00:11 - Arne Friedrich (Host)
Am 10. November 2009 nahm sich der deutsche Fußball-Nationaltorwart Robert Enke das Leben. Nur wenige aus Roberts engstem Kreis wussten, dass er bereits seit Jahren unter Depressionen litt. Mein heutiger Gast, Theresa Enke, war nicht nur seine Ehefrau, sondern auch Leidtragende seines schweren und langen Leidens. Nach Roberts Tod gründete Theresa gemeinsam mit dem Deutschen Fußballbund die Robert-Enke-Stiftung. Die Stiftung hatte sie unter anderem zur Aufgabe gemacht, über psychische Erkrankungen aufzuklären, Präventionsmaßnahmen zu fördern und Forschungsprojekte zur Behandlung von Depressionen zu unterstützen. Liebe Theresa, herzlich willkommen zu. From Done to There. 

00:47 - Teresa Enke (Guest)
Hallo Arne. 

00:49 - Arne Friedrich (Host)
Theresa, ich bin dir unglaublich dankbar, dass du heute hier bist. Zum einen freue ich mich auf dich als Gast, aber wir haben heute auch eine kleine Premiere. Es ist sozusagen eine Late-Night-Show. Es ist 21.30 Uhr. So spät habe ich noch nie aufgenommen, und du bist gerade von einer Veranstaltung gekommen, und dementsprechend vorab schon mal ganz herzlichen Dank, dass du dir die Zeit nimmst. Gerne, theresa, wo warst du? 

01:12 - Teresa Enke (Guest)
Ich war auf einer Veranstaltung, wo es auch um psychische Gesundheit und Erkrankung ging, unter Fachärzten, und habe da eben von der Stiftung berichtet. Das ist auch schon das dritte Mal mit Johnson Johnson zusammen, die uns mit der Stiftung auch sehr unterstützen, und ja, das ist für mich dann auch immer eine Herzensangelegenheit, da vorzusprechen und so ein bisschen aufzuklären, weil die Leute hören mir gerne zu, weil ich bin keine Psychologin oder keine Psychiaterin. Ich bin keine Psychologin oder keine Psychiaterin, aber ich spreche, wie man hört mir zu, und ich kann dem Ganzen eben so das Ganze mit Bildern belegen. Und es ist immer ganz wichtig, dass man bei schweren Themen, dass die Menschen Bilder bekommen, um einsteigen oder tief eindringen zu können, und eine schöne Mischung ist zwischen den Fachärzten und Psychiatern, die das Thema auf eben die medizinische Ebene, die das Thema abklären, und ich bin dann eben für den anderen Bereich zuständig. 

02:36 - Arne Friedrich (Host)
Bist du manchmal müde von all dem. Du sprichst über sehr schwere Themen und tust das auch schon seit sehr vielen Jahren. Aufgrund deiner persönlichen Erfahrungen Kommt es vor, dass du auch mal keine Lust mehr hast, darüber zu sprechen. 

02:49 - Teresa Enke (Guest)
Nee, lust, eigentlich habe ich immer Lust. Es kommt natürlich auch mal vor, dass es halt dann durch die Reiserei oder so ein bisschen anstrengend ist, dass man den Alltag irgendwie da geregelt bekommt. Aber ansonsten finde ich es toll, weil das Thema immer noch so präsent ist oder präsenter als je zuvor. Mittlerweile hat es sich ein bisschen verschoben. Es ist nicht mehr nur Robby im Fokus, weil es ist einfach schon sehr, sehr lange her wir müssen oder unser Ziel, war unsere Aufgabe, die Stiftung so bestehen zu lassen. Nicht nur, dass man sagt, ah, das ist Robby, und alle sind nur interessiert, weil es über Robert geht, sondern nein, es geht um das Thema Depression. Und wir haben jetzt auch zum Beispiel unser Stiftungslogo geändert. 

03:39
Das war natürlich eine emotionale Sache. Also es ist nicht mehr Robert und Lara, sondern es ist ein anderes Logo, eins, was man besser drucken kann, was mit der Zeit geht, was internationaler ist, weil ja, gehen wir mal weiter, in zehn Jahren kennen nicht mehr so viele Robby. Ja, das ist schwer. Also das ist das, was mich so manchmal so ein bisschen betrübt, dass man irgendwo ist. Und dann die Jugendlichen eigentlich, wenn es keine Bilder gäbe, die man dann an die Wand hängt und sagt das ist Robert, der hat sich damals umgebracht. Nationaltorhüter Hannover 96 bei Belfika. Hannover 96, bei Belfika, dann sind die aufmerksam. Aber der Name Robert Enke ist natürlich jetzt nicht mehr so bekannt, wie es noch vor 15 Jahren war. 

04:32 - Arne Friedrich (Host)
Das kann ich sehr gut nachempfinden. Bei mir persönlich ist es ähnlich. Ich habe auch jetzt meine Karriere vor einigen Jahren beendet, und es erkennen mich auch nicht mehr so viele, wie es damals war. Wir sprechen heute über ein paar schwere Themen, aber wir versuchen, das irgendwie möglichst so wenig schwer wie möglich zu machen. Wir sprechen natürlich auch ein bisschen über Robert. Wir sprechen über seinen Suizid, über Depressionen als Krankheit, über die Stiftung, die du gerade schon kurz angesprochen hast. Wenn wir die Zeit mal zurückdrehen, bevor dieser ganze Fußballzirkus mit Robert losging, bevor ihr die große Bühne betreten habt Ihr habt euch 1990 kennengelernt, wie war. 

05:08
Ja, stimmt, da hast du recht, wenn du mal an diese Zeit zurückdenkst, ohne diesen großen Fußballzirkus, in den du ja auch reingewachsen bist. Wie hast du diese Zeiterinnerung, robert, und du vor dem Fußball? 

05:22 - Teresa Enke (Guest)
Naja, so richtig vor dem Fußball gab es nicht Vor dem Profifußball. Naja, er war ja schon Profi. 

05:31 - Arne Friedrich (Host)
Okay, vor dem Robert Enke als Nationalspieler. 

05:34 - Teresa Enke (Guest)
Naja, das war für mich Neuland. Ich habe immer gedacht was machen die da für einen Aufriss? Ich habe ja auch Leistungssport gemacht und fand es total übertrieben, welche Privilegien die Sportler haben. Und ich habe aber viel mehr trainiert und nichts bekommen. Aber wir hatten mehr Zeit. Es war unbeschwertes Leben, und Fußball hat mir damals auch nicht wirklich viel gesagt. Ich wollte ihn auch immer dazu überreden, dass er aufhört und mit mir nach Würzburg zum Studieren geht, dass wir Lehramt beide studieren. Und dann hat er mir aber erzählt, was er schon bei Carl Zeiss Jena verdient, und dann habe ich gesagt oh, mein Vater ist Lehrer, und der verdient ja schon mehr als mein Vater. Okay, macht doch Fußballer. Also habe das dann natürlich auch eingesehen. Aber das Fußballgeschäft war eigentlich schon relativ schnell da und auch seine erste Erkrankung. Ich bin ja mit ihm dann nach Gladbach gegangen, und er hatte davor eben sein Bundesliga-Debüt oder so, und da hat er einen Fehler gemacht, und das habe ich halt auch schon so am Rande mitbekommen. Also, ich war schon relativ schnell so ein bisschen im Fußballgeschäft drinnen, also richtig unbeschwert, unbeschwert war das nicht. 

07:01 - Arne Friedrich (Host)
Was viele ja nicht wussten, auch vor seinem Suizid, mich eingeschlossen, war die Tatsache, dass er schon seit Jahren unter Depressionen gelitten hat. Wann ist dir das erste Mal aufgefallen, und gab es irgendeinen Moment, in dem du dich erinnern kannst, der dich so ein bisschen hat aufhorchen lassen? 

07:19 - Teresa Enke (Guest)
Naja, das war kurz nachdem wir uns kennengelernt haben, wo er den Fehler gemacht hat, und sagte dann zu seinem Trainer, wechsel mich aus. Und hat mir das erzählt und war dann eine Woche lang nicht in der Schule. Aber da habe ich mir also. Das war das erste Mal, wo ich mir dachte, so krass, was da für ein Druck ist, dass er sich das so zu Herzen nimmt. Aber Depressionen kamen da noch nicht Ich habe das immer. 

07:44
Für mich war das immer logisch. Nach dem Abitur sind wir dann nach Jena. Da ging es ihm schlecht, Da fiel das Wort Depression nicht. Da habe ich gesagt ein junger Kerl, der muss jetzt von Jena, geht jetzt nach Mönchengladbach, Wir haben die erste gemeinsame Wohnung, alles neu. Wie heißt Uwe Kamps, die Größe dann? Es ist normal, dass der da die Hosen voll hat. 

08:15
Also es war für mich immer gut zu erklären. Also da fiel auch noch nicht das Thema psychische Erkrankung. Also ich kann es auch gar nicht sagen, wann das wirklich dazu kam, dass wir gesagt haben, er hat ein psychisches Problem. Ich glaube, so richtig erfasst habe ich das erst dann in Barcelona. Äh, quatsch in Lissabon. 

