Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule
Schule sollte bunt und vielfältig sein – ein Ort, an dem sich alle Menschen wohlfühlen können!
Ich bin Corina, Lehrerin und stolz darauf, anders zu sein. Mit 40 Jahren habe ich herausgefunden, dass ich neurodivergent bin, und seitdem hat sich mein Blick auf Schule und Lernen grundlegend verändert. In meinem Podcast setze ich mich für ein inklusives Bildungssystem ein, das neurodivergente Schüler*innen und alle mit besonderen Bedürfnissen besser unterstützt und wertschätzt.
Schüler*innen mit ADHS, im Autismusspektrum, Hochbegabung, Legasthenie (LRS) oder Dyskalkulie haben oft ein feines Gespür für die Schwächen unseres veralteten Schulsystems. Sie zeigen uns deutlich, wo Handlungsbedarf besteht. Statt sie als „Problemkinder“ zu sehen und ihre Herausforderungen zu pathologisieren, sollten wir ihnen mit Verständnis und Unterstützung begegnen.
Ob queer, autistisch, hochbegabt, neurodivergent, psychisch erkrankt, behindert oder mit spezifischen Lernbedürfnissen wie ADHS, Legasthenie, LRS, Dyskalkulie oder FASD – diese vielfältigen Menschen gehören in unsere diverse Gesellschaft und verdienen es, gehört und verstanden zu werden.
Hör rein und entdecke, wie wir Bildung bunter und gerechter gestalten können!
Kapierfehler - Neurodivergenz und Schule
115 - Ableismus - Corina
Und das hier ist der Link zu dem Dyskalkulie Webinar am 13.11.2025.
Hier ist der Link zum Workshop: Nachteilsausgleiche sinnvoll gestalten mit mir!
Ich freue mich, wenn ich dich in einem meiner Webinare sehen werde!
Liebe Grüße,
Corina
Schick mir eine kleine Textnachricht ❤️
Hol dir mein Dokument für neuroinklusiven Schulunterricht!
Ich komme auch an deine Schule und bilde das gesamte Kollegium zu den Themen ADHS, Autismus & herausforderndem Verhalten in der Schule weiter!
➡️ Du findest mich auf Instagram unter @kapierfehler und auf meiner Website.
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Liebe Grüße,
deine Corina
Hallo, äh, ChatGPT.
SPEAKER_00:Du, ähm, was ist denn ein Kapierfehler? Ein Kapierfehler ist ein Begriff, der verwendet wird, um eine Art Missverständnis oder falsche Annahme zu beschreiben, die darauf beruht, dass jemand etwas nicht richtig verstanden hat. Es handelt sich dabei um einen Fehler im Verständnis oder in der Wahrnehmung einer Information oder einer Situation.
SPEAKER_01:Weißt du auch, woher dieser Begriff kommt?
SPEAKER_00:Der Begriff Kapierfehler scheint kein traditioneller oder weitverbreiteter Begriff zu sein. Es handelt sich vielmehr um ein relativ neues, umgangssprachliches Wort, das Missverständnisse oder Fehler im Verstehen beschreibt. Es wird häufig im Kontext von Bildung und Neurodivergenz verwendet, um Situationen zu beschreiben, in denen jemand etwas nicht richtig versteht oder erfasst.
