Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule

97 - Mental Health der Jugend im digitalen Zeitalter (1|2) - Zoe

Corina Elfe Season 2 Episode 47

Was geschieht in den digitalen Räumen, in denen sich unsere Jugendlichen bewegen? Während wir als Eltern und Lehrkräfte oft nur die Oberfläche sehen, tauchen viele Heranwachsende tief in Online-Communities ein, die ihre Identität und psychische Gesundheit nachhaltig prägen.

In dieser Folge teilt Zoe (Alter: Anfang 20), die als Quereinsteigerin an ihre alte Schule zurückkehrte, ihre einzigartigen Einblicke in diese versteckte Welt. Mit erstaunlicher Offenheit spricht sie über ihre eigenen Erfahrungen mit Plattformen wie Tumblr und Instagram, wo Depressionen, Magersucht und selbstverletzendes Verhalten nicht nur diskutiert, sondern oft glorifiziert werden.

Besonders alarmierend ist ihre Schilderung der "epidemischen Verbreitung" selbstverletzenden Verhaltens unter Gleichaltrigen und wie soziale Medien dazu beitragen können, dass psychische Probleme zu einem identitätsstiftenden Merkmal werden. Als jemand, der selbst erst im Erwachsenenalter eine ADHS-Diagnose erhielt, bietet Zoe wertvolle Perspektiven darauf, warum neurodivergente Jugendliche besonders anfällig für diese Online-Dynamiken sein können.
Unser Gespräch berührt auch die Frage der Verantwortung: Warum fällt es Jugendlichen so schwer, sich Eltern oder Lehrkräften anzuvertrauen?
Welche Rolle können und sollten Schulen bei der Unterstützung psychischer Gesundheit spielen? Und wie können wir als Erwachsene Vertrauen aufbauen und einen echten Unterschied machen – manchmal einfach durch das Stellen der richtigen Fragen?

Diese erste Hälfte unseres Gesprächs mit Zoe öffnet ein Fenster in eine Welt, die für viele Erwachsene unsichtbar bleibt, aber für das Wohlbefinden unserer Kinder entscheidend ist. Hören Sie zu, lernen Sie und finden Sie Wege, echte Verbindungen zu den jungen Menschen in Ihrem Leben aufzubauen.

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Liebe Grüße,
deine Corina

Speaker 1:

Musik. So also, einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich euch allen. Guten Morgen, frau Elfe. Hallo, da bin ich. Da bin ich Ja, vielen, vielen, vielen lieben Dank für alle lieben Rückmeldungen, die durch die letzte Folge so zu mir gekommen sind.

Speaker 1:

Das war richtig schön, auch einfach mal ein paar Menschen, die diesen Podcast hören, so irgendwie sichtbar zu haben. Durch Nachrichten, die man dann bekommt, merkt man irgendwie, dass es auch Menschen gibt, die sich das anhören, und ja, das hat gut getan, Das war irgendwie schön, das einfach mal zu erleben, wie das so ist, wenn die Leute sich melden, die da auf der anderen Seite sind. Ja, ich darf euch heute eine ganz besondere Folge mitgeben. Ich habe die wieder in zwei geteilt, weil es einfach ein langes Gespräch war. Das heißt, ihr hört heute Gesprächsteil 1. Ich spreche mit Zoe.

Speaker 1:

Zoe und ich wir kennen uns tatsächlich durch eine Beratung, die wir mal miteinander gemacht haben. Aber was für mich unverhofft wir hatten das überhaupt nicht vorgehabt, darüber so intensiv zu sprechen Für mich war unverhofft dann plötzlich ein Thema sehr präsent, bei dem wir dann ein bisschen geblieben sind, und zwar waren das Internetforen beziehungsweise Social Media und Mental Health bei Jugendlichen, weil ich bin mir sicher, viele von euch Eltern, aber auch viele von euch Lehrkräften haben schon mitbekommen, dass Kinder und Jugendliche eben über Social Media sich also gerade junge, weiblich sozialisierte Menschen sich da Unterstützung holen im Bereich Mental Health. Und diese Unterstützung, die gebe ich jetzt hier in Anführungsstrichen rein, weil es ja nicht wirklich eine Unterstützung ist, sondern sie fühlen oder sie finden einen Teil ihrer Identität durch so Seiten, auf denen über Depressionen gesprochen wird, über das Körperbild, über Magersucht, über einfach etwas, was im Zusammenhang mit Mental Health steht und was sie dann vereint. Und was für mich wirklich neu war wie sieht es da eigentlich aus in diesen Räumen in Anführungsstrichen, wo diese Jugendlichen unterwegs sind? Und wie kommt es zu diesen Massenphänomenen in Anführungsomenen, dass dann eben in einem Jahrgang plötzlich ganz viele junge Mädchen ganz viel über Selbstmord sprechen, über selbstverletzendes Verhalten und auch sehr viel selbstverletzendes Verhalten zeigen?

Speaker 1:

Und ja, zoe ist Anfang 20 und kann uns deswegen einfach einen ganz anderen Einblick geben in diese Welt als mir. Das vorherischenwelt ist Eine Zwischenwelt zwischen den SchülerInnen, mit denen wir arbeiten, und unserem eigenen Leben, in dem wir sind als Eltern, weil wir dann doch zumindest meistens über 24 Jahre alt sind. Ja, und jetzt gebe ich einfach ab. Ich wünsche euch ganz, ganz viel Spaß mit Teil 1 und freue mich, euch Zoe vorzustellen. Hi Zoe, schön, dass du da bist. Hallo, schön wieder mit dir zu sprechen.

Speaker 1:

Wieder ist schön. ja, weil wir zwei kennen uns tatsächlich schon aus einer Beratung raus, und ich freue mich jetzt ganz arg, dass du deine Geschichte erzählst, denn es gibt sehr, sehr viel zu berichten. Wir starten mit, was ganz Besonderem Du bist in deinem Studium wieder zurück in deine alte Schule gekommen, und zwar als Lehrerin.

Speaker 2:

Erzähl uns mal wie das war Das war eine wilde Geschichte, jetzt eine große Bereicherung, aber auch Herausforderung. Und jetzt bin ich wieder raus aus der Schule, seit Februar ungefähr.

Speaker 1:

Also du bist noch im Studium. Aber diesen Zusatzjob, nebenher als Lehrerin tätig zu sein, das hast du gekündigt.

Speaker 2:

Ne, Genau, ja, also ich habe. Damals war ich gerade mit der Bachelorarbeit fertig und habe dann von meiner ehemaligen Kunstlehrerin die Anfrage bekommen, ob ich da Interesse hätte, eben an meiner alten Schule eine Kunstlehrerin zu vertreten, die so dauerhaft krankgeschrieben war, und habe dann relativ spontan und mit relativ wenig Vorbereitung auch mich das erste Mal dann vor einer Kunstklasse gestanden, anfang 2023. Und ja, bin dann da reingestartet in diesen Quereinsteiger-Job in Bayern an der Schule und vor allem eben an meiner alten Schule, in den Kunstzellen, in denen ich selber auch Kunstunterricht hatte, und ja, so ist es losgegangen, in den Kunstzellen, in denen ich selber auch Kunstunterricht hatte, und ja, so ist es losgegangen.

Speaker 1:

Wie lange warst du weg von der Schule? Also wie lange war die Zeitspanne zwischen du warst Schülerin und du warst Lehrerin?

Speaker 2:

Fünf Jahre war ich weg tatsächlich. Also, ich bin gar nicht so weit weg zum Studieren gegangen. Also ich habe Kunstgeschichte studiert, also auch gar kein Lehramt, und mein Bachelor war auch noch nicht ganz fertig, als ich an der Schule war, also wirklich Quereinsteigerin, und habe da jetzt in den letzten Jahren irgendwie diesen Bachelor gemacht. Ein bisschen chaotisch ist das auch verlaufen, aber bin da mit meiner Kunstlehrerin in Kontakt geblieben, die auch eben wusste, dass ich nach wie vor selber kreativ bin und in meiner Freizeit viel male und mich da auch in meinem Studium mit so Partizipation und sowas viel auseinandersetze.

Speaker 2:

Und dann war das irgendwie so der Weg, da reinzugehen irgendwie so der Weg, da reinzugehen Okay ja, und wie ging es dir da so in dieser Rolle, in dieser neuen, aber in der alten Schule? Das war also jetzt rückblickend nochmal merke ich erst, was das eigentlich für eine Nummer war, die ich mir da so aufgehalst habe, auch weil doch einige Themen aus der Schulzeit und irgendwie so unaufgelöste Sachen dann doch nochmal mehr an die Oberfläche gekommen sind, und ich habe zum Glück schon deinen Podcast gehört damals. Also, ich habe zum Glück schon deinen Podcast gehört damals, was mir sehr geholfen hat. Ich habe Lust, beziehungsarbeit mit den Kindern zu machen und kreativ zu sein und so kreativ zu sein, wie das auch mir Spaß macht, und mich jetzt eben nicht so streng an Regeln zu halten.

