Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule

102 - Essen und Trinken im Autismus-Spektrum - Ulrike Funke

Corina Elfe Season 2 Episode 52

Ulrike Funke teilt ihr tiefes Wissen über die autistische Wahrnehmung und erklärt, wie diese das Verhalten beeinflusst – ein Perspektivwechsel, der unser Verständnis von Autismus grundlegend verändert.

• Autismus ist primär eine andere Wahrnehmung, nicht ein soziales Defizit
• Hyposensibilität (verminderte Reizwahrnehmung) wird oft übersehen, ist aber genauso wichtig wie Hypersensibilität
• "Störendes Verhalten" ist meist ein Regulationsversuch – lautes Schreien oder Klopfen kann beruhigend wirken
• Der Kopfbereich ist besonders sensibel und zentral für die Regulation – daher sind Mützen für manche autistische Menschen wichtig
• Gewichtsdecken und Druckinformationen können helfen, müssen aber variiert werden, um wirksam zu bleiben
• Essen und Trinken sind für viele Autist*innen belastend durch die Vielzahl gleichzeitiger sensorischer Informationen
• Schulpausen und Mensa-Situationen können stressiger sein als der Unterricht selbst
• Starke sensorische Reize (scharf, kalt, intensiv) können besser wahrnehmbar sein als sanfte, diffuse Eindrücke
• Regulation vor dem Essen ist wichtiger als starre Regeln beim Essen selbst
• Sicherheit und Verständnis sind grundlegend für positive Entwicklung

Ulrikes neues Buch zum Thema Essen und Trinken im Autismus-Spektrum erscheint im September und bietet praktische Hilfen für diesen oft übersehenen Bereich.

Hier findest du Ulrikes Instagram-Profil und ihre Website mit dem Link zum Buch.


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Liebe Grüße,
deine Corina

Speaker 1:

Bitte nehmen Sie das Übungsbuch auf Seite 38, Unit 4. Lass uns etwas Spaßiges machen.

Speaker 3:

Was hat er jetzt gerade gesagt? Heute werden wir die nächste. Aufgabe anschauen. Was sind sie da ein? Ich muss die Fragen beantworten, und jeder von euch wird mit schreiben. Ein kleines bisschen Angst, dass ich jetzt gleich dran bin. Guck mal den Himmel an, der sieht geil aus.

Speaker 3:

Hallo, einen wunderschönen Tag wünsche ich euch. Heute gibt es eine ganz besondere Folge. Also eigentlich sage ich das jede Woche, aber es ist wirklich so. Ich freue mich immer so sehr. Ihr müsst wissen, das, was ich jetzt sage, sage ich meistens direkt nach dem Gespräch mit der Person, die bei mir gewesen ist, Weil ich mich unwohl fühle, wenn ich das mache, während die andere Person dabei ist, Und gleichzeitig möchte ich das aber auch nicht schon vorher aufnehmen, bevor ich weiß, um was es in dem Gespräch gehen wird. Und deshalb habe ich gedacht oder deswegen mache ich das Ganze immer direkt nach dem Gespräch, und meine ganzen Emotionen, die dann in dem Gespräch so hochgekommen sind, die sind jetzt noch total präsent. Und ja, was soll ich sagen, Ulrike Funke, endlich. Und ja, was soll ich sagen, Ulrike Funke, endlich.

Speaker 3:

Wir haben vor zwei Jahren geschrieben, weil ich gesehen habe, sie kümmert sich auch um das Thema Autismus-Spektrum und Essen. Und ich habe gesagt Ulrike, ich würde so gerne mit dir über einen Aspekt sprechen, der mich selbst persönlich total interessiert. Und sie hat sich sofort bereit erklärt, hat gesagt ja, klar, schreib mich an, wir machen einen Termin aus. Und ich habe es nicht gebacken gekriegt, weil so viel passiert ist in den letzten zwei Jahren. Jetzt endlich, durch einen Zufall haben wir wieder miteinander geschrieben, und jetzt haben wir so spontan echt einen guten Termin miteinander gefunden. Und ja, was soll ich sagen? sie beantwortet nicht nur ein bisschen diesen einen Aspekt, um den es mir da ging, sondern wirklich also so vollumfänglich, so wichtig und gut, all das, was wir rund um das Thema Essen.

Speaker 3:

In der ersten Hälfte geht es vielmehr um Autismus-Spektrum und Schule, um die Wahrnehmung, was das also konkret bedeutet, was die autistische Wahrnehmung dann wirklich mit dem Verhalten zu tun hat und wie wir unterstützend eingreifen können. Sie sagt selbst, sie ist eine Praktikerin, und was soll ich sagen? sie zeigt, dass das genau das ist, was sie ist eine Pra. Alle Infos, die ihr braucht, um Ulrike zu finden. Und jetzt schicke ich euch in diese Folge ganz, ganz viel Freude beim Zuhören und eine wunderschöne restliche Woche. Hallo, liebe Ulrike, Ich freue mich ganz arg, dass du da bist. Hallo, Ich würde von dir ganz gerne jetzt direkt zum Einstieg wissen, wie du Menschen, die wenig über das Autismus-Spektrum wissen, erklärst, was es bedeutet, autistisch zu sein. Ja, gerne.

Speaker 2:

Autismus ist für mich in allererster Linie erstmal eine andere oder eine besondere Wahrnehmung. Ich fange eben nicht damit an, dass es etwas damit zu tun hat, dass vielleicht in der sozialen Interaktion, im Begegnen mit anderen Menschen was anders ist, sondern wirklich erstmal die Wahrnehmung ist anders als bei den anderen Menschen, wobei ich es einfach so sagen möchte jeder Mensch hat eine andere Wahrnehmung. Jeder Mensch hört anders oder findet andere Dinge schön, spürt anders. Dem einen ist bei Temperaturen draußen um die 25 Grad eher zu kühl, dem anderen ist es im Sommer schon viel zu warm, und dem anderen ist es einfach relativ egal. Und wenn wir jetzt eben im Bereich Autismus schauen, da ist es oft so, und wenn wir jetzt eben im Bereich Autismus schauen, seite gibt es auch ganz viele Dinge, ganz viele Informationen, die als sehr belastend, als sehr überfordernd wahrgenommen werden.

Speaker 2:

Und das ist manchmal, wenn ich jetzt von mir als Nicht-Autistin ausgebe, wo ich denke, das ist doch gar nicht so laut, und das ist eben etwas, was im Autismusbereich dann eher etwas ist, wo jemand sagt, es ist so laut, mir platzt der Kopf. Und ich habe jetzt schon gerade gesagt, sehen und hören. Also da ist das auf jeden Fall, dass es eben sehr besonders ist von der Wahrnehmung, dass entweder eine große Überempfindlichkeit oder eine große Unterempfindlichkeit da ist Aber und da werden wir uns heute, glaube ich, ein bisschen mehr noch mit beschäftigen es hat eben nicht nur mit Sehen und Hören zu tun, sondern ganz viel auch mit Spüren zu tun. Wie fühle ich mich, wie nehme ich meinen Körper wahr, wie nehme ich eine Berührung wahr, wie nehme ich einen Stoff wahr, wie nehme ich einen Druck wahr?

Speaker 2:

Und auch das ist eben etwas, was häufig in so Extremen erlebt wird, dass zum Beispiel eine sehr sanfte Berührung, die für mich vielleicht eher angenehm ist, für einen Menschen im Spektrum einem Schmerz gleichkommt, und aber auch genau umgekehrt, dass zum Beispiel eine sehr feste Berührung, was für mich eher unangenehm ist als nicht-autistische Person, für eine autistische Person eher etwas ist, weil, oh, da spüre ich mich, das tut mir gut, und das ist etwas, womit ich entspannen kann oder wo ich einfach mich selber sehr gut wahrnehmen kann.

Speaker 2:

Und das ist für mich so ein bisschen die Grundformel dieses Hören, sehen, fühlen, dass es eben in Extremen ist, entweder besonders sensibel oder eben, dass diese Dinge kaum oder wenig wahrgenommen oder differenziert werden können. Und dann kommen eben so diese klassischen Sachen, dass deswegen vielleicht das Miteinander mit dem Gegenüber anders ist, sachen, dass deswegen vielleicht das Miteinander mit dem Gegenüber anders ist, dass wir uns heute darüber beschäftigen, dass eben Trinken und Essen anders wahrgenommen, anders verarbeitet werden oder verarbeitet wird, ja aber auch eben viele andere Dinge, wie diese Sonderinteressen, vielleicht irgendwelche Bewegungen, die für Außenstehende seltsam erscheinen. All solche Dinge sind meiner Erfahrung und nach meinem Wissen eben sozusagen eine Folge dieser Wahrnehmungsbesonderheiten.

Speaker 3:

Ja mega interessant. Ich habe nämlich das Gefühl, dass gerade das Thema übersensibel reagieren auf einen bestimmten Reiz, dass das etwas ist, was man sich vielleicht noch ein bisschen besser vorstellen kann als Personen, die sich mit dem Autismus-Spektrum jetzt nicht gut auskennt, aber dass es doch auch sehr große Folgen hat für ein Verhalten, dass bestimmte Reize unterrepräsentiert sind, viel zu wenig wahrgenommen werden. Das ist, glaube ich, überhaupt nicht bewusst, was das bedeutet. Gerade im Kontext Schule ist mir da schon einiges bewusst geworden, und ich versuche, da in meinen Fortbildungen auch wirklich darauf hinzulenken. Also, wenn zum Beispiel ein Kind wenig Druckempfindung hat, dann hat das ja absolut eine große Auswirkung auf das Verhalten dieses Kindes. Also gehen wir mal in so ein Grundschul oder ein Kindergartenkind rein. Jetzt hat das eine unterrepräsentierte Druckempfindung. Was kann da alles an Verhalten passieren, was von außen oft als destruktives oder herausforderndes Verhalten eben wahrgenommen wird?

Speaker 2:

Ja, genau, danke für den Hinweis. Also möchte ich eben kurz aufmerksam machen sehe ich ganz genauso, weil wirklich auch in vielen Fachbüchern oder eben auch in vielen Vorträgen wirklich immer nur diese Übersensibilität angesprochen wird, und diese Hyposensibilität, das ist wirklich etwas, was fehlt, und das hat, wie du gerade schon sagst, ganz viele Auswirkungen. Und wenn man jetzt einfach erstmal Druck nimmt, ist es so, wenn ich mich nicht spüre, wenn ich nicht weiß, wo mein Körper endet oder so, oder ich einfach unruhig bin und ich vielleicht eine Berührung, einen Druck suche, damit ich wieder so ein bisschen zur Ruhe komme, reicht das eben nicht. Dass ich wie bei anderen Kindern mich mal vielleicht einfach ein bisschen kurz schüttle oder mir vielleicht mal mit den Händen ein bisschen spiele oder vielleicht mit meinem Radiergummi ein bisschen rumspiele, das ist eben etwas. Wenn ich so hyposensibel auf Druckinformation bin, dann reicht es nicht, sondern, dann könnte es sein, dass, wenn ich in Not komme, wenn ich in Stress komme, wenn ich in Stress komme, wenn ich gerade nicht weiß, was ansteht, dass ich eine starke Druckinformation suche, und ich gehe jetzt mal eben auf die Hände oder die Arme, weil das am einfachsten ist, und dass ich deswegen vielleicht in Erregung ganz fest auf den Tisch trommel, und das ist natürlich etwas, oder ganz fest die Hände aufeinander schlage, und ich bleibe jetzt erstmal bei den Händen, und das natürlich, wenn ich jetzt in der Schulklasse sitze, dass erstmal die anderen komisch gucken, warum zappelt der so rum, warum klatscht der oder klopft der denn so fest auf den Tisch? Aber das wäre jetzt in der Klassensituation.

Speaker 2:

Aber in der Pause könnte es eben sein, dass auch Kontaktaufnahme, dass auch ein ja den anderen sozusagen mit dem anderen in Interaktion geht, genau ähnlich sozusagen sich zeigen kann, dass dann ein Schlagen da ist, ein Treten da ist, ein ganz festes Umarmen da ist, um diese Druckinformation so zu spüren, dass es denjenigen, der sie da gerade tätigt, eben wirklich gut tut. Und ich nehme gerade mal ein Beispiel. Das war jetzt nicht in der Schule, aber ich habe jahrelang einen jungen Erwachsenen begleitet, und das später habe ich mitbekommen, als seine Wahrnehmung sich eben doch durch verschiedene Prozesse einfach verändert hat. Aber als ich mit ihm mit 18 Jahren kennengelernt habe, hat die Mutter gesagt, sie hat regelmäßig blaue Flecke an den ganzen Oberarmen, weil ihr Sohn immer ganz fest sie drückt.

Speaker 2:

Sie hat es ganz am Anfang überhaupt nicht als Annäherung oder als Kuscheln bezeichnet, sondern es war einfach so, der tut mir weh. Sie wollte es natürlich auch nicht unterbinden, aber es war schon etwas, das hat Spuren hinterlassen. Da ist eine mutter natürlich offener. Das wäre jetzt zum beispiel mit mitschüler und mitschülerinnen schwieriger beziehungsweise in lehrpersonen, ja eben nochmal, wo man denkt man, die gott, der kommt, und dann umarmt er mich, dass es mir weh tut, oder schlägt mich. Dann haben natürlich die fachleute nicht im kopf, ach, der sucht gerade Druckinformationen. Sondern das ist erst mal ein Affront, und ja, das wird Schwierigkeiten geben.

Speaker 3:

Ganz genau so ist es, und ich denke, dass das wirklich eine wichtige Information ist, die ganz vielen Menschen fehlt, weil wir wissen ja ganz häufig gar nicht, ob ein Kind autistisch ist oder nicht autistisch ist, und dann beobachten wir nur ein bestimmtes Verhalten, und ich würde jetzt natürlich auch erstmal davon ausgehen ein Kind, das andere Kinder drückt oder ja so um sich haut dass das irgendwie eine Gewaltbereitschaft signalisiert.

Speaker 2:

Ja, aber das ist eben dann schon eine Interpretation, beziehungsweise es ist eben auch so dieses, wie es ja immer wieder den Spruch gibt meine Wahrnehmung ist nicht deine Wahrnehmung. Und das ist wirklich, glaube ich, was wir ganz viel mit autistischen Kindern, aber wahrscheinlich auch anderen neurodivergenten Menschen immer wieder uns einfach vorhalten müssen oder immer wieder realisieren müssen, dass jeder eben eine ganz andere Wahrnehmung hat und dass sich die im Verhalten zeigt. Aber ich kann nicht davon ausgehen, wenn da jemand ganz, ganz feste drückt oder wirklich ganz stark auf den Tisch haut, dass er zum Beispiel einfach nur Krach machen möchte.

