Lost in Transformation
Wir erkunden die dünne Linie zwischen Organisationsstruktur und Unternehmenskultur. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Art und Weise, wie eine Organisation aufgebaut ist, einen tieferen Einblick in ihre Kultur geben kann, als es auf den ersten Blick erscheint. Dieser Podcast richtet sich an alle, die sich für das dynamische Zusammenspiel von Organisationsstrukturen und Unternehmenskultur interessieren.
Lost in Transformation
Gründen ohne Grenzen Part 1: Zwischen Flucht, Klassismus und Kapital – Der ungewöhnliche Weg zum Gründer und Investor
Sıddık Turhalli ist sieben Jahre alt, als er mit seiner kurdischen Familie aus politischen Gründen aus der Türkei nach Deutschland flieht. Die erste Station: ein Flüchtlingsheim in Rostock – zur Zeit von 9/11, in einer Umgebung voller offener Anfeindungen gegenüber Muslimen. Es folgen Jahre in einem Dortmunder Brennpunkt, in dem Bildung und Aufstieg alles andere als selbstverständlich sind. Und doch schafft Sıddık genau das – mit Disziplin und Neugier.
Im Gespräch mit Erdal Ahlatci spricht Sıddık über seinen Weg durch ein System, das voller Hürden ist: von ALG-II-Sanktionen, die Bildung erschweren, über seine Gründung und fehlende Netzwerke in der akademischen und wirtschaftlichen Elite bis hin zum strukturellen Klassismus, der auch in der Start-up- und VC-Welt Alltag ist. Über die Dynamiken der Gründungsfinanzierung, das System der Warm Leads und die strukturelle Unsichtbarkeit migrantischer Gründer*innen. Über Craveys – sein Unternehmen, ein Snack-Start-up, das mit gerösteten und gewürzten Sonnenblumenkernen ein Produkt neu positioniert, das in Deutschland oft mit Armut assoziiert wird. Eine bewusste Entscheidung gegen den Mainstream und für kulturelle Selbstermächtigung.Und er spricht über seinen Widerstand dagegen – mit Taten.
Sıddık ist nicht nur Gründer, sondern war auch Investor in der deutschen VC-Szene. Ein "Schwarzkopf" auf der Investmentseite, wie er selbst sagt – eine Seltenheit. Seine Erfahrungen dort zeigen, wie stark der Zugang zu Kapital durch Netzwerke, kulturelle Codes und einen „Similarity Bias“ geprägt ist: Investiert wird oft in jene, die den Investierenden ähneln – in Auftreten, Sprache und Selbstbewusstsein. Wer bescheiden kalkuliert oder seine Herkunft nicht versteckt, fällt durch das Raster.
Obwohl er selbst erst mit 23 von der Möglichkeit eines Stipendiums erfährt, gründet er ein eigenes Stipendienprogramm – eines der diversesten Deutschlands. Es schaut nicht auf Noten, sondern auf Lebensrealitäten.
Diese Episode erzählt von einem, der den Aufstieg geschafft hat – ohne dabei zu vergessen, wo er herkommt. Über das Gründen ohne Zugänge. Das Investieren mit Haltung. Und über die Kraft, die entsteht, wenn man beginnt, sich selbst ernst zu nehmen – auch wenn es andere nicht tun.
Diese Episode ist die erste von drei Folgen, die im Rahmen der Initiative „Gründen ohne Grenzen“ von der Bertelsmann Stiftung aufgenommen wurden. Ziel der Initiative ist es, mehr junge Menschen, mehr Menschen mit Migrationsgeschichte, mehr Frauen und mehr Menschen aus sozial benachteiligten Milieus zu ermutigen und zu unterstützen, den Schritt zu wagen, ihr eigenes Start-up zu gründen.
Das ist der Podcast von agyleOS - der People & Culture Plattform für Skill-basierte Organisationen. Erfahrt mehr darüber, wie ihr mit agyleOS eine euer Unternehmen entwickeln und visualisieren könnt auf unserer Website. Für die neuesten Updates zu agyleOS folgt uns auch auf LinkedIn.
Feedback zum Podcast per Mail oder auf LinkedIn:
Erdal: ea@agyleos.com oder LinkedIn
Podcast LinkedIn Profil.
Musik & Postproduktion:
Joscha Grunewald
Ich bin mir nicht sicher, ob in Deutschland bewusst ist, dass es solche Leute gibt. Und ich meine davon nicht irgendwie die Shows jetzt auf Sat.1, ich glaube mitten im Harzleben oder sowas, sondern es geht wirklich noch extremer. Also auch, dass man nicht raucht und kein Alkohol trinkt und trotzdem kein Geld hat. Also auch diese Beispiele gibt es. Leider sehr, sehr schwierig zu vermitteln, weil man das Gefühl schon selber füllen muss, um es zu verstehen, wie hart sowas sein kann. So, herzlich willkommen in einer weiteren Episode Lost in Transformation. Wir haben ja lange pausiert. Jetzt wieder gestartet und mit drei Special Folgen. Und zwar geht es um Gründen, Gründen ohne Grenzen. Die drei Folgen werden gefördert von der Bertsmann Stiftung mit dem Ziel Gründung sichtbar zu machen für Menschen mit Migrationsgeschichte, Migrationsbezug. Junge gründende Menschen mit Wunsch nach sozialem Aufstieg. Ich mag das Wort sozialer Aufstieg nicht, aber das können wir nochmal sprechen, also was das dann bedeutet. Und natürlich auch Gründen ohne Grenzen, das ist praktisch mehr Chancengleichheit, dass das ganze Gründungsökosystem auch diverse ist und auch diverse Vorbilder. Und es geht auch viel um Klassismus. Wer kann gründen? Haben alle Möglichkeiten zu gründen? Was sind die Voraussetzungen? Und dafür werde ich unterschiedliche Gäste haben. Und heute habe ich einen Gast, den ich sehr schätze, den ich auch persönlich kenne, Siddig Turhalle. Und das Schöne ist, Siddig ist Gründer und hat auch lange bei VCs gearbeitet, bei Investoren und hat Migrationsgeschichte. Auch dazu werden wir nochmal reden, wir beide. Und herzlich willkommen, Siddig. Ja, danke für die Einladung, Erdal. Ich freue mich auf unsere Themen und bin mir sicher, dass wir da auf einige sehr, sehr spannende Findings kommen. Ja, Siddik, ich folge dir schon länger auf LinkedIn und wir hatten uns zuerst ausgetauscht, da warst du VC oder Investor oder hast bei Investoren gearbeitet. Dann habe ich irgendwann mal gesehen, du hast gegründet. Dann habe ich nochmal gesehen, du hast nochmal eine Art Verein gegründet, glaube ich, Empathy. Und dann habe ich gesehen, dass diese Gründung auch nicht Tech-Company ist, weil ich komme ja aus dem Tech und meistens die Startups, die ich jetzt immer so kenne, gründen haben eine Software-Idee. Und dann habe ich gesehen, komplett was anderes. Deswegen bin ich total neugierig. Und vielleicht kurz zu deiner Geschichte, weil ich kann mich noch erinnern, du kommst aus einer geflüchteten Familie. Ist das so? Genau, richtig. Wir sind Koden aus der Türkei. Kannst du kurz was dazu sagen? Also seit wann bist du in Deutschland geboren? Kurz dazu, das wäre super zum Einstieg. Ja, total. Erstmal danke für die Intro, Erdal. Ich bin geehrt. Irgendwie hört sich das immer so an, als wäre ich hibbelig. Das trifft auch genau zu. Ich bin ein hibbeliger Mensch, der sehr viele neue Sachen probiert und einfach auf die Fahne schreibt und einfach macht. Genau, richtig. Ich bin 2001 mit sieben aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Die erste Station war dann in Rostocker Flüchtlingsheim. Dort waren wir knapp ein Jahr. Und von dort aus, nachdem du dein Aufenthaltserlaubnis erhältst, das ist ja auch so ein beschattetes Thema. Nicht viele wissen darüber Bescheid. Aber wenn du ausreichend gefährdet bist in deinem Heimatland, gibt es Möglichkeiten, auch ein relativ schnell unbefristeter Aufenthaltserlaubnis zu erhalten. Das haben wir dann gemacht. Und danach ging es quasi relativ schnell in den Dortmunder Brennpunkt. Genau, das heißt, das ist ja für mich zum Vorstehen, das ist ja komplett bei Start bei null. Ich kann mir vorstellen, mein Vater war schon in Deutschland. Wir kamen nach, das war die Gastarbeiter-Generation, das war Anfang der 80er. Und jetzt kommst du 20 Jahre später nach Deutschland alle zusammen. Also wir hatten noch so ein bisschen Anker. Der Vater war schon dort. Also dann kamen wir zu ihm. Aber ihr seid ja alle zusammengekommen. Kompletter Neustart. Es war ein kompletter Neustart. Mein Vater ist allerdings aus Ägypten. Da hat er studiert, ist dann nach Deutschland gekommen. Und wir sind dann quasi aus der Türkei, haben uns dann in Rostock getroffen. Wahnsinn. Und dann fängst du mit der Schule an, mit sieben? Genau, richtig. Also erstmal ging es darum, Deutsch zu lernen. In Rostock, relativ schwierige Zeit. Das war in der Zeit, wo 9-11 stattgefunden hat. Ich erinnere mich noch, es gab ja damals noch diese schicken Telefonzellen. Direkt vor dem Flüchtlingsheim war eine. Und ich erinnere mich noch, wie wir da mit meiner Mutter, sie trägt Kopftuch, quasi die Familie in der Heimat angerufen haben. Mit allem, was wir zusammen ersparen konnten. Und ein Moment, der mir im Kopf geblieben ist, wie Nazis tatsächlich zur Telefonzelle gekommen sind. Dagegen gespuckt haben, dagegen getreten haben. Mit ihren typischen Outfits. Und das halt mit einer Frau und einem sehr, sehr jungen Sohn. Das hat natürlich Eindruck hinterlassen. Nichtsdestotrotz ging es danach nach Dortmund. Deutsch lernen, klar, am Anfang irgendwie mit den Händen. Als Kind, muss ich sagen, hat man es einfacher, deutlich einfacher, als bei den Eltern. Nichtsdestotrotz, im Brennpunkt, wo wir dann hingezogen sind, hatten wir eine Migrationsquote von über 90%. Und da ist es natürlich auch etwas schwieriger, Deutsch im Alltag zu lernen. Wenn eine Bäckerei türkisch spricht, wenn der Supermarkt türkisch spricht und du eigentlich kaum aus dieser Bubble herauskommst. Ich kann mich erinnern, wie schnell ich Deutsch gelernt habe. Ich war neuneinhalb Jahre, wie ich nach Deutschland gekommen bin. Und wir waren zwar nicht im Brennpunkt, aber in Bayern war das so eine Regel, dass die Kinder der Gastarbeiter alle in eine Klasse gehen. Das heißt, wir waren isoliert von den deutschen Kindern und wir waren praktisch von 1. bis 4. Klasse in einem Raum, simultan mit einer Lehrerin, die praktisch Erstklässlern lesen und schreiben beigebracht hat, den Viertklässlern was anderes gleichzeitig. Und trotzdem habe ich extrem schnell Deutsch gelernt. Also es ist wirklich so, dass