Stadt Wien Podcast

Wie wird Wien bis 2040 klimaneutral, Jürgen Czernohorszky?

Stadt Wien

Bis 2040 will die Stadt Wien klimaneutral sein, also weniger CO2 ausstoßen, als in der Stadt gebunden werden kann. Wo die Stadt auf diesem Weg aktuell steht, welche weiteren Maßnahmen noch geplant sind und wie die Wienerinnen und Wiener im Kampf gegen die Klimakrise mitgenommen werden können, erklärt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky im Gespräch mit Christine Oberdorfer.

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-Herzlich willkommen bei einem neuen Stadt Wien Podcast. Heute ist Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky bei Christine Oberdorfer zu Gast.-Das vergangene Jahr war weltweit gesehen das wärmste seit Beginn der Messgeschichte. Wien hatte 2024 45 Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad zu verzeichnen. Und der nächste Sommer, der kommt bestimmt, wie sich Wien darauf vorbereitet und was wir alle tun können, um das Klima zu schützen, bespreche ich heute mit Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. Danke für den Besuch im Studio.-Vielen Dank für die Einladung.-Für einen ersten Überblick, wo steht denn Wien in Sachen Klimaschutz? Nur so und bei Eckdaten ganz grob gesagt, wo stehen wir?-Ja, wenn wir uns Wien anschauen, vielleicht auch im Vergleich zu den anderen Bundesländern und damit als Bundeshauptstadt in Österreich mittendrin, stehen wir gut da. Wien ist das Bundesland mit dem allergeringsten CO2-Ausstoß pro Kopf. Wien ist auch das Bundesland mit den geringsten gefahrenen Kilometern Auto oder mit den wenigsten Autos pro Einwohner. Wien ist auch das Bundesland mit dem geringsten Energieverbrauch. Und das zeigt, dass wir an sich irrsinnig viele Dinge richtig und konsequent gemacht haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Wien hat ja auch schon seit 1999 ein Klimaschutzprogramm. Und ich glaube aber schon seit viel länger eine Prämisse, die Klimaschutz oder Klimapolitik generell befördert. Und daher auch in Wien sehr einfach grundsätzlich macht. Das ist unser Wunsch, ein gutes Leben für alle zu ermöglichen, Lebensqualität für alle abzusichern. Es hat ganz viel mit Klimamaßnahmen zu tun. Wenn wir jetzt auf die letzten Jahre schauen, also auf das, was ganz aktuell an Zahlen, an Daten, an Feedbacks zu unseren Maßnahmen gekommen ist, dann können wir sagen, diese gute Position, die Wien hatte, also die gute Ausgangsposition, die ist noch ein bisschen besser geworden. Gerade in den letzten Jahren. In den ist, was den Energieverbrauch betrifft, was den Treibhausgasausstoß betrifft, sehr viel weitergegangen. Können wir nachher noch im Detail reden. Aber es ist zugleich, glaube ich, ein ganz gutes Zeugnis für zwei Dinge, die uns ausmachen. Einmal, dass wir uns eben auf solchen Lorbeeren oder so ganz sicher nicht ausrasten, können wir oder dürfen wir auch nicht, weil die hohe Lebensqualität von heute ist nur dann die Lebensqualität von in 20 Jahren, wenn wir sehr viel ändern, sehr viel auch Veränderungen in der Stadt schaffen. Dass wir aber, wenn wir es angehen, auch richtig viel erreichen können.-Sie haben ja für Wien das Ziel Klimaneutralität ausgerufen. Was ist denn da in den letzten Jahren passiert? Sind wir dem Ziel näher gekommen in den letzten fünf Jahren?