08:37 - Arne Friedrich (Host)
Okay, ja gut, gerade im Fußball ist es viel Druck. Das spielt natürlich auch immer eine Rolle, und da kann man das wahrscheinlich sehr, sehr schwer auch unterscheiden, ob jemand halt depressive Züge hat oder ob man sich erst an diese Situation gewöhnen muss. Im Fußball Eure Tochter Lara, die im Jahr 2004 geboren wurde, litt in einem Herzfehler, und Robert sagte in einem Interview, und ich zitiere Meine Frau hatte es gerade, wenn Lara auf der Intensivstation lag, doch viel härter als ich. Sie konnte nie weg von Laras Problemen. Ich konnte zwei Tage zu einem Auswärtsspiel Zu dieser Zeit. Wie hast du den Profisport wahrgenommen? Robert konnte sich dann irgendwie auch mal in den Fußball flüchten. Hast du den Fußball dann eher so als etwas wahrgenommen? Robert konnte sich mal eine Auszeit nehmen, und du warst froh für ihn, aber du warst doch irgendwie alleine, dann mit Lara auf der Intensivstation. Also, was war das für dich für ein Gefühl? 

09:32 - Teresa Enke (Guest)
Fußball war so nebensächlich, und das Positive war, es war auch für Robby nebensächlich. Also, der Fußball hatte nicht mehr den Fokus, und er hat da zu dem Zeitpunkt auch gut gespielt, weil eben alles in den Hintergrund gedrängt wurde, und ich war so fixiert eben auf Lara, auf das Krankenhaus. Ich konnte mich auch nicht so um ihn kümmern. Also, ich konnte dann auch es ging ihm da auch mal kurzzeitig schlecht. Es hat ihn auch überfordert, dieses immer ins Krankenhaus fahren und so diese Belastung. Und da habe ich aber auch ganz klar zu ihm gesagt fahr mal ein Wochenende weg zu Jörg, geh nach Köln oder so. Ich kann mich jetzt nicht auch noch um dich kümmern. Und der Fußball hat das alle so ein bisschen äh, laras Erkrankung hat alle so ein bisschen relativiert und verschoben. 

10:28 - Arne Friedrich (Host)
Okay. 2006 verstarb sie, und natürlich hatte das Auswirkungen auf Roberts Zustand, und es ging ihm sehr, sehr schlecht in dieser Zeit. dir natürlich auch, wie schwer war es für dich, auf der einen Seite zu wissen, du hast deine Tochter verloren, du musst selber trauern und für dich das verarbeiten. Auf der anderen Seite hast du mit Robert jemanden zu Hause, dem es dann auch noch schlechter ging. Ich stelle mir das so unglaublich schwer vor, diesen Spagat zwischen an sich selbst denken und trauern und noch für jemand anderen da zu sein. 

10:58 - Teresa Enke (Guest)
Ihm ging es nicht schlechter als bei einer Depression. Also das ist, wir haben die Trauer. Wir hätten uns retroperspektivisch hätten wir uns helfen lassen müssen, wir hätten uns therapieren lassen müssen, haben das aber nicht gemacht, sondern wir haben das zusammen getragen und gut getragen. Und für Robby er konnte seine Trauer oder seiner Trauer freien Raum lassen, ohne dass jemand gesagt hätte, der ist doch bestimmt krank, oder so. Also für ihn war das, wir konnten trauern, aber wir sind in dieser Trauer nicht versunken. 

11:37
Wir haben in der Trauer, wir haben das gemacht, was uns gut tat. Wir wussten, dass Lara krank ist, Und es hat uns zurückgeworfen. Wir haben viele Dinge gemacht, die andere vielleicht nicht so gut fanden, dass wir Lara nach Hause geholt haben Die war ja eine Woche bei uns zu Hause, also, als sie gestorben war. Das war uns sehr wichtig. Wir haben da diesen Prozess des Verabschiedens vorgenommen, aber haben das gut gemacht, weil wir immer gesagt haben und wir haben uns relativ gut gehalten und er hat auch nach einer Woche ach, nicht mal nach zwei, drei Tagen hat er gespielt und hat mich gefragt darf man spielen, darf ich das? Und ich hab gesagt natürlich darfst du das. 

12:38
Man darf alles, was einem gut tut, und wenn du spielen kannst, dann spiel. Es ist hat dich nicht zu interessieren oder hat keinen zu interessieren, ob man das darf oder nicht, darf man bunt rumlaufen oder schwarz. Das sage ich auch immer vielen, die mich dann fragen Macht das, was euch gut tut? Es gibt immer jemanden, der redet, es gibt immer jemanden, der sagt ach, das macht man nicht. Und es gibt immer jemanden, der das toll findet. Also, du kannst es keinem recht machen, und das ist auch. In so einer Phase des Lebens muss man es anderen nicht recht machen. Und es ging ihm nicht schlecht, also gegen ihn Wie einem Vater, der seine Tochter verloren hat, aber seine Depression ist da nicht ausgebrochen. 

13:21 - Arne Friedrich (Host)
Ich habe jetzt auch einige schon gelernt durch einige Podcasts und auch eigene Erfahrungen, verluste, freunde etc. Die auch leider verstorben sind oder Unglücke hatten und verstorben sind. Und da habe ich auch gelernt, was du gerade gesagt hast Trauer ist unterschiedlich, und man sollte niemandem vorschreiben, wie man zu trauern hat. Und das ist manchmal so schlimm, wenn mit dem Finger auf Menschen gezeigt wird, weil die dann irgendwie sagen pass auf, du machst das falsch und wie kannst du sowas nur machen. Hatten wir mit der Jessica Klepser auch einen Fall hier, wo wir im Nachhinein auch ein bisschen ja nicht Kritik, sondern auch wirklich scharfe Worte bekommen haben, was uns dann auch völlig egal war, weil Jessica hat gesagt pass auf, das ist das, was ich machen möchte. 

14:00
So verarbeite ich das und dementsprechend auch ein ganz wichtiges Learning, und du unterschreist das eigentlich auch wieder. Nur, du hast gerade gesagt, robert hat zwei Tage später trainiert und dann am Wochenende wieder Fußball gespielt und war einer der besten Spieler auf dem Feld gegen Leverkusen. Es hat ihm scheinbar geholfen, wieder zu spielen. Glaubst du aber auch, dass er als Fußballer so eine Eigenschaft im Laufe der Zeit entwickelt hat, funktionieren zu müssen und funktionieren zu können und einfach Dinge, die außerhalb des Spielfelds passieren, auszublenden, Und findest du, ist das eine gute Eigenschaft oder auch eher etwas, was du kritisch siehst, weil man ja auch ein Stück weit verdrängt? 

14:37 - Teresa Enke (Guest)
Das bringt der Fußball leider mit sich, aber ich glaube, das bringt auch jeder Beruf, wo es viel Konkurrenz gibt oder wo das Leben einfach so schnell oder der Fußball ist ja sehr schnell, und du bist austauschbar und ich glaube nicht, dass das sein in dem Fall, dass er gedacht hat, wenn ich jetzt nicht spiele, dann wird mein Platz weggenommen, ich glaube, einfach in dem Fall war es für ihn Therapie und Ablenkung, und bei seiner Mannschaft zu sein, das war ihm schon immer wichtig, ein Teil dieser Mannschaft, dieser Gemeinschaft zu sein. Dass Fußballer oder auch Robert, das außen weg oft nicht so zugelassen hat, ist schon, glaube ich, das lernt man. Ich meine, das weißt du wahrscheinlich von deiner Karriere. Du musst manche Dinge ausblenden, sonst die Befindlichkeiten haben sozusagen nichts auf dem Platz zu suchen, sondern in den 90 Minuten musst du funktionieren, und ansonsten ist es halt schwer zu suchen, sondern in den 90 Minuten musst du funktionieren, und ansonsten ist es halt schwer. Und du hast natürlich auch als Fußballer, als Mannschaftssport, natürlich auch eine Verantwortung deiner Mannschaft und deinem Verein gegenüber. 

15:57 - Arne Friedrich (Host)
Aber das Funktionieren. Das ist wirklich in der Tat so. Das habe ich als Fußballer auch gelernt. Die Dinge, die drumherum stattfanden, egal was es war, es hat am Ende auf dem Platz, beim Training oder auch beim Spiel auch wirklich überhaupt keine Rolle gespielt, weil wir dann einfach in den Tunnel sind, und es ging dann halt einfach Robert hatte den Fußball und seine Mannschaft, und Robert war dann unterwegs. Ich frage mich wie hast du in dieser Zeit, gerade wenn Robert mit der Mannschaft weg war, wie hast du die Trauer verarbeitet? 

16:27 - Teresa Enke (Guest)
Ich hatte meine Tiere, und ich habe damals bei Laras Zeiten das war auch leicht krankhaft bin ich sehr viel gelaufen und habe mich auf einen Halbmarathon vorbereitet. Aber halt nicht nur einfach laufen, sondern ich wollte die weiße Kenianerin sein und war dann natürlich auch noch ein bisschen jünger, und laufen konnte ich immer ganz gut und habe mich da wirklich reingesteigert. Also, ich hatte irgendwie Körperfett, war nur noch 9,5. Ich bin gerannt um mein Leben und habe mir dann sogar einen Ermüdungsbruch zwei Wochen vor dem Marathon. Ich habe einen Ermüdungsbruch zugezogen, weil ich einfach übertrainiert habe. 

17:13
Naja, nicht, und ich bin mit ein paar Laufschuhen die ganze Zeit gelaufen. Also, ich bin in der Woche ich weiß nicht 150 Kilometer. Also es war Wahnsinn, und ich wollte das war für mich so, ich wollte es mir beweisen, dass ich ich weiß gar nicht, in welchem Schnitt ich laufen wollte, und da hat mich Robby sehr unterstützt. Also da war, es gab für mich dann nur noch Laufen. Das war für mich Trauerbewältigung. 

