Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule
Schule sollte bunt und vielfältig sein – ein Ort, an dem sich alle Menschen wohlfühlen können!
Ich bin Corina, Lehrerin und stolz darauf, anders zu sein. Mit 40 Jahren habe ich herausgefunden, dass ich neurodivergent bin, und seitdem hat sich mein Blick auf Schule und Lernen grundlegend verändert. In meinem Podcast setze ich mich für ein inklusives Bildungssystem ein, das neurodivergente Schüler*innen und alle mit besonderen Bedürfnissen besser unterstützt und wertschätzt.
Schüler*innen mit ADHS, im Autismusspektrum, Hochbegabung, Legasthenie (LRS) oder Dyskalkulie haben oft ein feines Gespür für die Schwächen unseres veralteten Schulsystems. Sie zeigen uns deutlich, wo Handlungsbedarf besteht. Statt sie als „Problemkinder“ zu sehen und ihre Herausforderungen zu pathologisieren, sollten wir ihnen mit Verständnis und Unterstützung begegnen.
Ob queer, autistisch, hochbegabt, neurodivergent, psychisch erkrankt, behindert oder mit spezifischen Lernbedürfnissen wie ADHS, Legasthenie, LRS, Dyskalkulie oder FASD – diese vielfältigen Menschen gehören in unsere diverse Gesellschaft und verdienen es, gehört und verstanden zu werden.
Hör rein und entdecke, wie wir Bildung bunter und gerechter gestalten können!
Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule
109 - Die Goldgräberin - Tess @mrskingbell
Ein erhellender Einblick in die Welt der pädagogischen Herzensarbeit. Tess alias @mrskingbell, enthüllt ihre tiefgründige Herangehensweise als "Goldgräberin" im Klassenzimmer - jemand, der unermüdlich nach dem Guten in jedem Kind sucht.
Mit bemerkenswerter Offenheit teilt sie ihre innovativen Methoden, wie etwa "Letter to my Teacher", eine simple aber wirkungsvolle Alternative zur Konfrontation mit herausfordernden Schülern. Anstatt in Machtkämpfe zu verfallen, schafft sie Räume der Sicherheit und des Vertrauens. Ihre Metapher, sich nicht "auf die Bühne ziehen zu lassen", sondern stattdessen den Schülern einen anderen Weg anzubieten, veranschaulicht ihre beziehungsorientierte Pädagogik eindrucksvoll.
Besonders wertvoll sind ihre Erkenntnisse aus der Arbeit an einer Schule für Kranke, wo sie Kinder mit psychischen Belastungen unterrichtet. Hier wird deutlich, wie entscheidend Individualisierung und Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Lernenden sind. Ihre kritische Auseinandersetzung mit traditionellen Konzepten wie Hausaufgaben und Leistungsmessung öffnet den Blick für alternative Wege im Bildungssystem.
Hey, liebe Tess - ich bin unfassbar dankbar, dass du mit mir deinen Podcast-Auftakt hattest! Es war einfach nur schön, mit dir zu sprechen.
Hier ist der Link zur genannten Studie.
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Ich komme auch an deine Schule und bilde das gesamte Kollegium zu den Themen ADHS, Autismus & herausforderndem Verhalten in der Schule weiter!
➡️ Du findest mich auf Instagram unter @kapierfehler und auf meiner Website.
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Liebe Grüße,
deine Corina
Bitte nehmen Sie das Übungsbuch auf Seite 38, Unit 4. Lass uns etwas Spaßiges machen.
Speaker 3:Was hat er jetzt gerade gesagt? Heute werden wir die nächste. Aufgabe anschauen. Was ist das Ein, ein, ein.
Speaker 1:Ich muss das eingehen, ich muss mich ein bisschen einladen. Ich muss mich ein bisschen einladen.
Speaker 3:Ich muss mich ein bisschen einladen. Ich muss mich ein bisschen einladen, ich muss mich ein bisschen einladen.
Speaker 1:Ich muss mich ein bisschen einladen, ich muss mich einladen, ich muss mich einladen, ich muss mich einladen, ich muss mich einladen, ich muss mich einladen.
Speaker 3:Ich muss mich einladen. Ich muss mich einladen. Guck mal den Himmel an, der sieht geil aus.
Speaker 1:Nummer zwei Hey du. Bitte antworten Sie die nächste Frage. Hallo, hey, du Wach auf. Oh fuck, Hallo, hallo, hey, you wake up, oh fuck.
Speaker 3:Hallo, ich stelle mich jetzt einmal ganz kurz vor. Mein Name ist Corina, ich mache hier in diesem Podcast ganz viel Aufklärungsarbeit rund um Neurodivergenz, aber eben auch um psychische Erkrankungen in der Schule, und heute spreche ich mit Miss Kingbell. Ich freue mich. Ich sage jetzt gar nicht so viel mehr, außer dass es unfassbar schön war, liebe Tess, mit dir zu sprechen. Ich danke dir, dass du da gewesen bist. Und allen anderen bitte, lasst euch inspirieren, lasst es auf euch einrieseln, diese Haltung, ja, es war einfach nur schön, und ich freue mich ganz, ganz arg. Also, mir zugeschaltet ist hier Miss Kingbell, hallo.
Speaker 2:Hallo, liebe Carina. Ich freue mich sehr, Teil deines Podcasts zu sein.
Speaker 3:Ja, was glaubst du, wie sehr ich mich freue? Ich habe dich nämlich schon mal gefragt, und dann warst du noch ein bisschen am Zweifeln, ob das machst oder nicht, und jetzt hast du einfach zu gesagt, das freut mich total.
Speaker 2:Du bist auch tatsächlich der erste Podcast. Ich habe bisher immer immer Nein gesagt.
Speaker 3:Das ehrt mich sehr. Vielen, vielen Dank dafür. Ich bin mir auch ganz sicher, die freuen sich alle, dir mal länger zuhören zu können, weil wir kennen von dir auf Instagram tatsächlich deine wunderschönen Geschichten zu einzelnen SchülerInnen-Situationen, sonst kennen wir von dir noch ganz, ganz, ganz wenig. Also ich freue mich ganz arg. Wie sollen wir dich denn heute nennen? Sag mal, gerade das Thema Name ist bei dir ja so ein bisschen interessanter.
Speaker 2:Stimmt. Also im Relive bin ich Theresa oder Tess. Tess hat sich bei Insta tatsächlich durchgesetzt, weil es ganz kurz ist, und ich glaube, weil viele auch am Anfang mit Mrs Kingbell einen englischen Account verbunden haben und dachten krass, ja, die ist Englischlehrerin. Jetzt heißt die auch noch Tess und Kingbell irgendwie klingt auch ganz englisch. Und es steckt eigentlich was ganz anderes dahinter, weil sich mein Accountname aus meinem Mädchennamen und dem meiner Mutter zusammensetzt. Meine Mama hieß King mit Nachnamen, aber kommt aus dem Schwarzwald, und ich heiße Bell mit Nachnamen, komme aber aus der Eifel, Und dann hat sich das so gemischt Und alles, was so in mir drin steckt. Ich bin sehr geprägt von den Ansichten meiner Mutter. Die war Erzieherin, und so liebevoll und herzlich hat sie sich immer um das Gute im Menschen gesorgt und gekümmert und so lange gegraben, bis sie was gefunden hat, und ich glaube, deswegen bin ich heute hauptberuflich Goldgräberin bei Kindern und Jugendlichen, würde ich sagen. Deswegen da steckt so Kingbell drin, und deswegen blieb das dann bei Insta auch so.
Speaker 3:Goldgräberin. Das gefällt mir richtig gut. Ich schreibe mir das gerade schon mal auf hier.
Speaker 3:Das stimmt total. Das passt richtig gut zu dir, goldgräberin, weil ich finde, da steckt immer so viel Liebe fürs Detail und für diesen Menschen, an denen du da schreibst, dass ich mir sicher bin, dass das genau dein Erfolgsrezept ist, also dieses sehr liebevolle und vor allem mit Zeit. Man merkt, dass da Zeit drin steckt in dem, was du geschrieben hast, für eine Person oder vielleicht für eine kleine Gruppe von Personen, und das ist irgendwie sowas, was im Schulalltag ja am allermeisten fehlt Zeit für die einzelne Person und für diesen Blick auf die einzelne Person. Es ist richtig schön.
Speaker 2:Es ist richtig schön, sodass dieses Kind mir auch mal Dinge verzeiht oder sich an Dinge wagt, die es vielleicht von vornherein gar nicht so in Angriff genommen hätte. Und von daher ist Zeit meine kostbarste Ressource. Am Anfang Und am Ende brauche ich davon immer weniger, weil die Kinder und Jugendlichen sich einfach schon darauf eingelassen haben, und es zahlt sich rückblickend immer immer aus, weil ich am Anfang sehr viel davon brauche und wir sehr langsam sind, auf jeden Fall aber am Anfang sehr viel davon brauche und wir sehr langsam sind, auf jeden Fall aber am Ende sehr viel schneller und oft auf der Überholspur. Weil ich mit so viel weniger Dokumentation an Fehlverhalten oder Disziplinierung oder so kleinen Kram, der einen sehr auffällt und der einen auch sehr stressen kann, finde ich im Schulalltag mit sehr vielen Kindern den habe ich dann nicht mehr so extrem, sondern ich habe am liebsten eine Gemeinschaft um mich herum, die füreinander irgendwie steht und einsteht und sich kümmert und sorgt und so ganz viel Herz hat. Und wenn das Herz gut funktioniert, dann klappt das mit dem Lernen und mit dem Verstand auch meistens ziemlich gut.
Speaker 2:Es ist so, ich habe lieber zuerst das eine und dann das andere. Der Lern-Effekt kommt dann automatisch, wenn ich mich ich mich wohl fühle, wenn es mir gut geht. wenn ich da, wo ich bin, mich gesehen und geschwert, geschätzt fühle, dann habe ich auch irgendwie kapazitäten zu lernen und habe auch bock, dahin zu gehen. Und dann habe ich viele, viele anrufe, die ich mir einfach sparen kann, weil ich vorher zeit das, was sie am wenigsten eigentlich habe, aber sehr intensiv investiert hat.
Speaker 3:ja, also ich danke, ich sehe das genauso. Also es zahlt sich sowas von aus, zu investieren, und wirklich gerade in diejenigen zu investieren, zuuffallen, weil sie lauter sind, sondern auch auf die, die sehr still sind und sehr zurückhaltend sind oder die sich hinter einem Perfektionismus verstecken, also all diejenigen, bei denen man das Gefühl hat, ich sehe dich noch nicht so richtig, ich sehe zwar irgendwie das, was du tust, aber dich als Mensch noch nicht so richtig. Und da zu investieren und dran zu bleiben und irgendwie einen Zugang zu finden, das zahlt sich sowas von aus. Das kenne ich genauso. ja.
Speaker 2:Ich habe irgendwann einen sehr coolen Podcast gehört, wo eine Lehrerin gesagt hat sie ist so Austernfischerin, so sieht sie sich. Und ich fand das Bild so cool, weil sie gesagt hat du hast immer so einen Schüler, der so ganz verschlossen ist, so wie eine Auster, so ganz, ganz fest, und du musst ihm immer wieder spiegeln, ist okay, ich warte, ich bin da, ich bin einfach, ich bin hier, wenn du mich brauchst, und du wartest und wartest, und wartest, und dann gibt es so einen ganz kurzen Moment bei der Auster, wo sie aufgeht, wo du diese Perle schnappen kannst, und dann geht sie wieder zu, nicht mehr auf. Aber Schülerinnen und Schüler lassen einem oft einen ganz schönen Moment, um irgendwie im richtigen Moment zuzuschneiden und zu sagen okay, jetzt habe ich dich doch, und jetzt sind wir irgendwie, wir gucken, wie weit wir zusammenkommen und was wir irgendwie schaffen können. Und du hast völlig recht, bei manchen Kindern dauert das sehr, sehr lange. Da braucht man einen langen Atem, und gerade die Kinder, die ja sehr herausforderndes Verhalten zeigen, brauchen ja meist das war irgendwie so ja klar, irgendwo brauchst du es ja, irgendwo willst du gesehen werden, gehört werden.
Speaker 2:Und dann bin ich in der Schule, in diesem Lebensraum Schule, wenn ich ihn so begreife, auch einfach dafür zuständig, es den Kindern so positiv zu gestalten, dass sie gerne kommen und dass sie sich da sicher und wohl fühlen. Also Sicherheit finde ich ganz wichtig, so in dem Kontext. Liebe ist immer so ein großer Begriff, der klingt auf Englisch irgendwie allumfassend, auf Deutsch ist der immer so ein bisschen negativ belegt. Das finde ich schade für Schule. aber ich finde, so Sicherheit ist das Gefühl, für das wir zuständig sind.
Speaker 3:Ja, sicherheit, verständnis, Verbindung, das sind so die Wörter, die man da auch sehr gerne alternativ nutzen kann, wenn man nicht von Liebe sprechen möchte. Ja, ich habe tatsächlich sogar die Erfahrung gemacht, dass die sehr herausfordernd sind. Also, wenn man die geknackt hat und manchmal geht das erstaunlich schnell, also bei manchen geht das ja wirklich sofort, weil man irgendwie mal was gemacht hat, was sie so noch gar nicht kennen dann sind das die loyalsten aller und die also da kannst du kaum mehr was kaputt machen.
Speaker 2:Ehrlich gesagt, Ja, ich finde es auch erschreckend, dass man eigentlich ja nur diesen einen Erwachsenen braucht, der einmal was Nettes gesagt hat und das bei vielen Kindern schon so die Tür öffnet, um irgendwie sich dauerhaft da wohlzufühlen, und es möglich ist. Ja, das ist erschreckend, wie wenig es manchmal eigentlich braucht, das ist völlig recht, es möglich ist.
Speaker 3:Ja, das ist erschreckend, wie wenig es manchmal eigentlich braucht. Das ist völlig recht, sehe ich genau. Ja, so ist es. Also gehen wir nochmal einen ganz kleinen Schritt zurück. Du hast auf Instagram dich Miss Kingbell genannt. Jetzt wissen wir warum. Wie hast du angefangen und was war so dein Ziel hinter dem, was du da so machst?
Speaker 2:Ich habe Insta ganz lange überhaupt gar nicht benutzt. Und dann kam Corona, und dann hatte man sehr viel Zeit, ungewollt natürlich, und war auch sehr lange zu Hause. Und ich habe während des Lockdowns bin ich aus der Elternzeit gekommen und bin in diesem ersten Lockdown wieder in Schule gegangen und habe gemerkt, dass einfach viele der Schülerinnen und Schüler, die ich zu dem Zeitpunkt bekommen habe das war eine 8. Hauptschulklasse dass die über Wochen und Monate keinen Kontakt zur Schule hatten, dass es irgendwie wenig Material gab, alle waren überfordert und dass man das ja auch alles gar nicht benoten konnte. Es gab überhaupt keine Grundlage für irgendwas. Und dann kamen die wieder. Ich habe mit denen angefangen und habe mir natürlich auch über Social Media dann Ideen gesucht. Was kann man mit denen machen? wie haben die anderen Homeschooling umgesetzt? und fand das total erschreckend.
Speaker 2:Die Grundschule war extrem gut abgedeckt, das Gymnasium auch, aber so im Haupt und Realschulbereich, gerade in der Hauptschule, gab es einfach gar nichts. Also, es waren so wenig Accounts da, wo ich irgendwie dachte, oh cool, da ist noch jemand, da ist noch jemand. Und manchmal hat es mich auch fast geärgert. Ich dachte ach, die sind total toll ausgestattet. Die stellen hier Ideen vor wie man mit iPads, und die Kinder drucken sich das zu Hause aus, und ich hatte Schülerinnen und Schüler, die hatten teilweise Smartphones, aber kein WLAN zu Hause, drucker, davon gar nicht, davon konnte man gar nicht sprechen.
