Dienstags im Koi - der Podcast von kulturmanagement.net

Interview mit Anja Hoffmann und Jens Bortloff: Arbeitsbedingungen in der musealen Bildungsarbeit

Julia Jakob, Kristin Oswald, Dirk Schütz, Olivier Marchal Season 1 Episode 43

Vermittlung galt lange als prekäre Notlösung für jene, denen die Qualifizierung für „echte“ Museumsarbeit fehlt. Einen Überblick über die heutigen Rahmenbedingungen dieses Arbeitsfelds in deutschen Museen geben Anja Hoffmann (DASA Arbeitswelt Ausstellung Dortmund) und Jens Bortloff (TECHNOSEUM Mannheim) im Interview. Beide haben langjährige Erfahrung in musealer Vermittlung bzw. Verwaltung sowie als (ehemalige) Sprecher*innen der Arbeitskreise zu diesen Themen im Deutschen Museumsbund.

Schriftliches Interview im KMN Magazin ab Seite 29: https://www.kulturmanagement.net/dlf/bdebf67d74d6dc9b94e6845cb2c4459f,8.pdf

Herrenberg-Urteil: https://www.kulturrat.de/presse/pressemitteilung/herrenberg-urteil-atempause-fuer-bildungsanbieter-und-honorarkraefte/

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Arbeitsbedingungen in der musealen Bildungsarbeit. Das Gespräch führte Kristin Oswald. 

Liebe Frau Hoffmann, was gehört heute zur Arbeit in der musealen Vermittlung?

Anja Hoffmann: Die klassische Führung gehört an vielen Häusern immer noch zu den am meisten gebuchten und geschätzten Vermittlungsangeboten. Aber natürlich sind die Formate heute so vielfältig wie unsere Besucher*innen und deren Bedürfnisse. Wenn Vermittlung mit Kommunikation verknüp# ist, gehört auch Social Media dazu. Wenn wir Bildung als Kernnehmen, geht es auch um Ausstellungsdidaktik, also in kuratorischen Prozessen so mitzuwirken, dass Ausstellungen zielgruppengerecht aufbreitet sind, und darauf au&auend Formate zu entwickeln. Der Vielfalt der Formate und Aufgaben sind also fast keine Grenzen gesetzt, auch wenn der direkte Kontakt mit den Objekten für die meisten Museen immer noch am wichtigsten ist.

Und wie steht es um die Anerkennung innerhalb der Museen?

AH: Bildung und Vermi lung sind mi en im Museum angekommen, auch

was die Anerkennung angeht. Zumindest die großen Häuser haben eigene

Abteilungen dafür, mit einer großen Struktur und unterschiedlichen Be-

rufsbildern. Und auch in kleineren Häusern weiß man den Wert zu schätzen. Das bildet sich auch in der Förderlandschaft ab, an den Universitäten

und Hochschulen oder in der Art, wie die großen Verbände mit Bildung und

Vermi lung umgehen.

Herr Bortloff, ist es auf der Verwaltungsebene ähnlich? Entspricht etwa die

Bezahlung der Vermittler*innen deren Anerkennung?

Jens Bortlo!: Mitunter ist noch immer ausschlaggebend, wie viel Geld

man „übrig“ hat, und dann wird nach Kassenlage bezahlt. Das ist nicht nur

ethisch problematisch, sondern bei Anstellungen nach Tarifvertrag auch

rechtlich falsch, da man hier die Tätigkeiten eingruppieren und entspre-

chend bezahlen muss. Für eine vermi elnde Tätigkeit ist allerdings in der

Regel kein Masterabschluss erforderlich, sodass dafür keine E-13 angesetzt

werden kann – außer für konzeptionelle museumspädagogische Tätigkei-

ten. Für die operative Vermi lung reicht ein Bachelorabschluss oder der

Weg dahin aus. Auch wenn jemand gerade studiert, kann man die Person im

Einzelfall zum Beispiel in die Gruppe 9b einordnen.

Welche Informationen gibt es denn über die Menschen, die in der Vermitt-

lung arbeiten?

