Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule
Schule sollte bunt und vielfältig sein – ein Ort, an dem sich alle Menschen wohlfühlen können!
Ich bin Corina, Lehrerin und stolz darauf, anders zu sein. Mit 40 Jahren habe ich herausgefunden, dass ich neurodivergent bin, und seitdem hat sich mein Blick auf Schule und Lernen grundlegend verändert. In meinem Podcast setze ich mich für ein inklusives Bildungssystem ein, das neurodivergente Schüler*innen und alle mit besonderen Bedürfnissen besser unterstützt und wertschätzt.
Schüler*innen mit ADHS, im Autismusspektrum, Hochbegabung, Legasthenie (LRS) oder Dyskalkulie haben oft ein feines Gespür für die Schwächen unseres veralteten Schulsystems. Sie zeigen uns deutlich, wo Handlungsbedarf besteht. Statt sie als „Problemkinder“ zu sehen und ihre Herausforderungen zu pathologisieren, sollten wir ihnen mit Verständnis und Unterstützung begegnen.
Ob queer, autistisch, hochbegabt, neurodivergent, psychisch erkrankt, behindert oder mit spezifischen Lernbedürfnissen wie ADHS, Legasthenie, LRS, Dyskalkulie oder FASD – diese vielfältigen Menschen gehören in unsere diverse Gesellschaft und verdienen es, gehört und verstanden zu werden.
Hör rein und entdecke, wie wir Bildung bunter und gerechter gestalten können!
Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule
114 - Wir müssen über CVI sprechen! - Cristina @happy.guck
Was, wenn Sehen nicht am Auge scheitert, sondern im Gehirn?
CVI – eine unsichtbare Sehbehinderung, die Wahrnehmung, Schule und Alltag auf den Kopf stellt. Augenarzt: alles okay. Realität: Buchstaben verschwimmen, der Pausenhof wird zur Gefahrenzone, Unterricht geht im Reizchaos unter. Wir zeigen, wie sich CVI anfühlt, warum es so oft übersehen wird und welche einfachen Anpassungen sofort Druck rausnehmen.
Christina macht klar, wie sehr Bürokratie und fehlende Codes Hilfsmittel blockieren, und warum „Zielgleichheit“ häufig mit dem Weg verwechselt wird. Gerechtigkeit heißt, Ungleiches ungleich zu behandeln: saubere Tafelbilder, reduzierte Arbeitsblätter, Materialien vorab, klare Kontraste, größere Abstände, digitale Vorlesefunktionen. Wir sprechen über Fehldiagnosen (ADHS/Autismus), über Gesichtsblindheit, „Schlüsselloch“-Aufmerksamkeit und darüber, dass man nicht gleichzeitig sehen und hören kann, wenn das Gehirn überlastet ist. Dazu kommen soziale Stolpersteine: Gruppenzwang, subtile Diskriminierung, Regeln ohne Raum für Sicherheit – und wie eine veränderte Haltung den größten Unterschied macht.
Hier sind die Links zu Cristinas Website, Instagram und zum WhatsApp Kanal von Violetta Rossi:
Website: www.happyguck.de
Instargam: @happy.guck
WhatsApp Kanal: Violetta Rossi
Es gibt mittlerweile die Möglichkeit zu bundesweiten CVI-Cafés. Termine und Anmeldung ist zu finden unter: https://www.happyguck.de/ueber-cvi-cafes
Violettas Buch "Die Welt mit anderen Augen" auf Amazon: https://amzn.eu/d/gKGnvqU
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Ich komme auch an deine Schule und bilde das gesamte Kollegium zu den Themen ADHS, Autismus & herausforderndem Verhalten in der Schule weiter!
➡️ Du findest mich auf Instagram unter @kapierfehler und auf meiner Website.
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Liebe Grüße,
deine Corina
Bitte nehmen Sie das Übungsbuch auf Seite 38, Unit 4. Lass uns etwas Spaßiges machen.
Speaker 3:Was hat er jetzt gerade gesagt? Heute werden wir die nächste. Aufgabe anschauen. Was ist das Ein, ein, ein.
Speaker 1:Ich muss das eingehen, ich muss mich ein bisschen einladen. Ich muss mich ein bisschen einladen.
Speaker 3:Ich muss mich ein bisschen einladen. Ich muss mich ein bisschen einladen, ich muss mich ein bisschen einladen.
Speaker 1:Ich muss mich ein bisschen einladen, ich muss mich einladen, ich muss mich einladen, ich muss mich einladen, ich muss mich einladen, ich muss mich einladen.
Speaker 3:Ich muss mich einladen, ich muss mich einladen. Guck mal den Himmel an, der sieht geil aus. Hallo, hey, you Wake up.
Speaker 3:Oh fuck, ich mache es jetzt einfach ganz kurz. Heute ist Christina hier, und wir sprechen über etwas, über das sonst überhaupt nicht gesprochen wird, und zwar sprechen wir über CVI. Ja, genau, vielleicht sagt dir das was, aber ich glaube eher nicht. Und es ist unglaublich wichtig, dass wir das jetzt einfach auch mal besprechen. Ja, christina hat mich vor einem Jahr ungefähr angeschrieben und hat gesagt ey, ich hier, ich habe hier ein Thema, und dieses Thema ist mir total wichtig, und vielleicht können wir da mal drüber sprechen. Und bei mir ist es manchmal so, wenn ich ganz viele Themen gleichzeitig bearbeite, dann kann ich mich auf sowas gar nicht einlassen, obwohl ich es super interessant finde. Und manchmal vertröste ich euch dann und sage ey, meldet euch gerne nochmal, wann anders, weil ich kann gerade nicht. Und so ähnlich war das auch mit Christina, wobei ich, glaube, ich gar nicht gesagt habe, dass sie sich nochmal melden soll, sondern ich habe gesagt okay, cool, gucke ich mir mal an. Habe ich auch gemacht, bin ihr gleich gefolgt und habe auch immer geguckt.
Speaker 3:Aber ich habe jetzt einfach letzte Woche irgendwann gesagt Christina, hast du denn nicht Bock, jetzt mal zu kommen und über CVI zu sprechen? Und sie hat sich ganz, ganz arg gefreut. Das werdet ihr jetzt auch gleich hören. Also, wir sprechen über CVI, wir sprechen über die Frage, wie sich das in der Schule zeigen kann oder im Alltag zeigen kann, wo so die Schwierigkeiten liegen. Wir sprechen aber auch ganz, ganz viel um die Frage, wie eigentlich mit Eltern umgegangen wird, die dann so eine unsichtbare Behinderung. Cvi ist tatsächlich auch noch ganz arg unbekannt, wie da eigentlich mit umgegangen wird und wo denn so die großen Barrieren sind im Schulsystem. Und am Ende könnt ihr dann auch noch hören, was denn Christina so alles macht. Also ganz, ganz viel Freude beim Zuhören, und ich ja, guckt einfach mal bei ihr vorbei. Das Profil heißt Happy Cook, liebe Grüße, hallo, liebe Christina.
Speaker 2:Hallo, liebe Corinna, Schön dich zu sehen.
Speaker 3:Dankeschön, ja, gleichfalls, du bist hier unter dem Namen Happy Cook angemeldet und hast gerade erst deinen ersten Geburtstag gefeiert. Herzlichen Glückwunsch nachträglich noch.
Speaker 2:Dankeschön vielmals. Ich habe ein wunderschönes Geburtstagsgeschenk von dir bekommen.
Speaker 3:Ja, es war quasi die Einladung, mit mir im Podcast zu sprechen.
Speaker 2:Ja, ich habe mich sehr darüber gefreut, mit mir im Podcast zu sprechen.
Speaker 3:Ja, da habe ich mich sehr drüber gefreut. Du hast mich angeschrieben, als du ganz frisch angefangen hast. Ich kann es eigentlich kaum glauben, dass das schon ein Jahr her ist. Aber da hast du gesagt, ich bin hier in Deutschland eigentlich die Einzige, die sich dem Thema CVI annimmt, und es ist mega wichtig, dass man darüber spricht. Ich erinnere mich.
Speaker 2:Das hört sich nach mir an.
Speaker 2:Und ich liebe es ja, wenn jemand Die erinnert mich. Was bedeutet denn CVI? Was ist das? Ja, CVI ist eine englische Abkürzung für Cerebral Visual Impairment, also cerebral bedingte visuelle Wahrnehmungsstörung. Das bedeutet, dass die Kinder wir reden jetzt erstmal von Kindern, die davon betroffen sind, später sind es ja Erwachsene betroffen die haben okulär, also mit den Augen an sich, keine Probleme, also müssen keine Probleme haben. Das heißt, das Auge, das Organ funktioniert gut.
Speaker 2:Der Augenarzt attestiert jedem Kind das Adlerauge, aber die Verarbeitung im Gehirn später, nach dem Chiasma, so ist es ganz korrekt nach der Sehbahnkreuzung, dort ist die Verarbeitung der visuellen Reize auf unterschiedlichste Art gestört, Und das bleibt leider weitestgehend unerkannt, weil halt nicht genug Wissen darüber existiert, dass es CVI gibt. Und wenn die Augen ja erstmal in Ordnung sind, dann ist das Thema, was zum Sehen gehört, für die meisten abgeschlossen. Augen gesund, also muss das Kind sehen können, Und wenn es das nicht tut, dann gibt es viele Gründe, die man dann als Betroffener sich anhören muss, was wohl nicht stimmen möge. Aber dass es mit der Verarbeitung der visuellen Reize zu tun hat, das ist für die meisten Betroffenen ein sehr, sehr langer Leidensweg, bis man per Zufall dann auf die Hochkommata-Diagnose stößt, weil es auch offiziell leider bisher nach ICD-10 auch nicht diagnostiziert werden kann. Es existiert also offiziell auch nicht.
Speaker 3:Okay, existiert es denn in der ICD-11, die dann quasi jetzt neu kommt?
Speaker 2:Da habe ich es schon gesehen. Ich bin immer noch so im Zweifeln. Das würde für viele Betroffene wirklich, glaube ich, viel bedeuten, weil ja auch gerade bei uns in Deutschland viel davon abhängt, dass es diesen ECD-Code gibt für Hilfsmittelbeantragungen und so weiter, alles, was es dort ja nicht gibt, nicht verschlüsselt werden kann. Das gibt es aber wirklich da stehen sehen. aber es ist für Betroffene dann wie so ein Märchen, dass es wirklich wahr wird, dass es das gibt. Aber das wird ja auch dauert ja noch leider habe ich gehört so sechs bis zehn Jahre, bis ICD-11 in Deutschland wahrscheinlich wirklich eingeführt ist.
Speaker 3:Hast du das gehört? Sechs bis zehn Jahre. Also, ich bin immer davon ausgegangen, spätestens 2027 muss die ICD-11 dann auch hier eingeführt sein, weil die ist ja jetzt seit 2023 internationaler Standard.
Speaker 2:Aber ich glaube, also ich habe es mal so gehört, dass es die ganzen Aufwände, die dann halt bürokratisch hintendran stecken, die ganzen Systeme und alles, dass das wohl noch sehr lange dauert und nicht damit rechnet, dass es sehr viel schneller geht.
Speaker 3:Also, man kann ja jetzt auf jeden Fall auch zum Beispiel bei ADHS und bei Autismus gibt es da ja auch große Änderungen von der ICD-10 auf die ICD-11. Und man kann sich auch jetzt schon als Diagnostikerin auf die ICD-11 berufen und darf dann da auch schon natürlich die bestehenden Codes aus der ICD-10 erweitern um Wissen aus der ICD-11. Es ist natürlich blöd, wenn es keinen bestehenden Code gibt in der ICD-10.
Speaker 2:Dann ist das. System einfach nicht drin, das heißt, der bescheinigende Arzt kann es leider einfach nicht auswählen.
Speaker 3:Fies, ey, Okay. Na gut, jetzt sagtest du gerade, die Augen sind in Ordnung, aber es geht mehr um die Wahrnehmung dessen, was da jetzt über den Sehnerv nach dem Chiasma Optikum im Gehirn hinten ankommt. Genau richtig. Wie äußert sich das bei Menschen, die eben von CVI betroffen sind?
Speaker 2:bei Menschen, die eben von CVI betroffen sind, also bei vielen Kindern, fällt halt am Anfang die Fein und Bruchmotorik auf oder auch das Laufen lernen. Kinder stolpern viel Ich habe jetzt ja eine Tochter, aber Jungs, die dann eher klassischerweise dann irgendwo hochklettern und die Höhen gar nicht einschätzen können auf Garagen hochklettern und runterspringen und sich die Knochen berechnen im wahrsten Sinne des Wortes, weil sie die Höhe gar nicht einschätzen können. Beim Straßenverkehr ist es sehr auffällig, weil nicht eingeschätzt werden kann, ob ein Auto steht oder fährt und wie weit es weg ist, dass die Kinder nicht einschätzen können kann ich jetzt über die Straße gehen, weil sie nicht wissen, ob das Auto schnell ist oder nicht oder ob es steht? Es kann auch in Ordnungswahn, sage ich mal, auch münden, weil man halt auch den Gesamtüberblick nicht hat und deswegen einen sehr hohen Ordnungssinn natürlich entwickelt, weil man wissen muss, wo die Sachen liegen, damit man sie wiederfindet.
Speaker 2:Ja, beim Schreiben lernen, lesen lernen sehr, sehr große, schier unerklärliche Schwierigkeiten, das sind so die typischen Sachen. Augenkontakt kann zum Beispiel auch vermieden werden. Deswegen, wie ich ja immer gesagt habe, wir müssen miteinander sprechen weil die Überschneidungen und auch Fehldiagnosen sehr groß sind.