Speaker 2:Das heißt, die für die war teilhaben überhaupt nicht möglich. Und das hat mich manchmal so geärgert, dass ich irgendwann so einen ersten post geschrieben habe und dachte, ich zeige euch jetzt mal, wie das bei uns so läuft. Und wir haben eine voraussetzung, nicht, aber ich kann die trotzdem nicht aufgeben. Die müssen trotzdem irgendwie weiter das gefühl haben, wir sind teil der schulgemeinschaft, wir sind teil der schule, und das war so für mich auch ein bisschen wie Tagebuch schreiben Ich erzähle die Geschichte, die ich an dem Tag erlebt habe, mit welchen Kindern, was irgendwie funktioniert hat, und ich hätte aber nie damit gerechnet, dass überhaupt Menschen diese Geschichten irgendwie so in ihr Herz lassen und das weiter verfolgen, und von daher habe ich nie darüber nachgedacht, einen anderen Namen zu verwenden oder meinen Namen zu verwenden, weil es war einfach so das bin ich in Schule, willkommen in meinem Kopf, und ja, so ist das irgendwie so stetig gewachsen.
Speaker 2:Aber ich bediene nichts davon, was so Social Media bräuchte. Also man sieht mich ja relativ selten, man kann mich live nicht so richtig treffen, es gibt keine Videos oder Kurztipps oder so, sondern eigentlich sind es immer sehr lange Posts mit viel Geschichte drin, aber es ist halt immer die Geschichte, die in meinem Kopf dann in dem Tag oder in der Woche oder vor Monaten, auch vor Jahren teilweise passiert ist, wo ich mich so zurückerinnere und mir denke, dieses Kind hat es eigentlich verdient, dass man diese Geschichte erzählt, damit den Fehler, den ich vielleicht gemacht habe, niemand sonst nochmal macht Oder einfach auch schöne Dinge passiert sind, die mich so bereichern in meinem Alltag.
Speaker 3:Also nochmal, man merkt das ja auch voll, dass du da mit so einem ganz detaillierten, liebevollen Blick auf diesen Menschen schaust und dir da auch Zeit nimmst, das zu analysieren und dich zu analysieren und diese Beziehung irgendwie da aufzuschreiben. Das ist einfach schön, sich das durchzulesen. Also, man braucht auch Zeit, sich das durchzulesen, man kann das nicht einfach nur mal kurz überfliegen, und das ist aber halt auch so wertvoll. Käme da jetzt jeden Tag von dir so ein Post rein, das könnte man sich ja gar nicht, das würde ja gar nicht gehen, das sich zu konsumieren.
Speaker 3:Aber dieses immer mal wieder kommt da gezielt was hoch, und dann muss man sich wirklich die Zeit nehmen und das lesen, also wirklich als ganz wertvolle Ressource. Auch Ich habe schon ganz viel mitgenommen. Ich habe ein Beispiel, dieses Beispiel mit diesem Zettel. Vielleicht kannst du die Geschichte da mal noch ganz kurz erzählen. Du hast einen Post geschrieben da ging es um jemanden, mit dem du ganz schwer in die Kommunikation gekommen bist, und dann hast du einfach einen leeren A4-Zettel genommen und hast da was draufgeschrieben, wie so ein kleines Briefchen, und hast ihm das so zugesteckt, und dann habt ihr euch schriftlich ausgetauscht.
Speaker 2:Also die erste Situation, die wir da eigentlich hatten, die ist schon viele, viele Jahre her, und ich bin in diese Klasse gekommen, und ich kannte eigentlich kein Kind bis dahin, und alle haben aber irgendwie angefangen zu arbeiten, und am Anfang denkt man ja auch als Berufsanfängerin naja, man sagt halt, wir machen das jetzt, und dann machen wir das jetzt. Aber das ist natürlich in der Hauptschulklasse oft natürlich überhaupt gar nicht so funktioniert. Darauf war ich auch. Also natürlich wusste ich, dass es nicht einfach wird, und in dem Moment war aber einfach auch bei diesem Kind klar er macht das nicht, dieses Kind will das nicht bearbeiten, und alle anderen sind so gebannt und warten, weil sie wussten, was kommt, und ich war die Einzige, die nicht wusste, was kommt. Und es war so alle gucken, und alle wissen, gleich explodiert die Situation, und ich bin ein sehr leiser Mensch. Also ich rede sehr gerne, ich rede auch sehr schnell und sehr viel, aber ich kann nicht schreien. Das ist so.
Speaker 2:Ich habe das manchmal bedauert, aber in dem Fall war es meine Rettung, weil dieses Kind eigentlich darauf gewartet hat, dass es wieder angeschrien wird oder wieder gedemütigt wird oder rausgeschickt wird, ihm gesagt wird so wie du bist, bist du gerade falsch, und du musst das jetzt aber machen. Und ich habe ihm dann einfach den Zettel hingeschoben, diesem Kind, und habe drauf geschrieben was bräuchtest du denn jetzt gerade oder was hat dich geärgert, dass das gerade so nicht funktioniert? Was hat dich geärgert, dass das gerade so nicht funktioniert? Und wir haben das irgendwann Letter to my Teacher genannt, weil das einfach für ganz viele Kinder viel einfacher ist, was aufzuschreiben, als es zu benennen, weil keine anderen mithören Wir sind ja immer viele, und man kann einfach was aufschreiben. Man sitzt nebeneinander, man guckt sich nicht an Das ist auch eine große Hilfe, wenn man sich nicht anschauen muss, wenn man so von Gesicht zu Gesicht konfrontiert ist, sondern ich sitze dann einfach meistens daneben, oder ich mache mich auch mal klein, ich gehe in die Hocke neben das Kind, ich bin nie dahinter, ich bin nie bedrohlich, versuche nie, bedrohlich zu sein, und dann ist es einfach schon so schreib es mir auf, wenn du magst, und ich komme gleich noch mal vorbei, und manchmal bleibe ich auch daneben, und manchmal dauert es minutenlang, und am Ende kriege ich diesen Zettel von einem bestimmten Kind, und die dürfen sowieso immer was aufschreiben und mir das da lassen, das darf auch anonym sein, aber bei diesem Kind war das ein Gamechanger, dass dieses Kind das aufschreiben durfte.
Speaker 2:Das war ein großes Kind muss man sagen Und einfach klar war ich bedrohe dich nicht Dafür, bedrohe dich nicht, dafür bedrohst du mich aber auch nicht. Und wir gucken, auf welcher friedlichen Koexistenzebene wir das hier gebacken bekommen, und es ist ein sehr erfolgreicher Jugendlicher geworden. Also, dieses Kind hat einfach Stück für Stück, mit sehr vielen Etappen gelernt, dinge in Angriff zu nehmen. Es hat uns viele, viele Ressourcen gekostet, und manchmal habe ich es auch wirklich verflucht, dass es nicht einfach mal einfach sein kann. Ressourcen gekostet, und manchmal habe ich es auch wirklich verflucht, dass es nicht einfach mal einfach sein kann. Aber der Vor oder Nachteil, je nachdem, wie man es in der Hauptschule sieht, ich kann niemanden mehr abgeben. Also von oben runter aus dem Gymnasium kann ich einfach ausüben. Ich kann wiederholen lassen all diese Dinge, aber was kommt nach der Hauptschule? Es kommt nur, ich ste mir extrem viel Mühe geben, dass die irgendwie alle bei mir bleiben und dass die im besten Fall sich nicht bedroht finden und gerne kommen. Und da sind so leise Methoden oft Gold wert, tatsächlich.
Speaker 3:Das glaube ich sofort. ja, und du hast ja was ganz anderes gemacht, etwas, was er noch überhaupt nicht kannte. Und das ist ja auch immer was sehr Wertvolles. denn wenn jemand in einer Situation, die er gut kennt und wo halt alle wirklich immer gleich reagieren, eine bestimmte Erwartung hat an das Gegenüber, und dann passiert was ganz Neues, dann kann der ja gar nicht auf dieselbe Art und Weise reagieren wie sonst, sondern er muss ja anders reagieren. Das ist ja das.
Speaker 2:Wir zwingen ja quasi dieses Kind, für diesen Jugendlichen anders zu reagieren. Ich stelle mir das immer so vor, finde ich, wie so ein Kind eröffnet so eine Bühne und hat seinen Auftritt, und es spielt eine Rolle, das schon immer gespielt hat und vielleicht auch gar nicht mehr spielen will. Aber die anderen erwarten das ja auch. Und dann frage ich mich immer so als Lehrkraft, lasse ich mich von dir jetzt auf diese Bühne ziehen und bin Teil deines Schauspiels, oder bleibe ich unten, bin so die Flöße, die ganz leise ist, und flüstere diesem Kind zu, komm doch einfach runter zu mir, komm. Wir gucken hier unten hinter im Vorhang, ob wir was anderes finden, aber ich lasse mich nicht.
Speaker 2:Ich gehe nicht auf diese Bühne, weil ich werde niemals, nie vor einen anderen Machtkampf gewinnen können. Das ist ausgeschlossen. Das kann ich nur mit Macht, mit Angst, eigentlich mit Terror, den ich da veranstalte, irgendwie schaffen. Und dann muss ich aber ja auch diese Autorität, diese Falsche die ganze Zeit aufrecht halten, und dafür bin ich viel zu inkonsequent. Das wäre total schlecht für, weil ich immer wieder vergessen würde, welche schlimmen Regeln und Konsequenzen ich aufgestellt habe. Also ich finde Konsequenzen, wenn sie logisch sind, total gut, aber in dem Moment braucht das Kind ja was ganz anderes. Es hat ja ein bestimmtes Verhalten gezeigt, und es hat ja einen Grund.
Speaker 2:Ich weiß halt nur noch nicht, warum, aber das ist ja mein Job, das herauszufinden in dem Moment, und manchmal habe ich dafür sehr viel Zeit, manchmal überhaupt keine, aber das ändert ja in dem Moment die Not für dieses Kind nicht. Also ist mein Job, mich um diese Not zu kümmern. Und ich finde es in meinen Klassen immer sehr spannend es klappt nicht immer, aber oft dass die mit der Zeit darauf sehr viel Rücksicht nehmen, weil sie wissen, jedes Kind hat dieses Recht oder Anrecht auf so eine Extrawurst und auf so eine Sonderbehandlung, weil jeder irgendwann mal in den Genuss davon kommt auf eine ganz andere Art und Weise, davon kommt auf eine ganz andere Art und Weise. Und es ist so, die werden da sehr rücksichtsvoll, und es ist dann auch okay, komm, wir lassen die zweimal da in Ruhe, die managen das schon irgendwie, und später ist dann auch okay. Also die entwickeln da sehr feine Antennen für und das ist egal gewesen bisher, in welcher Schulform ich mich bewegt habe, das war in jeder Klasse so, dass es irgendwann so eine coole Ebene dafür einfach gehabt untereinander?
Speaker 3:Ja, kenne ich genauso. Es ist wirklich also beides. Also das von Anfang an investieren in die Beziehung, das, was du vorher schon genannt hast, als eine absolute Basis, die wir da aufbauen miteinander, und dieses jeder kriegt seine extra Wurst, wenn er sie gerade mal braucht, und deswegen muss niemand auf den anderen irgendwie neidisch sein oder in irgendeinen Konkurrenzkampf oder in irgendeine komische Form der Profilierung, leistungsmessung oder sonst was reingehen. das macht, was für ihn eben wichtig und richtig ist, und das ist meines Erachtens ja aber auch das, was es braucht in Richtung Demokratiebildung. Es geht nicht um Methoden oder um bestimmte Themen.
Speaker 3:Das fängt ja schon genau damit an, dass wir diesen Leistungskampf und dieses Kräftemessen, das da sehr oft eben angetrieben wird durch Schule, durch Lehrkräfte, durch Leistungsmessungen und so weiter, dass wir dem entgegenwirken und sichtbar machen, wie unterschiedlich wir alle sind und wie, also, was Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit bedeuten, diese beiden Worte, dass man das mal einfach sichtbar macht. Und wie macht man das? Indem man eben die Zeit immer wieder mit den Menschen verbringt, die funktionieren, kriegen meinen positiven Blick, und die, die nicht funktionieren, kriegen meinen negativen Blick. Das ist eben genau das Gegenteil von Demokratiebildung.
Speaker 2:Ja bin ich voll bei dir Hast du total schön zusammengefasst, und ich finde, gerade so im Moment ist ja Demokratie wichtiger denn je, dass wir das in den Blick nehmen, dass wir das in den Blick nehmen, und ich finde, die fängt aber so im Kleinen schon bei uns im Klassenraum an.
Speaker 2:Und wir haben ja in Schule den Riesenvorteil, dass wir sehr viele junge Menschen sehr lange am Tag sehen und begleiten können und da auch ganz viel Grundstein legen können. Und ich finde immer, wenn du dich in einer Gemeinschaft so zugehörig fühlst, dann bist du viel weniger anfällig für solche Gedanken, die diese Demokratie vielleicht auch gefährden. Also, du fühlst dich irgendwo wohl, du fühlst dich sicher, du fühlst dich geborgen, du fühlst dich gehört, und du hast eine sichere Basis, wo du immer wieder auch offen fragen kannst und Dinge in Frage stellen darfst, wo du Meinungen äußern darfst und das aber auch reflektiert bekommst, ein Feedback bekommst, wachsen kannst. Und wenn du das in Schule aber nicht findest und vielleicht zu Hause auch nicht findest, dann suchst du dir ja automatisch irgendein Feld, wo du genau das bekommst, und das finde ich so gefährlich. Und Schule könnte da so viel Positives tun, weil wir haben so viel Zeit mit denen.
Speaker 3:Also die sind ja den halben Tag, bei uns Ja mindestens, also manche ja acht, neun Stunden. Es kommt echt drauf an, in welcher Schulform und an welchem Ort die zur Schule gehen. Da können wir gerade mal den Blick der psychisch Erkrankten oder überhaupt der kranken Kinder und Jugendlichen kurz einnehmen. Denn wie oft erlebe ich das als Gymnasiallehrerin, egal, wo ich bisher gearbeitet habe, aber dass, wenn dann eine chronisch kranke Person in der Klasse sitzt, dass irgendwie immer die Augen verdreht werden. Der ist nicht da, oder die ist schon wieder nicht da. So diese Kommentare sowohl von den Lehrkräften als auch von den MitschülerInnen. Und ich denke mir, leute, wie können wir das, ohne jetzt dieser Person zu nahe zu treten und ohne über die Erkrankung zu sprechen, die die Person hat? aber wie können wir das jetzt nutzen, um mal hier kurz über Demokratie zu sprechen und was das bedeutet?
Speaker 2:Ja, sehe ich ganz genauso.
Speaker 2:Ich finde, es auch schwer. Wenn du aus so einem stationären Aufenthalt zum Beispiel als Schülerin oder Schüler zurückkommst, wirst du ja auch mit Fragen bombardiert, und weißt du, wenn du dir jetzt ein Bein brechen würdest, wäre völlig klar, du kannst leider nicht zur Schule kommen. Du bist jetzt sechs Wochen raus, bis das verheilt ist, bis das irgendwie so völlig gesund ist und stabil wieder, um belastet zu werden Und ich finde, den Kopf schließt das einfach nicht aus und stabil wieder, um belastet zu werden. Und ich finde, den Kopf schließt das einfach nicht aus. Also, wenn ich ein Problem habe, dann bin ich doch die mutigste Person das versuche ich auch meinen Schülerinnen und Schülern immer zu spiegeln. Die mutigste Person, weil ich nach Hilfe gefragt habe.
Speaker 2:Und dann bin ich doch lieber in dem Moment vielleicht diagnostiziert, therapiert und behandelt und habe mir Hilfe bewusst und proaktiv gesucht und kann damit umgehen und kann das für mich verbessern, den Zustand, als dass ich das vielleicht alles mit mir alleine ausmache, aber das nie geschafft habe, dieser Krankheit vielleicht auch einen Namen zu geben oder mir Hilfe zu suchen und es für mich besser zu machen aus Angst, was die anderen sagen könnten. Also auch so dieses mir nimmt auch keiner die Brille weg, nur weil alle keine Brille haben, und ich muss es lesen können. Ich kann sie dann trotzdem nicht lesen. Also es sind so viele Momente, wo man einfach sagen kann wir haben doch schon ganz viel Ausgleich, und das ist auch okay so, weil jeder hat die Chance verdient, in seinem Bereich erfolgreich zu sein und seine Stärken entdecken zu dürfen.