Speaker 2:

Als Quereinsteigerin konnte ich in diesem Kunstfeld auch wirklich irgendwie machen, was ich will, das war gut. Konnte ich in diesem Kunstfeld auch wirklich irgendwie machen, was ich will? Das war gut. Aber so dieses wieder in diesen alten Gängen unterwegs zu sein, plötzlich den Schlüssel aber zu haben, also ich kann auf die Lehrerin Toilette und ins Lehrerzimmer, was neu war, das war ein spannender Perspektivwechsel, aber vor allem eben auch alte Lehrkräfte wiederzutreffen, und ich hätte mir von vielen, um ehrlich zu sein, glaube ich, mehr erwartet und war so ein bisschen enttäuscht an manchen Stellen, dass die so ja vielleicht auch nicht mehr auf mich zugekommen sind. Aber es hat sich alles dann entwickelt, und im Kunstkollegium waren wir zu dritt und sind dann da ein bisschen abgeschieden auch gewesen vom Rest der Schule. Das war dann eigentlich ganz entspannt. Aber trotzdem habe ich mittendrin eigentlich wenig gemerkt, wie vielseitig, herausfordernd auch diese ganze Geschichte ist. Das fällt mir erst jetzt im Hintergrund, also im Nachhinein, noch mal auf, wie überfordert ich auch war zwischendurch.

Speaker 1:

Ja, das sind jetzt total viele verschiedene Perspektiven. Also, wir haben einmal das Arbeiten als Lehrerin im Bereich Kunst, wo du ja auch weißt, dass neurodivergente Kinder und Jugendliche, junge Erwachsene, die du da begleitet hast du hattest eine sechste Klasse begleitet, soweit ich weiß, also hatten wir eher Kinder, die du betreut hast.

Speaker 2:

Dass, die sich da auch austoben können, wenn die nicht so diese krassen Schranken und nicht so diese krassen Vorgaben kriegen.

Speaker 2:

Und ich hatte immer den Eindruck, wenn du berichtet hast, das war so der Aspekt des Berufs, der dir total viel Freude gemacht hat, punkt, wo ich schon auch nochmal so Selbstwirksamkeit nochmal anders für mich irgendwie erlebt habe, diese Herausforderung so mit so okay, ich stehe jetzt dann das erste Mal vor so 25, 30 Kindern, und die hören mir dann alle zu im besten Fall, und ich mache dann mit denen irgendwie Projekte auf die, die sich hoffentlich einlassen.

Speaker 2:

Natürlich am Anfang ein bisschen gruselig, und dann aber also eigentlich hat es sich nur als etwas Positives erwiesen, weil ich da mit unterschiedlichen Projekten, also mit ganz einfachen Sachen, wo man einfach kreativ anfangen kann, ohne sich viel zu überlegen, davor, aber auch so ein bisschen komplexere Sachen, wo ich vor allem immer viel Skizzen gemacht habe, mit den Kindern auch so in so Prozesse gegangen bin, die eigentlich alle dann funktioniert haben, und ich das auch geschafft habe, dass eigentlich immer eine Arbeitsatmosphäre im Klassenzimmer war, in denen sich ja, ich würde sagen, schon der Großteil eigentlich wohlgefühlt hat, und ich glaube, es gab mal Kinder, die zwischenzeitlich mal kurz überfordert waren, aber das haben wir dann auch irgendwie meistens geregelt, und ich glaube, dem kommt man nicht aus, vor allem zu einem bunten, kreativen Fach.

Speaker 1:

Das passiert dir einfach immer. Es gibt ja natürlich auch Menschen, denen Kunst jetzt an sich nicht liegt, und für die ist es auch wichtig, dass die einen ganz engen Rahmen bekommen. Und ich glaube, dass das gerade in Kunst extrem schwer ist, da den Rahmen so vorzubereiten, dass da jeder sich irgendwie findet und auf seine Art auch austoben kann, und dass das aber halt dann trotzdem etwas ist, was am Ende eine Quereinsteigerin ja auch keine Begleitung bekommen von irgendjemandem, wie man das zu machen hat. Du hast es halt einfach irgendwie gemacht, und dafür hat es ja wirklich ganz gut funktioniert. Ja, jetzt war es aber trotzdem so, dass du dich in deiner Rolle stark verunsichert gefühlt hast. Das war so ja auch der Grund, weshalb du damals gesagt hast ich möchte ganz gerne mich mal von dir beraten lassen, wie ich damit umgehen soll, mit meiner Unsicherheit. Kannst du jetzt im Nachhinein konkreter erkennen, worin die lag oder woher die vielleicht auch gekommen ist?

Speaker 2:

Ich habe schon einfach so ein allgemeines Thema mit Perfektionismus und Erwartungen, und das war auch in diesem Kontext einfach was, was für mich ganz schwierig war. Also ich bin da zurück an meiner alten Schule mit Lehrkräften, die ich früher als Lehrer und jetzt als Kollegen irgendwie kenne, und da in diesem Raum irgendwie so klar für mich rauszufinden, wie genau kann ich mich hier positionieren, was sind jetzt hier auch so meine Werte und meine auch vielleicht roten Linien, um mich rauszufinden, wie genau kann ich mich hier positionieren, was sind jetzt hier auch so meine Werte und meine auch vielleicht roten Linien, die mir ganz wichtig sind? was ist mir wichtig, wenn ich mit anderen Lehrkräften über Kinder rede, zum Beispiel und sowas? wie will ich da einstehen für die? Und da aber dann immer wieder konfrontiert zu sein mit diesem ich bin ja irgendwie die Jüngste, also ich habe kein Lehramtsstudium, was wahrscheinlich dann damit auch nochmal man erkennt mich vielleicht auch gar nicht immer unbedingt als Erwachsene, wenn ich da mit den Kids irgendwie unterwegs bin, bin.

Speaker 2:

Und dann habe ich schon Sachen, die mir eben sehr wichtig sind, also wo ich sage, ich habe auf gar keinen Fall Lust, kunstunterricht zu machen, wo ich die Kinder anschreie, damit die ja auf jeden Fall ruhig sind, und heftige Strafen rausgebe, wenn irgendjemand nicht spurt, sondern dass ich das eigentlich anders machen will, und dass das dann mit diesen Ansprüchen so an mich selber Ganz schwierig war, auch mir Hilfe zu holen, konkret für Themen, was dann vielleicht inhaltlich oder Projekte anging, wo ich Unsicherheiten hatte, wo es vielleicht manchmal einfache Nachfragen gewesen wären, und in meinem Kopf gleich wieder so oh Gott, da muss ich mich jetzt rechtfertigen, dafür, das muss ich erklären. Ich muss dann dafür kämpfen, dass ich jetzt sage nee, ich bin schon der Meinung, dass ich das gerne so machen würde, und da bin ich einfach oft in so Gedankenspiralen dann unterwegs gewesen, wo ich da eigentlich dieses in der Schulzeit damals mit so einem naja, wenn ihr Fragen habt, könnt ihr jetzt Fragen stellen, und dann wird noch im Nachhinein ich habe euch ja die Möglichkeit gegeben, ihr habt keine Fragen gestellt noch hinterher geschossen, und ich mir damals schon immer dachte du, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen muss, um zu erklären, was ich jetzt wissen will, um da potenziell eine Antwort zu bekommen, die mir auch hilft, nämlich das ja dann auch total verunsichert, wenn ich jemanden nach Hilfe frage und die Person sich zwar Mühe gibt, das mir aber gar nichts bringt, weil ich danach immer noch genauso verunsichert bin. Und das waren schon so Punkte, wo es auch dieses Vertrauen dann zu haben, dass ich jetzt mit jemandem spreche über meine themen und mein gegenüber, nimmt mich ernst in dem, wie ich auch jetzt auf kinder schaue und auf meine eigene schulzeit schaue, war schon auch herausfordernd. Da hat es mir dann wirklich gut getan, mit dir in diesem beratungsgespräch auch noch mal so themen zu reflektieren, weil ich wusste, dass einfach dieses adhs thema was ist, wo ich mich mit dir zum beispiel einfach austauschen kann und ja auch ganz viel mitgenommen habe schon aus seinem podcast, wie ich damit mir selber umgehen kann und mit anderen umgehen kann.

Speaker 2:

Wo ich mich aber nicht austauschen konnte jetzt mit KollegInnen, die von dem Thema noch nicht viel mitbekommen haben, teilweise eigene Vorurteile haben, denn als erste Reaktion gleich oh Gott, da nimmst du aber keine Medikamente oder irgendwie sowas, wo ich immer mehr in so einen Rückzug einfach gegangen bin und gemerkt habe, ich, es ist, ich müsste jetzt, ich muss ganz viel verteidigen irgendwie und kann da nicht einfach so sein, Und das war so mein Dilemma irgendwie.