Speaker 3:

Da kommen wir gerade zum nächsten Thema ganz genau, nämlich das akustische Thema. Auch da kennen wir wieder sehr gut das überempfindliche Kind, das bei akustischen Problemen irgendwie sich die Ohren zuhält oder den Raum verlässt oder eben reagiert auf Lärm. Aber umgekehrt also auch da wieder Was ist denn los, wenn jemand hier unterrepräsentiert ist, was im Autismus-Spektrum genauso viel vorkommen kann wie das Überrepräsentiertsein? So eine Person erzeugt ja Geräusche, schätze ich.

Speaker 2:

Und verrückt ist es, oder es ist ganz oft beides da dass eben für einige Geräusche für das Ticken der Uhr, für das Rutschen der Stühle, für das Klappern am Mäppchen dass das eine völlige Übersensibilität ist, die denjenigen oder diejenigen völlig verrückt macht und völlig erregt. Und auf der anderen Seite, um sich selber wieder zu spüren, um sich selber etwas Gutes zu tun, kann es eben sein, dass da ganz starke auditive Informationen gesucht werden, und das wäre eben einmal, dass irgendwas da ist, was klackert, was klappert. Das wird dann auch ganz direkt vors Ohr gehalten, damit es ganz intensiv ist, damit es ganz laut ist. Oder eben auch, dass Eltern auch von geräuschempfindlichen Kindern, wie sie ihre Kinder manchmal selber bezeichnen, dann ans Fenster stürmen, wenn draußen gerade ein großer LKW vorbeirauscht, wenn die Feuerwehr oder der Polizeiwagen mit Martinshorn vorbeirauscht. Das sind auf einmal Geräusche, die sind total entspannend beziehungsweise spannend in positivem Sinne.

Speaker 2:

Und dann auch in der Schule, glaube ich, könnte es gut sein, dass dann das eine oder andere Kind sich nicht auf seinem Platz halten kann, sondern ans Fenster stürmt und genau diesem Geräusch nachgeben muss bzw sich einfach ganz toll darauf konzentrieren möchte. Das ist die eine Sache, und dann die andere Sache aber eben auch, wenn eben von außen nicht die passenden Geräusche da sind, dass es eben auch ganz viel selber diese Geräusche produziert, und das ist eben entweder, wie gesagt, auch da wieder das Schlagen auf dem Tisch oder mit einem Gegenstand auf den Tisch oder irgendwo anders gegen Klopfen, und das sind auch immer ganz, ganz große Unterschiede. Also gerade so ein einmal klopfen und wieder loslassen. Klopfen wieder loslassen, also laut, leise, das ist einfach so. Dann ist es einfach nochmal intensiver im Ohr. Aber eben auch das laute Tönen, das laute Schreien, das vor sich hin plappern, einrufen, und das eben auch so, dass es für andere wieder erstörend ist. Aber für diejenige Person ist genau dieses laute Geräusch, die eigene laute Stimme, eben etwas, was sehr beruhigend wieder sein kann.

Speaker 3:

Und das ist ja ein Thema, würde ich sagen. Also, ich denke, alles, was in Richtung Gewaltbereitschaft interpretiert werden kann, sind Themen, die in der Schule wirklich Probleme machen, und aber auch das Thema Lärm, geräusche, denn man möchte ja immer ganz gerne, man sagt ja auch immer ganz gerne, dass alle Menschen es gerne leise hätten beim Lernen. Ich weiß aber von mir selbst, dass das nicht stimmt. Also, es gibt eben genauso Kinder, jugendliche, erwachsene, die brauchen einen gewissen Geräuschpegel, um überhaupt lernen zu können. Und das Problem finde ich ja, wenn wir dann 30 Kinder in der Klasse haben, ist wie kriege ich es hin, dass es für die einen leise ist, die es leise brauchen, und für die anderen aber dann doch irgendwie ein gewisser Reiz auf den Ohren vorhanden ist, den sie brauchen, damit sie sich auch ruhig verhalten können? Aber ich glaube, damit fängt es ja schon mal an, dass Lehrpersonen bewusst sein muss, dass manche einen Geräuschpegel brauchen, um leise sein zu können.

Speaker 2:

Und wo es eben überhaupt kein Problem ist oder wäre, wäre zum Beispiel eine Hausaufgabe, dass man dann eben das ganze Zimmer zum Beispiel bescheinen kann, so wie es einem gut tut, oder eben was auf die Ohren an Kopfhörern, damit man dann in seiner Stillarbeit, wie es so schön heißt, aber die dann eben gar nicht still ist, aber sozusagen in seiner Blase, einfach wirklich gut arbeiten kann. Und natürlich, wie du sagst, in der Schule geht es nicht. Also, wenn jeder sozusagen oder jeder Schüler, jede Schülerin so individuell seine Lieblingsmusik, sein Lieblingsgeräusch hören würde, dann genau das kann nicht funktionieren. Aber wir hatten ja, das passt jetzt, glaube ich, gerade ganz gut eben auch schon, dass es eben nicht nur auditive Impulse gibt, sondern eben auch körperliche Impulse, und wenn man jetzt nochmal dieses Auditive sich anschaut, also das laute Geräusch, das ist ja sozusagen auch etwas, was man spüren kann, und es ist auf dem Trommelfell und im ganzen Körper, wenn ich richtig laute Musik habe.

Speaker 2:

Das ist schon auch eine heftige Druckinformation, und natürlich gibt es die Möglichkeit machen wir vielleicht später nochmal auch im Klassenraum vielleicht mit Kopfhörern in einzelnen Bereichen zu arbeiten. Aber eigentlich, ganz platt gesagt, könnte es sein, wenn es wirklich dieses Druckspüren ist, und die Hände auf die Ohren mal ganz fest aufzulegen, Kurz vor den Ohren, da beim Kieferansatz die Hände aufzulegen und eine ganz feste Massage durchzuführen Oder die Hände ganz fest über die Ohren zu halten wie eine Muschel und wieder weg, also das auch sozusagen immer in Druck und weg, druck und weg in starken Wechseln. Könnte sein, dass das in der Schulsituation schon etwas ist, was hilft, ohne dass dann sozusagen die ganze Klasse es mittragen muss, beziehungsweise natürlich geht es ab einem bestimmten Level einfach überhaupt nicht. Aber dieses Auditiv ist eben auch etwas, was ich spüren kann, und ich nehme jetzt gerade mal ein anderes Beispiel also, wenn es ganz leise ist und ganz undifferenziert ist, das glaube ich eher wie so ein Kitzeln am Ohr.

Speaker 2:

Aber wenn es sehr klar ist und das ist manchmal der Bass bei der Technomusik, beim Beatboxen oder so, das ist etwas, was ganz viele autistische Kinder oder auch Menschen sehr entspannend finden, und wenn ich dem sozusagen zum Beispiel durch eine Druckinformation oder auch durch ein Massagegerät in dem Bereich etwas anpassen kann oder sozusagen ersetzen kann oder lenken kann, dann kann das für diejenige Person total entspannend wirken, und sie muss eben zum Beispiel nicht raus aus der Klasse. Das ist für mich immer das, wo ich denke nee, dieses Separieren ist eigentlich nicht das, was wir brauchen. Also, wenn möglich, sollte man erst andere Dinge probieren, aber dass eben wirklich trotzdem ausreichend von dem reinkommt, was das Kind eben sucht oder was es zeigt, was es braucht, ja, und es wird ja, ja, ich finde es total verständlich, vielen Dank.

Speaker 3:

Ich finde jetzt gerade den Aspekt nochmal sehr wertvoll, dass wir eben nicht unbedingt eine Lösung finden müssen auf der Ebene des Hörens, also dass wir nicht unbedingt mit Kopfhörern und akustischen Signalen arbeiten müssen, sondern mal versuchen können, das auch über Drucksignale am Körper auszugleichen. Also, ich kenne diese Form des Stimmings über das Zuhalten und Öffnen von Ohren, dieses sehr schnelle Ohren zudrücken und wieder aufmachen. Das habe ich besonders geliebt. Als Kind im Schwimmbad, wo so ganz viele laute Kreisch und Wasser und was nicht alles Geräusche sind Da habe ich das ganz, ganz viel gemacht Saß ich oft ganz lange an meinem Platz und habe immer Ohren zu und wieder auf, weil ich das so lustig fand, wie sich das angehört hat. Das ist tatsächlich, glaube ich, egal, wie leise es in einem Klassenzimmer ist, etwas, was gut funktionieren kann. Und dann empfehle ich auch ganz gerne, mal mit so Teilgewichtsdecken zu arbeiten, also auch so ein Dinkelkissen zum Beispiel herzustellen, das man so über die Schultern legen kann oder auf den Schoß einer Person legen kann. Vielleicht wäre auch das eine Möglichkeit, so ein bisschen dieses Thema mit abzufangen dieses Thema mit abzufangen.

Speaker 2:

Auf jeden Fall, und das ist eben auch eine Druckinformation, meine Erfahrung nur bei solchen Sachen ich schätze solche Gewichtssachen nur manchmal ähnlich wie heißt es immer so schön im sensorischen Bereich? ähnliche sensorische Bereiche, wenn sie über einen langen Zeitraum gesetzt werden, schleichen sich aus. Das heißt, wenn ich lange ein Kissen auf meinen Oberschenkel habe, irgendwann spüre ich nicht mehr ein Gewichtskissen, und auf der einen Seite, da ist eine große Kraft drin, weil dieser Druck ist schon etwas, was beruhigt. Und da wäre es dann eben auch wichtig, dass zum Beispiel in so Schulsituationen, die ja eben ganz im Vormittag klar sind, wechsel drin. Aber es ist einfach doch eine lange Zeit, dass dann ah, okay und Druck hilft, und zum Beispiel ein Gewichtskissen ist relativ unauffällig, dass eben die anderen nicht andauernd gucken und irgendwie nicht mich auch deswegen wieder ganz seltsam angucken, aber dass zum Beispiel dann mal die Lage verändert wird.

Speaker 2:

Oder eben gerade auf die Schultern, wo ich nochmal ein bisschen sensibler bin, dass ich es mal von der rechten Schulter auf die linke Schulter, mal ein bisschen nach hinten Eventuell, wenn ich eine Integrationskraft dabei habe, die da sowieso nochmal drauf gucken kann, wäre es sowieso nochmal besser, dass jemand nach einer Viertelstunde dann eben vielleicht nochmal den Impuls wechselt, aber auch da mit einem Druckimpuls sozusagen Entspannung schafft. Aber der, das ist eben meine Erfahrung. Es hilft nicht, einen am Anfang der Stunde zu geben. Zum Beispiel ich habe meine Gewichtsweste, und die hält bis zur sechsten Stunde. Das ist halt eben etwas, was überhaupt nicht funktioniert.

Speaker 3:

Ja, wichtiger Hinweis, danke dir.

Speaker 2:

Aber ansonsten finde ich, dass man wirklich guckt. Ah ja, druckinformationen helfen, und trotzdem würde ich noch mal eben gucken, wenn das Kind viel lautiert, dann würde ich trotzdem eher in Richtung Ohren arbeiten Und auch Hals, weil Lautieren auch etwas mit dem Kehlkopf zu tun hat, mit den Stimmbändern zu tun hat. Also wirklich, das ist mir mittlerweile in den letzten ein, zwei Jahren bei meinen Fortbildungen da gebe ich auch immer die Hinweise darauf wir müssen die Kinder noch viel mehr beobachten lernen, weil es gibt diese Übersensibilität, es gibt die Untersensibilität, und wenn wir wirklich sehr achtsam hinschauen und sehr wach, dann kriegen wir es mit, wie sie sich versuchen zu regulieren, und sie wenden meistens ganz viel von dem an, was sehr gut zu ihren Bedürfnissen passt, und deswegen ist jetzt ganz übertrieben gesagt, eine Druckinformation ich mache jetzt eine Fußmassage wäre jetzt beim Tönen ein Kind, glaube ich.

Speaker 2:

Also, es ist nicht verkehrt und es hilft, aber so von der Prioritätenliste wäre es für mich eher hinten. Das würde ich eher beim Kind machen, was ganz fest mit den Füßen auf dem Boden trampelt.

Speaker 3:

Ja, da habe ich es bisher auch empfohlen für so ein sehr unruhiges Kind, dass man dann einfach mal versucht, ein bisschen mehr Ruhe in den Körper reinzubekommen durch einen Druckreiz. Es ist ja sowieso einfach wichtig, dann sich einfach auszuprobieren und ein paar Methoden kennenzulernen, und es sind ja gar nicht so wahnsinnig viele verschiedene Sachen, die es tatsächlich zu beachten gibt oder zu beobachten gibt, wenn man sich mal auskennt. Es sind die Sinne, und da braucht man halt jetzt noch so ein paar Dinge, die man bisher nicht kannte, nämlich erstens, dass es die auch unterrepräsentiert gibt. No-transcript.

Speaker 2:

Und ich glaube, da haben wir schon mal ganz gute Beispiele, wo wir es auch dann nochmal vielleicht deutlich machen können. Also, wie gesagt, so einmal diese Propriozeption, also der Tiefendruck, also wirklich, dass eben ein starker Druckreiz etwas ist, was entspannt, und dann eben, wie du meintest, die Interzeption, und ich sage immer viszerale Wahrnehmung. Also das ist, glaube ich, gleich und deckend dieser Begriff, also dieses Wahrnehmen der inneren Organe, von meinem Inneren in meinem Körper, und das ist eben auch etwas. Wir hatten ja jetzt eben gerade das Kind, das schreit oder das laut ruft oder so, wo man immer gerade dieses Auditive im Kopf hat. Aber das oder so, wo man immer gerade dieses auditive im kopf hat, aber das ist auch schon. Also, wenn ich schreie, wenn ich rufe, ja, also ich eben schon meinte, da ist mein kehlkopf dabei, meine stimmbänder, aber auch meine lunge, meine hilfstube, muskulatur, das zwerchfell.