-Ja, Klimaneutralität 2040 heißt, wir wollen eine Stadt sein, die weniger CO2 ausstößt als die Bäume und die Pflanzen binden können, also eine Stadt sein, in der, so wie wir leben, die Umwelt nicht weiter belastet wird und die Luft nicht und damit auch unser Leben in der Zukunft. Und das verbunden ist natürlich mit sehr vielen Zielen, sehr vielen Maßnahmen, sehr viel Hebeln, die alle Politikfelder betreffen. Insofern ist das Regierungsprogramm dieser Regierungsperiode als Ganzes ein Klimaprogramm gewesen. Wir haben im Gebäudebereich beispielsweise mit unserem Ziel raus aus Gas zu kommen, im Energiebereich mit unserer Sonnenstromoffensive, in der Mobilität mit der größten U-Bahn-Baustelle oder einem Rekord-Radweg-Programm, überall haben wir Maßnahmen gesetzt. Aber am Beginn der Maßnahmen stand ein Plan, der Klimafahrplan, weil wir in Wien eben finden, wir können so große Ziele auf der einen Seite nicht nur postulieren, nicht nur sozusagen einfach behaupten, wir müssen es dann schon auch abarbeiten und deshalb sagt der Klimafahrplan ganz genau in jedem Sektor, was die größten Hebel sind. Insofern ist es jetzt schon drei Jahre später oder vier Jahre später ein Zeitpunkt, wo man sagen kann, folgen wir eigentlich unserem Plan, gibt es da eigentlich Erfolge und was man sehen kann ist, die Erfolge sind sehr, sehr groß. Es ist sehr, sehr viel passiert, von der größten Wärmepumpe Europas angefangen bis zu den 100 Gebäuden "Raus aus Gas", wo wir zeigen, wie es gehen kann, zu 100 Kilometern Radweg, jedenfalls ganz kurz zusammengefasst, wir können das sogar messen, wir haben im letzten Jahr der Messung über 11 % CO2 eingespart, das ist schon ein Rekordwert und es ist doppelt so viel wie im Österreich-Schnitt.-Das wollte ich eh fragen, lassen sich diese Erfolge auch in Zahlen messen, das heißt 11 % haben wir eingespart? Ja.-Ja, noch beeindruckender wird es, wenn man sich anschaut, was seit 2005 weitergegangen ist, da sind die CO2-Emissionen in Wien, immerhin eine sehr stark wachsende und dynamische Stadt, um 31 % gesunken. Das heißt, wir können sehen, konsequente Politik hilft da, bringt wirklich was, bringt aber mehr als simple Zahlen natürlich auch was ganz Wichtiges für die Wienerinnen und Wiener, nämlich mehr Lebensqualität. Alle diese Maßnahmen führen zum Beispiel zu sauberer Luft, führen zum Beispiel, wenn man sich den Gebäudebereich anschaut, dazu, dass, wenn man jetzt die Sanierung anschaut, die thermische Sanierung, dass man im Sommer, wenn es heiß ist, durchschlafen kann. Führen dazu, dass neue Parks mehr Schatten spenden, mehr kühlere Plätze schaffen und damit mehr Aufenthaltsqualität.-In welchen Bereichen ist denn das Einsparungspotenzial besonders groß, wenn man jetzt von CO2 spricht?-Unser Klimafahrplan schaut auf alle Sektoren, aber natürlich schauen wir beim Werten, ganz besonders auf die, wo man am meisten erreichen kann, auch am meisten erreichen muss. Das ist der Mobilitätssektor, das sind die Gebäude, also in erster Linie die Frage, wie viel Energie verbrauchst du in den Gebäuden, wie wir heizen, wie wir bauen und last but not least die Energieerzeugung oder der Energiebereich und in vielen anderen Dingen auch, nämlich im großen Bereich des Grünraums, der Wälder, der Wiesen und Felder, die ja sehr viel CO2 binden. Und auch die Temperatur abkühlen, kann man und muss man natürlich sehr viel machen, aber wenn es nur um das Thema Treibhausgase geht, dann sind das die drei großen Sektoren.-Unter der Mobilität können wir uns ja alle etwas vorstellen, das heißt, U-Bahn statt Auto, Rad statt Auto, sowas, Gebäude heißt auch"Raus aus Gas" nehme ich an. Möchten Sie uns da vielleicht ein bisschen erzählen, was da passiert ist und vielleicht auch an einem ganz konkreten Beispiel erklären, was heißt das für Mieter*innen, was heißt das für Gebäudebesitzer? Wenn ich jetzt mein Haus, meine Wohnung klimafit machen will, aus Gas und Öl raus will.