Speaker 1:

Dann Ja, also es war deine eigene Rolle als ehemalige Schülerin, die eben nicht gesehen wurde, und ich glaube, das ist wirklich wichtig, dass wir da jetzt auch gleich nochmal intensiv reingehen, dass wir deine eigene Schulzeit auch nochmal anschauen und wie so deine Beziehung zu den Lehrkräften gewesen ist im Hinblick auf die Unterstützungsbedarfe, die du gehabt hättest und auch geäußert hast. Also ihr seid ja durchaus auch als Clique mal Hilfe suchen zu den Lehrkräften gegangen, aber habt halt diese Form der Hilfe, die ihr gebraucht hättet, einfach nicht bekommen, und dann hast du dieselben Menschen vor dir sitzen, bist wieder natürlich die Jüngste, aber sollst plötzlich auf einer Ebene mit denen sein und vielleicht auch eine Meinung vertreten, die die nicht haben. Das war so ein riesen Dilemma.

Speaker 2:

Lehrkräften zu tun hatte, also jetzt vor allem die, mit denen ich damals gut so auf einer Wellenlänge irgendwie geschwungen bin. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass da vielleicht auch einfach ein ADHS, irgendwie Neurodivergenz im Hintergrund ist und ich mich deswegen auch mit dieser Person verstanden habe, deswegen in diesem Unterricht funktioniert habe, dass aber dann zum Teil leute sind, die sich nicht mit einer eigenen diagnose irgendwie auseinandersetzen irgendeine art, und das dann auch immer schwierig ist.

Speaker 1:

Mit diesem jahr war das ist doch normal problem vielleicht, aber ich erlebe das tatsächlich am allermeisten von Menschen, die dann trotzdem was erreicht haben, die irgendwie gut durchgekommen sind. Das geht gar nicht darum, ob die unterwegs viel Schmerz erlebt haben, weil den steckt man ja gerne weg. Das ist das, was wir Menschen halt tun. Wir vergessen ja auch, wie schmerzhaft und schlimm Sachen für uns gewesen sind, sondern es geht dann nur noch darum, guck mal, ich bin ja hier gelandet, und ich habe das doch irgendwie hingekriegt, und dann möchte man irgendwie gar nichts davon hören Und dass es aber halt viele Menschen gibt, die haben vielleicht dieselbe Diagnose, aber einen viel höheren Unterstützungsbedarf. Die kommen aus unterschiedlichsten Gründen eben nicht so gut klar. Es kann auch sehr viel mit dem Elternhaus zu tun haben oder mit den Lehrkräften, die man hat, mit der Schule, mit dem Bundesland, in das man gegangen ist Jetzt warst du in Bayern, bayern ist ja jetzt auch nicht unbedingt bekannt dafür, sehr gut mit ADHS klarzukommen und offen zu sein. Interessant, und zwar die Schulart Gymnasium. Das muss man einfach auch dazu sagen.

Speaker 2:

Interessanterweise auch ein musisches Gymnasium, wo ich also ich war auch anfangs am musischen Zweig und habe Geige gespielt, und was ich aber dann ich glaube, ich bin mir gar nicht mehr sicher, aber ich glaube, in der siebten Klasse hin habe ich das dann abgebrochen, weil mir da der Druck zu groß war. Ich hatte noch einen in der Klasse, der auch Geige gespielt hat, aber schon seit er klein war, und hat sehr gut Geige gespielt, und das waren dann so Situationen für mich, wo ich gemerkt habe, ich kann das nicht, ich höre nicht, ob meine Geige verstimmt ist oder nicht, der andere ist so gut, ich muss, wenn ich am musischen Zweig bin, so viel Musik machen. Ich muss vorsingen, ich muss vorspielen vor der Klasse. Da habe ich mich dann aus so praktischen Gründen für den wirtschaftlichen Zweig entschlossen. So finde ich es aber rückblickend auch schade, weil meiner Meinung nach da auch die Chance verpasst wurde, meiner Meinung nach da auch die Chance verpasst wurde, ein bisschen sensibler und konkreter nochmal auf mich einzugehen, weil ich rückblickend mir denke, ich war einfach viel zu gestresst, um bei so einem Musikinstrument auch für mich den Wert zu sehen. Das hat da gar nicht funktioniert.

Speaker 2:

Rückblickend checke ich aber auch jetzt okay, musisches Gymnasium in Bayern bedeutet ganz schön privilegierte Schule, also ganz schön viele MitschülerInnen, die aus wirklich privilegierten Verhältnissen kommen, was bei mir eben nicht der Fall war und mir aber damals auch nicht bewusst war, dass das was ist, was mich auch noch zusätzlich trennt da irgendwie von dem, wie es dann einfach vielleicht laufen könnte.

Speaker 1:

Ich kenne das ja selbst auch aus meiner eigenen oft dazu geführt, dass ich gedacht habe na das, was der da leistet, oder das, was die da kann, das werde ich nie können. Also wird auch eine Lehrkraft nie so über mich sprechen und mich auch gar nie so in den Fokus nehmen. Das ist echt ein Thema. Das ist echt ein Thema, lehrerin, und was dich da so beeinflusst hat, und würde mal mit dir gerne rückwirkend in die Schule gehen, als du in der Schule gewesen bist, hattest du keine ADHS-Diagnose, richtig?

Speaker 2:

Ich habe jetzt vor drei Jahren ungefähr, glaube ich, bekommen die Diagnose und bin auch selber in Therapie gegangen. mit irgendwie 21, 22 habe ich mich da zu entschlossen. Aber mir war schon ganz lange irgendwie klar, dass es wahrscheinlich mal Sinn macht, dass ich vielleicht zu einer Therapeutin oder so gehe, weil wir also damals ich bin also ich habe angefangen, Casper zu hören, den Musiker mit so zwölf Jahren, das ist dann manchmal vielleicht schon so ein kurzes, Das hat auch. ja, der hat viele Gefühle auch, die ich damals irgendwie dann schon hatte so irgendwie in Worte gefasst oder da irgendwie so einer Verzweiflung, irgendwie so, das so ein bisschen in Songs ausgedrückt, weil wir schon damals eine eher so eine depressive Clique waren in der Schule, ich und meine Freundinnen Also so diese Zeit, als irgendwie Tumblr groß war und da irgendwie ganz viele Menschen über Depressionen gesprochen haben, online, aber halt eher in so einem Kontext, wo man das verherrlicht.

Speaker 2:

Ich habe auch Freundinnen gehabt, die eben stark magersüchtig waren und da auch online in Soforen unterwegs waren und also auch niemand der Erwachsenen eigentlich gecheckt hat, was bei uns im Internet los ist, also was wir da sehen. Aber also, angefangen mit dieser Zeit habe ich mal auch einen Test gemacht, ob ich depressiv bin. Ich habe auch eine Zeit lang mich da selbst verletzt und dann auch zu Borderline-Tests gemacht und alles Mögliche Und mich auf jeden Fall schon früh zu so Themen online eingelesen, aber nie so richtig 100% das ja so gesehen. wo könnte ich jetzt wie Hilfe bekommen? also wie, was würde jetzt da passieren, wenn ich zu einem Arzt gehe? Ich hatte dann eher mal, glaube ich, mit 15, 16 irgendwann dieses Ding. ich dachte ja, wenn ich dann ausgezogen bin und meine Eltern das nicht mitbekommen, dass, dann mache ich das vielleicht schon mal. Und jetzt mittlerweile habe ich mit meinen beiden Eltern da sehr oft drüber gesprochen, Und das ist ein Prozess, wo ich zum Beispiel meine Mama auch ein bisschen mitgenommen habe, die dafür auch sehr offen war. Aber es ist schon irgendwie so eine lange, schwierige Geburt gewesen.

Speaker 1:

Verstehe, da kannst du uns vielleicht auch tatsächlich noch mal ein bisschen mitnehmen. Du bist bist ja schon nochmal einiges jünger, als ich das bin. 30 bist du noch nicht bis Ende 20. Wie viel, 24.

Speaker 1:

Gerade, und da würde ich glaube ich, wirklich ein ganz großes Ausrufezeichen hintendran setzen, gerade junge Mädchen in Foren geholt werden, wo über psychische Erkrankungen gesprochen wird und wo dann auch so eine Dynamik entsteht, dass man sich dann auch plötzlich zugehörig fühlt, wenn man dieselbe Symptomatik hat und dieselben Probleme hat und irgendwie da auch nur die genauso unterwegs sind, und das belastet meine Söhne sehr. Deswegen fände ich das sehr schön, wenn du mal ganz kurz beschreiben kannst, wie man denn da so reinkommt und was dann da so geredet wird und was dann in dir auch passiert ist oder in dir und in deinem Freundeskreis auch passiert ist mit diesen Foren.