SPEAKER_01:Wow, da sieh mal einer Ante-GPT, was du seit letztem Jahr gelernt hast. Danke für deine Antwort. Hallo miteinander! Ihr hört mich heute wieder ganz alleine. Ich habe heute keinen Gast. Und diejenigen, die mich jetzt schon länger verfolgen, die wissen, dass es das immer mal wieder gibt, dass ich ohne Gast arbeite und dass es von mir eine Solo-Folge gibt. So etwas ist das jetzt hier heute und das liegt daran, dass ich gerade unglaublich viel zu tun habe und dass ich durch mein ADHS-Gehirn nicht in der Lage bin, viele verschiedene unterschiedliche Aufgaben hintereinander zu erledigen. Ich habe festgestellt, dass es wirklich interessant in dieser Selbstständigkeit ist ganz große Probleme damit habe, mit bestimmten Aufgaben, die sehr viel Aufmerksamkeit von mir fordern, die sehr viel Fokus von mir fordern, anzufangen, wenn ich weiß, dass noch andere Dinge anstehen. Also ich weiß, ich habe in zwei Stunden einen Termin. Dann kann ich mich nicht fokussiert mit einer Sache auseinandersetzen. Und wenn ich weiß, ich habe heute Nachmittag noch hier die E-Mail, die ich beantworten muss und hier ist noch, und dann wird noch irgendwann jemand anrufen, dann kann ich nicht anfangen mit irgendeiner Aufgabe, die viel Fokus von mir verlangt, erwartet. Also habe ich den November blockiert. Und das bedeutet, ich habe keine Podcast-Aufnahmen. Und ja, ihr habt schon gemerkt, letzte Woche ist die Folge ausgefallen, weil ich plötzlich festgestellt habe, da sind ja gar keine Aufnahmen mehr. Und weil ich es einfach nicht geschafft habe, zeitlich, ich hatte sehr, sehr viel vorzubereiten letztes Wochenende. Und diese Woche, wow, da hatte ich ganz schön viel Arbeit. Es gab eine Auds-Fortbildung am Donnerstagabend und Samstag hatte ich dann zwei Workshops hintereinander. Und nachdem ich die beiden Workshops hinter mich gebracht habe, musste ich wirklich feststellen, ich war am Ende. Ich hatte die Woche, also in der Woche auch zwei große Workshops am Montag. Das heißt, da habe ich insgesamt sieben Stunden am Stück online Fortbildungen gegeben und Workshops gegeben. Dann hatte ich meine Elterngruppe, meine Helikoptereltern am Mittwochabend, das war auch ein sehr intensiver Termin. Und ich hatte mehrere Arbeitstermine, Gesprächstermine und musste dann auch noch einiges vorbereiten. Und ja, so ist das. Also es ist gerade sehr viel los und das bedeutet, ich kann im Moment keine regulären Podcast-Folgen anbieten. Ich kann jetzt, also es gibt von meiner Seite aus zwei Lösungen. Lösung Nummer eins ist, ich mache tatsächlich eine Zeit lang Podcastpause und melde mich dann wieder in einem Monat oder so mit neuen Folgen. Oder ich werde hier einfach kleinere Solo-Folgen zwischreinschneiden oder zwischendeben in der Zeit, werde überbrücken mit ein paar Gedanken, die ich so mit mir rumtrage. Und heute mache ich das jetzt auf jeden Fall so, dass ich ein paar Gedanken reingebe. Und ansonsten bitte ich euch einfach abzustimmen, ob ihr lieber eine Pause haben wollt oder ob ihr euch freut, wenn ich euch hier so einen kleinen Input gebe, damit ihr einfach eine Regelmäßigkeit da bleibt und ihr gar nicht darauf verzichten müsst. Ja, und übrigens jetzt diese Woche, also falls du den Podcast tagesaktuell hörst, heute ist ja Montag, der 10. November. Und am Donnerstag, den 13. November, gibt es eine Fortbildung über Kapierfehler zu buchen zum Thema Diskalkuli. Es geht um Mathematik und wie man eben Diskalkuli begleitet als Lehrkraft und als Elternteil. Das wird die Birgit Schmidtgraben machen. Das ist eine Kollegin und Freundin, die eben klinische Psychologin ist und sehr, sehr gut im Bereich LRS Dyskalkulier, also mit diesen Teillistungsstörungen unterwegs