
Dienstags im Koi - der Podcast von kulturmanagement.net
Im Podcast "Dienstags im Koi" bespricht die Redaktion von Kultur Management Network einmal im Monat aktuelle Kulturmanagement-Themen. Julia Jakob, die Chefredakteurin des Magazins, und Kristin Oswald, die Leiterin der Online-Redaktion, teilen darin ihre Gedanken zu Entwicklungen im Kulturbetrieb.
Seit der Pandemie arbeitet das Team von Kultur Management Network vor allem im Homeoffice. Nur der Dienstag ist der feste Bürotag und das bedeutet auch: Wir gehen zum Mittagessen ins Koi7, unser Weimarer Lieblingsrestaurant. Der Name Koi7 geht auf das altgriechische Wort Koine zurück, das gemeinsame Sprache bedeutet. Dazu passend besprechen wir im Koi7, was gerade in der Welt und im Kulturbetrieb passiert. Was läge also näher, als einen Podcast danach zu benennen?
Wie unsere Mittagspausen im Koi7 ist auch der Podcast ein Plausch, hier zwischen Jule und Kristin, hin und wieder begleitet von unserem Chef Dirk Schütz oder anderen Teammitgliedern. In den bisherigen, vor allem textgebundenen Formaten der Redaktion gab es keinen Platz für diese Gespräche. In "Dienstags in Koi" teilen Jule und Kristin ihre jahrelangen Erfahrungen und ihr Wissen über den Kulturbereich, ordnen aktuelle Themen ein und geben Einblicke in ihren Redaktionsalltag. Zudem veröffentlichen wir im Podcast Interviews, die die Redaktionsdamen mit Kulturschaffenden führen. Damit ist "Dienstags im Koi" einer der wenigen redaktionellen, spartenübergreifenden Kulturmanagement-Podcasts.
Unser Podcast “Dienstags im Koi” und die redaktionellen Inhalte auf unserer Website sind für unsere Hörer*innen und User*innen kostenlos. Dennoch braucht all das viel Liebe und Zeit. Deshalb freuen wir uns über jede finanzielle Unterstützung. Dafür habt ihr zwei Möglichkeiten:
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Ein Podcast der KM Kulturmanagement Network GmbH.
Dienstags im Koi - der Podcast von kulturmanagement.net
Folge 13: Mit Käsebrot durch den Tagungsherbst
In dieser Folge "Dienstags im Koi. Ein Podcast von kulturmanagement.net" sitzen Julia Jakob, Kristin Oswald und Dirk Schütz wieder gemeinsam am Tisch und reflektieren ihre Highlights der Tagungssaison 2024. Nachtkultur, Ressourcen, Räume und Kulinarik stehen im Mittelpunkt der Diskussionsrunde. Auf wessen Sitzplatz wird Dirk wohl bei der nächsten Tagung sitzen?
Jahrestagung des Fachverband Kulturmanagement: https://www.fachverband-kulturmanagement.org/15-jahrestagung-2024/
Forum Theater-Controlling: https://www.ph-ludwigsburg.de/hochschule/fakultaet-2/institut-fuer-kulturmanagement/aktuelles/detail/forum-theater-controlling-schaut-auf-zukuenftige-generationen
Deutscher Orchestertag: https://www.deutscher-orchestertag.de/dot-2024/willkommen
TAOME: The Art of Music Education: https://www.music-education.hamburg/
Kulturmanagement Network Magazin Juni 2024, Ausgabe 178: Kulturräume: https://cdn.kulturmanagement.net/dlf/3b05a01a41109e747bcecf9d3e9d4f9e,1.pdf
Erfolgreich Kultur finanzieren: https://www.kulturmanagement.net/Buecher/Erfolgreich-Kultur-finanzieren,266
Massif Central Frankfurt: https://www.massifcentral.rocks/de/
Haushalt Kürzungen Thüringen 2025: https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/wahlen-politik/haushalt-kuerzungen-kultur-news-100.html
Datenraum Kultur: Der Aufbau des Datenraums Kultur erfolgt durch eine Anschubfinanzierung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. https://www.acatech.de/projekt/datenraum-kultur/
MiNa - Mitteldeutsche Nachkulturkonferenz: https://www.instagram.com/mina_nachtkultur/
Buchrezension zu Rainer Glaap „Publikumsschwund. Ein Blick auf die Theaterstatistik seit 1949“: https://www.kulturmanagement.net/Themen/Buchrezension-Publikumsschwund-Ein-Blick-auf-die-Theaterstatistik-seit-1949,4666
Leitfaden Klimafreundliche Kulturgebäude: https://www.kulturmanagement.net/Downloads/Leitfaden-Klimafreundliche-Kulturgebaeude,41
Kulturmanagement Ne
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Julia Jakob
Hallo liebe Hörende zu unserer November-Folge Dienstags im Koi, ein Podcast von Kulturmanagement.net. Ich freue mich, dass ich heute wieder gemeinsam mit meiner Kollegin Kristin Oswald und unserem Chef Dirk Schütz diese Aufnahme mache.
Mir ist aufgefallen, dass wir zuletzt in dieser Runde im Sommer zusammengesessen haben müssen.
Dirk Schütz
Das kann sein.
Julia Jakob
Weil die letzte Plauschfolge, die habt ihr zusammen gemacht. Danach haben wir beide mit Fabian Burstein gesprochen und dazwischen war unsere Jubiläumsfolge. Also es ist jetzt richtig lange her und es ist auch ein bisschen ungewohnt, aber ich denke, wir kommen da nämlich auch ganz gut rein.
Wir sprechen nämlich über ein ganz vertrautes Thema Tagung. Treue Hörende von euch werden wissen, dass wir sowohl im Frühjahr als auch im Herbst immer wieder auf Tagung fahren als Medienpartner. Und die Tagungssaison für 2025 ist aktuell jetzt auch beendet.
Ich weiß nicht, wie es euch geht. Ich bin ganz froh, dass es jetzt vorbei ist und ein bisschen ruhiger wird zum Jahresendsport.
Kristin Oswald
Auch bei mir war es diesmal gar nicht so viel im Herbst. Ich glaube, sogar das letzte Mal, als wir zu dritt hier saßen, haben wir über die frühjährliche Tagungssaison gesprochen. Kann das sein?
Julia Jakob
Das könnte sein.
Kristin Oswald
Bei mir war es gar nicht so viel. Deutlich in Erinnerung geblieben ist mir, dass ich letzte Woche zu einer Tagung wollte und nachdem ich 9.30 Uhr zu Hause losgefahren bin, 17 Uhr wieder zu Hause angekommen bin, weil die Deutsche Bahn es mir unmöglich gemacht hat, zum Tagungsort zu fahren. Von daher war meine Tagungssaison eine Tagung kürzer als gedacht und ich könnte jetzt noch mal, sage ich mal.
Julia Jakob
Also hat dir die Bahn durch die Rechnung gebracht, bei mir war es ja die Gesundheit. Ich konnte ja auch auf meine letzte Tagung nicht fahren. Zum Glück wurde alles aufgezeichnet, sodass ich mir da vielleicht im Nachgang nochmal was angucken kann. Und natürlich auch die Nachbericht. Stimmt. Anstatt es machen zu können.
Aber wenn wir jetzt so zurückblicken, was wären für euch so Highlights aus dem gesamten Tagungsjahr, nicht nur aus dem Herbst? Fällt euch da spontan was ein?
Kristin Oswald
Also das kulinarische Highlight war definitiv das Käsesandwich bei der Jahrestagung und das war vom Fachverband Kulturmanagement. Das war wirklich…also Dirk und, man muss dazu sagen, Dirk und ich und unsere studentische Mitarbeiterin Sofia und Vera Allmann-Ritter vom IKTF hatten am Nachmittag schon gut zusammen gegessen. Aber diese Käsesandwiches, wirklich, die waren, so wie man sich das vorstellt, genauso viel Käse wie Brot, aber geschmolzen. Das war wirklich hervorragend.
Dirk Schütz
Ich dachte, du redest jetzt gerade über meine Moderation von der Runde, die davor war.
Kristin Oswald
Die war cheesy.
Dirk Schütz
Die war cheesy und geschmolzen. Ja, das war dein Highlight dieses Jahr.
Kristin Oswald
Also kulinarisch war das auf jeden Fall mein Tagungshighlight.
Dirk Schütz
Für mich war es ja dieses Jahr zum ersten Mal so, dass ich wieder auf mehreren Tagungen war, was für mich wirklich schön war. Also ich habe richtig gemerkt, dass ich das ein bisschen vermisst habe in den letzten Jahren und auch gar nicht so viel unterwegs war. Das hatte ja vielerlei Gründe.
Und dass ich mich gefreut habe, wieder in so verschiedene Netzwerke wieder eintauchen zu können und Leute zu treffen. Und Highlight für mich ist jedes Jahr zweimal das Treffen des Forums Theatercontrolling. Auch jetzt das letzte wieder war fantastisch.
Ganz tolle Leute, mit denen man sich dort austauscht, diesmal auch mit Studierenden, was auch wunderbar war und sehr lehrreich und erkenntnisreich. Und dann natürlich auch für mich noch der Deutsche Orchestertag war wirklich auch ein Highlight, weil das Design der Tagungen mir gefallen hat. Die Leute, die man dort getroffen hat, toll waren.
Es waren ganz viele unterschiedliche Aspekte, die man da mitnehmen konnte, auch viel Input. Und dann natürlich, wie hieß das, das tolle Quiz? Das Kneipen-Quiz.
Das Kneipen-Quiz, das war dann für alle das Highlight am Abend, auch wenn die meisten erst mal erschrocken waren, dass sie wirklich an etwas Interaktivem teilnehmen sollen. Aber es hat sich dann wunderbar aufgelöst in ein ganz tolles Miteinander.
Julia Jakob
Ja, und da hat halt auch der kostenfreie Alkohol an der Cocktailbar gut geholfen.
Dirk Schütz
Das kann sein.
Julia Jakob
Sponsored bei verschiedenen Unternehmenspartnern. Ja, aber ich habe gerade auch so gedacht, dass natürlich vielleicht so das Drumherum, was man eventuell vielleicht auch vernachlässigt aufgrund der Inhalte, dann aber doch sehr prägend dafür ist, wie gut einem sowas in Erinnerung bleibt oder eben nicht. Und mir fällt nämlich auch so im Rückblick auf jeden Fall der Deutsche Orchestertag und das Kneipen-Quiz ein.
