Karmel-Impulse

Die Psalmen - eine Schule der Einfühlung

December 22, 2022 Ludger Schwienhorst-Schönberger
Die Psalmen - eine Schule der Einfühlung
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Die Psalmen - eine Schule der Einfühlung
Dec 22, 2022
Ludger Schwienhorst-Schönberger

Vortrag von Prof. Dr. Ludger Schwienhorst-Schönberger
im Festsaal im Erzbischöflichen Palais am 29.10.2022. Ein Vortrag der Tagung "Ich will Dich sehen, wie Du bist".

Eine Veranstaltung von:
Edith Stein Gesellschaft Österreich http://www.edith-stein-gesellschaft.at
Karmeliten in Österreich http://www.karmel.at

Wenn Sie die Edith Stein Gesellschaft unterstützen möchten, erwägen Sie bitte, Mitglied zu werden. Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.edith-stein-gesellschaft.at/Media/Sites/Edith-Stein-Gesellschaft-Oesterreich/Ueber-die-Gesellschaft/Mitglied-werden oder Sie können weitere Informationen zur Spende hier finden: https://www.edith-stein-gesellschaft.at/Media/Sites/Edith-Stein-Gesellschaft-Oesterreich/Ueber-die-Gesellschaft/Unterstuetzen-Sie-uns.

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im Festsaal im Erzbischöflichen Palais am 29.10.2022. Ein Vortrag der Tagung "Ich will Dich sehen, wie Du bist".

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Der Universitätsprofessor Dr. Ludger Windhorst. Schönberger wurde in Deutschland geboren. Er studierte Philosophie an der katholischen Theologie und katholische Theologie in München, Münster und Jerusalem. 1989 promovierte Professor Dr. Ludger Windhorst. John Berger. Zum Doktor der Theologie mit einer Arbeit zum Thema. Das Buch. Studien zu seiner Entstehung und Theologie. Von 1993 bis 2007 war er Professor für das Alte Testament, also die alttestamentliche Exegese und hebräische Sprache an der katholisch theologischen Fakultät der Universität Passau. Ab 2007 war geschwenkt Schönberger, Professor für alttestamentliche Bibelwissenschaft an der katholisch theologischen Fakultät der Universität Wien und emeritierte 2022. Professor Sven Schönberger veröffentlichte unter anderem zu den alttestamentlichen Büchern Exodus, Josua, Kohelet, Ijob, zum Hohelied und zu den Psalmen. Seine Forschungsschwerpunkte. Unter anderen ist das Verhältnis von Bibel und Spiritualität, aber auch die alttestamentliche Rechts und Weisheit, Literatur und die Geschichte der Schriftauslegung. Der Titel des heutigen Vortrags ist Die Psalmen Eine Schule der Einfühlung. Ich darf in dem Vortrag bitten Herzlichen Dank für die freundliche Vorstellung, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Mitglieder der Edith Stein Gesellschaft! Zunächst einmal möchte ich mich sehr herzlich bei den Verantwortlichen für die Einladung bedanken. Sie ist mit einem Risiko verbunden, denn meine Kenntnisse über Edith Stein, ihre Philosophie und Theologie halten sich in Grenzen. Frau Daniela Köhler, die Vizepräsidentin der Gesellschaft, die mir die Einladung ausgesprochen hat, hat versucht, mir meine Bedenken zu nehmen und mir geraten, doch einfach über die Psalmen zu sprechen, mit der Edith Stein als Jüdin, als Christin und Ordensfrau zutiefst vertraut gewesen sei. Und dabei den Gesichtspunkt der Einfühlung zu berücksichtigen. Die Psalmen also unter jenem Aspekt zu lesen, mit dem sich Edith Stein in ihrer Dissertation Zum Problem der Einfühlung intensiv beschäftigt habe. Nun gilt die Dissertation der Philosophin unter Fachleuten als schwer zugänglich, wie Renee Raschke schreibt. Hinzu kommt, dass von den sieben Teilen der Arbeit nur die Teile 2 bis 4 veröffentlicht wurden, die anderen gelten als verschollen. Ferner ist zu bedenken, ob unsere Philosophin bei der Wahl ihres Dissertation Themas überhaupt von einer religiösen Praxis angeregt wurde, die mit der Rezitation der Psalmen in Verbindung zu bringen ist. Nach meiner rudimentären Kenntnis Ihrer Biographie ist das eher unwahrscheinlich, da in Ihrer Familie zwar die jüdischen Feste gefeiert, nicht jedoch die täglichen Schrift Lesungen praktiziert wurden. Das Thema Ihrer Dissertation ging, soweit mir bekannt, aus einer rein fach internen Problematik hervor. Aus einer Fragestellung, die sich im Rahmen der von Husserl begründeten und von seiner Schülerin mit Begeisterung zunächst rezipierten Phänomenologie ergab, wie wir vor allem im Vortrag von Kollegin Gerda Markovits gehört haben. Vielleicht gibt es aber doch. Vielleicht gibt es aber trotz der primär philosophisch zu verstehenden Genese der Arbeit eine Affinität zwischen dem Problem der Einfühlung und der jüdischen Lebenswelt. Es dürfte bekannt sein, dass die Erzählungen der Bibel in der jüdischen Tradition zu allen Zeiten so gelesen und verstanden wurden und werden. Als ob diejenigen, die diese Texte rezitieren, sei es in der persönlichen Frömmigkeit, sei es in der offiziellen Liturgie selbst, dabei gewesen wären. Dies gilt insbesondere für die Erzählung vom Auszug Israels aus der Knechtschaft Ägyptens. In der Pessach Haggada heißt es ausdrücklich Zitat, dass sich in jeder Generation der Mensch so betrachten soll, als ob er selbst aus Ägypten ausgezogen sei. Biblisch gesehen ist dies die Urform der Einfühlung. Der große jüdische Philosoph Moses Maimonides geht sogar noch einen Schritt weiter, wenn er sagt, dass wir uns zeigen müssen, als ob wir soeben aus Ägypten ausgezogen wären. Er betont also, dass man sich nicht nur so betrachten soll, sondern dies auch nach außen manifestieren soll. Es kann als sicher gelten, dass Edith Stein in ihrer Familie beim Seder mal den Satz. In jeder Generation soll der Mensch sich betrachten, als sei er selbst aus Ägypten gezogen. Mehrfach gehört hat er findet sich zudem