17:38
Die einen, die machen das vielleicht mit anderen Dingen, oder Alkohol ist ja auch oft so eine Trauerbewältigung, und ich habe das übers Laufen kompensiert. Aber halt, wie gesagt, es war kein gesunder Umgang mehr, sondern das war dann eher der etwas kranke. Aber es hat mir trotzdem geholfen, was schade war. Schade war aber das schreibe ich auch der Psyche zu dass ich zwei Wochen vorher eben diesen Ermüdungsbruch hatte und da nicht laufen konnte, weil ich war kein Wettkampftyp. Ich war anders als Robby, ich war leider kein Wettkampftyp. Und ich glaube, mein Körper hat dann gesagt so nee, dem stellst du dich nicht, weil das hätte mich sehr frustriert, wenn ich da nicht gut abgeschnitten hätte, weil natürlich dann auch wäre in Hannover gewesen der Halbmarathon. Und dann ich glaube, mir ging einfach, ich habe mir einfach in die Hose gemacht, und mein Körper hat das dann anders kompliziert. 

18:35 - Arne Friedrich (Host)
Bist du eine Person, die in solchen Fällen den Austausch braucht und sprechen möchte, oder ziehst du dich denn eher zurück? Beim Laufen ist ja schon eher für sich, und da gibt es ja auch unterschiedliche. 

18:47 - Teresa Enke (Guest)
Arten, wie man das bewältigt, kommt drauf an. Ich konnte es nicht so gut verarbeiten. Also ich mochte es nicht, wenn Leute kamen. Also, am Anfang trauerst du, aber ich konnte es nicht leiden. Wenn Leiden ist kein schönes Wort, ich mochte, oder es hat mir nicht geholfen. Wenn Menschen kamen zu mir und so wie geht es dir? Oh Gott, das ist schon schlimm. 

19:11
Sondern, ich habe für mich getrauert, und wenn ich aber mit Menschen zusammen war, dann wollte ich nicht trauern. Ja, und ich bin auch keine, die da vor anderen ihre Trauer dann so groß rauslässt. Ich bin dann eher kann das auch gar nicht. Also, viele Menschen, denen ich begegnet bin, die haben geweint, auch nach Roberts Tod, wenn sie mich gesehen haben. Für mich war das eher. Also, es war jetzt nicht, dass ich gesagt habe, ich bin fremdlich oder finde ich nicht schön, sondern ich konnte das nicht. Also, ich habe das für mich gemacht, und wenn ich aber raus bin, dann wollte ich nicht nur trauern, und dann wollte ich nicht nur, dass mich die Leute traurig ansehen, sondern auch mal über andere Dinge sprechen. Das war für mich wichtig, aber es war schwer. Mit Robby konnte ich Viele Paare entfernen sich ja in der Trauer, wir haben ähnlich getrauert, und als er dann gestorben ist, habe ich halt alleine trauern müssen. 

20:10 - Arne Friedrich (Host)
Im Jahr 2009 habt ihr euch entschieden, nochmal Eltern zu werden. Ihr habt Laila adoptiert, in dem gleichen Jahr, in dem sich Robert dann das Leben genommen hat. Wenn du mal zurückblickst und auch damals wirst du sehr, sehr viel mit Sicherheit darüber nachgedacht haben wenn nicht einmal die Liebe seiner Tochter denn das hat ihm ja auch ganz, ganz viel Hoffnung und Mut gegeben wenn nicht einmal diese Tatsache ihn vom Suizid abhalten kann, was hätte passieren müssen, dass dieser Suizid hätte verhindert werden können? Was hätte passieren müssen, dass dieser Suizid hätte verhindert werden können? 

20:45 - Teresa Enke (Guest)
Ich glaube, die Zeiten hätten sich ändern müssen. Ich sage auch das habe ich heute auch gesagt bei der Veranstaltung wäre diese Aufklärungsarbeit schon so geleistet gewesen damals, hätte man so offen über Depressionen gesprochen, hätte er sich nicht so alleine gefühlt, hätte er sich mit Sicherheit. Also bin ich der festen Überzeugung, hätte er sich nicht so alleine gefühlt, hätte er sich mit sich. Also bin ich der festen Überzeugung hätte er sich nicht umgebracht. 

21:09 - Arne Friedrich (Host)
War das wirklich ein Kriterium, dass er alles zurückgehalten hat, weil niemand wusste davon, dass er Angst hatte, an die Öffentlichkeit zu gehen, beziehungsweise auch, dass Leute darüber gesprochen haben, dass er eben unter Depressionen leidet? 

21:22 - Teresa Enke (Guest)
Ja, das war ich weiß nicht. Eine Woche vor seinem Suizid werde ich nie vergessen steht er im Bad und hat gesagt, ich muss zum Spiel fahren, und das war das vorletzte Spiel, und der hat ja dann auch Diazepam genommen. Also, dass der überhaupt spielen konnte, das war für mich unvorstellbar. Und dann habe ich gesagt Robby, geh doch bitte in die Klinik, bitte. Und dann sagt er, du hast keine Ahnung, wenn ich mich. Dann sagt er, es wäre nicht so schlimm, wenn ich mich umbringe, als wenn ich mich oute als Fußballer. Und dann habe ich gesagt nein, das glaube ich nicht. 

22:00
Aber klar, damals Sebastian Deißler, das hat natürlich Wellen geschlagen, die Zeitungen haben berichtet, und Bayern hat sich, uli Hoeneß hat sich toll verhalten, aber trotzdem war das für ihn so ein abschreckendes Beispiel. Und als wir über die Klinik gesprochen haben und er, kurz bevor es zum Spiel kam, da war er bei Leila im Zimmer, und ich, ich bin reingekommen, und ich habe sowas noch nie gerochen Angstschweiß. Ich weiß nicht, ob du es schon mal gerochen hast, ich habe es auch nur einmal in meinem Leben gerochen, sowas habe ich noch nicht erlebt. Und da habe ich gesagt Robby, das geht so nicht, du kannst so nicht zum Spiel fahren, das geht nicht, doch ich muss. Und das hat er dann gemacht. 

22:40 - Arne Friedrich (Host)
Ich sage immer der hat übermenschliche Leistung vollbracht in so einem Zustand, und ich habe ja schon mit vielen Depressiven gesprochen danach, die sagen, dass der spielen konnte, und dann noch mit Mut gehabt, damals darüber zu sprechen. Er hatte die Angst gehabt, dass er vielleicht auch ich meine, ging es nicht auch sogar darum dass er die Angst hatte, dass euch das Sorgerecht, eurer Adoptiv, das sind ja richtig Ängste, und im Nachhinein geht es wieder. Ich meine, das ist alles so einfach zu sagen im Nachhinein, aber hast du dir irgendwann auch mal Schuldgefühle? hattest du Schuldgefühle, dass du sagst, hätte ich ihn mal dazu gebracht, zum Arzt zu gehen, beziehungsweise zum Arzt war? 

23:35
er ist er gegangen, aber er war in der Öffentlichkeit darüber zu sprechen. 

23:38 - Teresa Enke (Guest)
Hatte ich keine Chance, keine Chance, und ich habe darüber nachgedacht, es selbst zu tun, also ihn praktisch einweisen zu lassen. Weil ich hab mir wir haben ja auch öffentlich äh, nicht öffentlich, sondern offen über Suizid gesprochen, also das war ja bei uns ein Thema, und ich weiß noch dieses Lied Nucky No Heaven's Door kam, äh ja. Und dann hat er zu mir gesagt so und kannst du das Lied immer noch nicht hören? Und dann sag ich nee, robby, kann ich immer noch nicht hören, weil ich es kacke find, ja, in dem Zusammenhang. Und dann haben wir, hab ich ihm auch gesagt überleg doch mal, deine Frau sitzt dann am Grab, und dann steht nicht nur Lara, sondern auch du stehst dann da. Ja, also wir haben da offen drüber gesprochen, und das war für ihn. Ich dachte halt immer, je mehr man drüber spricht, umso besser wird es. Aber er hat dann die Entscheidung getroffen, Hast du dir selber professionelle Hilfe gesucht? 

24:45 - Arne Friedrich (Host)
Ich habe in meinem persönlichen Umfeld auch einen wirklich sehr schweren Fall, und ich weiß, wie schwer es ist für alle Beteiligten, für die Angehörigen, und man stellt sich viele Fragen was ist richtig, was ist falsch? und deswegen meine Frage hast du dir selber auch Hilfe gesucht, weil man weiß ja nicht, was richtig ist? hast du dir selber auch Hilfe gesucht, weil man weiß ja nicht, was richtig ist? 

25:08 - Teresa Enke (Guest)
Ich habe das alles damals ich weiß nicht, das war damals noch nicht so. 

25:12
Also ich habe das halt gemacht. Ich habe mir natürlich damals mit dem Professor Marx, oder Dr Marx habe ich gesprochen, wie soll ich bei manchen Sachen reagieren? Der sagte nur lass ihn nicht aus den Augen. Das war für mich das Schwere, dass ich oft Angst hatte, dass er irgendwie, wenn er sich nicht gemeldet hat, oder einmal wollte er mich vom Bahnhof abholen, dann kam er nicht. Und jedes Mal habe ich auch gesagt Robby, hör auf damit, ich halte das nicht mehr aus. Also du musst dich melden, du musst mir das sagen, wo du bist. Das war aber für die Beziehung. Wenn jemand schwerst depressiv ist, dann ist der ja nicht mehr der Mensch, der er mal war, sondern es ist ja praktisch nur eine nackte Hülle. Aber ich habe auch ihn gebeten, sich in mich ein bisschen hineinzuversetzen, dass ich auch Ängste habe, dass ich ihn verlieren könnte. Aber das kommt dann nicht mehr an. Aber es war für mich im Nachhinein eine zu große Verantwortung, mir zu sagen, du darfst ihn nicht alleine lassen, oder er hat ja dann auch bei den Therapien gelogen, und das habe ich dann mitbekommen. 