Speaker 2:Viele Kinder haben halt vorher eine ADHS oder sogar Autismusdiagnose, weil halt viele der Symptome verwechselt werden, wenn man halt den Unterschied nicht kennt oder nicht weiß, dass es noch etwas anderes gibt, und das halt nicht testet.
Speaker 3:Also Fehldiagnosen oder nur teilweise richtig gestellte Diagnosen. Das kennt man ja auch gut. Also, es ist ja bei einer Hochbegabung zum Beispiel auch so oder auch bei FASD, dass häufig dann zum Beispiel eine ADHS-Diagnose gestellt wird, weil doch sehr viele Kriterien einer ADHS auch erfüllt werden, dass dann aber irgendwann sich zeigt, dass da halt entweder beides da ist, eine ADHS und ein FASD oder eine PFAS, beziehungsweise eine ADHS und eine Hochbegabung Muss ja dann immer gar nicht so eine ich habe es falsch diagnostiziert, sondern ich habe trotzdem was übersehen, was halt nicht über die klassische ADHS-Therapie dann zum Beispiel weggeht.
Speaker 3:Ja, Jetzt sagtest du, beim Lesen und beim Schreiben gibt es dann plötzlich unerwartete Schwierigkeiten. Also, wie muss ich mir das vorstellen? Die sehen ja, wörter, buchstaben miteinander verschwimmen.
Speaker 2:Sie können nicht voneinander diskriminiert werden. Sie verschwimmen ineinander, weil die Abstände der Buchstaben zu nah beieinander sind, es generell zu viele Wörter sind oder was weiß ich am Anfang. Da sind noch viele andere Bilder mit drauf, und es ist halt visuell überfordert von den vielen Informationen, die vielleicht noch in dem Buch mit dabei sind, weil man es ja gut mit den Kindern meint, damit es spannend ist. Und die Blick-Augen-Steuerung, die Sarkaden und so weiter, die sind nicht präzise genug, dass man wirklich von Buchstaben zu Buchstaben schwingt. Das ist zu langsam, die Verarbeitung ist halt auch verlangsamt, und dadurch haben die Kinder halt einfach Schwierigkeiten, weil sie schlicht und ergreifend nicht erkennen können, wenn alles miteinander verschwimmt und alles zu dicht beieinander ist, sie einfach auch dann die Zeile verlieren, nicht wissen, wo die Zeile ist, und haben deswegen halt dann die Schwierigkeiten beim Leseerwerb und umgekehrt. Beim Schreiben ist es halt diese Grafomotorik, die Verbindung, die Hand-Augen-Koordination, was einfach nicht zusammenpasst, weil die Steuerung mit dem, was ich sehe und wie ich es ausführen will, nicht zusammenpasst.
Speaker 3:Ja, es ist schon kompliziert, weil das gibt, ja, also weil die Kinder können dir ja wahrscheinlich ganz schlecht sagen, was das Problem ist. Die wissen ja oft gar nicht, wie es im richtigen Zustand wäre. Deswegen stelle ich mir das total schwer vor das rauszukriegen.
Speaker 2:Ja, aber ich finde, daran merkt man immer den richtigen Profi, dass er innerhalb von zwei Sätzen, die ich jetzt so gesagt habe, sofort das sagt. Und das ist die größte Schwierigkeit, und das ist auch für die Kinder und die Eltern dann das immer sagen ja, sag doch mal, was du siehst. Aber woher soll ich denn sagen, was ich sehe, wenn ich nur meines kenne? Ja, eben Ja, dann, ich kann den Unterschied nicht beschreiben, und deswegen wird den Kindern und auch den Eltern meiner Meinung nach halt leider auch nie geglaubt, weil man halt diesen Unterschied nicht beschreiben kann. Ich war mal in einer Fortbildung für Erwachsene, die Neuropsychologen halt machen konnten für CVI, für Erwachsene, die infolge von Schlaganfällen und Schädel-Hirntraumata CVI bekommen, Und der große Vorteil ist halt, dass diese Menschen das vorher nachher beschreiben können, und diesen Menschen wird auch alles geglaubt. Also man geht dann diesen Phänomenen auch nach.
Speaker 2:Das war für mich sehr schockierend, das so zu erleben, wie selbstverständlich man davon sprach, dass es das gibt, während wir als Eltern mit Kindern, die so auf die Welt kommen, erleben, dass uns einfach nicht geglaubt wird, man typischerweise natürlich als Mutter immer die Schuld trägt, weil würde man das Kind natürlich richtig erziehen und so weiter mit der nötigen Konsequenz hinten dranbleiben und diese ganzen typischen Narrative, würde es ja wohl schon klappen. Und da für mich war es sehr schockierend, als er auch erzählt hat, der Neuropsychologe von, es gibt auch so Phänomene, wenn das Gehirn dann irgendwie auch unterfordert ist, dann halluziniert es wohl auch. Dann sehen die Leute irgendwo Bären und Löwen, und dem ist man auch nachgegangen, hat das dann so erforscht. Und ich habe mir nur so vorgestellt, ich gehe jetzt als Mutter zum Kinderarzt und sage, mein Kind sieht Bären und Löwen, und ich weiß genau, wo ich dann gelandet, Nämlich in der geschlossenen Anstalt.
Speaker 2:Und das fand ich sehr schockierend, diesen Unterschied auch zu erleben, wie man dem begegnet, dass man wirklich als Kind und Eltern da verloren auch weiter vor ist, was einem einfach nicht geglaubt wird. Ich habe es ja selber erlebt durch meine Tochter, wie schwer es ist.
Speaker 3:Also, eltern und Kinder sind halt einfach unbeliebte Personengruppen, vor allem Mütter, der will man gar nicht glauben. Also, es wird irgendwie alles so lange auf die Erziehung beschoben, bis sie sich dann bewiesen haben. Das ist gar nicht ups, das liegt ja gar nicht daran, das ist ja ups, das ist ja doch schlimmer, als ich gedacht habe. Erst dann wird irgendwie geglaubt. Das ist so abgefahren. Also ich hatte gerade echt erst ein Gespräch mit einer Klientin. Die hat gesagt, die haben mich immer wieder nach Hause geschickt und gesagt, ich soll mein Kind besser erziehen. Irgendwann ist er dann mal vor Ort ausgerastet, mein Sohn. Und dann haben sie das gesehen Und haben auch gesehen, wie ich reagiert habe, und dann haben sie es mir geglaubt, und erst dann haben sie mir zugehört. Das war aber Monate später, ja, und wir sprechen jetzt von einem autistischen Jungen, der so überfordert war und in einen autistischen Jungen, der so überfordert war und in einen autistischen Burnout reingelaufen ist, dass der halt quasi einen Meltdown nach dem nächsten hatte und die Mutter nicht mehr wusste, wie sie damit noch umgehen kann. Also, es wird nicht geglaubt.
Speaker 2:Ja, das ist ein Riesenproblem, ja man hat halt so das Schema F, da muss man reinpassen.
Speaker 2:Auch weil du gefragt hast wie sieht man es auch? die typische Schulhofsituation, so in der Grundschule Ja, das Kind muss doch mit den anderen Kindern spielen. Warum spielt die nicht Ball? die ist doch schüchtern, die muss da mitmachen. Und so Ein Kind mit CVI also CVI ist ja auch ein Regenschirmbegriff, da sind ja mehrere visuelle Teilbereiche, darunter subsumiert, teilbereiche, darunter subsummiert Ein Kind, das ein Problem hat mit diesen Bewegungsschwierigkeiten, mit der sich bewegenden Masse, die den Überblick nicht hat, das wird sich nicht im Schulhof in diese ballspielende Menge werfen. Das ist ja gefühlt eine Nahtoderfahrung. Du weißt, du siehst den Ball nicht, du siehst die Kinder nicht, du weißt nicht, wer aus welcher Richtung wie schnell auf dich zukommt. Das wirst du einfach nicht machen, nicht weil du schüchtern bist und weil du dich nicht einbringen willst, sondern weil du einfach Angst hast, weil so ein Ball am Kopf tut halt auch mal verdammt weh, oder du stolperst oder wie auch immer, und da wird einfach nur vehement darauf gepocht, das müsse so sein, das müsse so sein, und damit tut man halt den ganzen Kindern Unrecht, und auch als Eltern sieht man sich ja dann auch immer genötigt.
Speaker 2:Ja, warum macht es denn nicht mit? Ja, ich muss, und man hat diesen gesellschaftlichen Druck, diese Erwartungen zusten, ängste in den Kindern aber weiter gestört werden, die sich verraten und verkauft fühlen und gar nicht wissen, welche Ängste sie dann infolge darauf, auf diese ganzen traumatischen Erlebnisse sie hat auch dann Folgeerkrankungen passieren können Traumata, und man einfach gar nicht mehr weiß, woher kommen die eigentlich Traumata, und man einfach gar nicht mehr weiß, woher kommen die eigentlich Ja, das ist das Problem, Und vor allem, wenn einem nicht geglaubt wird und man aber sich einer echten Gefahr ausgesetzt fühlt und es wahrscheinlich noch nicht mal nur fühlt, sondern es auch wirklich ist wenn man Entfernungen und Gegenstände überhaupt nicht richtig wahrnehmen kann, die da unterwegs sind.
Speaker 3:Also, einen Pausenhof stelle ich mir dann wahnsinnig anstrengend vor. Ja, und beängstigend.
Speaker 2:Es ist wirklich eine Gefahr für diese Menschen. Das ist für sie eine subjektiv-objektiv wahrgenommene Gefahrensituation, und da gehen halt auch alle Alarmglocken an.
Speaker 3:Schreibstörung noch im Spiel ist. Und dann gibt es ja noch etwas wie eine Dyspraxie. Auch das kann ich mir vorstellen. Steht da irgendwie im Raum als mögliche Erklärung? Dyskalkulie, auch Dyskalkulie. Klar wollte ich nämlich auch sagen. Das ist nämlich auch das Problem Entfernungen einschätzen, zeitspannen.
Speaker 2:Genau der innere Strahl das passt alles nicht so. Die haben auch kein Vorstellungsvermögen. Sie haben kein inneres Bild. Viele Kinder können auch innerlich nichts visualisieren.
Speaker 3:Das bildliche Denken. Ich träume nicht in Bildern.
Speaker 2:Sie haben mich schon gefragt wie träumt man denn in Bildern? Ich träume in Gefühlen. Ich fühle das im Traum, Aber ich sehe das nicht in Gefühlen. Ich fühle das ein.
Speaker 2:Traum aber ich sehe das nicht, und das haben auch viele. Viele sind gesichtsblind, also können Menschen nicht anhand ihrer Gesichter erkennen. Das ist auch sehr weit verbreitet. Aber auch das bleibt ja mitunter sehr lange unerkannt. Ich habe es bei meiner Tochter erst sehr spät dann definitiv rausgefunden. Den Verdacht hatte ich immer so, nachdem ich es mal gehört habe. Aber dann irgendwann war es unausweichlich, sind wir in ein Gespräch draufgekommen, und dann hat sie mich auch angeguckt. Ich habe gesagt, wir können Menschen am Gesicht erkennen. Dann hat sie mich angeguckt, aber da ist halt man richtig gemerkt, ihr fällt ein Stein vom Herzen, ach so. Dann hat sie nur gesagt ja, aber wenn ich mit meinem papa im schwimmbad bin, das ist der horror, weil alle männer haben die gleiche baderose an, und mit nassen haaren sind alle männer gleich aus, weil dann gehen.
Speaker 3:Alle kompensationsstrategien sind dann in dem augenblick flöten also kleidung, kleidungsstil, körpergeruch, frisur, das sind dann vielleicht die Frisuren.
Speaker 2:Brille Piercings sowas Stimme natürlich, aber auch Bewegung. Also ich bin immer wieder erstaunt. Deswegen glauben einem ja auch dann oft Leute nicht. Sie hat auch so einen krassen Scannerblick irgendwie, und manchmal sind wir auch mal durch den Ort gefahren, und dann blieb eine Lehrerin von ihr bestimmt 150 Meter weit weg über die Straße. Aber das hat sie erkannt, weil die so einen bestimmten Gang hat, und sie hat auch diese Aufmerksamkeitsstörung. Also, sie hat keinen Gesamtüberblick.
Speaker 2:Gesichtsfeld ist normal, wenn man das testet, aber trotzdem sieht sie wie durch ein Schlüsselloch, und wo dieses Schlüsselloch hingeht. Die Aufmerksamkeit, das kann sie auch bewusst gar nicht steuern. Also, sie könnte es schon, aber sie sagt, das ist sehr anstrengend, deswegen macht sie es natürlich nicht. Und das ist Wahnsinn, was das Unterbewusstsein für ein Radar ist. Und man hat das wahrgenommen, dass sie da über die Straße läuft und sagt hey, guck mal, das ist doch die Frau. Das ist ja wieder Wahnsinn, was du mitbekommen hast. Oder wir laufen den Weg zur Schule, und dann sagt, die haben die Gardinen gewechselt. Ich habe keine Ahnung noch nicht drauf geachtet, ob da Gardinen hängen überhaupt. Und das wird aber wahrgenommen, weil das große Ganze nicht existiert, sondern nur ein Fragment von lauter Einzelheiten, und da wird sofort jeder kleinste Unterschied, jede Abweichung festgestellt, und das macht es dann auch so schwer zu argumentieren.
Speaker 3:Mein.
Speaker 2:Kind kann das nicht wahrnehmen. Das hat sie doch gesehen. Ja, aber Aufmerksamkeit funktioniert in zwei Richtungen, Einmal hin zu etwas und einmal zu mir hin, Und das zu mir hin. Das funktioniert halt meistens. Aber was habe ich alles gesehen? das ist immer wieder faszinierend. Da läufst du an riesengroßen Osterhasen vorbei Dieses Jahr im Depot gab es diese neongroßen Farben Und in den Osterhasen sind wir ins Geschäft reingelaufen, Und wir wenden uns nach rechts. Ja, die sind ja krass, Mama, Ich so. Ja, da sind wir gerade dran vorbeigelaufen no-transcript.