Speaker 2:

Aber das ist etwas, wo ich meinen bauch, meinen oberkörper, wo ich meine inneren organe irrsinnig gut mit spüren kann, und wo ich, wenn ich richtig schreie, muss man es wirklich so gedanklich machen das ist Luft holen. Der ganze Bauch, der ganze Brust und Oberkörperbereich spannt sich an, und das ist sozusagen in dem Moment nicht nur ein Schreien, um auf sich aufmerksam zu machen, sondern es ist etwas, was der Beruhigung eben auch gleichzeitig dient. Und deswegen ist gerade, wie du das meintest, mit diesem Gewichtstier, das zum Beispiel eher auf den Bauch zu legen ist, etwas. Dann spüre ich wieder sozusagen mein Innerstes ein bisschen mehr, und dann könnte es sein, dass zum Beispiel so ein leises Tönen schon mal reicht und ich eben nicht die ganze Klasse zusammenschreien muss oder auf dem Schulhof dann wirklich so schreie, dass alle in der Schule seltsam gucken, sondern dann könnte halt einfach auch etwas weniger Druck schon ausreichen.

Speaker 2:

Ja, ich nehme gerade noch eins zum Beispiel, gerade im Bauchbereich. Das ist wirklich etwas, also gerade dieses Schreien oder Tönen, und da gibt es ganz viele oder schon einige Untersuchungen, dass eben zum Beispiel Singen etwas ist, was entspannt. Tönen, ja, also mit der eigenen Stimme, ist etwas, was entspannt. Da gibt es die Untersuchungen. Nur, oft fehlt es im Bereich Autismus. Ach so, das ist nicht das störende Verhalten. Ah, das ist etwas zur Regulation.

Speaker 3:

Ja, genau das ist es. Ja, das ist genau das, was ich erlebe. Also, wir müssen die jetzt mittragen, und alle anderen Kinder werden so gestört und so. Es geht doch darum, dass du als Lehrkraft lernst, das anders zu verstehen und eben es nicht als ein Stören wahrzunehmen oder wahrzunehmen, vielleicht schon, aber nicht als Stören zu interpretieren, sondern zu gucken okay, was fehlt denn jetzt und was braucht das Kind, der Jugendliche, damit das eben funktioniert? Das ist so ein Schritt, den können wir gehen, egal wie die Rahmenbedingungen sind. Das geht ja wirklich nur um die Frage wie interpretiere ich das Verhalten? Das ist schon mal das.

Speaker 2:

Ja, da fällt mir ein Beispiel ein Ich hatte mit dem Matthias Brien, heißt er. Das ist ein Herr aus der Nähe von Hannover, der auch ganz viele Therapien als Kind schon hat erdulden müssen, so ein bisschen. Also, er fand das alles nicht sehr positiv, was er damals gelernt oder mitbekommen hat. Und in der Schule lief das auch irgendwie nicht so, und es war immer so, dass er seine Daunenjacke geliebt hat, und in der Schule war es halt eben so. Also meistens war die auch ein bisschen kleiner, damit die schön eng sitzt, damit er da schönen Druck spürt. Und gerade dann, wenn es Richtung Frühling, sommer ging, sagte eben seine damalige Lehrerin immer oder auch im Winter auch aber da noch mal mehr, du darfst sie nicht anhaben, die Jacken gehören draußen an die Garderobe, und es ist doch auch viel zu warm, das geht doch nicht.

Speaker 2:

Aber für ihn war diese enge Daunenjacke halt etwas, was ihn total beruhigt hat, und er konnte es leider nicht so äußern, er konnte es eben. Vielleicht war es ihm auch gar nicht so bewusst, aber er hat immer auf seine Jacke bestanden, und es hieß immer nee, regel, jacken hängen draußen am Garderobenhaken. Und natürlich war die Morg der Lehrerin, es ist zu warm. Aber für ihn wäre es genau das gewesen, was er gebraucht hätte, und damit hätte er viel besser im Unterricht folgen können, damit wäre er viel entspannter gewesen. Und sobald die aber dann draußen hingen, dann konnte er eigentlich nur noch denken okay, nicht zappeln, nicht wedeln, und musste sich dann eigentlich starr festhalten, dass er bloß wie das ja auch Bewegung, hattest du ja schon gesagt das Drehen und Rumzappeln. Auf seinem Stuhl durfte er auch alles nicht machen. Und so hat er sich eigentlich sechs Stunden im Unterricht darum gekümmert, nicht zu zappeln, nicht zu schreien, nicht zu rufen, und das hat er auch geschafft. Aber Aber mehr ging an so einem Schultag nicht Genau, und bei ihm wäre diese Daunenjacke wirklich so was Einfaches gewesen.

Speaker 3:

Und das ist genau das. Das wäre ein Punkt gewesen.

Speaker 2:

Ja.

Speaker 3:

Das ist genau das, was auch das Thema Mützen angeht. Wir sprechen dann da von Respektfrage und so weiter, aber wenn und ich finde das, du hattest vorher schon gesagt es geht darum, dass wir eben das nicht mehr als störend wahrnehmen, sondern dass wir lernen, das als das zu sehen, was es ist, nämlich ein Regulationsmechanismus, das nennt sich ja Inklusion, absolut. Wenn wir jetzt also über Inklusion sprechen, was ja ein Recht ist, was im Übrigen in jedem Bundesland auch im Schulgesetz nochmal explizit beschrieben ist, was im Übrigen in jedem Bundesland auch im Schulgesetz nochmal explizit beschrieben ist und in der UN-BRK gibt es sogar einen ganzen Artikel 24, der sich nur um das Thema Schule kümmert dann ist ja das Verbieten von Mützen etwas, was eine Barriere darstellt für einige Kinder und Jugendliche und was dazu führt, dass mehr Schwierigkeiten im Verhalten zum Beispiel hergestellt werden, für Lehrkräfte, für andere Kinder, für die anderen Kinder, die doch so gerne lieber still sitzen und lernen wollen, nur weil es dieses Verbot gibt. Ja, kannst du bitte noch mal aus deiner Expertise heraus erklären, warum so eine Mütze für ein autistisches Kind eine Notwendigkeit sein kann?

Speaker 2:

Liebend gerne. Ich glaube, wir haben gute Vorarbeit schon geleistet. Da sind wir nämlich schon wieder im Bereich Kopf. Man darf natürlich mal gucken was ist das für eine Mütze? Ist es eine Kappe, ist es eine Wollmütze? Ist sie eng, ist sie weit, ist es sozusagen? manchmal ist es auch so ein Schild davor. Also, ich schotte mich sozusagen visuell völlig ab, reizen so ein bisschen entziehen kann, dass ich mir einen Schutzraum schaffe. Aber die Mütze per se ist schon auch wieder eine Druckinformation am Kopf, und es macht total Sinn, da nochmal hinzugucken, zum Beispiel, wenn es so ein Käppi ist manche haben die echt ganz fest gezurrt Oder es ist irgendwie eine ganz bestimmte Wollmütze, eine feste, die dann wirklich fest über die ohren bis ja zum kind bereich gezogen wird, und da ist es eben ganz oft eine druckinformation oder einfach eine flächeninformation, die beruhigt ja und da eben über diesen, über dieses körperliche, und da wir haben ja eben schon dieses massieren ist gut. Also das passt zusätzlich zu der mütze, dann eben perfekt. Aber ich möchte noch mal das ist auch etwas, was für mich jetzt relativ neu ist und ich so lange in meinen Fortbildungen einfach sage der Bereich Kopf ist für mich mittlerweile so eine Schlüsselposition, also der Kopfbereich ist einer der sensibelsten Bereiche im ganzen Körper, und nicht umsonst werden Säuglinge, wenn man sie beruhigen will, entweder hin und her gewiegt, also wirklich auch da wieder dieses Drehen und das Vestibuläre, aber auch den Kopf in die Hände nehmen und da etwas beruhigen, über den Kopf streichen. Das liegt einfach daran, dass der Kopf als empfindlichster Teil das ist der wichtigste Teil im Körper mit ja einfach so sensibel ist, und deswegen greifen hier Regulationsmechanismen nochmal viel besser.

Speaker 2:

Also sozusagen jemanden platt gesagt Handschuhe überziehen, da ich mich Druck spüre, ist in dem Moment weniger hilfreich als eine Kappe oder eine Mütze Oder eben dieses Massieren an den Ohren oder nochmal ganz fest über den Kopf rubbeln oder solche Sachen, also so, wie es für diejenige Person angenehm ist.

Speaker 2:

Aber es ist so, von dem, was es an Regulationsmöglichkeit hat, ist der Kopf, eigentlich ist er wahnsinnig weit vorne, und das ist ganz, wenn man da hinschaut. Deswegen ist es so gerade Menschen im Autismus-Spektrum, wenn die völlig außer sich sind, dann haut der Kopf gegen die Wand, dann haut der Kopf auf den Boden, dann gehen die Schläge mit der Faust gegen den Kopf, dann wird gebissen, dann wird gegen das Kinn, gegen den Kiefer geschlagen, weil, wenn ich mich nochmal schlechter spüre in meiner Erregung, in meiner völligen Überforderung, kopfinformationen werden sozusagen dann immer noch wenigstens einigermaßen wahrgenommen, und deswegen wäre es so hilfreich, gerade eine Mütze, weil die stört ja sonst niemanden. Die hat also dann in dem Moment wirklich etwas total Beruhigendes, und auch da kann man vielleicht noch mal ein bisschen dran ruckeln oder gucken, dass es eben sich nicht ausschleicht, wie ich eben meinte. Aber eigentlich ist gerade die Mütze etwas, wo ich so denke boah, da wäre so viel Potenzial, und das eben zuzulassen.

Speaker 3:

Und es ist ja. also. für mich gibt es ja wirklich keinen nachvollziehbaren Grund, weshalb man den verbieten muss, Keinen einzigen. Ich verstehe, dass manche da noch so irgendwie geprägt sind durch Eltern, Kirche, was auch immer, dass das irgendwie was mit Respekt zu tun hat. Aber es ist für mich auch keine Lösung zu sagen, eine Mütze ist eine Ausnahmeregelung für Einzelne, die mir das beweisen können, dass es ihnen wirklich etwas bringt, Und alle anderen dürfen das nicht tragen, weil dann laufen wir wieder Gefahr, dass da eine Stigmatisierung stattfindet, Dass wir auch das Tor für Mobbing öffnen. im Übrigen, weil jemand, der eine Sonderregelung bekommt, die andere auch gerne hätten, dann wieder in eine Position gebracht wird, die nicht so gut ist für das soziale Miteinander. Also müssen wir tatsächlich diese Mützenregel vollständig kippen, damit alle die Mützen tragen können, die sie tragen wollen, können müssen, die ihnen gut tut.

Speaker 2:

Absolut. Ich kann dem wirklich nur zustimmen.

Speaker 3:

ja Also, wer trägt denn eine Mütze, wenn sie nicht förderlich ist, freiwillig, nur um bockig zu sein oder was auch immer? Das glaube ich halt nicht, dass das passiert.

Speaker 2:

Ja, und ich glaube auch, ich meine, das ist jetzt ein bisschen außerhalb vom Schulbereich, aber auch im Erwachsenenbereich gibt es ja welche. Also mein Statement oder Sonstiges, das ist natürlich so, aber ich glaube trotzdem, dass dieses Statement eben sich auch daraus erwachsen, weil es demjenigen gut tut, weil es einfach erstmal etwas ist, was sich für denjenigen wirklich gut anfühlt, und nicht, weil es gerade im Spiegel toll aussieht no-transcript.

Speaker 3:

Das bin im Übrigen ich die Person. Ich kann überhaupt nichts auf meinem Kopf ertragen. Das macht mich wahnsinnig. Ich würde niemals freiwillig eine Mütze tragen. Aber ich habe halt einen Sohn, der immer Mütze trägt, Und der hatte eine Phase wirklich, da ging es ihm ganz schlecht, und er wollte immer diese Mütze tragen, das nie ohne. Der hat sogar zum Teil mit Mütze geschlafen, und in der Schule musste die runter. Wahnsinn. Ja, egal wie viel wir da versucht haben zu sensibilisieren. Also ja, das Thema Mütze ist so ein Thema gerade im gymnasialen Bereich merke ich wirklich, wie das vehement abgelehnt wird und wie es dann heißt wo kommen wir hin, wenn wir selbst an diesen Grundsätzen nicht mehr festhalten dürfen?

Speaker 2:

Wahnsinn. Ich habe da so explizit noch nicht drüber nachgedacht. Ich gerade auch, weil wir es ja hier sozusagen für uns beiden mit Bild machen, wie ich dich gerade auch sehen kann. Spannend wäre jetzt auch nochmal wie ist das denn mit Frisuren, wie ist das mit Haaren? Weil ich glaube, auch da ich hatte es damals in der Praxis bei mir gab es auch ein Mädchen, die hatte wirklich so ganz festes Haar, und die Mama hatte immer so kleine Rasterzöpfchen geflochten, und da habe ich sie irgendwann mal gefragt, wie das überhaupt ist, wenn sie das macht, ob das Kind überhaupt mag. Und dann meinte sie aber wirklich so, ja, stimmt. Jetzt muss ich fragen Frau Funke, ja, ja, die mag das, und ich kann gar nicht fest genug ziehen. Also da war es wieder genau das Gegenteil. Also, die hat es geliebt, und die fand es total gut, wenn diese Zöpfchen so fest wie möglich waren.

Speaker 2:

Und das ist zum Beispiel etwas da kann ich wieder von mir ausgehen als Kind. Ich hatte auch mal ab und zu mal längere Haare. Ich konnte nie einen Zopf haben, ich konnte nie einen Dutt haben. Ich fand es immer ganz schrecklich, und das ist so. Da fragt eben auch keiner nach. Aber jetzt im Autismusbereich und in dem Moment, wo es halt schwierig wird, wo Belastungen reinkommen, da lohnt es sich schon auch danachisur oder ein ganz fester Zopf oder so nochmal etwas, was ein bisschen mehr hilft, oder auch, was dann verwirrt, oder was auch immer. Aber es macht total Sinn, wirklich da genauer hinzugucken und es aber nicht eben von solchen außen äußeren Regeln abhängig zu machen, sondern wirklich von den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen.

Speaker 3:

Ja, so ist es, ich sehe das auch so. Ja, warum weißt du so viel über das Autismus-Spektrum? Wie? kommt es dazu Also ich meine, es ist ja jetzt ganz egal, wo ich da reinfrage, Und es ist ja auch gut so, dass du so viel weißt. Aber du kennst dich gut aus.