AH: Es sind nach wie vor deutlich mehr Frauen als Männer in diesem

Berufsfeld tätig. Und bei den festangestellten Kolleg*innen stellen wir

langsam den Generationenwechsel fest. Das ist auch schön, weil die neuen

jungen Kolleg*innen aus anderen Studiengängen und mit anderen Qua-

lifikationen kommen, was ich sehr bereichernd finde. Ansonsten ist der

überwiegende Teil freiberuflich tätig, insbesondere in der operativen Ver-

mi lungsebene.

Das bestätigt auch die Studie „Ausgerechnet: Museen“ vom Juli 2025. Wa-

rum ist dieser Anteil so hoch?

JB: Meine Erklärung dazu ist: Der Bildungsgedanke im Museumswesen

ist in den 1920er-Jahren erstmals aufgetreten. Aber bis in die 90er-Jahre

standen keine Stellen dafür zur Verfügung, also nahm man freiberufliche

Mitarbeitende. Meiner Meinung nach muss ein Museum einen bestmög-

lichen Einfluss auf die Vermi lungsarbeit nehmen können, aber gerade

diese direkte Verbindung zum Publikum gibt man aus der Hand. Erst später

kam vor allem durch Betriebsprüfungen der Deutschen Rentenversicherung

das Verständnis auf, dass die Freiberuflichkeit eine juristische Grenze hat.

Teilweise wurde sie von den Gerichten auch als unzulässig bewertet. Und

dann musste man gegensteuern. Ich habe daher eher den Eindruck, dass das

angestellte Vermi lungspersonal zunimmt.Laut den Zahlen des Instituts für Museumsforschung zur Vermittlung hat

die Freiberuflichkeit seit 2017 zugenommen. Mir erscheint es aber auch

eher so, als gäbe es mehr feste Stellen. Frau Hoffmann, wie ist Ihr Ein-

druck?

AH: Ja, das würde ich unterschreiben. Gleichzeitig ist es eine Frage von An-

gebot und Nachfrage. Angesichts von Digitalisierung, Diversität, Individua-

lisierung usw. als Aufgaben auch für die Vermi lung ist es kaum möglich,

dass die meist wenigen Personen im Museum das alles beherrschen. Meine

Hypothese wäre deshalb, dass es durch diese Vielfalt an Bedürfnissen und

Angeboten mehr freiberufliche Spezialist*innen gibt, die für bestimmte

Aufgaben eingekau# werden. Zudem arbeiten gerade in der operativen per-

sonellen Vermi lung viele Quereinsteiger*innen für ein paar Stunden die

Woche, überwiegend Frauen. Es gibt hier also Bedarfe nach Freiberuflich-

keit von Seiten der Menschen, die in diesen Berufszweig einsteigen wollen.

Ich vermute, dass diese Kombination der Grund dafür ist, dass die Zahlen

steigen.

Während der Tagung 2023 der Arbeitskreise Verwaltungsleitung und Bil-

dung und Vermittlung wurden verschiedene Modelle dafür diskutiert, wie

Vermittler*innen an den Museen tätig sind. Können Sie das Spektrum kurz

vorstellen?

JB: Ein Modell ist, dass alles an einen zentralen Museumspädagogischen

Dienst ausgelagert wird, bei dem die Museen die Vermi lungskrä#e

abrufen, gerade in größeren Städten. Das muss der jeweilige Museums-

dienst dann sozialversicherungsrechtlich gut und zulässig gestalten. Der

Nachteil ist, dass diese Personen keine direkte Beziehung zu den einzelnen

Museen haben. Viele Museen beschäftigten auch nur freie Mitarbeitende.

Das ist nicht per se schlecht, denn das sind hochspezialisierte Menschen,

die das wunderbar machen. Aber rechtlich gesehen darf ein Museum kein

enges Weisungsverhältnis zu diesen Krä#en haben, man kann sie also

nicht so in den Betrieb integrieren wie die Mitarbeitenden. Dann gibt es

Museen, die nur angestellte museumspädagogische Kräfte haben. Diese gehören richtig ins Team, man kann ihnen Weisungen erteilen, Dinge ge-

meinsam entwickeln usw. Und es gibt eine Mischvariante: Für bestimmte

Veranstaltungen wie Führungen werden freie Mitarbeitende eingesetzt,

weil man da die inhaltliche Leine lockerlassen kann. Aber Formate wie

Workshops übernimmt angestelltes Vermi lungspersonal. Es gibt also

kein Patentmodell, sondern jedes Museum muss selbst entscheiden, wel-

ches das richtige ist.