Speaker 3:etwas stimmt, das ist ja ganz ähnlich bei den exekutiven Funktionen. bei vielen Neurodivergenten Ausprägungen, bei ganz vielen Neurotypen hat man das Problem, dass man manchmal nicht kann, obwohl man gerne will. Und weil man aber manchmal halt doch kann, und zwar ganz hervorragend, wird es gerne so als Beweis dafür hergenommen, dass es eben nicht will und könnte Ja das ist ja bei uns auch ganz typisch, diese.
Speaker 2:Leistungsfähigkeit ist halt auch nicht jeden Tag gleich. Es kann sein, dass ich es heute hinkriege, aber morgen nicht, weil ich halt auch so erschöpft bin. Die Leistungsfähigkeit ist halt auch pro Tag super krass unterschiedlich, je nachdem, was ich alles schon machen musste. Vielleicht war heute Morgen der Weg zur Schule besonders anstrengend, oder allein die Schulbusfahrt, wenn man die ganzen lärmenden. Kinder, auch von CBI betroffene Kinder, können auch ganz schlecht hören und sehen gleichzeitig, weil das Hören hat ja immer Vorrang. Aber gleichzeitig verarbeitet das Gehirn ja 60 und mehr Prozent der Gehirnleistung, für visuelle Wahrnehmung zuständig, und das heißt entweder ich sehe was oder ich höre was, und das ist auch eine große Schwierigkeit. Viele können auch nicht, während sie laufen reden, noch was anderes machen, und diese dyspraxie ist auch ganz klar. Wenn ich das nicht richtig sehen kann ich weiß nicht, wie ich greifen kann greife ich genau ungenau, wie halte ich das messer, schräg, wie schneide ich ein brötchen auf? Das hat alles mit visueller Wahrnehmung und mit Steuerung zu tun, das Verhältnis von mir zum Messer. Wie drehe ich etwas, wie verändert sich das dann? Das hat damit zu tun.
Speaker 3:Man kann ja gerne auch einfach mal ein Auge sich zukleben und einfach mal einen Tag mit einem zugeklebten Auge verbringen. Da merkt man mal, was für eine Rechenleistung schon alleine dahinter steckt, die zwei Augen zu koordinieren im Gehirn, weil dann greift man nämlich plötzlich doch mal daneben und versemmelt dann irgendwelche Entfernungen und so weiter. Also schon, da hat man es ja in kleinen Teilen vielleicht als eigene Erfahrung. Jetzt gibt es ja dieses AVWS, das man auch im Zusammenhang mit Neurodivergenz irgendwie kennt. Ist denn das AVWS jetzt etwas, weil du sagst, dass ganz oft auch akustische Probleme dann da sind? hat das was mit dem CVI zu tun?
Speaker 2:Ich denke, dass man es genauer differenzieren muss. Also viele. Also meine Tochter hat das AVWS nicht. Ja, aber man könnte manchmal meinen, sie hätte ein Problem im Hören. Aber weil sie gerade ich habe auch, obwohl ich ja weiß, dass es so ist. Wir laufen im Treppenhaus runter, und ich rede mit ihr, und sie gibt mir keine Antwort. Sie hat noch nicht mal mitbekommen, dass ich mit ihr spreche, weil sie halt gerade damit konzentriert ist, die Treppe runter zu laufen. Es ist halt einfach eine Komorbidität, dass ich halt einfach nicht hören und sehen gleichzeitig kann. Also die auditive Wahrnehmungsstörung ist ja noch mal ein bisschen ausgeprägter, dass man wirklich nicht die einzelnen Geräusche voneinander identifizieren kann, und da kenne ich mich jetzt nicht so genau aus, aber es ist definitiv für die CVI-Kinder auch schwierig, gehört und sehen gleichzeitig. Das funktioniert eigentlich bei den meisten nicht.
Speaker 2:Gerade auch im Unterricht. Todesurteil nicht.
Speaker 3:Ja, ich kenne auch im unterricht todesurteil. Ich habe jetzt tatsächlich immer dieses avws. Muss ich aber jetzt gerade? ich habe jetzt hier gerade dieses buch vor mir liegen. Ich habe immer das als auditive und visuelle wahrnehmungsstörung habe ich das immer im kopf gehabt, und ich habe immer gedacht, dass man halt entweder eine auditive verarbeitung, also eine Wahrnehmungsstörung hat oder eine visuelle Wahrnehmungsstörung hat. Aber tatsächlich heißt AVWS ja auditive Verarbeitungs und Wahrnehmungsstörung. Da geht es gar nicht um visuelles, und für das Visuelle gibt es tatsächlich hier so unter den Neurodivergenzen, gar nichts.
Speaker 3:Also, das ist dann tatsächlich das CVI, das hier nie auftaucht? Ja, genau.
Speaker 3:Weil also das, wenn man jetzt so wie ich so viel über Neurodivergenzen spricht und eben versucht, lehrkräften nahezubringen, was für Schwierigkeiten da sein können bei neurodivergenten Kindern und Jugendlichen im Klassenzimmer, dann ist es meines Erachtens sehr, sehr wichtig, über auditive und über visuelle Wahrnehmung zu sprechen und darüber, wie das verarbeitet wird, und dass eben manchmal die Dinge nicht verarbeitet werden können, obwohl sie gut gehört oder gesehen werden. Das heißt, ich habe das CVI immer so ein kleines bisschen mitgedacht, aber natürlich ohne zu wissen, was da so alles dranhängt.
Speaker 3:Also, es ist total viel super neu von dem, was du mir jetzt hier erzählt. Du sagst, du hast eine tochter. Ist jetzt auch schon ein paar mal über deine tochter gesprochen? wie hat das ganze bei euch angefangen? also, wie bist du auf das cvi überhaupt gestoßen, und was hat sich dadurch verändert?
Speaker 2:Also, es war von Anfang an quasi, wie man das so schön sagt im Fachjargon retardiert, steht ja dann immer so schön auf dem Diagnostikbogen. Also sie war in ihrer Entwicklung zurück. Also sie ist sehr spät erst gekrabbelt, auch erst sehr spät gelaufen, frei mit 21 Monaten erst. Sie ist auch ein Schielkind. Viele schielen oder haben auch ein Dystagmus. Also, es gibt durchaus auch ukuläre Probleme zusammen mit CVI, und am Anfang war es halt, wie gesagt, so die Grobmotorik, also dieses Laufen lernen und Krabbeln lernen, vom Sitzen runterkommen, das hat halt einfach so nicht funktioniert, oder halt sehr viel später erst, und dann später war es halt so, ja, die Feinmotorik, so im Kindergarten, so die ersten Zeichenversuche Sie ist unheimlich gerne kreativ hat es, glaube ich, dann irgendwann aber im Kindergarten ein bisschen ja nicht mehr so verfolgt, weil sie halt gesehen hat, was andere aufs Papier bringen und was sie macht, und das sind so die ersten Auffälligkeiten. Dann war sie halt immer recht zurückhaltend. Das Verhalten war dann halt auch ein Thema, dass sie so schüchtern war, mit Menschen nicht gesprochen hat, teilweise ja mutistische Tendenzen hatte, wutausbrüche, wo man nicht wusste, woher kommt der jetzt eigentlich. Weshalb man halt dann natürlich erstmal dann als Mutter, auch als alleinerziehende Mutter, dann erstmal natürlich die Schuld bei der Mutter gesucht wird, ist ja ganz klar. So war unsere Geschichte. Und dann war es irgendwann wegen Einschulung.
Speaker 2:Dann haben wir auch die Entscheidung getroffen, sie nochmal ein Jahr zurückzustellen, und wir waren immer halt in der sozialpädiatrischen Klinik, und dort war dann das ist wie bei fast jedem, den ich kenne, kenne mittlerweile viele Zufall vom IQ-Test gemacht hat.
Speaker 2:Für die Wahrnehmung Gibt es ja dann diese Untertests, und sie hat diese visuelle Wahrnehmungsuntertest gemacht, ja, und da war sie halt super auffällig, also unterer Prozentrang alles. Und dann hat sie mir das nur so hingeworfen und hat gesagt ja, visuelle Wahrnehmungsstörung, so ah, okay, dann bin ich damit nach Hause gefahren, habe halt angefangen zu googeln, bin damals dann auf München gestoßen. Das war damals die einzige Stelle in Deutschland, die sich damit beschäftigt hat. Ich bin da drauf gestoßen, habe mich angefangen, damit zu beschäftigen, und habe dann da irgendwie über tausend Ecken einen Termin ausgemacht, bis wir dann irgendwann 2018 dort waren und dann die Diagnose in Anführungszeichen, also ich sage immer Bescheinigung, dass es das ist erhalten haben. Das war unser Weg über tausend Umwege, weil man immer gemerkt hat, irgendwas stimmt nicht. Es ist halt anders. Ja, und so ist es bei vielen. Viele haben sogar noch später Diagnosen. Die wenigsten werden noch früher diagnostiziert.
Speaker 2:Ja, sag das ruhig mal so, dass ich mal so, und so war das bei uns, und halt in der schule hat man es halt auch sofort gemerkt. Also das war, wird da auch nicht gesprochen am anfang und hat halt einfach schreiben lernen war ganz schwer für sie weiß noch die drei. Die wollte einfach keine drei, werden ja die fünf, und haben wir den finger trick gemacht haben dann, ich habe mir alles mögliche einfallen lassen, weil wir hatten ja nichts und niemand. Dann haben wir mit immer den finger und an finger den kuppel und also um die fünf zeichnen zu lernen, und nach monaten waren wir ganz stolz, dass wir den fehlertrick nicht mehr brauchten, bei der finden und so Mit viel, viel Tränen, und das war für mich auch bis heute sehr schlimm.
Speaker 2:Auch wenn ich so ihr Einschulungsfoto bearbeite, habe ich es immer noch stehen, und wenn ich das sehe. Sie hatte sich so auf den ersten Schultag gefreut wie so viele Kinder, und es war so schlimm zu sehen, was mit so einer Kinderseele gemacht wird, die dann halt da nicht ins Konzept passt, und wie schnell man dann aussortiert werden soll. Das war das Einzige, was sehr schnell ging, muss ich sagen. Ich habe mich aber halt von Anfang an vehement mit Händen und Füßen bis heute, würde man sagen, sehr erfolgreich dagegen gewährt, dass sie aussortiert wird.
Speaker 3:Also, das bedeutet, dass deine Tochter in die Schule kam. Bis dahin hatte sie dann auch so aufgeholt gehabt, was da so am Anfang retardiert war, wie man das so schön schreibt, hattest du ja schon gesagt. Also, sie konnte laufen, sie konnte sprechen.
Speaker 2:Ja, sprechen konnte sie sehr schnell, sehr gut. Da war sie vielen ihrer Altersgenossen weit voraus.
Speaker 3:Das ist ja oft so, dass das, was gut funktioniert, sich auch sehr schnell dann ausprägt.
Speaker 2:Ja, und es ist ja auch gut, wenn man selber nicht kann, muss man ja die anderen auch sagen, was sie machen müssen. Jetzt war es voll gesagt Das ist ja auch eine gute Kompensationsstrategie. Jetzt mal so voll gesagt, ist ja auch eine gute.
Speaker 3:Kompensationsstrategie Ja, nein, Also da war sie sehr stark. Aber das heißt, du hattest jetzt grundsätzlich erstmal gar keine großen Bauchschmerzen vor der Schule, sondern du dachtest, das wird schon, Doch. Doch Doch hattest du.
Speaker 2:Ich hatte auf jeden Fall Bauchschmerzen, aber man wird da, man ist ja, ich meine, mein erstes und einziges Kind. Also ich habe sie da gar nicht so richtig gesehen. Deswegen war ich auch ganz froh, dass das dann mit dem Zurückstellen geklappt hatte, weil ich gesagt habe, wie soll das werden? Und man geht aber dann trotzdem mit der ordentlichen Portion Optimismus an die Sache und Naivität, weil man es halt einfach nicht besser weiß Und ich auch wirklich überhaupt nicht wusste, was mich im Schulsystem erwarten wird. Also, ich kannte nur meine eigene Schulkarriere, und mir ist gerade letztens bewusst geworden, dass ich vor 40 Jahren eingeschult wurde. Das war eine bittere Erkenntnis.
Speaker 3:Wow oder.
Speaker 2:Also, wenn man dann so und jeder, der ja in der Schule war, meint, ja, er könnte mitreden, wie Schule ist, dass aber Schule und wie Schule ist, wie wir sind, wie wir leben, das hat sich aber halt alles sehr gewandelt in den letzten 40 oder wann auch immer die anderen Menschen so zur Schule gegangen sind, Man kann halt nicht mitsprechen, und ich bin halt einfach davon ausgegangen, dass man das irgendwie schon hinkriegt, aber dass das System gar nicht darauf ausgelegt ist, dass es jemand hinkriegen soll. Das hat mich sehr unvorbereitet und hart getroffen, und dass man da auch ganz alleine war, und auch das war eine sehr kleine Grundschule, da wusste halt auch niemand irgendwas. Dann hieß es, ich kannte das alles nicht, und auch von Integrationshilfe, schulbegleitung, und dann hat die Schule immer gesagt wir kriegen keine Schulbegleitung hier an die Schule, bis ich dann irgendwann herausgefunden habe, dass ja nicht die Schule das beantragen muss, sondern ich. Jetzt im Nachhinein kann ich mir das alles gar nicht mehr vorstellen. Aber das waren alles riesige Wissenslücken, weil niemand da war, der uns aufgeklärt hätte, der gesagt hat übrigens gibt die und die Möglichkeiten. Ich wusste auch es war auch so ein Zufall von der Grundschullehrerin, die dann gesagt hat ja, wir haben uns herausgefunden, wir können da zur Förderschule sehen, da kann man jemanden anfordern.