26:29
Da habe ich gesagt Valentin, der erzählt, ich kannte den da noch nicht. Also ich habe gesagt, herr Marx, das stimmt nicht, dass es ihm so und so geht. Und dann musste ich. Er hat gesagt, dann musst du halt bei den Therapiesitzungen dabei sein, und das war alles. Auch das war zu übergriffig, auch das war zu übergriffig. Also, man hat mich in eine Position gebracht, auf ihn aufzupassen, ihn zu überwachen, und ich hatte an der Tür eine Vase, dass, wenn er nachts die Vase um Aber nur bei seiner letzten Depression Davor war, das Aber wie hast du das überstanden? 

27:05
Das ist ja eine permanente Angst. 

27:08 - Arne Friedrich (Host)
Wahrscheinlich hast du auch es gelernt zu funktionieren in so einer Zeit. 

27:13 - Teresa Enke (Guest)
Ja, ich kann gut funktionieren. Ich habe dann so eine ich baue mir eine Mauer. Unbewusst, ich weiß es nicht, ich baue mir eine Mauer. Ich habe mir dann aber auch natürlich auch ab und zu, dass ich mal zum Pferd bin oder mit meinen Hunden raus Habe, dann immer versucht, so die Zeiten dann so zu nutzen. Aber als natürlich dann auch Laila da war, war das natürlich schwer. Ich hatte dann auch noch ein kleines Kind, wo ich mich drum kümmern musste. 

27:42 - Arne Friedrich (Host)
Aber irgendwie mal funktioniert. Also es ist so, und mit Freunden oder Familie konntest du auch nicht wirklich sprechen, weil ihr dann wahrscheinlich die Angst hattet, dass es dann rauskommt. Freunden oder Familie konnte es auch nicht wirklich sprechen, weil ihr dann wahrscheinlich die Angst hattet, dass es dann rauskommt. 

27:48 - Teresa Enke (Guest)
Er wollte das ja nicht, und ich war halt eher immer. also mit einer Freundin habe ich drüber gesprochen, aber auch nicht so, wie schlimm es wirklich ist, und ja, das war brutal. Aber ich habe ihn trotzdem. ich habe ihn auch verstanden ein Stück weit, weil ich dann auch dachte, wenn ich ihn jetzt wirklich einweisen lasse, dann kann es halt sein, dass die Karriere zu Ende ist, und er bringt sich deswegen um, und dann habe ich also, dass ich ihm alles sozusagen kaputt mache, dass er mir dann irgendwann Vorwürfe macht. Das ist ja ein großer Schritt, also, jemanden dann zwangseinzuweisen. 

28:29 - Arne Friedrich (Host)
Würdest du heute den Menschen, den Angehörigen empfehlen, sich wirklich auch professionelle Hilfe zu suchen im Umgang mit der erkrankten Person? 

28:37 - Teresa Enke (Guest)
Ja, wenn das so extrem ist, schon ja. 

28:40 - Arne Friedrich (Host)
Du sagst, dass man Depressionen heilen kann, Und wir sind heute mit Sicherheit viel, viel weiter als damals. auch was. Aufklärung angeht. was überhaupt das Anerkennen dieser Krankheit angeht, Würdest du sagen, dass eigentlich jeder schwere Grad einer Depression heilbar ist oder gibt es da Unterschiede? 

28:57 - Teresa Enke (Guest)
Nein, das ist wie Krebs. Es gibt einfach Krankheitsverläufe, die sind so schwer, die führen zum Suizid. 

29:03 - Arne Friedrich (Host)
Aber wie kann man die klassifizieren? Kann man das überhaupt? 

29:07 - Teresa Enke (Guest)
Ja, es gibt leichte, mittel und schwere Depressionen, und bei schweren Depressionen ist der Tod leider oft dann auch ein Begleiter, wie auch bei schweren Krebsformen aus deiner Erfahrung. 

29:23 - Arne Friedrich (Host)
Was sind so Anzeichen, die dafür sprechen, dass man aus einer leichten in eine mittelschwere oder vielleicht sogar von einer mittelschweren in eine schwere Depression sich bewegt? 

29:34 - Teresa Enke (Guest)
Also, wenn gar keine Gefühle mehr, also wenn derjenige bei Robby war es so, ich kann es immer nur so oder jetzt aus den Erzählungen von Betroffenen, wenn derjenige gar keine Gefühle mehr hat, also wenn derjenige wirklich nur noch diese Hülle, diesen Blick hat, wenn der Betroffene nicht mehr schläft, wenn nur noch schwarze Gedanken sind, wenn der Betroffene nicht mehr aus dem Bett kommt, ja und Sachen oder Dinge, die ihm sonst Spaß gemacht haben. Aber das ist schon bei einer mittelschweren oder leichten Depression die Anzeichen. Jemand ist zum Beispiel gerne kegeln gegangen und hat dann keine Lust mehr zu kegeln oder zu stricken oder sich mit Freunden zu treffen. Mehr zu kegeln oder zu stricken oder sich mit Freunden zu treffen, ja. Also das ist aber Schlafmangel, diese Gefühlslosigkeit und Antriebslosigkeit. Und dann natürlich, wenn jemand suizidale Gedanken auch äußert, also auch offen ansprechen. Also es hilft nicht immer, weil Robby und ich haben ja drüber gesprochen, und es hat nicht geholfen. 

30:50
Aber bei ihm, weil ich ja oft gefragt werde, ob ich mir auch, ob ich Schuldgefühle oder ob ich denke, ob ich gedacht habe, dass es sich hätte verhindern lassen, nein, weil ich wusste, oder im Nachhinein er hat diesen Weg gewählt, und er hat das geplant, und er wollte das unbedingt. Was heißt, er wollte? Er wollte es nicht, das war die Krankheit. Also, er wollte es nicht, aber es war die Krankheit, die ihn dazu getrieben hat. 

31:21 - Arne Friedrich (Host)
Aber können Angehörige überhaupt helfen? Weil diese Frage stelle ich mir wirklich häufig, weil also erst mal damals in dem Wissen du hast ja nach dem besten Wissen um Gewissen gehandelt. Das ist ja auch immer so eine Geschichte. Heutzutage weiß man ja vieles anders. Aber kann man überhaupt helfen, und was würdest du Menschen, angehörigen, empfehlen, die merken, dass sich so eine Depression wirklich auch verschlimmert? 

31:48 - Teresa Enke (Guest)
Die sollten da sein, also die sollten da Hilfsangebote geben zu einer Therapie, raten, helfen, diesen Schritt zu gehen, weil es ist ja oft, wenn du zum Beispiel Kassenpatient bist, ist es ja wirklich nicht so einfach, einen Therapieplatz zu bekommen. Vielleicht diese Zeit zu überbrücken mit anderen Angeboten, die es gibt, oder Selbsthilfegruppen Da gibt es ja wirklich oder online gibt es auch Hilfe. Also es gibt so Möglichkeiten, wie man die Zeit überbrückt, zum Hausarzt zu gehen, mit dem offen zu sprechen, also sich Hilfe zu holen. Aber ich versuche das auch der Angehörige. Wenn jemand Blinddarm oder Meniskus hat, dann operiere ich ja auch nicht. Also ich als Frau operiere den ja nicht, Sondern ich halte ihn mal über die Hand, wenn er vielleicht im OP ist, also dabei sein, aber ich bin kein Arzt, ich kann das nicht leisten, was ein Arzt leisten kann. Und eine Depression ist wie eine andere Erkrankung, das ist halt eine Stoffwechselerkrankung Und die man dieser Person macht nicht angenommen wird. Kann man dann überhaupt noch irgendwas machen, Oder muss man? 

33:02
dann wirklich schauen und hoffen dass sich irgendwas in dieser Person tut. Also, wenn man wirklich merkt, dass derjenige sich was antut oder im Begriff ist, sich was anzutun, oder man findet ihn dabei, oder man erwischt das, was vorbereitet wird, oder währenddessen, muss man natürlich, dann ist die Zwangseinweisung oder dann ist Ist das noch erlaubt? 

33:38 - Arne Friedrich (Host)
Ja, nur einen Tag. Ich habe nämlich jetzt auch gehört, dass man das gar nicht mehr darf. Also, es wurde wahrscheinlich irgendwie das Gesetz geändert. 

33:46 - Teresa Enke (Guest)
Doch, du kannst jemanden einweisen lassen. Aber dann kommt ein Gutachter, und Robby, der wäre nach einem Tag wieder draußen gewesen, wenn er es nicht gewollt hätte, wenn er nicht gesagt hätte, vielleicht okay, jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen, jetzt bleibe ich, lasse ich mich behandeln, hätte er sofort sagen können. 