Speaker 2:

Also so finde ich es einfach jetzt rückblickend auch krass, diese Zeit von 2012, ab da irgendwie dieses Internet, das da irgendwie gerade entstanden ist, und Instagram und sowas. Dieses Internet, das da irgendwie gerade entstanden ist, und Instagram und sowas ja alles auch irgendwie relativ neu oder so dieser Zugang, dieser einfache Zugang relativ neu, und dass es ja da einfach so eine statistische Welle auch irgendwie gibt an jungen Mädchen, die in dieser Zeit irgendwie hart depressiv werden oder halt alle möglichen psychischen Probleme irgendwie da auch im Zusammenhang damit entstehen. Und das war damals bei uns so ein. Ich weiß gar nicht mehr genau, ob wir dann alle irgendwie also es gab halt diese Seite, dieses Tumblr, wo man irgendwie Posts erstellen konnte, seine eigene Seite kuratieren konnte, wo es jetzt gar nicht so explizit nur so ein Chatforum war, sondern wirklich dieses auch ästhetisch. Also man hat dann da Bilder von Sonnenuntergängen und ein bisschen edgy aussehenden Girlies bis hin zu selbstverletzendem Verhalten auch Und halt so diese Verherrlichung von so ja dieses verzweifelt mit der Welt sein irgendwie, und dieses weiß ich nicht so ein leerer Gefühl und so.

Speaker 1:

Das hat man alles gesehen und auch gelesen. Also war das dann schon wie ein Instapost, so ein Bild und dann ein Text dazu.

Speaker 2:

Ja, das waren von Gedichten, von persönlichen Berichten hin zu wirklich ästhetischen, schönen Fotos, aber auch Fotos, die einfach dokumentieren. Und dann, als ich 14, 15 war, in dem Zeitraum ist es losgegangen in meinem Freundeskreis, dass da mehrere Freundinnen von mir in so eine Magersucht abgerutscht sind, auch eben, und dann da auch in so Instagram-Foren also dieses ProAnna hieß das oder heißt es wahrscheinlich auch noch, was ja mittlerweile gesperrt ist. Also man kann das auf Instagram gar nicht mehr suchen. Da kommt dann so ein kurzer Text, dass, wenn man eben psychische Probleme hat, dass man da irgendwie sich an Stellen wenden kann, so im weitesten Rahmen unter diesem Hashtag, die sich im positiven Sinne über ihre Essstörungen ausgetauscht haben, wo Tipps weitergegeben worden sind und wo das, angefangen von so einem hey, hier ist eine Inspiration dafür.

Speaker 2:

Also du kannst dir irgendwie so ein Moodboard machen mit Zielen und keine Ahnung, was, wo du vielleicht hast hey, ich will auf ein Konzert gehen, ich will gerne diese Kleidung irgendwie so, diesen Klamottenstil vielleicht haben, und dazu, für diesen ganzen Lifeset, braucht es dann aber auch diesen Körper mit dann Trends wo mit wie weit müssen die Oberschenkel auseinander sein? noch wo Bodychecks, checks, also, wo junge mädchen jeden tag mindestens ein bild irgendwie von ihrem körper hochladen und genau zeigen, wo was vielleicht ein bisschen weniger oder mehr geworden ist, und das also wirklich auch, dass ich rückblickend auch nochmal zu dem Ganzen nochmal so als extra bedenke ich finde es wirklich dieses, wie viele Fotos da online gelandet sind von Minderjährigen, die sich ja fast nackt gezeigt haben, auch um darüber zu sprechen, dass sie es jetzt geschafft haben, die letzten drei Tage gar nicht zu essen, und da irgendwie ganz stolz auf sich sind, geschafft haben, die letzten drei Tage gar nicht zu essen, und da irgendwie ganz stolz auf sich sind, und jetzt verspüren sie irgendwie vielleicht ein Hungergefühl. Aber das lässt sie jetzt irgendwie zeigt ihnen eher, wie stark sie sind. Und das ist auch so, dass ich selber bin nicht. Also ich war nie jetzt so anorexisch.

Speaker 2:

Ich würde sagen, ich habe auch erst gestörtes Verhalten, war aber eher immer so ein bisschen zu dünn und hätte gern ein bisschen mehr gewogen und habe das aber trotzdem alles konsumiert. Also dieses ich habe mich informiert darüber, was schaut meine beste Freundin da irgendwie an online und habe das auch alles gelesen und da nie wirklich eine erwachsene Person gehabt, um sowas mal einzuordnen oder da mal irgendwie drüber zu sprechen. Aber dann eben auch mit der Erfahrung, als wir dann versucht haben, als es bei einer Freundin eben sehr besorgniserregend war mit der auch im Körpergewicht. Die hat das ja auch online gepostet, wie viel sie wiegt. Das heißt, wir wussten schon, dass das auch lebensgefährlich ist.

Speaker 2:

Irgendwo Haben wir da versucht, mal auf einen Lehrer zuzugehen, und der hat rückblickend auch einfach das nicht gesehen und auch nicht sehen können, wahrscheinlich, was das für eine Gefahr ist und wie wichtig das gewesen wäre, in so einem Moment wirklich einfach eigentlich großflächig aufzuklären, mit uns zu sprechen und uns da richtig ernst zu nehmen. Aber ich würde jetzt auch sagen, rückblickend, man hatte einfach kein Wissen gehabt, und es war zu kompliziert, und aus dieser Angst, dass man sich jetzt hier irgendwo reinbewegt, was man dann gar nicht mehr handeln kann, hat man einfach weggeschaut, weil es einfacher war, und es war aber schon. Also ich habe mal von einer Bekannten gehört, dass die auch bei denen so Selbstverletzendes Verhalten so ein Thema war an der Schule. Es hat so angefangen, und die ist direkt angesprochen worden von dem Direktor tatsächlich, weil die da zufällig mal wegen irgendwas anderem im Büro war, und bei der hat das dann auch aufgehört. Und bei uns war das aber eine Phase, in der sich aus meiner Jahrgangsstufe mindestens zehn Mädchen selbst verletzt haben, auch offensichtlich, und es nie irgendeine Intervention gab von Lehrkräften.

Speaker 1:

Ja klar, das ist ja aber auch ein super sensibles Thema. Man weiß ja als Lehrkraft gar nicht. Also, ich muss gestehen, ich hatte auch schon, natürlich auch schon SchülerInnen, die selbstverletzendes Verhalten gezeigt haben. Ich habe das selbstverletzende Verhalten an sich nicht angesprochen, Ich habe die Person ein bisschen in den Blick genommen. Die haben das auch gemerkt, dass ich da ein bisschen mehr meine Aufmerksamkeit auf sie gerichtet habe, aber natürlich nicht im ich beobachte dich, sondern eher in einem, wenn ich die mal alleine hatte, dass ich sie mal gefragt habe, wie es ihnen denn so geht, was denn so los ist und so. Und es kam bei allen irgendwas raus. Man hat also ich habe für mich immer gemerkt, wenn ich das gesehen habe und wenn ich da sehr sensibel meine Aufmerksamkeit auf diese jungen Menschen gerichtet habe, dass dann irgendwann das Vertrauen von der anderen Seite da gewesen ist, mir zu erzählen, was der eigentliche Schmerz ist. Wir haben nie über das selbstverletzende Verhalten gesprochen, sondern eher über das, was denn so belastend ist, was da so los ist.

Speaker 1:

Ich frage mich nur jetzt, wenn selbstverletzendes Verhalten als Trend in Anführungsstrichen durch so ein Forum entsteht, oder glaubst du, dass sowas nicht einfach entstehen kann, sondern dass das nur die Leute findet, die da auch anfällig für sind, die eben auch so einen Schmerz haben. Das würde mich jetzt interessieren. Also kann sowas auch einfach entstehen, weil es ein Trend ist, weil das alle sehen und weil man dann irgendwie sich auch darstellen kann und so viel Zuspruch bekommt. Ja, du nickst nämlich ganz heftig hier.

Speaker 2:

Also zurückblickend, auch also bei mir. Ich bin das erste Mal selber über das Thema gestolpert in einem Buch, das ich gelesen habe mit elf, zwölf, wo ein junges Mädchen, die irgendwie das auch nicht gut ging, die da irgendwie, ich glaube, bei ihrem Vater oder so irgendeinen Spitzer oder irgendein, irgendwie spitzes Ding hatte, wo die sich dann selbst verletzt hat und das so beschrieben worden war. Das war aber noch gar nicht so auslösend. Das war dann wirklich so ein das auch mitbekommen irgendwie in diesem so Freundeskreis-Kontext, und dann probiert man das mal aus, und es ist gar nicht so ein. Also was ich immer schwierig fand, auch in dem es ist oft so oh Gott, das ist dann dieser schlimme Selbsthass, und ich kann gar nichts mehr fühlen, und jetzt muss ich so aus Verzweiflung gehe ich jetzt irgendwie in die Küche und hole mir ein Messer und tue mir weh. Das ist an den wenigsten Fällen jetzt für mich so dieses Urgefühl davon gewesen, sondern das war weiß ich nicht wie Rauchen vielleicht.

Speaker 2:

Man hat das in der Clique, man bekommt das mit. Irgendwie machen das viele. Wir sind ja eh alle, uns geht es nicht gut, wir sind alle so ein bisschen depressiv und keine Ahnung, und dann kann man das halt mal ausprobieren, und wie viele das gemacht haben in dieser also in so einer weiß ich nicht, sechste, sie Wochen Thema, und dann hat sich das wieder erledigt. Und dann gab es aber auch einige jetzt mich oder auch so ein paar Freundinnen, wo ich das weiß, wo das sich halt gefestigt hat und dann irgendwie fünf, sechs Jahre ging und das so eine Sucht war, die wie im Hintergrund gelaufen ist.