ist, sie diagnostiziert und therapiert in den beiden Teilleistungsschwächen LRS und Dyskalkuli und deswegen habe ich sie gefunden und freue mich sehr, dass sie das macht. Und am 17. November, das ist dann die letzte Online-Veranstaltung in diesem Jahr, gibt es dann bei mir nochmal einen Workshop, der geht drei Stunden, ist für Eltern und Lehrkräfte gedacht zum Thema Nachteilsausgleiche. Ich möchte gerne überlegen, wie man gute und sinnvolle Nachteilsausgleiche erstellt. Und da dachte ich mir, es ist doch perfekt, wenn man Eltern dabei hat, die eben ihre Kinder bestmöglich beschreiben können und Lehrkräfte, die eben beschreiben können, was aus ihrer Perspektive gut möglich ist, was aus ihrer Perspektive nicht gut möglich ist. Und dann gibt es natürlich von mir eine gewisse Anleitung. Und dann kann man mal darüber sprechen, wie man überhaupt Ideen findet für einen guten Nachteilsausgleich. Und nochmals für alle Nachteilsausgleiche sind eigentlich überall auch ohne Diagnosen möglich, wenn die Schule die Bereitschaft dazu zeigt, Nachteilsausgleiche zu geben. Und das sind dann nicht einzelne Lehrkräfte, die das entscheiden können, sondern meistens sind das Klassenkonferenzen oder Schulleitungen, die das entscheiden. Und wenn Schulen dazu bereit sind, dann geht auch in Bayern ein Nachteilsausgleich bei ADHS, geht genauso in NRW ein Nachteilsausgleich bei ADHS. Und es geht rein prinzipiell auch einen Nachteilsausgleich, wenn jemand auf einer Warteliste steht für eine Diagnostik und wenn man weiß, dass es Schwierigkeiten gibt, also nirgendwo steht geschrieben, jetzt zum Beispiel in Baden-Württemberg steht nirgendwo geschrieben, dass man eine Diagnose braucht. Genau, und dann kann man auch ganz schön viele verschiedene Sachen anbieten. Also es gibt ganz schön viele Möglichkeiten. Falls du noch nichts vorhast, dann guck mal unten. Ich habe dir den Link gesetzt. Da findest du dieses Angebot mit der Diskalkuli am Donnerstagabend, 13. November und am Montagnachmittag diesen Workshop 16 bis 19 Uhr, glaube ich, zum Thema Nachteilsausgleiche. Genau, und heute möchte ich mit euch gerne über Abelismus sprechen. Ableismus wird gerne mal als Ableismus ausgesprochen, aber es geht nicht, das heißt nicht Ableismus. Das Wort able kommt aus dem Englischen und schreibt man able. Und to be able to heißt übersetzt fähig sein. Fähig sein, etwas zu tun. Um das geht es tatsächlich. Es geht um Fähigkeiten, um körperliche und geistige Fähigkeiten. Und ableismus hat hinten einen Ismus, heißt es geht darum, Diskriminierung, die aufgrund fehlender Fähigkeiten stattfindet, zu benennen. Ja, und ich habe schon seit vielen Jahren immer wieder das Wort ableismus, und das ist ableistisch, genutzt, um zu beschreiben, dass hier eine Ungleichbehandlung oder eine schlechterbehandlung stattfindet von neurodivergenten Menschen. Denn den Kontext Ableismus nur im Zusammenhang mit Behinderungen zu sehen, also mit körperlichen oder geistigen Behinderungen zu sehen, ist eben nicht ausreichend. Denn da ist es vielleicht ein bisschen offensichtlicher, dass dann irgendwelche körperlichen oder geistigen Fähigkeiten fehlen und dass aufgrund dieser fehlenden Fähigkeiten eine Diskriminierung stattfindet. Ich bleibe jetzt mal beim neurodivergenten Spektrum, denn hier zeigt sich Abilismus vor allem im Kontext Schule so deutlich und gleichzeitig ist es schwer, in Worte zu fassen, wie es sich konkret zeigt. Deswegen habe ich gedacht, ich mache da jetzt einfach mal eine ganze Folge dazu. Also nochmal, ableismus kommt von to be able to, also es geht darum, etwas zu können oder nicht zu können, etwas zu etwas fähig zu sein oder nicht zu etwas fähig zu sein und deswegen