Und ich war ja im Frühjahr noch beim TAUME, the Art of Music Education Symposium, in Hamburg. Und auch da war es das Abendprogramm, was ich beide Male richtig gut fand. Und vor allem der Besuch in der Elbphilharmonie und das Konzert, was dort eben mit in das Tagungsbeschehen und in die Wirkungsmessung und Forschung von Gesa Birnkraut mit eingebunden war, was irgendwie coole Formate gewesen sind, um den Leuten nicht nur inhaltlich was mitzugeben, sondern das Ganze dann natürlich auch irgendwie in den Praxistransfer zu untermauern.
Dirk Schütz
Das muss man sowieso sagen. Also alle da draußen, die Tagungen vorbereiten, planen, guckt wirklich, dass ihr ein gutes Setting baut. Das ist das A und O.
Die meisten Tagungen, die wirklich nur als Frontalunterricht und auch als Frontalbespaßungen mit Podien, das ist ja genauso eine Frontalveranstaltung, ablaufen, sind die, die mir am wenigsten in Erinnerung bleiben, sondern stärker die, die erstens abwechslungsreich in den Formaten und Tools sind und zweitens aber vor allem auch einen roten Faden haben. Das ist auch bei ganz wenigen Tagungen häufig zu finden, dass du den roten Faden wirklich nachverfolgen kannst und dann siehst du, aha, von mir bin ich gestartet und dort war das Ende und das hat alles miteinander Sinn gemacht. Das ist natürlich anstrengend, sich das im Vorfeld auszudenken, aber das erwarte ich ja eigentlich von einer Tagung.
Kristin Oswald
Dass man auch irgendwie die Möglichkeit hat, mit einem Fazit rauszugehen, dass man nicht nur für sich selbst ziehen muss, sondern dass das eigentlich in der Konzeption irgendwie angelegt ist, dass ich meinen theoretischen Input habe, praktischen Input habe, irgendwie eine Übertragbarkeit, eine Anwendbarkeit vielleicht mit rausziehen kann. Klar, ich sage jetzt mal bei einer reinen Forschungstagung ist das natürlich wieder anders, als wenn ich auf eine praxisorientierte Tagung gehe, aber ja, so ein ganz bunt gemischtes Programm kann schon durchaus dann schwierig sein oder auch, wie ich immer finde, wenn das Programm so voll ist und zwar nicht nur voll im Sinne von, ich höre in zweieinhalb Stunden acht Vorträge, sondern auch, es gibt vielleicht noch fünf parallele Panels und dann muss ich schauen, wo ich vielleicht reingehen kann oder auch nicht, nimmt man ja gar nicht unbedingt mehr mit, nur weil mehr drin ist, wenn der Fokus fehlt.
Dirk Schütz
Ja und manche Veranstalter fangen das damit auf, dass sie dann Redundanzen schaffen. Das ist gut, dass sie halt die Vorträge zwei-, dreimal am Tag oder über zwei Tage verteilt anbieten, sodass man die Chance hat, die noch zu hören. Eine gute Freundin von mir sagt immer, man muss immer mit zehn Schätzen aus solchen Tagungen rausgehen, müssen ja nicht immer zehn sein, können auch fünf sein.
Aber ich glaube, wenn die Veranstalter darüber nachdenken, was sind eigentlich Nutzen oder Dinge, die Teilnehmenden wirklich mitnehmen können, dann glaube ich, ist das auch sehr, sehr gut.
Kristin Oswald
Ja, und die Kommunikation miteinander, das spielt einfach eine riesengroße Rolle. Also mir geht es so, wenn ich an Tagungen denke, dann denke ich immer irgendwie zuerst an die Pausen und an die Abende und an die Zeit, in der man ja auch mit, ganz oft ist es ja so, Menschen trifft, die man gerne hat, die man nicht so oft sieht, denen man sich dann austauscht über verschiedenste Themen und das natürlich ganz oft angeknüpft ist an das Tagungsthema. Aber ich habe, also mitunter geht es einfach so ein bisschen unter, wenn ich so eine halbe Stunde oder 20 Minuten Kaffeepause habe, um dann das nächste Panel mit den nächsten zwölf Vorträgen starten zu lassen.
Das ist gar nicht unbedingt produktiv, würde ich sagen.
Dirk Schütz
Ich verstehe auch gar nicht, warum die Leute, die Tagungen machen, nicht wirklich Dialogformate mit einbauen, weil wir alle wissen ja, wir sind nun häufiger auf Tagungen, aber andere vielleicht nicht so. Und vielen geht es dann so, dass sie sagen, wenn ich auf der Tagung bin, dann will ich aber alle treffen, die ich kenne. Und dann entsteht natürlich so ein Run in den Pausen.
Jeder hängt jeden irgendwo am Rock und will da irgendwie mal kurz miteinander geredet haben. Das kann man wirklich durch kluge, und da gibt es ganz viele Möglichkeiten, Dialogformate einfach auffangen.
Julia Jakob
Ja, damit man sich dann nicht im Zweifelsfall aus dem Tagungsgeschehen ausklinken muss und zu sagen, okay, wir schaffen es sonst nicht, uns noch auszutauschen, das wäre aber ein wichtiges Gespräch. Und das ist ja dann auch ärgerlich, wenn man dann irgendwie wichtige Inhalte sausen lassen muss.
Kristin Oswald
Ja, und gleichzeitig auch die Möglichkeit zu haben, mit Leuten zu sprechen, die man noch nicht kennt.
Also es ist ja auch der Klassiker, man redet halt mit denen, die man kennt. Aber wie kann man es auch hinbekommen, dass man in eine Kommunikation mit Leuten kommt, die man eigentlich noch nicht kennt?
Julia Jakob
Ja.
Also ich glaube, dass es gerade, wenn man auch so die ersten Male auf Tagungen ist, vielleicht als Studi oder frisch aus dem Studium raus, natürlich dann eine große Hürde, weil man ja auch nicht einfach Leute anquatschen will. Ich weiß, ich habe das am Anfang immer so gemacht, in den Mittagspausen. Ich habe mich immer einfach zu irgendjemandem an den Tisch gestellt und habe freundlich gefragt.
Und dann habe ich zugehört und habe durch irgendwann drei Sätze gesagt, damit man ins Gespräch kommt. Das hat meistens gut funktioniert, die Leute sind ja eigentlich auch immer nett und offen. Aber so ein bisschen irgendwie Kennenlernformate ist natürlich auch immer schwierig.
Geht da dann jemand hin? Wie macht man das, dass es irgendwie gut funktioniert? Aber gerade wenn es größere Gruppen sind, glaube ich, ist das was, was viele auch irgendwie dankbar annehmen.
Julia Jakob
Ich war mal auf irgendeiner Tagung, da haben die wirklich dann auch so für Newbies, wurden die genannt, so extra Formate eingerichtet. Meistens auch mit Leuten, die schon öfter auf dieser Konferenz waren. Vielleicht war es sogar die Republika.
Ich bin mir nicht mehr sicher. Und habe auf jeden Fall da Vernetzungsformate geschafft, dass man gerade, wenn man alleine ist, dann auch Tische hat, an die man sich setzen konnte, um mit anderen ins Gespräch zu kommen. Da standen dann auch so Icebreaker-Karten irgendwie auf dem Tisch.
Das ist, glaube ich, auch eine Typfrage. Ich selber habe das nämlich bei meinen ersten Tagungen, gerade auf denen ich dann ohne euch war, auch so gemacht, dass ich mich zu irgendwelchen fremden Leuten wieder zugestellt habe, aber nur Bahnhof verstanden habe. Oder auch das Gefühl hatte, ich kann da gerade gar nichts zu beitragen.
Gleichzeitig irgendwie immer wie das dritte Rad am Wagen gefühlt, das irgendwie so komisch zuhört und gleichzeitig aber nichts Produktives zur Unterhaltung beiträgt. Irgendwann wurde es dann besser, weil man dann natürlich sich vielleicht auch mit Leuten ausgetauscht hat, die mehr in einem Alter sind oder ja, den man in einem anderen Bezug dann auch aufbauen konnte, wo das direkt menschlich auch besser funktioniert hat. Das sind Erfahrungsfelder, die man, glaube ich, dann erstmal so sammeln muss.
Dirk Schütz
Was ich immer gerne mache, ist, das ist so eine gemeine Strategie, aber wenn man so schaut auf Tagungen, Konferenzen, wenn die Leute einmal ihren Sitzplatz gefunden haben, dann setzen sie sich auch mal auf ihren Sitzplatz zurück. Und ich setze mich dann immer auf völlig andere Sitze. Und dann kommen immer Menschen und kommen irritiert und denken, Mist, mein Platz ist jetzt weg und so.
Da kommt man auch ins Gespräch oder sie setzen sich neben einen und dann lernt man auch neue Leute kennen.
Kristin Oswald
Ja, ich meine, die Republika ist natürlich auch ein Extrem. Wenn du dort 5000 Leute hast, je größer die Menge ist, desto weniger kriegst du ja irgendwie Einzelne zu greifen. Also desto schwieriger ist es, ja tatsächlich jemanden kennenzulernen, als wenn du auf einer kleinen Tagung bis zu 30 Leute sind, alle abends noch was essen gehen.
Dann ist es natürlich einfach viel leichter, entsprechend auch die Kommunikation herzustellen.
Dirk Schütz
Bei solchen großen Tagungen ist auch immer das Problem, du suchst dir ja förmlich auch die Ankerpunkte, die du kennst, weil du selbst lost bist. Und das führt natürlich dazu, dass du mit den immer gleichen Leuten dich dann meisterst. Vielleicht lernst du im Rahmen dessen auch noch ein paar andere kennen, aber es ist nicht so, als würdest du jetzt offen in eine Umgebung gehen, wo du wenig Leute kennst und dann gezwungen bist, dich irgendwo mit hinzustellen.
Dort ist das dann so groß, dass du wahrscheinlich selber erst mal guckst, wo kriege ich eine Nähe zu Leuten, mit denen ich schon Kontakt hatte.
Kristin Oswald
Genau. Jetzt haben wir schon ein bisschen so angeteasert, wo wir eigentlich, auf welchen Tagungen wir waren in diesem Herbst. Ich habe schon gesagt, ich war ja nur auf einer, von daher auch das eine Highlight.