-Ja, wenn wir immer sagen, gutes Leben für alle oder Lebensqualität in der Zukunft auch sicherstellen, dann denken wir als gelernte Wienerinnen und Wiener eh sehr schnell auch an die eigenen vier Wände, weil dort ist der Ort, wo man sich wohl fühlt oder eben unwohl fühlt. Dort ist der Ort, wo man, wenn man 70 Quadratmeter Wohnung hat, ohne Balkon, die schlecht gedämmt ist, einfach nicht mehr durchschlafen kann, wenn es heiß ist. Da kann sieben oder acht oder neun Tage geschweige denn arbeiten oder mit seinen Kindern lernen. Und im Umkehrschluss ist es aber genau der Ort, wo man sich zurückziehen kann, wo man geschützt ist und wo man, wenn es im Winter kalt ist, es auch wohlig warm hat und das im Idealfall ohne russisches Gas, mit stabilen Energiepreisen und ohne die Luft zu verpesten. Deswegen haben wir gesagt"Raus aus Gas" bis 2040, nicht weil es leicht ist, sondern gerade, weil es herausfordernd ist, aber einen unglaublichen Effekt auf unsere Lebensqualität hat, wenn wir das schaffen. Und angegangen sind wir das Projekt im Wesentlichen so, es gibt eine klare Vorgabe unseres Bürgermeisters, also wir haben hier nicht herumgeredet, sondern eine Mission, die wir verfolgen ausgerufen und jetzt arbeiten wir die ab: Mit einem Wärmeplan, der zeigt, wie es in jedem einzelnen Grätzl in Wien ausschauen wird, also dass man als Hauseigentümer oder Eigentümerin sehen kann, okay, da kommt die Fernwärme hin in den nächsten Jahren, da muss ich mein Haus fit machen, damit sie angeschlossen werden kann. Oder da kommt sie eben nicht hin, ich kann aber mit einem Nahwärmenetz mehrere Häuser gemeinsam versorgen und so eine Lösung finden oder eben eine Lösung für mein einziges Haus zeigen. Und wie so eine Lösung ausschauen kann, die haben wir parallel mit 100 Projekten "Raus aus Gas" gezeigt. Also 100 Gebäude, wo man richtig reingehen kann, in den unterschiedlichsten Bezirken. Kurz gesagt, es ist ein jedes Haus dabei, das man sich so vorstellen kann für Wien oder vielleicht auch, es ist ein jedes Haus dabei, das so eines ist, in dem man man selbst wohnt. Und last but not least, neben Förderungen natürlich, setzen wir ganz stark auf Beratung über die Hauskunft und über die Klima- und Innovationsagentur der Stadt, damit die Wienerinnen und Wiener wirklich wissen, was geht überhaupt, welche Förderungen gibt es, an wen kann ich mich wenden und wie kann ich mir das in Zukunft vorstellen.-Ich sehe es jetzt, ich überlege jetzt mein Beispiel, ich wohne in einem Altbau, habe klassisch eine Gastherme. Was tue ich denn? Die Wohnung gehört nicht mir, was heißt das jetzt für mich, was wird da jetzt auf mich zukommen, weil der Besitzer der Wohnung muss ja irgendwann mal diese Gastherme ersetzen durch irgendwas.-Grundsätzlich ist es so, das stimmt, die Mieterinnen und Mieter können diese Entscheidung, ein ganzes Haus zu sanieren, so wie jetzt auch schon bei der thermischen Sanierung, also beim Dämmen und so weiter, nicht alleine treffen, es ist eine Vorgabe und eine Förderung, die sich in erster Linie an die Hauseigentümer oder die Wohnbaugenossenschaften richtet. Zugleich muss sich ein Mieter oder eine Mieterin auch nicht darum kümmern. Also das ist vielleicht sogar eine positive Botschaft. Was wir als Stadt machen können, um die Hauseigentümer zu begleiten in diesen Weg, haben wir in den letzten Jahren gemacht, also sehr attraktive Förderungen, einen klaren Plan über die Wärmeplanung, damit man sehen kann, in welche Richtung es geht, wenn man das Haus, wenn man so will, als Eigentümer, als