ich immer diese Diskussionen mitbekomme, dass Kinder nicht Deutsch können. Aber aus meiner Erfahrung, ich habe ja jetzt eine kleine Tochter, Kinder lernen extrem schnell Deutsch. War das bei dir auch so? Hast du das Glück gehabt, dass du sehr schnell Deutsch gelernt hast? Absolut. Also ich habe natürlich das Glück, dass mein Papa mich da unterstützt hat. Nicht sprachlich, er konnte die Sprache auch nicht, aber zumindest in die Bibliothek zu bringen und ein paar Bücher auszuleiten. Ich würde sagen, ich habe Deutsch und mein Allgemeinwissen zusammen mit Was-ist-was-Büchern gelernt. Ich habe alle Bänder dann irgendwann durchgelesen. Ich würde sagen, dass 80% meines Allgemeinwissens immer noch darauf beruht. Aber das hat extremst geholfen, was natürlich deutlich schwieriger war, als es in den Analyse-Teilen der weiterführenden Schule ging. Wenn du sehr viele Begriffe, und in Deutschland lieben wir Fachbegriffe, nicht verstehst, also nicht mal die Aufgabe verstehst, kannst du sie schlecht bearbeiten. Ich glaube, ich erinnere mich an keinen Tag, wo ich im Fach Deutsch, ich habe eigentlich ein okayes Abi, über die drei gekommen bin. Das habe ich bis zum Ende nicht geschafft. Es ist extrem schwierig für viele Menschen, also nicht nur mit Migrationsgeschichte, sondern auch für arme Menschen überhaupt zu studieren, Abitur zu machen. Du hast es ja, du hast so schnell Abitur gemacht. Was waren die größten Schwierigkeiten? Also ganz kurz, so ein bisschen Schnelldurchlauf, Grundschule, danach direkt ins Gymnasium, ich weiß nicht. Wie es dazu kam, bist du da im Studium? Ja, also meine Stärke schon immer war einfach Mathematik. Ich verstehe in Zahlen, ich denke zum Teil binär, ich glaube in der kreativen Branche nicht so gerne gesehen. Nichtsdestotrotz kam ich aufgrund von Mathematik von der Grundschule, da durfte ich auch eine Klasse überspringen. Dann wiederum war ich wieder der Jüngste in der Klasse und bin danach direkt aufs Gymnasium gekommen, aufgrund meiner Mathematikkenntnisse. Deutsch hat es hinterher gehinkt, aber von dort aus quasi irgendwie immer wieder gerade durchgekommen und im Abi hat es dann irgendwann einen Klick gemacht. Da war ich aber auch in anderen Kreisen irgendwann unterwegs, aus Zufall. Also mit Basketball bin ich dann in diese Kreise gekommen und meine größte Herausforderung war, meine Eltern konnten sehr lange keine Stelle finden. Beide Positionen wurden nicht anerkannt in Deutschland und sie haben es nicht geschafft, fünf Jahre Lehre da jetzt nochmal reinzuhauen. Was mich immer wieder verwundert hat, also ich habe immer gearbeitet, ich war Schiedsrichter, ich war Trainer, ich habe Pizzen ausgeliefert, aber als ich dann richtig quasi arbeiten wollte, wurde mir das in dem Sinne verwehrt, weil meine Eltern ARG II empfangen haben. Ich erinnere mich noch, ich habe bei Ansons, das ist ein Tochterunternehmen von Piek und Kloppenburg, gearbeitet. Ich wusste nicht, dass man so etwas anzeigen musste, aber meine Mutter wurde angezeigt vom Arbeitsamt und dann mussten wir die ganze Summe zurückzahlen. Das Geld, das ist in Deutschland immer noch so, wenn du über 100 Euro verdienst in einem Haushalt und das kannst du egal wie machen, musst du 70% davon wieder zurückgeben. Also wenn du dann 500 Euro verdienst, kannst du diese 100 Euro behalten und dann kannst du noch irgendwie so 50, 60 Euro für dich behalten. Und all den Rest musst du eigentlich zurückzahlen oder das wird von den Eltern gekattet. Das war natürlich sehr schwierig. Die einzige Lösung war, ich musste ausziehen. Und wenn ich relativ früh ausziehen musste, das habe ich dann direkt zum Studium gemacht, waren meine Eltern auch gezwungen, in eine kleinere Wohnung zu ziehen, weil dann die Personenanzahl nicht mehr gestimmt hat mit meiner kleinen Schwester. Das sind natürlich die Herausforderungen, die keiner da draußen kennt, aber sehr, sehr krasse Fragen, die man sich selbst stellt. Also soll ich jetzt irgendwie an meine Zukunft denken, aber meine Eltern leiden darunter? Wenn ich doch raus bin und arbeiten sollte, muss ich unbedingt meine Eltern unterstützen, nicht andersrum. Und ja, das war eine harte Zeit, die wir dann gemeinsam als Familie irgendwie ganz gut absolviert haben. Wie alt warst du, wie du ausgezogen bist? Ich war 18. Du hast praktisch gearbeitet, Abitur gemacht und ausgezogen, oder? Genau, also ich bin direkt nach dem Abi quasi ausgezogen. Und das ist lustig, auch bei BAföG gilt das eigentlich, als Einkommen. Das heißt, ich konnte auch keinen BAföG beziehen, ohne dass ich dann quasi all das Geld in die Miete reinschießen musste, was dann quasi nicht mehr der Fall war, weil es nicht übernommen werden würde. Das heißt, ich bin ausgezogen und konnte dann BAföG nehmen und habe dann nebenbei noch gearbeitet. Und was hast du studiert? Anfänglich bei den Südländern ist es ja so, die Eltern kennen zwei, drei Jobs. Das ist einmal Jura, dann ist es Medizin. Und wenn sie sophisticated sind, dann vielleicht Ingenieurswesen. Ich habe ein Praktikum im Krankenhaus gemacht, in der Kardiologie. Ich wollte eigentlich Medizin studieren, aber dann hat das Praktikum nicht ganz so gepasst. Und wenn du nicht weiterweißt, vor allem als Flüchtling in der ersten, ich glaube, manchmal sagen sie auch nullte Generation, dann machst du das, was deine Freunde machen. Und dann habe ich mich für Wirtschaftswissenschaft meiner Uni Bochum eingeschrieben. Mit 18? Ja. Wow, das ist schon unglaublich. Also mit sieben nach Deutschland, dann elf Jahre später arbeiten und Studium mit 18. Das ist schon unglaublich. Und was glaubst du, was war das? Also ich meine, für mich ist es nicht außergewöhnlich, aber für viele Menschen, also ich sage, es ist nicht außergewöhnlich, weil man tatsächlich, ja, also bei mir war das so, ich habe einen anderen Lebenslauf. Aber eigentlich ist man so, wie soll ich sagen, so irgendwie hungrig oder so wissbegierig, dass man das schafft. Aber natürlich gibt es auch viele Schicksalsschläge. Also bei mir war das sehr viel Armut und mein Vater hatte auch Suchtprobleme. Dadurch war diese Familie nicht intakt. Ich glaube, wenn wir eine intakte Familie gewesen wären, hätte ich bestimmte Sachen früher geschafft. Ich habe ja vieles auf dem zweiten Bildungsweg gemacht. Aber bei dir war das ja so, ich meine, das kennt man ja nur von Bildungsfamilien oder Akademikern, wo die Kinder alles sehr schnell machen. Also ich habe ja noch eine Bonustochter, meine Stifttochter, die hat das zum Beispiel auch sehr schnell gemacht. Und deswegen frage ich mich, was war das denn mit 18? Also hattest du das Gefühl, weil du aus einer migrantischen Familie kommst, dass du es machen musst? Oder was war der Treiber, dass du so schnell das gemacht hast? Ja, total. Ich glaube, was bei mir sich ganz gut materialisiert hat, war zum Teil Sturheit. Also geht nicht, gibt es nicht. Egal worin. Ich würde sagen, ich bin jetzt nicht der allerstabilste und breiteste und habe trotzdem Taekwondo gemacht. Bis zum schwarzen Gürtel war dann der B-Meister. Und dann fand ich Basketball cool. Ich bin 1,77m groß, jetzt nicht sonderlich groß und kam in die Jugendbundesliga rein, weil ich dann irgendwie 10 Mal die Woche trainiert habe in der Jugend. Und das hat ein bisschen gezeigt, wenn du doppelt so viel machst wie die anderen, weil du relativ viel kompensieren musst, dann kommst du trotzdem irgendwo hin. Natürlich, in der Wirtschaft hast du dann irgendwann ein Limit, wo du einfach ohne Netzwerk nicht reinkommst. Aber zumindest im Sport, und ich glaube, das war auch der Grund, warum viele Freunde von mir einfach Sportler werden wollten, Rapper werden wollten, da musstest du sehr viel Zeit reinstecken und Disziplin haben, und dann wurdest du halbwegs erfolgreich, auch wenn die Erfolgsrate bei unter einem Prozent ist. Und ich meine, du hast jetzt studiert, selbstfinanziert, so war das bei mir auch, also BAföG plus alles, also die Eltern unterstützen dich, das ist für viele, weil letztens habe ich mit jemandem gesprochen, überhaupt nicht so selbstverständlich, und ich dachte, das ist total selbstverständlich. Also kennst du wahrscheinlich, also ich denke, so habe ich studiert, und ich dachte, okay, dann muss ich fragen, wie, jemand hat dir dann monatlich Geld lösen, ja, meine Eltern haben ein bisschen unterstützt, aber das gab es bei dir auch nicht so wie bei mir, also es gab keine Unterstützung monatlich von deinen Eltern. Nee, gar nicht, also da sprechen wir dieselbe Sprache, eher andersrum, also wie kann ich irgendwie mein Umfeld unterstützen, und wenn du dann als einer der wenigen irgendwie im Viertel dein Abitur machst, dann hast du auch eine Pflicht, den Leuten zu helfen, das heißt, du hast dann nebenbei noch deine altruistische Ader, wo du Bewerbungen machst, Einstellungstests für die Azubis machst, damit die ihre Position bekommen, also alles drum und dran, war aber natürlich sehr gut auch für mich, damit ich quasi nicht sage, okay, ich mache jetzt einfach nur mein Ding, sondern, also du kriegst mich auf der Straße, aber du kriegst die Straße nicht aus mir, und das ist bis heute geblieben, auch einer der Gründe, warum ich in eine Stiftung gestartet habe. Ja, und dann hast du Studium, wie lange hast du studiert? Also ich habe den Bachelor erst gemacht, fairerweise war ich nach sechs Wochen nicht mehr wirklich an der Uni, ich habe eigentlich nur noch die Prüfung geschrieben, es war einfach eine fremde Welt für mich dort, und hab so viel gearbeitet, dass ich mir mein Auslandssemester selbst finanzieren konnte, und das ist ja noch mal ein Brett, wenn du overseas dein Auslandssemester machen möchtest. Lustigerweise wusste ich bis dahin nicht mal, was das Wort Stipendium bedeutet, also das habe ich erst mit 23 gelernt, ich hatte keine Ahnung von Stipendien