Speaker 2:

Bei mir war das in dieser Phase zwischenzeitlich wie so eine Abendroutine, also auch gar nicht was so Kontrollverlustmäßiges, sondern was, was da einfach für mich mir irgendwie so einen Halt gegeben hat, fast, und das ist eine Riesengefahr, und ich glaube, das ist deswegen auch vor allem, wenn das also ich habe einmal eine Schülerin gehabt, wo ich mir nicht sicher war, weil die auch so irgendwie Kratzer am Arm hatte, und dann habe ich mal gegoogelt, was es so dazu für Informationen gibt, und da war ich schon überrascht davon, dass es einfach für Schulen Präsentationen gibt über epidemische Verbreitung von selbstverletzendem Verhalten und sowas.

Speaker 2:

Epidemische Verbreitung von selbstverletzendem Verhalten und sowas, weil es in dem wahnsinnig ansteckend ist, so in diesem Sinne, dass es irgendwie so ein Outlet gibt, für ich fühle mich nicht gut, ich habe irgendwie so eine Anspannung, ich glaube, vor allem für junge Mädchen, weil wir halt nicht so dieses Risiko. Dann gehen wir jetzt irgendwie raus und prügeln uns erst mal und spielen irgendwie keine Ahnung Fußball und machen was kaputt, sondern irgendwie so dieses nach innen, und dann hat man da so einen ruhigen Weg, so dieses autoaggressives Verhalten heißt es ja, das dann auszureben.

Speaker 1:

Und das ADHS-Gehirn du weißt ja inzwischen, dass du eine ADHS hast das ist halt auch hochgradig anfällig. Adhs-gehirn du weißt ja inzwischen, dass du eine ADHS hast das ist halt auch hochgradig anfällig für. Also süchtig zu werden nach bestimmten Verhaltensweisen, die einen Kick geben, und selbstverletzendes Verhalten gehört da halt nun mal dazu. Also, es ist schon so. Autoaggressives Verhalten gehört auf jeden Fall als mit eines der möglichen Symptome für eine weibliche ADHS im Jugendalter Muss man schon auch wissen.

Speaker 2:

In meinem eigenen Prozess dann das jetzt mit dem ADHS irgendwann für mich selber zu verstehen. Wichtig, weil ich von Lotti, also von alles von Lotti diesen auf Hyperbowl hat diese auf YouTube so ein Video hat, die mitgemacht mit Frag, eine ADHS-Lerin, und hat da ausführlich über ihren Prozess gesprochen und auch darüber gesprochen, dass sie halt auch eine Borderline-Diagnose hatte in ihrer Jugendzeit, auch vor allem begründet mit dem selbstverletzenden Verhalten, was sich bei ihr aber auch so mit dem Erwachsenwerden dann so erledigt hat, fast, und diese Diagnose nicht mehr gepasst hat, bis dann eben dieses ADHS gekommen ist oder diese Diagnose gekommen ist, die dann so viel erklärt hat. Das Video glaube ich zwei Jahre vor meiner eigenen Diagnose angeschaut. Das hat auch noch gedauert dann, aber das hat schon für mich da auch nochmal so dieses erklärt wieso habe ich mich jetzt mit irgendwelchen anderen Online-Tests und den Ergebnissen da nie so wirklich gewusst, was ich mit anfangen kann, weil da irgendwie doch noch so ein Puzzlestück gefehlt hat Und das irgendwie das ADHS auf jeden Fall viel besser erklärt, wie ich da durch die Welt gefahren bin.

Speaker 1:

Ja, er ist auf jeden Fall viel besser erklärt, wie ich da durch die Welt gefahren bin. Weißt du, wie das heute ist, eigentlich? Und mal noch ganz kurz dieses Thema nochmal, dass ich es nachher nicht vergesse.

Speaker 2:

Also, wie sieht das heute aus? Das Tumblr gibt es das noch? Ja, aber ich glaube, ich habe, um ehrlich zu sein, wenig Einblick, wie das bei den jungen Leuten jetzt, ob das auch so genutzt wird. Ich glaube mich nicht, weil es da auch Jugendschutz-Sachen gibt, natürlich. Ich habe aber schon über TikTok auch und sowas mal bei mir auch so Finspo, also Inspiration für Dünnsein und sowas so Sachen reingesehen, Und da müsste man tatsächlich nochmal mit jungen Leuten reden was ich auch spannend fände, mal da nochmal konkreter woran zu gehen.

Speaker 2:

Aber die Sachen sind nicht weg und vor allem also so dieses das gibt's ja alles schon, und das ist ja eine Kultur richtig, die da irgendwie aufgebaut wurde, und dieses, wie schnell gesellschaftlich sich das verbreitet und verfestigt, und was für Hebel da auch dann einfach mitspielen, schwer einschätzbar und fand es auch an der Schule immer. Also habe schon auch gemerkt okay, ich verstehe mehr, was die Kinder reden, weil ich irgendwie TikTok Referenzen raushöre, überhaupt bei irgendwelchen Sachen. Da werden jetzt die anderen Lehrkräfte da sitzen, und ich denke hä, was ist bei denen los? Haben die einen kompletten Knall irgendwie? Was sind das für komische Wörter, wo ich dann schon verstehe, okay, ich habe da schon auch Videos zu gesehen und sowas. Aber so dieses, wie sieht das Internet für jemanden aus, der gerade 13, 14 ist? Ich habe keine Ahnung. Es ist wirklich. Ich kann es null nachvollziehen. Da bin ich ja auch noch nicht so weit weg am Ende, aber es ist großweg.

Speaker 1:

Ich habe einen Sohn, der zwölf ist, der wird jetzt 13. Also ich weiß, wie das Internet aussieht für jemanden, der in dem Alter ist. Ich habe auch noch einen 16-Jährigen, der dann 17 wird. Also es ist halt was anderes, sind andere Themen. Was bei meinen Söhnen wirklich immer wieder Thema ist, ist die AfD und der Rechtsruck. Das ist etwas, was bei Jungen in dem Alter total viel reingespült wird, selbst wenn wir schon mehrfach blockiert haben und immer wieder und unhalt, dieses krasse Bodybuilding, muskelaufbau, wasserfasten, proteine zu sich nehmen, millionär sein.

Speaker 2:

Schlechtes.

Speaker 1:

Frauenbild, also Inselgedanken, dass da so ganz, ganz schlecht über Frauen gesprochen wird. Das sind so die Themen, und die müssen wir auch ganz intensiv begleiten. Also, ich gucke mir dann doch immer mal wieder den Feed an. Bin da dabei, weil das schon echt krass ist, wenn du da nichts mit regulierst, dass die halt dann auch bestimmte Dinge einfach glauben. Das geht total schnell.

Speaker 2:

Das ist auch so. dieses ich weiß nicht, wie das bei deinen Jungs im Gespräch ist, aber ich glaube, dass du da wahrscheinlich eh ganz offen mit denen umgehst oder die auch offener mit dir als wahrscheinlich viele andere Kids, aber dieses, die Kinder da auch wirklich im Gespräch ernst nehmen mit dem. Also ich habe schon noch ein paar Mal bei mir so ein bisschen bei den Kids nachgefragt, so hey, was läuft da, und ich glaube, so Sachen auch wie über Snapchat, wo dann irgendwie komische Kontakte irgendwie stattfinden und sowas, dass man denen auch einfach sagt so ey, wenn bestimmte Sachen passieren oder wenn ihr Sachen seht, die euch überfordern, so in dieses und das auch mal ausformulieren, in was für Richtungen kann das gehen? bitte, kommt da auf mich zu, und wir können mal drüber reden, einfach oder sowas. oder redet mit Erwachsenen drüber, weil es ist so kompliziert. So mir fällt es als erwachsene Person super schwer, so da dahinter zu schauen, was für euch los ist.

Speaker 2:

Aber diese Themen sind eigentlich zu groß für das, dass ihr erst 14, 15 seid, und ich finde es krass, dass ihr damit jetzt schon konfrontiert seid Und mega heftig. aber so erzählt mal davon Und auch so ein. also wenn man das dann schafft mit denen, dass die einem vertrauen, und auch mal so ein bisschen aus dem Nesthäkchen erzählen von so Geschichten, das ist ja, dann merkt man schon, dass die erstens so dieses die Kids sind. alright, die können das schon ganz oft gut einschätzen, aber die brauchen halt jemanden, der sie dann auch nicht verurteilt, weil du auf dieser Plattform warst und du hättest ja sowieso niemals dürfen und keine Ahnung was, sondern so ein, was hast du da gesehen? wie können wir damit umgehen? und wichtig, dass du drüber sprichst, einfach weil das existiert halt, und also so ein Großteil von den Kindern sind einfach alleine mit dem, was sie da so erleben.