Speaker 2:Ja, das ach so. Ja, das waren alles so Zufälle. Und dann kam dann jemand vorbei, das war dann auch so. Die hat uns da sehr unterstützt. Das war die erste Frau, mit der ich dann gesprochen habe über mein Kind, wo ich mich nicht erklären musste.
Speaker 2:Das war auch also ich habe geweint am Telefon, wo ich gedacht habe, dass zum ersten Mal nach siebeneinhalb Jahren spreche ich mit jemandem, die sagt, ständig ja, ja, ich weiß, ja ist klar, und ich so hallo, der ist da am anderen Ende des Telefons Und die dann halt den ersten Nachteilsausgleich dann für uns mit der Schule vereinbart hat, an dem sich natürlich nicht gehalten wurde. Ich habe gerade neulich die erste Notiz unter einer kleinen Klassenarbeit in der ersten Klasse in meinen Fotos gefunden, von Anfang an, natürlich mit den Lehrern Huddel bitte denken Sie dran, sie müssen das so und so machen. Ja, also, man geht da halt einfach, man stolpert da halt so rein, weil man halt einfach man stolpert da halt so rein, weil man halt einfach weiß es ja auch nicht besser, und und hoffte ich, mich hat das total unvorbereitet getroffen, muss ich sagen, befreite da eigentlich schockiert darüber, mit welcher selbstverständlichkeit man da ja seine rechte abgesprochen bekommt und einfach für alle beteiligten klar ist, dass das halt nun mal so nicht zu leisten ist. Und wenn das so nicht zu leisten ist, dann musst du halt fort.
Speaker 2:Genau, dann musst du halt an eine sogenannte Förderschule gehen, aber die fördert halt leider nicht.
Speaker 3:Jetzt hast du es ja schon recht gemein gesagt, dass dir nicht klar war, dass das gar nicht gewollt ist, dass es funktioniert. Schon ein bisschen gemein, wie du das so sagst, aber es sind deine Erfahrungen, ne.
Speaker 2:Ja, also ich, das hat niemand aus bösem Willen gemacht. Also insbesondere als Grundschullehrerin mit der habe ich mich ja dann auch zum Schluss auch vertragen sag ich mal, ja, die hatte da das Pech, dass sie da eine Direktorin noch als Vorgesetzte hatte, die aus der Steinzeit kam, und sie konnte nicht besser, sie hatte halt überhaupt gar keine Ahnung. Ich glaube, wir waren das erste Kind an dieser Schule, das irgendwie so. Die hatten halt von nichts eine Ahnung. Von Förderplay, nachteilsausgleich, das haben die alles auch selber noch nie gehört.
Speaker 2:Und ja, ich hätte mir halt aber nur gewünscht, dass man dann halt wenigstens ehrlich ist und sich menschlich auf Augenhöhe begegnet und sagt ja, wir lernen das jetzt auch gerade zum ersten Mal Ganz genau. Ich habe mich ja auch sehr in das Thema eingearbeitet, weil ich musste und hatte ja auch bis dato noch keine Ahnung, und habe dann halt damals auch dieser Förderlehrerin am Telefon erzählt ja, ich habe das so gemacht, ich habe markiert, ich habe das kleiner gemacht, größer gemacht, ausgeschnitten, und sie hat gesagt ja, ja, das haben sie alles schon richtig gemacht, und ich hätte mir halt einfach gewünscht, dass man das gemeinsam begleitet. Das ist mein Wunsch bis heute, an dem ich aber leider scheitere, dass man sich wirklich in der Beschulung eines solchen Kindes oder am besten jeden Kindes als Team versteht Und dass ich aber nicht Teil dieses Teams sein darf, obwohl ich das so gern möchte und obwohl ich es gar nicht müsste und über meine Grenzen gehe, wenn ich das mache, was ich tue, um meinem Kind Beschulung zu ermöglichen, dass man das mit Füßen tritt, das schockiert mich bis heute.
Speaker 2:Und dass erwartet wird, dass ich dankbar zu sein habe für diesen Strohhalm, der mir dann da geboten wird. Dafür habe ich dankbar zu sein. Das stört mich sehr und verletzt mich menschlich zutiefst.
Speaker 3:Es geht ja eigentlich noch ein bisschen weiter. Es ist nicht nur so, dass du nicht teil des teams sein darfst, sondern du bist ein gezwungenes teil eines teams, in dem du keinerlei mitspracherecht hast, weil du musst ja dann ganz vieles am ende auffangen und kompensieren und zum teil auch wieder gerade biegen, was kaputt gemacht wurde. oder also mit kaputt gemacht meine ich jetzt ganz oft so diese seelische Komponente, diese starke Belastung, die sich dadurch einfach bei so einem Kind dadurch ergibt, ja immer damit beschäftigt ist, diese seelischen Schäden wieder gerade zu biegen. Und weißt du, was mich am allermeisten stört? Immer also so war es bei mir wirklich immer mit dem Ziel, die Beziehung zwischen dem Kind und der Lehrkraft zu retten, immer mit dem Ziel, dem Kind eben nicht das Gefühl zu geben, die Lehrkraft ist eine Person, die dir was Böses will oder die sich nicht informiert, oder ganz im Gegenteil immer die Lehrkraft entlastet und immer gesagt ja, die weiß es nicht besser, sie kann das im Moment gerade nicht besser, oder sie gibt ihr Bestes.
Speaker 3:Ja, da ist ein Mensch, und sowas passiert mal wenn und so. Also ganz viel das, obwohl man ja weiß, es könnte so viel besser sein für mein Kind, wenn die Person einfach nur mal zuhören würde und das zulassen würde, dass ich vielleicht eine Lösung anbieten kann, auf die sie von allein gar nicht gekommen wäre.
Speaker 2:Ja, das hast du gut zusammengefasst. Genauso ist es. Das ist für mich auch unbegrüßt. Sie ahnen ja gar nicht, was man da tagtäglich leistet, Und selbst wenn man es ihnen sagt, sie wollen es gar nicht hören. Und man kann doch aber die Lebensrealität von den betroffenen Menschen. wenn ich doch diesen Bildungsauftrag habe und ihn so hoch aufhänge, wie sie es tun, dann muss ich mich doch damit auseinandersetzen. Das ist ja eine ganz große Diskrepanz meiner Meinung nach. Das System gibt sich eine ganz große Verantwortung und Bedeutung, kommt dem aber ja nicht im Ansatz nach.
Speaker 3:Ja, ja. Und das, was du vorher gesagt hast, nämlich dass ihr ganz viel Zeit verloren habt, schon alleine, weil die Schule gar nicht wusste, wo sie sich Unterstützung holen kann, wenn sie sich nicht auskennen, und wie man an eine Schulbegleitung herankommt, wenn man eine braucht, oder wenn man nochmal, dass man einer Familie einfach nur sagen kann ey, wenden Sie sich an die und die Stelle, da bekommen Sie die Unterstützung. Wir von schulischer Seite können jetzt hier gar nichts tun. Das sind ja schon, das sind schon die Faktoren. Die sind ja nicht nur an dieser kleinen Dorfschule, auf der du jetzt mit deiner Tochter bist, das Problem, sondern das oder warst deine Tochter geht da ja gar nicht mehr hin, sondern es ist ja an ganz vielen Schulen so, und ich muss einfach wirklich sagen, an allen, an denen ich gearbeitet habe, und an allen, an denen meine Kinder gewesen sind, und das sind alles in allem schon auch einige Schulen, waren diese grundlegenden Themen nicht bekannt.
Speaker 3:Ja, Und das ist ein Problem, ja, auf jeden Fall. Und das heißt jetzt nicht, dass es keine Schulen gibt, die da nicht, die nicht genau das Gegenteil machen, die eben zuhören. Das gibt es bestimmt, aber es gibt die anderen halt auch. Und das macht es fast noch schlimmer, dass es die gibt, weil das aufzeigt, wie unfair das ist, dass man aufgrund des Bundeslandes, in dem man ist, oder aufgrund des Wohnortes, an dem man lebt, und dann kann man sich halt auch nicht ganz frei auswählen, an dem man lebt, und dann kann man sich halt auch nicht ganz frei auswählen. Es kann jetzt nicht jeder einfach mal kurz nach keine Ahnung nach Niedersachsen ziehen oder nach Hamburg, weil die da jetzt irgendwie bessere Regelungen haben.
Speaker 3:Ich als Lehrerin dürfte das schon allein gar nicht. Ja, ich muss den Versetzungsantrag stellen oder kündigen und hoffen, dass ich dann dort wieder eingestellt werde, oder oder. Das ist gar nicht so einfach. Und der Fakt, dass es diese tollen Schulen gibt, der macht auch echt traurig als Elternteil, das dann gefangen ist in einer Region oder in einer Schule, die gar nicht entgegenkommt, so gar nicht die gar nicht entgegenkommt, so gar nicht.
Speaker 2:Ja, es darf halt nicht dem Zufall überlassen sein, wo ich halt irgendwie geboren bin oder in welchem Elternhaus ich auch geboren bin. Alle Eltern können ja auch aus unterschiedlichsten Gründen so unterstützen. Das ist auch in Ordnung, ganz wertfrei, und das darf halt vom System her eine Variable sein. Das System muss all diese Variablen nicht unbedingt weitestgehend zu 1000% auffangen, aber es sollte in der Lage sein, dass jeder die gleichen Chancen hat. Das darf nicht von den Faktoren abhängen.
Speaker 3:Da ergänze ich jetzt sehr gerne ja, das System, ja, und aber nicht die einzelnen Lehrkräfte. Und das ist halt wirklich das, was, wenn man das System kritisiert, jetzt im Moment immer auf die Lehrkräfte zurückfällt, was total unfair ist, weil es braucht an allen Schulen das ist wissenschaftlich schon seit vielen Jahren ist das schon untersucht und klar kommuniziert es braucht multiprofessionelle Teams, und damit ist nicht gemeint eine Schulsozialarbeit auf einem großen Innenstadtgymnasium, sondern es braucht Schulpsychologen, mehrere, es braucht Lerntherapeutinnen, es braucht Schulsozialarbeitende, es braucht pädagogisches Personal. Also, das kann nicht sein, dass wir sagen, die Lehrkräfte, die müssen sich jetzt mit allen Neurodivergenzen auskennen, die müssen jetzt wissen, wer wann wo Ansprechpartner ist, und müssen das am besten noch privat raussuchen. Privat raussuchen, das darf nicht der Anspruch sein.
Speaker 3:Aber als Schule als die Anlaufstelle dann spätestens die Schulleitung muss zumindest wissen, wie man eine Schulbegleitung beantragt, und die Lehrkraft muss dann zumindest mal die Schulleitung fragen, ob die das weiß. Ja, Darum geht es ne.
Speaker 2:Genau, ja, nein die einzelne lehrkraft, das wäre auch ein kampf gegen windmühlen.
Speaker 3:Also voll, voll macht da niemanden.
Speaker 2:Also bei manchen natürlich, weil man einfach gemerkt hat, die wollen auch wirklich nicht. Aber das ist ja. Das meine ich damit nicht unbedingt.
Speaker 3:Sie könnten, wenn sie wollten, gell Sie könnten, wenn sie wollten ja, das ist so gemein.
Speaker 2:Das merke ich mir für das nächste.
Speaker 3:Gespräch. Es tut mir so leid, aber sie könnten wirklich mehr, wenn sie wollten. Das könnte man eigentlich einfach mal sagen. Naja, jetzt sagtest du gerade das ging also ziemlich schnell los dass das total frustrierend war und dass die Probleme deiner Tochter in der Schule einfach so groß gewesen sind, dass der Selbstwert gelitten hat, dass du darunter gelitten hast und dass von schulischer Seite aus so ein Signal kam, dass sie vielleicht doch lieber auf eine andere Schulform gehen sollte.
Speaker 2:Ja, nach fünf Wochen war das schon ausgesprochen.
Speaker 3:Andere Schulform fertig? Ja, genau Okay. Und wann genau kam dann diese Diagnose? in Anführungsstrichen Die Bescheinigung über die.
Speaker 2:Das war noch in der ersten Klasse, also dann. Ich glaube, zum Halbjahr hatten wir dann. Also vorher habe ich ja nur gesagt, ich mache den Termin. Man kriegt halt auch ja nicht sofort morgen einen Termin, wenn man heute anruft. Aber es war schon klar, dass es was gibt. Das habe ich auch im Vorgespräch in der Schule ja auch gesagt. Ja, nein, wir starten aber erstmal ganz vorbehaltlos und hört sich auch immer alles erstmal ganz gut an. Wir schauen uns das mal an, machen sich keine Sorgen.
Speaker 3:Ja, aber das ging dann, wie gesagt, rucki zucki, aber das war nicht das erste Gespräch, das du dann wieder hattest nach den vier Wochen.
Speaker 2:Das erste Gespräch.
Speaker 3:In der Schule Das erste Gespräch mit der Lehrkraft, dann, wo dir dann auch gleich gesagt wurde, dass deine Tochter besser, doch doch.
Speaker 2:das war schon mehr oder weniger direkt das erste Gespräch. Ah ja so schön.
Speaker 3:Na gut, ist ja auch anstrengend das ist der Anfang vom Schuljahr, Da kann man ja nicht mal kurz zwischenrein sagen haben Sie mal eine Idee, was Ihrem Kind helfen könnte, weil ich merke, da gibt es gerade Schwierigkeiten.