oder was es da draußen gibt, und da rede ich immer gerne von Circle of Competence, also Sachen, von denen wir nicht mal wissen, dass wir sie nicht wissen, also wie kann ich das googeln, wenn ich jetzt gar nicht auf der Agenda habe und nie mitbekommen habe, und war dann im Auslandssemester, und dann kamen die Leute aus der BHO, aus St. Gallen, aus Oxford, von LSI, und haben mir dann irgendwie die Augen geöffnet und mir Sachen mitgeteilt, von denen ich absolut keine Ahnung hatte, also ich kannte Investmentbanking aus Filmen, ich wusste nicht, dass es was Greifbares ist, und die achte Investmentbank ist um die Ecke, Commerzbank, wenn die von 9 bis 17 Uhr in der Kundenberatung arbeiten, und nebenbei ihre Deals machen, war nicht der Fall, das hat mir auf jeden Fall die Augen geöffnet, und ich glaube, das ist auch der Punkt, der mich auf die nächste Ebene gebracht hat, also ich habe sehr viele Informationen bekommen, und diese Informationen, die man bekommt, ist ein großer Teil davon Disziplin und Motivation, glaube ich an mich, dass ich das schaffe, glaube ich, dass ich beispielsweise in eine Business School kommen kann, glaube ich daran, dass ich ein Stipendium bekommen könnte, und dann gibt man natürlich Gas, um diese Ziele zu erreichen, wenn man sie nicht erreicht, kommt man gar nicht erst rein, das heißt, es gibt nur einen Weg, und das ist Vollgas, und das ist ganz gut aufgegangen, und dann kam ich an der BHU, habe mein Master gemacht, ich wollte schon immer gründen, um ehrlich zu sein, aber dann finden natürlich alle in den Bubbles Strategieberatung super cool, Investmentbanking super cool, also habe ich da einige Stationen gemacht, und habe dann einen richtig coolen Job angefangen, das war im Private Equity, und da lernst du nochmal ganz anders kennen, und kriegst das Gefühl, dass du relevant bist in der deutschen Gesellschaft, also es geht darum, 7- bis 8-stellige Summen zu investieren, und da mit zu entscheiden, und das war natürlich etwas vollkommen Neues für mich, weil vorher haben wir relativ lange überlegt, ob wir uns, also ein Beispiel, wir hatten einmal, weil die, und das kennst du, wenn Verwandte heiraten, dann schießt du eigentlich Geld rein, auch wenn du keins hast, und vor allem in Familien, von Familien in Deutschland wird sehr, sehr viel erwartet, das heißt wir haben zu Verwandten relativ viel Geld gegeben in einem Monat, und wir hatten für 3 Wochen 5 Euro, mit dem wir überlebt haben, das heißt viele Ausländer haben im Keller so eine Eistruhe, wo sie Brot etc. lagern, und wir haben uns 3 Wochen tatsächlich nur davon ernährt. Ich bin mir nicht sicher, ob in Deutschland bewusst ist, dass es solche Leute gibt, und ich meine davon nicht irgendwie die Shows, jetzt auf Sat.1, ich glaube mitten im Harzleben oder sowas, sondern es geht wirklich noch extremer, also auch, dass man nicht raucht und kein Alkohol trinkt und trotzdem kein Geld hat. Also auch diese Beispiele gibt es, leider sehr, sehr schwierig zu vermitteln, weil man das gefühlt schon selber fühlen muss, um es zu verstehen, wie hart sowas sein kann. Ich kenn das, ich komm aus so einer Familie, und wir hatten auch diese Tiefkühltruhen, also für schlechte Zeiten, und auch sehr viel, und meine Mutter hat gebacken sehr gut, sie konnte Brot machen, und ich kann mich wirklich daran erinnern, also viele verstehen ja nicht, wie sich Armut anfühlt, und also wir hatten Zeiten, wir waren so arm, dass meine Mutter 20 Mark ausgeliehen hat von Nachbarn, damit sehr viel Mehl gekauft hat, und für viele Wochen Brot gemacht hat, Fladenbrot, und das haben wir halt ein bisschen gegessen, ein bisschen Käse und Chai und so weiter, und das hat mich erfüllt, das war so mein Leben, deswegen kann ich das sehr gut nachvollziehen, wie es dir gegangen ist, und jetzt bist du aber ich mein, du bist dann vielleicht noch einmal zurück, bevor du bei den Investmentbanken auf einmal mit Millionen zu tun hast, aber davor warst du im Außen, wo warst du da? Ich war in Kanada, war auf Vancouver Island. Und dann triffst du andere, die praktisch aus anderen Familien kommen, die über Investment sprechen, über Banken sprechen, das ist eine komplett andere Welt. Ja, total, da hast du natürlich einen Imposter-Syndrom, durch und durch, dass man da gar nicht reingehört, und, naja, ich kann Deutsch und Englisch, aber ich habe sie nicht verstanden, und ich glaube, das heißt was, wie sie, in welchen Duktus sie genutzt haben, von welchen Jobs und Positionen und Firmen sie gesprochen haben, ich hatte keine Ahnung, was McKinsey oder JP Morgan oder sowas ist, absolut keine Ahnung, und ich war im sechsten Semester Wirtschaftswissenschaften, also das muss schon was heißen, und das war quasi der Punkt, als ich diese Information erhalten habe, ging es irgendwie exponentiell bergauf, und gerade was du gesagt hast, man hatte eine schöne Zeit, einer der schönsten Momente in meinem Leben war, als wir in Rostock, damals hast du Gutscheine erhalten, du hast mit Gutscheinen bezahlt, also Coupons, so wie Foodstamps in den USA, und wir waren im Penny, haben dann unser Foodstamp genutzt, um Wassermelone, Käse und Cola zu kaufen, und sind dann in einen Wald und haben dort quasi gepiknikt, und ich stand vor dem Raum, und ich erinnere mich noch, eine alte Frau vor dem Markt hat mir, damals waren das Münzen, fünf Mark Münze gegeben, und ich war der glücklichste Junge auf dem Planeten, und danach, mit dem Piknik war das der Moment, der mir immer noch nicht aus dem Kopf geht, also wenn du sagst, das war einer der glücklichsten Momente in deinem Leben, super simpel, einfach ein Piknik mit meiner Familie, ohne Probleme, ohne Todesangst. Ja, das kann ich mir vorstellen, und dann, also ich kenne es sehr gut, auch tatsächlich auch eine meiner Erinnerungen ist auch, wo wir als Familie im Garten mal gegrillt hatten, das fand ich sehr schön, mit dem Brot von meiner Mutter und alles zusammen, und das war wirklich auch, wir hatten auch Sachen angepflanzt, damals war es in Bayern was Neues, dass die Leute im Garten Bohnen hatten, und Tomaten, und so weiter, das gemacht haben, und jetzt bist du in Kanada, ich meine, es ist ja unglaublich, also ich meine, ich kann das richtig auch nachfühlen, weil ich kenne das, wie ich nach Deutschland kam, aus einem Dorf, also bei uns im Dorf gab es auch kein Strom, kein fließendes Wasser, und ich weiß, wie ich dann nach Deutschland kam, aus dem Flugzeug raus, ins Auto, das war im Winter, Februar, und dann hatten die Autos oben so Skiträger, und ich dachte, in meiner Fantasie, das sind Raketen, also das heißt, alle haben ihre eigenen Raketen, das ist ja so wie, wenn man so aus Deutschland auf einmal in so ein Weltall geht, oder komplett andere Sterne, so war das für mich, komplett eine andere Welt, ich kannte das gar nicht, und der erste Supermarkt, ich war baff, ich habe noch nie so viele Lebensmittel, so viel Ware in einem Dorf gesehen, weil wir hatten im Dorf, wir hatten nämlich mal einen Backerl, also wir hatten wirklich jemanden, der einmal im Monat ins Dorf kam, mit so Sachen, auf dem Esel, also das war noch früher, und deswegen ist das ein riesen Unterschied, und jetzt bist du aber schon in Deutschland, machst die ganzen Sachen, und dann bist du in Kanada, und dann mit Menschen, die viel mehr haben, und das muss ja ein extremer Kulturschock gewesen sein, oder? Ja und nein, ich glaube, das Wichtige war, dass die Leute dort offene Arme hatten, also sie haben wenig verstanden, aber sie hatten offene Arme, und sie waren bereit zu unterstützen und zu helfen, sei es, mich dahin zu drängen, ja, geh doch mal auf eine Business School, du hast doch eigentlich einen ganz coolen CV, als ich mit denen gesprochen habe, dachte ich, ich bin der dümmste Student weltweit, das waren Leute, die schon Top-Tier-Praktika hinter sich hatten, aber die Offenheit und die Unterstützung war natürlich super, nichtsdestotrotz musste man sich das ja immer zwei-, dreimal überlegen, also wenn die gesagt haben, wir gehen jetzt irgendwie Taco Tuesday was essen, dann musste ich mir die Frage dreimal stellen, ob ich das machen kann, und danach auch vielleicht weiter in Kanada sein kann, ohne meine Eltern zu fragen, und mir war das wichtig, und ich glaube, das ist ein Punkt, den auch sehr viele Nicht-Migranten nicht ganz nachvollziehen können, man schämt sich, die Eltern nach einer Summe zu fragen, weil man die Situation kennt, das heißt, du gibst alles, dass das nicht zustande kommt, also immer mit dem eigenen Geld irgendwie zu überleben. Ja, kann ich sehr, sehr gut verstehen. So, und dann hast du dein Studium abgeschlossen, hast dein Master gemacht, dann hast du gesagt, den ersten Job, oder dann bei so einem Private Equity musstest du mit viel Geld zu tun haben, und das ist eine komplett neue Welt. Wie war das? Warst du gab's viele in dem Bereich mit Menschen mit Migrationsgeschichte? Also, ich kenne das ja als Gründer, wenn ich mit den VCs gesprochen habe, aus meiner Perspektive haben die sehr ähnlich ausgesehen, also blaue Anzüge, helle Hemden, und meistens weiß, deutsch oder auch mal amerikanisch. Ja, total. Nee, eigentlich nicht. Also, ich hab mich da in dem Umfeld eigentlich auch sehr, sehr wohl gefühlt. Also, es war halt ein internationales Team, dann geht's ein bisschen runter. Also, wenn alle englisch sprechen, und es ist ein internationales Team, dann hat man nicht so ganz dieses Imposter-Syndrom. Viele kommen irgendwie aus Osteuropa, aus Südeuropa, und man hat halt diese Top-Talente, die man irgendwie in einen Punkt stellt, zusammenbringt, und das war für mich weniger das Problem. Aber klar, also, die Ratio ging nicht auf. Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass so 7-8% in Deutschland, vielleicht sogar bis 10, irgendwie Schwarzköpfe sein müssen, oder Mix-Schwarzköpfe, dann müsste ja theoretisch jemand in einem großen Team sein, und wenn du auf der anderen Seite noch ein Team siehst, muss ich ja nochmal einen Schwarzkopf sehen. Und das hab ich selten. Ich hab, also, auf der Investment-Seite sind Schwarzköpfe ein rares Gut. Und das hilft mir natürlich, weil ich extrem anders denke, divers drauf blicke, aber ich hab mir natürlich gewünscht, dass man auch Leute sieht, die, naja, in erster Instanz jemandem ähnlich aussehen. Und dann kommt man relativ schnell in diesen Bereich von latentem Rassismus. Also, ein Bruchteil der Sekunde, wenn jemand mich sieht, sehe ich ja anders aus. Es ist ja instinktiv eine kleine Gefahr. Und danach kommt es auf den Menschen an, was er mit diesem Instinkt und mit dieser Gefahr macht, und was ich, glaube ich, von meiner Familie ganz gut mitgenommen habe, war immer, und das weißt du, das ist bei uns groß geschrieben, Rücksicht zu nehmen, sehr höflich zu sein. Und wenn du gerade deine Karriere anfängst, weißt du auch, naja, die sind ja älter als ich. Und da ist man eigentlich immer höflich. Manchmal kommt das sehr devot drüber, was absolut nichts damit zu tun hat. Und keine Ahnung, warum sich diese Leute denken, dass Tapfnis Stärke heißt und dass man was drauf hat. Aber meine Höflichkeit und mein Respekt und auch dort, also ich erinnere mich noch an einen Tag. Wir wollten ein EM-Spiel schauen von Deutschland. Und dann war ich die Person, die auf einmal Snacks eingekauft hat, Obst, Früchte, und das halt auf so einen großen Tisch im Konferenzraum gelegt hat, wo sich die Leute dachten, was macht der da? Aber bei uns ist es halt Gang und Gebe. Wenn du merkst, okay, ich würde für mich was holen, dann holst du aber für das ganze Team was, damit alle irgendwie was zum Snacken haben. Und das war total neu für sie. Und dann ist natürlich der Gedanke, erwartet der jetzt was dafür? Nee, tue ich nicht. Ich mache das einfach, weil ich so erzogen wurde. Und das ist immer wieder ein Punkt, was mich in meiner Karriere begleitet. Ja, klar, weil wir sind eher kollektiv aufgewachsen. Und bei der anderen Gesellschaft ist es eine sehr individuelle Gesellschaft. Jeder ist für sich, sorgt für sich. Und das ist auch sehr wichtig, sehr früh zu lernen. Und wir sind immer so geprägt, wenn ich rausgehe, erstmal an die Familie zu denken. Und wenn man nur an sich denkt, ist das eher verpönt. Das kann ich gut vorstellen. Ja, ich finde es halt so interessant, was du gesagt hast, weil in der Gesellschaft sind das ja ein Viertel der Gesellschaft ist inzwischen Migrationsgeschichte. Also es ist ein Einwanderungsland. Und rein theoretisch müsste ja überall ein Viertel sein. Also es müssen ein Viertel Menschen sein, die in Deutschland mit Migrationsgeschichte haben bei den Investoren. War nicht der Fall, wie du es gesagt hast. Bisschen offener, als was ich kenne. Aber dann hast du eine andere Umgebung gehabt. Aber es ist ja so, dass auch Firmen ja auch so sein müssten. Also wenn die Gesellschaft gut funktioniert, wie bei Frauenanteil, Männeranteil, wenn das so wäre, müsste es 50% überall auch sein. Aber auch bei Migrationsanteil. Das heißt, auch die Firmen, die investiert haben, waren wahrscheinlich diverse die Gründer oder waren die praktisch auch so wie die Investoren? Ja, also international. Ich glaube, wenn du halt einen internationalen Scope hast, hast du auf einmal eine ganz andere Dynamik im Team. Und danach war ich ein bisschen was im deutschen Markt investiert. Und da war es natürlich eine ganz andere Geschichte. Ich weiß, dass es den Similarity Bias gibt. Also Leute investieren nur in Leute, die jemanden ähneln, mit denen du so einen ähnlichen Humor hast. Und die meisten Deals gehen ja, oder werden zumindest initiiert bei so einem schönen Dinner oder auf einem Bier oder sowas. Und das war natürlich ein Ding, was ich dann immer mehr bemerkt habe. Und die Gründer, Gründerinnen, mit denen ich gesprochen habe, und ich war offen für alles, was sich einfach interessant anhört. Und als VC sollst du, glaube ich, so opportunistisch sein. Alles, was sich interessant anhört und irgendwie super groß werden könnte, kann relevant sein. Und ich habe mit sehr, sehr vielen Gründerinnen gesprochen. Ich habe mit sehr, sehr vielen Gründern mit Migrationshintergrund gesprochen. Und was mich immer wieder gewundert hat war, sie haben nicht gesagt, dass sie übermorgen die Welt erobern werden. Also in Jahr 5 willst du ja als VC, auch wenn es nie eintrifft, aber du willst zumindest die Selbstsicherheit sehen, dass in Jahr 5 irgendwie 100 Millionen Euro Umsatz gemacht werden kann. Und in diesen Gruppierungen waren es meistens so 4, 5 Mio mit einem Mio-Ebit und dann waren sie fein damit. Also ich weiß nicht, ob es bodenständig oder realistisch ist. Ich bin zum Beispiel auch relativ konservativ in meiner Denke und versuche realistisch zu planen. Auf der anderen Seite hast du dann relativ viele Leute gesehen, viele auch aus Berlin, die gesagt haben, wir nehmen die Welt ein mit unserem Modell. Und das gibt dir ja schon ein Bias, weil du als VC prädestiniert bist, nur in diese Skyrocket-Dinger zu investieren. Heißt, da wird dieser Funnel sehr viel kleiner, weil ich ja nicht in einem Call sagen kann, hey, ich glaube, ihr habt viel mehr Potenzial und innerhalb von 30 Minuten so viel Selbstbewusstsein mitgebe, dass sie sagen, ja, genau das kriegen wir hin. Das ist schwer. Das habe ich leider nicht geschafft. Ich kenne auch sehr, sehr wenige Menschen, die das hinbekommen haben, dieses Selbstbewusstsein einfach hoch zu pushen relativ zügig. Aber das hat dich natürlich im Funnel, wie gesagt, dazu geführt, dass du nur in diese Leute investierst, die halt sagen, wir können dieser Outlayer in deinem Portfolio werden. Also, ich glaube auch, dieses Mini-Me-Effekt, was du auch gesagt hast, diese Ähnlichkeit, das macht schon natürlich extrem viel aus. Das ist natürlich auch so, dass die Leute sich ja gegenseitig toll finden. Die haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Darüber hatte ich auch schon mal was gepostet. Ich nenne es auch Bluff der Privilegierten. Und das ist ja auch kein bewusster Bluff, sondern unbewusst. Das heißt, tatsächlich, wenn du so aufwächst, dass du halt schon sehr teuer essen gehst, als Kind schon. Du weißt, wie man sich in so ein Restaurant benimmt, also automatisch. Du weißt, welchen Besteck du verwendest und so weiter. Und du siehst, du hörst zu Hause immer auch andere Beträge. Dann hast du natürlich auch das Glauben, dass du gut bist. Und weil du das glaubst, glauben das auch die anderen. Das ist so, das passiert automatisch. Und anders zu machen, was du gesagt hast, also wir sind bescheiden, weil wir es nicht glauben. Glauben ist die anderen auch nicht. Deswegen gibt es keinen Push von außen, weil du glaubst es dir selber. In der Regel pusht du von jemandem, der schon sagt, du kannst sogar mehr. Sondern wenn jemand schon, also es gibt so ein chinesisches Sprichwort, habe ich mal von jemandem gehört, wenn du deinen Preis selber niedrig hältst, wird dir niemand mehr anbieten. Und das ist halt natürlich auch das, was passiert bei den Visieren. Und ich kenne das ja auch, weil ich war eher auch so bescheiden. Ich habe immer so gerechnet, wie viel brauche ich tatsächlich und kann ich profitabel werden? Also ja, keine Schulden. Schulden war für mich das Schlimmste. Kennst du wahrscheinlich als Familie dann zu lernen? Immer nur monatlich. Also das ist seitdem geblieben. Monatliche Verträge. Immer noch. Genau. Und dann diese Angst. Und deswegen, die anderen kennen das aber natürlich nicht so. Deswegen glauben sie das und deswegen reden sie natürlich von Milliarden. Weil so Millionen kennen die schon vielleicht aus der eigenen Familie. Das ist jetzt auch nicht, was man noch mehr haben. Das ist ja kein Reiz. Für uns wäre eine Million schon einfach auch was anderes. Deswegen waren für mich auch die ersten Wörter, die ich gehört habe, Burn Rate. Geld verbrennen. Das waren so Wörter, das glaubte ja keiner. Also ich habe zum Beispiel als Gründer versucht jemanden zu erzählen, der diese Welt gar nicht kennt. Und sagen, stell dir vor, du hast ein Restaurant und du machst jeden Monat Minus. Also du verbrennst Geld und wir sind nicht profitabel. Und wir haben Burn Rate von monatlich so viel und wir können noch zwei Jahre das ausgeben. Da war immer die Frage, aber warum macht ihr das? Das macht doch gar keinen Sinn. Also zu sagen, eigentlich werden wir irgendwann mal so viel wert sein und dann wird das verkauft. Das ganze Business überhaupt zu verstehen. Und das, was du auch gesagt hast am Anfang, du hast das im Circle of Competence oder sowas genannt, wo du praktisch ja nicht weißt, ob die Kompetenz überhaupt existiert. Wie sollst du das dann lernen? Und das ist zum Beispiel eine der wenigen Sachen. Du weißt ja gar nicht, dass du gründen kannst, dass du Investoren finden kannst, die draufsetzen und du tatsächlich auch erstmal das Geld investierst, lange Zeit um ein Produkt fertig zu bauen, dann in den Markt zu gehen, dann vielleicht erfolgreich zu sein. Und wenn nicht, dass es auch nicht so schlimm ist. Hört sich komisch an, weil das einfach ja mit einkalkuliert ist. Aber ich habe mir gedacht, das ist ja mein Untergang. Das heißt, ich gründe, dann scheitert, das war es mein Leben lang. Du hast nur Schulden, kannst du nie wieder zurückzahlen, um überhaupt das zu wissen. Deswegen ist auch der Zugang, weil viele nicht wissen oder sagen, gründen, wie komme ich da ran? Also tatsächlich muss man auch den Menschen überhaupt diese Kompetenzen beibringen, dass es überhaupt existiert, was das ist, diesen Zugang. Und deswegen ist dieser Minimiereffekt sehr wichtig. Das heißt, wenn ich aber nur mit denen spreche, die ähnlich sind wie ich, die wissen