Dirk Schütz
Danke an die Deutsche Bahn.
Kristin Oswald
Die Jahrestagung vom Tagungsverband Kulturmanagement, die ja für uns immer auch so ein bisschen ein Heimspiel ist, wenn man so möchte. Wir sind eigentlich, solange ich mich erinnern kann, bin ich eigentlich in jedem Jahr dort gewesen. Meistens auch entweder Jule dabei oder Dirk auf jeden Fall eigentlich auch immer dabei.
Wir kennen den Fachverband seit seiner Gründung und von daher ist es natürlich immer ein schönes, wir freuen uns Menschen zu sehen, die wir eben nicht so oft sehen und dabei zu sein. Und in diesem Jahr war das Thema eigentlich auch ein sehr relevantes Thema, ein sehr aktuelles Thema, nämlich Räume für Kultur. Dazu hatten wir ja auch eine Magazinausgabe im Juni.
Im Juni in diesem Jahr, genau. Die ihr auf jeden Fall in den Shownotes auch findet. Und das spezifische Thema war, also der Tagung, war digitale und analoge Räume.
Und wie Dirk schon gesagt hat, gab es am Auftaktabend eine Diskussion mit Praktiker*innen aus dem Kulturbereich zu der Frage von Raumnutzung. Dahingehend spannend, weil der Fachverband Kulturmanagement, muss man vielleicht dazu sagen, ja der Verband der Lehrenden und Forschenden ist, also eher einer, die sich das aus der theoretischen beziehungsweise aus der Forschungsperspektive anschauen. Dirk, wie war denn diese Diskussion für dich? Wir hatten ja vorher schon drüber geredet.
Dirk Schütz
Ich fand sie aus mehreren Gründen spannend, weil ich erstens Leute neu kennengelernt habe im Panel, die mich oder uns dann wiederum schon ziemlich lange kennen, was mich sehr verwundert hat. Mir war nicht bewusst, dass die meisten Panel-Teilnehmenden Leser von uns waren und Leserinnen und uns auch schon lange nutzen. Gerade auch deswegen nicht, weil sie aus sehr unterschiedlichen Bereichen kamen, aus dem Filmfestival, aus dem Bereich der Clubszene.
Der dritte auch als Zwischennutzung aus einer Zwischennutzungsagentur oder einer Raumnutzungsagentur für Frankfurt. Und von daher hat sich auch eine gute Mischung ergeben, weil jeder hatte so einen anderen Zugang zu dem Thema Räume. Der eine bespielt mit seinen Festivals unglaublich viele Räume permanent neu.
Also ein wahnsinniger Aufwand drauf für das Festival. Das Lichterfilmfestival ist das, das in Frankfurt wirklich groß ist, tollen Namen hat, wirklich international auch aufgestellt ist, über die ganze Stadt auch Räume bespielt, die aber manchmal auch nur einmal, was ziemlich schade ist, weil das Festival sich auch ständig neue Räume suchen muss. Aber damit auch wieder so eine Art Scout ist für Räumlichkeiten, die vielleicht keiner kennt oder die man dann später vielleicht auch noch in Erinnerung bekommt und dann auch anders nutzen will, vielleicht sogar auch von der Stadt aus.
Dann das Zentralmassiv, was ja wirklich auch eine super spannende Einrichtung in Frankfurt ist, was auch mehrere Orte schon hatte. Also wir waren an einem der frühen Orte sozusagen vom Zentralmassiv zurückgekehrt, weil die dort ein Garage zwischengenutzt haben. Und dort war auch die Veranstaltung.
Und der Dritte sucht halt für Kreativwirtschaftsleute entweder Übergangsräume oder wirklich Räume zum längeren Bleiben bis hin, dass er sogar, was ich auch wahnsinnig interessant finde, für Theater, Museen oder andere größere Forschungseinrichtungen auch Räumlichkeiten für eine Zwischennutzung sucht, wenn die eben raus müssen, weil es saniert wird oder ähnliches. Also ganz interessante unterschiedliche Aspekte. Wir hatten ja davor noch mit den Beauftragten der Stadt für die Kulturentwicklungsplanung und Patrick Föhl auch noch einen Beitrag zum Kulturentwicklungsplan in Frankfurt.
Und da ist einem ja auch so ein bisschen aufgefallen oder wir haben kurz darüber auch diskutiert, weil ich danach gefragt hatte, wie ist das denn eigentlich mit den Räumen, die wir haben? Also es gibt ja große Einrichtungen, deren Relevanz auch schwinden kann oder auch schwindet und die Räume gehen aber nicht weg. Also sie sind ja da.
Was macht man damit? Auch im Sinne einer Kulturentwicklungsplanung, wenn der Zuspruch für bestimmte Häuser nicht mehr da ist, wie geht man damit um? Hält man dann zwangsweise sklavisch dran fest oder versucht man diese Häuser, da war ja dann auch ein Beitrag auf der Fachverbandstagung dabei, versucht man die Häuser als dritte Orte zu entwickeln und da ist in den Vorträgen, die dort waren, auch ganz schnell klar geworden, dass das ein hochsensibler Prozess ist, weil man die Leute innen natürlich auch mitnehmen muss und nicht alle sind begeistert davon, dritter Ort zu werden. Was macht man mit Initiativen, mit Entwicklungen, wo neue Player auf den Plan treten, die aber entweder keine Räume haben oder neue Räume irgendwie entwickeln und wie verstetigt man das oder nicht? Also wie stark geht man dann da rein, dass man das institutionell festigt oder nicht?
Ich glaube, diese Problematik haben alle Kommunen und auch in Deutschland gerade nicht nur, wenn es darum geht, eine Kulturentwicklungsplanung zu machen, sondern generell zu gucken, wie kriegst du eigentlich eine gute Balance hin zwischen schon jahrhundertealten tradierten Häusern und der Frage, werden die auch die nächsten hunderte Jahre da sein oder nicht und dem, was eigentlich an Neuem dazukommt, weil der Drang ist oder die Bewegung ist immer, dass die Etablierten da bleiben, die die Neuen nicht so richtig sich ansiedeln können und was passiert dann? Im schlimmsten Fall gehen die aus den Städten weg und das kulturelle Angebot, was da eigentlich hochkommen könnte und vielleicht auch ein neuer Stern sein könnte, geht verloren.
Kristin Oswald
Ja, ich meine, das wird jetzt in den nächsten Jahren ein immer größeres Problem werden. Also wir haben überall die knappen Kassen in den Kommunen, die Projektförderung geht zurück. Ich glaube, für Thüringen wurde jetzt für den Haushalt 2025 die Projektförderung für die Museen und da muss man dazu sagen, dass irgendwie 80 Prozent von Thüringens Museen kleine Museen sind, das heißt irgendwas zwischen einer halben und zwei Stellen und die Projektförderung wurde ich glaube um 80 Prozent oder 75 Prozent reduziert, das heißt keine Ausstellung, keine Vermittlungsarbeit, keine Restaurierungsprojekte, was ja auch total wichtig ist. Das heißt, es greift ja überall und clashed aber im Prinzip damit, dass für die großen Häuser, für die ja die institutionelle Förderung oft weitgehend bestehen bleibt, dass die aber wiederum gar nicht unbedingt als so relevant von verschiedenen Bevölkerungsschichten wahrgenommen werden. Von daher ist ja die Frage, ob es nicht ein Mürschen auch auf der räumlichen Ebene gibt.
Also dass man einfach Sachen ineinander integriert, dass man vielleicht viel übergreifender denkt als immer auch diese getrennten Institutionen zu denken, was vielleicht rechtlich und auf der Verwaltungsebene sicherlich irgendwo Sinn macht, aber auf der Nutzungsebene nicht unbedingt und gleichzeitig, ich habe es vorhin erst wieder gelesen, geht ja irgendwie das Ladensterben in den Innenstädten weiter, also auch da immer mehr Räume, die ungenutzt sind, zu aber teils horrenden Mieten.
Das ist schon sehr spannend, zumal beim Fachverband der Leiter der Alten Oper in Frankfurt, die wie er sagte, weder alt ist noch eine Oper, sondern eigentlich ein relativ junges Konzerthaus, die machen ganz viele Outreach-Programme und Veranstaltungen außerhalb ihres Hauses und er sagte und ich fand das total einprägsam, das ist ein anderes Publikum. Also wenn wir ein Konzert nur nach draußen auf den Vorplatz streamen, dann stehen da ganz viele Leute, die sich das angucken und die das toll finden, aber die gehen nicht diesen Schritt durch die Tür. Die gehen das nicht und dann kann man investieren, quasi wie man will, aber sie gehen diesen Schritt einfach nicht, weil das eben ganz viel mit Image und Vorstellungen und Stereotypen und weiß ich nicht zu tun hat.
Und dann ist ja die Raumfrage ganz essentiell, so was macht es eigentlich, dass Kultur eben in einem Raum stattfindet, der für viele abschreckend wirkt, was ich eine total relevante Frage für die Tagung gefunden hätte, die die Tagung aber leider nicht thematisiert hat, was aber sicherlich auch daran liegt, dass die Jahrestagung des Fachverbands eben immer eine Call-for-Papers-Tagung ist und man dann natürlich schauen muss, was kommt eben an Papers rein, aber von daher fand ich diese Diskussion eigentlich sehr gut, weil die eben diese ganzen praxisnahen Aspekte sehr stark zusammengebracht hat. Gleichzeitig war ich aber ein bisschen überrascht auf deine Frage hin, was quasi künftige Kulturmanage*innen denn nach Meinung der drei ExpertInnen mitbringen müssen, um irgendwie mit diesem Raumthema arbeiten zu können. Und die Antwort war, sie sollen nicht die Vorstellung haben, dass sie von ihrer Arbeit leben können.
Und das hat im Raum wirklich für größeres Entsetzen gesorgt, weil man gedacht hat, jetzt sind wir endlich an dem Punkt, an dem Kulturschaffende sagen, ich will davon leben und ich finde das gerechtfertigt und ich verkaufe mich nicht mehr zu jedem Preis. Und dann kommen da wieder Leute, die sicherlich dieselben Sachen aus Eigeninitiative ausbauen und so weiter, aber die quasi sagen, Prekariat gehört zu Kulturarbeit dazu und sie finden es schlimm, wenn etwas anderes erwartet wird. Und das war, das fanden sehr viele im Raum hoch problematisch.