oft als Überschrift in Erläuterungen zur Pessach Haggada. In ihrer Autobiographie Aus dem Leben einer jüdischen Familie beschreibt sie recht ausführlich und als erstes der großen Feste, wie in ihrer Familie Pessach gefeiert wurde. Ich lese einige Passagen vor. Dort schreibt sie Zu den großen Ereignissen des häuslichen Lebens gehörten neben den Familienfesten die großen, die hohen jüdischen Feiertage, vor allem Pessach, zeitlich etwa mit Ostern zusammenfallen, sowie das Neujahrsfest und der Versöhnungstag Jom Kippur. Im September oder Oktober? Es ist den meisten Christen nicht bekannt, dass das Fest der ungesicherten Brote, die Erinnerung an den Auszug der Kinder Israels aus Ägypten, noch heute so gefeiert wird, wie der Herr es mit seinen Jüngern feierte, als er das Allerheiligste als das Sakrament einsetzte und von ihnen abschnitt. Abschied nahm meinen kleinen Sprung. Jetzt kommt sie zu einer abschließenden Reflexion, wo sie deutlich macht, dass sie schon offensichtlich als Kind beobachtet hat, dass es unterschiedliche Formen der Einfühlung gibt, wie man in dieses Fest geschehen hinein findet oder eben auch nicht hinein findet. Dann beschreibt sie ausführlich das ganze Zeremoniell. Das ist ja auch eine ungeheure Praxis im Judentum, mit der sich die Dinge einprägen, und beschreibt sie sehr genau. Und dann sagt sie In meinen Kinderjahren wurde das alles bei uns so gehalten. Jetzt merkt man den Einfluss schon der Assimilation des Säkularismus. Später haben die liberalen älteren Geschwister meiner Mutter manches abgewandelt und so ein bisschen das Zeremoniell runtergefahren. Jetzt schreibt sie Wir Kinder freuten uns natürlich immer sehr auf diese Unterbrechung des Alltags Daseins. Definition von Johann Baptist Metz Später Religion als Unterbrechung Sätze Ein Schnitt macht plötzlich was ganz anderes. Wir Kinder freuten uns immer auf diese Unterbrechung des Alltags Daseins, begrüßen die Töpfe und Schüsseln, die wir ein Jahr lang nicht gesehen hatten. Also es wird ein anderes Geschirr eingeräumt, ausgeräumt und freuten uns auf die guten Gerichte, die es nur während dieser Zeit gab. Allerdings wurde die Woche doch recht lang und es war wiederum ein Fest, wenn das lang entbehrte Butterbrot zum Ersten Mal wieder auf den Tisch kam. Also sieben Tage nur ungesäumt das Brot. In Erinnerung an den Auszug aus Ägypten. Wir freuten uns auch auf die Abende mit der feierlichen Speisen Folge und den vielen Gebeten. Ich hatte dabei eine besondere Rolle. Die Liturgie des Ordens enthält eine Reihe von Fragen, in denen das jüngste Kind sich erkundigt, warum an diesem Abend alles so anders sei als an anderen Abend. Also dass jeder in der Familie sehr kommunikativ war, eingebaut, aufgebaut. Kinder werden mit einbezogen. Das finden wir schon im Deuteronomium. Denn wenn Fragen gestellt, sie Antworten geben und das hat sie als jüngstes Kind getan. Der Hausherr antwortet darauf und erklärt den Sinn der einzelnen Bräuche. Später, als ich schon in Anführungszeichen aufgeklärt war, begrüßte ich es, dass Neffen und Nichten da waren, die mich ablösten. Das merkt man schon. Die Distanz der älter werdenden jungen Dame, das passte nicht mehr so recht. Überhaupt lädt die Weihe des Festes darunter, dass nur meine Mutter und die jüngsten Kinder mit Andacht dabei waren. Die Brüder, die an Stelle des verstorbenen Vaters die Gebete zu sprechen hatten, taten es in wenig würdiger Weise. Wenn der ältere nicht da war und der Jüngere die Rolle des Hausherrn übernehmen musste, ließ er deutlich machen, ließ er sogar deutlich merken, dass er sich innerlich über all dies lustig machte. Sehen wir sehr schön den Einfluss der Assimilation, der Säkularisation, auch die Biographie der Kinder. Also es entsteht eine Distanz. Als Kind beschreibt sie das und ist ganz in dieser Welt. In diese Welt hineingenommen. Im Grunde eine Form der Einfühlung. Ganz in der jüdischen Tradition. Und dann merkt man den Bruch in dieser Familie, einen Bruch der Assimilation. Die jungen Brüder halten dann nichts mehr von Gehen auf Distanz. Also eine feine Beobachtung. ZEIT Und von daher bin ich ganz sicher, dass sie diesen Satz kannte, dass sich jeder so wahrnehmen soll, als wäre er selbst dabeigewesen. Sie kannte den Satz mit Sicherheit. So möchte ich einfach mal zur Diskussion stellen, dass beim Pessachfest der Familie Stein in Breslau sind wir schon mitten im Problem der Einfühlung. Dennoch befreit diese Beobachtung auch einen alttestamentlichen nicht von der schwierigen Herausforderung, sich einen Zugang zu der schwer zugänglichen Dissertation der Philosophin zu verschaffen. Ich versuche mit einfachen Worten zu umschreiben, was meiner Ansicht nach Ansicht nach das zentrale Anliegen der Qualifikations Arbeit ist. Ausgangspunkt der Phänomenologie ist das Problem der Erkenntnis. Wie es sich im Anschluss an die kritische Philosophie Immanuel Kants gestellt hat. Nach Kant können wir das Wesen der Dinge nicht wirklich erfassen. Unsere Erkenntnis bleibt dann apriorische Strukturen unserer sinnes und verstandes tätigkeit gebunden. So, dass sich unser Zugang zur Wirklichkeit immer in den subjektiven Vorgaben des erkennenden Subjekts bewegt. Und das Ding an sich unerreichbar und folglich nicht zu erkennen ist. Wir haben nur Zugang zu den Erscheinungen der Dinge, nicht jedoch zu den Dingen selbst. Wenn dem so ist, dann handelt es sich hierbei nicht nur um ein Problem der Erkenntnis, sondern auch und vor allem um ein Problem der Beziehung. Nach Kant komme ich also mit den Dingen der Welt, aber auch mit mir selbst, mit meinen Mitmenschen und natürlich auch mit Gott nicht wirklich in Kontakt. Letztlich bleibe ich in