34:03
Also meine Frau, die übertreibt. Ich bin jetzt ein paar Tage traurig. Er war ja auch ein guter Schauspieler, und das sind andere bestimmt auch, und da hast du keine Chance. Du kannst nur erstmal die Gefahr abwenden. Also das sollte man schon tun. Wenn man merkt, es könnte sich jemand selbst was antun oder aber eine Person gefährden, dann muss man natürlich handeln. Aber ansonsten sage ich, sind das Menschen, sind das Individuen, und du kannst, die sind ja nicht entmündigt. Ja, es ist auch was Robby klar, die Krankheit, die hat ihn dahin gebracht. Also nicht er hat sich getötet, sondern die Krankheit hat ihn getötet. Aber trotzdem hat er diese Entscheidung getroffen, und das war seine Entscheidung. Und wenn ein Mensch das machen will, dann hat man als Angehöriger wenig Einfluss, wenig Einfluss. 

35:07 - Arne Friedrich (Host)
In seinem Abschiedsbrief hat er sich bei seiner Familie, aber auch bei seinem Arzt entschuldigt dafür, dass er euch alle getäuscht hat. Kam irgendwann mal Wut in dir auf, dass Robert diesen Schritt gegangen ist und dich dann ja auch und Leila zurückgelassen hat? 

35:23 - Teresa Enke (Guest)
Mal in einer spontanen Situation, wo ich alleine war und hochgeguckt habe und gesagt habe, wenn es mir irgendwie ganz schlecht ging oder es gab Probleme, und ich, so siehst du mal, was du jetzt sozusagen aus meinem, wie es mir jetzt geht, was ich jetzt auch alles verloren habe durch deinen Suizid, zwei Minuten, und dann, weil ich ihn halt kannte, weil ich halt wusste, was er für ein Mensch ist, also wenn er gesund war, was er für ein lieber Mensch war Und er ja nie jemanden verletzen wollte, schon gar nicht mich oder seine Kinder oder die Familie. Also ich wusste, was er getan hat, hat er gemacht, weil er so verzweifelt war, auch, dass er weil ich habe natürlich danach auch so ja, und dann Lokführer, und wie konnte er dich und den Lokführer, und was ist das für ein Mensch? Und dann habe ich auch gesagt nein, der hat da nicht dran gedacht. Ja, weil hätte er mitbekommen, ja, dass er dann auch ein anderes Leben beeinträchtigt oder zerstört, dann hätte er einen anderen Weg gewählt. Aber da bin ich mir ganz sicher. Aber die Frage habe ich mir auch gestellt. 

36:41
Damals hat es ja leider auch Suizid begangen, der Andreas Biermann, mit dem habe ich mich unterhalten und habe ihn auch gefragt. Ich sage Andreas, wie konntest du das machen. Du hast doch Kinder und du hast eine Frau. Und dann sagt er man denkt, man ist eine Belastung, und die leben danach besser weiter ohne mich, ohne diese Belastung. Und auch dieser Schmerz, dieses man möchte, dass es aufhört ist so übermächtig, dass du dann das komplett ausblendest. Und Robby hat auch mal zu seiner Mutter gesagt die Terri, die kann das schaffen ohne mich, ich könnte ohne sie nicht leben, und das war so bezeichnet. Also er hat mir da schon sehr viel Stärke zugetraut, also mehr, ja mehr, als ich verdient habe. Also ich bin halt gezwungen worden, sozusagen. 

37:41 - Arne Friedrich (Host)
Was würdest du Menschenangehörigen sagen, die sich trotzdem Vorwürfe machen, die sagen ich konnte jetzt meinem geliebten Menschen nicht helfen, und ich mache mir Vorwürfe? 

37:54 - Teresa Enke (Guest)
Würde ich sagen, das ist nicht existent, weil derjenige, der diese Entscheidung getroffen hat, hat die Entscheidung für sich getroffen, egal aus welchen Gründen, ob es eben persönliche oder auch emotionale, also Schicksalsschläge, oder es gibt ja auch die unterschiedlichsten Auslöser, die jemanden dazu bringen, in eine Depression zu geraten. 

38:27
Wenn das also, es muss eine predisposition bestehen, aber dann gibt es natürlich auch faktoren, die das begünstigen, und als angehöriger hast du nur begrenzte einfluss. Ja, und jemand, der an einer anderen schlimmen krankheit stirbt, da macht sich der an, oder da ist man ja als angehör, fühlt man sich ja auch nicht schuldig, dann ist man traurig oder ist man ins Verzweifeln und schimpft auf die Krankheit, scheiß, krebs. Aber bei psychischen Erkrankungen ist es so schwer zu greifen Und das ist ganz wichtig dass diejenigen, die sich Vorwürfe machen, dass die sich behandeln lassen, dass die in eine Therapie gehen, damit der Therapeut zusammen mit ihnen auch erarbeiten kann. Du kannst nichts dafür, du kannst den Menschen ja nicht einsperren oder an die Leine nehmen, sondern man gibt ihm ja, was ich vorhin gesagt habe, einen eigenständigen Menschen, der nicht entmündigt ist, und der kann frei, soweit die Krankheit diese Freiheit zulässt, handeln. 

39:35 - Arne Friedrich (Host)
Wie hast du es geschafft, nach so viel Verlust, nach so viel Schmerz weiterzumachen und dich nicht aufzugeben? Weil das ist ja eine Stärke, die man eigentlich gar nicht wirklich nachvollziehen kann. Weil einen geliebten Mann zu verlieren, die Tochter zu verlieren, wie hast du es geschafft? 

39:55 - Teresa Enke (Guest)
Ihr Bruder, der ist auch noch gestorben, ich weiß es nicht, Das war, das wurde mir irgendwie gegeben, und man muss weitermachen. Also ich habe ja auch eine Verantwortung, und das ist für mich war das weiß nicht, es gab keine Alternative. Es gab einfach keine Alternative. Und dann hat mir natürlich bin ich ein sehr verantwortungsvoller Mensch und hatte meine Tochter, der ich ein gutes Leben bieten wollte. Ich hatte meine Tiere, ja irgendwie viele Menschen. Ich bin kein starker Mensch, ich bin nicht stärker als andere, aber man wächst auch in gewissen Situationen über sich hinaus, und man muss sich auch Niederlagen und Schwächen zugestehen. Und ich war auch an dem Punkt, wo ich dachte, ich würde mich nie umbringen. Aber wenn ich jetzt einschlafen würde und nicht mehr aufwachen wäre, wäre nicht schlecht, ja so. 

41:13 - Arne Friedrich (Host)
Du hast deinen Bruder eben auch angesprochen der ist 2019, gestorben 2011. Wenn man das alles mal, also das ist für mich alles so unvorstellbar. Aber zweifelst du dann irgendwann auch mal? oder hast du dann im Leben gezweifelt? allgemein, Also ich meine, dass eine Person so viel Unglück mitmachen muss, das ist ja irgendwie auch. Ich meine, viele zerfallen dann ja wirklich so auch in Selbstmitleid. 

41:40 - Teresa Enke (Guest)
Nee, hatte ich nicht. Ich war eher so dieser, dass ich gesagt habe Vorsicht, nicht so nah an mich ran. Ich habe irgendwie Kräfte, die die Leute nicht lange bei mir belassen, so dieser schwarze Humor, den ich dann auch hatte. Ich habe dann irgendwann gesagt, es muss aufhören. Ich hatte zwar auch den, weil das Freunde damals nach Roberts Tod, glaube ich, haben die gesagt, ja, schlimmer geht es nicht mehr. Und dann habe ich gesagt, schlimmer geht es immer. Das war damals immer so mein Spruch. Aber ich merke jetzt, je älter ich werde, dass das schon, dass ich Federn gelassen habe, jetzt auch im Umgang mit meinen Kindern, dass ich sehr ängstlich bin, verlustängste habe, immer gleich vom Schlimmsten ausgehe, also der Junge oder das Mädel hat irgendwas. Und dann denke ich oh Gott. Und dann die Ärzte in Hannover, wo man sich so ein Netz aufgebaut hat, die wissen das dann schon, ja, dann untersuchen wir das. Also, da habe ich einen abgekriegt, sage ich auch so, das ist so meins. Also so ganz ohne Macke bin ich aus diesen Tragödien auch nicht rausgegangen. 

43:07 - Arne Friedrich (Host)
Leila war damals noch sehr jung, als sich Robert umgebracht hat. Wie hast du es damals gemacht? Hast du einen bestimmten Zeitpunkt abgewartet, um Leila von Robert zu erzählen? Das stelle ich mir auch so schwer vor. So viele Erinnerungen hat sie wahrscheinlich nicht gehabt an ihn. Wann hast du für dich die Entscheidung getroffen, über dieses Thema zu sprechen, und welche Rolle spielt Robert in ihrem Leben heute eigentlich? 

43:34 - Teresa Enke (Guest)
Ich glaube, ich habe ein bisschen übertrieben. Ich habe Leila dann nach drei Tagen noch bei der Haushälterin, und dann nach drei Tagen habe ich sie zurückgeholt. Ich bin Kopfmensch, ich muss sie jetzt holen, weil sonst mache ich es nicht. Also, selbst wenn es mir jetzt gerade so schlecht ist, sonst verlierst du, irgendwann driftest du ab. Also dann habe ich Kopf eingestellt, das Kind zu mir geholt und wieder zurück, und dann hatte mir ich weiß nicht, wer das gesagt hat ein Psychologe oder eine Psychologin, du solltest mit deinem Kind auch zusammen trauern. Und damals habe ich dann halt immer auf YouTube die ganzen Videos Trauerfeier, lieder, rauf und runter gehört und geweint und mit ihr Videos, trauerfeier, lieder, rauf und runter gehört und geweint, und mit ihr. 