Speaker 2:

Du hast ja jetzt auch schon durchleuten lassen du gibst Fortbildungen, du hast Klientinnen, was genau machst du beruflich? Vom Grundberuf bin ich Logopädin mittlerweile seit fast 30 Jahren, und ich habe einfach immer gerne von Anfang an mit Kindern gearbeitet, die sich eben nicht so, wie man das früher, vor 30 Jahren noch kannte, brav mit mir an den Tisch gesetzt haben, wie man es damals immer sagte, und meine Übungsblätter mit mir durchgearbeitet haben, sondern die irgendwie nur aufgeregt durch den raum gewuselt sind. Und es war für mich immer wieder eine eine freude und auch herausforderung wie komme ich mit dem kind in kontakt? und ich glaube, ich war da einfach auf der einen seite sehr neugierig, vielleicht auch so ein bisschen persönlich geprägt. Es war mir wirklich ganz wichtig, dass das Kind einfach spürt, ich werde gesehen, ich werde gehört, und meine Bedürfnisse werden sozusagen wahrgenommen. Das ist etwas, was ich so vom Inneren heraus eigentlich jedem Kind wünsche. Das ist so ein bisschen persönliche Geschichte, aber irgendwie einfach dieses wo kann ich etwas tun, damit du in Sicherheit bist, damit es dir gut geht?

Speaker 2:

Und das war viele Jahre in meiner Praxis wirklich so, dass die Kinder dann irgendwie zu mir kamen, dass ich das wirklich auch die Eltern untereinander herumgesprochen hat, und ich habe dann eben gemerkt, autismus immer mehr irgendwie steht bei vielen Kindern sozusagen auf dem Diagnosezettel, und dann habe ich auch noch mal ganz viele Fortbildungen in dem Bereich gemacht. Aber ich habe halt gemerkt, dass ich bei diesen klassischen Fortbildungen wie immer dachte nee, irgendwie arbeite ich anders. Und das ist genau das, wo wir eigentlich eben auch mit angefangen haben. Diese Übersensibilität, das war etwas, was ich dann in Fortbildung gelernt habe, dass das sozusagen, dass da alles drauf ausgerichtet wird. Aber eben diese Untersensibilität und dieses, wo braucht jemand etwas in einer ganz anderen Dimension, wo was gibt es, was ich dir an guten, an beruhigenden, an wohltuenden Dingen reingeben kann? Das war eigentlich überhaupt nicht präsent vor vielen Jahren.

Speaker 2:

Ja, und doch, das ist wichtig. Und dann habe ich angefangen, fortbildungen zu geben, und ich sage immer auf jeder meiner Fortbildungen die Austausche mit den Teilnehmenden, es ist ein Geschenk. Ich komme ins Diskutieren rein, ich komme ins Erklären rein, höre x Beispiele jeden Tag, sodass ich dann wirklich irgendwann ich habe einen riesigen Fundus an Ideen, und ich liebe es, ihn zu verknüpfen und zu gucken was hat er denn hier mit dem zu tun? Ach, so, schreien ist nicht nur hören, ach, das ist auch spüren. Okay, ist nicht nur im Hals spüren, ah, das ist auch der Bauch. Ah, bauch hat was auch mit. Keine Ahnung, vielleicht später Toilette zu tun, mit Hunger zu tun oder solche Sachen. Also, es ist so.

Speaker 2:

Ja, es hat mich einfach irrsinnig interessiert, besonders so als letztes, weil ich immer ganz viel Gegenwind bekommen habe, und es hieß immer du darfst doch nicht so fest, und du darfst doch nicht Körperkontakt, und die wollen das doch nicht.

Speaker 2:

Und ich dachte immer aber wenn ich doch merke, dass mein Gegenüber da entspannt und positiv darauf reagiert also natürlich darf ich ihm nicht samt über die Schulter streichen, wenn er das nicht mag, überhaupt keine Frage.

Speaker 2:

Aber dieses, wenn eben Druck gesucht wird, ich sage immer so, gib mir fünf, dann sind ganz viele Kinder total da, oder wie du eben auch das mit dem Drehen.

Speaker 2:

Wenn ich dann mit denen in der Therapie, in der Logopädie dann auf der Schaukel war, und die haben mich angestrahlt, wo ich dachte okay, das ist doch gerade viel wichtiger als jeder Buchstabe, jedes Wort, wenn das Kind mich anstrahlt und sagt, nochmal ja, genau das immer, und ja, so hat sich immer eins zum anderen gefügt.

Speaker 2:

Und es ist wirklich so für mich nach so vielen Jahren, die ich da wirklich jetzt drin schwimme und drin arbeite, eigentlich immer noch unverständlich, dass so viele Fachleute eben diesen großen Bereich der Hyposensibilität, also dieses, was tut gut, was beruhigt, und was müssen wir an guten Impulsen reintun, dass das weder gesehen wird noch genutzt wird beziehungsweise im schlimmsten Falle noch verboten wird. Ich denke, es treibt mich immer noch mal an, mehr zu wissen und mich mehr damit beschäftigen, weil es mir einfach so weh tut, wirklich immer wieder zu erleben, dass es so an den Bedürfnissen der Kinder vorbeigeht. Und das ist, glaube ich, so das, was mich von Anfang an getrieben hat Und was aber leider nicht. Also trotz meiner ganzen Wissen je mehr man weiß, umso mehr verzweifelt man, glaube ich, manchmal an diesem Punkt, und ich glaube, das kennst du gut, das kenne ich extrem gut.

Speaker 3:

Also Schule ist ja dann doch nochmal ein Bereich, und ich schätze mal, dass du das vielleicht kannst du uns da auch nochmal ein, zwei Dinge erzählen aus deiner Therapieerfahrung was der Bereich Schule denn so mit deinen Klientinnen macht, was der Bereich Schule denn so mit deinen Klientinnen macht.

Speaker 3:

Es ist ein Bereich, in dem alle Menschen auf Anschlag laufen, und Menschen, die auf Anschlag laufen, haben wenig Bereitschaft, ressourcen aufzubringen, um es für andere gut zu machen. Wenn wir also wollen, dass Schule ein Ort wird, an dem es Kindern und Jugendlichen besser geht, und vor allem Kindern und Jugendlichen, die jetzt eben vielleicht Schwierigkeiten machen, auf den ersten Blick gesehen, dann müssen wir unbedingt schauen, dass die Ressourcen von Lehrkräften wieder gestärkt und gefüllt werden, damit die ein Interesse daran haben, sich hier auch intensiver mit auseinanderzusetzen. Und wenn ich dann komme mit meinen Fortbildungen und sage, man könnte das doch so sehen und man könnte doch hier machen und probiere doch mal das aus, dann merke ich, dass ich in diese Überforderung so reinsteche und dass es dann oft auch einen Widerstand gibt. So reinsteche und dass es dann oft auch einen Widerstand gibt. Und je mehr ich weiß, je mehr ich merke, desto mehr merke ich wow hier, es ist eine Riesending.

Speaker 2:

Ja, und das verstehe ich so, und ich sage das auch in meinen Fortbildungen auch immer, und da geht es ja also die meisten Personen in meinen Fortbildungen sind eher Therapeutin, schulbegleiter also, die es auch in der 1 zu 1 Situation nochmal auffangen können, was natürlich leichter ist, aber auch da kommt schon die Überforderung rein. Aber es ist ganz furchtbar. Ich sage immer, jetzt zum Beispiel im Praxisraum nur dem Kind hinterher zu laufen oder irgendwie es nur nachher zu regulieren. Es ist natürlich erstmal Aufwand, und es braucht einiges mehr, aber auf der anderen Seite, wenn wir mehr schaffen oder auch frühzeitig agieren, dann wird es nachher nicht so belastend, nicht nur für die Kinder, auch für die Therapeutinnen, aber auch für die Lehrpersonen. Und das ist hoffe ich.

Speaker 2:

Also das sage ich immer den Teilnehmenden, dass sie, wenn wir früher reagieren, wenn wir früher die Warnsignale sehen, und das wäre zum Beispiel in der Schule auch da, wenn so ein Kopfschlagen schon kommt, wenn so ein Hin und Herbewegen schon mit dem Kopf kommt, so ein Hin und Herpendeln, dass man eben auch in der Schule zum Beispiel eventuell als Lehrkraft oder auch als Integrationskraft, dass man nicht irgendwie hoffentlich geht es gut, hoffentlich eskaliert es heute nicht, sondern in dem Moment, wo man schon sieht, jetzt müsste eigentlich die Hilfe kommen Genau so ist es sondern in dem Moment, wo man schon sieht, jetzt müsste eigentlich die Hilfe kommen, genau so ist es, das ist so. Und ich hoffe aber immer, dass dann vielleicht manchmal doch auch die Erkenntnis oder einfach dieses okay, dann versuche ich es jetzt. Es ist jetzt ein bisschen aufwendiger, aber es wird schon. Ich glaube, es wird schon nachher einfacher.

Speaker 3:

Ich bin davon überzeugt.

Speaker 2:

Ja, ganz sicher, weil hinterher aufräumen und hinterher immer diese Überforderung, und wieder ist es eskaliert, und wieder muss man irgendwie alle mit ins Boot holen, damit man diese schwierige Situation nochmal reflektiert. Das ist garantiert viel, viel kräftezehrender.

Speaker 3:

Ja, und ich mache wirklich die Erfahrung in meinem Unterricht, dass das, was du vorher gesagt hast, was mir nicht untergegangen ist, der Aspekt Sicherheit, der ist es. Das ist ja das, was Menschen, die diese andere Wahrnehmung haben, die immer wieder damit konfrontiert werden, dass irgendwas anders ist, dass irgendwas komisch ist, und sie das nicht benennen können. Vielleicht haben sie es mal versucht als Kind es auch zu benennen, aber es wurde ihnen dann abgesprochen, weil die Person, die das gehört hat, nicht verstanden hat, was das Kind damit zum Ausdruck bringen wollte. Also unbewusstes und vor allem unbeabsichtigtes Gaslighting von erwachsenen Personen an kleinen autistischen Kindern erhöht ja immer noch mehr dieses Unsicherheitsgefühl.

Speaker 3:

Ich bin die ganze Zeit irgendwie anders, und ich weiß nicht, das zu benennen, ich weiß nicht, das zu verstehen, ich weiß nicht, das konkret irgendwie wahrzunehmen, um was es da geht, und deswegen braucht es Personen, die immer wieder ein Gefühl von Sicherheit ausstrahlen, und das ist ja einfach mal Nummer eins Egal, was hier für dich anders ist, ich als Person, ich bin für dich da, ich sehe dich, ich finde dich vollkommen in Ordnung, so wie du bist, Auch wenn das Verhalten manchmal echt komisch ist. Aber ich verurteile dich nicht, und ich glaube, das ist schon mal der aller, aller wichtigste Faktor. Es geht um Sicherheit.

Speaker 2:

Ich würde es gerne gerade noch mal ergänzen, weil wir da auch schon ganz viel von hatten. Ich hatte ja damit angefangen mit diesem Leben in Extremen, und das hat aber auch eben mit dieser Sicherheit zu tun. Das heißt, es gibt eben auch in der Schule gerade Situationen ah, da ist es noch in Ordnung, alles gut, und das ist das eine Extrem. Aber in dem Moment, wo es dann schwierig wird, kippt es wirklich auch manchmal von jetzt auf gleich in das andere Extrem, und das macht es erst mal für Außenstehende oder auch für diejenige Person nicht einfacher. Also, entweder ist es sozusagen hundertprozentig alles falsch, und dann kann ich nicht nochmal sagen, ich bräuchte jetzt das, sondern dann ist einfach schon sozusagen Not am Kinn, dann passiert das alles schon, und das ist so, und erst recht, wenn sie nochmal zwischendurch fünfmal darauf aufgefordert wurden, eben kurz zu warten oder jetzt nochmal den Ball flach zu halten oder so. Also, es ist schon, es ist schwierig, weil und je mehr Not, umso mehr Extreme ist das es kippt dann wirklich von 0 auf 100.

Speaker 2:

Ja, das ist wirklich schwierig, aber auf der anderen Seite ohne diese Erfahrung, dass die anderen dann da sind, es verstehen, mitgucken, mitregulieren, wird es halt eben auch nicht anders. Ja, und von daher ist gerade dieses ah, ich komme in Not, und jetzt fängt jemand an, mich zu regulieren, er gibt mir etwas, was mir gut tut, ohne dass ich danach gefragt habe, ist schon auch etwas. Das kann dann Sicherheit geben, und dann diese Erfahrung zu machen, okay, es wird zwar gerade schwieriger, aber es muss nicht sozusagen im großen Knall enden. Und ich glaube, das ist auch eben etwas, was die Betroffenen selber überhaupt nicht lernen, dass sie da gehalten werden, dass ihnen da Sicherheit sozusagen ermöglicht wird.

Speaker 3:

Und das macht es natürlich dann über die Jahre nicht besser. Ja, ganz genau Also, wie du sagst, ganz im Gegenteil. Es wird ja auch wieder aus Unwissenheit und aus schlechter Fortbildung, aus schlechter Sensibilisierung der gesamten Gesellschaft. Kinder lernen das ja auch nicht schon von Anfang an. Dabei hätten sie ja durch den Kindergarten und die Grundschule, sie hätten ja die Möglichkeit, das zu lernen, weil die autistischen Kinder sind ja überall. Das Verhalten, das beobachten sie auch schon von Anfang an Immer wieder. Sie hätten die Möglichkeit, wenn es gut begleitet wäre, auch zu lernen, was das bedeutet und wie man damit umgehen kann. Stattdessen aber reagiert das Umfeld ja extrem aufgeregt auf dieses plötzliche Verändern welchen Verhaltens auch immer. Aber es gibt ja eine Verhaltensänderung, die irgendwie auffällt, und, und das macht ja das gesamte Umfeld häufig nervös oder ängstlich oder machtlos oder auch aggressiv wütend, was auch immer, und das hilft halt leider so gar nicht.

Speaker 3:

Ja, ja, jetzt sprachst du schon viel über den Kopfbereich, und es ist doch interessant, dass du sagst jetzt wird mir gerade im Moment immer mehr bewusst, wie wichtig dieser Kopf ist wo du im September dein neues Buch veröffentlichst, in dem es um Essen und Trinken im Autismus-Spektrum geht. Wir haben noch gar nicht über das Essen und Trinken gesprochen, aber ich kann mir vorstellen, dass jeder, der jetzt gut zugehört hat, schon versteht, weshalb Essen und Trinken eine ganz große Rolle spielen kann. Wie bist du zu diesen Themen gekommen?