das ja schon. Die haben das ja schon, dann fangt schon das Gespräch an über diese Begrifflichkeiten. Und ich habe mir damals so ein Buch gekauft, das nennt er sich Bullshit Bingo. Da waren diese ganzen Begriffe drin, damit ich das auch mal beherrsche. Ich wusste es einfach davon gar nicht. Das ist so echt interessant. Und so vielleicht, wie ging es dann weiter? Du hast dann praktisch dort deine Erfahrungen gesammelt. Du warst erst international, dann warst du bei einem deutschen WC. Dann hast du ja später, glaube ich, deine Stiftung gegründet. Vielleicht kannst du was dazu sagen? Absolut, absolut. Also ich glaube, was sehr, sehr wichtig ist. Also ich würde, ohne dass es sich jetzt ein bisschen komisch anhört, ich würde sagen, so mit dem Lebensweg, was ich gerade habe, gehöre ich zu der obersten Promille mit den Leuten, die in meiner Kohorte sind, die später reingekommen sind und jetzt irgendwie die Station absolviert haben. Und egal, was ich machen werde, werde ich es in dieser Generation nicht schaffen, auf dem Level von meinen Kommilitonen zu sein. Ich werde es einfach nicht schaffen. Mir fehlt die Basis, mir fehlt das Netzwerk und wenn ich alles richtig mache, werden meine Kinder ungefähr auf dem Level sein, was meine Kommilitonen jetzt haben. Wenn ich alles richtig mache, wenn ich okay vorgehe, und da gibt es ja auch im Schnitt, sind es fünf Generationen, dass wir auf dieses Level kommen. Fünf Generationen, das sind 100 Jahre, das ist schon relativ lange, das ist ziemlich lange. Ich bin 2001 hier hingekommen, also würde ich dann nach der Statistik behaupten, ich würde erst 2100 mit meinen Ur-Ur-Ur-Ur-Urenkeln das Niveau erreichen, was ich gesehen habe. Und da kannst du eigentlich nur dagegen vorgehen, indem du dir surreale Ziele setzt, damit du die halbwegs realistischen erreichst. Und irgendwann bin ich halt in diese Denke gekommen, dass ich mir surreale Ziele gesetzt habe, um quasi einfach mein eigenes Ding zu machen. Und das hat mir als einziger, also viele sagen, das ist naiv, dass ich so etwas gemacht habe, aber das war der einzige Punkt, was mich wirklich auf die nächste Ebene gebracht hat. Und dann gibt es auch kleine Zufälle. Und ich glaube, da ist auch sehr, sehr viel Glück dabei. Man kann diesen Erfolg eigentlich gar nicht strukturieren. Bei mir war es beispielsweise im deutschen VC, dass der Vorgesetzte hat nicht mehr weiter gearbeitet, hat nicht mehr weiter arbeiten wollen für dieses Unternehmen und ist gegangen. Ich hatte eine relativ lange Zeit, um kündigen zu können. Also ich konnte, ich habe mindestens 6 Monate gehabt und dann habe ich die Position eingenommen und habe die Investition geleitet. Und auf einmal war ich in Gesprächen mit MDAX-Vorständen, mit Managing-Partnern mit 26. Und ich glaube, ich bin aus purem Zufall da reingekommen, aber dieser Zufall hat mich auf die nächste Ebene gebracht. Und dann habe ich gemerkt, dass es, dass man, wenn man Glück hat, das auch sofort weitergeben sollte. Also dieses Bewerben, Schreiben und Einstellungstest machen habe ich nicht mehr gemacht. Und daher kam ich auf die Idee, ein eigenes Stipendium zu gründen. Ich habe ja meins erst im Master mein erstes Stipendium erhalten, wo sie genau so lernen können, wie ich es gelernt habe. Und zwar in unterschiedlichen Bubbles. Und dadurch habe ich Empathy gegründet. Wir haben das diverseste Stipendienprogramm deutschlandweit. Wir schauen nicht auf Noten, wir schauen nicht auf Herkunft, Geschlecht etc., weil das meistens zu einer Homogenität führt, sondern wir haben die maximale Heterogenität. Wir schauen dann nach dem Sozialindex, welche Schulen, eins ist das beste, neun ist das schlechteste, also Umfeld, finanzielle Mittel etc. Und da bringen wir quasi Hauptschüler aus dem Brennpunkt über Realschüler, Gesamtschüler bis zu Privatgymnasiasten in eine Gruppe zusammen, damit sie von und miteinander lernen können. Also für mich ist es wichtig, dass die Positionen draußen sein könnten, in dem Alter, ist für mich wichtig, von diesen Privatgymnasiasten zu lernen, die auch beim Programm mitmachen, weil es ihrem CV nützt. Da müssen wir offen sein. Auf der anderen Seite, weil wir auch finanziell unterstützen, 100 Euro, wir haben ja gelernt, ALG II, mehr können wir gar nicht geben, ohne dass es der Familie schadet, brauchen die anderen das fürs Geld. Also du hast ganz unterschiedliche Motivationspunkte, um da reinzukommen. Und was ich gemerkt habe in den großen Förderprogrammen ist, sie nehmen ja die spitzen Talente zu sich. Dann hast du eigentlich Leute, die du im 90. Perzentil reinholst und auf das 92. Perzentil bringst. Ich gehe eher nach dem Weg, dass du Leute, und wenn wir die Altruismuskurve anschauen, die ja exponentiell ist, lieber Leuten im 10. Perzentil zu helfen, die danach im 50. Perzentil landen können. Und dadurch haben wir eigentlich eine richtig geile Wohlfahrt, die wir einfach mitbringen können und wo die Leute auch von den eigenen Herausforderungen lernen können. Nur weil diese eine Person, wo man sagt, ey du bist ein Rich Kid, ich fühle deine Probleme gerade gar nicht, kann man dort lernen, dass ich muss jetzt die Geschäftsführung von meinem Vater übernehmen irgendwann, vom Familienunternehmen, dass diese Person ist genauso belastet, was ja kurios ist, wie der andere Schüler, der in den letzten Wochen nicht wirklich was zu essen hatte mit der Familie. Und das lernen wir in der Gruppe, wir machen auch Activities, wie beispielsweise den Walk of Truth, ich weiß nicht, ob der dir bekannt ist, alle stellen sich an eine Linie, geh einen Schritt vor, wenn du Taschengeld bekommen hast, geh einen Schritt vor, wenn deine Eltern zusammen sind und sowas. Und Leute, das war auch super interessant, Leute, die gedacht haben, sie haben eigentlich ein okayes Leben oder eher ein benachteiligtes Leben, waren irgendwo in den vorderen 20 Prozent und da gab es Leute, die sind nicht einen Schritt nach vorne gegangen. Und das gibt dir natürlich einen Reality-Check und wenn du mit diesen Leuten außerhalb von Social Media sprichst, wird das auch greifbar. Also du merkst diese strukturellen Probleme und in dem Alter ist es, glaube ich, super wichtig, über solche Themen einfach Bescheid zu wissen, damit wenn du auch irgendwann mal vielleicht ein CV vor dir hast, du weißt, was diese Person machen musste, um dahin zu kommen und was diese Person eigentlich kaum gemacht hat, um dahin zu kommen. Und sie haben diesen exakt gleichen CV. Und das muss, glaube ich, einfach deutlich greifbarer gemacht werden. Auch in Deutschland, wo wir immer mehr Vorurteile bekommen, dass Flüchtlinge sich einfach nur Gelder einholen von den Ämtern und dann nicht arbeiten. Das ist total falsch. Falscher kann es nicht sein. Ja, definitiv. Und diese Finanzierung von eurer Stiftung, also wer finanziert das? Ich bin davon ausgegangen, also ich habe keine Kontakte zu staatlichen Töpfen, also wird das auch nicht funktionieren. Das heißt, mach das, worin du gut bist und geh in die Privatwirtschaft. Und da haben wir tolle Partner gefunden, die auch seit Tag eins an uns geglaubt haben. Natürlich, ohne diese Learnings und ohne wir werden jetzt was richtig Geiles draus machen und diese surrealen Ziele zu setzen, hätte ich auch diese Partner nicht gewonnen. Und dieses surreale Denken hat mich überhaupt dazu gebracht und verholfen, dieses Programm initiieren zu können. Und jetzt ist es ein super erfolgreiches Programm. Wir hatten vor vier Wochen, haben wir unsere zweite Kohorte finalisiert, hatten eine Abschlusszeremonie, Landtagsvizepräsidentin war da, der Ex-Bundespräsident war da, tolle Partner waren da, von Thalia, Simons & Simons, Amazon etc. Und da merken wir halt, dass es Möglichkeiten gibt. Man muss sich einfach nur trauen, auch wenn man nicht denkt, es funktioniert nicht. Und das ist für mich grob fahrlässig. Also in der Wirtschaft etwas zu machen, obwohl du von Tag eins sagst, 95% wird es nicht funktionieren. Aber ich mach's trotzdem. Also Respekt, dass du es echt geschafft hast. Und das war ja praktisch auch eine Gründung. Aber du hast dann später nochmal deine eigene Firma gegründet. Wann kam das? Und was genau? Ich finde es sehr spannend, was du gemacht hast. Als ich das erste Mal gehört habe, dachte ich, wow, darauf muss ich erst mal kommen. Kannst du mal erzählen, wie du dazu kamst und wann das war? Total. Also was Flüchtlinge der ersten Generation oder generell Arbeiterkinder ausmacht, ist, dass sie anpacken. Die sind nicht zu schade, Pakete zu packen, selber mal was zu machen, selber zu liefern etc. Und das hat mir geholfen. Und ich war schon immer hibbelig. Ich wollte immer was gründen. Beim Thema Softwares habe ich relativ viel investiert. Aber es war nie meine komplette Passion dahinter. Ich war einfach nicht greifbar. Bei uns in der Heimat definieren wir uns oder auch generell die Laune etc. sehr viel über das Essen. Ich erinnere mich, wir haben uns immer zusammen mit der Familie hingesetzt. Du setzt dich dann auf den Boden, dann sind da 8-9 Leute, du rufst noch die Nachbarn zu dir und dann esst ihr einfach das, was ihr habt. Auch in der Heimat. Danach geht es in Richtung Snacks. Und diese Snacks sind mir erst recht im Kopf geblieben. Und das, was du ja angeteasert hast, ich habe einen Foodbereich, einen Snackbereich gestartet. Ich habe Cravys gegründet. Wir sind gestartet mit Sonnenblumenkernen. Und wir werden uns fokussieren auf Kerne und Nüsse. Und der Markt ist sehr, sehr groß. Das ist der beliebteste Snack weltweit. Du fängst in Polen an, über Balkan, Osteuropa, Ukraine, Russland, Riesenmärkte, Nahe Osten, Mittlere Osten, Riesenmärkte bis nach China überwerten. Sonnenblumenkerne? Ja, Sonnenblumenkerne. Und zwar die zum Aufknallen. Auch in Südamerika maximal beliebt. Griechenland, Spanien, sehr, sehr