Nicht nur die Studierenden und die jüngeren Leute, die da waren, sondern ich habe mit mehreren darüber gesprochen, dass das also auch im Rahmen einer Fachverbandstagung, dafür kann der Fachverband natürlich nichts, aber wo man sich schon fragen muss, wie das sein kann, dass dann doch diese Vorstellung irgendwie heute noch da ist.
Julia Jakob
Weil es damit ja auch super viele Zugänge verschließt. Also wer irgendwie sagt, naja, ihr müsst euch darauf einstellen, prekär zu arbeiten, das bedeutet schon mal, alle, die eben nicht familiär abgesichert sind oder in der Lage sind, noch einen zweiten Job oder so anzunehmen oder durch den jeweiligen Partner oder die Partnerin da einfach gut auskömmlich ihrer Leidenschaft nachgehen können, ohne zu gucken, was dabei rumkommt, bedeutet das ja wiederum, dass all jene, die das eben nicht können, auch gar nicht im Kulturbetrieb arbeiten können.
Dirk Schütz
Naja, ich glaube, das hat deswegen so einen Zungenschlag bekommen, weil die alle über ihren Weg auch gesprochen haben. Und das muss man dann, glaube ich, sehen. Du kannst nicht, es gibt sozusagen nicht die Stellenwerte, was ja interessant wäre.
Und da sieht man ja auch eine große Diskrepanz, die es heutzutage gibt. Einerseits das verstetigte Kulturangebot und dann das innovative Neue. Ich will auch nicht sagen, dass das Verstetigte nicht innovativ ist, aber das, was heranwächst, was viel dynamischer auf Dinge reagiert, ja auch wieder verschwindet.
Also kommt und verschwindet, aber eben Räume bespielt und neue Dinge ausprobiert. Das findet ja auch in der Betrachtungsweise, was das für die Entwicklung der Stadt bedeuten kann, häufig gar keinen Niederschlag. Also wenn wir über Stadtentwicklung reden, ist das ein riesiges Thema.
Denn wir müssen auch konstatieren, die meisten Städte haben eine Konzentration ihres Kulturangebots auf die City und alle Außenbezirke und auch die Ortschaften, die drumherum sind, die werden eben gar nicht bespielt. Oder, und das ist nämlich das, was sie meinten, eben, was auch viel zu wenig wertgeschätzt wird, können wir auch eine ganz eigene Sendung darüber machen, werden eben ehrenamtlich bespielt. Und Leute entwickeln auf einer ehrenamtlichen Basis eine Idee, die dann immer größer wird und die dann vielleicht sogar dazu führt, dass man auskömmlich davon leben kann.
Aber das, glaube ich, meinten die, du kannst nicht erwarten, dass du reingehst und sagst, ich kriege gleich ein Festgehalt und dann wird mir das Experiment ermöglicht, sondern umgekehrt ist der Weg. Ich fange an, aus einer Leidenschaft, aus einer Idee etwas zu entwickeln. Das ist am Anfang nicht auskömmlich, ist ehrenamtlich.
Im besten Falle, wenn man die Zugänge hat, kriegt man Fördermittel und Drittmittel dazu, die einem ganz gut finanzieren. Aber das ist eben auch nichts Stetiges. Und so erarbeitet man sich konsequent dann einen Stand im Gefüge des Kulturangebots einer Kommune oder so, die vielleicht dazu führen kann, dass man auch institutionell gefördert wird.
Und ich bin ja gerade selbst eingebunden in verschiedene Diskussionsrunden, auch zu solchen Themen wie Kulturförderung. Und da ist schon interessant zu sehen, wie schwierig es ist, dass man sich nicht die Arterien eben wirklich dadurch verengt, dass man institutionell fördert. Also weil das bedeutet, man hat dann eben einen Anspruch definiert oder einen Zustand definiert, der dann eben festgeschrieben ist.
Und alle anderen, die sozusagen zu spät mit ihren Ideen oder im Zeitverlauf später kamen, die haben dann fast gar keine Möglichkeit, in so eine Möglichkeit zu kommen. Und dann ist aber etwas festgeschrieben, wo man gar nicht weiß, braucht es das noch oder ist diese Entwicklung eigentlich vorbei? Also ich glaube, darüber werden auch viele Diskussionen in Zukunft geführt werden müssen.
Also wie flexibel soll denn eigentlich institutionelle Förderung sein? An welche Bedingungen wird die vielleicht auch geknüpft? Und wie kann man die auch immer wieder so gestalten, dass auch Veränderungen in den Organisationen, in den Formen der Förderung und so weitergeben kann, um eben auch das abzubilden, was in der Entwicklung einer Gesellschaft und auch eines Kulturbereichs stattfindet?
Krisitn Oswald
Ja, und auch das Thema, das ja dann immer so ein bisschen gerne ausgeklammert wird. Aber das ist ja die Frage, wie stark kann sich Kultur eigentlich selber finanzieren? Und ich will nicht sagen, es soll keine Kulturförderung geben, um Gottes willen.
Ich will nur sagen, es gibt ja auch Beispiele für Kultur, die sich selbst finanziert. Also wenn wir an das Beispiel Theater auf der einen Seite denken und irgendwie an das Beispiel Musical auf der anderen Seite. Natürlich hat es andere Dimensionen.
Das hat aber, und das muss man ja auch sagen, andere Publika. Also die Leute, die irgendwie 500 Euro ausgeben oder mehr, um ein Wochenende in Hamburg zu verbringen und dort ins Musical zu gehen, sind ganz andere als die, die irgendwie fünfmal im Jahr für 100 Euro ins städtische Theater gehen. Ich will nur sagen, auch über solche Dinge müsste man ja dann eigentlich nachdenken und sich fragen, ob zum Beispiel eine Kulturförderung nicht auch eine Gründerförderung, also im Sinne der Unternehmensgründung zum Beispiel, viel häufiger sein könnte.
Oder wie das überhaupt ist mit der Frage der Haltung von Publika gegenüber Eintritten. Das wird sehr heiß debattiert, aber am Ende, wenn wir über das Geld reden, dann müssen wir darüber halt aufführen.
Dirk Schütz
Ich glaube, man könnte sogar auch kätzerisch fragen, wie sehr will denn Kultur sich auch selbst finanzieren? Das ist auch eine Frage, die man durchaus mal stellen könnte.
Kristin Oswald
Genau, und ich habe es vorhin schon gesagt, der zweite Teil der Diskussion eben um die digitalen Räume, das war sehr gemischt, weil im Prinzip kann man ja alles, was digital ist, unter digitaler Raum subsumieren, ohne eigentlich die Frage von Raum zu berühren. Also ich kann ja fragen, inwieweit ist Instagram ein digitaler Raum oder ein digitaler Kanal und inwieweit ersetzt oder kann das Digitale den analogen Raum erweitern oder ersetzen?
Dirk Schütz
Kam das deiner Meinung nach vor?
Kristin Oswald
Nein, also das meinte ich. Es gab quasi Panels zu verschiedenen digitalen Themen, die auch absolut ihre Relevanz hatten. Aber ich glaube, wieder geschuldet dem Call-for-Papers-Ansatz, dass man eben schaut, was dann reinkommt, hat da für mich der rote Faden so ein bisschen gefehlt und auch die Frage, inwieweit das Digitale wirklich quasi ein Raum für Kultur ist und was das mit dem Verhältnis zu analogen tatsächlichen Räumen eigentlich zu tun hat.
Das hätte ich mir schon ein bisschen mehr gewünscht. Natürlich haben die Referenten und Referentinnen versucht, das anzuschneiden und es gab auch wirklich guten Input. Aber um nur ein Beispiel zu nennen, es gab ein Panel zum Thema Datenraumkultur.
Der Datenraumkultur ist ein von, ich weiß gar nicht gerade wer, gefördertes Infrastrukturprojekt oder ein Infrastrukturaufbau, bei dem es darum geht, Datenaustausch zwischen Kulturakteur*innen zu erleichtern im ersten Schritt. Also die erste Idee ist, Datenaustausch zu erleichtern, jedweder hinsichtlich. Das kann erst mal anfangen über Stadt A etabliert ein Kulturportal und Akteur B kann dort quasi Daten zu den eigenen Veranstaltungen hinterlegen.
Also die Daten zu den Veranstaltungen, die es eh schon gibt bei Akteur B, werden in das Portal von Stadt A automatisch übertragen. Das ist die Idee, kann dann viel weiter gehen, kann natürlich auch Publikumsaustausch von anonymen Publikumsdaten im Sinne der Publikumsforschung enthalten oder kann auch mit Akteuren wie uns, mit Medien sein, kann natürlich mit Forschungsinstitutionen sein, alles Mögliche. Aber jedenfalls sehr spannend, dass sie das Datenraum nennen, weil schon die Frage ist, was heißt das eigentlich in der Raumsicht?
Und wenn quasi dieser Austausch etabliert ist, dann soll es auch die Möglichkeit geben, dass dieser Datenraum quasi selbst Endanwendungen entwickelt, die die Nutzenden dann quasi sich zuschalten können, soll auch bezahlpflichtig sein. Aber die Idee ist quasi damit, eine zentrale Infrastruktur zu schaffen, die wiederum den einzelnen Akteuren die Kosten für ihre Infrastrukturen auch ein bisschen abnimmt. Aber da kam quasi das Wort Raum vor.
Und klar, es geht um Austausch, aber inwieweit es wirklich ein Raum ist, hätte man eben auch nochmal Anlass zu sagen.
Dirk Schütz
Naja, was mir da gleich ein bisschen ins Schmunzeln bringt, ist, wenn ich dazu passend den mehreren Vorträgen, die wir jetzt von Rainer Glaab aufgrund seiner Untersuchung gehört haben, nehme und sehe, wie schwierig es ist, schon sogar von den Branchenvertretungen zu den Bühnenvereinen selbst Daten zu erheben, die auch damit zusammenhängen, dass die Einrichtungen, die bei ihnen auch im Verband sind, die Daten auch selbst zufüge.
Dann bin ich sehr gespannt, wie so ein Projekt läuft. Auf dem Forum Theatercontrolling gab es zum Vortrag von Rainer, der dort auch nochmal seine Untersuchungen vorgestellt hat, auch die Frage, wie das denn für freie Theater ist. Also gerade auch die Mitglieder der Intega zum Beispiel.