den Kategorien meiner Wahrnehmung gefangen. Dass ich hier eine Verbindung zwischen Erkenntnis und Beziehung herstelle, dürfte diejenigen, die mit dem Sprachgebrauch der Bibel vertraut sind, nicht überraschen. Bezeichnet doch das hebräische Wort Ja, da erkennen zugleich den geschlechtlichen Umgang zwischen Mann und Frau, von seinem Wesen her offensichtlich die höchste Form von Erkenntnis als Beziehung. Das Wort wird auch von Gott mit Subjekt verwendet, wie etwa in Psalm eins, Vers sechs, wo es heißt Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten. Das heißt nicht nur im kognitiven Sinne, dass er wie ein Naturwissenschaftler nichts gegen Naturwissenschaftler aber aus der Distanz heraus beobachtet, sondern es heißt, er nimmt liebevoll Anteil am Weg der Gerechten. Die Verbindung zwischen Erkenntnis und personaler Beziehung kommt auch in dem entsprechenden Wort aus der scholastischen Philosophie zum Ausdruck, das im Grunde das Hebräische ja da wiedergibt. O ob amor y wie oculus! Wo die Liebe da ein Auge. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, kündigt sich bereits in Steins Dissertation zum Problem der Einfühlung ihr Lebensthema an. Vetter will noch einen Schritt weitergehen. Die kritische Erkenntnistheorie Immanuel Kants entspricht aus biblischer Sicht, er entspricht aus biblischer Sicht der Zustand der gefallenen Menschheit. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, können wir den Begriff Abfall einmal ganz wörtlich nehmen. Wenn wir unglücklich fallen, zumindest wenn wir ein gewisses Alter erreicht haben, kann es sein, dass wir für eine kurze Zeit benommen sind. Wir können schwindelig werden. Wir sehen nicht mehr so klar und es dauert einen Moment, bis wir uns wieder aufgerichtet und gefangen haben. Nach biblischer Sicht und Lehre der Kirche befindet sich die Menschheit in einem solchen Zustand einer gestörten, einer verschleierten Wahrnehmung. Wir sind nicht völlig blind und taub. Doch wir sind verwirrt und haben die Orientierung verloren. Der sogenannte Sündenfall prägt das Dasein eines jeden Menschen zutiefst nicht nur sein Erkennen, sondern auch sein Handeln. Das ganze menschliche Dasein ist dadurch in eine Schieflage geraten. Um aus diesem Zustand herauszukommen, bedarf der Mensch einer Hilfe von außen. Wenn wir fallen, manchmal kommen wir auch selber nicht mehr hoch. Wenn wir nicht einigermaßen durchtrainiert sind, muss uns jemand aufhelfen. Einer in diesem Fall außer menschlichen Helfern. Der christliche Glaube bekennt, dass diese Hilfe tatsächlich gekommen ist. Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat. Beten wir mit Psalm 124. Bereits das Alte Testament erzählt in vielen Geschichten und Bildern, wie Gott seinem Volk zu Hilfe kommt. Das Neue Testament knüpft an diese Erfahrungen an und erzählt, wie Gott seinem Volk und letztlich der ganzen Menschheit durch Jesus Christus zur Hilfe gekommen ist. Ich darf daran erinnern, dass das Wort Jeshua Jesus übersetzt heißt Jahweh, also Adonai. Der Herr hilft oder hat geholfen. Jesaja ist das gleiche Wort. Jehoschua Yeshua, Yahoo! Adonai hilft. Die Kirchenväter haben das Gleichnis vom barmherzigen Samariter in diesem Sinne gelesen, das heißt der unter die Räuber gefallene Mensch, so heißt es dort Anthropos, der im Evangelium keinen Namen hat, steht für die ganze Menschheit. Der barmherzige Samariter, der sich nieder beugt, um dem unter die Räuber Gefallenen aufzurichten, steht für Christus, der vom Himmel herabgestiegen ist, um die gefallene Menschheit wieder aufzurichten. Hier in Österreich sagen wir, wenn der Krankenwagen kommt, um Verletzte zu bergen. Die Rettung kommt. Sieht man, wie fromm die Leute sind. Im Grunde kann man den gesamten Psalter ich glaub in Bayern sagt man, der Sanka kommt ja, ich komme aus Norddeutschland, da ist es einfach ganz nüchtern. Der Krankenwagen. Bayern, der Sanger und hier tief theologisch die Rettung kommt die Rettung. Im Grunde kann man den gesamten Psalter als eine Suche und als einen Ruf nach Rettung verstehen und zugleich auch als ein vielfältiges Zeugnis von Rettungs erfahrungen. Wunderschön. Passt auch hier gut zu Österreich. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir helfen? Antwort Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat. Kommen wir zurück zur Phänomenologie. Die Phänomenologie ist eine Philosophie, die mithilfe einer bestimmten Methode zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen will. Sie sucht den Zugang zu den Sachen selbst. Harald Säurebad nennt sie eine philosophische Richtung bzw Methode. Die Philosophie als Wesens erfassung des Wirklichen wiederzugewinnen. Aus dem Artikel Phänomenologie im Edith Stein Lexikon, das Sie oben käuflich erwerben können. Die Methode, die dabei anzuwenden ist, wird beschrieben als Epoche oder als Reduktion. Die Art der dabei zu erzielenden Erkenntnis als Intuition. Schon allein diese drei Begriffe dürften einem mit der Kontemplation vertrauten Zeitgenossen deutlich machen, dass das Phänomen, das der Phänomenologie zumindest eine verborgene religiöse Matrix zugrunde legt. Von daher verwundert es nicht, dass aus der phänomenologischen Bewegung auffallend viele zum Glauben. Besonders auch zum katholischen Glauben gefunden haben, allen voran Edith Stein. Und zwar am Ende zu jener Form des Glaubens, die wir als Mystik bezeichnen, die wieder der Teresa von Ávila gab, nach der. Wahrheit gab der nach Wahrheit suchenden Philosophin den letzten Anstoß zu ihrem Übertritt zur katholischen Kirche. Und in der anschließenden Phase ihrer Glaubens Vertiefung befasste sie sich nicht nur mit Thomas von Aquin, sondern auch mit der mystischen