Speaker 1:

Ja, und sie erleben es halt trotzdem, und sie sind halt dann, wenn wir es nicht hinkriegen, mit ihnen darüber zu sprechen, dann sind sie einfach allein damit. Das ist einfach so, und mir fällt das nicht leicht. Mir fällt das überhaupt nicht leicht, auf der einen Seite verständnisvoll damit umzugehen, dass das ein Teil des Alltags von meinen Kindern ist, und auf der anderen Seite dann aber zuzuhören, was sie dadurch auch beschäftigt. Also es ist, wir tendieren da schon schnell dazu, ich auf jeden fall dann in so eine verurteilende haltung reinzukommen, und dadurch hören wir dann ja wieder nicht mehr zu. Also ich finde das sehr, sehr wertvoll, was du sagst, vielen dank. Ja, ich habe jetzt gerade auch für mich die idee mitgenommen, da auch nochmal in der Schule im Bio-Unterricht, wo es jetzt dann auch nochmal um den Körper geht und um das Körperbild und unterschiedliche Essstörungen und so weiter, dass man da auch echt nochmal das Internet mit reinholen muss und gucken muss, wie das Internet eigentlich Körperideale darstellt. Und mich würde das wirklich interessieren, was da bei jungen Mädchen im Moment los ist.

Speaker 2:

Ich glaube, das könnte auch wirklich spannend sein, da so einen anonymen Rahmen nochmal zu geben für dieses Sammeln Was nehmt ihr wahr, was beschäftigt euch Was? oder auch so ein worüber wollt ihr worüber sprechen? gibt es dinge im internet zu diesen themen, die ihr vielleicht vorstellen können, wo ihre sachen hat, die spannend sind und so, und diese also das fand ich schon auch spannend. Im kunstunterricht gab es einmal zu einem projekte irgendwie mit zur digitaleer Welt für so einen Kunstwettbewerb und dann zwei Mädchen zusammen so ein großes Bild gemalt haben, wo die so Schulstress dargestellt haben irgendwie, und das war schon krass, was die da für Gedanken irgendwie mit reingebracht haben und so und wie konkret die das auch irgendwie benannt haben, so Themen, und dass man da, dass es schnell ist, weil so auch mit so Körperbildern, dass man da irgendwie als Erwachsener dann von so einem Ding kommt.

Speaker 2:

Ja, ich habe ja gehört, ihr seid im Internet unterwegs, und da gibt es Leute, die sagen, dünnsein ist cool, aber das ist voll die Propaganda und so, und dann fühlen die Kinder sich null ernst genommen. Es ist also ich, ich finde es gruselig, auch vor allem, was bei jungen mädchen abgeht. Ja, schon ist also dieses gesellschaftliche ding, das ist irgendwie so, die gesellschaftsgruppe auch, gerade die echt so ist ganz schwierig hat, so ernst genommen zu werden und gehör so so zu finden, wirklich in dem, was sie brauchen.

Speaker 1:

Ja, und gleichzeitig sind sie super anstrengend. Also man muss es wirklich auch sagen dieser Trend Und ich bin jetzt wieder bei den psychischen Themen, denn ich glaube, die Körperthemen sind, auch wenn nicht ansatzweise in dem Ausmaß, in dem das stattfindet, aber sie sind in unserem Bewusstsein angekommen, dass das ein Riesenthema ist. Es gab ja auch schon genügend Zeitungsartikel, die sich damit beschäftigt haben, mit dem Körperbild, das übers Internet gezeichnet wird, und dass das unsere Jugend krank macht, und so weiter. Was aber schon wieder nicht sichtbar wird, sind die psychischen Themen Und das, was du berichtest. und dann kommen wir jetzt mal wieder zurück zu dir, dass du im Alter von 12, 13, 14 über ein Internetportal gelernt hast, dass du depressiv bist, dass das aber nicht etwas ist, wo man sich Unterstützung holt, sondern dass das offensichtlich eine Identität ist, mit der man sich jetzt auf eine bestimmte Art und Weise verhält, und dass das jetzt irgendwie zu einem Lifestyle wird.

Speaker 1:

Das ist ein Problem, finde ich, und ich bin sicher, das gibt es heute immer noch. Ah, ich wollte noch eine Sache fertig sagen Die sind anstrengend, Das meine ich. Was ich damit meine, ist die reden so viel darüber, sich das Leben zu nehmen, sich selbst zu verletzen, nicht gut genug zu sein, depressiv zu sein. Sie reden so viel darüber, sich in irgendwelchen Gruppen gemeinsam das Leben zu nehmen, dass meine Söhne das kriegen, die die ganze Zeit mit in ihrem Freundeskreis von den Mädchen um sie rum, dass sie das gar nicht mehr ernst nehmen können. Das war bei mir auch damals.

Speaker 2:

Ich habe eine Schulkameradin, die hat mir regelmäßig gesagt, dass irgendwie heute Nachmittag macht sie es irgendwie so. Somit bin ich dann heimgefahren und wusste irgendwie keine Ahnung, was die jetzt macht. Und so dieses richtig ernst nehmen tut man es ja dann auch nicht, weil man aber auch kein Vertrauen darin hat, dass wenn man jetzt irgendwo also wen könnte man denn anrufen? Wer nimmt sich denn diesen Thema so an, dass sich das dann wirklich positiv verändert?

Speaker 1:

Das ist nämlich jetzt genau das Thema. Ich kann ein Beispiel nämlich konkret geben, und dann lasse ich dich wieder. Also mein Sohn hatte eine Klassenkameradin, die hat so viel darüber gesprochen, sich das Leben zu nehmen, und sie hat auch selbstverletzendes Verhalten gezeigt, und es war wirklich also es war belastend für den gesamten Freundeskreis. Und sie war jetzt nicht in einer Clique, sondern sie war tatsächlich alleine und hat das immer und immer wieder gesagt. Und dann ging es los. Dann hat es sich auf eine Freundin übertragen, und die hat dann plötzlich Panik gehabt, dass die sich wirklich was antut. Und dann hat die Freundin wiederum also mein Sohn, der ist halt einfach super sensibel und immer Ansprechperson für solche Leute, der ist immer der sich kümmerer und der Problemlöser in der Clique. Also hat sich die mit den Problemen an ihn gewandt und auch ihm erzählt, dass sie sich das Leben nimmt. Und die andere Freundin hat sich auch an ihn gewandt, sie kann nicht mehr schlafen, sie hat Angst, die wird sich das Leben nehmen, bla, bla, bla. Mein Sohn konnte nicht mehr schlafen.

Speaker 1:

Mein Sohn war wirklich am Rande des Wahnsinns. Der hat nicht gewusst, wie er damit umgehen soll, wie denn auch. Der war 14 Jahre alt. Ich bin dankbar, dass er mir alles erzählt. Ich habe dann einen Schlussstrich gezogen. Ich habe gesagt, ich möchte nicht mehr, dass du jetzt hier mit denen die ganze Zeit in Kontakt bist. Und ich habe die Schule kontaktiert, denn ich kannte ja die Eltern nicht. Ich habe die Schule kontaktiert, ich habe gesagt, hier ich habe einen Sohn, der seit Wochen nicht mehr richtig schläft, der ständig mit mir über Selbstmord spricht, der Freundinnen hat, die sich selbst verletzen und die darüber sprechen, dass sie sich das Leben nehmen wollen, und dass er das nicht klären kann, und dass die Schule doch da jetzt bitte irgendwie entweder die Eltern informiert oder mal sich um dieses Mädchen kümmern soll, weil das geht so nicht weiter. Und die hatten keine Ahnung davon, die hatten in der Schule einfach überhaupt keine Ahnung davon, gar nicht.

Speaker 2:

Ja, Nee, ich wollte auch gerade schon also das Beste an der Geschichte. Also wirklich, ich habe großes Danke und Respekt auch an dich, dass du das alles weißt, weil das ist schon so ein Punkt in diesen Geschichten, glaube ich, der ganz oft halt, also wo das halt niemand Erwachsenes weiß, der sich da auch dem richtig annehmen kann. Meine Mama hat so zum Teil auch Sachen gewusst, weil ich schon auch von dieser Freundin zum Beispiel erzählt habe, aber das war auch ganz schwierig, da ja sich weiter Hilfe zu holen. Ich habe in meinem Kopf gedacht, es bräuchte irgendwie so etwas wie Selbsthilfe-AG für neurodivergente Kinder an der Schule, wo man irgendwie so einen Raum schafft, wo man sagt hey, ja, ihr seid alle debri, und die Welt ist scheiße, und das ist auch echt legitim, weil es ist auch irgendwie gerade sehr perspektivlos.

Speaker 2:

Wenn man so jung ist, fühlt sich das, glaube ich, sehr erdrückend an.