Speaker 2:Und manchmal also, psychische Erkrankungen machen ja auch wirklich einen Großteil mittlerweile auch in jeder Klasse sitzen drei bis sechs psychisch belastete oder erkrankte Kinder. Da kann ich ja nicht einfach so tun, als gäbe es in meiner Klasse keinen. Oh ja, meine sind hier ausgeschlossen, die müssen bestimmt woanders sein. Und auch da muss man einfach sich unterstützen gegenseitig.
Speaker 2:Und Lehrkräfte haben da tatsächlich, ohne jetzt Kollegen und Kolleginnen bashing betreiben zu wollen, aber da ist so wenig Verständnis häufig dafür, kolleginnen Bashing betreiben zu wollen, aber da ist so wenig Verständnis häufig dafür, da gerade in deinem Bereich im Gymnasium das gesagt wird nee, wenn man psychisch krank ist, hat man im Gymnasium nichts verloren. Das ist so ein Satz. Ich war so oh Gott, alles klar. Also boah, was hat das miteinander zu tun? Das kann ja jedem passieren, und es gibt da so krasse Dämonen, wo man sagt du warst vorher leider schon falsch, so wie du bist, und jetzt bist du leider auch noch psychisch erkrankt, jetzt ist es eigentlich noch viel schlimmer. Also dieser Mensch, egal ob klein oder groß, braucht ja eine Perspektive, verständnis, um überhaupt da wieder rauszukommen und das besser hinzukriegen. Und da scheitert es an Schule ganz oft total.
Speaker 3:Und in meinen Themen also wenn es um Neurodivergenz geht, da gibt es ja auch unzählige Studien, gerade eine ganz neue aus dem Jahr 2025. Ich packe die unten rein, und ich schreibe mir das schnell auf, dass ich es nicht vergesse. no-transcript, das macht es ja nur noch schlimmer. Das ist doch genau der Auslöser gewesen für das Problem.
Speaker 2:Ja, da bin ich voll bei dir, und das finde ich eigentlich schade. Das hat ja nicht nur mit den Lehrkräften, sondern natürlich auch mit dem System drumherum vornehmlich zu tun, dass man als Lehrkraft wenig bis gar keine Unterstützungsmöglichkeit hat, dass die Klassen zu voll sind, die Räume zu klein sind, und gleichzeitig finde ich, man kann das System irgendwie dafür sehr schlecht finden. Gleichzeitig bietet das System aber auch so viele Lücken an vielen Stellen. Wenn man sich das Schulgesetz in seinem Heimatland, in seinem Bundesland irgendwie mal anschaut, da sind schon krass coole Sachen drin, die man in Schule umsetzen kann. Und dann ist es aber auch meine Offenheit und vor allem meine Haltung als Lehrkraft zu sagen okay, ich habe gerade echt miese Bedingungen, und ich habe hier auch richtig viele Kinder.
Speaker 2:Aber warum muss ich dieses eine Kind oder diese drei Kinder oder wie viele auch immer ich da habe, die da Schwierigkeiten hätten mit dem normalen System? warum müssen die sich an dieses System anpassen? Warum kann ich nicht einfach mein System anpassen, dass es für diese drei Kinder passt, weil automatisch passt es für alle anderen auch. Also ich habe noch nie eine Methode oder irgendwas oder eine Strategie oder einen Raum erlebt, wenn ich den für Kinder mit ADHS oder mit Autismus oder so versucht habe, so zu bereiten, für die ein Lernsetting zu schaffen, dass es für die anderen schlecht wäre.
Speaker 2:Ganz im Gegenteil, die haben da voll von profitiert, Und zwar immer so cool, so machen wir das auch, und es war oft tatsächlich auch schöner, und es hat mehr Spaß gemacht, weil wir viel mehr Möglichkeiten hatten und viel mehr Flexibilität da reingebracht haben und trotzdem so einen Rahmen geschaffen haben, der für alle immer noch im schulischen Kontext völlig fein war. Also, warum muss ich nach der Masse gucken und sagen so stelle ich mir das Gymnasium vor oder so stelle ich mir meinen Klassenraum vor, und so muss Lernen sein? Warum gucke ich nicht einfach, was brauchen die? Und dann übertrage ich das und schaue, ob das für alle anderen auch passt, und meistens oder fast immer passt es für alle.
Speaker 3:Das ist völlig okay, dann Ja, so ist es.
Speaker 3:Aber das ist halt das, wenn die Basis da ist, über die wir vorher gesprochen haben, dass wir erstens Beziehungsaufbau gemacht haben, sodass uns die SchülerInnen vertrauen, und zweitens, sie sich auch gesehen fühlen und das Gefühl haben, ja, also wenn es mir hier mal schlecht geht, und wenn ich hier mal nicht kann, die da vorne, die wird nicht noch mehr Druck machen, sondern die wird mich dann auch sehen und auch irgendeinen Weg finden.
Speaker 3:Das ist das Zweite. Also, weil wir eben uns auch die Zeit nehmen für Einzelne, wissen alle anderen auch okay. Also auch wenn es bei mir mal hakt oder wenn ich wieder in einen Leistungsdruck verfalle, weil das fällt mir nämlich auch zum Beispiel ganz extrem immer auf, wenn manche so in so einen Tunnel geraten und ganz verbissen sind, und viele finden das ja dann bewundernswert und toll und wow, das ist so eine leistungsorientierte Schülerin und super, dass man da auch mal die Not dahinter sieht, vielleicht die da ist, und ja, das erlaubt es uns dann am Ende eben den Raum zu öffnen und zu sagen hier, wir machen das jetzt so, dass alle hier sein dürfen, und ohne die Basis geht das natürlich nicht.
Speaker 2:Und interessanterweise brauchen es ja gar nicht immer alle. Es gibt ja wirklich viele Kinder. Wenn ich jetzt so einen vollen Klassenraum in den Hauptschulklassen sind es meistens so 20 bis 25, maximal eher weniger Dann merkt man aber auch, die wissen, sie dürften, aber sie brauchen es gar nicht. Wenn sie wissen, sie könnten es sich herausnehmen, bedienen sie es viel weniger und müssen es nicht immer irgendwie herausfordern oder austesten und haben wollen. Und du hast ja nie 20 Kinder, die das alle brauchen, sondern es sind vielleicht nur 3, 4, 5. Allen anderen tut es gut, aber es fordert dann auch niemand sonst mehr ein. Also ich merke, wenn ich so Möglichkeiten eröffne, dass die gar nicht so oft benötigt werden. Es reicht schon, so im Hinterkopf zu wissen, als kleines oder großes Kind okay, ich dürfte, wenn ich wollte, aber eigentlich brauche ich es gerade nicht, ist auch okay. Und das macht es so sehr leicht, weil ich schaffe die Basis, und natürlich könnte ich nie 20 gleichzeitig damit bedienen, aber es schreien auch nicht 20 gleichzeitig um diese Aufmerksamkeit, diese Verbindung, die sie in dem Moment bräuchten. Also kann ich mich ganz gezielt einzelnen Kindern widmen. Und so ein sehr schöner Satz, der war mir nie bewusst, dass ich den sage. Den hat vor ein paar Monaten eine Schülerin zu mir gesagt, die sehr leise war, leise war.
Speaker 2:Danke, dass sie immer sagen danke für deine geduld, wenn ich länger gewartet habe, weil ich bin also die ist sehr, sehr leise gewesen, und immer, wenn sie irgendwie sich gemeldet haben, immer gesagt ich habe dich gesehen, ich komme sofort, wenn ich hier fertig bin. Und dann, ich habe so ein drehstuhl, ich rolle immer durch meine klasse, und dann bin ich hin gerollt, und anscheinend habe ich immer gesagt, das hat sie mir so bewusst gemacht, danke für für deine Geduld, danke, dass du gewartet hast. Und dann hat sie gesagt dann war das für mich immer fein, weil ich wusste, sie haben mich ja gesehen, sie kommen gleich, und ja, ich kann warten. Und das war so. Sie hat gemerkt, ihre Stärke ist es, auch in dem Moment mehr den Fokus darauf gelegt zu haben, einfach kurz abwarten zu können, und sie wusste, andere können das nicht.
Speaker 2:Dafür habe ich aber in dem Moment, wenn ich zu ihr komme, nur den Fokus für sie und die Aufmerksamkeit ganz bei ihr, und das sind so Sachen. Da freue ich mich natürlich auch immer. Aber das habe ich gar nicht bewusst gesagt, weißt du? Also, manchmal sagt man ja coole Dinge und denkt sich nach oh cool, dass du es mir sagst, wusste ich gar nicht, aber das ist so, die auch im Blick zu haben in dem Moment und zu sagen, wie cool, dass du das gerade ermöglichst, dass die anderen das haben können und ich da Zeit investieren kann, das ist mega. Und dann wissen die das auch zu schätzen, und das ist okay, weil sie sind ja in dem Moment auch gesehen worden für ihre Stärke, die sie da in den Tag gelegt haben, und wie viel Rücksicht das für die Gruppe bedeutet.
Speaker 3:Ja, das ist gesehen werden. Das bedeutet das, einfach nur zu sagen danke, dass du gewartet hast, bedeutet, ich habe gesehen, dass du gewartet hast. Ja, also, ich hoffe einfach, dass es immer mehr gibt, und ich weiß auch, dass es schon immer mehr gibt, aber ich hoffe trotzdem, dass es immer noch mehr geben wird, die trotz des zunehmenden Stresses und trotz der zunehmenden Verantwortung, die so in dem Job auf uns einprasseln, irgendwie ausbrechen und ihren Weg gehen, vielleicht genau deshalb, weil es immer weniger möglich ist, das alles zu erfüllen, was der Job so verlangt, dass vielleicht dadurch jetzt auch immer mehr den Mut finden zu sagen ich suche jetzt mal eine ganz andere Methode, die ich auch nie beobachtet habe in meiner eigenen Schulzeit, um irgendjemandem gerecht zu werden, und wenn es ein Zettel ist, wenn ich anfange, briefe zu schreiben mit meinen SchülerInnen oder was auch immer Ja, das wünsche ich mir wirklich sehr.
Speaker 2:Gleichzeitig finde ich es total wichtig, auch immer zu überlegen welche Dinge kann ich in diesem System weglassen, die vielleicht gar nicht so relevant sind, wo ich nur denke, dass ich sie erfüllen muss, die ich dann vielleicht doch. Also wer sagt mir, klassenarbeiten sind festgeschrieben, keine Frage. Aber in den meisten Bundesländern ist gar nicht festgelegt, wie lange die Klassenarbeit geschrieben werden muss oder wie viel Stoff die umfassen muss, wie viele Themen da rein müssen, imupflöcher zu finden und die zu nutzen für meine Klasse ist es ja auch ein Schlupfloch für mich. Ich kann Dinge weglassen, die ich einfach nicht sinnvoll finde, und bisher bin ich immer damit durchgekommen.
Speaker 3:Da können wir doch vielleicht mal ein ganz kleines Brainstorming zu machen. Was sind denn so die Sachen, die man weglassen kann, die du so im Laufe deiner Schulkarriere irgendwann über Bord geworfen hast, weil du gesagt hast, okay, ist mir jetzt einfach nicht mehr so wichtig, ich mache es jetzt?
Speaker 2:anders.
Speaker 2:Also, ich glaube, der größte Batzen sind tatsächlich die Hausaufgaben. Ich habe Hausaufgaben selber als Schülerin immer angefertigt bis zu einer gewissen Klassenstufe, und dann kamen die mir einfach ganz schön blöd vor. Also dann habe ich die oft auch einfach nicht mehr gemacht, vor allem in Mathe. In Mathe hatte ich so einen richtig strengen, autoritären und auch einfach sehr demütigenden Lehrer, der mich sehr geprägt hat im Negativen, wo ich immer dachte boah, also wenn du Lehrer werden kannst, dann kann ich das auch, aber ich mache das anders. Also das hat mich richtig negativ-positiv motiviert in dem Moment, und für den habe ich aber keine Hausaufgaben mehr gemacht, zum Beispiel. Und irgendwann habe ich mich gewundert, dass einfach gar nichts passiert. Ja, du kriegst ein bisschen eine schlechtere Note. ja, es wird wieder ein Elterngespräch gemacht, du kriegst wieder einen Strich, kriegst wieder nichts. Also das war so erschreckend zu sehen, diese Hausaufgabe hat überhaupt keine Relevanz, großartig.
Speaker 2:Und dann fängst du im Referendariat an, alle geben irgendwie Hausaufgaben, und auch dann merkst du gerade in meiner Schulform, in der Hauptschule ja, die haben aber zu Hause gar keinen, den sie fragen können, weil entweder spricht jemand die Sprache nicht oder versteht den Stoff nicht oder ist einfach gar nicht da und hat nicht die Zeit oder hat auch abends um 5, wenn er von der Arbeit kommt keinen Bock mehr, sich auch noch um Hausaufgaben zu kümmern. Und so ein Kind, was zu Hause keine Unterstützung hat, muss sich ja doppelt anstrengen. Will ich mit den Hausaufgaben am nächsten Tag überhaupt weiterarbeiten? Bringen die mir irgendwas? Und dann war relativ schnell klar, wir suchen nach anderen Lösungen. und dann haben wir sie irgendwann weggelassen, und auch da ist nichts Schlimmes passiert, weil die Kinder einen entspannten Nachmittag hatten und wussten, wenn ich aus der Schule komme, bin ich einfach fertig. Und gerade die Kinder, die du eben mit Neurodivergenz angesprochen hast, für diese Hausaufgaben einfach wirklich oft die Pest.
Speaker 2:Das ist die absolute Katastrophe, und für diese Familien auch zu Hause, wenn da hoch engagierte Erwachsene sitzen, denke ich mir immer so so boah, was ein Scheiß, i'm so sorry. Und natürlich haben wir Lösungen gesucht auch und haben gesagt okay, komm, wir machen Wochenpläne, die können sich das selber einteilen, wann sie Hausaufgaben machen. bis ich irgendwann an dem Punkt auch war, eine Hausaufgabe muss für dieses eine Kind total sinnvoll sein, dann kann es die machen, und am besten auch selbstständig und alleine. dann muss ich mir aber auch am nächsten Tag oder irgendwann in der Woche die Zeit nehmen, dem Kind ein Feedback zu geben. Das kann ich aber bei so vielen Kindern gar nicht.
Speaker 2:Ich kann auch nicht alles kontrollieren, kann ich mich auf die Eltern verlassen, natürlich auch nicht, also lasse ich sie einfach weg, und das war so eine Stellschraube, die war für mich total erleichternd. Die Eltern auf dem Elternamt habe ich darüber informiert und habe denen andere Sachen versucht zu zeigen. Ich habe zu zeigen, hab gesagt, mir wär's wichtiger. wir bilden so ein bisschen das Herz am Nachmittag und sagen mach doch einfach was anderes Cooles. Also, vielleicht hat ihr Kind heute Abend sag die Idee, ich hab keine Ahnung, noch nie gebügelt oder noch nie irgendwie mir selber Abendessen gekocht oder für die Familie Nudeln gemacht. Ich bin heute dafür zuständig. lieber Erwachsener, hilf mir dabei, zeig mir, was ich können muss, und dann probiere ich das alleine. Und dann erzählst du mir irgendwann in der nächsten Woche, frau Röder, das und das habe ich letzte Woche geschafft, und das war voll cool, oder ich habe das so und so und so gemacht, oder es ist voll in die.
Speaker 2:Hose gegangen, die Nudeln haben so schlimm geschmeckt, was auch immer. Aber mach irgendwas Cooles zu Hause, was neu ist, was du noch nie probiert hast. Oder ich habe meiner Nachbarin geholfen, oder ich habe dem Busfahrer freundlich guten Morgen gesagt. Also wir haben irgendwann so alternative Hausaufgaben, die wir aus einer Box ziehen konnten, entwickelt, wo einfach so schöne Aufträge drin waren, und wenn man wollte, konnte man sich die mitnehmen, und wenn nicht, dann lässt man Zeit, wenn man Zeit hat an dem Nachmittag oder wenn man Bock hat für die Woche, oder man macht einen Schreibauftrag draus, und die haben dann irgendwann ihre Geschichten erzählt, was sie so erlebt haben und was sie gemacht haben.