44:30
Und das hat bei ihr also jetzt, wenn so ein Lied kommt, ist nichts mehr. Aber als sie so wie alt war, die da so zwei, drei, da bin ich von weiß ich noch von Köln nach Hannover gefahren, da kam dieses Lied im Radio Geboren, um zu leben bin ich so der Musikfan jedenfalls auch so ein Lied, was ich rauf und runter gehört habe, ganz traurig, und ich gucke so in den Rückspiegel und sehe, wie sie so ganz leise weint. 

45:04
das hat mich so erschüttert, weil ich gedacht habe was hast du mit dem armen Kind gemacht? Ich glaube, es ist sinnvoll, mit dem Kind zu trauern und auch mal zu weinen, zu sagen Mama ist jetzt traurig, aber das habe ich, weil ich ja leide, glaube ich übertrieben. 

45:21 - Arne Friedrich (Host)
Wahrscheinlich, weil du selber auch trauern musstest. Du hast ja auch jetzt niemanden so wirklich da gehabt, und das war dann wahrscheinlich auch für dich so ein bisschen Hilfe. 

45:29 - Teresa Enke (Guest)
Genau. Du bist dann natürlich die erste Woche, die ersten zwei Wochen ist noch bis zur Beerdigung. Dann sind alle noch da, dies, und irgendwann geht die Haustür zu, und dann bist du alleine, und dann ändert sich alles, und dann suchst du dir natürlich Ventile, und dann heißt es, man soll die Trauer nicht verstecken. Und das habe ich natürlich dann auch übertrieben und habe das zwei Jahre lang so gelebt, aber halt auch nicht wirklich gelebt. Also, ich habe existiert, ich habe mein Leben gelebt, ich hatte auch schöne Momente mit Freunden und was weiß ich. Aber so richtig Und gelebt habe ich dann erst wieder, nachdem ich in der Klinik war, nachdem ich diesen Schritt zur Behandlung, zu der mich auch meine Tochter gebracht hat, weil es war ein wunderschöner Tag, es hat geschneit, es war so hoch Schnee. 

46:25
Ich bin mit meinen neun Hunden, die sind da rum, und ich hätte es gerne jemandem erzählt, also ich hätte das gerne geteilt mit Robby, und ich laufe, und ich weiß noch heute, und Laila ist hinten in der Kinderkraxe, und mir liefen die Tränen runter, und Laila zu dem Zeitpunkt, die war dann zweieinhalb oder so, also zwei, die hat dann noch nicht gesprochen. Also halt so, mama Hunger, so ganz einfaches Deutsch oder ganz einfache Worte Und hat mir die Hand hinten aufgelegt und gesagt Mama, nicht weinen. Und das war für mich so, das war für mich die Zündung. Und ich habe weil ich es heute noch an der Stelle ich habe umgedreht bin nach Hause gelaufen und habe mich dann in der Klinik angerufen, und das war verrückterweise die Klinik wollte ich ja nicht, die ich mir mit Robby angeguckt habe. 

47:23
Zwei Tage bevor er gestorben ist, hat mir meine Versicherung die Klinik rausgesucht, und ich habe nur gehört, als sie gesagt hat, war zwischenan. Und ich habe aufgelegt, ich war so, ich sage, das gibt es doch nicht. Es gibt hunderttausend Kliniken in ganz Deutschland, und das ist eine Privatklinik, eine ganz kleine. Eigentlich Dachte ich, ähm, ja, und die hatten mir die gesagt. Und dann hat damals Jörg zu mir gesagt ist doch Schicksal, dann gehst du in die Klinik, wie lange warst du da in der Klinik. 

47:51
Äh, zwölf Wochen, glaube ich. 

47:54 - Arne Friedrich (Host)
Zwölf Wochen, ja, zehn, zwölf Wochen, aber das muss ja auch eigentlich ein Horror gewesen sein zu wissen, du gehst in die Klinik, die du dir eigentlich mit Robert vorher angeschaut hast. Das ist ja eigentlich auch etwas. 

48:03 - Teresa Enke (Guest)
Das war total spooky. Also, es war wirklich, weil ich hatte mir Ich habe Gott sei Dank das Glück, privatversichert zu sein und ich hatte mir ganz viele Klinik, und die sagen nee, nee, die sind nicht so gut, wir haben eine für sie. Und dann war das zwischen an, und es konnte ja, wir hatten ja eine ganz andere Versicherung, robby und ich, und aber es war aber eine tolle Entscheidung, und das hat mir auch sehr, sehr geholfen, dass ich wieder ins Leben gekommen bin. 

48:35 - Arne Friedrich (Host)
Es heißt ja immer so einfach Zeit heilt alle Wunden. Würdest du das so unterstreichen, Oder ist? 

48:44 - Teresa Enke (Guest)
das zu einfach gesagt. Nee, alle Wunden heilt die Zeit nicht. Aber ich sage, es ist wie so eine Vernarbung da, wenn man drüber spricht oder jetzt nicht, also man muss sich keine Sorgen machen, aber wenn man es gibt, momente, da denkt man dran und denkt so boah, was ist alles passiert? Und unvorstellbar. Und aber so funktioniert der Mensch, gott sei Dank. Es ist, das Leben geht weiter, und das war immer mein, also, das habe ich immer so gefühlt. 

49:23
Das Leben geht weiter, und das ist. Ich weiß nicht, was man mit mir vorhat und wie es mit mir weitergeht, aber ich mache weiter, bis es irgendwann nicht mehr geht. Und mittlerweile ist, wenn ich an Robby denke, ist es nicht mehr mit Traurigkeit verbunden, sondern eher mit Dankbarkeit und eben dieser Hoffnung, dass es ihm da gut geht, wo er jetzt ist. Manchmal sage ich, wenn ich jetzt durch Lissabon laufe oder so, dann sage ich manchmal boah, enke, du bist echt so bescheuert, dass du das gemacht hast. Du hättest dich einfach. Wir wären hierher gegangen und hätten uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, du hättest ein bisschen Torwartrenner bei Befika machen können. 

50:09 - Arne Friedrich (Host)
Also eher so, dass ich sage wie blöd bist du eigentlich, wie lange hat dieser Prozess gedauert, bis du an diesen Punkt gekommen bist? Ungefähr. 

50:19 - Teresa Enke (Guest)
Ich würde sagen, so richtig Dankbarkeit so sieben Jahre. 

50:24 - Arne Friedrich (Host)
Das ist schon auch. 

50:26 - Teresa Enke (Guest)
Das ist eine lange Zeit. Aber jetzt ist es auch so, dass manche Sachen, die bleiben einem präsent, und auch in manchen Situationen weiß ich, was er sagen würde oder wie er reagieren würde, wie er schmunzeln würde, dass ich jetzt hier also, dass ich vor Leuten spreche, weil ich habe sonst kein Wort rausbekommen. Ich habe mich nie in der Öffentlichkeit gesehen, ich konnte, referate waren für mich Horror, und jetzt mache ich das, und ich mache es gerne. Ich weiß zum Beispiel in Situationen, wie er mit seinem Humor drauf reagiert hätte. 

51:11
Das letzte Mal, wo es mich noch so ein bisschen gerissen hat, da waren wir bei Stevie Gerundolo eingeladen im Garten bei seiner Frau, und da waren dann die ganzen Ehemaligen, war ein schönes Grillfest, und die haben dann so Fußball, haben dann gekickt, und das war dann so boah, ja, das wäre schon schön, wenn er da jetzt hätte auch einfach ohne Druck ein bisschen mit ihnen kicken können. Oder wenn ich Peer sehe ja, das ist, den hatte ich jetzt wieder getroffen bei der Gala Da denke ich dann auch schon so an die Zeit zurück. Aber mittlerweile halt eben auch das war ja, war eine, war eine coole Zeit. Er hat mir auch viel, viel ermöglicht, und ich war immer gerne Spielerfrau. 

51:58 - Arne Friedrich (Host)
Aber ich finde es schön, dass du jetzt nach sieben Jahren das ist echt eine lange, lange Zeit, aber am Ende gibt es diese Trauerphasen scheinbar und irgendwann was du ja gerade gesagt hast eine Vernarbung tritt ein. Das ist ja zumindest etwas, was sich auch manche Menschen, die vielleicht gerade jetzt jemanden verloren haben, als Hoffnungsschimmer sehen kann, dass es weitergeht, dass es nie wieder so sein wird wie vorher, aber ja, dass das Leben halt weitergeht, auf alle. 

52:24 - Teresa Enke (Guest)
Fälle. Das ist wirklich, das sage ich, und es wenden sich ja an mich. Also mir kommen Anfragen, und dürfen wir mal mit dir reden. Dann sage ich ihr werdet irgendwann, wenn ihr es zulasst, wieder glücklich werden. Ich bin auch wieder glücklich, und ich bin jetzt wieder verheiratet, und ich habe nochmal ein Kind bekommen. Das Leben war jetzt nochmal gut zu mir. Das muss man aber zulassen. Und deswegen Trauer ist ein Prozess, und irgendwann ist dieser Prozess auch beendet, weil, wenn der Mensch nicht so konzipiert wäre, die Trauer irgendwann zu verarbeiten, dann würde es hier nicht funktionieren. 

53:12
Dann könnte der Planet nicht existieren Und deswegen darauf die Hoffnung setzen, die Trauer zulassen und was wir schon am Anfang besprochen hatten, so zu trauern, wie man möchte, Und sich da nicht irgendwie beeinflussen lassen. 