Speaker 2:

Aber so redet miteinander, und also ich könnte mir sogar jetzt so, wie du es schilderst, und wenn ich jetzt so an mich zurückdenke, auch ich könnte mir das schon vorstellen, dass, wenn du jetzt sogar mal irgendwann sagen würdest du öffnest den Raum und sagst hey, lad mal jetzt fünf, sechs von deinen Leuten hier ein, und ich setze mich mit euch an den Tisch, und wir versuchen mal auch irgendwie so ein bisschen Mindmap-mäßig offen zu sammeln was ist da los in dieser Gruppe, was braucht ihr vielleicht an Dingern, dass man da eine erwachsene Person hat, die sagt, ich nehme das jetzt ernst, was bei euch ist, und ich will nicht, ich komme nicht hier rein, um rauszufinden, ja, wen kann ich jetzt hier in die Klinik stecken, oder also so diese Angst halt, dass man auch, dass dann überreagiert wird, gleich, weil ich hatte dann immer gleich so ein Ding, ich würde mich ja nicht wirklich umbringen, und ich würde mir ja nichts wirklich antun, und bei mir ist das selbstverletzende Verhalten.

Speaker 2:

Also, ich habe da auch es ist fast irgendwie absurd, ich habe das so ganz sorgfältig auch gemacht Also ich habe keine so krassen Narben, obwohl ich teilweise schon auch, dass es auch tiefer war, aber weil ich das sehr gut verarztet habe, dann am Ende Also, das war auch so. Ich will nicht in diese Konfrontation eigentlich mit der Außenwelt und trotzdem, wie wichtig so Momente waren, wo ein Erwachsener mal da so ein Gespräch auch mitgeleitet hat und also so ein da irgendwie mit den Jungs auch zu sagen wenn ihr euch das wünscht, können wir das auch mal versuchen, und ich setze mich mal mit dazu und versuche, es ein bisschen offen zu erklären, dass das schon auch Optionen sind, aber es gibt keine wirkliche Blaupause dafür no-transcript.

Speaker 1:

Also, mein Sohn befürchtete dann ja, dass es dann Konsequenzen gibt, dass man jetzt dieses Mädchen unter Umständen in eine Klinik einweist oder dass die Eltern Stress machen, was auch immer, und dass diese Konsequenzen. Die haben ihm so große Angst gemacht, dass er auch nicht wollte, dass man weiß, von wem diese Meldung kommt. Also, das musste dann ganz anonym behandelt werden. Dabei wäre ein ich habe ihm das mehrfach angeboten, ich habe mehrfach gesagt ich möchte nicht, dass du da mittendrin sitzt und dass du dich verantwortlich fühlst, da irgendwas klären zu müssen.

Speaker 1:

Ich rufe die an, ich rede mit der, aber mein Ziel wäre nicht gewesen, die zu therapieren. Das darf ich ja gar nicht, und das möchte ich auch gar nicht. Sondern, mein Ziel wäre gewesen, ihr transparent zu machen, welche Formen von Unterstützung es gibt, und dass es eben auch wichtig ist, sich Unterstützung zu holen, und dass halt Gleichaltrige da eher große Angst bekommen, als dass die wirklich was helfen können. Und ich hätte dann auch meine Grenze aufgezeigt und gesagt ich möchte, dass du jetzt meinen Sohn damit in Ruhe lässt, weil das ihn echt fertig macht. Trotzdem glaube ich ja, dass so ein forum mit so einem ich bin depressiv, und das wird zu meiner identität, so was muss ja auf irgendeinen nährboden fallen, sonst würdest du da wahrscheinlich nicht aktiv werden oder ja, das war schon also diese, also jetzt auch einfach dieses gesellschaftliche Ding, wo man so viel dieses Wegschauen und einfach funktionieren und Leistungsdruck.

Speaker 2:

Und dann waren bei mir zu Hause einfach auch noch Probleme Eltern, die wahrscheinlich auch sehr neurodivergent sind und nicht so viele Ressourcen und Möglichkeiten haben, das auch alles zu sehen, und dann da irgendwie in dieser Welt dann eine Selbstwirksamkeit vielleicht auch zu finden, dieses irgendwie was zu haben für sich selber, und da eine Bewältigung irgendwie. Ja, das ist ja eine Lösung, die einem fast angeboten wird, dann von diesen Räumen so dieses hier kannst du dich ausdrücken, und hier bist du dann auch einfach Teil der Gruppe, weil es dir auch schlecht geht, so ungefähr. Und das da also ich habe rückblickend jetzt auch, bin jetzt neu in so politischem Aktivismus und sowas, und merke aber auch da, ich hätte mir nie zugetraut in der Schulzeit in einem so SMV oder irgendwie auch ich glaube, ich war so zwei, dreimal aufgestellt für Klassensprecherin, so zufallsmäßig aber dass ich da so kampagnenartig rangegangen wäre und gesagt habe, ich will das jetzt hier gewinnen, weil ich habe eigentlich schon irgendwie ein gutes Gefühl für Gerechtigkeit und würde mich da eigentlich gerne einsetzen. Da war ich so weit entfernt davon, für mich da so eine Selbstwirksamkeit zu sehen, dass ich auch, dass es viel einfacher, sich war mit diesen ja depressiven Gefühlen irgendwie zu beschäftigen, an allen Ecken irgendwie Herausforderungen, die ja denen man sich nicht gewachsen sieht, dann auch aus dem Weg gehen und dann da so eine halbwegs ruhige Teenager-Zeit irgendwie in meinem Zimmer verbringen und also viel, dann doch viel Serien geschaut und sowas.

Speaker 2:

Aber so richtig Strategien und Wege finden, wo ich wirklich selbstwirksam sein kann und auch mich gehört fühle, war da schwierig, und ich glaube, das ist schon auch einfach ein gesellschaftliches Ding, wo ich mir auch echt gehört fühle. War da schwierig, und ich glaube, das ist schon auch einfach ein gesellschaftliches Ding, wo ich mir auch echt Sorgen mache, wie es den Kids jetzt geht mit so politischen Dingen, wo in meiner Schulzeit irgendwie alles noch unpolitisch war, was auch scheiße war, wenn man es mal so sagt. Aber jetzt dieser offene Rutsch irgendwie da nach rechts, das nochmal ja, offene Rutsch irgendwie da nach rechts, dass noch mal, ja, noch mal mehr Nährboden für so einen Rückzug und so eine Verzweiflung irgendwie gibt.

Speaker 1:

Und für eine Unsicherheit auch, für eine absolute Unsicherheit, also, weil es ganz wenig neutralen Boden gibt noch. Also du wirst ja sehr schnell, bist du entweder Nazi oder linksgrün versiffte Woke-Sau, aber du bist ganz selten was politisch aktiv in einer neutralen Form, und das ist für. Also ich merke das an der Diskussion mit meinen Söhnen. Der Große kann das deutlich besser differenzieren, aber der kann alles besser differenzieren, der ist ein sehr, sehr differenzierter Mensch. Der Kleine, da merke ich, wie der im Zwiespalt ist Der hat das Gefühl, er muss sich entscheiden, ob er rechts oder links ist, und das ist ein Problem.

Speaker 2:

Mir jetzt in Regensburg habe ich Und das ist ein Problem jetzt auch im letzten halben Jahr Ich war bei Studis gegen Rechts, und dann haben wir bei uns einen gehabt, der zu Studis gegen Rechts eben ein paar Mal gekommen ist, und wir dann waren ey, das ist eigentlich schade, weil der 17, der ist, an der Schule hat, aber da niemanden ist, da ganz alleine und eigentlich sucht der Menschen auch in seinem Alter und haben mir da ein bisschen organisatorisch einfach mitgeholfen. Und jetzt gibt es hier in Regensburg eine Gruppe mit um den 30 SchülerInnen, die sich aus ganz unterschiedlichen Schulen organisieren und zusammentreffen und da gemeinsam irgendwie Demos planen und vor allem aber auch einfach viel Austausch. Und das war schon auch spannend so jetzt mitzuerleben, wo dann dieses also es geht explizit jetzt nicht drum um dieses Linkssein, es ergibt sich halt meistens irgendwie dann aber diese Haltung mit dem ich will. Ich bin betroffen eigentlich auch gerade in meiner Lebensrealität von diesem Rechtsruck, und ich will mich dagegen wehren, und was das aber jetzt in dieser Gruppe schon für.

Speaker 2:

Also für mich ist diese Gruppe schon erfolgreich, weil ich mitbekomme, was da für Freundschaften entstanden sind und Bekanntschaften und was für ein Austausch und Miteinander da einfach stattfindet von Kindern von unterschiedlichen Schulen und so, und das ist schon was, wo ich es sehr schade finde, dass ich in meiner Schulzeit sowas nicht hatte, absolut ja, Absolut Ja mir wünschen würde, dass sowas viel mehr noch jetzt in den Fokus gerückt wird, weil sowas schon, glaube ich, sehr Identitätsstiften sein kann und dann halt in so einer schwierigen Krise irgendwie einem so das Gefühl gibt okay, ich kann da jetzt hingehen einmal die Woche, und dann mache ich da mit Freunden zusammen, plane ich irgendwie Sachen, und ich muss vielleicht nicht mich nur in meiner endlosen Perspektivlosigkeit irgendwie hin und her wälzen.

Speaker 1:

Es gibt ja total viele Menschen, die sagen, schule ist nicht der Ort dafür, sondern das müssen die Eltern. Die Eltern müssen sich darum kümmern, dass sowas stattfindet. Was wäre da dein Argument aus deiner eigenen Biografie raus? das sagt, schule muss eben genau dieser Raum sein.