Speaker 2:Und das waren so Sachen, wo ich mir dachte okay, das ist auch eine Hausaufgabe. Also mir sagt ja keiner, das muss irgendwie drei Päckchen und eine Inhaltsangabe sein. Und das hat es ein bisschen gerechter gemacht, auf jeden Fall in der Klasse, aber auch sehr viel entspannter. Denn wenn du als Kind zu Hause auf dich gestellt bist, kommst du am nächsten Tag in die Schule, und du hast die Hausaufgabe nicht oder fehlerhaft oder darfst sie auch nicht vortragen, obwohl du dir so viel Mühe gegeben hast. Total die Zeitverschwendung, aber auch so eine Ressourcenverschwendung fürs Kind. Also ich glaube, das ist so das Dickste, was ich weggelassen habe, und es steht ja auch nirgends, dass ich aufgeben muss no-transcript.
Speaker 3:Und wenn da halt natürlich dann mit dem Druck kommen, also wenn die Eltern dann mit diesem Druck auf dich zukommen als Lehrkraft, dann kann es natürlich schon sein, dass du dann denkst okay, dann muss ich diesem Druck nachgeben. Aber auch da habe ich eine kleine Lösung gefunden für mich. Ich habe einfach eine alternative Hausaufgabe aufgegeben, und zwar eine Aufgabe oder vielleicht mal zwei ganz kleine, und die waren freiwillig. Wer wollte, konnte die machen und konnte die mir auch abgeben. Also so war es mit der Hausaufgabe immer. Wenn du möchtest, dass ich dir ein Feedback gebe zu den Hausaufgaben, dann gucke ich mir die mit dir auch genau an, und dann kriegst du da auch dein Feedback dazu. Und wenn du das gar nicht möchtest, ist das für mich vollkommen in Ordnung. Und diese Freiwilligkeit, die hat diesen Druck bei den Eltern komplett rausgenommen, weil die Schüler wussten und die Eltern auch. ich habe es ihnen am Elternabend auch gesagt, ihr müsst das nicht, und es gibt keinerlei Nachteil oder Vorteil, weil man es macht oder nicht.
Speaker 3:Wochenplan gearbeitet sehr, sehr viel in Mathe, weil Oberstufe, mathematik, vorbereitung, abitur und so weiter. da wird es dann schon relevant, dass sie sich ein bisschen. sie mussten ja in Baden-Württemberg alle ins schriftliche Abi lange Zeit jetzt nicht mehr, aber die meiste Zeit, die ich unterrichtet habe, mussten alle in ein schriftliches Abitur gehen, und da war es dann so, dass wir, wenn wir den Wochenplan besprochen haben, einmal die Woche im Prinzip eine gesamte Doppelstunde von vier Stunden, die wir hatten eine gesamte Doppelstunde gebraucht haben, nur um diese Hausaufgaben zu besprechen. Und dann habe ich gedacht ja, also dann übe ich doch diese Doppelstunde, lieber mache ich doch die Aufgaben gleich in dieser Doppelstunde und nutze die anderen zwei Stunden, um mit dem Stoff weiterzukommen, weil irgendwie ist das sonst albern.
Speaker 2:Aber wie großartig, das so reflektiert zu sehen und auch zu sagen ich finde, ich glaube, gymnasium ist einfach nochmal eine ganz andere Welt und Nische. Aber wie cool, darauf zu reagieren und zu sagen okay, ich mache trotzdem in dem System mein Ding und gucke, wie es für meine Schülis passt.
Speaker 3:Ist doch mega. Ja, und im Basisfach Mathe, was dann neu eingeführt wurde jetzt, jetzt gibt es wieder Leistungsfach, basisfach, und im Basisfach müssen die nur in so eine mündliche Prüfung, also nur in Anführungsstrichen, aber alle im Basisfach müssen in eine mündliche Prüfung. Das ist eigentlich auch eine Katastrophe. Die Armen, die Abend. Da habe ich dann zum Beispiel wieder gar keine Hausaufgaben gegeben, weil die natürlich in ihren Leistungsfächern wieder total viel zu tun hatten.
Speaker 3:Und das muss man halt einfach berücksichtigen. Ich bin dann ein Nebenfach auch mit Mathe. ja, und dann spiele ich für die keine Rolle mit meinem Fach. Da brauche ich auch nicht so tun, als wäre das jetzt total wichtig. Ja, also, hausaufgaben ist ein Riesenbatzen, absolut. Jetzt schmeiße ich mal noch das Thema Leistungsmessung in den Raum. Wie hast du was für Lösungen, was für Wege hast du gefunden mit dem Thema Noten?
Speaker 2:umzugehen. In Hessen zum Beispiel war es während Corona so, dass du Leistungsnachweise reduzieren durftest durch das Homeschooling, und ich hätte am liebsten das ganze Lehrerzimmer damit voll plakatiert, weil das keiner wusste. Alle dachten immer noch, wir müssen diese fünf bis sechs Klassenarbeiten schreiben, und wir mussten aber bis ich glaube, 22 dann nur vier schreiben, zum Beispiel. Das war auf jeden Fall reduziert, und das war so der Zeitpunkt, wo ich das erste Mal für mich dachte was gibt es denn so für Alternativen, und was dürfen wir denn ersetzen? Und du darfst eine alternative Ersatzleistung dann noch irgendwie anbieten. Also, was nutzen wir schon auch entspannter mit den Leistungsnachweisen?
Speaker 2:das hat da eine andere Relevanz. Aber in der Hauptschule haben wir auch ganz oft einfach geschaut wie kann ich eine Klassenarbeit so schreiben, dass es für jedes Kind irgendwie passt und jedes Kind da seine Möglichkeiten hat? Und da ist auch ganz klar ich schreibe jede Arbeit, die ich konzipiere, natürlich erst mal selber und gucke, wie viel würde ich als sogenannter Profi, der den Stoff ja auch komplett beherrschen sollte, wie lange brauche ich eigentlich dafür? Und das nehme ich mal zwei oder drei, und die Zeit stelle ich den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung, und ich habe ja nichts davon, wenn die Deutsch, deutsch und Englisch sind meine Fächer, wenn ich dann in Deutsch einen Text schreiben lasse, für den man überhaupt keine Zeit hat.
Speaker 2:Es gibt ja nichts Schlechteres, als einen Text geschrieben zu haben, für den ich keine Zeit zum Planen, zum Schreiben und dann zum Überarbeiten hatte, und mich auch noch hetzen muss und diese mein Rauchmelder im Gehirn die ganze Zeit sagt oh Gott, ich habe noch 10 Minuten, ich habe noch 10 Minuten, ich werde nicht fertig, sondern ich verdoppel oder verdreifache die Zeit. Und wenn Kinder früher fertig sind, wunderbar. wenn Kinder das bis zum Ende brauchen, auch wunderbar, no-transcript. Aber es muss ja auch immer für die Kinder, die mündlich nicht so stark sind, auch eine Alternative geben, die sie schriftlich darbieten können. Und auch da schreibt mir niemand vor, was erlaubt ist und was irgendwie, was keine Leistung ist, leistung erbringen, die ja den ganzen Tag Ich kann so viel bewerten, wenn ich da Bock drauf habe, das setze ich nicht auf sechs Termine im ganzen Schuljahr irgendwie fest und sage nur, an den sechs Terminen sehe ich, was du kannst, und an allen anderen tue ich so, als könntest du nichts, oder das sehe ich nicht.
Speaker 2:Das heißt, ich versuche ganz viel auf die Entwicklung, auf den Prozess irgendwie zu schauen, das auch immer wieder zu spiegeln, um die da zu motivieren, und dann ist auch die Notenverteilung da einfach ganz, die finde ich natürlich nach wie vor ganz schwierig. Aber auch in der Hauptschule ist es so wenn ich will, dass die ein bestimmtes Thema in der Arbeit können, dann bin ich auch als Lehrkraft in der Verantwortung, das so mit denen zu üben, dass auch jedes Kind am Ende dieser Arbeit das erfolgreich abschließen kann. Und die dürfen selber vorher sagen okay, für mich wäre ein Ziel, ich habe eine 3, damit wäre ich schon zufrieden. Dann arbeitet dieses kind auf diese drei hin, und dann sind wir auch vorher nicht zufrieden, bis es das geschafft hat. Und bei anderen kindern, die sagen, ich brauche auf jeden fall die 1, will auf jeden fall die 1 haben, ja, dann kriegst du andere aufgaben, damit du diese eins schaffen kannst. Aber die wissen am anfang, jeder einer hat. Das ist so grob das, was ich am ende können muss, das sind die sachen, die ich dafür üben kann, aber nicht so eine Woche vorher. Ach übrigens, darüber geht die Klassenarbeit, und jetzt seht mal irgendwie zu.
Speaker 2:Wir machen, wir üben alles in der Schule permanent und die ganze Zeit. Vokabeln lernen wir immer in der Schule. Irgendwann geht es dann nach Hause. Aber alles, was ich so an Lernstrategien mit denen am Anfang auch entwickle und in die Stunden mit reingebe. Das trägt sich über die Jahre. Das ist total positiv dann auch, und wir sind so langsam am Anfang, aber wir werden am Ende einfach. Wir sind genau am selben Punkt wie alle anderen auch, aber es hat halt jeder Zeit Und jeder irgendwie. Ich versuche, keinen zu verlieren zwischendurch. Das sind die.
Speaker 2:Leistungsnachweise, die würde ich gerne ein bisschen anders gestalten, natürlich so im Regelschulsystem. Ich würde ich gerne ein bisschen anders gestalten, natürlich so im Regelschulsystem. Ich finde die individuellen Leistungsnachweise großartig, wenn ich einfach als Kind sagen kann hier, ich buche das mal, dann und dann und mache den an dem und dem Tag. Das machen wir mit den Vokabeltests, so dass die individuell buchen können und sagen können ich habe jetzt die Unit 2 gelernt, ich glaube, die zwei Seiten, das schaffe ich nächste Woche, und dann kriegt dieses Kind in der Woche den und den Vokabeltest. Und das klappt super, weil die selber entscheiden können, wann sie den schreiben, wie sie den schreiben.
Speaker 2:Sie korrigieren den zuerst selber, und dann korrigiere ich nach, dass die ihre Fehler auch selber finden, und das klappt. Da habe ich sehr positive Erfahrungen. Und dann haben die aber auch gar keinen Bock, das untereinander auszutauschen, weil dann ist so der Ehrgeiz gepackt. Okay, das ist ja mein Vokabeltest, der ist ja schon extra für mich jetzt gemacht. Okay, dann gebe ich mir auch Mühe, dann mache ich das jetzt, weil ich durfte ja schon bestimmen, wann ich den schreibe und wie ich den schreibe. Dann ziehe, ich will jetzt unbedingt das abschreiben oder besser machen, oder so. Das wird weniger.
Speaker 3:Das ist es. Und ich bin mir auch sicher, wenn du als Schülerin mal entscheiden darfst, ich kann das diese Woche nicht, bei mir war so viel los, und ich kann jetzt diesen Vokabeltest nicht schreiben, dann bist du beim nächsten Mal halt erst recht dabei und sagst okay, alles klar, aber da möchte ich jetzt. Das ist halt das also einfach Mitbestimmung. Das hat ja also, wenn du mitgestalten darfst, wie cool ist das denn? Und auch das, dass das eben in der Schule gelernt wird und das immer Übungszeit. Also ich habe ja noch Bio unterrichtet.
Speaker 2:In.
Speaker 3:Mathe ist selbstverständlich, dass man übt. Aber in Bio da ist mir das aufgefallen in den ersten Jahren, gerade bei FünfklässlerInnen zum Beispiel die sind so engagiert, die finden das so, wie die so sozialisiert sind. Also das finden die alles interessant und toll und haben da richtig Bock mitzumachen. Und dann kommt die erste Klassenarbeit, und spätestens dann finden sie Bio-Kacke, weil sie nur Fakten auswendig lernen mussten und irgendwie mit der Aufgabenstellung nicht klarkommen und keine Ahnung. Und das war auch so das, wo ich die letzten Jahre immer so mich verändert habe, weil ich gemerkt habe okay, wir müssen erstens auch in Bio, auch in so einem Nebenfach mal üben.
Speaker 3:Wie können eigentlich Klassenarbeitsaufgaben aussehen, und wie beantwortet man das Ganze dann auch? Und zweitens, was muss eigentlich so ein Kind oder wie kann sich ein Kind das gut merken? Ein Kind merkt sich nicht die Namen von Knochen, weil es da Bock drauf hat, sondern das muss ja jetzt erstmal das merkt sich die Katze, die jagt auf die und die Art und Weise, und guck mal, wenn man dann das Skelett anschaut, dann sieht man da bestimmte Eigenschaften, die damit zu tun haben und so. Und ja also halt einfach versuchen, dieses Fachliche auch aus der Perspektive der Kinder zu betrachten, und dann wird das Ganze halt auch noch mal ganz anders, und inzwischen dürfen sie auch Spickzettel schreiben und mit reinnehmen. Aber die Spickzettel, die schreibt man auch im Unterricht. Also lauter solche Sachen, die irgendwie das Thema Sicherheit irgendwie berücksichtigen.
Speaker 2:Und schau mal, wie viel Strategiewissen da dahinter steckt. Wenn ich das als Kind bei dir mitkriege, kann ich es ja auch auf andere Fächer übertragen. Wenn du mir gezeigt hast, wie es geht, kann ich das nach und nach üben und kann mich da reinfuchsen. Ich fand das ganz erschreckend, gerade für Deutsch. Meine Tochter ist in der Grundschule. Da gibt es in Hessen diese VERA-Tests irgendwann. Also.
Speaker 2:Vergleichsarbeit, die du schreiben musst, und das ist schon richtig viel Text und auch richtig eng und klein geschrieben und viele, viele Fragen dazu. Und wenn Kinder diesen lieben, dann denkt man ja eigentlich ja klar, die haben auch ein Textverständnis. Natürlich finden die die Antworten im Text. Aber das ist so eine spezielle Form der Kompetenz, das, was da in der Frage steht, auf den Text zu übertragen und dann wirklich zu gucken ja krass, wo finde ich denn die Info überhaupt, und wie kann ich das jetzt als Antwort dann auch formulieren? Und vielleicht ist es noch verneint in der Frage. Dann muss ich noch mal mehr aufpassen, und manchmal ist es ein Ausschlussverfahren, und da sind wir so oft drüber gestolpert, dass ich so beim begleiten gemerkt habe ja krass, warum kann man das denn jetzt einfach nicht beantworten? weil man erst den und den Schritt vorher im Kopf gemacht haben muss und dann im Text, um da überhaupt die antwort hinzuschreiben. Das ist so spannend, dass so, wie du sagst, aus kinderperspektive noch mal anders zu betrachten wie denkt dieses kindern jetzt, und wie kommt es überhaupt zum ergebnis? da kann ich nicht sagen, wo, du bist schlecht im lesen.
Speaker 2:Jetzt stelle ich mal nicht sagen, guck mal, wo die antwort ist, es doch nicht so schwer, sondern es ist ja. Also, wenn das kind es wüsste, wird es ja hinschreiben. Also du musst es ja wirklich. Kein Kind steht dir morgens auf, um irgendwie schlecht zu sein oder das irgendwie nicht zu können, ganz im Gegenteil, die haben ja voll Bock und sind super motiviert. Und dann kommt halt so ein Text, und sie dann merkst du ja Mist, kann ich gar nicht, finde ich auch nicht ah doof bedienen können. Und ich finde, dieses Strategiewissen kommt in Schule einfach viel zu wenig vor, weil wir erwarten, ich habe es erklärt, du hast es verstanden super weiter geht's. Und das ist aber einfach nicht so, und jedes Gehirn funktioniert ja auch völlig anders. Also muss ich auch unterschiedliche Möglichkeiten anbieten Und kann auch nicht beleidigt sein. Wenn du jetzt meine eine Idee total doof findest, dann brauche ich für. Das ist unser Job.