Schönen Gruß an Bernhard Tuchmann. Dort ist es noch schwieriger, Daten zu erheben, weil es eben natürlich auch zusätzliche Aufwände für die Einrichtungen an sich bedeutet. Aber umgekehrt muss man auch sagen, wenn ich erstmal ein Verständnis dafür habe, was ich mit Daten machen kann, auch aus Controlling-Sicht, auch aus Marketing-Sicht, auch aus Vertriebs-Sicht, dann würde ich natürlich viel lieber Daten auch bei mir erheben.
Und ich glaube, da müssen zwei Sachen zusammenkommen. Einerseits das Bewusstsein dafür, was Daten können und wo das einen hinführen kann.
Und gerade wenn man dann so einen großen Datenraum hat und mit so einer Datenmenge arbeiten kann, was für einen Nutzen habe ich davon? Und zweitens daneben umgekehrt auch die Sensibilisierung. Ich muss daneben aber auch Daten zuführen.
Also da kann man nicht fragen, wer zuerst, sondern da muss man wirklich, glaube ich, eine Bereitschaft von zwei Seiten irgendwo auch entwickeln. Dann wird so ein Projekt, glaube ich, auch gut funktionieren. Ich bin gespannt, was daraus wird.
Ich kenne jetzt noch gar keine großen Ergebnisse oder Dinge, die damit zusammenhängen.
Kristin Oswald
Ja, es hängt ja auch jetzt gerade erst an. Ich glaube, ich kann es gar nicht mehr sagen. Ich glaube, der Launch ist für früher 2025 gedacht.
Also es gibt jetzt quasi so ein paar Pilotprojekte aus verschiedenen Bereichen mit verschiedenen Institutionen. Und dann wird geschaut. Und ich glaube, ab früher 2025 wird es der Öffentlichkeit quasi zugänglich gemacht, allen interessierten Akteur*innen.
Die ersten Jahre auch kostenlos. Ich glaube, das erste Jahr auf jeden Fall, um erstmal zu schauen, das wirklich zu erproben. An sich macht es ja total Sinn, um sich auch ein bisschen von Techfirmen und so weiter zu lösen.
Aber eben in Bezug auf die Raumfrage, auch wenn ich es ganz wichtig fand, dass das dort vorgestellt und diskutiert wurde, hätte ich mir vielleicht doch nochmal eine andere Perspektive gewünscht. Und wie gesagt, die Referent**innen haben das auf jeden Fall versucht. Es ging auch um digitale Ausstellungsräume, digitales Theater über verschiedene Wege.
Aber so ein bisschen dieses Zusammenführen oder auch die Frage, wie wird das eigentlich vom Publikum wahrgenommen und so. Hat mir noch ein bisschen gefehlt. Und ich glaube, das ging dir auch so.
Ich war schon ein bisschen überrascht, wie klein die Tagung war, dass es der Fachverband war. Die waren früher zumindest gefühlt deutlich größer. Und ich war auch deshalb überrascht, weil das Thema eigentlich sehr relevant ist.
Und ich mir eigentlich schon gedacht hätte, dass sowohl aus der Forschung als auch aus der Praxis eigentlich mehr Leute nochmal zusammenkommen und auch eigentlich immer noch nicht so richtig verstehe, warum das nicht der Fall war. Vielleicht könnte es sein, früher war halt die Fachverbandstagung immer im Januar. Und das ist ja so ein Monat, da ist sonst nichts.
Wenn sie jetzt im September ist und damit in einem Monat, in dem einfach wahnsinnig viel anderes ist, entscheiden sich vielleicht viele einfach dann für was anderes.
Dirk Schütz
Ja, fand ich auch schade, dass so wenig Leute da waren, auch so wenig Mitglieder vom Fachverband. Gerade wenn Frankfurt ist ja relativ zentral, da bist du ja schnell hingefahren von allen Seiten. Noch dazu in der spannenden Kombi mit dem Max-Planck-Institut, also aus wissenschaftlicher Sicht auch nochmal spannend, gerade mit einem Institut zusammenzuarbeiten, was vielleicht nochmal einen ganz anderen Zugang zu Themen hat.
Ja, hätte ich mir auch viel, viel mehr Zuspruch gewünscht, vielleicht sogar auch noch in Richtung Anwender, Praktiker*innen, Praktiker, die das auch noch irgendwie mit besuchen.
Kristin Oswald
Ja, das wäre eine schöne Gelegenheit. Wir sehen das ja auch immer wieder, dieser Austausch zwischen Forschung und Praxis. Es gibt Forschung, auch wichtige Erkenntnisse, aber wir wissen auch, die Praktiker*innen haben gar keine Zeit, sich über alles zu informieren, was es gibt oder da nochmal zu schauen.
Und da ist sonst die anderen Tagungen sind ja oft wiederum sehr praxisgemäß. Dann werden die Beispiele vorgestellt, dann wird erzählt, wir haben das und das gemacht. Da fehlt vielleicht so ein bisschen die forschungsreflektive Perspektive manchmal.
Und da wiederum ist eigentlich dann die Frage, was bedeutet das jetzt für die Praktiker*innen? Man könnte das, glaube ich, schön verbinden in einzelnen Formaten. Gleichzeitig muss man aber auch sagen, also auch als Praktikerin könnte ich mich ja entscheiden, einfach dorthin zu fahren, mir das anzuhören und dann fragen.
So passiert ja scheinbar auch nicht.
Dirk Schütz
Für mich gehört das auch zusammen. Forschung ist für mich kein Selbstzweck. Forschung soll auch der Gesellschaft was bringen, wird auch von der Gesellschaft finanziert.
Das heißt, es muss auch einen Rückfluss von Erkenntnissen in die Praxis, in die Gesellschaft zurückgeben und da auch kommuniziert werden. Die Leute müssen sich damit auch auseinandersetzen. Das heißt, man guckt in alle Bereiche der Gesellschaft, wo das besser oder weniger funktioniert und dass da eben Verwerfungen entstehen, weil eben diese gesellschaftlichen Diskussionen dazu nicht geführt werden oder auch die Informationen nicht so vermittelt werden, dass man sich ein Bild machen kann.
Also das erwarte ich eigentlich auch von Forschenden im Kulturmanagementbereich, dass die eben ganz aktiv von sich auch proaktiv gucken, dass die Forschungsergebnisse, das, was man dort entwickelt, auch mit der Praxis abgeglichen werden oder in die Community gesendet werden im Sinne einer Wissenschaftskommunikation.
Kristin Oswald
Ja, nicht nur das. Also zum einen kann es ja auch die Basis für Lobbyarbeit sein, also für kulturpolitische Entscheidungen auch ganz klar. Und das andere ist ja auch, ich meine, ich beschäftige mich ja mit Social-Media-Forschung und da ist es im Prinzip ähnlich.
Man braucht auch die Einblicke in die Praxis, um die eigene Forschung fundieren zu können, um sich überlegen zu können, was sind denn Gründe dafür, dass Dinge so sind, wie sie sind. Das heißt, es ist eben nicht nur, es fließt in eine Richtung, sondern es muss eigentlich in beide Richtungen fließen, sofern ich denn diese praxisbezogene Forschung betreibe, die ja eine Kulturmanagement-Forschung ist. Die ist ja in den wenigsten Fällen eine rein theoretisch, soziologisch, philosophisch, kulturwissenschaftliche Forschung, sondern meistens geht es ja irgendwie um Praktiken im weitesten Sinne.
Und dann brauche ich aber auch ein Verständnis für diese Praktiken. Ich will nicht sagen, dass das die Forschenden nicht haben. Ich will nur sagen, dass es natürlich ein Kommunikationsfluss in beide Richtungen einfach sein muss. So, jetzt haben wir wahnsinnig viel über eine Tagung geredet.
Julia Jakob
Und ich habe auch viele Anknüpfungspunkte zu den Tagungen gefunden, auf denen ich war. Also Herbst würde ich jetzt mal auf den August mit ausweichen, weil Ende August waren wir ganz spontan bei der ersten Mitteldeutschen Nachtkonferenz, die ausgerichtet wurde zwischen Verantwortlichen aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen und hat in Leipzig in der Moritzpastel stattgefunden, also auch passend zum Thema Clubkultur und Live-Spielstätten, die eben die Nachtkultur bieten, direkt einen Ort aus diesem Bereich dann auch als Veranstaltungslocation gewählt. Von der Umsetzung dadurch, die erste war noch ausbaufähig.
Es waren drei Podiumsdiskussionen, die natürlich sehr frontal dann auch gewesen sind. Und ich glaube aber mit der Netzwerkveranstaltung, die dann am Abend stattgefunden hat, war das auch ganz gut und so für eine erste Bestandsaufnahme für alle zu sehen. Okay, ich bin nicht alleine mit den Sorgen, weil das Thema Prekariat und auch Ehrenamts getragenen Strukturen spielt natürlich in der Nachtkultur eine sehr große Rolle.
Gleichzeitig muss man aber auch sagen, dass das natürlich auch ein Bereich ist, der glaube ich an den verschiedensten Stellen immer wieder auch um Anerkennung kämpfen muss. Also das heißt, Nachtkultur wirklich auch als Teil der Kultur irgendwie zu begreifen, weil dort natürlich kulturmanageriale Dinge auch stattfinden, dass es nicht eben nur Freizeit und Vergnügen ist, was dort stattfindet. Party machen natürlich auch, aber nichtsdestotrotz muss es Leute geben, die sich um alles kümmern, dass das überhaupt stattfinden kann.
Und dann natürlich auch Kosten, die du brauchst, wenn es jetzt darum geht, irgendwie Lärm und Brandschutzauflagen zu erfüllen. Dann langzeitig natürlich aber auch sämtliche Krabbenkämpfe, die dann vielleicht auch mit der Stadtgesellschaft stattfinden, sich um Clubschutzzonen oder sowas zu kümmern, dass man weiterhin auch noch da bleiben darf und nicht irgendwie in dem Umkreis, in dem man ist, in einem Wohngebiet stattfindet und man dann wirklich wieder Lärmkonflikte irgendwie hat. Und gleichzeitig aber auch so Themen wie Avernus, die ja auch für viele dieser Orte immer relevanter werden und aber auch Personal und Wissen brauchen, um das eben einzubringen.