Freiberufliche Vermittlung im Museum hat den Ruf, prekär zu sein und

auch belastend aufgrund der damit verbundenen Unsicherheit. Hat sich

diese Situation verbessert?

AH: Ja, viele Häuser haben die Honorare angehoben und viele Verbände

geben inzwischen konkrete Honorarempfehlungen. Vor allem ist aber auf

beiden Seiten das Bewusstsein dafür gestiegen, dass freiberufliche Vermi -

ler*innen ein Geschä# betreiben und von ihrem Honorar auch Steuern,

Versicherungen und Nebenkosten bezahlen müssen. Gleichzeitig hat vieler-

orts eine Professionalisierung eingesetzt. Teilweise müssen die Museen

den Forderungen der Freiberufler*innen auch deshalb nachkommen, weil

die Nachfrage nach museumspädagogischen Angeboten ungebrochen ist,

aufgrund der Arbeitsmarktlage aber weniger qualifizierte Krä#e verfügbar

sind. Es arbeiten bspw. immer seltener Studierende semiprofessionell in der

Vermittlung, um sich etwas dazu zu verdienen. Und woran liegt es, dass sich das so verändert hat? Ist es der demografi-

sche Wandel? Oder hat das Sicherheitsbedürfnis zugenommen, etwa in

Folge der Pandemie?

JB: Vermutlich führt beides dazu, dass den Museen weniger Vermi lungs-

krä#e zur Verfügung stehen. Und dann wirken einfach Marktgesetze: Je

geringer das Angebot, desto höher die Preise. In bestimmten Städten ist

es mi lerweile schwer, überhaupt museumspädagogische Krä#e zu be-

kommen, weil es dort zum Beispiel keine Universität gibt. Dann muss die

Anreise aus anderen Städten bezahlt werden, was auch getan wird. Das sind

ganz andere Zeiten als noch vor 10, 20 Jahren. 

Nun stehen im öffentlichen Kulturbereich umfangreiche Kürzungen an. In-

wieweit kann das die Situation wieder verändern?

AH: Ich finde die Frage wirklich schwierig zu beantworten. Ich könnte

mir vorstellen, dass vom Abbau fester Stellen auch die Bildung von be-

tro!en sein wird. Personelle Vermi lung durch Freiberufler*innen, also

der unmi elbare Kontakt mit den Gästen, ist aber so ein enormes Aus-

hängeschild, dass ich stark ho!e, dass an der Stelle Budgets Bestand haben

werden.

JB: Ich bin auch immer ho!nungsvoll. Das Problem ist, dass es vielen

Museen schon jetzt finanziell nicht sehr gut geht. Und es gibt nur weni-

ge Stellen, an denen man sparen kann, will man keine Leute entlassen.

Eine davon sind die freien Mitarbeitenden. Ich befürchte, dass es auf-

grund dieser Zwänge zu Einschränkungen kommen kann, auch wenn ein

Haus das nicht will. Eine Alternative ist, dass man einen zusätzlichen Tag

schließt, sodass man durch diese Ersparnisse an den Ö!nungstagen ein

gutes Programm bieten kann – und das ist das Wichtigste. Dieses Szenario

gefällt mir nicht, aber man muss abwägen, was besser ist für das Haus und

die Ö!entlichkeit.

Vermittlungsangebote könnten auch teurer werden, was in Hinblick auf

den Zugang für finanziell benachteiligte Gruppen aber auch nicht die

ideale Lösung ist.

AH: Das stimmt. Wenn wir Preise festsetzen, ist es ein Austarieren zwischen

dem, was unsere Gäste sich unserer Einschätzung nach leisten können, und

dem, was die Arbeit wert ist. Man kann auch über Formate mit weniger

personeller Vermi lung nachdenken. Aber Evaluationen zeigen, dass kein

anderes Format diese Qualität erreicht.