Speaker 2:

Das finde, ich ist so eine Aussage, die eigentlich nur kommen kann von Menschen, die aus einem sehr privilegierten, ignoranten Umfeld kommen, weil ich weiß, so meine Mama hat irgendwie ganz viel probiert auch und hat auch immer versucht, sich irgendwie Hilfe zu holen und sowas, und trotzdem konnte die das nicht alleine leisten, was da irgendwie vielleicht einfach schon gegeben ist in der Familie, wo jetzt so die ganzen Ressourcen einfach anders sind, und dass da in der Schule eben nicht gesehen wird, an ganz vielen Punkten, mit was für unterschiedlichen Herausforderungen kommen die Kids rein. Also ich, obwohl ich immer irgendwie so die also ich glaube, es ist schon Talent von mir, so dieses bisschen kompetenter wirken, als ich mich fühle, so Ich war immer irgendwie so ein bisschen schlau und sowas, aber dass da meine Punkte, wo ich Unterstützung gebraucht hätte, halt nicht gesehen wurden. Aber ich also so dieses mit dem, dass ich sage, okay, ich bin arm aufgewachsen, also so Geld hat einfach eine riesige Rolle gespielt. Meine Mama hat sich viel Mühe gegeben, dass es nicht so offensichtlich ist für uns, aber das hat mich lange gebraucht, trotz Sozialkundeunterricht und trotzdem, dass ich schon sehr interessiert war immer bei diesen Themen, wie es mit sozialer Determination, alles Mögliche, wie funktioniert Gesellschaft, dass ich für mich diesen Schluss mache, wirklich, ich bin auch arm aufgewachsen, und das hat einen Einfluss darauf, wie ich die Welt wahrnehme, und das ist nicht gerecht so.

Speaker 2:

Also das, was war, und ich meine, das sind so. Skiurlaube und skifahren ist da ja nur so ein kleines thema zum beispiel, an dem es dann nicht verwirrt, aber dass dieses, das ist die aufgabe der eltern. Meine mama hat ganz viel geleistet, und trotzdem hat die einfach nicht Sachen aufholen können, die woanders stattfinden, wo einfach im Haus dann schon vielleicht noch eine Haushaltshilfe mit angestellt ist, die sich um Sachen kümmert.

Speaker 1:

Genau so ist es. Bei uns war nämlich auch niemand da, der uns hätte politisch bilden können oder auch sozial bilden oder der diese psychischen Themen aufgegriffen hätte. Und ich finde auch, dass viele Kinder und Jugendliche zumindest erlebe ich sie so, und so war ich auch Ich hätte das meinen Eltern nicht erzählt, weil die waren so beschäftigt damit, ihr Leben irgendwie geregelt zu kriegen. Ich hätte das nicht gewollt, dass ich denen noch mehr Angst, ärger, sorgen, arbeit mache, und das ist einfach so. Ich weiß, dass das bei dir genauso gewesen ist. Und dann, wer macht es denn dann? Also, wer ist dann Ansprechpartner N für so jemanden wie uns? Und ich würde jetzt mal fast sagen, psychische Themen sind in den allermeisten Familien Themen, die nicht mit den Eltern besprochen werden. Da braucht es jemand Externes. Du kommst aber als 14-Jährige ja nicht in eine Psychotherapie ohne deine Eltern. Also, du musst ja was anderes haben.

Speaker 2:

Aber das war schön auch in der Schule, weil ich da schon so Erlebnisse dann hatte mit meiner siebten Klasse irgendwie, wo dann an einem Tag da war einer, der war so super unruhig, auch der so ein bisschen sehr ADHS-mäßig einschätzen würde, und der war super unruhig an dem Tag. Und dann irgendwann kommt sein bester Freund zu mir ja, frau Mühl, ich muss mit Ihnen sprechen, ich muss mit Ihnen sprechen, was ist denn jetzt los? Okay, ja, wir müssen kurz vor die Tür gehen. Was machen wir jetzt vor der Tür? Dann erzählt er ja so, sein bester Freund also der, der so unruhig ist mit dem, hat jetzt heute, also dem seine Freundin hat Schluss gemacht, und deswegen geht es dem nicht gut, und der ist gar nicht so arschig drauf, sondern der hat halt irgendwie gerade dieses Schema, und das belastet ihn voll, und ich soll da mal mit ihm reden.

Speaker 2:

Dann habe ich da auch mit ihm gesprochen und ihn auch gefragt, und ich meine, ich habe ihm auch nicht helfen können. Aber ich habe ihm auch nicht helfen können, so, aber ich habe nachgefragt und hat so ein bisschen erzählt, und dann habe ich ja immer wieder nachgefragt, auch wenn ich mal irgendwo mit ihm so kurz. Dann einmal sind wir irgendwie von der schule raus gegangen, also irgendwie neben mir bisschen gelaufen, weil ich dann ja, wie geht's dir denn da, wie sieht es so aus, was sich da schon ein bisschen erholt? und die hat sich so ehrlich bedankt bei mir, dass ich nachfrage, weil das niemand macht, also dass ich nur einfach nur frage ja, wie geht's denn dir jetzt so, wie hat sich das entwickelt, dass er auch merkt? ich habe so am Schirm, dass es ihm vor ein paar Wochen nicht gut gegangen ist.

Speaker 2:

Das hat schon was gemacht, und da braucht es aber, glaube ich, mehr diesen Mut und auch dieses Sehen, dass halt so diese Fragen stellen, schon oft so viel mehr bewegen, und man muss dann gar nicht die Kinder therapieren, aber einfach mal als Erwachsene, glaube ich, auch diese Legitimation geben. Das, was du da gerade erlebst, ist voll anstrengend, und das fühlt sich jetzt bestimmt mega scheiße an. Mein erster Liebeskummer war auch blöd, aber jetzt warten wir noch ein paar Wochen, dann geht es vielleicht wirklich vorüber. So, ja, so ist es.

Speaker 1:

Und ich finde das so wichtig, das ist so eine wichtige Funktion, die erwachsene Menschen da übernehmen sollten. Und ich weiß nicht. Ich weiß, es gibt so ein paar Lehrkräfte, die sehen ihren Job wirklich nur als reine Wissensvermittlungsjob. Und selbst da muss ich sagen, wenn du das als reinen Wissensvermittlungsjob siehst, dann ist das auch irgendwie legitim.

Speaker 2:

Das muss dann richtig gut funktionieren. Aber das muss dann richtig gut funktionieren.

Speaker 1:

Also, ich hatte auch so Lehrkräfte, wo ich deswegen richtig also bei denen in dem Fach dann auch gute Noten geschrieben habe, weil das Leute waren, die richtig begeistert sind von diesem Inhalt, den sie irgendwie rüberbringen, die das wirklich selber checken, was sie machen, und die dann einen Weg gefunden haben, das zu vermitteln, Und ob dann also da gab es auch Leute- wie ich sagte, das waren jetzt echt nicht so die Empathie-Mäuse, aber die haben das auf eine Art, und Also, das sind dann nicht die, die dann mit Strafen um sich hauen und jemanden bloßstellen und jemand vor die Türe stellen, sondern die machen halt ihr Ding da und bieten dir an, und dann kannst du da mitmachen oder nicht, und dann funktioniert das auch.

Speaker 1:

Und das wollte ich sagen, ich finde das vollkommen legitim, solange man eben nicht anfängt, mit diesen alten autoritären, ekelhaften Maßnahmen zu reglementieren und auszuschließen und zu strafen, weil dann gehen wir nämlich doch in eine erzieherische Tätigkeit rein. Und sobald wir in eine erzieherische Tätigkeit reingehen, dann braucht es einfach auch genau die andere Seite, nämlich das Hinhören, das Dasein, das Nachfragen, das Interessiertsein. Das ist dann einfach eine Komponente, die dazu gehört, ganz einfach.

Speaker 2:

Das ist mir erst, weil es irgendjemand mal so als Anekdote erzählt hat, jetzt im Nachhinein, dass das irgendwie ganz lustig war, wie ich da am Anfang aufgetreten bin, also dass ich so reingekommen bin mit so einem hallo, ich bin die Zoe, ich komme aus Stahlwagen, ich habe zwei Esel. Vielleicht dann nochmal die Einordnung, dass Leistung nicht so viel damit zu tun hat, wie viel ich wert bin, oder sowas, was das vielleicht noch jetzt so in diesem ganzen Prozess wie läuft so die Schule einfacher gemacht hätte. Also so dieses Basteln und irgendwie Malen und selber was machen können, war schon immer für mich was, wo ich so eine Selbstwirksamkeit auch irgendwie erleben konnte. Und auch ja, also das wurde auch gesehen so von außen, auch in der Grundschule. Auch wenn ich da Probleme hatte, anschluss zu finden, war das dann doch was, wo so die ist, irgendwie bist du verwandt mit Da Vinci oder sowas, und das irgendwie sowas Cooles war, vertraue und glaube, es hilft, es heilt die göttliche Kraft.