Speaker 2:

Also einmal, wie gesagt, als Grundberuf Logopädin. Da ist ja sozusagen Nahrungsaufnahme bei Säuglingen manchmal schon auch Thema, auch in der Ausbildung, Autismus auf jeden Fall nicht, und auch nicht die Nahrungsaufnahme, Dann fällt es in der Logopädie nochmal. Bei den Schlaganfallpatienten ist es nochmal ein großes Thema, die eben durch einen Schlaganfall, durch einen Unfall im Mund nicht richtig spüren, nicht mehr richtig schlucken können, im Mund nicht richtig spüren, nicht mehr richtig schlucken können, Und von daher ist es schon etwas, was ich jahrelang sozusagen irgendwo in meinem Repertoire oder sozusagen auch einiges von gelernt habe. Und dann habe ich mich ja, wie wir eben hatten, intensiv mit den autistischen Kindern oder Menschen beschäftigt und bin da so reingerutscht Und genau, und nachdem ich da durch, auch durch die fortbildung und auch durch ein autismus zentrum, was ich mehrere jahre dann geleitet habe, da bin ich noch mal mehr in den alltag der familien reingekommen, und spannend war, dass ich als logopädin ist gar nicht so bewusst, sozusagen mitgenommen habe, aber je mehr ich mit eltern gesprochen, umso mehr ploppte dieses Thema Trinken und Essen auf, Wobei ich da dieses Trinken bewusst als erstes nehme, weil es eben werden wir vielleicht gleich noch drauf schauen eben doch wieder auch etwas Physiologisches ist.

Speaker 2:

Ja, es ist etwas. Bei den Kindern kommt erst das Trinken, dann kommt das Essen und dieses, dass anscheinend einige Fähigkeiten vielleicht wieder durch die veränderte Wahrnehmung irgendwie doch größere Schwierigkeiten machen, ist eben im Autismusbereich etwas, was mehr und mehr bei mir aufploppte. Und dann kamen immer mal wieder Nachfragen gibt es da nicht irgendwelche Bücher zu? Und da habe ich gesagt okay, ich recherchiere mal ein bisschen und habe aber nichts gefunden. Und dann dachte ich okay, vielleicht ist das die Idee fürs dritte Buch. Und habe mich dann mal weiß ich nicht ein paar Wochen hingesetzt und habe mich eigentlich erschrocken, was für ein Riesenthema das ist, Einmal für Familien, dann für die Betroffenen natürlich selber, und das auch im Erwachsenenbereich, auch im hochfunktionalen Bereich, wie belastend das sein kann, wie ach ja, was es da alles so gibt, Und dass ich so dachte boah, also, was da an Hilfen da ist.

Speaker 2:

Es sind im besten Falle jetzt ein bisschen überspitzt gesagt Rahmenbedingungen, dass man Druck rausnimmt, dass man Lärm rausnimmt oder solche Sachen. Aber so dieses Wahrnehmung im Mundbereich und eben auch Kopfbereich, da wagt sich irgendwie keiner so richtig dran Nach dem Motto ach, das ist doch übergriffig, und ich kann doch da jetzt nicht sozusagen was dran machen, und wir machen mal lieber, was ja wie eine Ergotherapie so ein bisschen einer Handführung, einer Rechts oder Linkshändigkeit oder ganz körperliche Motorik oder eben im Logobereich Sprache, im Schulbereich vielleicht strukturiertes Arbeiten oder so, Aber irgendwie dieser Bereich genau wurde kaum bis gar nicht angesprochen. Aber nachdem er dann wirklich aufploppte, ist es für mich eigentlich ich habe dann um die Nummer neue Tür geöffnet, Und ich finde es wahnsinnig, auch da, was ich die ganze Zeit immer wieder lerne und ja, was aber auch eigentlich auch wieder wie logisches ist. All das, was wir eben hatten im Mundbereich, können wir bestimmt noch anschauen ist es eben auf einem viel kleineren Bereich, aber einen sehr bedeutsamen Bereich, der eigentlich lebenswichtig ist und eben auch ganz viel noch mit Lebensqualität zu tun hat.

Speaker 3:

Was sind denn so die Hauptthemen? Du sagst, es ist ein riesengroßes Thema, es belastet total viele. Aber was genau sind denn so die Hauptthemen, die da eine Rolle spielen?

Speaker 2:

Also erstmal natürlich dieser Grundgedanke, dass man ausreichend Nährstoffe zu sich nimmt, dass man ausreichend Vitamine und Ballaststoffe zu sich nimmt, nicht zu viel Zucker, also das ist so das, was sich Eltern vorstellen, wenn ihre Kinder dann sozusagen vom Stillen loslassen, dass sie so langsam die Brei kost und dann mal Stückchen und mal Gemüse und mal ein Obst und so, und das aber eben dieses ja, was wir uns so vorstellen von der Entwicklung der Nahrungsaufnahme, dass das eben überhaupt nicht funktioniert, dass eben das, was angeboten wird, gar nicht so angenommen wird, dass die Auswahl der Kinder jetzt gerade im Kleinkindbereich eben gar nicht dem entspricht, was irgendwie eine Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, und was dann eben noch dazu kommt, dass so dieses wir sitzen zusammen am Tisch, und es ist eine schöne Situation, und wir gehen mal zusammen in ein Restaurant, oder ach, such dir doch mal was Schönes zum Essen aus, und die Oma hat dir einen leckeren Kuchen gebacken, dass eben auch so, diese sozialen Aspekte für solche, für die meisten Eltern überhaupt nicht zum Tragen kommen, beziehungsweise genau das Gegenteil, dass Trinken und Essen einfach ganz viel Stress im Alltag bedeutet, Dass es Not für Eltern und auch für die Betroffenen bedeutet Und ganz weit weg eben von dem ist, wie wir uns das so vorstellen.

Speaker 3:

Das bedeutet, essen kann eben bei Hypo und Hypersensibilisierung kann ja quasi jeweils ein Problem darstellen. Also, entweder sind wir überempfindlich in unserem Mundbereich, also, es gibt ja jetzt wieder total viele verschiedene Aspekte auch. Also, es gibt ja jetzt wieder total viele verschiedene Aspekte, das ist einmal Druckempfinden, also Konsistenzen, und aber halt auch Geschmacksempfinden. Also, ich kann mir vorstellen, dass Geschmacksknospen mir genauso über oder unterrepräsentiert sein können und sich dadurch eben ein Stimulieren durch Nahrungsaufnahme oder ein Vermeiden von Nahrung ergeben kann.

Speaker 2:

Genau, und da merkt man schon, da ist eine irrsinnige Vielfalt drin. Also einmal Geschmack ist das eine im Mund, dann aber auch noch eine Temperatur, dann die Konsistenz, ob es jetzt cremig oder irgendwie porös ist, ob es irgendwie paniert ist oder so oder irgendwie porös ist, ob es irgendwie paniert ist oder so. Aber auch Geräusch ist etwas, also ob es knackt beim Essen, ob es ganz leise ist, ob es ein bisschen blubbert beim Essen oder auch so beim Trinken. Kohlensäure kann man auch hören, all solche Dinge, aber eben auch ganz feste Druckinformationen, dass eine Karotte ganz fest ist, dass eine Nudel fest oder weicher sein kann. Also man merkt, wir haben Geschmack, wir haben Geruch, wir haben Druck, wir haben Oberflächen, also taktil, und eben auch Temperaturen.

Speaker 2:

Das sind alles ganz viele unterschiedliche Informationen, und das ist ja eben auch etwas, wenn wir beides jetzt in Extremen haben, und man hat ein Lebensmittel im Mund, das hat einen Geschmack, es hat eine Konsistenz, es hat eine Temperatur, es hat einfach diese ganz vielen Informationen. Und meistens ist es eben so, dass bei den autistischen Personen es beides in Extremen, wie wir es schon hatten, vorliegt, plus eben auch, wenn viele Informationen zusammenkommen, die gar nicht richtig eingeordnet werden kann, dass es einfach total schwierig ist, die gar nicht richtig eingeordnet werden kann, dass es einfach total schwierig ist. Und das ist ja dieses. Wenn ich mich zum Beispiel auf dem Arbeitsblatt konzentrieren kann ich gucke da drauf, gucke ganz nah dran und gehe ganz nah vor dieses Blatt dann fällt es mir leichter, als wenn ich auf einem Rummelplatz stehe und zig unterschiedliche Informationen auf mich einströmen, oder im Supermarkt, und im Mund sind es zig Informationen, die auf einen einströmen. Und wo man okay, erstmal die.

Speaker 2:

Konsistenz. Ach nee, jetzt muss ich erstmal nach der Temperatur gucken. Ach, der Geschmack ist. Auch wenn ich drauf rumkaue, verändert sich Geschmack, verändert sich Konsistenz, verändert sich Temperatur. Bis ich es dann runterschlucke, ist es nochmal ein bisschen anders, und dann ist das Gespür aber eher hinten im Rachenbereich. Also das ist eigentlich Wahnsinn, was da passiert an unzähligen Informationen, und wenn ich da aber Schwierigkeiten habe, wichtiger auszusortieren oder zu fokussieren oder auch andere eben vielleicht so ein bisschen nach hinten zu schieben und zu denken, nee, jetzt muss ich erst mal mich mit der Konsistenz beschäftigen, bevor ich an den Geschmack gehe.

Speaker 2:

All solche Dinge machen es zu einer schon sehr komplexen Aufgabe, und das ist eben etwas durch diese Vielzahl an Informationen und auch oft die Vielzahl an feinen Informationen, weil die meisten Lebensmittel sind eher sozusagen eine taktile, also eine ganz feine Information.

Speaker 2:

Deswegen wir haben es ja eben schon oft gehabt, dass vieleisten feine berührung nicht so mögen, ja mit so diffusen reizen eben nicht so klar kommen. Die meisten lebensmittel sind aber eher fein und diffus, und zum beispiel ein etwas also jetzt wirklich ein bisschen übertrieben gesagt, aber zum beispiel eine ungekochte nudel ist nicht fein und diffus, und das ist wieder etwas, was ganz oft eher favorisiert wird, wenn man manchmal, also wenn ich, was ich da schon an Rückmeldungen auch von Familien bekommen habe oder auch ganz scharfes Essen Senftunkt oder so, und dann kann ich mir mittlerweile schon denken ah okay, die starken Geschmacksinformationen werden gesucht, oder dass der Mund richtig brennt, weil so viel Chili-Soße dabei ist, und das ist immer wieder eher diese Hypo-Wahrnehmung. Es werden starke Informationen gesucht, und das ist aber eben auch eine wichtige Information, zeigt aber eben, dass es sozusagen nicht selbstverständlich ist, mit diesen ganz vielen verschiedenen Impulsen auch wirklich klarzukommen.

Speaker 3:

Und das ist jetzt wieder nur ein Aspekt oder Ich meine, dann geht es ja weiter runter in den Körper. Dann sind wir ja plötzlich wieder beim Thema Interrezeption, oder nicht? Ja, absolut.

Speaker 2:

Und bei einem.

Speaker 3:

Regulieren durch das, dass ich etwas spüre in meinem Körper. Also kann ich ja zum Beispiel auch Nahrungsmittel und das Aufnehmen von Nahrungsmitteln wieder nutzen, um in mir drin etwas zu spüren, auch wenn es nicht gesund ist oder nichts mit Hunger zu tun hat oder wie auch immer, sondern als Stimulierung oder als Dimming. Ja genau, und dieses.

Speaker 2:

Druck. es kann halt eben sein. das hatte ich auch mal. ich hatte einen jungen Mann also, der hat so diese Laugenbrötchen, die an sich schon einen spannenden Geschmack haben mit ein bisschen Salz, aber der hat die wirklich fundweise geschluckt, und er hat mal so ein Viertelstück und dann runtergedrückt, viertelstück von diesem Brötchen im Mund und runtergedrückt, ich weiß nicht, er konnte sechs, acht, zehn hintereinander runterdrücken, und das ist einfach am Bauch. Das ist wirklich so. da passiert was. Aber auch der ganze Weg in den Bauch, der ganze Halsbereich, die ganze Speiseröhre. Ich bin mir sicher, dass er wieder etwas hat, diese Druckinformation, die ihn beruhigt.

Speaker 2:

Auf der anderen Seite das ist nicht gut für den Körper, wenn es nicht eingespeichert ist, wenn es nicht zerkaut wurde, wenn es eben nicht vorbereitet wurde, wenn es in ganzen Stücken unten ankommt, wenn da ganz angespannt sind oder die Personen, dann hat auch in unserem Körper eben Verdauung keine Priorität. Ich kriege die Priorität, wenn ich angespannt bin in Arme und Beine. Da habe ich nämlich die Energie zum Kämpfen oder zum Weglaufen oder was auch immer. Aber dieser ganze Verdauungstrakt und dass da wirklich gearbeitet wird, dass da Enzyme hergestellt werden, dass da wirklich Verdauung auch stattfindet, ist nicht an erster Stelle. Und wenn dann einfach nur Mengen gestopft werden und reingesteckt werden. das ist etwas, das kann ein Körper eigentlich gar nicht verarbeiten, beziehungsweise auch da die Nährstoffe gar nicht so rausziehen, wie es sein muss, und von daher ist es zwar in dem Moment beruhigend für die Person, aber es ist eben auf lange Sicht nicht unbedingt wohltltun für den Körper und nicht gesundheitsfördernd.

Speaker 3:

Das heißt, das wäre jetzt eine Form des Stimmings. Ich meine, es gibt auch weitere Formen des Stimmings, die nicht gut sind und wo man gucken muss. Gibt es eine Alternative, die dich genauso beruhigt, die aber nicht so schädlich ist für dich Genau? Hier in dem Fall müsste man auch nach etwas suchen. Aber was wäre denn dann aus deiner Erfahrung raus, oder? ich kann mir vorstellen, dass du in deiner Recherche jetzt dir da auch Gedanken gemacht hast.

Speaker 2:

Was wäre?

Speaker 3:

denn hier jetzt eine Alternative, die man so einer Person anbieten kann, zum Ausprobieren?