diskriminiert zu werden. Wenn also zum Beispiel ein ADHS-neurodivergenter Schüler emotional reagiert, nicht in der Lage ist, seine Emotionen zu unterdrücken, was ja ein klassisches Symptom bei ADHS ist, was nichts damit zu tun hat, dass dieser Schüler jetzt zum Beispiel böse ist, gemein ist oder provoziert oder ein schlechter Mensch ist, so bekommt er doch auf diese emotionale Reaktion selten Verständnis. Sondern was jetzt passieren kann, ist, dass eben dieser Schüler abgewertet wird. Er wird abgewertet, er ist also ein schlechter Schüler. Das kann zum Beispiel sich in Verhaltensnoten zeigen. Er ist sehr emotional, er kriegt das nicht hin, sich zu regulieren. Das muss er doch lernen. Das ist so nur die Aussage, aber die Konsequenz aus dieser Aussage ist das, um was es geht. Er kann das nicht und deswegen ist er ein schlechterer Schüler. Deswegen bekommt er im Verhalten eine 3 oder eine 4. Also wir bewerten die ADHS mit einer schlechten Note. Oder, und jetzt kommt dann die Form von Abilismus, die sich dann auf Eltern überträgt. Man könnte jetzt auch sagen, weil das Kind es nicht schafft, sich emotional zu regulieren, handelt es sich bei der Mutter, meistens ist es ja die Mutter, nicht der Vater, der da in Fokus genommen wird. Es handelt sich deswegen bei der Mutter, meine schlechte Mutter. Die hat ihr Kind nicht gut erzogen. Und deswegen müssen wir jetzt der Mutter erklären, wie man das macht. Also ich weiß nicht, ob es euch auch so geht als neurodivergentes Elternteil, falls ihr selbst Elternteil seid, dass ihr das Gefühl habt, euch wird immer irgendwie erklärt, wie das geht. Dann handelt es sich um Ableismus, weil dem Kind durch die oder weil euch eine fehlende Fähigkeit unterstellt wird, euch wird unterstellt, ihr seid nicht in der Lage, euer Kind so zu erziehen, wie andere in der Lage sind, ihr Kind zu erziehen. Sie sehen nicht, dass es sich dabei um eine Symptomatik handelt und dass diese Symptomatik nicht im Zusammenhang steht, zumindest nicht direkt im Zusammenhang steht mit dem, was zu Hause an Erziehung stattfindet. Wenn wir nochmal einen kleinen Schritt weiterschauen, dann kann es jetzt eben passieren, dass das noch stärkere Konsequenzen hat. Also die Konsequenz einer schlechteren Note oder eines Abzugs von Liebe, einer unter einer, weiß ich nicht, einer Beziehung, die verwehrt wird, weil das Kind ist böse oder das macht das absichtlich und ich als Lehrkraft sehe das gar nicht ein, wenn mich ein Schüler so behandelt oder wenn ein Schüler so ein wenig auf mich hört und so wenig auf das gibt, was ich sage, ich habe doch gute Tipps gegeben, ich habe doch erklärt, was da jetzt und warum kann der das jetzt nicht und so weiter. Was daraus resultieren kann, ist, dass sich die Beziehung verschlechtert und dass dann gleichzeitig zum Beispiel auch eine Mitfahrt auf eine Klassenfahrt nicht gewährt wird. Weil ja, das Kind kann sich emotional schlecht regulieren und möchte offensichtlich auch keine Besserung zeigen. Und deswegen ist es mir sicherer, ich lasse das Kind zu Hause, weil und jetzt kommt, jetzt kommt plötzlich die böse Absicht, die dann da noch hineininterpretiert wird. Der macht das absichtlich, der hat da irgendeine Intention, der möchte irgendetwas Böses mit seinem Verhalten bezwecken. Und das kann ich den anderen nicht zumuten. Wenn wir also plötzlich hören, unser Kind soll als Gefahr gelesen werden für die anderen oder als Bedrohung für die anderen oder als so große Belastung für die Lehrkraft, dass die anderen dann nicht mehr genug Aufmerksamkeit bekommen werden würden, dann handelt es sich um Ableismus, weil die Rechte der anderen Kinder plötzlich über das Recht dieses einzelnen Kindes gestellt