Theologie des Dionysius Areopag. Und in ihrem letzten Werk Der Kreuz ist Wissenschaft mit dem großen Mystiker und Lehrer des geistlichen Lebens Johannes vom Kreuz. Bei dieser Entwicklung, so möchte ich als These in den Raum stellen, handelt es sich um die Entfaltung einer Dynamik, die in der Methode der Phänomenologie selbst angelegt ist und die durch äußere Anstöße aktiviert wurde. Ich verstehe die Methode so, dass es letztlich um eine tiefe Form der Wahrnehmung geht, bei der alle störenden Einflüsse herausgehalten werden. Und diese These lässt sich mithilfe historischer Zeugnisse plausibilisieren. Steins Lehrer Edmund Husserl war in dem war von dem im Jahre 1917 in Breslau erschienenen berühmten Werk Das Heilige von Rudolf Otto sehr beeindruckt. Im Sommersemester 1918 hielt er darüber eine Vorlesung. Es ist zu vermuten, dass auf dem von Edith Stein so genannten religionsphilosophischen Spaziergang am 8. Juni 1918 mit Husserl und Heidegger Fragen religiöser Erfahrung zur Sprache kam. Damals dürfte sie auch wohl erstmals von Johannes vom Kreuz gehört haben, der in Rudolf Ottos Werk dreimal zitiert wird. So vermutet Ulrich Turban, der die Einleitung zu der Ausgabe Kreuzers Wissenschaft geschrieben hat, dass Philosophen wie Martin Heidegger, die ebenfalls als Schüler Husserls von der Phänomenologie ausgingen, einen scheinbar anderen Weg eingeschlagen und sich vom Glauben der Kirche verabschiedet haben. Widerspricht, wenn man genauer hinschaut, nicht der These, dass sich die Phänomenologie einem im Kern, wenn auch verborgenen religiösen Impetus verdankt? Wovon sich Heidegger verabschiedet hat, so möchte ich in aller Kürze vielleicht auch ein wenig verkürzt sagen Er ist ein Gott, der gedacht und vorgestellt wird, ist ein Glaube, der die dunkle Nacht der Sinne und des Geistes nicht durchschritten hat. Und damit ein Glaube, den ein gläubiger Mensch, zumindest wenn man mit Meister Eckhart sprechen darf, um Gottes Willen verlieren muss. Ähnlich wie der Apostel Paulus. Der bei seiner Berufung nichts mehr sah. Und in diesem Nichts Nichts, als Gott sah, wie Meister Eckhart die Berufung Pauli interpretiert. Werfen wir nach diesen kurzen Vorbemerkungen kurz einen Blick auf die spezifische Fragestellung, der Edith Stein in ihrer Dissertation nachging. Bevor wir zu den Psalmen kommen Es ging um die Frage, ob und gegebenenfalls wie Erfahrungen. Und Erlebnisse eines anderen Menschen erkannt werden können. Die Autorin bezeichnet die Erkenntnis fremder Subjektivität als Einfühlung. Mit Hilfe der Einfühlung ist es bis zu einem gewissen Grad möglich, so die Philosophin. Andere Subjektivität zu erkennen. Sich in ihre Lage zu versetzen, mit ihnen zu fühlen. Sie zu verstehen. Mit der Frage der Einfühlung als Erfahrung von fremden Subjekten und ihrem Erleben bewegen wir uns der Möglichkeit nach bereits im Raum der Religion. Von daher dürfte es kein Zufall sein, dass Edith Stein im letzten Kapitel ihrer Dissertation, soweit es uns überliefert ist, genau diese Frage aufwirft. Dort heißt es, ich zitiere die allerletzten Passagen, die letzte Passage aus einer Dissertation, aus ihrer Dissertation. Wie sehr? Wie steht es nun aber mit rein geistigen Personen? Es hat Menschen gegeben, die in einem plötzlichen Wandel ihrer Person das Einwirken göttlicher Gnade zu erfahren meinten. Ob hier echte Erfahrung vorliegt, wer will es entscheiden? Jedenfalls scheint mir das Studium des religiösen Bewusstseins als geeignetes Mittel zur Beantwortung unserer Frage. Wie andererseits ihre Beantwortung von höchstem Interesse für das religiöse Gebiet ist. Indessen überlasse ich die Beantwortung der aufgeworfenen Frage weiteren Forschungen und bescheide mich hier mit einem non liquid. Also, wir sehen hier schon, dieser Horizont ist schon in einer in ihrer sehr frühen Arbeit angelegt. Die Frage der Einfühlung wird zu einer theologisch bedeutsamen Frage, wenn es um die Einfühlung in Personen geht, die religiöse Akte vollziehen. Stein unterscheidet zwischen originären und nicht originären Erlebnis. In der Einfühlung wird das originäre Erlebnis eines anderen. Zum nicht originären Erlebnis des Einfühlend. Indem ich die Freude eines anderen erlebe. Ich zitiere, fühle ich keine originäre Freude. Sie entwickelt nicht lebendig meinem Ich, sondern jenes andere Subjekt hat Originalität. Ich zitiere weiter aus Ihrer Dissertation In meinem nicht originären Erleben fühle ich mich gleichsam geleitet von einem originären. Das nicht von mir erlebt und doch da ist. Sich in meinem nicht originären bekundet. So haben wir in der Einfühlung eine Art erfahren der Akte sui generis. Zitat Ende. Schon hier. Zu Beginn Ihrer Ausführungen deutet sich der religiöse Aspekt der Frage an Ganz unvermittelt kommt sie auf Gott zu sprechen. Zitiere Die Einfühlung, die wir betrachten und zu beschreiben suchten, ist Erfahrung von fremdem Bewusstsein überhaupt, ganz gleich, welcher Art das erfahrende Subjekt ist, welcher Art das Subjekt, dessen Bewusstsein erfahren wird, so erfasst der Mensch das Seelenleben seines Mitmenschen. So erfasst er aber auch als Gläubiger die Liebe, den Zorn, das Gebot seines Gottes. Und nicht anders vermag Gott sein Leben zu erfassen. Zitat Ende. Im letzten Kapitel, der gedruckten Version ihrer Dissertation geht sie auf das Problem der Einfühlung als Verstehen geistiger Personen ein. Dazu gehört auch dazu gehören auch die schriftlich überlieferten Zeugnisse bereits verstorbener Personen. Durch Vermittlung Ihrer Werke ist es mir möglich, mit Ihnen in Verbindung zu treten. Ich zitiere aus Ihrer Arbeit. In mannigfacher Gestalt tritt uns der Geist der Vergangenheit entgegen, aber immer