53:28 - Arne Friedrich (Host)
Du hast gemeinsam mit dem DFB die Robert-Enke-Stiftung gegründet. Wie sehr hat dir das auch in der ersten Zeit geholfen, überhaupt aus dem Gedanken des Suizids wegzukommen, eine Aufgabe zu haben und vielleicht auch dann irgendwo zu sagen okay, wenn dieser Tod schon hat stattfinden müssen, dann soll es für etwas gut gewesen sein, wenn man das überhaupt so sagen kann, um anderen Menschen eben zu helfen. 

53:55 - Teresa Enke (Guest)
Das war für mich total wichtig. Also man kann von Theo Zwanziger denken, was man möchte, aber der hat das damals initiiert oder ist auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte, und für mich war das einfach so wichtig, weil Robby hat mich ja auch aus dieser Fußballszene rausgerissen. Also auf einmal war ich oder hatte ich das Gefühl, nicht mehr dazu zu gehören, und es war ja auch eine schöne. Also wie gesagt, ich habe das immer sehr, sehr genossen Und fand das spannend, immer neue Städte und die Leute, und das hat mir die Möglichkeit gegeben, eben Teil dieser Fußballfamilie zu bleiben. Und ich muss sagen, also heute noch der DFB, der steht mir so zur Seite, oder auch die DFL, das ist unglaublich, und die haben immer Wort gehalten und sich gekümmert, und wenn irgendwelche Anliegen waren, haben die bearbeitet. Natürlich war das für sie auch eine gute Situation, weil es musste was getan werden, und wir decken diesen Bereich ab. 

55:10
Aber für mein Verständnis für Depressionen ich hatte davor keine Ahnung. Also ich habe ja das, was ich über Depressionen gelernt habe, über diese Krankheit kam alles erst danach Und dieses Verständnis, diese vielen Menschen, die mit mir die Stiftung eben führen, und mit so viel Herzblut ja, wir sind ja eine kleine Stiftung, ja, wir haben klar, wir haben Thema. Aber an und für sich sind wir drei, vier Leute, die sich da ist keiner dabei, der dann drinnen sitzt und gelangweilt guckt, sondern die sind alle dabei. 

56:04
Jetzt ist René Adler jetzt auch noch ins Kuratorium gekommen, wo ja damals diese Geschichte immer war mit dieser Konkurrenz. Da war ja bei den beiden nichts. Aber trotzdem hat das natürlich auch ein bisschen abgefärbt, wenn man Robby immer gesagt hat du hast keinen Charisma, du müsstest mal so wie Rene Adler sein. Und jetzt lachen wir drüber. Aber das war damals nicht schön, und umso toller ist, dass er sich da jetzt auch für die Stiftung einsetzt. Es gibt mir auch heute noch ganz, ganz viel. Ist, dass er sich da jetzt auch für die Stiftung einsetzt. Ja, es hat mir wirklich, gibt mir auch heute noch ganz, ganz viel und bin sehr, sehr froh, dass ich es gemacht habe. 

56:46 - Arne Friedrich (Host)
Der Leistungssport ist auch für euch wichtig. Ihr geht auch an Vereine, und Martin Amedek ist ja auch ein ehemaliger Profi, der selbst unter Depressionen litt, der in deinem Team ist. Ihr wart bei über 30 Vereinen, wenn ich das richtig gesehen habe. Hast du das Gefühl, dass die Spieler und auch die Vereine wirklich ein Verständnis für die Krankheit mittlerweile haben, oder sehen die das eher so als eine Art Pflichttermine, wenn da jetzt jemand kommt und aufklärt? 

57:14 - Teresa Enke (Guest)
Nee, da ist schon Verständnis, da, sie müssen es machen. Also klar werden Vereine froh. Wenn sie es nicht machen müssen, sag ich mal Also, wenn es dieses Problem der psychischen Gesundheit nicht gäbe. Aber die Vereine merken jetzt, dass sie da nicht dran vorbeikommen, weil dieses Thema einfach so omnipräsent ist, und je mehr also ich sag dann auch immer immer große Firmen oder Vereine, die machen das nicht aus Menschlichkeit, sondern die machen das mittlerweile auch, weil sie wissen, nur gut funktionierende Spieler, mental fitte Spieler können Leistung bringen, und dieser Bereich muss abgedeckt werden. Dieser Bereich ist da, es ist mittlerweile eben angekommen und ist auch in der Trainerausbildung, in den Nachwuchsleistungszentren sind Psychologen mittlerweile, und das Thema kann nicht mehr vernachlässigt werden. Ich meine, wie viele Sportler haben sich dazu bekannt? nicht nur Fußballer, aber auch große Spieler, und du kannst das Thema nicht mehr wegreden. 

58:19 - Arne Friedrich (Host)
Also, ob sie es wollen oder nicht, Würdest du dennoch sagen, dass es in der heutigen Gesellschaft immer noch eine Art Stigma gibt, der Depression gegenüber, oder ist das wirklich kein Thema mehr? Wie siehst du das? 

58:33 - Teresa Enke (Guest)
Doch, es wurde schon weitestgehend entstigmatisiert, und ich glaube, menschen, die sich dafür interessieren und da ein bisschen reinversetzt haben, und gerade auch seit Corona, wo einige auch gemerkt haben, was Isolation mit ihnen macht, ängste, also da wurde ja noch mal ganz anders über mentale Gesundheit gesprochen, weil man selber auf einmal gemerkt hat, das ist ja krass, was da passiert, also mit einem sagen würde, es ist gar kein Steckenmann mehr drauf. Aber ich glaube, vereinsintern oder in den meisten Vereinen oder den großen Vereinen ist es mittlerweile so besprochen werden kann, dass Hilfsangebote da sind und dass ja, dass es ein Stück weit enttabuisiert ist. Aber ich habe vorhin auch, als wir beim Abendessen noch gesessen haben, habe ich gesagt, es ist natürlich, wenn jemand zum Beispiel das dritte Mal wegen der Depression ausfällt in einem Verein oder das dritte Mal wegen Meniskus, dann ist natürlich der Spieler vorbelastet. Ich meine, das weißt du ja selber, wenn jemand verletzungsanfällig ist, wird er nicht so gerne verpflichtet. Oder überlegt man sich, ob man verpflichtet wird Und das ist natürlich auch ein wichtiger Bestandteil zu sagen, nur weil jemand jetzt depressiv war, oder ein Depressiver, der dann nach überstandener Krankheit zurückkommt, muss genauso Leistung zeigen wie einer, der einen Meniskusschaden hatte, und da, das ist immer noch so ein bisschen schwierig, und ich glaube, das ist immer noch so ein bisschen schwierig, und ich glaube, das ist auch so ein bisschen auch in den Vereinen und den Köpfen mit Angst behaftet, weil man kann schnell sagen ja klar, dass ihr mich jetzt aussortiert habt, weil ich depressiv bin. 

01:00:49
Nein, das ist, sage ich, ist noch schwer für den Verein auch. Aber da versuche ich auch immer, eben dieses Beispiel zu nennen Wenn jemand ständig verletzt ist oder verletzungsanfälliger ist, dann wird auch dreimal drüber nachgedacht, ob er verpflichtet wird, und so muss das auch mit Depressionen gehandhabt werden. Aber wenn jemand eine Depression hat, sich behandeln hat lassen und zurückkommt, dann kann er genauso spielen. Und ich glaube oder ich glaube nicht, ich weiß, dass das viele Spieler schon gemacht haben Iniesta kam auch wieder zurück. 

01:01:28 - Arne Friedrich (Host)
Aber gerade solche Fälle sind ja wichtig, so absolute. Superstars, die darüber sprechen, Weil das wird ja immer noch, denke ich mal so als Schwäche ausgelegt. 

01:01:35 - Teresa Enke (Guest)
Und ich meine, wenn Iniesta das öffentlich sagt Oder jetzt hatten wir doch auch wieder wie heißt der Spanier, der sich jetzt auch wieder dazu bekannt hat Zig Fälle. Also großartige Sportler aus England, auch Nationalspieler Ich habe so ein schlechtes. 

01:01:53 - Arne Friedrich (Host)
Namensgedächtnis Ich auch. 

01:01:55 - Teresa Enke (Guest)
Und dann Fußballer, damals die Fußballer, aber mittlerweile also Iniesta, ich auch, ist dann Nationalspieler geworden. Also du kannst nach einer erfolgreichen Therapie kannst du sogar leistungsfähiger sein als davor, weil dein Kopf dann wieder gut arbeitet. Wichtig ist und das hat Robby nicht gemacht dass man auf sich achtet, also dass man das weitermacht Wie Krafttraining, dass man sozusagen wir nennen das mentale Hygiene dass man auch, wenn man die Depression oder ja, wenn man die Depression überstanden hat, dass man dann sagt dann gehe ich halt noch einmal in der Woche oder einmal im Monat zu meinem Psychologen. 

01:02:45 - Arne Friedrich (Host)
Aber dafür muss es natürlich auch öffentlich sein, beziehungsweise dafür muss darüber gesprochen werden dürfen. Und du hast eben auch über Auslöser gesprochen, die natürlich eine Depression verschlimmern können oder auch vielleicht sogar antreiben können. Wie siehst du heutzutage die Rolle der sozialen Medien? Weil das ist ja schon auch etwas mit dieses viele Vergleichen, und das wird wahrscheinlich auch immer schlimmer. 