wird. Es ist also nicht mehr wichtig, ob dieses Kind auch Rechte hat, ob dieses Kind mitfahren möchte oder nicht, sondern es wird plötzlich wichtiger, was die anderen Kinder denken. Also eigentlich haben wir hier diese drei Großüberschriften, die wir setzen können. Abilismus zeigt sich erstens, wenn man plötzlich als etwas Schlechtes bewertet wird, also schlechter, weniger wertvoll, so meine ich das. Das heißt, man bekommt zum Beispiel auch schlechtere Noten, weil man unkonzentriert ist. Man bekommt die schlechten Noten nicht, weil man fachlich schlechter wäre, sondern weil man, weiß ich nicht, weniger mitgemacht hat. Wir gehen jetzt mal zu einer ganz stillen Schülerin. Es passiert tatsächlich häufiger bei Schülerinnen, dass sie sehr still sind. Deswegen nehme ich jetzt mal dieses Beispiel. Eine Schülerin traut sich nicht, sich zu melden. Und statt davon auszugehen, dass sie das nicht kann, statt davon auszugehen, dass es einen guten Grund dafür gibt oder dass da irgendeine Einschränkung da ist, dass diese Fähigkeit nicht vorhanden ist, warum auch immer, wird unterstellt, sie kann es nicht, deswegen gibt es eine schlechte Note, oder sie will nicht, deswegen gibt es eine schlechte Note. Oder sie ist fachlich einfach nicht fähig. Das heißt, statt diese Fähigkeit zu trennen von der fachlichen Leistung, wird dann plötzlich die Fähigkeit, sich zu melden, höher gesetzt oder als Grundvoraussetzung gesetzt, um überhaupt eine fachliche Note bekommen zu können, die adäquat ist mit dem, was man leistet, was man leisten kann, auch fachlich. Und in der Konsequenz kann es dann auch passieren, dass es heißt, ja, wenn du das nicht lernst, dann wirst du nie was erreichen können. Was ja auch wieder impliziert, jemand, der nicht in einer Gruppe sprechen kann, der sich nicht melden kann und der seine Gedanken nicht äußern kann vor einer Gruppe, ist ein schlechterer Mensch. Du wirst es zu nichts bringen, wenn du das nicht lernst. Oder du musst das lernen, weil das ist eine wichtige Eigenschaft, die jeder Mensch in unserer Gesellschaft haben muss. Und überleg mal, was wir damit implizit sagen. Wir sagen damit, dass jeder, der nicht in der Lage ist, sich vor Gruppen zu äußern, schlechter ist. Oder es zu nichts bringen kann. Also dieses Schlechter-Sein, das ist das erste Kennzeichen. Auch bei Eltern, wir sind schlechte Eltern. Wir haben keinen Bock, uns um unsere Kinder zu kümmern. Wir wollen gerne unsere Erziehungsarbeit abgeben. Wir wollen, dass die Lehrkräfte das alles für uns machen. Wir haben keinen Bock. Wir sind faul, wir sind schlecht. Das zweite ist der Wert. Also, nee, Quatsch, habe ich ja gerade gesagt. Um den Wert ging es ja jetzt gerade schon, sondern es geht jetzt nicht um den Wert, sondern es geht um die Absicht, um die Intention dahinter. Also du bist böse. Das heißt, du wirst geframed als Gefahr. Du bist ein böses Elternteil. Wir müssen aufpassen, ob dein Kind bei dir gut aufgehoben ist oder ob wir dir dieses Kind nicht wegnehmen müssen, weil du dich nicht um das Kind kümmern kannst, weil wir sehen hier, fehlen ein paar Fähigkeiten bei deinem Kind und die müsste doch ein normal entwickeltes Kind haben. Und da müssen wir doch mal überlegen, ob das vielleicht an der Mutter liegt. Man könnte der Mutter auch, das wäre aber eher Seinismus, also von Seinen gesund sein, dass man davon ausgeht, dass jeder psychisch gesund ist und dass jemand, der psychisch krank ist, abgewertet wird. Man könnte umgekehrt auch, wenn man es übertreibt als Mutter, mit zu viel Fürsorge, mit zu viel Liebe überschüttet, weil man ständig dasteht und was sagt, dann ist man eine Helikoptermutter, dann ist man eine übervorsorgliche fürsorgliche