Speaker 2:Ja, sollte ja sein, Weil die KI und das Wissen also ich glaube, es gibt tausend Leute, die können es hundertmal besser erklären als ich und viel detaillierter. aber dich zu motivieren und dich zu begleiten dabei, dass du genau diese Informationen auch da findest, wo du sie suchst, und das irgendwie anständig zu machen für dich, das ist eigentlich so, das fände ich wichtig, aber das kommt in Schule auch viel zu kurz.
Speaker 3:Ja, das ist das Zeitpunkt.
Speaker 2:Das ist ein Mio-Beispiel. Gerade das finde ich total toll.
Speaker 3:Ja, aber wirklich. Also, das war wirklich. Also erstens brauchte ich selber ein Kind, das durch diese Schullaufbahn geht, und ich musste irgendwie kapieren, wie krass das ist, wenn die nur diese Fakten auswendig lernen, und in wie vielen Fächern, die das machen müssen, und wie trocken das dann dadurch wird und wie langweilig diese Fächer werden. Und ich dachte, bio darf nicht langweilig werden. Bio ist die Wissenschaft von Leben. Wie kann das langweilig werden? Das darf nicht passieren. Das war so mein Ziel. Das darf nicht passieren. Und ich finde übrigens, das zweite Fach, bei dem das ein Unding ist, ist Geografie.
Speaker 3:Die zwei Fächer Geo und Bio, die sowieso schon wirklich die Loser sind jetzt in Baden-Württemberg, was den Bildungsplan angeht. Die mussten immer mehr Stunden einstreichen und haben immer mehr abgegeben an die ganzen anderen Fächer. Es sind zwei Wissenschaften, die so wichtig sind für uns Menschen wirklich, und wie schaffen wir das, dass das wirklich lebt und dass das wirklich relevant wird für den Kopf eines Fünftklässlers? Das ist die Frage, und leider hat es sehr viel damit zu tun, was ich nachher in Klassenarbeiten abfrage. Denn das ist das, was viele Eltern, viele Lehrkräfte und eben durch das System, dass wir Klassenarbeiten schreiben und dass das nachher das ist, was im Zeugnis steht, das ist das, an, was sie sich orientieren, an was sie sich orientieren.
Speaker 2:Ja, absolut. Und die Neugier steht ja gerade in den Fächern so ganz weit vorne. Also das Neugier, das neue Dinge zu erfahren und Zusammenhänge irgendwie zu erschließen, das stimmt Ja.
Speaker 3:Wir machen jetzt mal einen kleinen Sprung. Wie erklärst du dir das heutzutage? Du sagtest vorher schon, du bist durch deine Mama sehr stark geprägt, weil sie Erzieherin war. Wie Du bist durch deine Mama sehr stark geprägt, weil sie Erzieherin war. Wie erklärst du dir das, dass du selbst so einen offenen, warmen Blick auf Kinder und Jugendliche hast, Egal wie sie da ankommen?
Speaker 2:Das ist eine harte Frage. Prinzipiell mag ich Kinder schon ziemlich gerne, muss ich sagen. Das macht es vielleicht schon mal leichter. Ich wusste lange nicht, dass ich Lehrerin werden möchte. Also, ich habe immer irgendwie Sprachen, fand ich immer ganz cool, habe mich da so um tausend Studiengänge bemüht. der größte Antrieb, das mich genervt hat, wie meine eigene Schulzeit gelaufen ist, und ich glaube, das ist schon sehr prägend. Also, ich war auf einem reinen Gymnasium neun Jahre lang, und ich bin auch mit einer fetten Gymnasialempfehlung Ende der Vier dahin marschiert Damals war das in Rheinland-Pfalz. noch wurde gerade geändert, dass es nicht mehr verpflichtend ist, die Empfehlung aber schon eher richtungsweisend. Also, du solltest dich schon eher dran halten, sonst hat das Gymnasium vielleicht immer gesagt nee, ich glaube, wir nehmen dich eher nicht. Aber ich war schon auch immer auf mich alleine gestellt, nicht weil meine Eltern keinen Bock hatten oder das nicht unterstützen wollten, sondern es war einfach so klar naja, du willst da ja hingehen, und dann setz dich halt mal dahin, und dann machst du das. Und wenn ich so sehe, wie ich so sehe, wie oft ich meine Kinder an Dinge erinnere oder unterstütze oder so, dann merke ich schon, dass ich eine andere Unterstützung biete. Die hatte ich so, aber nicht. Aber das hat in Schule leider nie eine Rolle gespielt. Das fand ich so schade. Also, ich glaube, dass man viele oder dass ich vielleicht andere Stärken vielleicht hätte entwickeln können, die ich selber vielleicht auch noch gar nicht entdeckt habe, weil sich keiner die Mühe gemacht hat, da nachzuschauen, und ich aber immer selber so dafür verantwortlich gemacht worden bin Und jetzt im Nachhinein ganz oft auch merke nee, eigentlich wäre das der Job von zu Hause gewesen. Entschuldigung, da hätte irgendwie Schule sagen müssen ah gut, du bist nicht dafür zuständig, dass jeder Elternbrief unterschrieben ist. Eltern müssen auch mal gucken, ob der unterschrieben ist. Also man denkt ja nicht immer daran mittags, dass man heimkommt nach acht Stunden und hat so einen Zettel dabei, und der muss bis zum nächsten Tag unterschrieben werden. Meine Eltern haben sich um total viel gekümmert.
Speaker 2:Natürlich habe ich meine Schulbücher bekommen, ich habe die eingebunden bekommen, ich habe mein Material bekommen. Aber wenn ich halt keinen Bock hatte, hausaufgaben zu machen, oder wenn ich für eine Arbeit nicht gelernt habe, dann habe ich das halt selber zu verantworten gehabt. Und meine Mutter hat immer ganz lieb gefragt wenn ich mathe war, so das traumfach, in mathe eine fünf geschrieben, hattest du das gefühl, dass genug gelernt? denn es ist für mich völlig okay. und ich dachte, ich schreibe ich doch mal irgendwie jetzt mal was gemacht. aber natürlich, hätte ich mich angestrengt, hätte ich ja keine fünf geschrieben.
Speaker 2:ich habe ich aber nicht angestrengt, aber nichts gelernt dafür. ich bin einfach da hingegangen. aber so manchmal gerade so der pubertät braucht mal jemanden, der sagt komm mal her, wir setzen uns mal dahin und gucken mal genauer drauf. Das hatte ich aber nicht, und ich bin aber in der Schule ganz oft dafür eigentlich bestraft worden. Da war ich zu frech, zu aufmüpfig. Ich hatte einen großen, habe ich immer noch großen Gerechtigkeitssinn, und ich habe mich da oft oder andere auch im Stich gelassen gefühlt, einfach von den Erwachsenen, die vor Ort waren. Ich hatte ganz tolle Lehrkräfte, vereinzelt, aber die Masse war einfach gruselig, wie es halt zu dem Zeitpunkt im Gymnasium, glaube ich, an vielen Stellen war, dass man erwartet hat die arbeiten, die machen das so und fertig, und da gibt es links und rechts nichts anderes, und wir haben auch wirklich viele verloren zwischendurch so an.
Speaker 2:Schülerinnen und Schülern, die woanders hingegangen sind, treffen, aufgefallen ist, und da war die motivation da, dass das eigentlich anders geht. Gymnasium konnte ich immer ausschließen, grundschule auch, und haupt und realschule hat mich sehr gereizt. Aber ich glaube, da geht man auch nur freiwillig rein, wenn man irgendwie das gefühl hat, man kann da gold finden, und da kann man einfach so, dass eben loyalität genannt da findest du die dankbarsten und loyalsten kinder und jugendlichen, die es so gibt, und die stecken so voller Stärken und Potenziale und haben es einfach so verdient, dass man genau hinschaut. Ein Zuhause macht einen nicht dümmer oder schwächer, aber Armut verdeckt das Ganze ganz oft, und das ist gerade in diesen Schulzweigen ein Riesenthema, und deswegen finde ich, goldgräberin ist eigentlich ganz cool dafür, das macht da Spaß, die können sich mit krassen Themen beschäftigen, die können krasse Gedankengänge gehen und einen so überraschen, und das liebe ich sehr daran. Ich glaube, meine Schulzeit war da sehr prägend, auf jeden Fall Zu Hause auch, aber Schule auf jeden.
Speaker 3:Fall, also der Fakt, dass du in deinem Gymnasium nicht gesehen wurdest, damit, dass du sehr viel alleine gemacht hast und mehr Unterstützung gebraucht hättest oder gewollt hättest, der hat dir gesagt okay, ich möchte mehr hinschauen bei den Kids und bei den Jugendlichen. Ich glaube, das ist ein unbewusster Prozess gewesen.
Speaker 2:Das war mehr so dieses nee also so geht das nicht, Das muss auch irgendwie in schön und in anders gehen. Und ich finde, wenn man so die ersten Momente in Schule hat, auch selber wenn man da hinkommt im Ref und merkt dann irgendwie auch krass, wenn ich einfach nur freundlich schon bin und irgendwie mal ein Auge zudrücke und irgendwie nochmal eine Lösung suche oder was anderes, so wie du eben gesagt hast, einfach mal einen anderen Weg gehe, dann sind die ja schon voll dabei. Also, manchmal braucht es ja wirklich nur so eine Kleinigkeit, und dann ist schon alles irgendwie passt, und man kann das so weitermachen. Ich finde, da steckt einfach ganz viel Potenzial drin, die Perspektiven, da zu tauschen.
Speaker 2:Und für mich die wichtigste Frage immer okay wäre ich heute gerne Schülerin bei mir gewesen, Wäre ich so die Person gewesen, die ich heute in dem Moment als Kind gebraucht hätte. Und wenn ich da manchmal Nein sagen muss, dann denke ich, ist das schlimm, Das geht gar nicht, ich muss das morgen machen. Und bin dann auch ganz oft zu diesen Kindern gesagt ich glaube, ich habe da gestern ganz schön was verkackt. Es tut mir voll leid, wir machen das anders. Okay, ich weiß noch mir was, aber damit war ich gestern nicht happy, Und auch sowas ist sowas krass, hatte ich gerade bei mir. Entschuldigt, was hat die denn jetzt gesagt? was soll mir ein anderes machen? Also, die sind ja so hörig an so einem gewissen Punkt und so obrigkeitshörig erschreckend.
Speaker 3:Das ist ein Riesenknackpunkt, also, der hat zwei Seiten, finde ich. Seite Nummer eins ist du lebst als Lehrkraft das vor, was du als Lehrkraft immer von Kindern erwartest, nämlich aus Fehlern lernen. Man sagt immer so schön Fehler sind Helfer und es ist überhaupt nicht schlimm, dass du Fehler machst. Das ist aber genau das, was sie nicht vorgelebt bekommen. An keiner Stelle gibt es genug Zeit, um Fehler zu machen und wirklich daraus zu lernen. Also das ist mal Nummer eins. Und Lehrkräfte leben auch nicht vor, dass man Fehler macht und dann daraus lernt.
Speaker 2:Ja, das stimmt. Und sich dafür vielleicht auch entschuldigen. Also das irgendwie sagen war irgendwie doof, habe ich so nicht gedacht gewollt.
Speaker 3:Und die andere Seite ist die ich muss ja schon wollen können, stark genug sein, um überhaupt in diese Selbstreflexion reinzugehen, weil wenn ich mir jeden Tag beantworten muss, dass ich nicht die Person bin, die diese Kinder jetzt gerade gebraucht hätten oder die ich gebraucht hätte als Kind Ich weiß nicht.
Speaker 3:Ich kann mir vorstellen, dass das sehr schmerzhaft ist. Also braucht es ja eigentlich nochmal einen ganz großen Schritt davor, denn diese Bereitschaft hinzuschauen, sich selbst zu reflektieren und zu sagen, ich darf da ein bisschen weicher werden, damit die sich wohlfühlen, das bedeutet ja, ich darf da ein bisschen weicher werden, damit die sich wohlfühlen. Das bedeutet ja, ich muss als Lehrkraft erstmal ganz arg gestärkt werden, und es muss ganz viel Ressource in mich reinfließen dürfen, dass ich nicht nur Schmerz in mir drin sehe Und dass ich nicht nur Wut und Selbsthass in mir drin sehe. Und dass ich nicht nur wut und selbsthass in mir drin sehe, sondern dass ich ja auch sehe, dass ich fehler mache und dass ich verletzlich bin, und dass ich, dass ich es wert bin, mich auch so anzuschauen ich finde, diese meta ebene fehlt so ganz oft, und dazu wird man auch komplett angehalten.
Speaker 2:Nein, wenn ich das auf mich übertrage und mir jetzt denke okay, ich hatte einen älteren Kollegen an meiner ersten Schule. Der hat morgens den Klassenraum abgeschlossen, wenn Schülerinnen und Schüler noch nicht da waren, und hat gesagt, der Zug wäre ja auch weg gewesen, und dann durften die einfach nicht mehr rein. Natürlich hat er irgendwann wieder aufgeschlossen, ist ja sicherheitstechnisch eher schwierig, und das war so, wie ich dachte, krass, überlegt mal. Ich war heute morgen auch dann gerade so ins schulhaus gerutscht. Zeit ist nicht so meins, da ich echt stress mit der, muss ich richtig konzentrieren.
Speaker 2:Krass, dann hätte ich jetzt mich voll beeilt, und nun würde ich jetzt so gefrustet vor der tür stehen, wird bedenken steckt, mich auch nicht mehr rein gelassen. Dabei habe ich mich doch so beeilt. Ja, ich bin 30 sekunden zu spät, aber ich bin als bild klar, der zug weg gewesen, völlig klar. Aber dann verpasse ich den zug einmal, hat er dann immer gesagt, danach nie wieder. Aber was habe ich daraus gelernt? wenn ich einen fehler mache, werde ich dafür bestraft, aber ich kriege keine möglichkeit, und vielleicht hat ja wirklich guten grund an dem morgen zu spät zu kommen. Das ist aber ein kollege gewesen, zum beispiel, wenn der in der konferenz kam, da kann der immer zu spät, weil er einfach noch, wo ich so denke okay, mit wie viel Maß messen wir denn jetzt hier, und gilt für das Kind, nur weil es halt das Kind ist oder der Jugendliche, ein anderes Maß und ein anderer Maßstab als für mich selber?
Speaker 2:Ich bin auch in manchen Konferenzen saß und habe gedacht, also, ich hätte jetzt lieber korrigiert in der Zeit und meine Zeit anders genutzt, als jetzt hier zu sitzen. Vielleicht geht es den Schülerinnen und Schülern in meinem deutschen Unterricht aber genauso, dass sie sich denken also das war auch schon mal interessanter, aber dann ist es ja was. Natürlich bin ich kein Dienstleister in dem Moment, aber dieses Kind hat ja einen Grund dafür, dass es entweder zu spät kommt, dass das irgendwie gerade nicht so läuft, und ich als Erwachsener ja auch, und ich möchte ja auch, dass auf mich als erwachsene Person Rücksicht genommen wird. Und weißt du, bei Kindern sagen wir immer so ach, das sind so Unarten, das geht nicht, das geht nicht. Und als Erwachsener sind es dann so Besonderheiten.
Speaker 2:Ja, das macht die Person aus, das hat die schon immer so gemacht. Aber wann wird denn aus dem Fehler der Charakter so? Also weißt du, diesen Sprung finde ich so schwer. Ich gestehe das dem Kind nicht zu, dem Erwachsenen irgendwie nicht.
Speaker 2:Und wenn du jetzt bei mir Schülerin bist, und du kommst immer zu spät, dann kann ich dich dafür nicht bestrafen, weil dann wirst du einen Grund dafür haben, und dann muss ich mit dir eine Lösung finden, dass du eben nicht mehr regelmäßig zu spät kommst. Und wenn du einmal zu spät kommst, so what? dann bist du halt einmal zu spät, dann wirst du auch einen Grund gehabt haben, und das ist aber egal. Stört mich das im Moment massiv? Nein, natürlich nicht, weil dann ist es halt so. Also, es ist so, wie will ich selber behandelt werden, und so behandle ich die halt auch.
