start in diese Woche, und für diejenigen, die jetzt schon kurz vor den Sommerferien sind haltet noch gut durch, bald ist es geschafft. Das gilt aber auch für die Bayern und Baden-Württemberger. Sechs Wochen schaffen wir jetzt auch noch Ganz, ganz liebe Grüße, und bis zum nächsten Mal Ciao. Untertitelung des ZDF 2020.