01:03:06 - Teresa Enke (Guest)
Also, da bin ich ja, das war ja noch. Also Robby ist gerade da so raus, der hat das noch nicht mehr so mitbekommen, das war damals noch nicht. Facebook hat gerade angefangen, glaube ich, so zu der Zeit. Also, was die Spieler jetzt da mitbekommen oder über sich ergehen lassen müssen teilweise also ist Wahnsinn, aber da muss man, das gehört dazu. Also, das wollen wir auch, oder das können wir nicht ändern. Das ist Fußball, ist so, und das ist ein Sport, wo jeder denkt, der kann mitreden, und wo jeder Ahnung hat. Und die Leute gehen ins Stadion und sagen ey, ihr blöden Millionäre, ihr müsst euch jetzt mal anstrengen, weil ich zahle ja auch den Eintritt. Und jetzt möchte ich was sehen? Dieses, das muss oder sollte einem bewusst sein. Nur wenn es einen dann trifft, muss halt Hilfe da sein. Den Fußball wollen wir nicht verändern. Das ist ja auch dieses, ja das Spannende am Fußball, eben auch, dass die Spieler ich glaube, dass man sich da schon, wenn das einfach nur wüste Beschimpfungen sind, dass man sich da schon ein Fell zulegt und weiß okay, das ist. 

01:04:24 - Arne Friedrich (Host)
Aber es ist ja auch nicht nur bei Sportlern so. Du hast gerade richtigerweise gesagt, man wächst da rein. Und auch dieser Umgang mit Druck, da kann ich auch ein Lied von singen. Ich glaube, jeder Fußballer kann das oder Profi. Ich glaube, jeder Fußballer kann das oder Profi Da wächst man rein, und man lernt, damit umzugehen. Aber gerade Kinder, jugendliche du bist Mutter, wie gehst du mit diesem Thema auch gerade deinen Kindern gegenüber um? Weil manchmal fehlt einem ja auch so ein bisschen so dieses der Hebel. Also ich meine, wenn man sagt, man verbietet etwas, dann kann man das tun, aber dann sind die Kinder dann ja auch in dem Moment irgendwo auch Außenseiter, weil sie dann eben nicht mitmachen. Jeder redet über TikTok und diesen ganzen Kram, den es da gibt. 

01:05:04 - Teresa Enke (Guest)
Ich mache es nicht. 

01:05:07 - Arne Friedrich (Host)
Wie gehst du damit um mit deinen Kindern, also ob du es machst? 

01:05:11 - Teresa Enke (Guest)
oder nicht, aber das findet sie natürlich blöd. Also Instagram ist auch Verbot, aber hat es dann auch heimlich gemacht. Man muss nicht überall mitmachen, und die Kinder werden durch werden verdorben Und durch diese. Also das schlimmste Beispiel war ich war im Restaurant mit einem Freund von Luis, und also dieses YouTube kannte ich nicht, also dieses, dass man da immer dieses so wegscrollt, also dass man immer eine, also man kann oder es ist bei Instagram nee das ist bei YouTube, wo du immer du siehst was und kannst es dann weg, und dann kommt die nächste. 

01:06:02
Oder ist das Instagram? 

01:06:02 - Arne Friedrich (Host)
Nee, das ist, glaube ich, eher ist das nicht TikTok. Also, ich habe kein TikTok. Also YouTube ist es nicht. Jedenfalls war es schon sehr spät. 

01:06:10 - Teresa Enke (Guest)
Wir sind ja hier beim Podcast, es sieht keiner. Aber du siehst das. Und er hat das Handy auf den Tisch gelegt, und er war schon sehr müde und hat ich dachte, was macht er denn? Und hat immer mit der Nase so gemacht. Und dann sage ich, was macht der? Und dann sagt mein Sohn so ja, der guckt sich das an, und das kann man auch mit der Nase so wegscrollen. Und dann dachte ich nie, nie, die Kinder, die werden verrückt. Und ich weiß noch, ich war in der Klinik, aber ich habe das dann nochmal aufgefrischt. Vor zwei Jahren war ich nochmal für vier Wochen in der Klinik, und da hatte man mir das so erklärt, auch mit diesem Handy Früher. Da hat zum Beispiel jemand, der auf dem Dorf lebt, vielleicht nur oder kein Fernseher, aber ganz früher, die haben die Bilder, die, die in einer Woche gekriegt haben, die kriegen unsere Kinder oder wir innerhalb von zwei Minuten Minuten, also was unser Kopf aufnimmt. Aber wir sind auch keine guten Beispiele. Also ich habe auch, wenn man irgendwo sitzt, man greift immer gleich zum Handy. 

01:07:24 - Arne Friedrich (Host)
Ja, es ist eine Sucht. Auch Dopaminausstoß spielt da eine Rolle. Aber ich finde es super, dass du das so machst mit dem. 

01:07:33 - Teresa Enke (Guest)
Verbot, aber meine Tochter findet es richtig kacke. 

01:07:35 - Arne Friedrich (Host)
Kann ich verstehen. Aber hast du dir schon mal Gedanken gemacht, was passiert, wenn deine Tochter zum Beispiel dann in der Schule, oder wenn sie dann? sie gehört halt nicht mehr damit dazu, und es kann ja auch sein, dass sie sich dann so ein bisschen ausgeschlossen fühlt dadurch, dass sie halt jetzt nicht mitreden kann? was auf den Social Media? 

01:07:52 - Teresa Enke (Guest)
Plattformen. Also, die Kinder haben natürlich andere Möglichkeiten. Die gucken dann bei ihrer Freundin oder so. Die weiß schon ganz genau, was da abgeht. Aber ich möchte ihr den Weg so schwer wie möglich machen Und natürlich auch unter Androhung. wenn irgendwas ist, kriegst du ein Tastentelefon. 

01:08:10 - Arne Friedrich (Host)
Ein Tastentelefon, gibt es das noch? 

01:08:12 - Teresa Enke (Guest)
Das werde ich auftreiben, aber bis jetzt ist es noch nicht so weit gekommen, aber Nokia einfach nur zum Telefonieren, weil es soll. Ja, es ist ja ein Telefon. Aber es ist echt schwer. Es ist so schwer, da auch Nein zu sagen. Aber auch mein Sohn, da sage ich, nee gibt es nicht, es gibt kein YouTube, aber heimlich manchmal. 

01:08:36 - Arne Friedrich (Host)
Alles verhindern kannst du bestimmt nicht. 

01:08:38 - Teresa Enke (Guest)
Nein, du musst auch ab und zu, die dürfen ja nicht weltfremd sein. Also, so ist es bei uns auch nicht. Aber zum Beispiel im Restaurant dürfen unsere Kinder kein Handy haben, weil ich das ganz schlimm finde, wenn Familien da sitzen, und alle sitzen im Restaurant. Ich habe es auch mal. Als der Kleine noch kleiner war und man wollte, haben wir in Köln gewohnt, und dann haben wir abends weggeht und dann hier mal Handy. Jetzt, wenn ich das irgendwo sehe, finde ich das ganz schrecklich, und deswegen sage ich bewusst und dann meckern die natürlich, aber die anderen dürfen es doch auch. Dann sage ich ja, aber ihr nicht, weil wir sind als Familie hier, wir wollen gemeinsam Abendessen oder Mittagessen, und dann hat ein Handy nichts zu tun oder nichts zu suchen, Und gerade bei Kindern. 

01:09:22 - Arne Friedrich (Host)
der Schlaf ist ja unglaublich wichtig und du hast es ja eben angesprochen diese vielen Bilder, diese vielen Stimulationen, die da durch den Kopf gehen, das kann ja gar nicht verarbeitet werden. Das ist ja bei uns genauso. Also deswegen du bist eine gute Vorreiterin glaube ich, was das angeht. 

01:09:35
Teresa, du hast es eben gesagt du bist wieder verheiratet, du bist glücklich, hast du gesagt. Was gibt dir heute und damit möchte ich abschließen was gibt dir heute die meiste Freude? Jetzt mal weg von den Kindern, die mit Sicherheit dir die größte Freude geben, aber auch mit Sicherheit hin und wieder mal das ein oder andere graue Haar. Aber welche Momente geben dir wirklich Freude? 

01:10:00 - Teresa Enke (Guest)
Die Momente, also die Momente, die mich besonders freuen, sind die Momente mit meinen Tieren in der Natur, das hat sich nicht verändert. Die Stille, die Natur und ja, eben diese Naturverbundenheit. Ich bin den Jakobsweg gelaufen, also den portugiesischen, und das hat mir so viel. Da habe ich gemerkt, wie schön die Einfachheit des Lebens ist. Und einen Rucksack zu haben mit ein paar Klamotten, sich keine Gedanken zu machen, was man anzieht, sondern einfach nur laufen und die Natur genießen, das ist so mein, da bin ich ich und ist viel zu selten. 

01:10:46 - Arne Friedrich (Host)
Das ist ein sehr schönes Schlusswort, theresa. vielen Dank für diese Late-Night-Show. Ich glaube, wir haben uns ganz gut gehalten. 

01:10:53 - Teresa Enke (Guest)
Ich weiß, gar nicht, wie spät es ist, es ist gleich 11 Uhr, kurz vor Mitternacht. 

01:10:57 - Arne Friedrich (Host)
Vielen Dank, dass du da warst. Und ich hoffe, dass der ein oder andere aus diesem Gespräch, was mitnehmen konnte. 

01:11:02 - Teresa Enke (Guest)
Danke, vielen Dank.