Und wenn man dann irgendwie über die Hälfte der Clubs hat, die ehrenamtlich betrieben werden, ist da natürlich erstens sehr viel Luft nach oben, aber halt auch eine entsprechende Grenze des Möglichen, was man da umsetzen kann. Und Arbeitszeiten, die auch nicht für jeden wie gemacht sind. Und damit natürlich auch, also ich meine, wer sich dafür entscheidet, für den ist das irgendwie in Ordnung.
Aber man muss sich trotzdem immer wieder auch vor Augen führen, dass das eben so mit einer normalen Work-Life-Balance, wie sie immer wieder gepredigt wird, nur schwer zu vereinbaren ist.
Dirk Schütz
Andererseits musst du ja auch sagen, dass diese Szene, gerade Clubszene in den 80er, 90ern, eine ganz treibende Kraft war. Auch ein wirtschaftlich total interessanter Bereich. Das hat sich ja fundamental verändert, aus ganz vielerlei Gründen.
Auch wie du sagst, ist es immer ein komplexes Thema. Und was ich schade fand, habe ich dann gehört, aber vielleicht gehen wir das nächste Mal eben dorthin. Genau zu dem Thema gab es ja dann die Stadt nach Acht-Konferenz in Augsburg.
Schöne Grüße an Jürgen Jenninger, die dort stark gefunden hat, die uns empfohlen wurde auch nochmal als eine ganz tolle Veranstaltung. Vielleicht gehen wir da ja auch mal hin, wo eben ähnliche Themen, wo es auch diskutiert wurde, wie eben das Nachtleben in Stadt, Land, in Clubs aussehen soll und wie sich das weiterentwickelt.
Kristin Oswald
Zumal man ja sagen muss, also auch öffentliche Kultureinrichtungen gehören ja unter Umständen zum Nachtleben. Also Konzerte finden Abend statt, Lesungen, so verschiedene Veranstaltungen in Museen, in Archiven, Bibliotheken. Das ist ja nicht so, dass im Prinzip 18 Uhr ist Schluss und dann übernehmen die freien Wilden.
Sondern es gibt da ja ganz viele Überschneidungen, was auch was mit Infrastruktur zu tun hat. Du hast das Awareness-Thema genannt. Nachhaltigkeitsthema spielt eine große Rolle und Finanzierungsthema natürlich entsprechend auch.
Und ich glaube auch, dass wir über das Thema Clubs, denn da gab es ja in den letzten Jahren die große Debatte mit quasi der Anerkennung als Kultur, genauso wie es beispielsweise bei den Games ist, ganz stark über die Frage, was ist eigentlich Kultur in einem engen Sinne und was ist eigentlich das, was wir irgendwie als Sinn und Zweck damit verbinden, glaube ich, nochmal neu diskutieren müssen. Und gerade ich meine in Hinblick auf Publikum.
Dirk Schütz
Ja, und auch wirtschaftliche Dinge. Also ich glaube, sie wären anders besteuert und würden sich wirklich freuen, wenn es da Änderungen gäbe, weil sie, wie du sagst, tatsächlich auch ein Teil der Kultur sind.
Julia Jakob
Absolut. Ja, und Kultur ermöglichen. Also wenn da irgendwie ein Jazz-Konzert stattfindet, dann ist das auch in einem engen Sinne auf jeden Fall Kultur und sollte auch im Cycling einfach weiter diskutiert werden.
Du hast da ja auch ganz viele verschiedene Möglichkeiten, gerade wenn wir jetzt über Räumlichkeiten sprechen, was da umgesetzt werden kann. Ob da irgendwie eine Lesung stattfindet, ein Comedy-Programm oder dann eben doch ein Konzert oder meinetwegen auch eine größere Diskussion, die sich um gesellschaftspolitische Themen dreht. Kannst du dort alles stattfinden lassen?
Hast du gleichzeitig super diverse Publika, die sich wahrscheinlich all das anschauen werden?
Dirk Schütz
Bis hin zu Leuten, die aus der frühen Erfahrung und dem Arbeiten vielleicht in solchen Einrichtungen sogar später eine Karriere und ein Arbeitsleben in der Kultur weiterführen und vielleicht auch dort ausgebildet werden, dann aber in große Häuser gehen.
Kristin Oswald
Und du hast natürlich die Raumfrage. Du hast im Prinzip Räume, die den Großteil des Tages leer stehen. Ja.
Und wo man schon sich überlegen könnte, okay, könnte man die aber dann beispielsweise auch im Sinne der finanziellen Grundlage nicht tagsüber für andere Dinge nutzen, sei es beispielsweise für kulturelle Bildung oder für was auch immer und zum einen den Betreibenden quasi ein bisschen das finanzielle Risiko zu mindern und gleichzeitig für andere wieder Orte zur Verfügung stellen.
Dirk Schütz
Ich weiß sogar von vielen Orten, von vielen Clubs, die genau das, was du jetzt aufgezählt hast, machen, aber ehrenamtlich und dafür von den Städten kein Geld kriegen. Und das einfach, weil sie für sich auch sagen, das gehört zu unserem Arbeitsethos, zu unserem Denken, welche Angebote wir machen dazu und gehört zum Gesamtkomplex dessen, was wir für die Menschen tun wollen dazu. Bis hin, dass sie natürlich auch Teile der Gesellschaft ansprechen, die eben nicht in den normalen Kulturangeboten abgebildet werden und dafür auch sorgen, dass die auch eine Teilhabe-Möglichkeit haben.
Julia Jakob
Ja, und das kam auf jeden Fall bei der MINA, ist die Abkürzung für die Mitteldeutsche Nachtkulturkonferenz. Das kam da auch sehr deutlich raus, dass es einfach steht und fällt mit dem, wie wohlgesonnen die Stadt oder wie wichtig die Stadt eben die Nachtkultur empfindet. Leipzig ist da ein sehr positives Beispiel.
Dort hat man eine Kulturbürgermeisterin, ist glaube ich nicht das richtige Wort, aber Skadi Jennicke, auf jeden Fall, die das sehr ernst nimmt und damit verbunden natürlich auch in die Stadtentwicklungsplanung mit aufnimmt und ganz klar sagt, das ist ein hohes Gut, was wir haben. Bei uns endet quasi die Kultur nicht mit, wie Kristin schon sagte, 18 Uhr, Bürgersteine werden hochgeklappt, sondern auch da findet noch was statt und das ist auch ein wichtiger wirtschaftlicher Aspekt für die Stadt, weil Leute extra für Konzerte, für Partys irgendwie dorthin kommen, müssen auch wieder wegkommen. Also das heißt, wenn du irgendwie auf den Nahverkehr auch noch mit angenommen bist, machst du ja da wieder Umsatz in irgendeiner Art und Weise und das einfach irgendwie als treibende Kraft innerhalb der Stadt irgendwie auch zu sehen.
Und das Thema Ehrenamt wiederum hat auch auf der zweiten Tagung, an der ich digital teilgenommen habe, die Kulturconvention, die Abschlusstagung vor dem Kölner Institut für Kultur, Arbeit und Weiterbildung eine Rolle gespielt. Dort ging es dieses Mal vor allem darum, wie Kultur Demokratie stärken kann angesichts des Rechtsrucks, der innerhalb Ostdeutschlands auf jeden Fall sehr deutlich spürbar geworden ist, spätestens mit den Landtagswahlen und aber natürlich auch in anderen Orten Deutschlands eine Rolle spielt. Und dort hat unter anderem das Phönix Theaterfestival aus Erfurt sein diesjähriges Konzept vorgestellt, vielleicht kannst du dann auch gleich noch ein bisschen was ergänzen dazu.
Hattest du dir davon was angeschaut?
Kristin Oswald
Nee, auch nicht.
Julia Jakob
Sie sind auf jeden Fall dieses Jahr rausgegangen, also sie sind jedes Jahr irgendwie mit unterschiedlichen Konzerten unterwegs und haben dieses Jahr gesagt, okay, sie wollen auf den Platz der Völkerfreundschaft in Erfurt, das ist in einem Plattenbaugebiet und haben deswegen als Pendant zu den Domstufenfestspielen, die jedes Jahr als super großes Event vom Erfurter Theater auch eben auf dem Domplatz stattfinden, gesagt, wir machen die Plattenstufenfestspiele und sind rausgegangen, haben ganz viel Outreach dann auch betrieben, sich mit den Anwohnenden dort unterhalten, die natürlich auch mit freiem Theater bisher wenig Berührungspunkte hatten. Vieles davon wird vielleicht auch erst mal auf die sehr arzi und komisch gewirkt haben, aber nichtsdestotrotz waren immer wieder auch Leute da, die sich das regelmäßig angeschaut haben.
Es gab auch eine Wünschebox, in die negatives Feedback natürlich auch mit aufgenommen wurde, was sich die Veranstaltenden aber auch zu Herzen genommen haben, was für mich da neben dem Ehrenamtsaspekt, den ich ganz furchtbar finde, weil das ist ein großes, also da wird nicht nur der Stadt Erfurt, sondern auch generell so Thüringen und Bärendienst erwiesen und es wird nicht finanziert, sondern sie konnten das nur so stemmen, das haben die beiden, die da eben das vorgestellt haben, auch ganz klar gesagt, weil sie ganz viele ehrenamtliche Helfende hatten, basierend aus Freund*innen und aber auch Familien, die einfach immer mit angepackt haben, Bierbänke hin und her getragen, das alles aufgebaut haben, sie hätten das aus ihren, ich glaube es sind fünf feste Leute, die hätten das alleine nicht stemmen können und das ist irgendwie eine riesengroße Kacke, wenn man sich überlegt, dass der Antrieb dahinter vor allem auch war zu sagen, Heimatliebe, das muss per se nichts Rechtskonnotiertes sein, ist es in meinem Empfinden erstmal schon, wenn ich das höre, aber prinzipiell hat man da gesagt, wir lieben Erfurt, Erfurt ist unsere Heimat und wir wollen das nicht irgendwelchen rechtsradikalen Arschlöchern überlassen, auf gut Deutsch gesagt, was können wir also tun, um diese Räume für uns zu besetzen und das zu machen, was wir gut finden, verschiedene Leute vielleicht auch davon zu überzeugen, dass das Vielfalt immer besser ist, als irgendwie sehr reduzierte Graustufen und da dachte ich auch wieder, das ist aber so doof, dass ihr das nur ehrenamtlich stemmen könnt und Leidenschaft auch da immer wieder nicht mit einer monetären Gegenleistung irgendwie verbunden ist.