Speaker 2:Als Eltern hat man keine Ideen, und wenn man. Ideen hat, möchte man die auch nicht hören, weil man ist ja Eltern. Ja, also, das war ja auch egal, was man gesagt hat. Es ist ja immer so eine Ausrede, um die eigene faule Kartoffel da irgendwie durchzumogeln. So wird es ja immer. So kommt es mir jedenfalls. Das ist meine subjektive Mahnnehmung. So wird es einem gespiegelt, dass man halt tausend Ausreden sucht, um die vermeintliche Fehlleistung des Kindes ja zu entschuldigen. Dass, das einen fundierten Hintergrund hat, das wird nicht anerkannt.
Speaker 2:Das ist eigentlich sehr schlimm und sehr tragisch. Ich habe mich dann ja relativ schnell sehr tief in das Thema eingearbeitet, auch wenn ich jetzt mit Eltern telefoniere. die sind dann immer ganz erstaunt, was? du hast die gleichen Schwierigkeiten. Ja, ihr habt die gleichen Schwierigkeiten.
Speaker 3:Die gehen auch nicht weg, kann ich euch sagen, das interessiert niemanden, ob ich das weiß.
Speaker 2:Das ist erst mal nur ausgedacht, So ne, ja, es geht mir genauso.
Speaker 3:Ja, das ist so tragisch Auch, obwohl bekannt ist auch, dass ich beruflich sogar mit dem Thema unterwegs unterwegs bin jetzt mir so dass mir dann erklärt wird, dass das jetzt aber nichts mit der adhs zu tun hat, sondern dass das was anderes ist, nämlich böse absicht. Ach so, okay, na schön, dass Sie es mir erklären, ja, aber ja ich also. Das Schlimme an der ganzen Sache ist doch, dass ich einfach nur zustimmen kann und sagen kann, meine Erfahrungen, wie mir begegnet wurde, wie mir vermittelt wurde, was mein Anteil als Elternteil ist oder was meine Aufgabe als Elternteil ist in dieser Beziehungspartnerschaft, decken sich halt einfach leider genau mit dem, was du gerade sagst, und das kann man einfach mal so stehen lassen. Es sind einfach nur unsere beiden Erfahrungen, und wir haben bis zum heutigen Tag jetzt noch nicht mit Bild miteinander gesprochen und auch nicht nur mit Ton, sondern nur mit Text.
Speaker 3:Ja, okay, so, jetzt hast du dann ungefähr zum Halbjahr in der ersten Klasse diese Bescheinigung bekommen. Es handelt sich hierbei um eine CVI, und ich bin mir sicher, du hast das sehr schnell dann auch an der Schule kommuniziert. Ja, wie wurde denn dann darauf reagiert?
Speaker 2:Eigentlich hat man ja erst mal so weiter gemacht wie bisher. Also, wir haben halt versucht, wir haben einen Nachteilsausgleich ausgehandelt, waren dann auch an der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte, ja, und dann habe ich halt versucht daraufzuwirken, dass man sich doch bitte auch an den nachteilsausgleich hält, auch das erfahrungsgemäß ein großes problem. Die nachteilsausgleiche zu erwirken, ist nicht so schwer, aber dass sie dann tatsächlich ja auch umgesetzt werden, das ist ja dann die eigentliche kür und ja, halt auch selber erstmal. Da stand ich ja auch ganz am anfang auch einfach mal selber zu verstehen, warum sind sind denn da die Schwierigkeiten? Man muss ja auch alles erstmal selber lernen. Es war keiner da, der mir das wirklich erklärt hätte.
Speaker 2:Auch dass CVI sich auf das Sozialverhalten auswirkt, das habe ich, glaube ich, vier Jahre später mal einen Nebensatz von einem anderen Förderlehrer dann gesagt bekommen, der dann dachte ja, aber alle Menschen mit Sehbehinderung haben Probleme in der sozialen Interaktion, und ich wundere mich hier immer, warum es nicht funktioniert. Und natürlich gerät man dann selber in die Erklärungsnot und denkt dann halt einfach das Kind ist halt bockig, und weil das ja so die Gemeinde in dieser Meinung ist, der man sich dann ja auch unterwirft, außerhalb der Verzweiflung da mal Anfang erstmal. Das war halt alles Learning by by doing, und da wird man sehr kinderisch. Wir mussten von anfang an meine schultochter wird das bis heute sagen dass sie, sagt man ja fast nicht laut sagen, aber dass sie in der schule eigentlich nichts lernt. Nur dass das, was sie macht, das machen wir zu hause, weil halt schule einfach für sie kein umfeld ist, in der sie wirklich informationen aufnehmen kann, weil es auch einfach viel zu laut ist.
Speaker 2:Ich kann mir das. Ich meine, wir waren auch eine Chaoten-Truppe damals, aber irgendwie kann ich mich nicht daran erinnern, dass es so laut war, dass man sein eigenes Wort nicht verstanden hat. Das scheint aber ja leider mitunter wirklich Usus zu sein, und das ist für ein Kind mit CVI halt einfach der Horror, weil du siehst dann halt auch einfach nichts mehr oder noch weniger wie vorher, oder das Material ist halt einfach schlecht kopiert, oder wir hatten am Anfang ja auch keine anderen Schulbücher. Dann habe ich dann versucht, immer das Größere zu kopieren. Dann hatten wir irgendwann mal groß kopierte Schulbücher, dann hatten wir Leitsordner voll mit dicke Leitsordner, wo die groß kopierten schulbücher drin waren. Dann fängt das nächste problem an.
Speaker 2:Suche seite 53 ja super, in so einem riesengroßen ordner du hast keine ahnung, hast noch ein bisschen katholie befindet da mal schnell die die seite, dann haben alle schon die ersten aufgaben ausgefüllt, und du sitzt da noch und versuchst dann, arbeitsmaterial zusammen zu suchen, und allein diese würden mal begreiflich zu machen, dass das so nicht funktioniert. Gut, irgendwann hatten wir dann aber angefangen mit tablet und so weiter. Also, man lernt halt unheimlich viel dazu zu lernen bei doing. Man wird da unheimlich erfinderisch, setzt auch vielleicht so meine berufliche passion. Ich denke dann einfach was muss für alles eine l, alles eine Lösung geben? Dann versuchen wir, den Prozess zu optimieren. Dann gucken wir mal, was machen wir hier, was machen wir da?
Speaker 2:Dann wird man halt erfinderisch und sucht dann Lösungen zu Hause, um das aufzufangen, weil das Kind halt nach der Schule so kaputt ist und eigentlich nur schlafen will und nicht mehr viel zu anderem möglich, nicht mehr so viel leisten kann, einfach müde ist. Dann hast du natürlich tausend Therapien, die du besuchen sollst Eigentlich soll das Kind ja noch Freunde haben und so weiter und so fort, und für nichts ist mehr Platz. Auch soziale Interaktion verbraucht Energie, ist herausfordernd, auch in der Schule soziale Kontakte überhaupt zu knüpfen, zu erhalten, überhaupt Verbindungen zu finden, ist halt super schwierig, und das kann man sich vielleicht einfach gar nicht vorstellen, wenn man da nicht mittendrin steckt, was das bedeutet.
Speaker 3:Nee, das kann man mit Sicherheit nicht, und das Wichtige ist halt, man muss es auch nicht. Also ist wirklich einer meiner Lieblingssätze ist du musst es nicht verstehen können, um Verständnis aufzubringen. Anfühlt und wie belastend es ist, und du musst das nicht nachfühlen können, gar nicht. Es reicht anzuerkennen, dass es belastend ist, das reicht. Dann kann man schon ganz anders damit umgehen.
Speaker 2:Aber das ist eine Riesenhürde, genau dieses Anerkennen, weil leute den anspruch haben, dass sie es eben verstehen und nachvollziehen können müssen, um es anzuerkennen. Es wird einem ja auch immer so suggeriert. Man muss ja immer sehr viel erklären, dann muss man ja klären was so so ne. Und über diese ganzen erklärungen bist du dann ruckzuck in dieser rechtfertigung. Das habe ich auch gelernt. Sobald in der rechtfert drin bist, hast du eigentlich argumentativ schon verloren. Das ist halt einfach ein Teufelskreislauf.
Speaker 2:Aber das einfach mal so anzuerkennen, genau die Lebensrealität des anderen einfach anerkennen, sagen ja, wenn du das so sagst, wird es so sein. Ich weiß auch nicht, woher diese Denke kommt, dass Kinder nicht anders sein wollen. Also, ich habe noch mit keinem Kind so viele Kinder und Eltern, mit denen ich gesprochen habe, die Hilfsmittel verweigern, die Nachteilsausgleiche nicht in Anspruch nehmen wollen, weil sie halt eben nicht anders sein wollen, weil sie merken, obwohl wir ihnen immer was anderes erzählen, dass anders sein keine Alternative ist, ist Ja, die sich ja dann bis zur Erschöpfung kompensieren und in die Meltdowns reintreiben, weil sie halt eben nicht anders sein wollen, weil sie dazugehören wollen, weil sie halt und das finde ich so unfair und so schlimm, dass man dafür den Blick nicht hat, dass man immer davon ausgeht, alle Kinder sind faul und wollen das nicht. Kinder sind doch von Anfang an neugierig. Ja, die wollen die welt entdecken, die gehen unvoreingenommen an die sachen ran, und das macht man ganz schnell kaputt ich finde, dass das eine ganz interessante beobachtung ist.
Speaker 3:Wenn lehrkräfte dastehen und sagen, kinder sind faul, die wollen das nicht, was ist, wenn man das einfach mal als eine Gegebenheit annehmen? Auch das Kinder, die heutigen Kinder wollen das nicht, was in der Schule angeboten wird.
Speaker 2:Sie wollen es nicht, und wenn es so wäre, müssen wir uns Gedanken machen, warum das so ist und was wir verändern können, dass sie es eben wollen. Das ist ja unsere Aufgabe. Ich meine Schule ist halt schon sehr lebensfremd irgendwie auch Das ist total lebensfremd.
Speaker 3:Die wollen aber auch nicht ständig versagen, und sie wollen auch nicht leisten müssen, wenn sie gar nicht verstehen, für was sie leisten. Sie wollen auch überhaupt nicht diese Chancenungleichheit, die sie tagtäglich beobachten. Die wollen die auch gar nicht haben. Kinder sind da ja viel sensibler. Was passiert, ist, dass Kinder verantwortlich dafür gemacht werden und auch deren Familien verantwortlich dafür gemacht werden, die nicht gut funktionieren. Es werden die Lauten, die Störenden, die verlottert kommen, denen es schlecht geht, sagen wir einfach mal die, die strukturell benachteiligt sind, die, die nicht klarkommen. Ob das jetzt einen familiären Hintergrund gibt oder nicht, ich würde sagen, es spielt überhaupt keine Rolle, weil es gibt so viele wirklich gut behütete, gut begleitete neurodivergente Kinder oder psychisch erkrankte Kinder, da ist das Zuhause nicht das Problem.
Speaker 3:Ja, Aber trotzdem sind die diejenigen, auf die sowohl die Politik schaut, auf die in den Medien geschaut wird, auf die in den Schulen geschimpft wird, weil die so laut sind, und deswegen können wir hier nicht lernen. Und das ist das Problem, dass die Verantwortung für dieses Scheitern immer auf diesen Kindern abgelagert wird, immer so dahin geguckt wird, und sie werden dafür verantwortlich gemacht. Dabei ist doch das Problem, dass Unterricht und Schule und Lehrkräfte und dieses gesamte Setting, das passt überhaupt nicht zu unseren Kindern, gar nicht. Auch das, was das Ziel von Schule ist, passt nicht mehr zu unseren Kindern. Die können noch nicht mal mehr sagen, was sie mal werden wollen, weil es viel zu viele so komplizierte Berufsbezeichnungen gibt und weil es gar nicht klar ist, in welchem Zustand denn unsere Welt und Deutschland ist, wenn die da mal fertig sein werden mit der Schule. Die können dir gar nicht sagen, wozu sie diese Bildung mal brauchen.
Speaker 2:Es ist ja auch unheimlich schwer. Also, ich fand es damals auch schon schwer, ich meine, weil das, was du in der Schule machst, hat halt einfach nichts mit dem Leben danach zu tun.
Speaker 3:Ja, aber ich glaube, bei uns hat das noch funktioniert. Ich glaube also, zumindest bei mir hatte das noch funktioniert. Du bist ja ungefähr mein Alter, du bist klitzekleines bisschen älter, wenn du vor 40 Jahren eingeschult wurdest. Du brauchst einen guten Abschluss, wurdest die diese, dieses. du brauchst einen guten Abschluss, du brauchst eine gute Bildung, um einen Erfolg zu haben, um später mal einen guten Job zu kriegen und um dir ein Leben leisten zu können. Das war ja schon immer so. was, was uns auch irgendwie angetrieben hat und was uns auch irgendwie hat durchhalten lassen, würde ich jetzt einfach mal so vermuten. Ja, das schon. Aber selbst diese Garantie gibt es ja jetzt nicht mehr.
Speaker 2:Nein, Ja, ich finde es schon herausfordernd.
Speaker 3:Und wir hatten ja auch keine KIs und kein Internet. Also, wir sind ja auch nicht mit einer Maschine groß geworden, die, wenn ich eingebe, weiß ich nicht die Hauptstädte oder Bundesländer Deutschland oder die 51 Staaten, usa und so weiter, kommen ja direkt die Antworten. Ja, klar musste ich das lernen, damit ich ein bisschen was weiß über diese Welt. Ich finde es auch immer noch cool, das sowas zu wissen. Also, ich finde das auch, ich finde das grundsätzlich auch eine gute Sache, sachen zu wissen, ohne das Internet zu brauchen. Das steht außer Frage. Aber es ja, ich weiß nicht. Mir gehen einfach, diese sozialen und emotionalen Skills unserer Kinder gehen mir zu wenig oder spielen zu wenig eine Rolle.