Wohnbaugenossenschaft das nächste Mal angreift, wie man es dann machen muss, um das richtig zu machen. Und eben, das ist total spannend, technische Lösungen für jedes einzelne Haus. Also das ist eben in unseren 100 Projekten "Raus aus Gas". Es gibt den Dekarbonisierungskompass auf der Homepage der Stadt Wien, wenn man da rauf geht und einfach eingibt, zehn Fragen beantwortet, in welchem Haus wohne ich, ist es ein Gründerzeithaus oder ist es aus den 70er Jahren, bin ich Mieter, bin ich Eigentümer, wird mit Gas geheizt, wird mit Gas gekocht und so weiter. Verschiedenste Fragen und am Ende dieser Fragen kommen dann mehrere Gebäude raus, die es schon gibt, die schon dekarbonisiert sind, mit den Beispielen, wie es gegangen ist. Wie hat man sich zum Beispiel mit einer gegliederten Fassade bei einem Gründerzeithaus auseinandergesetzt, um das zu sanieren. Oder wie ist es gegangen bei einem ganz, ganz engen Häuschen im dicht verbauten Bereich, dass man dort Wärmesonden eingesetzt hat. Für die Mieterinnen und Mieter gibt es auch Möglichkeiten. Es gibt zum Beispiel im Rahmen der Dekarbonisierungs- und Sanierungsverordnung, die die Vizebürgermeisterin vorgestellt hat, die Möglichkeit, dass man sich das Rausreißen oder Ersetzen von einem Gasherd mit 1.500 Euro, 1.000 oder 1.500 Euro, fördern lässt. Also uns ist da auch wichtig, dass das dann bei den Mieterinnen und Mietern ankommt. Aber insgesamt ist es natürlich ein Projekt für die ganze Stadt, das man nur Haus für Haus umsetzen kann.-Als Mieterin, Baustelle, ich meine, wie lange dauert das? Bis so eine wohnung oder ein Haus dann auch tatsächlich umgebaut ist? Muss ich da ausziehen? Ein halbes Jahr?-Das ist natürlich sehr verschieden, aber je nachdem, welche technischen Lösungen da bei der Sanierung gewählt werden. Aber mich beeindruckt total, wie wenig die Mieterinnen und Mieter davon betroffen sind. Ich war jetzt wirklich in fast allen dieser Gebäude, die wir da gesammelt haben bei unseren 100 Projekten. Und da hört man so Geschichten wie: Ja, es ist uns empfohlen worden, dass wir drei Tage Verwandten ziehen oder so. Man hätte das aber auch irgendwie anders lösen können, aber so eine Zeitspanne. Oder man hört so Geschichten wie, weil ja diese Sanierung immer auch verbunden ist mit eben der thermischen Sanierung, also dem gescheiten Dämmen von so einem Haus, neue Fenster etc. Ich habe vorher fürs Heizen alle Heizkörper auf sechs aufdraht. Jetzt drehe ich nur mal jeden zweiten auf drei auf. Und außerdem freue ich mich total, dass die Gastherme nicht immer "Poof" macht um fünf Uhr in der Früh, wenn irgendwie diese Heizung startet und ich sie nicht warten muss. Und sonst ist eigentlich eh alles gleich. Also aus Mietersicht hat das oft viel, viel weniger Schrecken, weil am Ende die Wohnung wohlig warm ist und besser gedämmt ist. Und eben, wenn man weniger Energie zum Heizen braucht, auch leistbarer. Aber natürlich für die Hauseigentümer oder für die Wohnbaugenossenschaften ist es natürlich eine richtig große Herausforderung.-Jetzt haben wir über Strom und Gas gesprochen. Über Gas gesprochen. Wie sieht es denn mit Strom aus? Da ist ja der Sonnenstrom ein großes Thema. Gibt es da auch Zahlen, was ist da passiert in den letzten Jahren und was kommt noch?