Dirk Schütz
Ja, du sagst das Dilemma, das war ein tolles Projekt, was ich so gehört habe und auch der Ansatz ist ja wirklich toll, aber es ist eben ein Projekt und das ist das Dilemma, solche Dinge zu verstetigen, das muss eigentlich das Ziel sein und genau eben in diesen Wohngebieten, die auch eine Berechtigung haben, kulturell bespielt zu werden, die auch eine Berechtigung haben, kulturelle Angebote, Angebote zum sozialen Miteinander zu bekommen und das Fatale ist natürlich im Osten nochmal und das wird in den alten Bundesländern nicht anders gewesen sein, wenn ich so Stadtteilzentren und sowas auch sehe.
Es gab einfach früher in den Stadtteilen viel mehr kulturelle Angebote und die waren nicht immer gleich, sondern dann ist man von einem Stadtteil zum anderen auch gezogen, weil dort war eben, was weiß ich, die Bibliothek, im anderen Stadtteil die Disco oder was auch immer, aber es waren dort Angebote und man hat dort eben auch Dinge erleben können, musste nicht dafür in Innenstädte gehen, in Institutionen gehen, die vielleicht nicht niedrigschwellig genug für alle sind und da wieder hinzukommen und zu begreifen, dass das auch für das gesellschaftliche Miteinander und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ein wichtiger Aspekt ist, denn das ist nicht nur ein kultureller Aspekt, da, glaube ich, muss auch Kulturpolitik viel, viel mehr diskutieren und nicht nur Kulturpolitik, sondern auch andere, die mit der Entwicklung von der Stadt beschäftigt sind.
Kristin Oswald
Naja, und ich glaube, das Thema Ressourcen spielt, glaube ich, auch eine ganz große Rolle. Warum muss denn jedes Projekt, jede Initiative immer selbst Ressourcen stellen? Also es gibt doch Ressourcen, es gibt doch kulturelle Ressourcen und wenn ich als Stadt ganz viele verschiedene Arten von Kultureinrichtungen und ja auch von Infrastruktur, Kulturdirektionen, Kulturämter, Eventmanagement, Abteilungen, was auch immer habe, kann ich nicht irgendwie eine gemeinsame Ressourcennutzung etablieren, die einerseits Geld spart, weil ich es nicht über Fördermittel querfinanzieren muss, die nachhaltiger ist und die dafür sorgt, dass viel mehr ermöglicht werden kann.
Also ich meine, einen Bierbänke in Erfurt wird es ja wohl in der Kulturdirektion irgendwo geben, also um nur ein Beispiel zu nennen. Und wir sind es halt so gewohnt, in diesen Silos zu denken, das Silo Theater, das Silo Museum, das Silo Dies und das Silo Archiv und das Silo Bibliothek, dass dieses Miteinander und diese Sachen auch viel stärker zusammenzubringen, als zu sagen, jedes Haus muss eine eigene Abteilung, eine eigene Person, ein eigenes Lager für irgendwas haben. Wenn man es denn auch gemeinsam tun kann, würde es, glaube ich, auch ermöglichen, dass man auch viel mehr auf die Beine stellen kann.
Dirk Schütz
Diese Diskussion gibt es speziell in Erfurt. Also ich bin ja gerade involviert in die Weiterentwicklung des Kulturentwicklungsplans und genau solche Dinge werden dort diskutiert. Was für mich spannend ist, vor knapp 20 Jahren habe ich ein Handbuch Kulturfinanzierung rausgebracht.
Und genau diese Aspekte, wie man mit Ressourcen umgeht, waren für mich schon ganz wesentliche Aspekte und Bestandteile dieses Handbuchs. Und 20 Jahre später reden wir darüber, dass das ja neue Ideen sein können. Das ist schon irgendwie traurig.
Gerade vor dem Hintergrund, dass wir auch über Nachhaltigkeit und Ähnliches nachdenken, gehört das für mich eigentlich mit dazu, auch von großen Einrichtungen, wirklich zu schauen, dass sie die Dinge, die sie für sich finanziert kriegen, auch anderen zur Verfügung stellen können. Ich weiß, dass das nicht immer einfach ist. Aber zu schauen, wie kann man eine sinnvolle Bibliothek der Dinge oder ein Ausleihsystem oder was auch immer entwickeln, damit auch andere, die eben nicht so viel Geld vielleicht für ihre Projekte haben, daran partizipieren können.
Das wären einfach richtig gute Wege.
Kristin Oswald
Ich überlege gerade, es ging letztens worum? Die städtische Kita. Das war es. Und dann habe ich wieder so die Eigenlogik der Stadtverwaltung. Also das Kind geht in eine städtische Kita und nachmittags, wenn die Kita schließt, wird das Restessen weggeworfen. Warum?
Ich habe dann gefragt, wie ist das nicht? Können die Eltern das mitnehmen? Kann man das nicht verschenken? Nebenan ist die Tafel. Kann man das dort hingeben? Nein.
Warum kann man das nicht? Naja, weil die Stadt das ja bezahlt hat. Was ja nur teilweise richtig ist, weil die Eltern das ja auch mitbezahlen. Und ich also schon sagen könnte, ich möchte das aber gerne abholen, was ich gesagt habe. Aber die Stadt quasi sagt, wir können nicht etwas verschenken, was wir aus öffentlichen Mitteln bezahlt haben, aber wegwerfen können wir es schon. Und dann dachte ich, wie ist da die Logik?
Also man kann irgendwie mit Gesundheit und Reinlichkeit, Hygiene, wobei ich in der Kita, in der Küche würde ich mal davon ausgehen, dass das auch eine große Rolle spielt. Aber es macht quasi so vieles klar, auch in diesen Eigenlogiken der Städte, dass ich auch zum Beispiel nicht Dinge, die ich ausrangiere, eben nicht verschenken darf, auch alte Möbel oder sowas, sondern dann immer gucken muss, wie man das irgendwie auf die Reihe bekommt über Weitergabevorgaben und dies und das. Und gleichzeitig halt jeder behält so seins für sich.
Und die Idee, Dinge zu teilen, sorgt glaube ich, wie es ja auch im Privaten ist, für viele Menschen, die einfach viel lieber Sachen kaufen, als Sachen zu leihen oder zu teilen, auch auf dieser institutionellen Ebene. Passend dazu hat der Bundesverband der freien darstellenden Künste jetzt in Vorbereitung auf ihre Tagung zwei Online-Talks gemacht, bei denen es um Kooperation und Netzwerke quasi zwischen Institutionen der darstellenden Künste und freien Initiativen ging. Und vorgestellt wurde unter anderem ein Projekt, bei dem es darum ging, dass, ich glaube, freie Theatergruppen, freie Szene sich bewerben konnten auf quasi Spielplätze, also Plätze im Spielplan von einem großen Theater.
Ich bin mir nicht mehr hundertprozentig sicher, aber es war sehr spannend, weil die Person, die das vorgestellt hat, war aus der freien Szene und meinte eben also, das ist schon aus dieser Machtperspektive und aus dieser Teilperspektive sehr kritisch. Man musste sich darauf bewerben und man hatte quasi die ganze Zeit zum einen das Gefühl, dass man sich beweisen muss, als so kleine Initiative in diesem hochdurchstrukturierten Theater sehr stark auch betrachtet wurde als unprofessionell, auf jeden Fall auf der Prozessebene, und dass es eigentlich ebenso ein gönnerhaftes „Wir geben“ war. Wir geben aber, ihr habt euch auch anzupassen, und weniger ein, wir teilen und machen irgendwie zusammen und eben wieder nur auf einer Projektebene, nicht im Sinne von, wir holen uns jetzt dauerhaft eine Theatergruppe ins Haus, aber anstatt eben zu sagen, wir etablieren eine dauerhafte Kooperation mit der freien Szene, um auch neue Formate zu testen, Publika, all die Dinge, ist dann doch eben irgendwie ein die großen professionellen, wie auch immer Hochkultur, öffentliche Institutionen und eben die kleinen freien Akteur*innen, da ganz klar geworden ist, dass das eigentlich mit Augenhöhe an ganz vielen Stellen, selbst wenn es gut gemeint ist, aber nicht unbedingt was zu tun hat.
Dirk Schütz
Ich will jetzt gar nicht wieder das Fass aufmachen, der ganzen Diskussion, die wir die letzten Monate hatten, über die Theaterlandschaft in Deutschland und die ganzen Skandale, die es da gab, also wenn man da für sich den Anspruch hat, besonders professionell zu sein, dann gab es genug Beispiele dafür, wo Professionalität nicht ganz so ausgeprägt vor allem war.
Kristin Oswald
Ja, aber das ist eben diese Formate, das ist ja weder nachhaltig, noch irgendwie ressourcenschonend, noch entstehen da ja irgendwie Synergien. Wenn ich einfach sage, hier ist ein Raum, du kannst kommen, ich gebe dir eine Stunde und einen Tontechniker, dann ist das ja keine Synergie in dem Sinne. Ich will nur sagen, also das ist quasi nicht das, was ich jetzt persönlich irgendwie als Lösung für das Raum-, Geld- und Ressourcenproblem trachten würde, das sich ja offensichtlich durch alle unsere Tagungen in diesem Herbst durchgezogen hat.
Dirk Schütz
Zum Glück muss man ja sagen, gibt es auch wiederum andere gute Beispiele, wo man sieht, dass die Orchester oder Theater eröffnen und wirklich genau in die Richtung Projekte entwickeln, sich als Labore auch zur Verfügung stellen. Das sind ja gute Ansätze im Entstehen und Probieren. Und ich glaube, wenn das Schule macht für alle, wäre das sowohl für den Kulturbereich als auch für die Gesellschaft nur ein Gewinn.
Kristin Oswald
Dirk, jetzt warst du ja nun auch die letzte Tagung, glaube ich, über die wir noch nicht gesprochen haben, beim Forum Theatercontrolling. Was war denn das Thema diesmal?
Dirk Schütz
Puh, da erwischst du mich gerade völlig auf den falschen Fuß. Müsste ich mal gucken. Das Spannende war, wie gesagt, dass es wieder ein Potpourri von Themen war.
Einerseits hat Rainer Klapp noch mal, habe ich ja gesagt, seine Studie vorgestellt. Es wurde der Entwurf eines neuen Studiengangs vorgestellt und zur Diskussion gestellt.