Mutter. Und das ist auch nicht gut. Dann kommt schnell das Münchhausen-Syndrom irgendwo hinten raus, das einem dann so unterstellt wird. Okay, aber das wäre jetzt so dieses Böse. Und aus diesem du bist böse-Ding kommt ja dann häufig die Konsequenz, dass man ausgeschlossen wird, dass man bestraft wird, dass man nicht auf die Fahrt mitdarf, dass man nicht am Unterricht teilnehmen darf, dass man nicht in die Pause gehen darf, dass man zusätzlich an einem Nachmittag kommen muss, dass man irgendwelche Entschuldigungsbriefe schreiben muss, dass man sich entschuldigen muss bei anderen, weil man ist böse. Und das Dritte, in dem sich das Ganze zeigt, ist eben der Vergleich. Der Vergleich mit den anderen. Also die Rechte und die Pflichten werden verglichen. Wenn du dich nicht an die Regeln hältst, sondern wenn du die Regeln brichst. Alle anderen schaffen es, sich an die Regeln zu halten, nur du nicht. Deswegen zählen deine Rechte jetzt nicht mehr. Deswegen zählen jetzt die Rechte der anderen und die halte ich dir vor, um dir zu zeigen, dass du in der Minderheit bist und deswegen hier überhaupt nichts zu sagen hast. Das hört sich wirklich richtig fies an, was ich da sage, aber das ist genau das, was passiert. Ich kann doch jetzt keine Rücksicht auf dich nehmen. Was willst du eigentlich von mir? Ich habe hier noch 17 andere Kinder. Und ich muss jetzt wirklich sagen, als würde das Kind das nicht wissen. Das Kind weiß genau, dass es da noch 17 andere Kinder gibt und das Kind weiß auch ganz genau, dass diese 17 Kinder meist doch mehr gemocht werden, weil sie es eben schaffen, sich vielleicht auch nur ansatzweise so zu verhalten, wie die Lehrkraft das haben möchte. Ja, also wir gehen dann quasi an die Argumentation über die Mehrheit aller. Die meisten Eltern schaffen es ja wohl, dem Kind fünf Minuten am Tag was vorzulesen. Und es ist halt nun mal so, dass ich aus eigener Erfahrung sagen kann, mir wurde schon oft unterstellt, ich würde mich um meine Kinder nicht kümmern. Ich hätte keine Lust, mit ihnen Zeit zu verbringen und ich hätte keine Lust, ihnen irgendetwas beizubringen. Und das einzig und allein aus dem Grund, dass meine Kinder ADHS haben. Mehr oder weniger auffällig. Der eine spielt dann mit den Sachen rum und das muss ich doch irgendwie in den Griff kriegen. Und weil ich es nicht in den Griff kriege, weiß ich nicht. Dann hat die Mutter offensichtlich keine Lust, sich mit dem Kind darüber zu unterhalten, dass man das nicht macht, mit den Stiften in der Hand rumzuspielen. Oder wenn der andere aus dem Fenster schaut während der Unterrichtsstunden, dann ist es meine Aufgabe, dem Kind beizubringen, dass man nicht aus dem Fenster schaut während der Unterrichtsstunde. Und wenn ich es dann aber nicht geschafft habe, spielt ja keine Rolle, ob ich mit meinem Kind wirklich darüber gesprochen habe, dass man nicht aus dem Fenster schaut. Es spielt ja eigentlich nur eine Rolle, ob die Person mir glaubt, dass ich das gesagt habe. Und dann kann es auch sein, dass ich sage, hey, der hat ADHS, der schaut aus dem Fenster. Das macht er jetzt schon seit der ersten Klasse. Und jetzt geht er inzwischen seit elf Jahren in die Schule. Also ich kenne das Problem, dass das nichts Neues, das hat er schon immer. Das dann heißt ja aber, sie können das ja jetzt auch nicht entschuldigen. Also es wäre ja schon wichtig, dass er weiß, dass das trotzdem von uns erwartet wird. Und das ist alles Ableismus. Und der kann zum Teil wirklich schwerwiegende Folgen haben. Ich denke jetzt auch an autistische SchülerInnen. Ich habe ja jetzt hier bei ADHS tatsächlich eigentlich nur ein Thema aufgemacht, nämlich das Thema Emotionsregulation. Ich denke jetzt mal an