Speaker 2:

Eigentlich schon ganz viel von dem, was wir hatten, also in diesem Halsbereich, also auch da massagen, dann vielleicht mit so einem Kirschkernkissen oder auch vielleicht mit Eispässen, dass, da dieses Spüren im Halsbereich, im Brustbereich besser wird Ein Abklopfen, wenn das total schön ist, aber auch wieder dieses Gewichtstier oder auch so ein Pucken oder so, wenn das angenehm ist, vielleicht ein Abklopfen wie ein Gorilla auf dem Brust und Bauchbereich, oder auch mal ein Eispack oder irgendwie was Warmes auf den Bauch legen, vielleicht auch im Wechsel, also jetzt einmal über Druck von außen, aber wirklich, um den Fokus auf diese Körperbereiche eben zu verbessern. Und dann macht es total Sinn, dass eben zum Beispiel auch wenn ich diesen jungen Mann hatte das war auch immer einer, der sehr laut geschrien hat, also dieses nur stopfen. Das ist dann immer nur ein Punkt, aber es kommen ganz viele andere Sachen dazu Oder der auch immer, wenn er geschrien hat, ganz den Kopf in den Nacken geworfen hat, also den ganzen Kehlkopfbereich völlig überstreckt hat, und das ist viele Jahre her. Ich wäre mir heute sicher, wenn ich dem zum Beispiel mit einem Massagegerät oder mit meinen Fingern ihn ganz fest abklopfen oder ausstreichen würde im Halsbereich. Ich bin mir sicher, er hätte es geliebt. Das habe ich mich damals eben also bei ihm jetzt zum Beispiel überhaupt noch nicht getraut. Ja, aber das kann ich doch nicht machen.

Speaker 2:

Ja, und heute denke ich mir aber ganz viel von dem, was er macht, schreibt einfach danach, was ihm gut tut, oder unter einer turnmatte und dann mal mit was drüber rollen oder drauf klopfen oder ein patsy ball zu nehmen und solche sachen, oder so ein bodycheck oder soja, so mit dem kissen davor, solche spiele im turnunterricht anzubieten, oder und das ist mal jetzt wirklich wieder ganz klassisch in der Schule, wenn ich am Tisch sitze, könnte es auch sein, dass das jemand ist, der ganz nah sich immer an den Tisch drückt und da den Kontakt sucht, und dass man das eben dann nicht verbietet, sondern wirklich eher nochmal dann in den Pausen vielleicht nochmal irgendwas dazugibt, aber das eben zulässt, oder vielleicht nochmal was dazwischen macht, dass er so einen kleinen Ball hat, und dass ihm das eben gut tut, was auch immer.

Speaker 2:

Aber es ist so irre, wenn man dann anfängt, so in diesen Bereichen zu schauen, jetzt beim Hungergefühl oder nicht satt sein, könnte es auch sein, dass der vielleicht den Gürtel immer ganz eng zieht oder eben gar nichts da haben kann. Also beide Extreme. Aber es wird in anderen Bereichen aufploppen, die können wir nutzen.

Speaker 3:

Ja, super interessant, ja, ja, weil ich glaube also, du hast total recht. Das hat ganz bestimmt damit zu tun, dass wir so ein bestimmtes Bild davon haben, wie eine Ernährung aussehen muss, und dass da ganz schnell auch das Thema Scham mit reinkommt, Bei Eltern, aber bei den betroffenen Menschen selbst auch. Und was ja noch zusätzlich gemacht wird in unserer Gesellschaft ist ja, es wird ja so individuell die Verantwortung auf die Person geschoben, also auf die Eltern geschoben und auf die Person selbst, statt zu erkennen, dass alles, was mit dem Thema Essen zu tun hat, halt durchaus auch psychologische, genetische Faktoren hat Und das Antworten dann eben nicht darin zu suchen sind, einer Person zu sagen, du musst es aber so machen, sondern eben nach anderen Wegen zu suchen.

Speaker 2:

Und gerade beim Thema Trinken und Essen, weil es im Moment auch in verschiedenen Kanälen immer wieder aufploppt, dieses ja, aber vielleicht kann er sich ja dran gewöhnen, Und dann macht man im einen Tag vielleicht keine Ahnung. Ich sage immer so so drei Tropfen Apfelsaft mehr in das Wasser, Oder dann nehmen wir da sein Lieblingsessen und davon ein Stückchen mehr oder so. Aber da sind wir wieder dran, er muss sich daran gewöhnen, irgendwann werden wir das schon hinkriegen. Aber eben nicht zu verstehen, was braucht es wirklich, Was braucht es an Informationen Und da sind wir eben wieder sehr stark bei Druckinformationen, vielleicht beim Trinken und Essen, Gesichtsmassagen oder so, bevor er zum Beispiel gerade in der Mensa oder in anderen schwierigen Rahmenbedingungen dann eben teilhaben kann. Dass man wirklich einfach nochmal wieder versteht. Okay, wir haben natürlich das gleiche Ziel, dass wir gesünderes Essen hinbekommen, überhaupt keine Frage. Aber wir müssen erst wieder nach dem Bedürfnis des Körpers gucken, der Wahrnehmung des nervensystems gucken. Ja, und und, und dann kann veränderung stattfinden.

Speaker 2:

Ja, so ist es und da würde ich gerade war so zwischen ich ja oder ganz viel einfach mal durch dich im bereich schule unterwegs sind. Das ist jetzt auch letzten mal so gesagt. Ich stehe halt morgens auf und mache mich irgendwie fertig, setze mich hin, esse kurz und fahre dann zur Arbeit und mache auch dann das, was jetzt dann ansteht. Und für jetzt zum Beispiel ein autistisches Kind oh Gott, ich muss gleich in die Schule, und gleich wird es wieder anstrengend, und dann wacht der schon mit Stress auf, und dann muss der aber auch noch essen, und dann muss für die autistische Tochter auch noch die Brotdose gepackt werden.

Speaker 2:

Aber eigentlich ist oh Gott, jetzt muss ich die noch mitnehmen, und dann muss ich die im Unterricht oder in der Mensa oder sonst wie noch essen, und dann ist die Schule ist ja schon belastend, aber jetzt kommt Trinken und Essen eben nochmal obendrauf. Und es ist morgens, es ist mittags, es ist abends, es ist in der Frühstückspause, es ist abends, es ist in der Frühstückspause, es ist zwischendurch im Auto noch, und es ist ganz oft wirklich etwas, was irgendwie absolviert werden muss. Aber es ist eben für die meisten nicht etwas ja, was ihnen gut tut, was sie entspannt, oder wenn es so ist, dann einfach in so einem Extrem, dass doch wieder Unruhe aufkommt. Also so bitte nicht, und doch nicht die zehnte Milchschnitte, weil dann geht doch wieder gar nichts. Und dann sind wir beim Trinken und Essen ähnlich wie in der Schule. Wir haben wieder ein Problem, oder wieder bevor sie in die Schule gehen, damit die Medikamente vertragen werden.

Speaker 3:

Es betrifft einfach auch viele autistische Kinder, die genauso Medikamente nehmen wie ADHS-Kinder und Jugendliche, dass sie dann wirklich gucken müssen, irgendwie was zu essen. Und Pausen sind ja leider auch wieder Zeiten, die sind anstrengend, und viele haben. Also ich habe jetzt gerade in der Woche, bevor deine Folge rauskommt, habe ich mit Emma gesprochen, und Emma ist zwölf Jahre alt. Ich habe mit einer zwölfjährigen Autistin gesprochen hier Das ist ein ganz tolles Gespräch Und sie berichtet, dass es von ihr aus überhaupt keine Pausen bräuchte in der Schule.

Speaker 3:

Also sie würde lieber ohne Pausenschule machen, weil Pause nur Stress ist. Sie weiß nicht, wo sie sein will und wo sie sein kann, und sie weiß nicht, sie will nicht alleine sein, aber sie will auch nicht draußen bei den vielen Menschen sein. Sie kann auch in diesem kurzen Bereich gar nicht essen, und Toiletten sind sowieso die Katastrophe in der Schule. Und dann habe ich mir gedacht so und viele Kinder gehen wegen der Pausen in die Schule, und für autistische Kinder und Jugendliche ist es genau die absolute Katastrophe. Und jetzt ist ja eine Pause dadurch ja schon einfach wieder nur Stress. Und dann, wie du vorher schon gesagt hast, in Stresssituationen ist Essen nicht unsere Priorität, aber im Unterricht dürfen sie ja nicht essen, und für viele wäre das jetzt dann wieder der Moment, wo es gehen würde.

Speaker 2:

Stimmt Ja auf jeden Fall. Also, das wäre auf jeden Fall eine Möglichkeit. Also jetzt wieder hatte ich jetzt überhaupt noch nicht im Kopf, aber genau weil in dem moment ist sicherheit da, da ist ruhe da, und ich meine, er muss ja nicht sein ganzes oder das kind muss ja nicht sein ganzes paket auspacken, ja, aber einfach vielleicht mal hier ein bisschen was abknibbeln, da ein bisschen was in den mund nehmen, ja, das eben auch der zucker nicht so abfällt, das nicht noch mehr stress reinkommt, und einfach so, dass ich mich sozusagen schon mal wieder ein bisschen vorbereiten kann, schon mal ein bisschen regulieren kann, und dann geht das Essen vielleicht sogar danach auch wieder besser, vielleicht geht auch was dann in der Pause. Aber dieses So jetzt muss es sein funktioniert ganz sicher gar nicht. Ja, und das ist wirklich. Ich habe jetzt in den letzten zwei Jahren eben es gab dann auch so zwei Fragebögen oder Befundbögen, die man auf meiner Internetseite herunterladen kann, einmal für Kinder und auch Erwachsene zum Thema Trinken und Essen, und gerade in der Recherche für das Buch habe ich schon einiges zurückbekommen an Fragebögen Und was da manchmal eben an Nöte stand.

Speaker 2:

Also wirklich eine Mutter, die eben auch berichtete, ihre Tochter ist nach der Schule anderthalb Stunden, braucht die fürs Mittagessen für eine mini, kleine Portion, und die muss sich jede Erbse, jedes Stück, was sie runterschluckt, überlegen, und ich dachte boah, wahnsinn. Und natürlich kann die das in der Mensa nicht oder auf dem Schulhof nicht, also muss das nach der Schule alles en bloc, aber dann ist die eigentlich schon durch, ja, und da merkt man wieder. Also für mich gibt es mehrere Positionen. Also auf der einen Seite der Schulpart muss entspannender sein, und nicht, dass die sozusagen mittags einfach schon den ganzen Tag die ganze Energie durchhaben, sondern ja, das eben natürlich ist Schule anstrengend, keine Frage, aber eben nicht, dass der die ganze Energie für den ganzen Tag sozusagen schon wegnimmt.

Speaker 2:

Der Schultag, oder es braucht eben da mehr Regulation, aber auch da Regulation, wie es für die Kinder passt, und ich glaube, dann, wenn sie dann nicht so hoch kochen, mehr reguliert werden würden auch vielleicht Essen, etwas bekommen könnten, was ihnen wirklich gut tut, da natürlich auch durch eine Frachtfrau vielleicht nochmal mehr helfen. Aber es ist so, das verwechst sich nicht, das ist einfach, das verwechst sich überhaupt nicht, und es reicht sich. Und ich will da wirklich jetzt nicht mit Angst schüren oder so, aber ich denke, da gibt es ausreichend auch Studien, dass, wenn man eben lange unterdrückt, lange Masking macht, das packt der Körper irgendwann nicht mehr.

Speaker 3:

Ja, das kommt auf dem Erwachsenenalter dann Und das kenne ich einfach wirklich von mir, direkt aus meinem Alltag und aus meiner Erfahrung Dann ist nämlich die Bereitschaft dazu zurückzugehen in ein Masking nicht mehr gegeben, das kann ich dir sagen. Also vor allem, wenn dann plötzlich auch ein gewisses Maß an Grundwissen, da ist, das mir erklärt, warum es so weit gekommen ist, was genau dazu geführt hat, dass es geht nicht mehr. Und das ist ja auch nicht gut, weil ein gewisses Maß an Anpassungen, ein gewisses Maß an Anforderungen, die an einen gestellt werden, ist ja ganz normal.

Speaker 2:

Absolut, Und ich überlege jetzt gerade so in der Schule, also in der Mensa ich weiß nicht genau, wie bereit oder wie viel Ressourcen hat natürlich eine Schule, da mitzuarbeiten. Aber wir haben es immer im Autismuszentrum auch eine Zeit gehabt, dass wir gesagt haben naja gut, aber wenn vielleicht irgendwie ein Lieblingsessen sehr kalt serviert werden kann, also statt warm aus dem Kochtopf oder so, dann eben vielleicht leicht gefrostet. Also statt warmen aus dem Kochtopf oder so, dann eben vielleicht leicht gefrostet, Und wenn das das Kind dann in dem Moment viel leichter essen kann, dann wäre das doch eigentlich eine Möglichkeit, einem Kind sowas möglich zu machen, dass es dann Ressourcen hat oder Ressourcen wieder aufbauen kann, dass es ihm gut tut, wenn es eben so keine Ahnung den Spinat eben leicht gefrostet ist oder vielleicht nicht nur den Spinat, aber was auch immer. Die Erbsen, Ja genau Dass, das dann so kleine Perlen sind, die auf dem Mund total hin und her geschoben werden und dann einfach total angenehm zu essen sind und was ein wohltuendes Gefühl für den ganzen Körper bereitet, Das ist natürlich was ganz anderes wie ich muss das jetzt hier irgendwie runterdrücken, damit ich in der nächsten Stunde nicht umfalle- Und dann wäre es natürlich schön, es gäbe die Möglichkeit, dass ein autistisches Kind eben nicht in der Mensa mit allen gleichzeitig essen muss, sondern es dürfte sich irgendwie in einen ruhigeren Bereich setzen, setzen.

Speaker 3:

Was dann aber auch wieder missverstanden wird, ist, dass sie halt dann doch oft gar nicht ganz alleine sein wollen und auch Angst davor haben, ganz isoliert zu sein. Also, es braucht dann doch wieder eine Kombi, eine kleine sichere Gruppe von wichtigen und sicheren Menschen, die vielleicht gar nicht unbedingt in der Klasse zu finden sind, sondern vielleicht zwei, drei Klassenstufen drüber oder drunter oder was auch immer, und mit denen dann gemeinsam irgendwo ohne diesen ganzen Lärm essen zu dürfen. Ja, absolut. Und diese Bereitschaft boah, die ist nicht unbedingt gegeben. Nein, das ist nicht.