an einen physischen Körper gebunden. Geschriebenes oder Gedrucktes oder in Stein gehauene Wort. Stein oder Metall gewordene Raumgestaltung. Zitat. Ende. Der Geist der Vergangenheit tritt uns auch im geschriebenen Wort der Psalmen entgegen. Die Psalmen wurden von Personen einer fernen Vergangenheit verfasst. Sie bringen zum Ausdruck, was diese erlebt, geglaubt und erkannt haben. Sich in diese Texte und den Geist ihrer Autoren einzufühlen, ist die Voraussetzung dafür, sie zu verstehen. Dieser Prozess ist von eminenter theologischer Bedeutung. Denn der Psalter gilt der Kirche von früher Zeit an als eine Zusammenfassung der gesamten Heiligen Schrift. Athanasius von Alexandrien schreibt im Brief an Marcel Linus etwa um 360 nach Christus. Ich zitiere Der Psalter trägt wie ein Garten in sich die Früchte aller übrigen Bücher der Heiligen Schrift und macht sie zu Liedern. Bekannt ist das oft zitierte Wort Martin Luthers Der Psalter ist eine kleine Biblia, darin alles aufs schönste und kürzeste wie in der ganzen Bibel steht, gefastet und zu einem feinen Handbuch gemacht und bereitet ist. Also der Gedanke Der Psalter enthält in gewisser Weise die gesamte Bibel in der alten Kirche, so der Pathologe Hermann Josef sieben, Frankfurt Sankt Georgen erste Die Grundüberzeugung von der einzigartigen Bedeutung, die dem Psalter für den christlichen Glauben der Kirche zukommt. Ich zitiere weiter sieben So sind denn auch die Psalmen unter allen Büchern der Heiligen Schrift das meist gebrauchte. Und das am höchsten verehrte. Die gesamte Christologie ist nach Ambrosius bereits im Psalter enthalten, so Ambrosius. Etwa ein bisschen früher als Augustinus war wichtig für die Bekehrung des heiligen Augustinus. Ambrosius schreibt in den Psalmen Also wird Jesus nicht nur geboren, sondern nahm auch das heilbringende Leiden seines Leibes auf sich, hält Grabesruhe. Er steht auf, steigt auf in den Himmel, setzt zur Rechten des Vaters. Was kein Mensch gewagt hatte zu sagen, das kündigte allein dieser Prophet David wird als Prophet verstanden an, danach hat es der Herr selbst im Evangelium gepredigt. Wir begegnen hier der sogenannten christologischen Interpretation des Psalms. Ich lass das einfach so stehen, ist doch eine Information auf die Problematik dieser Interpretation. Gerade auch im christlich jüdischen Dialog gehe ich jetzt nicht näher ein. Das ist nicht unser Thema. Der Psalter, soweit als Zwischenergebnis können wir festhalten Der Psalter als Schule der Einfühlung bedeutet für einen gläubigen Menschen nicht nur Einfühlung in interessante Personen und ihre Äußerungen aus der Vergangenheit, sondern letztlich Einfühlung in den Glauben, und zwar in die gesamt Gestalt des Glaubens unter der Voraussetzung, dass man ihn im Kontext der gesamten Heiligen Schrift liest. Neben dem theologischen Gewicht spricht Athanasius dem Psalter auch eine bedeutende anthropologische Relevanz zu. Er versteht den Psalter als einen Spiegel der menschlichen Seele. Und damit sind wir schon mitten in unserem Thema. Und so möchte ich im. Hauptteil meines Vortrages, zumindest in einem ersten Durchgang. Wir können schauen, ob wir im anschließenden Gespräch noch mal einen weiteren Aspekt zur Sprache bringen. Aber ich möchte in einem ersten Durchgang einige Auszüge aus dem bereits zitierten Brief des Athanasius von Alexandrien an Martinus vorstellen, und wir werden sehen, dass darin das Thema der Einfühlung allgegenwärtig ist. Beginnen wir mit dem soeben zitierten anthropologischen Aspekt. Der theologische Aspekt wäre Der Psalter enthält in gewisser Weise die gesamte Heilige Schrift. Und jetzt schauen wir auf den Menschen, auf den auf diejenigen, die den Text rezipieren. Was passiert da? Da sagt Athanasius Die Psalmen sind im Grunde ein Spiegel der Seele. In den Psalmen spiegeln sich die unterschiedlichen Regungen der menschlichen Seele. Wer die Psalmen betet. Lernt die Regungen der Seele kennen und begibt sich auf den Weg ihrer Heilung. Die Psalmen weisen den Weg zur Selbsterkenntnis und zur Gotteserkenntnis. Ich zitiere Athanasius Die Psalmen liest du. Als deine eigenen Worte, dann merken wir schon, schauen uns erst einmal an, dass es eigentlich schon mehr als Einfühlung. Die Psalmen, so schreibt er, liest du als deine eigenen Worte. Wer die Psalmen liest, wird zerknirscht wie jemand, der selber so redet. Er wird durch die Worte dieser Lieder in die gleiche innere Stimmung versetzt, wie wenn sie seine eigenen persönlichen wären. Zitatende. Wir sehen sehr schön, dass Athanasius in der Terminologie in den Steins formuliert dazu tendiert. Dass die originäre Erfahrung, die im Islam zum Ausdruck kommt. Zur originären Erfahrung des Psalmen Peters wird. Dass also der Unterschied zwischen der originären Erfahrung. Also dass also der Unterschied zwischen der originären. Und der nicht originären Erfahrung hier bei Athanasius gegen Null tendiert. Das ist ein wichtiger Punkt, den wir später noch einmal bedenken müssen. Edith Stein, ich sagte schon, unterscheidet deutlich zwischen originären Erfahrungen des anderen, in unserem Fall des Psalms und der nicht originären Erfahrung, die sich der Beter der Psalmen durch Einfühlung aneignet. Ich versuch das mal an einem Beispiel zu verdeutlichen. Beginnen wir mal gleich mit Psalm drei, wo es richtig losgeht. Herr, wie zahlreich sind meine Bedrängnisse? Viele stehen gegen mich auf. Viele gibt es, die von mir sagen Er findet keine Hilfe bei Gott. Also eine sehr plastische Schilderung. Die Überschrift ist von David, als er von seinem Sohn Absalom verfolgt wurde, so der Psalter. Die Psalmen eins und zwei stellen wir mal zurück. Das ist im Grunde die