einen Meltdown bei einem autistischen Schüler, bei einer autistischen Schülerin, wenn die überlastet sind und auf irgendeine Art und Weise diese Überlastung zum Ausdruck bringen. Ein Meltdown ist ja nicht immer laut, ein Meltdown kann auch sehr leise sein, kann aber dazu führen, dass man halt komplett abwesend ist oder dass man weint oder dass man sich die Ohren zuhält und wippt oder dass man wegläuft, dass man sich versteckt. Das sind ja alles Möglichkeiten eines Meltdowns und das wird von außen als sowas Komisches und als so etwas Unnormales bewertet, dass jetzt ein Schuldiger gesucht wird dafür, weshalb das Kind jetzt so gewesen ist. Und entweder ist das Kind wirklich selber schuld, also böse, oder schlecht, also schlecht mit weniger Wert, oder die Eltern. Das ist natürlich keine gute Basis, auf der wir miteinander kooperieren können. Wenn ich das als Mutter merke, dass mir unterstellt wird, dass ich eine schlechte Mutter bin, unabhängig davon, was ich mit meinen Kindern mache und wie viel Zeit ich mit meinen Kindern verbringe und wie viel Liebe sie von mir bekommen und wie viele ich ihnen vorlese und wie oft ich mit ihnen rechne und Hausaufgaben mache, unabhängig davon, wenn mir unterstellt wird, ich bin eine schlechte Mutter bin oder ich mache das falsch, wenn mir nicht geglaubt wird, dass ich mit meinen Kindern genau das tue, was die Schule verlangt, dann ist das keine gute Basis für eine Kooperation. Und genauso ist es mit den Kindern auch, wenn die spüren, sie werden hier als ein böser Mensch dargestellt oder als weniger wertvoll als die anderen oder als ein schlechter Schüler, weil sie es nicht kontrollieren können, was da passiert, weil sie nicht aufmerksam sein können, wenn sie gerade nicht aufmerksam sind, wenn ihnen dabei auch niemand hilft, dann hilft das eben überhaupt nicht auf der Beziehungsebene. Dann kann auch weder ich noch so ein Kind diese Beziehung kitten und aufrechthalten. Das ist halt dann die Konsequenz. Und das ist eben genau das, was es nachher immer schwieriger macht. Je häufiger das passiert, je öfter einem unterstellt wird, man wäre schlecht, weniger wertvoll oder böse, desto weniger möchte man kooperieren, desto weniger glaubt man daran, dass die Absichten der anderen Seite gute Absichten sind. Ich wünsche mir wirklich sehr, dass wenn du zum Beispiel spürst, ich unterstelle jemandem gerade, dass er nicht möchte oder ich unterstelle jemandem, dass das eine böse Absicht ist, dass man da einfach erstmal nochmal hinterfragt, handelt es sich hierbei um mögliche Symptome? Und wir können das nicht festmachen, nur bei denjenigen, die eine Diagnose haben. Sondern wir haben ganz viele SchülerInnen in unseren Klassenzimmern sitzen ohne Diagnose, die trotzdem die gleichen Probleme haben. Das Thema Emotionsregulation, das ist ja auch bei einer Depression ist es ja auch problematisch und bei einer Traumatisierung genauso. Also eigentlich können wir nie davon ausgehen, dass jemand eine böse Absicht hat. Und was wir sowieso nie machen dürfen, das darf wirklich nicht passieren, ist, dass jemand weniger wertvoll wird als jemand anderes. Dass wir plötzlich sagen, aber die anderen 25 haben ein Recht auf Unterricht. Halt mal, dieses Kind auch. Das hat genauso ein Recht auf Unterricht. Und die anderen 25 haben das Recht, den Unterricht so zu bekommen, wie es für sie gut ist. Ja, dieses Kind auch. Und wie oft hat dieses Kind einen Unterricht, das für dieses Kind gut ist? Das Kind kann nämlich gar nichts dafür, dass unser Schulsystem offensichtlich nicht hergibt, dass der Unterricht so ist, dass dieses Kind damit auch klarkommt. Also wir können allerhöchstens sagen, ich als Lehrkraft bin nicht in der