Speaker 2:

Und zusätzlich ist es auch eventuell möglich. Also wir hatten es ja eben schon mit dem Gleichgewicht, mit dem Rumzappeln, und das ist eben beim Essen, trinken sieht man das nochmal mehr, aber auch, dass man sagt okay, und wenn wir da jetzt irgendwie keine noch kleinere Gruppe, dann kriegst du vielleicht irgendwie so ein Wackelkissen, auf dem du sitzen kannst, oder eben das ist im Kindergarten ja meistens nochmal mehr Thema ah, wir müssen aber alle sitzen bleiben, weil man natürlich Angst hat, dass die Kinder sich verschlucken. Und ja, also vom Erziehungsaspekt abgesehen, und da hat es geht doch nicht. Aber auch da sage ich immer naja, aber vielleicht, wenn sie zwischendurch rumlaufen können oder auch hinten ein paar Mal in der Mensa auf und ablaufen können, ist es vielleicht wieder etwas, was sie ents sie sich besser.

Speaker 2:

Und dann ist eigentlich trinken und essen viel sicherer, als wenn ich fest auf meinem stuhl, und ich muss mich jetzt anpassen und darf mich nicht bewegen, und bin so angespannt, dann spüre ich mich aber auch nicht gut. Ja, und dann ist eigentlich trinken und essen kann auch was gefährliches, sogar sein, dass ich gar nicht mitkriege, wenn ich mich verschluckt habe oder es gar nicht raus husten kann oder so. Das ist wirklich, wo ich so denke, auch da wir müssen lernen, neu zu denken, neu hinzugucken, was könnte die Hilfe sein? Und dieses, ich will jetzt nicht unbedingt sagen, auf der Schaukel essen und trinken oder gerade essen.

Speaker 2:

Aber es könnte schon sein, das geht doch gar nicht. Aber auf der einen Seite, wenn das so entspannt ist, garantiert das Körperbewusstsein besser, und es ist viel ungefährlicher, als wenn ich, wie versteinert am Tisch sitze, es irgendwie runterdrücke. Das ist garantiert gefährlicher, als wenn ich, wie versteinert am Tisch sitze, es irgendwie runterdrücke.

Speaker 3:

Das ist garantiert gefährlicher, Und ich würde jetzt einfach mal behaupten, so ein Feschberbrot in einer Pause in der Grundschule wird durchaus auch mal auf eine Rutsche oder auf eine Schaukel gegessen. Ja, absolut. Also da guckt ja dann auch niemand, ob die alle jetzt irgendwo an ihrem Tischchen sitzen und sitzen bleiben. Also ja, irgendwo an ihrem.

Speaker 2:

Tischchen sitzen und sitzen bleiben.

Speaker 3:

Also, ich glaube, es ist wieder so ein Respektthema, es ist wieder so ein. Ich glaube, es geht mehr um den sozialen Aspekt als jetzt um den Sicherheitsaspekt. Zumindest ist es ein Gefühl, das ich habe, wenn es jetzt um nicht Kitas, kitas sind, nochmal was anderes. Da hast du absolut recht. Ich kann mir vorstellen, dass es da ein Sicherheitsaspekt ist. Im Bereich Schule ist es eher ein wir müssen doch jetzt hier alle gemeinsam am Tisch sitzen, wir müssen warten, bis jede einzelne Person fertig gegessen hat, und gemeinsam starten, und dass das aber halt auch schon wieder viele Erwartungen sind, die dazu führen können, dass es eben schon deswegen nicht funktioniert.

Speaker 2:

Das ist dann wieder nicht bewusst fehlen, glaube ich, und ich meine, einige kennen das auch vielleicht von sich selber wenn man Stress hat oder so, dass man ja auch sagt, ich habe auch gar keine Ruhe, mich hinzusetzen, es geht auch gar nicht. Man ist ja also hinsetzen, und dann, wenn man ganz groß unter Stress ist, dann essen, das geht eigentlich kaum. Man macht es im Vorbeigehen, also nicht nur, weil keine Zeit ist, sondern einfach so. Man hält es nicht aus, sich nur auf das Essen zu konzentrieren, also für ganz, ganz viele.

Speaker 2:

Und es ist wirklich so, dieses ja, ich bin eben viel durch meine Fortbildung unterwegs, und es ist auch oft, wenn ich dann abends nach der Fortbildung rausgehe, dass ich mir noch was zu essen hole auf die Hand, und dann schlendere ich durch die Städte und genieße das einfach, da nicht irgendwo sitzen zu müssen, nicht zuhören zu müssen, sondern einfach nur ein bisschen zu laufen, in Ruhe zu gehen, und dann kann ich total entspannt essen. Und ich bin eben nicht autistisch, aber genau da ist so mein Stresspegel dann irgendwie nach acht Stunden Vortrag oder Fortbildung dann doch hoch, und da merke ich schon ach ja, genau, ich sorge für mich, und den Kindern wird das aber eben oft verwehrt.

Speaker 3:

Ja absolut, weil Erwachsene wissen immer besser, was Kinder brauchen. Das ist halt so ein Grundgedanke, der da ist Ja absolut. Also ich finde gerade Essen und Schule ein ganz schön schwieriges Thema, also aus all den Aspekten heraus, die wir gerade schon angesprochen haben. Jetzt gibt es ja aber noch den zweiten großen Bereich, und das ist das Zuhause Eltern. Ich habe viele Eltern, die hier zuhören. Deswegen glaube ich, können wir durchaus noch mal kurz überlegen, was man denn als Elternteil tun kann, um den Kindern da ein bisschen mehr Unterstützung anzubieten.

Speaker 2:

Was das Thema Essen angeht Also einmal glaube ich, das passt wirklich vom Übergang gerade perfekt. Also, wenn jetzt die Kinder nach der Schule oder nach dem Kindergarten es braucht erstmal Regulationszeit, und ja, also für viele wäre es ja, jetzt setze ich erstmal hin, esse erstmal was und hole erstmal Luft, aber da geht es einfach ganz anders, weil das Essen ist halt eine Belastung, das Essen ist einfach was, was einiges an Fähigkeiten und Koordination und Verarbeitung wirklich benötigt, und das geht erstmal nicht. Also, ich brauche erstmal sozusagen wirklich Entspannung, und ob ich dann durch die Wohnung hüpfe oder aufs Trampolin gehe oder fest gedrückt werde oder vielleicht auch kalt duschen darf oder all das, was wirklich gut tut, und mein Aspekt ist da wirklich immer auf diese körperlichen Impulse. Natürlich kann auch mal helfen bei dem einen oder anderen Kind, dass das Handy ist, das Tablet ist zum Runterkommen. Aber wenn möglich, gerade im Bereich Trinken und Essen wäre es eben gut, dass man den Körper nochmal richtig spürt, dass man eben Anspannung sozusagen körperlich auch wirklich durch was auch immer Boxenen, boxsack oder so irgendwas auch immer ja sozusagen erst mal so ein bisschen wieder spannung abbauen, aber eben auch so diesen das gespür für den für den moment noch mal verbessert, und dann ist es eben, um genau das beim essen und trinken hinzubekommen, das gespür für den moment zu verbessern. Es kann sein, dass man eben das Essen schärfer würzen könnte, dass man eben vielleicht etwas richtig kalt anbietet oder dass keine Ahnung Brause da auf einmal irgendwo in einem Essen aufploppt, und das ist eben etwas.

Speaker 2:

Zu Hause sagen Eltern nee, wir haben nur das verstehe ich völlig dieses Safe Food, also zwei oder drei oder fünf Lebensmittel. Und alles, was an Variationen auch leichte Variationen angeboten wird, nimmt mein Kind gar nicht an, und das kenne ich gut, und das ist auch ganz oft wirklich der Status Quo. Aber ich werde nicht mit leichten Veränderungen reinkommen, sondern ich muss erst mal etwas haben, wo die oh, da spüre ich was, und da ist richtig was los Und gerade die Kinder sind es aber auch oft, wo Eltern mich dann nicht mal rückmelden ja, keine Ahnung, müssen wir aufpassen beim Zähneputzen? der schluckt die ganze Zahnpasta runter. Und dann sage ich immer ich glaube, das ist nicht einfach versehentlich runtergeschluckt, das ist scharfe.

Speaker 3:

Menthol, und das mag ihr Kind Das ist genau das, was du sagst, eigentlich. Es erinnert mich jetzt an das Navi-Prinzip, Also das neue, andersartige, Wichtiges oder Interessantes, Also dass man versucht, auch beim Essen das Navi-Prinzip anzuwenden Und nicht kleine leichte Variationen was viele tun So habe ich das jetzt bestanden Sondern eher eine ganz große Veränderung, die irgendwie cool ist.

Speaker 2:

Und da ist es auch die Kinder, die keine Ahnung die Seifenblasenflüssigkeit ablecken oder das Desinfektionsmittel. Und das ist auch etwas, was ich wirklich gelernt habe, was da teilweise an Dingen aufgenommen oder in den Mund genommen wird, oder der Schlüssel oder die Tapete irgendwie oder was auch immer wird abgeleckt. Das ist teilweise so für mich gefühlt, so furchtbar. Ja, aber wenn das die wohltuende information ist, dann sage ich immer, dann ist ein fencheltee halt nicht das richtige. Klar, ja, das ist etwas, was verwirrt, und auch wenn der joghurt nur so toleriert wird und sonst gar nicht, das ist wirklich das. Ich habe das gefühl bei diesen feinen information, das rutscht irgendwie runter, kriegt kaum Aufmerksamkeit. Vielleicht die Farbe oder sowas wichtig ist oder die Verpackung, aber das Essen selber wird eben kaum wahrgenommen. Und es wäre eigentlich auch da sind wir beim Sicherheitsaspekt es wäre wichtig, dass die Kinder es richtig spüren Und nicht, dass sie das im Blindflug irgendwie runterschlucken und mehr auf die Verpackung gucken als auf alles andere. Es ist ja wichtig, dass sie merken wow, da ist ja was.

Speaker 3:

Also so kleine Keksknubbel oder was auch immer im Joghurt, das lieben die ja auch oft Kinder, da knuspert ab und zu mal was.

Speaker 2:

Oder ich mache verschiedene Sachen rein in den Joghurt, die gesucht werden, oder was, und da könnte es sein, dass zum Beispiel irgendwas mit einem leicht zitronigen Geschmack eben besser ankommt, weil es einfach nochmal ein Alleinstellungsmerkmal hat. Und das ist das, was ich am Anfang beim Trinken und Essen gesagt habe, dass oft viele Impulse verwirren, so. Und da ist aber auf einmal einer, der ist zwar da, der ist neu, aber der bekommt ausreichend Aufmerksamkeit. Der ist zwar da, der ist neu, aber der bekommt ausreichend aufmerksamkeit. Und dann kann ich lernen, mit dem irgendwie zu arbeiten und klar zu kommen.

Speaker 2:

Und das ist das, was ich auch ein bisschen eben einmal meinte, dieses, als ich dieses thema aufgemacht habe, wo ich so dachte boah, also gerade in der logopädie, wenn es so eben um schluckstörungen geht, jetzt zum beispiel beim schlaganfall, patienten, ja. Also wenn ich wüsste, dass der da gar nicht spürt, er hätte gleichen diätplan, ja, da würde jeder gucken, was kriegen wir hin, damit die wahrnehmung verändert wird. Im autismus bereich ist das, wie gesagt, überhaupt kein thema wenn ich würde auch kein diätplan machen, also es würden alles das, was drin ist, bleibt drin.

Speaker 2:

Das ganze safe food ist ganz wichtig. Also nicht bitte rausnehmen und sagen, wir verändern jetzt alles. Ja, also, das ist sozusagen der hafen der sichere. Aber es wäre gut, wenn wir eben stück für stück und da meistens durch die starken impulse mehr angebot, mehr variation reinbekommen. Weil auch ein safe food schleicht sich ja manchmal aus. Ja, auf Auf einmal ist es weg, und wenn, dann wo kriegen wir jetzt wieder Neues her?

Speaker 3:

Dann gibt es nichts mehr. Ich habe das bei meinem Sohn im Übrigen auch lernen dürfen. Es hat lange gedauert, bis ich das verstanden habe, was er da tut. Der kann sich nicht entscheiden für ein, wenn wir irgendwo essen gehen, für eine Sache, sondern, der braucht mindestens das Wissen und die Sicherheit, dass es eine Alternative gibt. Aber es geht ihm gar nicht darum, dass der jetzt verschiedene Geschmäcker braucht, weil er ist dann nämlich mein Hund ist gerade hier, entschuldigung der ist dann nämlich nur an einer Sache interessiert, aber er braucht die zweite, falls ihm das erste nicht schmeckt, dass er weiß, da ist jetzt noch was anderes, was ich dann haben kann.

Speaker 3:

Und wenn wir an ein Buffet gehen, dann geht der, und der lädt sich erstmal einen ganzen Teller voll mit 180 Sachen, und wenn er die eine Sache gefunden hat, die ihm schmeckt, dann lässt er alles andere stehen, der isst nicht, der probiert die anderen Sachen auch gar nicht mehr, und dann läuft er gleich wieder los und holt sich den zweiten Teller, aber nur mit dieser einen Sache, die ihm geschmeckt hat. Und also, wie gesagt, ich habe ewig gebraucht, um zu verstehen, was der da tut, weil man würde ja denken, der verschwendet Lebensmittel oder der kriegt nicht genug, oder wie auch immer. Aber es ist dieser Sicherheitsaspekt auch beim Essen, glaube ich, der für ihn da sehr wichtig ist. Ich brauche etwas, das mir schmeckt, das von der Konsistenz her auch zu mir passt, und deswegen brauche ich eine Variation.

Speaker 2:

Absolut, Und auch dieses ja, er kann auch gar nicht genau sagen, was ist jetzt so von der Aufmerksamkeit, so dass es gut essen kann. Also es ist so, ja, das und das. Aber wenn er das gefunden hat, dann genau, jetzt ist es gut, Ja, genau.

Speaker 3:

Aber vorher merkt man was ein Stress, was ein Stress.

Speaker 2:

Ich muss da ja, und es ist auch so, das ist so genau. Also wir gehen ja, oder ich gehe ja an so einem Buffet und freue mich über die Auswahl und probiere mal hier und mal da, und das ist für mich nicht verwirrend und nicht belastend, sondern nicht verwirrend und nicht belastend, sondern eher das ist ein Geschenk. Und da will ich überall mal probieren, und da merkt man eben wieder, was für ein Druck da hinten dran ist, und erst recht, wenn der Druck dann noch von außen kommt, die Bewertung oder so, und dann geht dann irgendwann der Rollladen ganz runter, und dann lassen wir es am besten ganz mit dem.

Speaker 3:

Essen, und das wäre für ihn ja die Katastrophe, wenn er das jetzt alles essen müsste, was er sich da auf den Teller gepackt hat, aber er weiß das, dass er das nicht muss.