beliebte Produkte. In Deutschland wird es noch als Vogelfutter gesehen. Und das hat mich dazu gebracht, also das Produkt an sich ist ja verpönt in Deutschland. Du hast überall die Schalen, die du irgendwo siehst und du denkst halt, dass es Leute sind, meistens mit Migrationshintergrund, also ohne finanzielle Stärke, die dann irgendwie in Parks da ihr Ding machen. So Assis, wird zumindest gedacht. Und ich bin kein Assi, würde ich sagen. Hab dann überlegt, was mich eigentlich daran gelangweilt hat, warum ich damit aufgehört habe. Und das ist auch noch ein extremes Phänomen. Und ich glaube, das ist ein Thema, Erdal, da kannst du auch sehr, sehr guten Input geben. Es bildet sich in Deutschland in den letzten Jahren nicht diese Zweiklassen, sondern eine Dreiklassengesellschaft. Gehen wir jetzt auf die Personen mit Migrationshintergrund an. Diese Personen mit Migrationshintergrund, die sich integriert haben, sind in der Klasse 2, sie versuchen Klasse 1 zu beeindrucken und hassen Klasse 3, obwohl sie vor 10 Jahren Klasse 3 waren. Also sie versuchen immer wieder zu sagen, ja, ich find das auch nicht okay und ich versuche so deutsch wie möglich zu sein und mich anzupassen und egal was du machst, diesen Bart, deine schwarzen Haare bekommst du halt nicht weg und diesen latenten Rassismus auch nicht, versuchen aber durchgehend in Richtung 1 zu gehen. Werden sie nicht schaffen, ich werde es auch nicht schaffen, egal wie sehr wir uns Mühe geben, aber schauen dann auf Gruppe 3 herab und sagen, ja, diese Leute, die nicht arbeiten und sich nur von den Ämtern erinnern. Alter, du warst da vor 15 Jahren, wie schnell hast du das denn vergessen? Und das hab ich gesehen und hab gedacht, die Gruppe 2 hat ja eigentlich alles in ihrem Herzen von Gruppe 1. Und damit wollte ich da reingehen, will ich sagen, die Snacks, die wir haben, diese Etno-Snacks sind sehr lecker, die sind gesund und dann quasi nochmal aufgepeppt, indem wir das mit Geschmäckern versehen haben. Unser Lebensmitteltechnologe hat in einem Sterne-Restaurant gelernt als Koch, das hat uns natürlich geholfen. Aber die Idee hat angefangen, indem ich zu Hause saß und selber die Dinger auf meiner Pfanne geröstet habe und gewürzt und aromatisiert habe. Dann hab ich diese Dinger genommen und an die Familie gegeben, war lecker. Dann an die Freunde gegeben, war lecker. Dann hab ich selber abgefüllt und bin hunderte von Kiosks und Filialen abgelaufen, zu Fuß und hab gesagt, würde es euch schmecken oder nicht? Und erst dann hatte ich quasi den Mut, zu gründen. Das ist eine krasse Geschichte. Also ich finde die Idee sehr gut und ich finde auch, ja, was auch so unterschätzt wird, also auch bei Gründen guckt man immer, es gibt so eine definierte Mehrheit, keiner weiß das, und ich esse zum Beispiel gerne Sonnenblumenkerne und das ist auch in der Türkei teilweise auch verbunden. Weil das ist ja das einfache Volk, also das ist so, wenn du irgendwie im Meertheater warst, haben die Leute gesagt, hör auf mit den Sonnenblumenkernen, das Geräusch und überall ist immer so Müll und so weiter. Das ist ja auch so ein armer Menschensnack. Das ist auch das günstigste Snack, wenn du alles vergleichst mit Erdnüsse, Walnüsse, die Sonnenblumenkerne, das günstigste, was es gibt, und hier eben Tierfutter, Vogelfutter oder sowas, machen sich lustig. Und dann kommt noch die Technik, wer kann das essen? Also meine erwachsene Tochter kann das immer noch nicht, meine jüngere hat ein bisschen mehr drauf, weil sie schon in der Türkei oft gesehen hat, wie man das macht. Und das macht ja auch dann irgendwie süchtig. Also beim Unterhalten, das ist auch so ein bisschen eine Art von Kultur, die man günstig haben kann. So wie die Leute ins Theater gehen, dann trifft man sich mit Handvoll Cekirdek, heißt das auf Türkisch, und dann knackt man die auf und dann bringt man so eine Unterhaltung. Statt Wein kann man das auch nehmen. Das finde ich sehr spannend, darauf zu kommen, das so zu machen, wie ich das gesehen habe, habe ich auch zu dir gesagt, finde ich eine gute Idee. Und darauf kommt auch nicht jeder. Das ist ja, ich meine, ich hätte nicht, wahrscheinlich werde ich auch nicht auf die Idee kommen, weil ich tatsächlich das nicht verbinde mit Umsatz, Marktgröße, und jetzt war ich auch erstaunt, wie du gesagt hast, auch in Polen, Südamerika, China, wusste ich zum Beispiel auch gar nicht. Und dann beginnst du aber mit sowas, was ja nicht erwartet wird, das heißt, wie überzeugt man dann Investoren? Also wenn du hast das ja erstmal selber gemacht, du hast abgefüllt, schon mal gefragt, und jetzt beginnt ja irgendwie, du brauchst ja Geld. So, jetzt hast du ja bist ja schon viel, viel weiter als andere, weil du selber VC warst. Das ist schon mal sehr, sehr gut. Aber auch da schon die Schwierigkeit, also wie bist du gestartet, also die zu überzeugen? Also hattest du Kontakte wahrscheinlich, die du angesprochen hast, weil jemand anders hätte ja, genau, das ist schon mal eine super Idee, aber andere hätten gar keine Chance überhaupt darauf zu kommen. Genau, also hätten sie nicht. Hätten sie nicht. Und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, sobald ich Leute sehe, die Potenzial haben, aber den Zugang nicht, dass ich ihnen diesen Zugang verschaffe. Das ist mir sehr, sehr wichtig, weil man sonst extremst viel Talent auf dem Boden liegen lässt. Und das würde ich nicht machen. Egal, wie sie aussehen, egal, woher sie kommen, egal, welche Ziele sie haben, sobald das Ding stimmt, und ich glaube an das Talent, muss es zumindest in Betracht gezogen werden. Und ich glaube, ganz viele VCs haben es noch nicht. Sie geben aber auch selber zu, dass sie ein Similarity Bias haben. Also ich hatte auch sehr, sehr viele angenehme Gespräche in dem Bereich. Und bei mir, klar, Netzwerk. Und sie haben gesehen, wie hart ich arbeiten kann. Und das mögen VCs ja ganz besonders, wenn du jetzt in der Strategieberatung deine 80, 90 Stunden für irgendjemand anderen kloppen kannst, dann kannst du 150 Stunden für dich selbst kloppen. Und das war auch natürlich ein sehr, sehr wichtiger Punkt für die Investoren. Und bei mir war es ein bisschen anders. Ich habe ohne Deck geraced. Ich hatte kein Pitch Deck. Ich habe geraced, und jetzt kommen wir zu meiner Stärke, seitdem ich sieben bin. Ähm, Mathematik. Ich habe auf Excel geraced. Und wenn die Uniteconomics passen, wenn die Zahlen passen, und du eigentlich ein ganz cooles Szenario aufbauen kannst, dann kannst du auch mit Excel Gelder einsammeln. Sie müssen dich aber kennen dafür, weil sonst wird es nicht reichen. Und wir haben, weiß nicht, ob du die Statistik mal gesehen hast, was meinst du, wie lange schaut ein VC auf ein Deck? Aus meiner Erfahrung würde ich sagen, fünf Minuten. Zwei. Zwei, wow. Also wir müssen uns vorstellen, es sind ja im Schnitt so 10 bis 15 Slides. In zwei Minuten kannst du es nicht erkennen. Du weißt nicht, ob es Sinn macht oder nicht. Und das ist auch falsch, meiner Meinung nach. Vor allem wird auch 60% über Leads investiert, über Warm Leads bei VCs. Das heißt, du kriegst eine Verbindung von irgendeinem anderen VC, und dann erst schaust du es dir wirklich an. Dass es gut sein könnte. Und ich verstehe das, klar, es ist halt Vertrauen. Wenn ich dir etwas zum Beispiel mitgeben würde und sagen würde, hey, dieser Typ ist gut, schau ihn dir mal an, würdest du es auch machen, alleine, weil wir uns kennen. Nichtsdestotrotz, dass aber 60% darüber laufen, finde ich etwas schade. Dass es nur Warm Leads sind, das heißt, sehr, sehr viele Decks, und in zwei Minuten kann man kein Deck analysieren. Also, man sieht viele Modelle, da gebe ich recht, und man weiß ungefähr, nach ein paar Jahren, was funktioniert und was nicht funktioniert. Aber das Timing ändert sich ständig. Und die Motivation der Gründer siehst du ja auch auf dem PowerPoint nicht. Heißt, nimm dir etwas mehr Zeit, um zu schauen, ob sich das lohnen könnte oder nicht. Und da war es für mich, weil ich das alles hatte, relativ einfach. Ja, es waren trotzdem Calls mitten beim Umzug helfen von meinen Freunden, wo ich dann am Sonntagnachmittag da stand und über Hypothesen in der Excel rumdiskutiert habe, mit potenziellen Investoren. Auch das gehört dazu, aber es hat mir geholfen, relativ einfach dann in dem Sinne mit meinem Werdegang Cravies durchzustarten. Das heißt, du hast dann über dein Netzwerk gepitcht, das mal alles über Excel, das heißt, erst mal nur auf die Zahlen. Aber trotzdem waren doch wahrscheinlich erst mal ja Überraschungen, dass man mit dieser Idee kommt, weil die Leute, die sie kannten, sind wahrscheinlich in einen anderen Bereich investiert und dann Sonnenblumen kennen. Ich finde das sehr, sehr selbstbewusst. Ich finde das super, was du gemacht hast, weil ich kenne ja dieses so auch das Kulturelle Bias, wo man denkt, passt das und jetzt kommst du mit Sonnenblumen kennen. Ich meine, ich überlege jetzt alleine, wenn ich jetzt darüber poste und dann sage ich, Siddig hat eine super Idee mit Sonnenblumen kennen, mit verschiedenen Geschmacken und das ist so, okay, dann schalten so viele ab. Das ist so wie, okay, jemand macht irgendwie Dönerstand, als wäre das so was Schlechtes. Auch das ist auch ein Riesenproblem. Ein Superfood, meines Erachtens. Einer der besten Fastfoods überhaupt. Also Burger und so weiter wurden doch mal später besser gemacht. Aber ich weiß, 80er, 90er Jahre, wie schlecht die Burger in Deutschland waren. Und dann kommt Döner, also wirklich Topqualität. Du hast Gemüse, du hast Kondensat, du hast Fleisch und trotzdem wird das aber Kulturell gesehen, als wäre das was Minderwertiges. Das ist etwas Interessantes. Und das ist genau glaube ich auch das Potential, was dann liegen gelassen wird, was immer passiert. Also das muss dann wenn du zum Beispiel Tacos nennen