Speaker 2:Ja, ich glaube, sie werden halt auch so, wie Leistung in der Schule definiert wird, mittlerweile auch kaputt. Also es wird so ein Konkurrenz und Leistungsdenken gefördert. Ich habe mich immer gefragt, woher das kommt. Also, ich habe das meiner Tochter nie eingeimpft. Ich habe immer gesagt wie es ist, ist es.
Speaker 2:Das macht keinen Unterschied für den Menschen. Das ist meine Überzeugung. Ob an Hauptschule, realschule oder Abiturstudium, jeder ist ein guter Mensch, und das sagt nichts aus. Ich kann mich ja noch weiterbilden, das hat auch keine Wertigkeit. Der eine macht halt das, der andere macht das andere. Der eine ist vielleicht Vorstand, kann aber keine Blühbirne reindrehen. Das ist halt. Kann man jetzt denken, was man möchte, er hat keine Wertigkeit, einfach. Und habe aber sehr schnell bei meiner Tochter auch gemerkt, dass sie das aber so drin hat.
Speaker 2:Nur, abitur ist gut, und ich war auch an der Gesamtschule, bei uns war das auch noch so klassisch. Nur wenige sind ins Abitur gegangen, die meisten sind nach der zehnten Klasse gegangen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass das ein großes Thema bei uns war, ob jemand in welchem Kurs er war, oder dass jemand ein Loser war, weil er im Hauptschulzweig war. Das war kein großes Thema. Hier findet es aber schon statt, dass Kinder aus dem E2-Kurs, der abiturzweig, dann in den g kurs rein latschen, sagt, ihr seid alle loser. Ja dass, da kann ich mich wirklich nicht daran erinnern, dass das bei uns passiert wäre. Das war nie ein thema. Wir treffen uns auch noch jedes jahr der harte kern mittlerweile, und aus allen ist was geworden.
Speaker 3:Also also, also die bad-Württemberger-Jugend damals. ich kann mich da auch erinnern. also ich selbst bin auch so nicht groß geworden. Ich bin nie so groß geworden, dass mir gesagt wurde, dass es irgendwie besser ist. Auf der anderen Seite meiner Mutter war es zum Beispiel schon sehr wichtig, dass ich ein Abitur mache. Das hatte irgendwie so eine Wichtigkeit, auch wenn gar nicht klar war, was ich damit dann mal anstelle. Aber ich weiß jetzt zum Beispiel von einer Freundin, mit der ich auch meine erste Podcast-Folge aufgenommen habe, die hat gesagt, sie war Hauptschülerin, und für sie war sie ein Mensch zweiter Klasse, und für sie war sie ein Mensch zweiter Klasse. Also das war ganz fest in ihr drin, dass sie nicht so viel wert ist, wie wir das sind auf dem Gymnasium.
Speaker 2:Ja, Und das ist halt jetzt ja 30 Jahre her.
Speaker 3:Ja, es ist traurig. Es ist traurig, ja, also auf jeden Fall, ich glaube, leistungsdenken. Ich meine, das ist das, was unser deutsches Schulsystem auch so abhebt von vielen anderen Schulsystemen, das bei uns sehr viel auf Selektion und Leistung beruht, und das ist natürlich so, das Gegenteil von Inklusion. Und das spüren wir dann genau in dem, was du vorher alles so schön beschrieben hast, dass sich so gewehrt wird, dagegen Lösungen anzunehmen, dass sich so gewehrt wird, dagegen Erklärungen überhaupt mal nur stehen zu lassen oder anzuerkennen, dass es für ein Kind eine Herausforderung ist, oder das, was man so offensichtlich beobachtet, nämlich dass es Schwierigkeiten gibt, das zuzulassen, dass es dafür eine gute Erklärung gibt, die über die Eltern auch kommen kann.
Speaker 2:Das ist ja genau das Ausdruck eines Systems für das Inklusion keinerlei Mehrwert bietet, weil halt alles sofort definiert ist Was ist Leistung, was ist das Ziel? Andere Wege, alternative Wege werden überhaupt nicht als adäquat angesehen. Das ist ja auch ganz oft beim Nachteilsausgleich das große Problem Die Zielgleichheit. Es muss das gleiche Ziel sein, wo ich auch immer feststelle naja gut, was das Ziel ist, weiß überhaupt gar keiner. Ganz oft wird dann auch der Weg mit dem Ziel verwechselt. No-transcript mit der bevorzugung argumentiert ich werde benachteiligt, ja, ich werde nie bevorzugt, wo ich auch mal denkt, das ist auch das, wo soll denn da jemand bevorzugt werden? bevor ein kind mit behinderungen hier bevorzugt wird? aber sehr, aber sehr viel passieren. Da sind so viele Nachteile, die vorher schon passiert sind. Selbst wenn mal ein Vorteil gewährt wird, wird der nicht ins Gewicht fallen. Nee, nee.
Speaker 2:Und selbst wenn rechtlich betrachtet ist es nun mal so, dass manchmal auch die Bevorzugung in Erwägung gezogen werden muss, um den Nachteil eben nicht auszuspielen Auch dieses Gleichheitsgebot Gleiches ist gleich, und Ungleiches ist aber ungleich zu behandeln. Das heißt, ich kann keine Gerechtigkeit erzielen, indem ich alle gleich behandle. Auch das haben die wenigsten verinnerlicht, was unser Grundgesetz da eigentlich sagt, diesen zweiten Satz Ungleiches ist ungleich zu behandeln. Und das gilt auch in der Schule. Das Grundgesetz Deutschlands gilt auch in der Schule.
Speaker 3:Ja, das gilt auch in der Schule In jedem Bundesland Ganz genau. Und das gilt im Übrigen, das wird nicht durch Schulgesetze ausgehebelt.
Speaker 2:Genau die Rechtspyramide sagt ganz klar das Grundgesetz steht über allem. Ja, und das ist so. Ja, und man weiß das alles, und man spürt ja, dass einem Unrecht widerfährt, aber man hat keinen Hebel sich zu wehren. Man ist da ausgeliefert. Und das ist für mich auch eines der krassesten Erlebnisse oder Erkenntnisse, dass das wirklich so ist. Das erschüttert auch mein demokratisches Rechtsempfinden bis ins tiefste Mark. Muss ich sagen Ja, zu Recht. Dass das so ist.
Speaker 2:Ich als Bürgerin muss mich natürlich immer an alles halten, aber wenn ich was brauche, dann natürlich selbstverständlich nicht. Ja und ja.
Speaker 3:Wahnsinn. Du hast sowas von Recht, und auch mit deinen Gefühlen hast du einfach Recht, und das ist so wichtig, dass wir uns da auch wirklich validieren mit unseren Erfahrungen, die wir da machen. Weil das wird ja auch wieder abgesprochen. Es gibt ja immer wieder Leute, die hören sich sowas, die hören sich sowas dann gar nicht lang genug an, um dann wirklich so alles zu hören, was man sagt. Aber die hören dann sowas, und dann sind sie sehr schnell auf einer persönlichen Ebene so eingeschnappt, dass sie nicht hören, mit welcher Ungerechtigkeit man da regelmäßig konfrontiert ist, und dass es hier nicht darum geht, irgendjemanden zu beschuldigen. Es geht nur darum, dieses Unrecht sichtbar zu machen.
Speaker 2:Ja, also auch die Sichtweisen für etwas, also die, die auch unabsichtlich dann Gefühle verletzt werden, dinge Aussprüche gemacht werden, weil die Leute halt sich darüber nicht bewusst sind. Ich habe mir hast du es auch so schön erklärt mit dem Bewusstsein Akzeptanz Handeln. Ich sage auch immer in der Schule ich brauche eigentlich nichts, ich brauche nur ihr Bewusstsein dafür, dass sie einfach ihre Haltung so habe ich das immer gesagt sie müssen. Das, was uns am meisten nützen würde, ist, wenn sie ihre Haltung verändern. Ich brauche sonst nichts. Ja, das ist halt einfach. Deswegen fand ich das so toll, wie du das auch aufgebaut hast in diesen drei Schritten, weil es das war, was ich schon immer auch gesagt habe, wo ich immer sagte, ich brauche eigentlich gar nichts. Es wird mir einfach nur helfen, wenn sie ihre Haltung uns gegenüber ändern und einfach mal zuhören und verstehen, was es bedeutet, und einfach uns als Menschen mal begegnen. Und das ist das Wichtigste überhaupt, weil so viele Dinge durch die ausgesprochenen aus Versehen, diese Nebensätze immer so. Das ist so das Schlimmste, was an einem nagt, diese tausend Nebensätze die man hören muss.
Speaker 3:Diese kleinen Nuancen, mit denen dann doch erstens klar gemacht wird, dass du nicht das Sagen hast, mit denen zweitens klar gemacht wird, dass es sich eigentlich um eine entgegenkommen handelt, und mit den drittens klar gemacht wird, dass es doch sehr unerwünscht ist, was jetzt hier gerade passiert. Also selbst dann, wenn man eigentlich was gutes gerade miteinander besprochen hat, sind das so die Zwischentöne, die immer irgendwie trotzdem hängen bleiben, leider. Ich würde ganz gerne wissen, wie es denn mit euch weitergegangen ist. Auf welcher Schulform ist deine Tochter heute, und was sind die Dinge, die ihr jetzt nach einigen Jahren Schule ist, ja doch jetzt schon eine ganze Weile aktiv. Du hast mir vorher verraten, deine Tochter ist jetzt 14. Du darfst auch gleich noch ein bisschen Werbung machen für ihren WhatsApp-Kanal. Vielleicht möchte ja der eine oder die andere dann deiner Tochter folgen und mal so ein bisschen gucken, was sie berichtet. Aber wir bleiben jetzt mal kurz bei dieser Frage. Also wo geht sie jetzt zur Schule, und was hilft ihr im Schultag, um besser mit ihrer CVI klarzukommen?
Speaker 2:Also, wir sind jetzt achte Klasse in einer Gesamtschule, und ja, was hilft ihr Also? helfen tut auch da wieder, dass der Nachteilsausgleich auch in die Tat umgesetzt wird, vor allen Dingen natürlich im Schulalltag. Natürlich werden Leistungsüberprüfungen sind meistens adäquat angepasst, nicht immer, aber da kann sie sich inzwischen sehr gut helfen, weil sie einfach ja auch ihre Schwächen mittlerweile kennt. Wir haben sehr viel über alles gesprochen. Sie weiß sich dann zu helfen. Aber im Schulalltag ist es halt schwierig nach wie vor, weil ich sage mal gerade, es funktioniert ja in Schule viel.
Speaker 2:Also Unterricht verfolgen Der Lehrer erklärt da vorne, was der zeigt wohin. Gleichzeitig malt er, was. Die Tafel ist nicht ordentlich gewischt, man kann es nicht erkennen. Damit kämpft man natürlich schon, weil halt einfach im Schulalltag das immer noch vergessen wird, dass da einer sitzt, der dieses Problem hat, nicht sagen. Das ist die große Herausforderung jetzt von Grundschule zur weiterführenden Schule. Früher habe ich mit einer beziehungsweise zwei Lehrerinnen kommunizieren müssen, jetzt habe ich acht Lehrer, mit denen ich das ja kommunizieren muss, auf unterschiedlichsten Fachebenen, also unterschiedlichste Fächer und so weiter und so fort.
Speaker 2:Jedes Fach bringt seine Herausforderungen mit, die ich dann auch immer versuche, rechtzeitig zu kommunizieren, um zu wissen, welche Schwierigkeit kommt auf uns zu, was müsste der Lehrer beachten oder nicht. Es funktioniert weitestgehend gut. Je länger man natürlich einen Lehrer behält, desto besser wird es. Der versteht das dann, der hat dann verstanden. Ah, manche schicken dann auch tatsächlich mal Arbeitsmaterial vorab, dann können wir das in Chat-GBT reinschmeißen, mal schnell umadaptieren.
Speaker 2:Das ist ja das Schöne an der KI und so weiter. Am meisten würde ihr auch nach wie vor trotzdem auch da das, was wir eben diskutiert haben, wie die Haltung helfen, dass sie eben nicht diese Sprüche sich fängt, und vor allen Dingen würde ihr helfen, wenn verstanden würde, warum sie auch im sozialen Bereich halt ihre Herausforderungen hat und dass man ihr menschlich da begegnet. Das ist momentan unser größter Schmerzpunkt, nicht so das fachliche, sondern das Anerkennen über Verletzungen und Diskriminierung, auch das Bewusstsein von Diskriminierung, das einfach nicht da ist. Also das hast du auch sehr schön da beschrieben, dieses wirklich Akzeptieren und Anerkennen, was Diskriminierung bedeutet und dass ich sie betreibe, auch wenn ich es gar nicht will, sondern dass es mir passiert, indem ich auf Schulausflügen eine Vertrauensperson nicht zum Beispiel in die gleiche Gruppe, die einzige stecke, sondern das Kind alleine den Schulausflug mit anderen Kindern machen muss, die keine Rücksicht nehmen und einfach sagt nee, das muss aber so, das ist die Regel, gruppen werden nicht getauscht, oder das einfach diskriminieren, auch Kinder Fragen stellen und denen halt einfach nicht pädagogisch wertvoll begegnet wird, sondern das Kind sich selbst überlassen wird und sich erklären soll, warum es andere Sachen macht. Das sind die Dinge, mit denen wir jetzt am meisten kämpfen muss. Ich sagen So dieses Zwischenmenschliche, weil einfach diese Anerkennung, diese Akzeptanz, das Bewusstsein darüber, was Diskriminierung im Alltag bedeutet Und das ist momentan wirklich ein sehr emotionales Thema für mich, weil es ja auch sehr aktuell ist, was es bedeutet, auch diesen Auftrag in der Schule zu haben. Also es gibt dann Klassenrat und Demokratiebildung, das alles wird so toll aufgehangen, und letztlich kommt man diesem Anspruch nicht im Ansatz nach. Und den Kindern mache ich gar keinen Vorwurf, das sind Kinder, sie lernen das gerade zum ersten Mal.