Speaker 3:

Er weiß das, dass wir das notfalls dann irgendwie essen oder dass es halt auch stehen bleiben darf. Trotzdem muss man als Eltern halt schon auch lernen, dass man dann in den Situationen erstmal komisch angeguckt wird, oder dass das bewertet wird von außen, und dass man das irgendwie man möchte ja auch nicht jedes Mal dann von vorne wieder anfangen und erklären, dass es halt irgendwie dann einfach bewertet wird und man damit leben muss, Absolut, absolut.

Speaker 2:

Und ich denke, es ist auch einfach völlig normal. Wenn man von dem nicht weiß, dann denkt man ja, es ist wirklich Verschwendung, und muss das so sein? Also ich verstehe solche Aspekte wirklich absolut, Aber auf der anderen Seite genau, ich verstehe eben auch eure Situation und die Situation der ganzen Familien, Und genau das hat dann einfach Priorität. Punkt.

Speaker 3:

Ja ist so.

Speaker 2:

Priorität, Punkt Ja, ist so Ach genau wir waren ganz kurz, wir waren noch dieses Daheim, also genau diese starken Informationen, oder was tut gut? und aber auch da, was wir eben schon hatten, immer wieder diese Regulation einzubauen. Also, es könnte halt wirklich auch sein, nach ein paar Bissen, dass man dann eben sagt ja, und jetzt komm mal, machen wir nochmal Hampelmann nochmal richtig schütteln, komm, ich mache hier nochmal deinen Kiefer durch oder klopfe nochmal hinten den Rücken ab, und so dass so ein wohliges Schütteln durch den Körper geht, und dann könnte es sein, dass danach eben nochmal wieder ein paar Bissen mehr gehen. Also dass man eben auf der anderen Seite dieses Optimum oder das, was einfach dem Kind gut tut, und dass man da wirklich viel rumprobiert, ausprobiert, aber eben immer wieder diese Entspannung und nicht, ich muss jeden Tag noch mal ein Lebensmittel mehr, oder ich muss das jetzt schaffen, damit, wenn ich in die Schule komme, damit da nicht alle gucken oder so, sondern wirklich eher so wie ist das persönliche Tempo?

Speaker 2:

und immer wie ist der Tag, wie geht's dir heute? und dann muss manchmal mehr geschüttelt werden, mehr Pausen, oder eben dann ist es heute halt doch wieder nur das Safe Food. Aber ich glaube schon, dass, wenn man lernt, darauf zu schauen, wo tut etwas gut plus viel Regulation, dass das Essen, eben doch dann schneller breiter werden kann und vielfältiger und auch mal unberechenbarer werden darf.

Speaker 3:

Danke, dass du auch wieder zurückgeführt hast, denn es war ja genau die Frage, die ich gerade an dich hatte, nämlich was können Eltern tun, um zu unterstützen? Jetzt umgekehrt noch wenn ich ein Kind habe, das sehr viel isst, das sehr viel sich reguliert über das Essen und gar nicht genug kriegen kann, also so sehr schlingt auch, dass man das Gefühl hat, da geht es gar nicht um das Essen an sich, sondern es geht hier um irgendwie vielleicht um ein körperliches Wahrnehmen oder was auch immer. Ich kann mir vorstellen, der erste Aspekt, den du genannt hast, nämlich körperlich regulieren, erstmal nach der Schule, ist genau derselbe. Aber gibt es auch da noch weitere Hinweise, die du geben kannst?

Speaker 2:

es ist natürlich auch da stärkere Informationen. wenn es schärfer ist, dann nehme ich es nochmal einfach bewusst wahr, dann kommt vielleicht die Information weg von dieser Menge, von diesem Druck, von diesem Schlingeln, sondern okay, ach, der Geschmack ist da ich komme erstmal mehr ins Kauen Dass eben der Fokuswechsel auf sozusagen die Qualität oder auf das besondere Lebensmittel gelingt und eben wegkommt von dieser Menge.

Speaker 2:

Weil da ist es eigentlich auch. Es ist ein einzelner Fokus auf die Menge und immer wieder diesen Druck, und das kriege ich halt hin, wenn ich zum Beispiel wieder ein scharfes Essen oder ein besonders geruchspassendes Essen habe Oder, wie gesagt, auch wieder diese Kälte oder auch vielleicht mal besondere Wärme. Da muss man natürlich gut aufpassen, aber auch da wieder dieses Pucken Abklopfen, warmkeit am Bauch Oder auch mal wir hatten das auch Bäuchlings, mal so auf dem Petziball, bäuchlings auf der Schaukel oder auch mal Bäuchlings, und dann vielleicht was zum Schlucken anbieten, dann ist vielleicht auch. Dann spüre ich da mehr Druck und bin auch schon mal von der ganzen Körperlichkeit entspannter, und dann brauche ich vielleicht auch gar nicht so schlingen, bin auch schon mal von der ganzen Körperlichkeit entspannter, und dann brauche ich vielleicht auch gar nicht so schlingen.

Speaker 2:

Es kommt manchmal immer wieder aufs gleiche Prinzip raus, obwohl die Ausgangspunkte anders sind. Aber es geht wirklich um ein differenziertes Körperspüren, weg von den Extremen, und das geht vom Mundbereich über den Hals bis zum wirklich Bauchbereich dann runter, und gerade natürlich, man kann egal, ob es jetzt um Vielfalt oder um Mengen geht natürlich auch mit Plänen arbeiten und mit Mahrungspyramiden und was gut ist oder so. Aber für mich sind das wirklich immer eher die Rahmenbedingungen über den Kopf, und man kann natürlich kognitiv einiges lernen und auch erarbeiten, aber der Schwerpunkt sollte die Körperarbeit sein, dass ich wirklich spüre, was mir wohl tut.

Speaker 3:

Und ich kann mir vorstellen, dass gerade Autistische Entschuldigung aber, gerade Autistische also sagen wir mal, die sehr intelligent sind und sehr detailverliebt sind, sich häufig wirklich gut auskennen und rational ganz, ganz viel wissen Und das aber auf der körperlichen Ebene eben erst recht nochmal eine ganz wichtige Funktion hat, da dran zu arbeiten.

Speaker 2:

Ich nehme gerade noch ein Beispiel, was ich von einer auch erwachsenen Autistin mitbekommen hatte. Die hatte mein Buch Probe gelesen, und die hatte dann auch so ach so, ich esse immer ganz viel trockenes Brot, und ich fand das immer so ein bisschen ich weiß gar nicht, wie sie es beschrieb so ungefähr ein bisschen spooky und habe mich einfach auch schon selber für mich geschämt, dass ich immer so trockene Brezeln esse. Und dann habe ich aber irgendwie gemerkt, durch dein Buch, ach ja, kann ich das ja einfach machen, ja, das tut mir gut. Und sie beschrieb dann irgendwie, dass sie das dann auch wirklich gemacht hat, und hat dann einfach nochmal mehr Brezel oder so gekauft, die ein bisschen trocken liegen gelassen, so ein paar Tage, bis sie für sie gepasst haben.

Speaker 2:

Und sie hat aber dadurch gemerkt, dass sie den Druck für sich rausgenommen hatte, musste es dann nicht mehr ganz so trocken sein. Guck mal, und ich dachte ja, wie spannend, genau so In dem Moment, wo der Druck rauskommt, dann kommt sie doch. Ach so, jetzt spüre ich das mehr, und dass sie einfach eben nicht schambesetzt, das einfach nur runtergedrückt hat, sondern wirklich in dem Moment es ein bisschen mehr genossen hat, bewusst, und dann hat sich eigentlich schon was verändert.

Speaker 3:

Das ist wieder der Sicherheitsaspekt da ist er wieder.

Speaker 2:

Um den geht es irgendwie immer. Wahnsinn. Also vielen, vielen Dank. Das heißt, dein Buch ist für alle da. Für betroffgriffe nehme ich rein.

Speaker 2:

Wie viele Fallbeispiele nehme ich rein? Aber ich bin egal, ob in meinen bisherigen Büchern oder auch jetzt bei der Fortbildung, ich bin wirklich, ich bin, glaube ich, die Praktikerin, und ich verknüpfe immer sehr gerne zwar schon auch Wissen, aber eben auch wirklich einfach so diese Tatsachen, aber eben auch wirklich einfach so diese Tatsachen, und ich glaube und hoffe, dass es damit eben für ganz, ganz viele lesbar ist, die entweder mit Menschen im Spektrum arbeiten, die in der Familie da sind, die aber auch selber betroffen sind. Ich bin gespannt, weil ich merke schon jetzt, die Nachfrage ist irrsinnig hoch, weil es da eben kaum was gibt. Aber ja, dieses genau. Ich hoffe, dass ich ganz, ganz viel abdecken kann, aber ich denke also natürlich nicht ah, ich lese das Buch, und alles ist in Ordnung. Also, das wird ganz sicher nicht passieren, aber es ist trotzdem hoffentlich ganz viel an ja, dieses Verstehen, warum ist etwas? und dass sich dann eben Personen mehr auf die Suche machen können und dann gemeinsam gucken, was passt für mein Kind, was passt für mich. Das ist schon ein Wunsch, dass es damit ein bisschen leichter wird.

Speaker 3:

Das erste Fachbuch ist in dem Bereich und der Bereich aber, wie du vorher beschrieben hast, einfach sehr, sehr groß ist. Das kann ich mir schon vorstellen, dass das ein Thema ist. Ja, absolut Informationen reingegeben, und ich bin ganz sicher, dass auch diejenigen, die jetzt hier zugehört haben, ganz, ganz viel für sich mitgenommen haben. Die Infos zu deinem Instagram-Profil und zu deiner Website sind unten verlinkt für alle, die das gerne nachgucken wollen. Da kann man auch dein Buch finden. das ist auch schon verlinkt. jetzt schon habe ich gesehen Auch die Fragebögen. Bist du denn weiterhin daran interessiert, dass dir das zugeschickt wird, wenn jemand noch Fragebögen ausfüllt?

Speaker 2:

Ja, sie nickt, absolut, genau, absolut, weil ich denke, es ist ein Riesenfundus. Das ist ohne Name oder nur mit Vornamen und im Alter. Das ist ganz gut, dass man es ganz gut einsortieren kann, aber es ist wirklich. Es ist wirklich. Es ist ein Riesenfundus schon jetzt an Beobachtungen, an Besonderheiten, was gegessen wird und warum, und es ist wirklich. Also ich freue mich über alles das, was kommt.

Speaker 2:

Dann gucken wir mal, was wir damit anstellen können, weil ich halt auch immer nochmal so ein bisschen die Hoffnung an der Stelle habe, dass irgendwie eine Universität irgendwie sagt gucken uns das jetzt mal ganz differenziert an, weil auch eben ja, wie ich schon zwischendurch meinte, im Fachbereich ist es wirklich eher so, dass mit Verstärkerplänen, dass mit Strukturpl kann, dass die Wahrnehmung differenzierter wird, dass die positive Aufmerksamkeitslenkung gelingt. Das ist einfach noch völlig unterrepräsentiert, und ja mal gucken, was da noch passieren darf.

Speaker 3:

Ja, ich denke jetzt gerade auch im therapeutischen Sinne an das Thema. Magersucht Haben wir jetzt gar nicht aufgemacht. Aber vieles von dem, was du berichtet hast über wie gegesseningt, wenn man zumindest mal diesen Aspekt noch mit reinnimmt und guckt, wie man da also mit welchen Lebensmitteln man dann vielleicht arbeiten kann, dass das wieder geht.

Speaker 2:

Und ich denke, das ist bei ganz vielen psychischen Erkrankungen oder auch überhaupt im Bereich Neurodivergenz ganz oft so, dass eben die Wahrnehmung anders ist, die Körperwahrnehmung oder eben auch ja, bei Magersucht auch das visuelle Bild passt nicht zu dem, was gespürt wird, und solche Dinge, und das aber eben. Natürlich kann ich ganz viel mit Plänen, ganz viel mit Aufklärung arbeiten. Aber dieses ja, dieses Fokus, sich selber zu spüren, in da ein gutes, in ein wohltuendes Körpergefühl reinzukommen, das ist etwas. Da ist noch ganz viel Luft, glaube ich, nach oben in diesen Bereichen, und beim Trinken und Essen merkt man einfach, wie essentiell das ist. Deswegen, als ich die Tür aufgemacht habe, dachte ich mir Wahnsinn, das ist echt noch ein total weißer Fleck, einfach. Und dabei ist es etwas, was wir jeden Tag haben.

Speaker 3:

Ich kann eben nicht sagen, ach, dann lassen wir das jetzt mal vier Wochen, dann hat er da keinen Stress, und dann gibt es jetzt kein Trinken und Essen, und dann gucken wir mal in. Obwohl du natürlich auch Sorge hast, das verstehe ich natürlich, dass das nicht vollumfänglich abgedeckt werden kann und dass da keine andere Fachliteratur da ist, die das irgendwie noch konkret unterstützt. Aber es braucht Personen, die das zum ersten Mal aufmachen, und ich bin mir sicher, dass du das sehr gut gemacht hast. Also, ich freue mich auf das Buch. Ich werde es auf jeden Fall lesen, weil es bei uns ein ganz großes Thema ist.

Speaker 2:

Ja, Ja, ich bedanke mich, dass ich bei dir sein durfte. Es ist wirklich wahnsinnig, wie die Zeit verfliegt. Und eine Sache, der ich kurz angefangen habe, aber die habe ich hier noch auf dem Zettel stehen, möchte ich nochmal kurz sagen, dass eben dieser blinde Fleck eben weniger blind wird, aber eben auch diese Lebensqualität. Das ist eben etwas, was ich mir da immer ganz viel wünsche, dass es eben nicht nur schwierig ist oder nicht nur nicht mehr schwierig ist, sondern einfach so, dass es Genuss sein darf beim Thema Trinken und Essen, dass es wirklich eine Ressource sein darf, dass es in der Pause das ist, was sozusagen dann den nächsten Block schafft, oder dass ich, wenn ich aus der Schule komme, dass ich dann denke boah, jetzt war anstrengend in der Schule, aber jetzt mache ich etwas, was mir gut tut. Aber das ist eben auch nochmal etwas, wo ich dann gemerkt habe, das wäre so schön wenn man an dem knöpfchen ein bisschen, was drehen könnte.

Speaker 2:

Ja, absolut vielen, vielen dank, ulrike, gerne. Ich wünsche dir einen wunderbaren tag. Ich dir auch danke, tschüss, musik Vertraue und glaube, es hilft, es heilt die göttliche Kraft.