würdest den Döner, weil jetzt kommt es, ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, gerade in Berlin ist so ein Hype, wo dann praktisch so mexikanische Imbisse Restaurants zusammen tun, mit Dönerläden und sagen, das ist der erste Halal-Tacos. Ich weiß nicht, ob du es schon gesehen hast auf Instagram. Das ist im Endeffekt ja auch so ein kleineres Brot, statt drüben, was wir kennen. Und das ist eigentlich so auch sehr viel Kultur, die man mitverkauft. Und wenn man über Kultur spricht, ist Rassismus nicht weit weg. Also Kulturschauwinismus, welche Kultur ist wichtiger? Und da kommt wieder eben dieser Mini-Me-Effekt. Auf sowas kommt man nicht. Ich glaube, es gibt sehr viele Ideen da draußen, wie deine Idee, die noch nicht entdeckt worden sind, weil die Menschen eben komplett in eine andere Welt leben und wie so einen Klassismus haben, dass sie eben Sonnenblumenkern essen, eben mit was verbunden wird, was mit der Hochkultur nichts zu tun hat. Auch in der Türkei nicht, obwohl alle das essen. Aber es ist dann dort auch eher keine Ahnung, wie Currywurst in Deutschland oder sogar noch anders. Deswegen finde ich das echt klasse, dass du das gemacht hast. Und wann hast du, wie lange hat das gedauert, bis du auch Geld bekommen hast? Also ich habe ja die ganzen Tests schon vorher gemacht und habe, bevor ich, also ich kam quasi mit Ergebnissen und Interesse dahin, das heißt, ich habe zwei Wochen nach Gründung schon eigentlich das Commitment bekommen, dass da Geld reingeschossen wird. Also ich hatte Gründungsinvestoren dabei, das war super cool und sehr, sehr Hands-on-Investoren. Das hat mir auch geholfen, die tatsächlich auch einfach an mich und an die Idee geglaubt haben und jetzt ein paar, also wir sind live seit letztem September und hatten im Peak 5000 Filialen, wo wir erhältlich waren. Also ich glaube, das ist ein Case, was sich, was super Erfolge zeigt und klar, es gibt halt immer wieder auch Probleme, wie in jedem Unternehmen auch, aber es unterstützt, also es hilft. Und ich glaube, einige klar, erkennen das Potenzial nicht, andere erkennen das Potenzial und wir haben jetzt weitere Produkte in der Pipeline, die auch, ich nenne sie non-urbanen Märkten funktionieren. Ja, also ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand in einem, wobei wir relativ viele Onlinebestellungen auch aus der Region bekommen, aber jetzt im bayerischen Dorf oder sowas, weiß, wie man Sonnenblumenkern aufknackt. Das heißt, da kommen wir jetzt auch mit Nüssen und Kernen um die Ecke, die keine Schalen haben, trotzdem Superfood sind und quasi in dem ja, in dem auch gut und ohne Probleme, wir werden trotzdem Halal draufpacken, ja, trotzdem vegan draufpacken, best of both worlds, weil wir einfach dahinter stehen und schauen, dass unsere Geschmacksknospen quasi auch den deutschen Markt trifft. Was ich noch bei deinem Punkt also gefühlt habe, auch wenn die Leute, also wenn jemand, ich glaube, das ist auch nochmal schwierig irgendwie aus der deutschen Brille zu sehen, ist, weil jemand quasi aus der Türkei kommt, heißt es nicht, dass sie alle gleich sind. Also du und ich können da offen drüber reden, jemand, der aus Istanbul kommt, wird andere Startvoraussetzungen haben, als wenn jemand irgendwie aus Malatya, Diyarbakir oder sowas kommt. Wir haben den Zugang nicht, wir lernen kein Englisch, wir haben jetzt nicht die Industrie um uns herum, wir haben kein Netzwerk. Es sind einfach nur, also es sind zwar riesige Städte mit sehr, sehr vielen Einwohnern, aber wir sind auch lange nicht dort, wo beispielsweise Istanbul ist und auch diese Differenzen gibt es halt, die aber hierzulande absolut nicht verstanden werden. Und dann zum zweiten Punkt, du hast ja gesagt, diese Dönerbrote, die jetzt mit Tacos und so weiter mischen. Bei mir war es so, ich fand es immer cool, was die Leute ohne Migrationshintergrund in die Schule gebracht haben und Neues hatten. Damals waren es so Vans-Schuhe, damals war es so Freitag-Taschen, etc. Man fand sie einfach cool, sie sahen immer super clean aus und waren sehr homogen, auch in der Schule aufgestellt. Sie hatten dieselben Taschen, dieselben Schuhe, dieselben Uhren und so weiter. Was ich aber jetzt aktuell im Markt sehe, ist, dass sich das gedreht hat. Meine Frau ist Lehrerin und die Leute, die Kids sagen, ich bin zu einem 16. Holländer. Die sind cool, weil sie die ganzen Döner-Influencer kennen. Die stehen dahinter über anderes Essen und nicht nur, hey, was ist denn das? Das gebe ich mir doch nicht. Das finde ich gerade als ein tolles Momentum, dass wir ein Spillover, zumindest in der Jugend haben, dass solche Bereiche auch einfach wieder entdeckt und geschätzt werden. Wir sehen ja auch diese Kurve, irgendwie 50% gefühlt wählen AfD oder Linke in dem Alter. Ich glaube, wir müssen etwas dagegen tun, dass wir wieder miteinander und nicht gegeneinander agieren. Ja, definitiv. Also die Mehrheit der Jugendlichen wählen Linke. Das ist schon mal, also nicht die AfD. Also ich hoffe, dass es so weit kommt, es nicht. Aber natürlich, ich meine, es ist auch ja auch gesehen werden, es geht ja viel um Identität, auch bei AfD, warum Jugendliche auch das wählen. Und Identität hat eben immer was auch mit Zugehörigkeit zu tun. Also Identität entwickelt sich durch Zugehörigkeit. Wenn ich mich nicht denke und nicht zugehörig fühle, habe ich auch Probleme mit meiner Identität. Deswegen sind auch bei Gründungen sehr, sehr wichtig, so eine Zugehörigkeit zu haben. Also das ist, habe ich halt gemerkt, also in meiner Zeit, wenn man sich mit Investoren getroffen hat, wie es ist, fühlt man sich zugehörig zueinander oder ist man so wie ein Fremdkörper. Und es spielt halt sehr viel auch Klassismus eine Rolle. Also das, was du gesagt hast, diese Vorurteile und gegenüber Menschen, die hier aufgewachsen sind, die man als ungebildet sieht, weil man aus Geflüchtungsfamilien kommt oder aus Gastarbeitsfamilien kommt, was eigentlich eine Stärke ist. Und ich hatte mit denen, wer so mit denen zu tun hatte, einmal ein Gespräch, dass jemand zu mir sagte, ich glaube, du kommst aus einer sehr gebildeten türkischen Familie. Und dann habe ich gesagt, nein, also meine Mutter ist Analphabetin, ist sehr religiös, trägt Kopftuch wie deine Mutter. Mein Vater war Bauarbeiter, war drei Jahre in der Schule. Und ich habe auf dem zweiten Bildungsweg studiert, also erst mit 30 angefangen zu studieren und so weiter. Dann habe ich gesagt, wie kommst du da so rauf? Also da wäre ich nie drauf gekommen, weil das, weißt du, ja, du sprichst Englisch, du machst das und so. Und das ist so interessant, weil ich gesagt habe, ich glaube, meine Stärke hast du gar nicht. Und das, was du als Stärke siehst, dass ich aus einer gebildeten Familie, das wäre nicht, das war, eigentlich meine Stärke ist ja eben, ich komme aus einer armen Familie und ich musste meine Mutter unterstützen. Ich musste sehr früh arbeiten. Das macht mich eigentlich ja zu einem besseren Gründer. Also jemand, der sehr früh Verantwortung übernimmt, ist natürlich anders geeignet zum Gründen als jemand, der das nie machen musste. Also ich glaube halt, also ich habe auch spät im Job gesehen, also als Geschäftsführer in meiner ersten Gründung, wenn ich Menschen eingestellt habe. Ich habe am Anfang auch den Fehler gemacht, dass ich dachte, die Leute, die so kommen und sehr breite Bewegungen machen und sich gut ausdrücken können, dass die gut sind, bis ich festgestellt habe, nein, der Schein trügt. Und die Leute, die tatsächlich ein bisschen unsicherer waren, aber so anständig waren, so viel Verantwortung zu benahmen haben, dass die die Besseren sind. Deswegen habe ich meinen kompletten Einstellungsprozess dann geändert. Ich habe gesagt, immer mit Tests, auch ich will keinen Namen, ich will keine Fotos sehen, ihr solltet es auch nicht sehen von HR, wenn sich jemand bewirbt, nur sieh dir, was der kann und dann macht ihr eine Probearbeit nur über ihre Fähigkeiten. Und das hat sich dann komplett verändert. Wir waren auf einmal eine der diversesten Unternehmen, aber nicht, weil wir es geplant haben. Also wir hatten keinen Diversity Manager oder wir achten darauf. Es hat sich ergeben, weil wir anders rekrutiert haben und deswegen auch meine jetzige Firma ist eine skillbasierte Organisation, das spiegelt auch meine Haltung. Menschen müssen nach ihren Fähigkeiten bezahlt werden und alle Prozesse müssen sich darauf ausrichten, auch wie ich investiere, wie ich Mitarbeiter einstelle, auf die Fähigkeiten achten. Das kann ich aber nur, wenn ich wirklich den Blick auf die Fähigkeiten habe. Dafür muss der Blick auf das Aussehen weg, auf die ganzen Voreingenommenheiten, in welchen Restaurants ich mich treffe, muss ich ändern, weil da treffe ich nur die gleichen. Wenn ich immer mit Menschen zum Grill Royal in Berlin zum Essen gehe, dann werde ich immer auch ähnliche Typen treffen oder die würden sich dort nicht so wohlfühlen. Deswegen muss man die Leute dort treffen, wo sie sich am besten auch wohlfühlen und ich muss auch bereit sein, dahin zu gehen. Das ist, glaube ich, extrem wichtig. Also wenn man sagt, was kann man machen, damit sich das ändert. Du hast gerade einen tollen Punkt gesagt, auch jetzt in einer Organisation. Ich komme auch zu dem Schluss, Diversität kann man nicht forcieren. Du kannst es nicht forcieren. Also wenn du es machst, weil es andere erwarten oder weil du es machen musst, wirst du keine geile Kultur haben. Es wird nicht funktionieren. Auch ich zum Beispiel, ich hätte kein Problem, wenn ich dann zehn Leute ganz ohne Migrationshintergrund habe, die einfach perfekt zum Skillset passen und auf der anderen Seite, wenn ich zehn Frauen habe, die perfekt zum Skillset haben und das ein sehr homogenes Team erachtet wird, aber ich hire einfach nach dem Skillset. Du fängst