Zusätzlich schränkt das Herrenberg-Urteil Freiberuflichkeit wohl stark ein.

Kann das auch Auswirkungen auf die Museen haben?

JB: Ja, „Herrenberg“ ist relevant in der Museumsszene und wird auch disku-

tiert. Es gab zuvor nur sehr wenige Urteile für diesen Bereich. Nach einem

Urteil des Landessozialgerichts Baden-Wür emberg werden Vermi lungs-

krä#e als Dozenten angesehen und haben damit den gleichen Status wie

Lehrkrä#e an Musikschulen oder Volkshochschulen. Entsprechend ist das

Herrenberg-Urteil des Bundessozialgerichts, das eine Musikschullehrerin

betraf, auch für Museen maßgebend. Und das ist eine wesentliche Ver-

schärfung der bisherigen Rechtslage. Demnach ist die Weisungsgebunden-

heit, die bisher als ausschlaggebend betrachtet wurde, gar nicht mehr so relevant, weil solche Lehrkräfte immer eine große Weisungsfreiheit haben.

Sie gelten aber jetzt nur als selbstständig, wenn sie ein großes unternehme-

risches Risiko tragen – es beispielsweise keine Ausfallhonorare gibt –, sie

nicht in die Institution eingegliedert sind, sie sich vertreten lassen, eigene

Kunden zu akquirieren, auf eigene Rechnung handeln und ihre Arbeitszei-

ten selbst bestimmen können. All das ist mit einer guten musealen Ver-

mi lung kaum mehr vereinbar. Nun gibt es zwar eine Übergangsregelung

bis Ende 2026, sofern die Lehrkra# zustimmt. Aber das ist eine Schonfrist.

Danach wird es für die Selbstständigkeit in der Museumspädagogik leider

schwieriger als bislang. Frau Hoffmann, würden Sie zustimmen, dass das ein „Leider“ ist? Oder ist

es in Hinblick auf berufliche Sicherheit auch eine Verbesserung?

AH: Es ist dahingehend ein „Leider“, dass nicht alle Museen Vermi ler*in-

nen festanstellen können. Aber das Urteil kann natürlich auch zu einer

weiteren Professionalisierung führen. Gleichzeitig müssen wir Museen prü-

fen, unter welchen Konditionen wir mit den Kolleg*innen arbeiten. Zum

Beispiel treiben die Freiberufler*innen mitunter ihr Geld selbst ein, wenn

Besucher*innen nicht kommen. Müssen das dann die Museen machen? Was

das Modell auf allen Ebenen für die Museen bedeutet, muss also erst noch

von A nach Z durchdacht werden.

JB: Ich habe deswegen „leider“ gesagt, weil ich die Wahlfreiheit gut finde

– also, dass es freie Mitarbeitende geben kann, wenn es für alle Beteiligten

das am besten geeignete Modell ist. Natürlich bin ich gegen Missbrauch

der freien Mitarbeit und dafür, möglichst viele angestellte Vermi lungs-

krä#e zu haben, wenn das für die Beteiligten das Richtige ist. Aber das

Urteil des Landessozialgerichts Baden-Wür emberg war da einfach praxis-

gerechter. „Herrenberg“ ist aus meiner Sicht hier zu rigoros, es führt dazu,

dass die Museen die Freiheit nicht mehr haben, ihren Betrieb so zu organi-

sieren, wie es für sie richtig ist. Angestellte Museumskrä#e können sich,

wenn überhaupt, nur die größeren Museen leisten. Für die kleineren ist

nicht nur die Bezahlung ein Problem, sondern auch der Aufwand, jemanden einzustellen. Wenn „Herrenberg“ dazu führt, dass manche Museen

keine Vermi lung mehr anbieten können, ist das Urteil nicht gut für die

Museumsbranche.

Laut „Ausgerechnet: Museen“ 2023 geschieht ein großer Teil der Vermitt-

lungsangebote im Museum als Nebenaufgabe oder ehrenamtlich. Was

bedeutet das in Bezug auf die Professionalisierung?