Speaker 2:Und Respekt, der fliegt mir nicht zuorität, die die nicht haben, weil ich ganz andere Pflichten und ganz andere Rechte habe, die die einfach nicht haben. Ich bin ja auch für die Sicherheit da verantwortlich, aber ich kann denen ja mit so einer Gleichwürdigkeit begegnen. Ich kann ja irgendwie gucken, ich kann dich trotzdem nett behandeln, ich kann trotzdem mit dir schauen, wie du dich wohlfühlst. Das hast du dir einfach verdient. Das ist einfach Grundvoraussetzung hier, und da finde ich manchmal das fehlt mir in Schule auf jeden Fall sehr dass man da nicht also, dass Gleichwürdigkeit zunehmend wichtiger wird. Das finde ich gut, aber es ist immer noch nicht flächendeckend.
Speaker 2:Das wäre mir wichtig dass man das Kind und den Mensch so als Ganzes mit allen Stärken und Schwächen sieht. Und du hast eben die Fehler angesprochen, und ich finde diesen Satz so schwer Fehler sind Helfer wenn ich danach doch den Fehler bestrafe, indem ich die schlechtere Note gebe oder auch sage du bist mehr als deine Note, und trotzdem gebe ich am Ende die Note, die das Kind irgendwie schlecht dastehen lässt. Also, das ist so. Ist Growth Mindset in dem Moment oder Haltung meine Tapete, oder ist das eine Haltung, die ich wirklich so in mir trage, und das hilft nicht, wenn ich da so ein rosa Glitzer an meine Wand taka. Schon erster Schritt, ganz cool. Aber ich muss es irgendwie auch in so meinen alltäglichen Handlungen einfach voll einfließen lassen und mich da auch reflektieren und irgendwie gucken ja okay, heute hast du es einfach kacke gemacht.
Speaker 3:Es tut mir leid, du musst es halt anders machen. Ja, ich bin ganz bei dir. Also das, was du beschreibst, ist Adultismus at its best, kann man gar nicht anders sagen. Also, ich wollte damit wirklich nur zum Ausdruck bringen, weil ich mich ja selber auch beobachte, wie ich mich so über die Jahre jetzt entwickelt habe, und je intensiver ich mich mit meiner eigenen psychischen Gesundheit auseinandergesetzt habe und eben mir selbst auch zugestanden habe, dass einige Themen da im Argen sind und dass eben nicht alles rosig war, so wie ich mir das lange eingeredet habe, und das eben nicht alles rosig war, so wie ich mir das lange eingeredet habe, desto mehr war ich in der Lage aufzumachen für die jungen Menschen. Also, es brauchte schon die Arbeit an mir, bevor ich so mutig gewesen bin, und ich würde es wirklich mutig nennen. Es ist mutig vor allem dann, wenn Kolleginnen und Kollegen und Schulleitungen und Eltern und alle auf einen einreden, was man denn so zu tun hat, und einen beobachten, zu sagen ich mache das jetzt trotzdem so.
Speaker 2:Also das fühle ich sehr, und ich fühle auch diesen Mut, und ich finde, der Mut ist aber auch bei mir in den letzten Jahren durch dieses Insta-Lehrerzimmer sehr gewachsen, weil ich mich mit Menschen wie mit dir zum Beispiel verbinden kann und merke, ich bin nicht so alleine damit. Das ist das, was vor Corona sehr einsam war. Natürlich bin ich dafür oft kritisiert worden, oder das kann man doch so nicht machen, das geht doch so nicht, das haben wir noch nie so gemacht. Und dann stehst du da ganz alleine in so einem 60-Mann-Kollegium und Frau-Kollegium und merkst so okay, krass, irgendwie gibt es hier nicht so viele, die das so sehen, gerade wie ich. Also habe ich ganz viel so in meinem Klassenraum gemacht, für mich alleine, und habe das auch nicht nach außen getragen.
Speaker 2:Aber das, finde ich, ist das Positive der letzten Jahre, dass ich mich einfach, dass ich mir so mein eigenes Lehrerzimmer bilden konnte, mit ganz vielen coolen lehrerinnen und lehrern, so lehrkräften, die so meinem, meiner haltung und meinem herzen entsprechen. Und weißt du, du inspiriert mich an so vielen tagen, mit so vielen post, so dass ich mir merke ja, nämlich mit, nämlich mit, nämlich damit ist wie so eine dauerfortbildung für mich, und ich kann mir das raussuchen, was ich gerade in dem moment brauchen. Das holt mich so oft ab, und ich finde, diesen mut, in du beschreibt, den spürt man bei dir ja auch an ganz vielen Stellen. Also, du bist so mutig, bestimmte Themen anzusprechen, da auch drauf zu pochen, bestimmte Dinge zu beschreiben und auch zu benennen, also wirklich das Wording auch dafür zu haben und zu sagen, das ist wichtig, und so sagen wir das Und nichts anderes ist irgendwie gerade in dem Moment wichtig gewesen.
Speaker 2:Das stärkt ja auch ganz viele andere Menschen und mich in dem Moment auch. Also es bringt mich einfach unfassbar voran und bildet mich, und das stärkt mich auch in dieser Haltung. Ich glaube, sonst biegt man vielleicht auch irgendwann links oder rechts ab, weil es einfach zu anstrengend ist gegen diesen Widerstand anzukämpfen.
Speaker 3:Voll. Also ich sehe das auch. Ich finde es richtig krass, was da für tolle Menschen sind, und ich finde es richtig krass, was da für tolle Menschen sind, die ja offensichtlich auch gefeiert, oder die Gina oder ach, ganz egal. also es gibt so viele, sie so klar über diese Themen sprechen und über ihre Haltung sprechen, die selbstverständlich sein sollte, die aber irgendwie zu so viel Widerstand führen. das ist echt erstaunlich. Und keiner von denen ich bin zu eine Milliarde Prozent sicher als Mathelehrerin, eine Milliarde Prozent, keiner von denen hat ein Laissez-faire in seinem Klassenzimmer und sagt ach, ihr dürft alle tun und miteinander umzugehen haben, und dass es Werte und Regeln gibt, die nicht überschritten werden dürfen. Es wird nur anders damit umgegangen, wenn sie überschritten werden, als mit Autorität und Macht.
Speaker 2:Und das einfach mal auszusprechen und zu sagen, es gibt andere Lösungen, ist für viele offensichtlich ganz schwierig milder geworden bin, manchmal weil es mich eine Zeit lang wirklich geärgert hat, wie hart so dieser Unterschied teilweise ist zwischen meiner schönen Insta-Blase, die ich da so habe, wo ich mich so wohlfühle, und dann aber gleichzeitig auch so der realen Welt, wo du wirklich an Dinge und Widerstände so kommst und denkst ernsthaft warum sind wir denn jetzt noch an dem Punkt, aber ich finde, so dieses Konzept des Bezugsrahmens auch zu sagen okay, diese Person wird ihre Gründe haben. Auch dieser Person gestehe ich das zu warum sie da einfach gerade nicht das verlassen kann, warum sie so daran festhalten muss. Und wenn man mit diesen Menschen ins Gespräch kommt und das würde ich mir für mich ja auch wieder wünschen, wenn ich irgendwo einer festen Überzeugung bin und jemand anderes versucht, mir eine neue Perspektive zu öffnen, dass der mich an die Hand nimmt und dass der sich nicht gegen mich stellt, muss man manchmal. Aber dass er versucht, durch meine Augen zu gucken Und das habe ich in dem Jahr versucht zu schauen warum hat diese Person eigentlich so Schwierigkeiten, und warum fühlt sie sich vielleicht so bedroht von dem, was ich da tue oder was ich irgendwie so mache, und wie kann ich mich ihr annähern?
Speaker 2:Schokokuchen hilft voll gut, das ist immer eine gute Variante, wenn man sein Lehrerzimmer ein bisschen versüßt, aber ansonsten einfach so, auch in Gesprächen gar nicht so, diese Meinung offen zur Schau zu stellen, das tue ich bei Insta, das tue ich im realen Leben sehr, sehr wenig, sondern ich warte erstmal ab und sondiere sehr genau und lasse mir viele Dinge erzählen, und dann hörst du so viele Ängste und Unsicherheiten, vor allem auch. Aber auch in deren Leben ist dann manchmal gerade was ganz anderes super wichtig und hat Priorität dass Schule oder die Weiterentwicklung, schulentwicklung, neue Ideen sammeln völlig rudimentär und am Rand so abläuft, dass die gar nicht die Kapazitäten haben, um sich damit irgendwie zu beschäftigen. Und dann ist es für die Lebensphase in dem Moment irgendwie auch okay. Und trotzdem weiß ich ja, das ist der Vor und Nachteil, je nachdem, wie man es sieht. In meinem Klassenraum kann ich das trotzdem so handhaben, wie ich das möchte. Meine Tür ist immer offen, da kann man reinkommen, wenn man möchte.
Speaker 2:No-transcript. Wenn die das nicht wollen, dann ist das auch okay. Und ich finde es schon schlimm, wenn ich sage, wenn die das nicht wollen, das ist schon so. Dieses, die anderen, ich will da gar nicht so diese Mauer und diesen Abstand haben.
Speaker 2:Es ist ja trotzdem noch ein Kollegium. Es sind Kolleginnen und Kollegen dabei, die haben so unterschiedliche Stärken, und das bezieht sich auf alle Kolleginnen, in denen ich bisher gearbeitet habe. Da habe ich so viele nette Menschen gehabt und gleichzeitig auch Menschen, mit denen ich nicht so gut klargekommen bin. Aber mit denen muss ich ja auch nicht, und das ist auch wieder ein Prinzip, was ich auf meinen Klassenraum übertragen kann. Die können miteinander arbeiten, die müssen aber nicht. Es ist ein Zwangskontakt, und den muss ich nicht bedienen, und das ist okay so. Das ist ein bisschen milde. Ich bin da emotional großzügiger geworden und finde es gleichzeitig total hart, weil, wenn ich mir überlege, ich habe so einzelne Leute aus dem Insta-Lehrerzimmer, die mit mir ein Lehrernzimmer gründen können, wie krass wäre das. Also, was wären wir für eine coole, innovative Schule, wo man einfach mit so viel Wohlwollen und Großzügigkeit und Open-Minded da so durchlaufen kann? Das wäre der.
Speaker 3:Hammer, überleg mal. Ja, erschreckend. Ja, ich habe es auch schon mehrfach gedacht, wie cool das wäre, total Schon alleine zwei, drei solcher Kolleginnen zu haben, die so inspirierend sind, in der Schule. Das Problem ist, dass man ja meistens also mit so diesem ganz nach außen gehenden, mit dieser Haltung manchmal ganz alleine dasteht, also je nachdem, wo man ist, und das kann es dann relativ schwer machen. Aber ich bin tatsächlich in meinen eigenen Kollegien auch komplett anders als so im Öffentlichen. Im Öffentlichen spreche ich viel mehr Sachen aus, als ich es jemals in meinem Kollegium machen würde. Also ja, ja, wir gucken jetzt dann tatsächlich mal noch in deine Schule rein. So viel natürlich geht.
Speaker 3:Es ist ja ganz klar, dass wir jetzt hier nicht über einzelne Schülerinnen und Schüler sprechen können. Du hast jetzt schon mehrfach angedeutet, du bist nicht mehr auf der Hauptschule, du bist inzwischen an einer Schule für Kranke, und du hast jetzt auch gesagt, dein Klassenzimmer ist immer offen. Also, es gibt offensichtlich ein Klassenzimmer. Wie ist denn so eine Schule für Kranke aufgebaut, und was für Schülerinnen und Schüler gehen denn auf so eine Schule? Und ja, erzähl mal da so ein bisschen zu den Rahmenbedingungen.
Speaker 2:Es ist ganz spannend, wenn du das so sagst. Ich habe vor fünf Jahren an die Schule für Kranke gewechselt, von meiner damaligen Schule, und das war so eine ganz bewusste Entscheidung, weil ich es schwierig finde, 40 Jahre an einer Schule zu bleiben, und da sich also für jeden, dem das gut tut, wunderbar. Aber das war so. Ich will was Neues, ich will eine andere Perspektive. Und während Corona sind auch unfassbar viele meiner Schülerinnen und Schüler erkrankt, und dann war irgendwie klar welchen Weg gehen die eigentlich? Wo kommt man eigentlich hin, wenn es einem schlecht geht, sodass man nicht mehr in die Regelschule kann? Und ich spreche jetzt nur für meine Schule. Wir sind eine Förderschule, die offiziell als Förderschule gilt, aber alle Schulformen bedient, also von Grundschule, 1. Klasse, bis Gymnasium, 13. Klasse.
Speaker 2:Wir haben Hauptschüler, wir haben Realschülerinnen und Schüler, wir haben Gymnasiasten, wir haben Grundschüler, wir haben Förderschüler, eigentlich so durch die Bank weg alles. Und die Schülerinnen und Schüler, die mit einer psychischen Belastung oder Erkrankung stationär aufgenommen werden, die werden bei uns beschult, weil die ja ihrer Schulpflicht nachkommen müssen. Und ich habe eine sehr kreative und innovative nette Schulleitung und ganz tolle Kolleginnen und Kollegen an meiner Seite, die wirklich viel unterstützen und da viel Gutes tun. Und wir haben immer so eine Klassengröße von maximal acht bis, manchmal kann es auch ein bisschen mehr sein, aber so maximal 8 sollten es sein, und die verbringen den Vormittag bei uns in unterschiedlicher Besetzung. Ich bin jetzt mehr so in der Mittelstufe eingesetzt, dass ich so 7. Oder 8. Klasse eher als Schwerpunkt habe. Manchmal ist es auch ein Sechsklässler oder eine Neunklässlerin, dabei ganz unterschiedlich, und die werden vornehmlich in Hauptfächern beschult, dass die einen guten Wiedereinstieg an ihren Heimatschulen bekommen.
Speaker 3:Das ist schon wichtig.
Speaker 2:Aber wir haben auch viel Zeit für alle oder versuchen uns Zeit zu nehmen für alle anderen Dinge, die einfach diesen Schülerinnen und Schülern helfen, sich wieder in diesen Schulalltag zu gewöhnen oder auch da gestärkt wieder reinzugehen, um ihre Thematiken zu dauerhaft zu bearbeiten und da auch weitertragen zu können, also die mit Mut auszustatten, ihnen Kreativität und Kollaboration zu ermöglichen, ihre Stimme wiederzufinden, wenn sie die verloren haben, um für sich einzustehen, die Freude an Schule und am Lernen wiederzugewinnen. Das ist ganz unterschiedlich, und so alles, was man irgendwie vorfindet im gesamtgesellschaftlichen, gibt es bei uns einfach. Also jeder, der irgendwie belastet scheint oder dem es schlecht geht, der da belastet ist oder auch diagnostiziert schon ist, kommt zu uns Und manchmal einmal, manchmal mehrfach, manchmal für eine Woche, manchmal für mehrere Monate. Das ist ganz unterschiedlich.
Speaker 3:Und die sind immer irgendwo stationär untergebracht. Oder sind das dann zum Beispiel auch Schülerinnen und Schüler, die schulabstinent sind und dann vielleicht eher den Weg in eine Schule für Kranke finden als jetzt zum Beispiel in eine Regelschule?
Speaker 2:Gibt es tatsächlich auch. Also da arbeiten wir auch mit mehreren zusammen. Wir sind ja nur vorübergehend quasi als Schule für Kranke für die zuständig. Es gibt aber auch Schülerinnen und Schüler, die dann dauerhaft in eine Schule für Kranke gehen, wo sie über mehrere Jahre dann auch beschult werden. Das haben wir auch Ganz unterschiedlich. Am schönsten ist es für uns natürlich, wenn die Einzelnen merken, dass es doch wieder in ihrer Schule geht, und wir auch mit den Schulen beratend so in Kontakt stehen und das ermöglichen, dass die durch Nachteilsausgleich oder einfach veränderte Bedingungen da die Möglichkeiten haben, wieder Fuß zu fassen und ihren Weg gehen können, ihren Weg gehen können. Manche Probleme haben auch gar nichts mit Schule zu tun, dann ist das überhaupt kein Thema. Andere sind genau da verwurzelt oder so wie du es eben beschrieben hast, entstehen erst dort, und dann muss man natürlich ganz genau schauen, welche Perspektive, welche positive Perspektive kann man diesem Kind schulisch ermöglichen, und wie kann man das bestmöglich darauf vorbereiten. Und ich würde sagen, ganz oft gelingt das, und leider gelingt es aber auch manchmal nicht.