-Ja, zur Lebensqualität gehört natürlich auch dazu, dass wir die Energie, wenn es irgendwie möglich ist, in Österreich selbst erzeugen können. Das macht uns unabhängig. Aber ist eben auch gut für die Luft, wenn wir Energie aus Sonne und nicht Energie aus Öl, Gas, Kohle, was auch immer erzeugen. Und das ist auch der Grund, warum wir in Wien am Anfang dieser Periode eine Sonnenstrom-Offensive ausgerufen haben. Wir haben gesagt, wir wollen die Leistung, die es von Sonnenstromanlagen in der Stadt zu diesem Zeitpunkt, also vor knapp dreieinhalb Jahren gab, verfünffachen. Da haben wir sehr viel Feedback bekommen. in erster Linie Fragen, ob das wirklich unser Ernst ist und wie das auch gehen kann, so eine massive Vermehrung in so kurzer Zeit zu schaffen. Aber da war es auch so. Wir haben uns ein Ziel gesteckt. Wir haben ein Programm aufgesetzt. Das Programm baut im Wesentlichen auf guter, wirklich engmaschiger Beratung, attraktiven Förderungen, aber eben auch Hürden wegräumen auf. Und wir haben es geschafft. Nicht einmal ganz bis Ende 2025, sondern schon vor wenigen Wochen sind wir fertig mit der Verfünffachung. Das gibt uns so viel Mut, dass wir jetzt schon sagen können, wir denken an übermorgen, auch was den Sonnenstrom betrifft. Und wollen da insgesamt noch einmal das, was jetzt da ist, verdreifachen. Also wenn man das wegdenkt von 2021, wäre das dann 16 Mal so viel. Ein Viertel aller Wienerinnen und Wiener Haushalte wäre dann mit Sonnenstrom versorgt. Das ist schon richtig, richtig groß, weil die Sonne schickt keine Rechnung. Die Sonne scheint immer. Und vor allen Dingen ist es eine Form, Strom zu erzeugen, die die Umwelt nicht belastet.-Die Klimastrategie steht in Wien ja auf zwei Säulen, eben einerseits das Klima schützen mit solchen Maßnahmen, wie Sie es jetzt gerade genannt haben. Es geht aber auch darum, dass man sich auf die Klimaerwärmung einstellt als Stadt. Mehr Begrünung zum Beispiel. Wie funktioniert denn das? Also wo zum Beispiel kann es mehr Bäume geben? Was wird getan? Was sind aktuelle Projekte?-Ja, was ich super finde, ist, dass man in Wien ja nur durch die bestehende Stadt schauen muss. Um eine Vorstellung zu bekommen, was es eigentlich braucht. Wien ist ja zum Glück eine sehr grüne Stadt. 52 Prozent der Oberfläche der Stadt ist mit Grünraum bedeckt. Wobei ich nehme das mit zum Glück zurück. Es ist ja die Folge von sehr konkreten Entscheidungen mit Weitblick, die das auch immer gesichert haben. Wien ist ja in den letzten Jahrzehnten um 500.000 Menschen gewachsen und konnte aber diesen Grünraumanteil erhalten. Das heißt, es ist uns gelungen, ehemalige Eisenbahnflächen, ehemalige Industrieflächen, und vieles mehr zu Grünräumen weiterzuentwickeln. Und zugleich dort, wo wir bauen, das sehr dicht und effizient zu machen. Und wir haben gesagt, auch da geht eigentlich ein bisschen mehr, weil es ja heißer wird. Weil dieser Grünraum so notwendig ist. Gerade dort, wo viele Menschen zusammenkommen. Weil wir mehr Schatten, mehr Bäume, mehr grüne Oasen brauchen. Insofern war das die zweite Offensive, die den Start dieser Regierungszeit markiert hat. Neben der Sonnenstromoffensive, unsere Park- oder Grünraumoffensive. Plan war, 400.000 Quadratmeter an Parks neu oder umzugestalten. Wir sind jetzt bei 500.000. Das macht mich richtig stolz. Weil dahinter stehen eben 19 völlig neue Parkprojekte mit richtig großen Parks überall in der Stadt. Aber eben auch ganz viele Umgestaltungen. Ich komme gerade vom Rohrauer Park im 15. Bezirk. Das ist so ein super Beispiel von einem Park in einem dichtest verbauten Gebiet. Und da konnte mit sehr wenigen Maßnahmen dafür gesorgt werden, dass dort jetzt Wasser, viel mehr Wasser da ist, mit einem Wasserspiel, dass dort mehr Bäume sind, wo man dann im Schatten sitzen kann mit neuen Sitzgelegenheiten. Dass dort insgesamt geschaut worden ist, wo kann man die versiegelte Fläche kleiner machen, um mehr kühlere Orte