Kristin Oswald
Zum welchen Thema?
Dirk Schütz
Zum Thema Betriebswirtschaft und Kultur, also eine Verbindung von BWL und Kultur.
Julia Jakob
In Lübeck, ne?
Dirk Schütz
In Lübeck, genau. Fand ich sehr spannend. Die Hochschule hat auch die Chance genutzt von den Expert*innen, die eben im Controlling arbeiten und da eben einen betriebswirtschaftlichen Zugang zu den Themen auch haben, Feedback einzuholen, was, glaube ich, sehr hilfreich war.
Kristin Oswald
Aber was ist der Unterschied zu einem klassischen Kulturmanagementstudium?
Dirk Schütz
Dass man dort eben in einem Bachelorstudium, was eingebettet ist in die normale BWL, dann eine Spezialisierung in der Kultur hat und einen stärkeren Schwerpunkt Betriebswirtschaftslehre hat mit eben den Angeboten, die dazugehören, wenn man das in Richtung Kulturmanagement denkt.
Julia Jakob
Das Ganze ist quasi die Folge von einem Forschungsprojekt an der FH Lübeck?
Dirk Schütz
Genau.
Julia Jakob
Gibt es auch im Magazin jetzt in der Dezember-Ausgabe einen Beitrag dazu, wie Sie das angegangen sind, die ganzen Controlling- Prozesse, um eben auch Controlling in Kultureinrichtungen ein bisschen einheitlicher zu machen oder vielleicht auch attraktiver, weil es ja eigentlich eine Kernaufgabe sein sollte, aber irgendwie doch stiefmütterlicher betrieben wird?
Dirk Schütz
Letztendlich wurden auch ein paar Forschungsprojekte auch vorgestellt, gerade zum Thema Controlling Management. Prof. Breckel hatte da etwas dazu beigesteuert und was ich eigentlich am interessantesten und am schönsten fand, aus verschiedenen Studiengängen wurden Studierende eingeladen, die für sich eine Perspektive im Thema Controlling Betriebswirtschaftslehre im Kulturbetrieb sehen und die kamen nicht nur aus Ludwigsburg, sondern auch aus Frankfurt am Main und aus anderen Städten und die dann die Chance hatten sozusagen mit den Praktiker*innen und Praktikern mal in einen Diskurs zu gehen.
Ich durfte das dann moderieren und einerseits Fragen stellen konnten, die für sie wichtig waren, um die betriebliche Praxis einfach kennenzulernen und andererseits aber auch mal ihre Erwartungen und ihre Anforderungen an den Kulturbetrieb zu formulieren, die sie hätten, wenn sie eben in diesen Bereich einsteigen wollen. Und da waren wirklich schöne Diskussionen entstanden, ganz spannende Perspektiven ausgetauscht wurden. Die Studierenden waren sehr dankbar, dass sie diese Möglichkeit auch hatten, was ich nur bereichernd fand.
Also ich finde es immer gut, wenn Studierende da mit dabei sein können und Leute, die quasi am Berufsanfang sind, weil die einfach nochmal einen ganz anderen Blick auf Dinge werfen und vieles auch hinterfragen. Und so zum Abschluss war es nochmal sehr interessant zu sehen, da gab es dann noch einen Vortrag über das Energiemanagement am Staatstheater Kassel und die Potenziale, die man doch relativ einfach an solchen großen Häusern heben kann, was das Ressourcenmanagement insgesamt auch betrifft.
Kristin Oswald
Ja, da braucht ihr nur in unseren Live-Fan schauen. Klimafreundliche Kulturgebäude, in dem es ja genau darum geht, also wie kann man den Betrieb ressourcenschonender und das heißt natürlich auch geldschonender gestalten mit kleinen Stellschrauben, die eben nicht heißen müssen, ich muss jetzt super viel Technik ausbauen oder wahnsinnig viel Geld investieren. Und das aber sehr schnell sehr sehr deutlich werden kann, was dann am Ende gespart wird.
Und dann natürlich die Frage ist, gerade als öffentliche Institution, wenn man vorher mit dem Träger spricht und fragt, wie ist es denn, wenn ich jetzt 5000 Euro im Monat Energie- oder Stromkosten spare, stellst du mir die dann auch zur Verfügung, damit ich sie anderweitig ausgeben darf?
Dirk Schütz
Das Superspannende zu dem ganzen Thema ist, wie logisch und naheliegend so viele Dinge sind, die aber überhaupt nicht angefasst werden. Also diese Nehmer- Mentalität, die eben da ist, durch die öffentliche Finanzierung, führt häufig auch zu einer gewissen Betriebsblindheit, was bestimmte Dinge betrifft, die man als Privatperson selbstverständlich machen würde. Natürlich würde ich meinen Stromvertrag irgendwie mal vergleichen, um vielleicht einen günstigeren Stromvertrag zu finden.
Und man kriegt dann immer wieder, wenn man sich damit beschäftigt, absurdeste Beispiele, wo es dann sogar auch Stromanschlüsse gibt an Häusern, die gar nicht genutzt werden, aber bezahlt werden oder überdimensionierte Stromverträge da sind.
Kristin Oswald
Oder 300 Kühlschränken.
Dirk Schütz
Genau, in einem Theater gab es 300 Kühlschränke, weil natürlich jeder, jede Mitarbeiterin sich seine eigenen Getränke kühlen wollte, inklusive noch der ganzen zusätzlichen elektrischen oder elektronischen Geräte, die da irgendwo, ohne natürlich beim Betrieb das angemeldet zu haben, dann betrieben wurden. Und da sieht man einfach, da gibt es wirklich wahnsinnig viele Potenziale.
Kristin Oswald
Ich meine zum Teil, wenn die Häuser nicht mal quasi ihren Stromvertrag selbst abschließen, weder Rechnungen noch Abrechnungen bekommen, das auch gar nicht wissen, weil das alles über den Träger läuft.
Dirk Schütz
Oder sozusagen sklavisch damit verbunden sind oder auch Bedingungen akzeptieren müssen, auf die sie gar keinen Einfluss hatten. Gerade wenn wir jetzt sehen, dass viele Gebäude renoviert werden oder auf Fördermann gebracht werden und Architekten dann auch zum Teil Berechnungen einstellen, die viel zu überdimensioniert sind, gerade weil sie zum Beispiel Probleme im Nachhinein aus dem Weg gehen wollen, dass es vielleicht zu unterdimensioniert berechnet wurde und berechnet man meistens eher überdimensioniert, was aber wieder dazu führt, dass man viel Geld verliert, weil man dann einfach Kapazitäten hat, die man lange nicht ausschöpft.
Kristin Oswald
Ja und das halt Nachhaltigkeit ist halt kein zwingendes Kriterium für Kulturneubauten oder Umbauten und das also meiner Meinung nach ist das ein riesen Problem. Ich meine, wir sind hier in Weimar, da wurde vor nicht allzu vielen Jahren ein riesiger Betonklotz als Museum hingesetzt. Die Frage, ob das heute noch rechtfertigbar ist in irgendeiner Form, ich finde schon, dass wir uns die auch stellen müssen.
Dirk Schütz
Ja, und ich weiß, ich war damals in der Diskussion aktiv mitbeteiligt, weil wir über ein Sponsoring eines großen Elektronikherstellers, den wollten wir dem Haus zuführen. Das hat alles nicht geklappt. Da ging es um OLED-Beleuchtung und plus dann an dem Haus war ja auch eine Außenanlage mit Wasser geplant, die wahrscheinlich in den ganzen Diskussionen der Aufheizung von Innenstädten durchaus sinnvoll gewesen wäre, all das ist dann eben nicht gebaut worden.
Und heute diskutieren wir eben genau darüber, wie man das wieder in Innenstädten installieren kann, damit das Klima einfach in den Städten besser wird. Haben wir uns wieder in die Depression gelegt.
Kristin Oswald
Ich möchte noch mal an das Käse-Sandwiche.
Julia Jakob
Und an das Kneipen-Quiz.
Kristin Oswald
Und an das Kneipen-Quiz, das wirklich ganz großartig war. Genau, aber in diesem Sinn, ihr habt es gemerkt, hat sich bei uns in diesem Herbst eigentlich ganz viel und wahrscheinlich bei euch auch irgendwie um Geldräume und Ressourcen gedreht. Unsere Vermutung ist, dass das auch in den nächsten Monaten noch so bleiben wird. Wir sind aktuell auf der Suche nach guten Beispielen für all diese Themen.
Also wenn ihr etwas kennt, selbst etwas gemacht habt, was dazu beigetragen hat, dass ihr zum Beispiel mehr Einnahmen habt oder ihr jetzt Ressourcen mit anderen teilt, um jedenfalls mit sinkenden Haushalten umzugehen, dann sagt uns gerne Bescheid. Und ansonsten können wir euch verraten, dass wir in der nächsten Folge, sofern alles klappt, wieder einen Gast haben werden, eine Gästin. Idealfall, wer es sein wird, erfahrt ihr zu gegebener Zeit.
Wir hoffen natürlich, dass auch ihr wieder eine gute Tagungssaison hattet und Hinweise auf die nächste Tagungssaison im Frühjahr und alles, was im Kulturbereich so stattfindet an Austausch, Konferenzformaten und allem Weiteren, findet ihr natürlich in unserem Kalender, den wir euch gerne auch noch mal verlinken in den Shownotes. Wir hoffen, ihr genießt den Spätherbst. Bis zum großen W ist es nicht mehr weit.
Und genau, dass ihr euch davon nicht allzu sehr stressen lasst vom Jahresende und den großen Vorbereitungen, die jetzt anstehen, sondern ein bisschen vielleicht noch die Sonnentage genießen könnt. Bei uns scheint auf jeden Fall gerade die Sonne ins Fenster.
Julia Jakob
Heute seit Ewigkeiten ist es eine richtig wohltat.
Kristin Oswald
Endlich mal wieder. Genau. In diesem Sinne. Bleibt gesund.
Dirk Schütz
Eine schöne frohe Weihnachts- und Weihnachtszeit und einen gesunden Jahreswechsel.
Kristin Oswald
Dirk greift schon sehr weit vor.
Und auf jeden Fall freuen wir uns, wenn ihr das nächste Mal wieder dabei seid, wenn es heißt Dienstags im Koi.