bei null an, es ist ein weißes Papier. Mir ist das total wichtig. Auch ich denke, jeden Tag darüber nach habe ich jetzt gerade Vorurteile gegenüber dieser Person auch nicht und das müssen wir zugeben. Jede Person hat Vorurteile, aber erst wenn du es zugibst, kannst du wirklich damit und daran arbeiten. Absolut, absolut. Da erfahren wir auch dieselbe Policy. Wir schauen uns alles an und schauen, macht das für diese Position Sinn oder nicht und das ist ein guter Punkt von dir, nehme ich mit. Auch jetzt jederzeit eine Case-Study zu machen, damit wir nicht nach zwei Wochen sagen, irgendwie passt das auch nicht und du erzählst zwar gut, aber irgendwie das Ganze zu operationalisieren, das wird schwierig. Ja, auf jeden Fall. Und beim Thema Diversität ist meiner Meinung nach, man muss nichts machen für Diversität, sondern wenn man nicht divers ist, zu fragen, was haben wir falsch gemacht. Das ist genau, weil wenn ich jetzt ganz normal rekrutieren würde, dann habe ich automatisch ein vielfältiges Team. Das ist meine Erfahrung, weil die Gesellschaft ist ja schon vielfältig. Also wenn ein Viertel Migrationsgeschichte hat und wir keinen einzigen mit Migrationsgeschichte haben, dann haben wir doch was falsch gemacht. Also wir müssen ja nicht extra was machen, weil das würde sich ja natürlich ergeben, so wenn ich auf die Straße gehe und wenn ich irgendwo in einen Straßenzug bin und es sind nur Männer, dann werde ich doch jetzt nicht sagen, warum habe ich keine Frage. Also ich muss doch nicht irgendwas dafür machen, sondern die erste Frage ist, was läuft hier schief? Du musst ja nichts machen. Genau, wie kam es dazu? Und das ist exakt das Gleiche noch bei den Investoren, weil auch diese Frage, was kann ich machen, damit mehr Menschen mit Migrationsgeschichte mehr Frauen gründen. Und meine Meinung ist, da läuft einfach was schief. Also ich muss jetzt nicht extra dann zusätzlich was machen, sondern meine Prozesse, die ich jetzt habe hinterfragen, weil eindeutig läuft da was schief. Und das würde ja schon reichen. Ich muss gar nicht extra was machen, sondern dieses Minimiereffekt, oder du sagst, das zu sagen, sind wir das? Wo treffen wir die Leute? Wie suchen wir das aus? Dann ergibt sich das von selbst. Also ich muss nicht irgendwie zusätzlich was machen. Dieses Phänomen ist ein perfekter Punkt für, heutzutage sehen sie auch, okay, die nur in diese Position kommen, weil sie eine Frau ist. Die ist jetzt nur in dieser Position, weil diese Person eine Migrationsdirektorin hat. Alter, was laberst du? Wir arbeiten zehnmal härter als ihr. Zehnmal, Minimum. Wir reden weniger und arbeiten mehr. Und das haben wir in der Vergangenheit einfach gezeigt. Und verdienen es, auf diese Position zu kommen. Vielleicht sogar mehr als ihr. Und das packt nochmal ein ganz anderes in Position. Also heutzutage, wenn du da bist, es wird ja schon irgendwie so eine Quoten Grund haben, weil du dort bist, wo du bist. Nee, absolut nicht. Und das müsst ihr auch einfach verstehen. Ich bin nicht nur, wenn diese Leute sowas sagen. Und das würden wir nie aussprechen. Aber der Gedanke ist ja eigentlich, ich bin nicht nur genauso gut wie ihr, ich bin besser als ihr. Und deswegen bin ich in dieser Position. Das passiert aber nicht. Und man kommt immer in diese Denke, oh mein Gott, vielleicht haben sie recht. Und ich bin in der Position und verdiene gar nicht, in dieser Position zu sein. Das muss sich auch in der kompletten Mentalität von Frauen, von Personen mit Migrationshintergrund muss sich alles meiner Meinung nach fundamental verändern. Definitiv. Wir kommen zum Ende. Vielleicht noch damit die zuhören. Also bist du der einzige Gründer? Seid ihr mehrere in deiner Firma? Kannst du dazu noch was sagen? Wie viele seid? Das ist eine sehr interessante Geschichte. Ich habe selbst gegründet. Bin einfach durchgestartet. Nach ein paar Monaten habe ich eine Challenge aufgesetzt auf LinkedIn, da meine rechte Hand gerne sein möchte. Und dass ich einen Praktikanten suche oder eine Praktikantin. Und meinte, setz einfach nur den Fokus auf Kreativität. Ich habe Gedichte bekommen. Ich habe Jahresziele bekommen von den Leuten, die sie irgendwie im Silvester gemacht haben. Was sie alles davon erreicht haben. Mit so einer Checklist. Ich habe super coole Videos bekommen. Also da gab es super, super viel. Lustigerweise relativ viel davon mit Migrationshintergrund, weil ich fordere ja eigentlich nicht ein Lebenslauf, sondern ich fordere einfach nur Kreativität. Und jeder kann kreativ werden. Und habe diese Person, Adrian, weil er so gut einfach mitgemacht hat, so gut gearbeitet hat, dann auch zum Co-Founder gemacht und Anteile abgegeben von mir. Also ihr seid zu zweit. Genau. Adrian kommt aus Polen. Auch mit einem Migrationshintergrund. Wir sind aber maximal divers im Team. Also wir haben alle Persönlichkeiten, die du dir vorstellen kannst. Relativ junges Team. Im Startup ist es natürlich schwierig, Seniore Leute reinzubekommen. Aber es macht Spaß und wir haben Bock auf die nächsten Schritte. Super. Zittig, das war sehr interessant. Ich könnte noch mit dir stundenlang sprechen. Leider haben wir die Zeit nicht. Schade. Auf jeden Fall. Aber wir holen das nach. Wenn du mal in Berlin bist, treffen wir uns auf jeden Fall. Kannst du mir zum Schluss noch sagen oder die Zuhörer was sind so deine Tipps? Einmal, die die gründen wollen und vielleicht denken, ich habe das Geld nicht, ich habe dieses Wissen nicht, ich habe Migrationsgeschichte und so weiter. Und aus der Perspektive und dann für die Investoren, die gerne sagen, eigentlich bin ich offen, ich will, dass alle gründen. Was muss ich machen? Wenn du für diese zwei Perspektiven noch Tipps geben könntest, wäre super. Absolut. Thema Gründer. Ihr seid eure größten Hater. Ihr packt euch selbst in Zweifel und diese Zweifel dürfen nicht übernehmen. Setzt euch surreale Ziele, wie ich das gerade auch beschrieben habe, um weiterzukommen. Und ich glaube, in dem Moment zeigt man auch mit dem Finger nicht mehr auf andere, sondern zeigt auf sich selbst. Und man selbst hat, man selbst ist immer in der Lage, auch wenn die Statistik gegen uns spricht. Es gibt ja nicht umsonst Outlier, dass man trotzdem sehr erfolgreich gründen kann. Man ist selbst der größte Feind und es geht nur um Resilienz. Und Resilienz kann man sich sehr gut selbst aufbauen oder mit anderen Leuten sprechen, die selbst da durchgegangen sind. Ihr werdet sehen, jeder hat Probleme, jeder hat Issues, jeder hat irgendwie Angst, Sorgen, Anxiety. Und da, wenn man das teilt, kommt man auch voran. Das ist eine Seite. Aus der Investorenperspektive ist das Einfachste, einfach ein diverseres Team zu hiren. Es gibt Leute da draußen, die Investmentbanking gemacht haben und Migrationshintergrund haben. Es gibt Frauen da draußen, die Top-Notch-Talente sind. Es gibt super viele diverse Menschen aus unterschiedlichsten Ländern mit unterschiedlichsten Ansichten, die einfach super gute Investoren und Investorinnen sein könnten. Es fängt beim Hiring an. Wir machen jetzt ein Accelerator-Programm für Personen mit Migrationshintergrund. Das ist Greenwashing. Du willst einfach nur cool bei deinen LPs ankommen. Sondern wir hirnen diese Leute und wissen einfach, dass dieser Similarity-Bias weggeht. Die nehmen sich auch etwas mehr Zeit, wenn das Profil vielleicht nicht passen sollte. Und dadurch hat man quasi ein diverses Portfolio. Jede Statistik, die du dir anschaust, wirst du sehen, dass wenn der C-Level oder die Co-Founder divers sind, die Wahrscheinlichkeit steigt, dass das Unternehmen erfolgreicher wird. Also bleibt einfach bei der Statistik. Denken quantitativ. Wenn die Statistik das hergibt, andere Leute heirn. Weitere Leute heirn. Diversere Leute heirn. Und dann mit denen erfolgreich werden. Vielen Dank. Auf jeden Fall kann ich nur unterschreiben. Wichtig ist auch, die eigenen Vorurteile zu hinterfragen. Und tatsächlich auch nicht davon auszugehen, dass man das nicht hat. Also ich bin auch so. Ich habe einen Minimi-Effekt. Wenn ich Menschen treffe, die Wutenglän hören und bestimmte Erfahrungen gemacht haben, sind wir einfach sympathischer, weil ich so aufgewachsen bin. Man versteht sich. Das ist normal. Deswegen muss man das auch bei bestimmten Entscheidungen anderen Menschen dazuholen. Oder, wie ich es eben gemacht habe, bei Entscheidungen oder wenn man irgendwas auswertet, komplett Namen usw. erstmal rauslassen. Und dann entscheidet man wirklich auch oft anders. Und wirklich auf die Fähigkeiten achten. Absolut. Ein Gott und Gottes Leider. Vielen, vielen Dank. Und auch allen, die zugehört haben. Wie ich am Anfang gesagt habe, das ist diese Podcast- also diese drei Folgen, die wir jetzt machen. Das war die erste Folge. Das ist im Rahmen der Initiative Gründe ohne Grenzen. Und von der Bertsmann Stiftung. Und unser Ziel ist einfach, die Hürden sichtbar zu machen, die Gründerinnen haben, Menschen haben, die Migrationsgeschichte haben, Menschen, die aus ja, ich würde nicht das Wort sozial schwach schwächeren Familien verwenden, weil ich das nicht sozial schwach finde, sondern wenig Geld haben, wenige Möglichkeiten haben. Und das ist sehr, sehr wichtig, damit wir praktisch das Potenzial auch sichtbar machen und auch zeigen, dass auch Gründen ohne Grenzen möglich ist. Und ich hoffe, dass wir dazu einen Beitrag leisten können. Falls ihr Fragen habt an mich oder an ZITERDE, könnt ihr nach also, wenn ihr das Podcast hört, da sind die Kontaktdaten auch von ZITERDE. Könnt ihr auch direkt schreiben. Sonst sind wir beide auf LinkedIn. Uns beide kann man finden und auch dort direkt Fragen stellen. Vielleicht wollt ihr Gründen, vielleicht habt ihr auch Ergänzungen, Ideen für uns. Wir würden uns sehr freuen. Vielen Dank und ich wünsche euch einen schönen Tag. Tschüss.