Speaker 2:No-transcript, und das ist das Schwierigste, fachlich, wie gesagt. Da ist sie jetzt fit, sie hat unheimliches Selbstbewusstsein aufgebaut. Wir haben sehr viel gesprochen, Wir haben angefangen sehr viel und sehr intensiv. Ich meine, wir beschäftigen uns ja beide jetzt sehr intensiv mit dem Thema, und weil ich ja auch immer viel telefoniert habe. Sie hat natürlich da viel mitbekommen, und das hat natürlich dann auch für sie die Möglichkeit eröffnet zu wissen, ach so, das ist vielleicht anders Und sich auch ganz aktiv im frühen Alter auch schon damit auseinanderzusetzen.
Speaker 2:Sie hat es für sich wirklich akzeptiert, dass sie das hat.
Speaker 2:Sie weiß sehr viel darüber Bescheid und kann sich helfen und ist da unheimlich findig. Ich bin da immer wieder sehr technikaffin, und dann setzt sie sich da hin und schaut sich YouTube, ist ein großer Fan von Mr Blind Life, den sie auch treffen durfte, der uns zu Hause besucht hat, weil sie ihn angeschrieben hat, weil er immer ja aufruft, und er ist tatsächlich gekommen. Wie cool Das war für sie, toll für mich auch, weil sie mein erster Online-Auftritt, wo er dann hierher kam, unsere Spaghetti Bolognese gegessen hat, und das gibt ja Auftrieb, einfach auch sich auch als Expertin zu fühlen, auch diesen Kanal zu machen, befragt zu werden, e-mails dann zu bekommen Hey, violetta, wir haben eine Frage, kannst du uns helfen, violetta, wir haben eine Frage, kannst du uns helfen? Und einfach auch weil das ist auch versuche ich auch immer zu erklären, es ist für viele, wahrscheinlich auch für Kinder, die dann halt auch ihre Behinderung akzeptiert haben, für sich wissen, was hilft mir, was tut mir gut, und das auch zu Hause und im Alltag auch gut zu umsetzen, sich im Alltag und zu Hause kompetent fühlen.
Speaker 2:Was meine Tochter interessiert und was sie machen möchte, dass da hat sie ein Durchhaltevermögen, da weiß sie, was sie will, und da gibt es ja auch keine Limitierung. Ich sage ja nicht, du musst es so und so machen, sondern wie sie es macht, macht sie es halt. Und dann kommt man in die Schule, und dann fällt man, dann ist man der inkompetenteste Mensch auf Gottes Erden, so ungefähr. Und ich könnte mir vorstellen, dass das auch für viele Kinder und für viele Betroffene generell ein riesengroßes Problem natürlich ist, weil man dann so limitiert wird und in dieses Korsett geschnürt wird Und das auch psychisch, emotional alles irgendwie zu verarbeiten. Und das ist so traurig, weil man damit auch die individuellen Fortschritte, die jemand da gemacht hat, und die sind groß in diesem Alter, dann so kaputt macht und die Menschen da an ihre emotionalen Grenzen treibt, obwohl sie so reif sind und sich schon so gut entwickelt haben. Und das da, wo ich schon gesagt habe, das können sie doch nicht tatsächlich jetzt im Ernst so machen, jetzt im Ernst so machen.
Speaker 3:Naja, sie ist halt jetzt immer noch nicht so weit wie die anderen, Und das ist ja das, um was es dann geht. Sie ist ja immer noch nicht da, wo die anderen sind, und deswegen ist es nahezu egal, wie viele Fortschritte sie gemacht hat. Das wird dann vielleicht auch mal in einem Beisatz gesagt ja, aber sie hat ja schon total viele Fortschritte gemacht. das ist ja super. Wir sitzen ja jetzt nur hier, weil es halt immer noch nicht gut ist.
Speaker 2:Ja, also ich meine, es ist jetzt keiner da, der sagt, es wäre nicht gut. Ich glaube, wir schlagen uns halt so durch. Ich glaube, alle Beteiligten sind froh, wenn wir dann mal weg sind. Wir haben auch schon den letzten Schultag gegoogelt. Den sagen wir auch, glaube ich, hundertmal in der Woche und freuen uns sehr drauf. Den Tag haben wir fest im Kalender eingeplant, aber es wird weitergehen. Es wird immer Zweifel genährt, wie das dann mal so wird. Das wird super, Weil das einfach super wird.
Speaker 2:Das ist auch das, was ich immer allen Eltern sage Lasst euch nichts einreden, Glaubt an eure Kinder, geht eure Wege. Es muss nicht alles so sein wie bei den wer auch immer haben wir auch kurz drüber gesprochen. Wer die anderen auch immer sein mögen, jeder geht seinen Weg. Man muss nicht alles können. Auch das war für mich immer mein Credo. Ich will nicht an Schwächen rumdoktern, sondern Stärken, stärken. Dann kann sie halt irgendwas nicht so gut, dafür kann sie was anderes. Und das gebe ich auch anderen eltern in den gesprächen auch immer mit bitte überfordert die kinder auch nicht mit 300.000 therapien oder so. Ja, das ist nur bedingt, glaube ich, auch gut, weil je mehr man macht, glaubt man, fühlt sich deswegen nicht kompetenter, einfach als kind, sondern das wird immer auf diesen schwächen herumgeritten. Das ist unheimlich anstrengend, gerade auch, wenn dann so visuelle trainings und so weiter gemacht werden. Ja, sie können wichtig sein, ja, man kann damit fortschritte erzielen. Super wichtig ist aber auch, wenn man auch erwachsene mit cvi spricht, ist einfach, so früh wie möglich seh und blinden hilfsmittel benutzen. Also meine tochchter zum Beispiel benutzt auch einen Langstock und läuft mit dem Blindenstock Also Langstock ist ja die neutrale Bezeichnung und fühlt sich damit aber sicher, weil sie halt einfach weiß, am Boden ist kein Loch, ich kann nirgendwo reinfallen.
Speaker 2:Durch diese Sicherheit erweitert sich ihr Sichtfeld, und sie wird auch für die anderen Verkehrsteilnehmer sichtbar. Oh Achtung, da ist jemand, der ein Problem hat. Für sie ist das, sie läuft damit auch in die Schule. Ja, ist doch super. Also ich war da am Anfang, und ich dachte so wer weiß, was da so passiert? Natürlich fängt man sich da auch den einen oder anderen Spruch. Auch das ist nicht so einfach, aber es gibt ihr Sicherheit.
Speaker 3:Es gibt ihr.
Speaker 2:Sicherheit. Sie fühlt sich wohl, sie erobert sich da Stückchen für Stückchen auf ihre Art und Weise ihre Welt, und das ist in Ordnung, in ihrem Tempo, mit ihrem Hilfsmittel, und sie benutzt Sprachausgaben, sie hat Vorlesestifte, sie muss auch das Tafelbild nicht abschreiben, das fotografiert sie ab, und wir schreiben so wenig wie möglich, weil es halt einfach alles so anstrengend ist. Da diskutiere ich auch mittlerweile mit niemandem groß. Das steht so im Nachteilsausgleich, und wir machen das so, und da kann ich nur jeden alles Mögliche ausprobieren, was es gibt Schriftfarben, schriftformen, zeilenabstände, buchabstände. Es gibt so viel zum Ausprobieren, und da müsste man halt viel schneller rangehen. Halt an die Hilfsmittel einfach. Und der Langstock das ist tatsächlich was, was viele Erwachsene mit CVI sagen, also auch in der amerikanischen Community, wo ich so ein bisschen dann auch unterwegs bin das ist der Game Changer überhaupt.
Speaker 2:Das gibt den meisten, weil viele dieses Problem mit dem Aufmerksamkeitsfeld haben, was dann halt so zum Schlüsselloch wird. Das gibt vielen dann die nötige Sicherheit, einfach sich zu bewegen draußen. Ja, vorlesesoftware ich meine, wir sind ja Gott sei Dank nicht mehr in der Zeit, weil wir müssen ja Gott sei Dank nicht mehr in die Steintafel reinzimmern, und wenn die Bibliothek abbrennt, brauchen wir auch niemanden, der es auswendig gelernt hat und nochmal aufschreibt. Das ist genau das auch so Menschen mit Behinderung kompetent werden lassen. Warum zwingen wir diese Kinder, dinge zu tun, die sie nicht tun können, wenn sie doch den Wissenserwerb? natürlich ist es gut meine Tochter kann ja lesen aber es ist halt unheimlich anstrengend. Dann ist es doch super, dass es Vorlesesoftware gibt. Damit kann sie sich das Wissen auch zugänglich machen.
Speaker 2:Früher gab es das halt nicht. Es gab keinen Papagei, der ein Buch vorlesen konnte. Aber jetzt gibt es das, und das müssen wir doch nützen. Und das wäre für mich noch also die Kirsche auf dem Sahnehäubchen, dass man das begreift, dass man diese Menschen doch bitte mit ihren Möglichkeiten kompetent werden lässt. Das ist ja keine Inkompetenz, nicht lesen zu können oder es zu anstrengend zu empfinden. Wichtig ist doch, dass ich an die Information komme, mit der was anfangen kann, und dass dann daraus was entsteht. Ob ich die jetzt gelesen, gehört oder ob es mir jemand vorgetanzt hat, das ist doch letztlich egal. Und sich davon mal lösen, und das fände ich halt unheimlich wichtig, wenn es um Inklusion geht.
Speaker 2:Das wäre tatsächlich richtig. Ja, das wäre das, was es braucht, einfach. Oder auch Kinder mit Dyskalkulie? Ja, 4 plus 2. Gut ist für uns alle ganz easy, Für jemanden mit Dyskalkulie halt eben nicht.
Speaker 2:Das ist halt mal 7, mal 5, weiß man nicht so genau. Es gibt einen Taschenrechner, ja, und ich bin immer wieder erstaunt, dass sie dann trotzdem auch. Sie kann es ja umsetzen, wenn man da habe ich auch immer drauf insistiert dass ich möchte, dass sie nach lehrplan mit kleineren zahlen das mitmacht. Uns hat funktioniert ja. Oder jetzt auch durch cv. Eine geometrie ist natürlich auch ein großes thema. Zeichnen auf dem geo dreieck kann jemand mit cv nichts erkennen. Da sind viel zu viele Striche drauf.
Speaker 2:Das ist alles ein Klumpen. Die Kinder sehen einen Millimeter gar nicht. Es gibt aber zum Beispiel gar kein Geodreieck, das diese Kinder nutzen könnten. Das gibt es gar nicht. Oder ein Lineal. Das habe ich dann für meine Tochter in 3D-Druck machen lassen, wo dann einfach nur so ein Zentimeter, halber Zentimeter oder dann um Parallelen. Dann war das Thema Paralleleneinzeichnen, dann habe ich einen Parallelogramm gemacht, dann habe ich mir so ein Ding gekauft und habe mit einer Arbeitskollegin eine Folie draufgeklebt mit einem ganzen Zentimeter, halben Zentimeter, habe das in unterschiedlichen Farben und ganz gestrichelten Strich und durchgezogen, damit das Auge besser erkennen kann, die Linie halten kann, kennen kann, die Linie halten kann. Also der halbe Zentimeter war immer gestrichelt, der ganze war durchgezogen, dann in unterschiedlichen Farben, damit es halt einfach fürs Auge einfacher ist den Strich zu halten.
Speaker 2:Mir wurde immer erzählt, sie könne es nicht. Ich habe ihr das in die Hand gedrückt. Dann gesagt so, jetzt machen wir hier eine Parallele, weil 1,5 Zentimeter angesetzt hat, linie gemacht ist. Das, siehst, du geht. Ja, weil dann konntest du es ja auch sehen. Aber dann fängt es ja wieder an. Ja, das ist nicht zielgleich. Ja, doch, da ist das Ziel gleich. Das Ziel ist ja, zu verstehen, was eine Parallele ist, und diese einzuzeichnen. Ja, ganz genau, ob das jetzt bei 1,2 Millimeter ist oder bei 1,5 Zentimeter, das ist doch wurscht.
Speaker 3:Deswegen hat sie verstanden, was eine Parallele ist. No-transcript, mit dem Geo-Tri-Eck dann Parallelen zeichnen, und das ist aber halt für jemanden, der das als eine unmögliche Aufgabe für sich selbst sieht, mit einem Geo-Tri-Eck eine Parallele zu zeichnen, der kann sich ja gar nicht vorstellen, dass das für andere geht. Das heißt, sie hat ja für sich auch das Problem, dass sie immer wieder mit ihren eigenen nicht wissen, wie es ist, das richtig zu sehen und zu können, hat sie ja auch zu strugglen.
Speaker 2:Genau Mittlerweile habe ich das Glück, dass sie das ganz cool findet, wenn wir da Lösungen finden, und ist da stolz drauf.
Speaker 3:Mega, das ist auch eine tolle Lösung, die du da beschrieben hast.
Speaker 2:Ich weiß aber, dass viele Kinder es eben nicht akzeptieren, und ich kann es auch nachvollziehen, warum es so ist. Es ist halt wirklich nicht einfach, der Sonderling zu sein. Man möchte halt einfach nicht anders sein, sein, man möchte halt einfach nicht anders sein. Ja, und dass sie das jetzt so akzeptiert und für sich so durchzieht, das finde ich super, und das andere ist eben nicht können, es eben genauso nachvollziehbar und traurig, und ja, also man halt nur für alles seine lösungen selbst finden. Da ist halt niemand da.