Speaker 2:Dann ist die Krankheit einfach oder die Belastung so weit fortgeschritten, dass man andere Wege gehen muss. Aber das Ziel ist eigentlich immer, gerade im Bereich von Schulabsentismus zu gucken was braucht dieses Kind ganz gezielt, um die Möglichkeit zu haben, morgens da wieder mit einigermaßen viel Freude ausgestattet in diese Schule zu gehen. Und da sind natürlich die Lehrkräfte vor Ort total wichtig, aber auch die sozialen Ressourcen in den Klassen. Welche Freundschaften gibt es? Welches Verhalten braucht dieses Kind Oder welche Verhaltensweisen machen es ihm leichter? Welche Strategien kann ich ihm an die Hand geben? Welcher emotionale Notfallkoffer kommt da irgendwie zum Tragen? Was braucht das Kind, um da erfolgreich sein zu können.
Speaker 3:Also es hört sich nach einer viel umfassenderen Aufgabe an, als jetzt nur das Lehren, was wir sonst so an den Schulen ja häufiger haben, dass wir einfach nur die Lehrkraft sind und manchmal vielleicht ausgewählt werden als Ansprechpartnerin für noch andere Themen, aber jetzt eben nicht selbstverständlich angesprochen werden.
Speaker 2:Dafür, da finde ich, ganz wichtig, die Unterscheidung Also, auch wenn wir Schule für Kranke heißen, die Schule ist in unserem Konzept der gesunde Teil und der kranke Teil. Dafür ist auf jeden Fall die Klinik, der Therapeut, das Therapeutenteam zuständig, die Ärzte drumherum und Ärztinnen, die da sind, die ganzen anderen Therapieformen, die angeboten werden, über Ergo, bewegung, ernährung und so weiter. Gleichzeitig nimmt das natürlich Raum ein. Ich muss aber auch dazu sagen, ich bin immer Klassenleitung in meiner Klasse und habe natürlich deswegen auch mindestens 14 bis 16 Stunden pro Woche in meiner Klasse. Wir sind viel zusammen, wir decken viele Fächer ab, und dadurch bist du aber auch den Kindern und Jugendlichen immer sehr nah und bist immer im Gespräch, und dadurch, dass wir natürlich auch sehr wenige sind, hast du auch andere zeitliche Ressourcen.
Speaker 2:Wir müssen in die Stunden dann natürlich. also wir müssen ja schon schauen. wir haben jetzt nur 20 Stunden die Woche, die bei uns beschult werden. Im Regelschulkontext sind es ja mal mindestens 30, das ist schon ein großer Unterschied. Da kann ich auch nicht alles reinpacken. Also, ich kann nicht mehr irgendwie nehmen und dann in diese wenigen Stunden packen. Das ist ja auch durch Therapien unterbrochen.
Speaker 2:Aber wir versuchen, das effektiv zu gestalten, und das Interessante ist, je mehr Zeit ich den Kindern gebe, umso effektiver werden die, weil sie einfach sehr individualisiert, sehr selbstgesteuert unterwegs sind. Ich kann nicht mit allen gleichzeitig Deutsch oder Englisch machen, das funktioniert gar nicht sondern wir haben einen groben Stundenplan. aber das, was für das Kind in dem Moment gerade ansteht, das bearbeitet es uns. Es kann sein, der eine arbeitet siebte Klasse Geschichte, der andere macht achte Klasse Mathe, der dritte macht zweites Lernen ja, spanisch, was halt gerade irgendwie so anliegt, und ich habe meinen schönen Drehstuhl und Rolle durch meine Klasse und gucke, wo ich irgendwie so flüsternd unterstützen kann. Wir haben noch so ein kleines Lernbüro nebenan, wo die in Ruhe arbeiten können, wenn es ihnen vorne flüsternd zu laut ist. Es gibt den Flur. Also wir sind räumlich jetzt nicht mega cool unterwegs, aber auf jeden Fall so, dass es passt und die Schülerinnen und Schüler sich da ganz wohl fühlen und gut zurechtkommen, glaube ich.
Speaker 3:Und wenn du sagst, du hast bis zum Abitur hoch und erste Klasse, also gut, du sagst, du bist jetzt hauptsächlich in der Mittelstufe eingesetzt. Trotzdem stelle ich mir das herausfordernd vor, dann auch das Fachlicht zu begleiten. Du hast ja jetzt zum Beispiel in Spanisch, weiß ich nicht, vielleicht nicht unbedingt die größte.
Speaker 2:Wir sind ein multiprofessionelles Team, könnten wir sagen. Also, es gibt natürlich eine Grundstufe, eine Mittelstufe und eine Hauptstufe. Es gibt ganz viele unterschiedliche Klassen, die eingerichtet sind, unterschiedliche Lehrkräfte, die unterschiedliche Fächer bedienen, auf jeden Fall. Aber es liegt schon viel Stundenkontingent auf jeden Fall bei den Klassenleitungen, das schon. Ich Kontingent auf jeden Fall bei den Klassenleitungen, das schon. Ich konzentriere mich mehr so auf Deutsch, englisch, geschichte, povi, rallye-ethik, kunst, solche Sachen. Mathe habe ich abgegeben, das ist ganz wichtig. Ich habe auch zwei wahnsinnig tolle, ganz, ganz liebe Kolleginnen, die mich da begleiten und die mich da unterstützen, und auch sonst. Das finde ich ganz schön. Bei uns kann ich die anderen Kolleginnen immer fragen, wenn ich irgendwas brauche oder irgendwas sein sollte, weil wir uns da einfach in dem kleinen Team gut unterstützen. Das ist okay.
Speaker 3:Wie viele Lehrkräfte seid ihr so?
Speaker 2:Ich glaube, wir haben immer noch mal externe, die mit dazu kommen, weil wir natürlich nicht alle Fächer abdecken können. Wir müssten 14, 15, 16, je nach Besetzung immer so sein. Es ist relativ überschaubar, Aber dadurch, dass natürlich auch immer die Plätze in der Klinik gebunden ist. wie viele Betten es da gibt, so viele Schülerplätze haben wir dann auch. Das ist natürlich reklamentiert.
Speaker 3:Ich habe jetzt schon oft genug mal SchülerInnen gehabt, die dann halt mal eine Zeit lang in der Klinik gegangen sind oder in der Reha auch gegangen sind. no-transcript, ihr dann arbeitet, oder Ihr seht dann, was so die Lehrkräfte, wo die vorher gewesen sind, euch an Arbeitsauftrag mitgeben.
Speaker 2:Das ist sehr unterschiedlich ausgestaltet. In der Regel ist es so vorgegeben, zumindest in unserem Bundesland, dass du es so für sechs Wochen im Voraus bereitstellen sollst als Stammschule. Da muss man ehrlicherweise sagen also gerade auch, weil ich die Belastung ja von vorher aus der Regelschule kenne ich kann unmöglich sechs Wochen im Voraus Arbeitsmaterial komplett geplant irgendjemandem an die Hand geben. Dafür sind die Gegebenheiten einfach so unterschiedlich. Aber mir reicht es eigentlich schon, wenn ich von den Lehrkräften vor Ort weiß okay, in Deutsch ist jetzt bis zu den Herbstferntags, und das Thema in Mathe wird es grob das sein, in Englisch ist es grob das. Wenn die Schülerinnen und Schüler ihre Bücher oder E-Books haben, ist es schon immer wertvoll. Aber im Endeffekt gestalte ich mit den Schülern das so, dass die Lernpläne von mir bekommen und wir gemeinsam schauen das ist so für die nächsten ein, zwei Wochen.
Speaker 2:Dein Thema in Deutsch, darum kümmern wir uns. Das könnten mögliche Aufgaben sein. Wir schauen immer welche Kompetenzen sind der Schule am Ende irgendwie in dem Bereich dann wichtig gewesen? Darauf fokussieren wir uns, und wir lesen dann halt nicht sieben Kurzgeschichten, sondern vielleicht nur zwei. Aber die haben wir so gemacht, dass man auf jeden Fall genug daraus mitnimmt. Also, wir versuchen, es zu komprimieren, dass das Kind auf jeden Fall genug an der Hand hat an Handwerkszeug, um am Ende da erfolgreich wieder einsteigen zu können. Aber wir können nie alles parallel so bedienen. Von daher versuche ich da geht auch jede Lehrkraft bei uns ein bisschen anders mit, um mir die Informationen relativ früh zu beschaffen dass ich das aktuelle Thema habe und dann mit den Kindern ausarbeiten kann, was so bedient werden kann, was sinnvoll ist. Manche Felder können die komplett alleine bearbeiten, weil sie merken ja cool, das ist ein Thema liegt mir, und bei anderen bin ich ganz wichtig, dass ich da konsequent und immer daneben sitze, um überhaupt irgendwie ein bisschen was zustande zu bringen. Ganz unterschiedlich.
Speaker 3:Ich wollte gerade sagen, weil also bei mir jetzt zum Beispiel als Schülerin ich hätte das gebraucht, dass ich mit jemandem zusammenarbeiten kann. Ich stelle mir das jetzt gerade relativ schwer vor, weil ja selten zwei aus einer Klasse irgendwie dann da zusammenkommen, die dann auch noch dieselben inhalte irgendwie durchnehmen. Das scheint ja schon eher so zu sein, dass jeder so sein ding mitbringt und so sein schwerpunkt. Und wie schafft man das dann, so jemanden wie mich, die das einfach braucht, dass man gemeinsam was tut, also buddy, doubling ist, alsoubbling ist da so mein Stichwort so jemanden dann auch zu begleiten?
Speaker 2:Also das wäre, die würde es bei uns wahrscheinlich total gut gehen, und die würde es gut gefallen, weil der Vorteil ja immer ist, die, die es schon. Es gibt immer schon mal oder oft schon eine Schülerin oder einen Schüler, der das Thema schon gehabt hat, und da nehmen wir immer Einstein so als Grundlage, wenn er es denn wirklich gesagt hat. Wenn ich es einem Sechsjährigen nicht erklären kann ich glaube, er hat Idiot gesagt, aber wir nehmen immer den Sechsjährigen dann habe ich es auch nicht verstanden. Also erst dann habe ich es verstanden. Das heißt, die unterstützen sich gegenseitig ganz viel, und die sind auch immer dazu angehalten zu schauen.
Speaker 2:Okay, bevor sie mich um Hilfe bitten, gucken sie erstmal, kann ich selber irgendwie herausfinden, ist ja dann meistens nicht so. Kann ich jemand anderen fragen, den ich irgendwie ganz nett finde, der es mir vielleicht erklären kann? Und wenn ich da auch nicht weiterkomme, okay, dann kommt Frau Rüder ins Spiel, und dann nehme ich die mit dazu. Dadurch, dass wir nicht so viele sind, geht es immer, und es ist so schön, weil das für viele andere ältere Schülerinnen und Schüler oft auch eine Entlastung bedeutet in dem Moment, weil sie dann mal Pause von ihrem Stoff machen dürfen und zeigen können, was sie eigentlich können, und oft auch gar nicht so denken, dass sie es können, und man dann sagt wir haben doch vor drei Wochen das Thema besprochen.
Speaker 2:Guck mal, ob du schon mal da irgendwie abprüfen kannst und mit dem klären kannst, was so die Grundlage gerade ist, was der schon weiß, und dann formuliert einfach mal Fragen oder schaut mal, was ich schon irgendwie so brainstormen könnte, ich komme dann nachher mal dazu. Und wenn man die erstmal so machen lässt, dann ist es oft so die erklären, die sind dann mittendrin und merken dann so ach, krass, wusste ich alles noch das und das? Und dann ah, nee, da weiß ich nicht mehr so genau, ah, weißt du noch, wo du es nachgucken kannst, wo wir das bearbeitet haben? Also man kann auf ganz viele R für manche ist auch Schule überhaupt gar nie ein negatives Thema gewesen. Die freuen sich einfach, dass sie dieses Individualisierte nehmen können und damit die anderen unterstützen können.
Speaker 2:Das ist auch ein großer Vorteil. Wenn du lieber alleine lernen möchtest, dann darfst du es alleine machen. Dann werde ich dich nie behelligen, werde dir vielleicht mal Möglichkeiten vorstellen. Aber wenn du nicht nutzen willst, dann musst du nicht. Und wenn du jemand bist, der immer, immer, immer jemanden dabei hat, dann finden wir jemand bist, der immer, immer, immer jemanden dabei hat, dann finden wir jemanden, der immer, immer, immer dabei ist, und wenn wir keinen finden, dann bin ich das. Und auch das ist den Schülerinnen und Schülern völlig klar, dass ich manchmal an einzelnen Tischen klebe und an andere Tische nicht so oft komme. Manche sind aber auch einfach froh, wenn ich an deren Tisch gar nicht so oft vorbeikomme, weil die einfach ihre Ruhe haben wollen, und das ist auch okay, und wir haben bisher immer so eine Balance gefunden, dass es okay war, und wenn es nicht okay war, dann durften sie es immer benennen. Und Ende der Woche gibt es so eine Reflexionsphase, wo ganz klar ist, ich sage, was mir gut gefallen hat, was doof war, was ich nächste Woche gerne anders hätte, was ich mir wünsche.
Speaker 3:Und dann kann man es immer neu steuern und neu verändern. Also herzlich willkommen. oft gar nicht möglich, und die fallen einem dann häufig negativ auf als jemand, der halt nicht arbeitet. Da ist es dann eher begleitbar, das Ganze.
Speaker 2:Ich würde sagen, schon. Also natürlich muss man dann sagen, alle, die da sitzen, sind ja belastet und haben ihren Riesenrucksack, und alle sind krank oder haben Schwierigkeiten mit irgendwas, und gleichzeitig kann ich die ja auch da nicht mehr aussortieren. Ich kann ja nicht sagen okay, wenn es bei mir nicht klappt, dann kann ich dich halt nicht beschulen. Also das wäre eine absolute Aufgabe, in dem Moment zu sagen nee mache ich nicht, sondern dann irgendeinen Weg werden wir finden. Und egal, wie oft wir da gescheitert sind Und das hat man ja immer wieder, dass man sich denkt okay, das habe ich probiert, das habe ich probiert, das habe ich auch probiert Warum klappt das denn nicht?
Speaker 2:Okay, weiter, dann muss ich ja noch irgendwas probieren. Und manchmal ist es auch wirklich so, dass wir genau das benennen und ich sage boah, ich habe mir diese Woche echt Gedanken gemacht, und ich komme da aber nicht weiter, und hilf du mir, und die anderen helfen auch ganz oft, dass die anderen Schülerinnen und Schüler dann schon Vorschläge machen und irgendwie aufeinander Rücksicht nehmen und Vorschläge für dieses Kind machen. Aber nie so von wegen, boah, stell dich doch nicht so an, sondern und wenn wir es so machen, willst du das vielleicht mal versuchen. Also auch so, dieses wir unterstützen uns gegenseitig, wir sind hier immer safe in diesem Raum. Es ist total wichtig, dass du sicher bist, dass du erfolgreich sein kannst auf eine Art und Weise, und dass wir füreinander da sind, so ganz, ganz wertvoll.
Speaker 2:Und natürlich gibt es auch Schülerinnen und Schüler. Der dauert es sehr, sehr lange, bei manchen nicht, und manchmal scheitern wir auch. Dann ist es auch so, dann ist der Weg bei uns nicht der richtige, oder es ist die Therapie in dem Moment nicht die richtige. Die verlassen uns dann auch spontan. Das hast du manchmal auch, und dann ist es traurig für den Moment. Aber dann brauche ich auch so ein professionelles Auge und muss dann sagen okay, wenn ich nochmal einen ähnlich gelagerten Fall habe, würde ich vielleicht von Anfang an dies, das und jenes anders machen. Vielleicht kann ich dieses Kind dann besser unterstützen. Und das ist vielleicht auch ein Nachteil an unserer Schulform, ganz ehrlich, weil wir die Schülerinnen und Schüler nicht lange haben. Also wir haben nicht so. Dieses weißt du. Sobald es ihnen gut geht und wir eine Entwicklung sehen, sind sie weg. Das ist halt schade. Das ist so das, was ich am Regelschulsystem wie jetzt so bei euch total vermisse. Ich sehe nicht, was am Ende draus geworden ist. Das ist ein bisschen schade.