Überschrift bei den Themen Tora und Messias. Und dann geht es richtig los mit der Not. Der ganze Psalter ist im Grunde ein Weg von der Klage über die Rettung zum universalen Lobpreis Gottes. Aber zunächst einmal muss man durch das Tal der Tränen hindurch. Und das beginnt mit dem letzten und schwersten Konflikt. Davids wird verfolgt von seinem eigenen Sohn Absalom. Dramatisch geschildert im zweiten Buch Samuel David muss fliehen. Und so weiter, mit Tränen, nachts über den Thron. Das Johannesevangelium spielt darauf an In der Passionsgeschichte sind enge Parallelen dazu. Also jetzt liest jemand, geht es los mit dem Psalter. Sie beginnen heute Abend mit der David. Zahlreich sind meine Bedrängnisse heute, am Samstag. Okay. Viele stehen gegen mich auf. Viele gibt es, die von mir sagen, er findet keine Hilfe bei Gott. Es gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten. Einmal. Ich lese den Text aus einer distanzierten Haltung heraus, nach dem Motto Interessant, doch für mich irrelevant. Man könnte auch sagen aus der Perspektive einer wissenschaftlichen Beobachtung kann man machen. Ein wichtiger Aspekt. Zweite Möglichkeit Ich befinde mich in einer ähnlichen Situation. Dann kann ich mich relativ leicht in die Lage des Täters einfühlen, finde mich also im Text wieder. Und lies. Und jetzt ist wichtig und lasse mich auf den Weg ein, der durch die Eingangs Klage des Psalms eröffnet wird. Denn der Text geht weiter. Ich habe einen anknüpfungspunkt. In meiner. Situation, in der ich gerade bin. Jetzt die dritte Möglichkeit. Unabhängig von der Situation. In der ich mich befinde. Ob es mir gut geht oder schlecht geht, spielt jetzt keine Rolle. Bringt der Text eine Wahrheit des menschlichen Lebens zum Ausdruck? In die ich hineinfinden sollte. Oder vielleicht auch, in die ich hineinfinden muss. Um mich in meinem wahren Menschsein. Und zugleich Gott zu erkennen, nach einem Wort des heiligen Augustinus Deo mit anima querung nihil plus nihil omnia Gott und die Seele will ich erkennen. Nicht mehr. Nein, nicht mehr. Unbeschadet der ersten beiden Haltungen, so möchte ich als These in den Raum stellen, erreicht erst diese dritte Form der Einfühlung jene Ebene. Um die es in der Bibel letztlich geht. Hören wir noch einmal Athanasius. Er geht meines Erachtens, wie ich schon angedeutet habe, deutlich über Edith Stein hinaus und vertritt die Position, die ich soeben als die dritte skizziert habe. Ich zitiere Athanasius. Das Auffallende bei den Psalmen ist nun Wer sie liest, der spricht sie. Abgesehen von den Prophezeihungen über den Heiland und die Heiden Völker als seine eigenen Worte. Er singt die Psalmen, als wären sie für ihn selber aufgeschrieben. Er nimmt sich vor, einen nach dem anderen. Bis zum letzten. Nicht so, als ob ein anderer redete. Und damit bezeichnet würde. Sondern fühlt sich dabei wie jemand, der über sich selber redet. Also der psalter ist im grunde ein Sprach angebot. Für eine Situation, in der ich. Selber bin. Auch wenn ich noch nicht weiß, dass ich in dieser Situation bin. Das wäre die dritte Ebene, die ich angesprochen habe. Welchen Inhalt auch immer diese Worte haben. Weiter Athanasius Er betrachtet sich selbst als denjenigen, der sie hervorbringt. Und er spricht sie im eigenen Namen und bezieht sie auf Gott. Zitat Ende. Wer die Worte der Psalmen als seine eigenen Worte spricht, auf den üben die Psalmen eine heilende Wirkung aus. Ein wichtiges Motiv in der gesamten frühen Kirche die therapeutische Funktion einer Text gestützten Form der Meditation. Ich zitiere die Texte. Dadurch geschieht etwas. Athanasius Ich jedenfalls meine, dass die Psalmen auf den, der sie singt, wie ein Spiegel wirken. Er kann sich selber und die inneren Regungen seiner Seele in ihnen wahrnehmen. Und sie aufgrund dieser Wahrnehmung dann auch aussprechen. Ja, wer den Vorsänger in der Kirche hört, der nimmt das Lied auf, wie wenn es über ihn selbst handelte. Bald wird er, von seinem Gewissen überführt, Reue empfinden. Bald hört er von der Hoffnung auf Gott und von der Hilfe, die dem Gläubigen zuteil wird. Und jubelt er innerlich auf, in der Überzeugung, dass eine solche Gnade ihm selber widerfährt. Und er beginnt, Gott dafür Danke zu sagen. Um es mit einem Wort zu sagen Jeder Psalm wurde vom Heiligen Geist so gesprochen und so verfasst, dass in ihm weiterhin die inneren Regungen unserer Seele wahrgenommen werden können. Der Psalter ist auch eine Schule der Wahrnehmung und sie alle wie über uns selbst gesprochen. Und unsere eigenen Worte sind, um uns an die Regungen unserer Seele und die Besserung unserer Lebensweise zu erinnern. Zitat Ende. Athanasios Psalmen haben also eine heuristische und eine therapeutische Funktion, also heuristisch. Sie finden etwas, sie machen etwas bewusst. Und dadurch findet eine Form der Heilung statt. Die Worte der Psalmen rufen eine im Menschen angelegte Stimmungslage auf und geben ihm die Mittel an die Hand, diese zum Ausdruck zu bringen. Ein Gefühl der Niedergeschlagenheit, die depressive Verstimmung, die sich wie ein Schleier auf die Seele eines Menschen legen kann, aber nie so recht zum Ausdruck kommt und deshalb auch nicht geheilt werden kann wie eine blutende Wunde, die noch nicht entdeckt und verbunden wurde. Wenn ein solcher Mensch Psalm 42 betet mit seinem Kern, Verkehr, Vers. Was bist du so bedrückt? Meine Seele? Und was störst du in mir? Haare auf Gott! Dann, denn ich werde ihm noch danken, der Rettung meines Angesichtes und meinem Gott. Athanasius vertritt nun die Ansicht, dass diese Stimmung als Möglichkeit in jedem Menschen angelegt ist. Also, um auf das Beispiel zurückzukommen Die historisch einmalige Situation, in der David war, ist im Grunde eine Situation, in der sich jeder Mensch, die ganze Menschheit befindet. Und durch diese einmalige Situation, indem ich mich darauf einlasse, kann ich an diese Grunderfahrung herankommen. Und erst dann verstehe ich, was Rettung und Erlösung heißt. So ist der Prozess durch. Ein fühlendes Beten dieses Psalms wird jetzt um 42 noch einmal zu zitieren, wird dieser Sehnsucht geweckt und zugleich vor das Angesicht Gottes gestellt. Damit findet ein bedeutender Erkenntnis und Wandlungsprozess statt. Die Wahrnehmung des Gefühls der Niedergeschlagenheit weckt die in der Seele angelegte Sehnsucht, in die Nähe Gottes zu gelangen. Und so beginnt der Psalm mit den Worten Sie alle kennen ihn. Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele Gott nach dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen? Der Hirsch ist ein Sinnbild für christliche Mystik, etwa in dem großen Werk von Bernard McGuinness, vorne auf dem ersten Band abgebildet Die Hirschkuh, Anspielung an Psalm 42 durch langsames und wiederholendes Lesen. Wie es in der lectio divina typisch ist. Das müsste man jetzt eigentlich erläutern. Lesen ist nicht gleich lesen, sondern das sogenannte einführende Lesen, das ist lectio divina. Michael Casey und viele andere haben das wunderschön beschrieben. Das ist eine ganz spezifische Übung, die mich ein bisschen erinnert an die Übung der Phänomenologie. Das ist ein schönes Lesen. Also ein wesentliches Element ist Verlangsamung. Also nicht flott runter lesen, Informationen aneignen, sondern erst mal verlangsamen, wahrnehmen, wiederholen, Inhalte wiederkäuen. Dann berührt mich etwas. Ich halte inne. Hoppla, drüber springen. Ich halte inne. Das wirken noch mal ich. Und das ist lectio. Und dann eigentlich Meditation. Das heißt eine Weg gibt es im Herzen. Und dann gehe ich eigentlich in die Kontemplation, in der schweigende Verweilen in der Gegenwart Gottes. So ist die Logik. Alles müssen zum Teil zusammengebrochene Kirche, müssen wir alles revitalisieren. Aber auf diese Thematik kommen wir. Das ist gemeint mit langsames, wiederholendes Lesen, wie es für die lectio divina typisch ist. Wird der Prozess der Einfühlung ermöglicht und vertieft. Und am Ende geht der Beter den gleichen Weg wie der Beter der Psalmen, wie David und christlich gesprochen wie der Messias von der Klage. Über die Verfolgung durch zahlreiche Feinde bis zur Rettung durch Gott und zum Lobpreis der ganzen Schöpfung in den Psalmen. Alles, was atmet, lobe den Herrn, Halleluja! Deswegen ist es eigentlich sehr wichtig, die Psalmen in ihrer kanonischen Reihenfolge zu lesen. Es ist sowieso eine Spirale. Wie in der Therapie auch. Kommt schon weiter. Aber die Grundproblematik bleibt. Dann kommt man einen Schritt weiter. So geht das in diesen kreisenden Bewegungen. Das ist ein logischer Aufbau. Deswegen legen wir in der modernen Exegese Wert darauf. Der Psalter ist ein Buch und die Sammlung ist logisch aufgebaut. Da können Sie wunderschön nachlesen in dem soeben erschienenen Kommentar von Dieter Böhler Psalmen 1 bis 50. Damit ist die Reihe Herr theologischer Kommentar abgeschlossen, die ich Mitherausgeber mit zwei anderen Kollegen. Also, wenn Sie noch ein Weihnachtsgeschenk suchen, bestellen Sie diesen Kommentar, dann können Sie das alles, was ich hier recht oberflächlich vortrage, in den Weihnachtsferien vertiefen. Jetzt aber noch ein wichtiger Punkt, damit die heilende Wirkung der Psalmen voll zur Geltung kommen kann. Sollen sie, so Athanasios, gesungen, vorgetragen werden. Zitiere Athanasius der Melodie in den Steinway ein. Byron hat die Ostertage in Byron mitgefeiert, und das hat sie tief berührt. Das Setting, die Inszenierung und die Performance ist enorm wichtig. Schon lectio divina ist ja eine Form spiritueller Praxis. Es wird eine geistige Übung lectio divina. Wir haben in der jüdisch christlichen Tradition als als Grundform der Meditation die text gestützte Meditation. Aber das ist eine Form von Rezitation. Der Klang ist wichtig. Und so weiter. Und das wird noch ein bisschen ausgebaut im Singen der Psalmen. Da schreibt Athanasius Der melodische Vorgang der Psalmen ist also ein Abbild und ein Ausdruck solcher inneren Harmonien der Gedanken und einer von Leidenschaften nicht beunruhigten Verfassung der Seele. Denn wie wir die inneren Gedanken der Seele durch die Worte, die wir äußern, zu erkennen geben und kundtun, so soll nach dem Willen des Herrn die Melodie in den Worten ein Symbol der geistlichen Seele in Harmonie sein. Deswegen ordnete er an, dass Lieder melodisch gesungen und die Psalmen mit Gesang vorgetragen werden. Und dazu führte die Fröhlichkeit, das Wohlbefinden der Seele. Heißt es doch Ist jemand fröhlich unter euch, dann singe er Lieder. Jakobusbrief So wird das Verworrene, Rauhe und Ungeordnete in der Seele geglättet. Wir haben heute Morgen gehört von der Wiedergewinnung einer gewissen Form von Kohärenz. Das Dissoziative, alles, was auseinanderfliegt, die Leidenschaften, alles geht drüber und drunter. Durch die Rezitation der Texte und vor allem auch durch das durch das melodische Singen wird das Verworrene, Rauhe und Ungeordnete in der Seele geglättet und die Traurigkeit ausgetrieben, nämlich indem wir den Psalm Vers singen. Jetzt zitiert er Warum bist du traurig, meine Seele, und warum betreibst du mich? Zitat Athanasius, in dem der treffliche David vor Saul sang, hat er dies gewiss zum Gefallen Gottes, tat er dies gewiss zum Gefallen Gottes. Aber er vertrieb auch die Wirrnis und den leidenschaftlichen Wahn aus der Seele und brachte sie wieder zur inneren Ruhe. Ist die Anspielung im Grunde wahr, David? Eine