Lage, das hinzubekommen. Und ich sehe, dass das ein strukturelles Problem ist. Ich sehe, dass meine Kapazitäten es nicht hergeben, aber das dann quasi direkt auf das Kind oder auf die Eltern zu übertragen, das ist in dem Fall einfach nicht fair. Also das ist nie fair. Weil jetzt aus der Perspektive einer Mutter neurodivergenter Kinder kann ich halt wirklich aus Überzeugung sagen, aus absoluter Überzeugung, wenn wir diesen Ableismus ablegen und wenn wir die Beziehung zu den neurodivergenten Kindern ebenfalls aufbauen und pflegen, dann haben wir viel mehr Kooperation. Wir haben sehr viel gewonnen. Und deswegen lohnt es sich halt wirklich, davon Abstand zu nehmen, von diesem Gedanken, die Eltern müssen es richten und wenn sie es nicht hinkriegen, dann sind sie schlechte Eltern. Und sich dann diesem gesellschaftlichen Hass, der da gerade da ist, den ich ja auch sehr, sehr viel höre in Lehrerzimmern, in meinen Fortbildungen, auf Social Media, im Fernsehen, wenn über Eltern gesprochen wird, dieser Hass, dieses Vorurteil, alle Eltern würden sich nur noch vor die Glotze setzen und mit dem Handy zocken und hätten keinen Bock mehr auf ihre Kinder, das einfach mal nicht zu glauben. Was wäre denn, wenn das nicht so wäre? Was wäre denn, wenn die Eltern wahnsinnig viel tun würden für ihre Kinder und wenn sie ihre Kinder wahnsinnig lieben würden und ihre Liebe auf ihre Art und Weise diesen Kindern geben und trotzdem nicht gut klappt in der Schule? Was ist dann? Wer hat dann die Verantwortung dafür, dass es dann irgendwie klappt? Also geht einfach mal davon aus, die Eltern, vor allem die, die kommen, die mit euch sprechen, auch wenn die Gespräche vielleicht nicht ganz so leicht sind, aber trotzdem, die sind da. Und ihr spürt, die kümmern sich um ihre Kinder, da kommen auch immer wieder Infos zu den Kindern, da gibt es schon eine Diagnose, da gibt es auch Therapien, die da regelmäßig stattfinden. Geht doch mal davon aus, die tun ihr allerbestes, um für das Kind da zu sein. Und wer hat dann die Verantwortung dafür, dass es in der Schule läuft? Das kann nicht sein, dass das Kind mehr Verantwortung hat als die Lehrkraft. Und es kann auch nicht sein, dass die Eltern mehr Verantwortung haben als die Lehrkraft, in der Schule mit dem Problem klarzukommen, dass ein Kind Beziehung braucht, Wertschätzung braucht, Anerkennung braucht, Zugehörigkeit braucht, um kooperieren zu können, um lernen zu können. Das ist das, um was es geht. Wir können das nicht rechtfertigen, dass wir diesen Kindern nicht gerecht werden, indem wir sagen, sie sind schlecht oder die Eltern sind schlecht. Oder sie sind böse, die Eltern sind böse. Oder sie sind weniger wertvoll und die Eltern sind weniger wertvoll. Oder sie sind wirklich richtig schlecht. Das geht nicht. Und ich hoffe, dass ich hier ein kleines bisschen Licht ins Dunkel bringen konnte zum Thema Ebilismus. Ich bin schon ganz gespannt, wie ihr abstimmt, ob es weitere solcher Folgen geben soll oder ob ich einfach mal eine Pause machen soll. Also ich stelle unten einfach diese Frage rein. Ich glaube, ich kann das nur auf Spotify tun. Ich muss mal schauen, ob das überall geht. Und ansonsten kannst du aber auch einfach einen Kommentar schreiben, wo du das reinschreibst. Das geht ja überall. Oder es gibt auch hier unter dem Podcast, in der Podcastbeschreibung, gibt es auch so etwas mit wie schreibe mir eine Nachricht. Da kannst du auch draufklicken, die kriege ich dann auch separat. Okay. Ich freue mich, wenn ich den ein oder die andere in der Fortbildung oder in einem Workshop wiedersehen kann. Und ansonsten schicke ich jetzt ganz, ganz liebe Grüße raus und wünsche dir eine wunderschöne Woche. Bis bald.