AH: Ich sehe da keinen Widerspruch. Auch ein ehrenamtlich geführtes Haus

oder Mitarbeitende mit anderen Schwerpunkten können gute Vermi -

lung machen. Das Wichtigste ist, dass das auf einem Fundament steht. Das

Minimum ist ein Bildungskonzept, das Zielgruppen und Ziele festlegt und

über das man die Qualität steuern kann. Die Zeit dafür muss man sich ein-

mal nehmen und dann alle drei bis fünf Jahre prüfen, ob man nachjustieren

muss. Ich kenne viele Klein- und Kleinstmuseen, in denen die Museums-

leitung auch in sehr kleinen Teams oder mit Unterstützung freiberuflicher

Honorarkrä#e ein Bildungskonzept entwickelt hat, in dem sich die Ver-

mi lung entfalten kann. Darauf au&auend können Angebote so groß oder

so klein, so vielfältig oder so fokussiert entwickelt werden, wie das jeweilige

Museum es braucht. Wenn die Vermi lung gut strukturiert ist und alle wis-

sen, was sie tun, kann gut das funktionieren. Und mit einem Bildungskon-

zept kann man auch Mittel einwerben. Mich inspiriert immer wieder, dass

gerade im ländlichen Bereich häufig sehr gut in Kooperationen gearbeitet

wird mit dem Kindergarten oder der Grundschule in der Nachbarscha#.

Hier können sich kleine Museen pädagogische, didaktische Expertise holen,

gemeinsam Angebote erarbeiten und Synergien scha!en – auch auf ehren-

amtlicher Basis. 

JB: Ich möchte auch eine Lanze für die ehrenamtlich betriebenen Museen

brechen. Das sind nicht nur sehr viele Museen – wohl die meisten –, son-

dern sie haben auch eine enorme gesellscha#liche Bedeutung. Manchmal

sind sie die einzigen kulturellen Einrichtungen weit und breit, gerade auf

dem Land. In diesem Bereich muss nicht alles professionell laufen. Und

genauso wie bei den großen Museen gibt es da ganz unterschiedliche

Häuser und auch richtig gute. Die Landesmuseumsverbände und Landesstellen leisten im Übrigen hier gute Dienste. Wir Museumsprofis sollten

die Nase da nicht hochtragen, sondern diese Häuser auch anerkennend

fördern. Gibt es abschließend noch ein Thema, das Ihnen auf dem Herzen liegt und

über das Sie gern sprechen würden?

AH: Das gibt es tatsächlich. Für mich ist Bildung für nachhaltige Entwick-

lung ein inspirierendes neues Arbeitsfeld, das viele Aspekte bündelt und

fokussiert. Ganz unterschiedliche Häuser nutzen die Ausrichtung dieses

Bildungsmodells auf zukun#sorientiertes Handeln und Empowern von

Menschen, um sich zu ö!nen. Und dabei vereinen sie all die vielen emen

wie Inklusion, Diversität oder Partizipation unter einem Dach, um konse-

quent in Sachen Bildung in die Zukun# zu gehen.

JB: Ich möchte zwei Aspekte nennen, fast schon einen Appell formulieren.

Einmal sollten die Museen Vermi lung noch mehr schätzen, noch wichti-

ger nehmen und fördern. Das ist teilweise immer noch unter Wert. Ich will

sogar so weit gehen, dass die Museen die Bildungsarbeit genauso wichtig

nehmen sollten wie die Ausstellungsarbeit und nicht als deren Anhängsel

betrachten. Der andere Appell ist, dass die ö!entlichen Geldgeber darauf

achten müssen, dass die wertvolle Arbeit, die in der musealen Vermi lung

geleistet wird, nicht zu stark leidet. Die Bildung an Museen wird in der

Gesellscha# und in der Politik als etwas Freiwilliges betrachtet und nicht

genauso geachtet wie die Bildungsarbeit von klassischen Bildungseinrich-

tungen, insbesondere Schulen. Das halte ich für einen großen Fehler. Jede

Institution muss, wo nötig, ihren Beitrag zu Einsparungen leisten, aber

gerade in der digitalen Welt wird meines Erachtens der analoge Museums-

besuch immer wichtiger werden.

Ich danke Ihnen dafür, dass Sie Ihre Zeit und Ihre Expertise mit uns geteilt

haben.