Geschichte über David handelt vom Musik Therapeuten Saul. Man könnte sagen, manisch depressive Anfälle, aggressive, depressive, schwere Störungen war verwehrt. Eine riesen Krise in seinem Leben. Sein Königtum drohte zu scheitern. Und da holte sich ein Musik Therapeuten David. Und immer, wenn er mit der Leier spielte, wurde er ruhiger. Und ein bisschen Konflikte gab es natürlich auch. Aber das darauf spielt das an und das ist ein Motiv dafür, dass man die Psalmen dem David zugeschrieben hat in der Tradition. Auf die gleiche Weise rufen die Priester durch Psalmen, Gesang, die Seelen ihres Kirchen Volkes zu eben dieser Ruhe und zum Einklang mit den himmlischen Chören. Der melodische Vortrag ist ein Symbol für den harmonischen und friedlichen Zustand des Geistes. Wichtig ist aber, dass man durch die Klage Psalmen hindurch geht. Die Verwirrungen und die Inkohärenz, die muss zunächst raus, die muss ins Bewusstsein kommen. Eine Wunde kann nur geheilt werden, wenn sie auch sichtbar wird, wenn ich weiß, wo die Therapie ansetzen muss. Wichtig dabei ist, dass die Psalmen in einer vorgegebenen, also zumindest in einer kanonischen oder liturgisch vorgegebenen Ordnung gebetet werden. Dadurch entgeht der Beter der Gefahr einer emotionalen Erstarrung, einer Fixierung auf nur eine Stimmungslage. Er entgeht der Falle des Subjektivismus. In der Trauer einen Psalm oder einen Lobpreis zu beten, bewirkt, sich mit der Trauer nicht gänzlich zu identifizieren. Im Glück einen Klagegesang zu beten, bewirkt sich mit dem Glück nicht vollständig zu identifizieren. Deswegen ist eine Regel der lectio divina. Wir lesen, was dran ist, nicht, was ich mir wünsche, so wie das Leben ist. Es passieren Dinge nicht immer das, was ich mir wünsche. Und das ist die Herausforderung. Augustinus drückt das so aus. Und so ist ja auch beim Stundengebet, oder wenn ich kanonisch lese ich lese dem san, der dran ist. Jetzt geht es mir gerade gut. Es kommt ein klares Nein. Dadurch findet ein wichtiger Prozess der Identifikation statt. Lass mich auf eine andere Wirklichkeit ein. Die gibt es auch. Jetzt schauen wir, wie es weitergeht. Haben aber zunächst noch einmal kurz Augustinus. Er sagt In der Not gerate ich nicht in die völlige Verzweiflung. Im Glück werde ich nicht überheblich. Nicht nur stellt es mich auf den festen Berg und ich dachte, ich würde niemals wanken, das Paperback zu sein Angesicht und ich war erschrocken. Ich habe es nicht ganz in der Hand. Es gibt ein so mal so in der Not gerate ich nicht in die völlige Verzweiflung. Im Glück werde ich nicht überheblich. Dies geht nur durch die Übung der Einfühlung. Ich muss von meiner eigenen Stimmungslage also. Man hört ja manchmal so Sprüche wie Kann ich jetzt beten? Es geht mir super gut, gerade jetzt. Ich muss von meiner eigenen Stimmungslage, von meinen eigenen Gedanken und Sorgen ablassen und mich ganz in die Stimmungslage des anderen, in unserem Fall des Psalms hineinversetzen. Dadurch findet ein Prozess von Identifikation und des Identifikation statt. Ich nehme meine Gefühlslage wahr. Dadurch, dass ich sie wahrnehme, entsteht eine Differenz zwischen der Person, die ich in dieser Gefühlslage wahrnehme und der Person, die wahrnimmt. Wenn ich der Person, die wahrnimmt, weiter nachgehe, kann es sein, dass ich über mein empirisches Ich hinaus zu meinem wahren Selbst finde. Und mit meiner Wahrnehmung dorthin gelange, wo die Seele ganz in der Gegenwart Gottes ruht. Wenn dieser Prozess in Gang kommt, findet eine tiefgreifende Verwandlung der Persönlichkeit statt. Dann können wir vielleicht mit Paulus sagen Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Er spricht, da lebt er noch. Er ist auch aktiv. Und da hat genau dieser Prozess stattgefunden. Methodisch ausgearbeitet. Ist das der Weg von der oratio, also dem. Also streng genommen ist das der Weg von der lectio divina jetzt im Sinne einer einführenden Lesung über die Meditation. Das ist die gegenstands bezogene Form der Betrachtung. Ich erwäge es in meinem Herzen. Jetzt kommt ein wichtiger Schritt zur Kontemplation, zur Welt losen Schau Gottes. Voraussetzung dafür ist, die Psalmen in einer vorgegebenen Reihenfolge zu beten und das Gebet in den Rahmen einer spirituellen Praxis zu verankern. Und so die elementaren Erfahrungen und Stimmungen wie Not und Verzweiflung, Rettung und Hoffnung in das Licht des göttlichen Angesichts zu stellen. Ich fasse ganz kurz zusammen mit den Worten. Des heiligen Athanasius von Alexandrien. Wer sich mit diesem Buch der Heiligen Schrift, nämlich dem Psalter, befasst. Sollte alles darin Stehende in redlicher Gesinnung als von Gott eingegeben lesen. Im übrigen sollte aus ihm wie aus einem Frucht garten nutzen ziehen. Wo immer er meint etwas gebrauchen zu können. Ich jedenfalls bin der Ansicht, dass in den Worten dieses Buches das ganze menschliche Leben, sowohl die geistlichen Grundhaltungen als auch die jeweiligen Regungen und Gedanken umfasst und enthalten sind. Nichts kann darüber hinaus im Menschen gefunden werden. Indem du dir dies vor Augen hältst und dich so auf verständige Weise mit den Psalmen beschäftigst, wirst du vom Heiligen Geist geleitet, dem tiefen Sinn, der in jedem Psalm enthalten ist, erfassen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Sprecher Einführung von MMag. Renate Tolunay OCDS
Anfang des Vortrags
Die Unterschiedliche Formen der Einfühlung
Das Problem der Erkenntnis in der Phänomenologie
Der Sündenfall
Edith Stein und das Problem der Einfühlung
Der Geist der Psalmen
Der Anthropologischer Aspekt
Die originären Erfahrungen des Anderen
Der dritte Form der Einfühlung
Lectio Divina als eine Form spiritueller Praxis