Speaker 2:Du kannst ja noch nicht loslaufen und sagen, ich brauche jetzt ein Leo-Dreieck, und dann kaufst du das. Das gibt halt einfach keinen Punkt.
Speaker 3:Ja, und ich sehe jetzt schon auch das ist schon krass, was du so beschrieben hast jetzt was sich da so geändert hat, offensichtlich von in der ersten Klasse, also sowohl von den Herausforderungen, die deine Tochter da noch hatte, hin hin zu den Herausforderungen, die sie heute hat, die sich stark in den sozialen Bereich verlagert haben, weil ihr euch mit dem visuellen Bereich jetzt so gut auskennt, dass ihr irgendwie Lösungen findet und dass ihr sie auch finden dürft irgendwie. Das ist aber das Soziale, sowohl durch Pubertät und durch dieses Verschieben von wer diskriminiert Das?
Speaker 3:ist nämlich in den Grundschulen noch ganz anders als dann in der Pubertät.
Speaker 3:Dass da, was stattgefunden hat, was nicht in unserer Hand liegt, so gar nicht, sondern was halt ein Symptom von einer nicht gelebten Vielfalt ist, egal wo, ob jetzt in einer Schule oder in einem Verein oder egal, wo ich bin, wenn Vielfalt nicht wirklich gelebt wird und gesehen wird, dass es immer jemanden gibt, der benachteiligt ist, und dass da immer jemand ist, auf dem dann Witze, auf dessen Kosten Witze gemacht werden, oder über den man dann redet, oder den man ausschließt und so weiter.
Speaker 3:Wenn das alles nicht gelebt wird, dann gibt es Mobbing, und das sind dann halt nun mal die chronisch Kranken Behinderten, die Neurodivergenten, die Armen, die Migrantischen, die einer anderen Religionsgemeinschaft angehören, na, kurz gesagt, marginalisierte Gruppen, die Queeren, um die mal nicht zu vergessen, die sind das, die, auf denen Späßchen gemacht werden. Aber die Späßchen, die sind, irgendwann bleiben die keine Späßchen mehr, irgendwann werden die sehr ernst. Und dann sieht man ein nicht ange Späßchen, die sind, irgendwann bleiben die keine Späßchen mehr, irgendwann werden die sehr ernst. Und dann sieht man ein nicht angepasstes Mädchen, das sich sozial schlecht verhält und checkt halt überhaupt nicht, welche emotionale Belastung sie quasi jeden Tag ertragen muss, weil es nicht so leicht ist, und aber auch was?
Speaker 2:mir an dem Punkt nochmal ganz wichtig ist, welche Stärke sie auch gleichzeitig da mitbringt, weil sie hat früher auch natürlich hochgradig maskiert, hat das so aussehen lassen, wie es angewünscht war, und das macht sie mittlerweile nicht mehr, obwohl sie weiß, was das dann auch für Folgen hat. Und das finde ich eine ganz große Stärke, auch einfach Absolut, was ich sehr bewundernswert finde, wo ich immer zu ihr sage du bist halt auch wirklich ein Vorbild für mich. Ich wünschte, ich hätte in deinem Alter diese Stärke schon gehabt. Die hatte ich nicht.
Speaker 2:Ich bin an ganz typischen Dingen gescheitert an Brille haben und schlecht in Sport sein. Das waren so meine Herausforderungen der Pubertät.
Speaker 3:Aber es ist schon krass, dass das gereicht hat, in den 90er Jahren Brille zu haben, um halt echt auch hart ausgegrenzt zu werden.
Speaker 2:Schlecht in Sport und gute Mathe Das war eine ganz schlechte Kombination, einfach.
Speaker 3:Das ist schon echt krass. Und weißt du, gestärkte Kinder werden stark.
Speaker 2:Ich hoffe es, ich wünsche es mir sehr. Also, ich wünsche es mir für jedes Kind.
Speaker 3:Also, du hast schon ganz schön viel für deine Tochter geleistet, auch und tust es immer noch. Und nicht nur das. Ich meine, du hast dir dieses Thema. Wir können alle, glaube ich, gut nachempfinden, warum du dieses Thema so intensiv studiert und bearbeitet hast und so viele Kontakte knipfst und sprichst und machst. Aber du hast dir dieses Thema ja auch zu einer Aufgabe gemacht, zu einer Aufgabe außerhalb deiner privaten Aufgabe als Mutter.
Speaker 2:Das war mir ein großes Anliegen, weil ich auch einfach selber da durch bin und ich bin einfach so gestrickt. Ich mir gedacht habe warum zum Geier soll denn alles, was ich mir jetzt mühevoll erarbeitet habe, warum soll das jeder für sich tun? oder auch wenn ich in den Schulgesprächen saß das gibt's doch nicht, und alle sitzen hier in Rheinland-Pfalz und müssen den gleichen Kram durchkauen mit dem Nachteilsausgleich, und das ist doch grauenhaft, und ich möchte niemanden irgendwie allein wissen. Ich habe jetzt auch nochmal angefangen, eben nicht mehr soziale Arbeit zu studieren. Man hat ja sonst nichts zu tun. Das, man hat ja sonst nichts zu tun.
Speaker 2:Das war schon immer so ein Berufswunsch von mir, weil ich einfach gesagt habe, ich kann das nicht, das muss. Ich habe auch halt so meinen Frieden damit gemacht, irgendwie. Ich habe aufgehört, mit vielen Situationen, in denen ich mich privat befinde, zu hadern, und habe einfach gesagt, ich packe das jetzt einfach an, das ist jetzt zu mir gekommen, das hat einen Grund, und alles im Leben hat einen Grund. Und dann mache ich das jetzt einfach, und mir ist es wirklich wichtig, zu helfen, zu empowern, die Leute zu stärken, dass sie wissen, sie sind nicht alleine.
Speaker 2:Informationen so aufzubereiten, dass man es versteht. Wer von uns hat bei einem Arzt schon mal verstanden, wovon er geredet hat, niemand. Ja, gerade neulich waren wir auch bei einem, da hat er mir irgendein Wort um die Ohren gehauen, und der war mehr als fast schon boshaft, dass ich fünfmal gesagt habe ich möchte das Wort, das Sie jetzt gerade gesagt haben, buchstabieren Sie mir das bitte. Ich will das jetzt aufschreiben und später zu Hause nachschlagen können. Der ist richtig wütend geworden, und das ist mir wirklich ein Anliegen, weil ich auch einfach meine feste Überzeugung ist, das Wissen, das ist so der Grundstein, um sich auch kompetent zu fühlen, um sich diesen Kämpfen, in dem wir wenn du da in den Schulgesprächen sitzt das Wissen ist unser Schwert, halt einfach, das wir leider brauchen.
Speaker 2:Ich wünschte, man müsste nicht von Kampf sprechen. Ja, aber leider müssen wir kämpfen für unsere Kinder. Ich wünschte, wir müssten uns nur einsetzen, aber nein, das ist so nicht. Wir müssen für unsere Kinder kämpfen und wissen, es macht. Das ist einfach meine größte Überzeugung, und das ist mein Antrieb, halt zu versuchen. Ich hoffe, es gelingt mir, diese Informationen zur Verfügung zu stellen. Ich habe das ist mir auch ein riesen Dorn im Auge, dass die Wissenschaft da auch so ein geheimnis um alles um macht. Auch ich als so, als mütter, das bekommst du nicht so richtig rein, alle posse da irgendwas vor sich hin jemand anderes entscheidet, ob das für dich relevant ist oder nicht, wo ich sag nee, wir müssen die information hat einfach mal runter brechen. Das können halt leider viele experten dann scheinbar leider nicht mehr vor lauter Expertentum. Man muss Informationen. Das ist doch alles nichts wert, wenn man es der breiten Masse nicht zugänglich machen kann, aber es ist natürlich auch so ein elitäres Denken, so ein bisschen naja das
Speaker 2:wissen ja nur wir, und das ist mir auch wirklich ein Dorn im Auge, wo ich auch sage da möchte ich mich für einsetzen, dass Wissen zugänglich gemacht wird, und ob es dann jemand versteht oder wissen will oder nicht, das entscheidet derjenige, wenn er sich die Information anguckt, und es entscheidet nicht du, ob die Information überhaupt für mich relevant ist oder für wen auch immer. Für einen ist sie relevant, für einen nicht. Und das ist mein großes Ziel halt auch CVI so zu erklären, dass es verstanden wird von jedem, weil so kompliziert ist es nicht. Also, wir haben heute ja auch nicht geschafft, es wirklich zu erklären, dass es verstanden wird von jedem, weil so kompliziert ist es nicht. Also, wir haben heute ja auch nicht geschafft, es wirklich zu erklären. Aber es ist möglich, aber es ist halt auch nicht in fünf Minuten möglich. Cvi kann man nicht in fünf Minuten erklären. Es ist sehr, sehr vielfältig, sehr breit. Es gibt nichts, was es nicht gibt, und ja, das ist mein größter Antrieb.
Speaker 3:Aber also erstens danke, dass du dich diesem Thema annimmst. Jetzt einfach mal stellvertretend für alle, die sich dadurch jetzt einfach schon gesehen fühlen, dass da jemand ist, der sich stark macht. Und das kann nicht jeder, da hast du recht. Es kann nicht jede Expertin, es kann auch nicht jedes Elternteil, weil manche wirklich hart strugglen und einfach nur überleben und für ihre Kinder das Beste geben, und dann geht nicht mehr. Und das ist genauso legitim. Es muss nicht jeder.
Speaker 3:Einzelne das können, wirklich ganz, ganz, ganz wichtig. Website, die ich auf jeden Fall verlinken werde unten, da findet man dich und kann dich auch anfragen für Fortbildungen, für Beratungstermine.
Speaker 2:Es gibt nichts, worauf wir uns nicht einigen können. Also, ich habe halt so ein paar vorkonzipierte Workshops, also meine Bausteinkasten. Einmal habe ich mit so einem Einsteiger-Workshop gestartet, aber der dauert dann schon auch vier, viereinhalb Stunden. Dann workshop gestartet, aber der dauert dann schon auch vier, viereinhalb stunden. Dann habe ich auch ein bisschen runtergebrochen, also, was ist cvi überhaupt? was ist, wie wird sich im schulischen umfeld aus nachteilsausgleich umarbeiten von arbeitsmaterial und aber halt auch das ist mir besonders wichtig die soziale interaktion. Das sind so die bausteine. Und ja, also wie gesagt, für eltern, für lehrkräfte, man könnte auch auch das fängt jetzt ein bisschen langsam an dass man halt auch eine Fortbildung für Schulen macht, also ein Ganztagsworkshop oder irgendwo für Ergotherapeuten, oder hast du nicht gesehen? Ja genau.
Speaker 3:Also, das gibt es auf jeden Fall. Dann gibt es bei dir ein Insta-Profil. Auch das werden wir verlinken. Und jetzt gibt es noch ein kleines Sahnehäubchen obendrauf, nämlich deine Tochter. Du hast schon vorher mal angedeutet hast schon von der Violetta gesprochen. Das ist jetzt nicht ganz ihr echter Name.
Speaker 3:Es ist ein Künstlername, unter dem sie unterwegs ist sie ist unterwegs auf WhatsApp, sie hat eine WhatsApp-Community und ist da selbst aktiv. Also, falls es irgendjemand gibt, der Bock drauf hat, einfach so das zu unterstützen und auch mal so hinzugucken, was das bedeutet, dann verlinke ich auch das unten noch in den schon ja genau das kann ich, das ist aber von der webseite, ist auch noch mal verlinkt.
Speaker 2:Sie hat jetzt sogar auch ein buch geschrieben. Das war ja auch ganz wichtig. In den sommerferien haben wir daran gearbeitet, wir haben es jetzt auf amazon Amazon zur Verfügung gestellt, wo sie halt auch einfach das, was wir heute ja sehr intensiv besprochen haben, was auch wirklich für mich ein Herzensthema ist, also das Thema Inklusion, und wie fühlt sich das für mich an, dass es eben keine Inklusion gibt, das ist so das Hauptthema dieses Buches, und genau das hat sie geschrieben. Und wenn wir jetzt auf Amazon ist, kann man es kaufen. Die welt mit anderen augen, und ja, ich hoffe halt, dass das viele eine unterstützung sein kann. Ja, zu merken.
Speaker 2:Das gibt es. Ich bin nicht alleine. Das, was ich fühle, ist adäquat. Valide zu fühlen, ist nicht falsch, obwohl es mir eingeredet wird. Das ist uns beiden sehr wichtig.
Speaker 3:Ja, Sehr, sehr cool. Also es wird alles verlinkt unten, und ich danke dir ganz, ganz arg, christina, für deine Zeit heute, für deine Expertise.
Speaker 2:Wie gesagt, ich habe mich sehr, sehr geehrt gefühlt. Das war wirklich unfassbar. Ich weiß noch, wie ich auch im Screenshot von gemacht als. Du mir geschickt hast. Ich habe gesagt, dass das tatsächlich stattfindet. Wie gesagt, ich habe zu danken. Vielen lieben Dank, dass wir uns getroffen haben, dass du dich daran erinnert hast und für die Gelegenheit. Ich habe es sehr genossen, mich mit dir zu unterhalten.
Speaker 3:Gleichfalls. Ich war live und in.
Speaker 2:Farbe Genießen zu dürfen, weil du auch für uns tatsächlich ein großes Vorbild bist und wir das ganz toll finden, was du machst.
Speaker 3:Und ja, Ja, da fühle ich mich ganz geehrt, vielen Dank, ja, riecht ganz liebe Grüße aus Und bis bald. Bis bald Ciaoße aus, macht es, und bis bald.
Speaker 1:Bis bald, ciao, danke dir, tschüss. Untertitelung des ZDF 2020 Musik, musik, musik, musik, musik, musik, musik Musik.