Speaker 3:Gibt es auch kaum noch Austausch dann oder?
Speaker 2:Also beratend sind wir schon immer noch auf jeden Fall offen für alles, und manche Eltern suchen auch immer nochmal den Kontakt, oder Lehrkräfte, wenn es danach doch nicht so rund gelaufen ist oder besonders rund gelaufen ist, dass die sich nochmal melden, was dann lustige Zufälle sind. Aber auch das besprechen wir vorher, wo ich dann immer sage wenn ihr mich irgendwo zwischendurch in der Stadt seht oder so und ihr denkt euch, die kenne ich doch, ich freue mich immer, wenn ihr Hallo sagt, ihr dürft immer was sagen, ihr dürft auch genauso so an mir vorbeigehen. No-transcript Da bin ich schon manchmal neugierig. Muss ich sagen, was?
Speaker 3:da schon geworden ist.
Speaker 3:Ich stelle mir das auf der einen Seite total schön vor, dass man da ist in einer Zeit, in der es für dieses Kind oder für diese jugendliche Person einfach Ausnahmezustand ist, und ich bin mir sicher, da kannst du einen riesengroßen Unterschied machen für diese Person, und gleichzeitig begleitest du die nicht so auf ihrem Weg, der dann da so danach kommt, was ja irgendwie total spannend wäre, weil das liebe ich ja. Also da muss ich wirklich sagen, das wird mir jetzt auch total fehlen mit meinem Ausstieg. Diesen Progress zu sehen, so Kinder, die man in der fünften Klasse aufgenommen hat, dann zu sehen, wie sie ihren Schulabschluss machen und gehen, das ist so ein schönes Ding, finde ich einfach, diesen Unterschied zu sehen.
Speaker 2:Liegt ja auch eine sehr lange Zeit dazwischen, und so viele Entwicklungsmöglichkeiten Wahnsinn. ja. Und ich finde du bist da auch wahrscheinlich wahnsinnig prägend für diese Kinder. Wenn man so eine lange Zeit miteinander verbringt, dann hat man da schon, glaube ich, einiges in so Herzen und Köpfe eingepflanzt, was da wachsen und gedeihen kann, mit Sicherheit.
Speaker 3:Ja, es sind einfach zwei komplett verschiedene Sachen. Leistungsmessung spielt bei dir überhaupt keine Rolle, ne, doch schon.
Speaker 2:Also, tatsächlich werden die bei uns auch benotet und bewertet. Natürlich mit einem anderen Standard, sage ich mal. Also, wenn jemand gymnasial ist, dann muss ich den auch gymnasial bewerten. Aber wenn du natürlich jetzt morgens zu mir in die Klasse kommst, und dir geht es schlecht, dann muss ich den auch gymnasial bewerten. Aber wenn du natürlich jetzt morgens zu mir in die Klasse kommst, und dir geht es schlecht, dann kann ich nicht sagen oh, das ist Leidungsverweigerung, du kriegst eine 6. Und dann natürlich stelle ich mich darauf ein. Dieses Kind kann heute nur kleine Brötchen backen, das ist völlig okay, und vielleicht können wir nächste Woche wieder Bäume ausreißen, aber vielleicht gab es eine Medikamentenumstellung. Auf diese Faktoren nehme ich natürlich schon Rücksicht.
Speaker 2:Die werden auch am Ende alle bewertet, wenn sie gehen, weil wir natürlich einen Schulbericht schreiben, der dann an die Stammschulen geht und auch an die Erwachsenen Erziehungsberechtigten, je nachdem, wer da so zuständig ist. Aber ich kann Arbeiten schreiben, ich muss aber nicht. Meistens werden wir uns von der Stammschule zur Verfügung gestellt, dass wir auch das einfach so ein bisschen zu Diagnostikzwecken nutzen können, dass das Kind selber sehen kann, wie gut wäre ich jetzt hier schon aufgestellt, wie gut würde ich das schaffen. Aber es gibt auch Schüler, die fordern das richtig ein und sagen, für mich ist das wichtig, dann ist das auch okay. Aber das, was du mir anbietest, das versuche ich umzusetzen.
Speaker 2:Wenn du zu mir kommst, schaue ich, wie kann ich dich unterstützen? was brauchst du Für du? für manche sind die Noten ganz schrecklich. Das versuchen wir abzumildern, dass die danach auch wieder gut einsteigen können. Für andere ist überhaupt kein Thema. Ganz unterschiedlich, aber klar Leistungsmessung, keine Riesenrolle, aber auf jeden Fall eine Rolle. Ja.
Speaker 3:Verrückt. Das hätte ich jetzt also als wenigstes erwartet. Ehrlich gesagt, Ich hätte jetzt wirklich gedacht, also spätestens wenn man in einer Klinik ist und offensichtlich krank, dass man dann weitermachen muss, ist ja schon eigentlich krass, weil wir halt in unserem Schulsystem wenig Luft haben dafür, dass man mal krank ist, eine Zeit lang und nicht alles nacharbeiten muss. Das heißt, man muss im kranken Zustand, in dem man stationär unterwegs ist, muss man lernen, damit man danach nicht Schwierigkeiten bekommt, und dann muss man sogar noch Leistungen bringen.
Speaker 2:Also, ich würde das Wissen glaube ich, einklammern und sehr abmeldern. Wenn ich sage, Noten spielen bei uns gar keine Rolle, dann stimmt es nicht. Und wenn ich sage, Noten spielen eine große oder hauptsächliche Rolle, dann stimmt es auch nicht.
Speaker 2:Aber ich mache es für jeden so, wie es für diese Person gerade passt. Und manchmal bist du einfach so krank, weil auch Schule dein Thema ist, dass ich dich krankheitsbedingt kann ich keine leistungsdifferenzierte Bewertung daraus schießen. Dann macht das auch keinen Sinn, und dann ist es auch okay. Dann geht der Weg aber auch meistens nicht zurück an die Regelschule, sondern in irgendeine anderen Maßnahme, dann ist es auch okay. Aber es ist, was ich so am Anfang ein bisschen vielleicht auch falsch bearbeitet und gesehen habe für mich, als ich an dieser Schulform angefangen habe, dass ich genau das, was du jetzt gesagt hast, so gedacht habe wie gut, ich kann dieses Kind in seiner Krankheit begleiten und kann das lerntechnisch irgendwie neu aufstellen, kann da was entwickeln. Aber das Problem ist, wenn wir ganz anders sind und das so wunderschön und ganz entspannend machen und alle Noten und allen Druck rausnehmen, komplett, und dieses Kind geht an seine Regelschule zurück, dann gebe ich es in das alte kranke System zurück, wo es krank geworden ist, und dann habe ich aber manchmal das viel schlimmer gemacht für dieses Kind, und dann habe ich aber manchmal das viel schlimmer gemacht für dieses Kind, und dann ist irgendwann so mein Prozess gewesen okay, ich mache es denen trotzdem schön, so wie es in der Regelschule auch immer gemacht habe, und ich versuche, alles reinzugeben, was so mir möglich ist.
Speaker 2:Gleichzeitig versuche ich, diesen Kindern Strategien an die Hand zu geben, die sie bei mir im Kleinen testen können, um dann in ihrer Regelschule damit wieder erfolgreich zu sein. Das heißt, natürlich schreiben die bei mir Vokabeltests, aber nicht unter Druck, sondern ich bringe ihnen bei, wie kannst du dich runterfahren, wie kannst du dich regulieren, wie kannst du erfolgreich dich darauf vorbereiten, um so ein Lernerfolgserlebnis zu haben, was sie dann übertragen können, weil sie mitbekommen haben. Ich bin eigentlich gar nicht schlecht in Schule, und so wie ich bin, ist es auch völlig okay. Mir haben nur die Tools gefehlt, um das irgendwie umzusetzen, oder das, und das ist meine Notfallstrategie, wenn das und das wieder passiert.
Speaker 2:Und ich kann den Fachrelevantes nicht so in der Menge mitgeben, wie das jetzt an der Regelschule ist, weil dafür die Zeit zu knapp ist. Aber ich kann mich auf Kompetenzen, strategien, kognitiv-motivational-meter, kognitiv darauf fokussieren und darauf. Also da kommen die wenigsten vorbereitet tatsächlich. Also, viele haben einfach gar nicht so in diesem Köfferchen drin, und wenn die damit so ein bisschen Handwerkszeug wieder rausgehen, dann habe ich eigentlich das Gefühl, das ist die erfolgreichste Variante im Moment. Vielleicht sehe ich das auch in drei Jahren wieder ganz anders, wenn wir sprechen, das auch in drei Jahren wieder ganz anders, wenn wir sprechen. Aber das ist so mein Prozess in der Zeit jetzt gewesen, und damit fahre ich im Moment eigentlich ganz gut. Also, die Noten ganz rauszunehmen, macht keinen Sinn, und sie voll reinzubuttern, macht auch keinen Sinn.
Speaker 3:Ja, du sagtest ja vorher, was Interessantes. Das ist jetzt mir gerade wieder zurückgekommen. Du sagtest wir sind der gesunde Teil der Therapie. Dass sie Schule erleben, dorthin gehen und lernen, gibt ihnen ja auch so ein gewisses Gefühl von, ich bin jetzt nicht einfach nur krank, sondern da gibt es auch Bereiche, in denen ich funktionieren darf und kann, und trotzdem schreit so was Kleines in mir drin. Ja, ich als Erwachsene war ja jetzt zum Beispiel auch in einer Klinik. Ja, dann macht man das ja auch nicht. Wer muss denn während eines Klinikaufenthalts lernen, wie er mit seiner Arbeit irgendwie klarkommt oder das aufrecht erhält, damit er danach wieder richtig in seine Arbeit einsteigen kann? Das ist schon ein bisschen anders. Und also beide Seiten also oder beides verstehe ich irgendwie, oder beides verstehe ich irgendwie, ja da bin ich voll bei dir.
Speaker 2:Das ist auch das, wo man mit Sicherheit dran hängen bleibt. Gleichzeitig ist das ja auch deren. Also es wäre so falsch, andererseits zu denken, wenn die dann zurück an ihre Schule gehen, und es geht ihnen gesundheitlich besser die sind ja nicht völlig austherapiert oder total geheilt von jetzt auf gleich dass sie dann wieder in dieses System kommen und auch mit so viel Widerstand irgendwie selber umgehen müssen. Das macht es unglaublich schwer, dann zu gucken, was brauchst du, wie das klappen kann. Aber klar, dein Vergleich wenn ich als Erwachsene in den Klinikskontext komme, dann bringt dir keiner deinen Stapel Mathe-Klausuren vorbei und sagt okay, heute machst du nur fünf, aber die schaffst du. Natürlich macht es keiner. Du hast völlig recht. Das finde ich eine super spannende Ergänzung und Perspektive auf jeden.
Speaker 3:Fall, und ich meine, ich weiß, es gibt viele Jobs. Da muss ich dann auch meinen Stapel abarbeiten, wenn ich krank war, weil sich alles aufgetürmt hat. Ich weiß das Also. Mein Mann arbeitet zum Beispiel in einem Job, wo das so ist, dass halt vieles liegen bleibt, wenn er nicht da ist, und dass er dann wirklich vieles abarbeiten muss. Aber wir Lehrkräfte jetzt zum Beispiel losgelöst davon, dass wir inzwischen vieles, auch wenn wir krank sind, reingeben müssen. Ich möchte das gerne differenziert betrachten. Ich muss trotzdem nicht alles nacharbeiten. Das geht ja gar nicht, und Kinder, die krank sind, müssen durchaus alles nacharbeiten. Ja, genau dann mal ausgefallen sind, sechs Wochen in der Klinik waren und danach alle Klausuren nachschreiben mussten, und zwar binnen kürzester Zeit, weil wenn sie die nicht nachgeschrieben hätten, dann hätten sie ihn ja wiederholen müssen, weil die Oberstufe es nicht anders zulässt, und das ist halt echt schon hart, finde ich.
Speaker 2:Also ich glaube, dass da Eltern auch vielleicht noch mal eine andere Handhabung haben und Schulen da auch mehr Möglichkeiten eröffnen könnten. Also je nach Bundesland mit Sicherheit auch sehr unterschiedlich aufgestellt, aber gerade wenn man so mit den Schulpsychologinnen ins Gespräch geht, welche Möglichkeiten des Nachteilsausgleichs bei psychischen Erkrankungen gibt und wie man die ausgestalten kann, da kann ich so kreativ sein, da kann ich so viele Möglichkeiten anbieten. Ich muss es nur als Schule wissen, ich muss mich als Lehrkraft darauf einstellen oder auch einlassen wollen und bereit sein, da irgendwie zu sagen okay, trotzdem oder gerade deswegen versuche ich, diesem Kind, diesem Jugendlichen, diesem fast Erwachsenen zu ermöglichen, das jetzt zu schaffen. Da möchte ich kein Türschließer sein, sondern ganz im Gegenteil der Türöffner, der irgendwie unterstützt und hilft und dieses Kind da vielleicht aus dieser Zeit trotzdem eine positive Erfahrung mitnehmen kann oder daraus, was Positives machen kann, und nicht doppelt bestraft wird, indem ich das ja nachholen muss oder oder. Also, ich finde, da gibt es schon extrem viele Möglichkeiten.
Speaker 2:Was für mich so das Beeindruckendste war die meisten Lehrkräfte, gerade auch bei Insta, sind ja immer davon überzeugt, dass so Lotenverteilung immer 50-50 oder 60-40 irgendwie mündlich-schriftlich verteilt sein muss. Aber auch da habe ich Möglichkeiten, auch das steht nirgends geschrieben. Also, ich kann auch einfach sagen ich habe jetzt eine Schülerin, die ist so still, so leise, die schreibt aber so unfassbare gute gute Noten bei Arbeiten oder hat irgendwie schriftlich, ist die der Knaller. Dann kann ich doch einfach sagen, das bewerte ich höher, und mündlich hat die einen ganz anderen Anspruch. Aber diese Gleichmacherei, egal ob jetzt psychisch krank oder gesund oder neurotypisch, neurodivergent, egal, was braucht denn dieses Kind, um erfolgreich eine gute Note oder sich das abzuholen, den Lernerfolg zu haben, den es irgendwie gerne hätte? Was kann ich denn dafür tun? Und da ist es egal, in welchem Bereich ich schaue, diese Gleichmacherei, die bringt mich einfach nicht weiter, kein Stück.
Speaker 3:Danke, ja, das ist eigentlich ein mega guter Abschlusssatz jetzt. oder Wir lassen das jetzt einfach genauso stehen, weil ja, das ist es. Ich finde immer eine Lösung. Ja, finde die. Wenn die Schülerin sechs Wochen weg ist, weil sie in der Klinik ist, und dann zurückkommt in der Oberstufe, dann kann ich auch einen 15-Minuten-Test als eine schriftliche Leistung nehmen. Ich muss nicht eine Zwei-Stunden-Arbeit schreiben wie bei den anderen. Ich muss auch nicht alle Themen abfragen. Das ist meine Freiheit, die ich habe.
Speaker 2:Ja, das fühle ich sehr.
Speaker 3:Liebe Tess, ich danke dir. Es war sehr, sehr schön, mit dir zu sprechen, wirklich.
Speaker 2:Das ist jetzt wie im Flug vergangen. Ich gucke gerade auf die Uhr, bin etwas geschockt. um ehrlich zu sein, Ich könnte ja auch noch Stunden weiter mit dir sprechen. Das hat mich total gefreut. Ich hatte eine sehr, sehr gute Zeit mit dir.
Speaker 3:Danke, ja, war sehr schön. Mach's gut, ja, mach's gut, Bis bald. Bis Mach's gut, ja, mach's gut, bis bald, bis bald, tschüss. Untertitelung des ZDF 2020 Musik.