zu schaffen. Und insgesamt hat es eben sich subsummiert auf 500.000 Quadratmeter vom riesengroßen Park in der freien Mitte oder dem Park der Artenvielfalt in der Donaustadt bis zum eben beispielsweise dem Rohrauer Park. Ich finde, das ist so ein gutes Beispiel für Stadt der Lebensqualität für alle sein wollen. Weil ein Park nichts anderes ist, als ein Wohnzimmer im Freien. Und wenn ich eben keine riesengroße Wohnung habe oder wenn es heiß ist in der Wohnung, dann brauche ich diese Parks in 15 Minuten Gehweite. Dann brauchen die Kinder, dann brauchen die, eigentlich menschen jeden Alters, aber ganz besonders auch ältere Leute, um sich erholen zu können. Und dass wir diese Parks, diese Wohnzimmer im öffentlichen Raum so flächendeckend umgestalten und neu machen, das ist auch ganz wichtig dafür, dass wir in Wien ein gutes Leben führen können. Auch wenn es in 20 Jahren oder 30 Jahren noch heißer wird. Und das ist jetzt ein Beispiel, natürlich neben ganz vielen Infrastrukturbeispielen, Stichwort Wasserversorgung ausbauen, neue Trinkbrunnen etc. Aber ich glaube, mehr Grün, das wird es jedenfalls brauchen.-In Wien gibt es ja auch ein eigenes Klimagesetz oder es soll ein eigenes Klimagesetz geben. Was steht denn da drin und warum brauchen wir das?-Ich würde sagen, es ist kurz zusammengefasst das, was es braucht, wenn sich Politik wirklich ernst nimmt. Das außer Streit stellen von klaren Zielen, das wäre in unserem Fall die Klimaneutralität 2040 mit Raus aus Gas und diesen vielen Zielen. Das Aufsetzen von konkreten Programmen, wie in unserem Fall den Klimafahrplan, der Smart City Klimastrategie und vieles mehr. Dem Abarbeiten dieser Maßnahmen, dadurch, dass man ein eigenes System innerhalb der Stadt schafft, das sicherstellt, dass alle zusammenarbeiten. Wir haben eine eigene Klimadirektion. Wir haben eigene Programme, wo wirklich immer mehrere Ressorts zusammenarbeiten. Und jetzt braucht es eben noch etwas zusätzliches, das verbindlich machen, dass alle diese Ziele auch für die Zukunft gelten. Dass alle diese Maßnahmen auch in den nächsten Jahren abgearbeitet werden und dass die Werkzeuge, die wir haben, immer mehr verfeinert werden, damit wir das hinkriegen. Weil wir reden ja vom wirklichen Umbau einer ganzen Stadt. Und von etwas, das wirklich die ganze Stadtregierung mit ganzer, ganzer Kraft macht. Und mit diesem Klimagesetz haben wir genau das gemacht. Wir haben unsere Klimaziele sichergestellt. Also wir haben das jetzt auch gesetzlich verbindlich verankert. Aber eben auch unsere Werkzeuge vom Klimabudget, das eben auch in Treibhausgas planen lässt, nicht nur in Euro. Von Klimachecks für Bauvorhaben, für Verordnungen angefangen, bis zu verschiedensten Dingen wie der Zusammenarbeit mit dem Klimarat. Wir sind das einzige Bundesland, das das geschafft hat. Wir sind damit auch gegenüber dem Bund deutlich schneller. Das hätte ja in der letzten Regierung stattfinden sollen. Ein Klimagesetz war immer in Planung. Wir haben uns in den ersten Jahren unserer Regierungsperiode auch immer darauf verlassen, dass sowas kommen wird. Aber irgendwann war es dann klar, wir werden das selber machen müssen. Was mich aber freut, ist, dass wir jetzt sehen, dass einzelne Bundesländer, aber auch die aktuelle Bundesregierung, sich unser Klimagesetz zum Vorbild genommen hat und sowas auch erarbeiten will.-Wenn Staaten wie die USA auf den Klimaschutz mehr oder weniger pfeifen oder in Brasilien ganze Wälder brennen, was kann denn da Wien mit mehr Radverkehr und ein paar neuen Bäumen ausrichten? Macht das überhaupt Sinn?-Naja, im Grunde genommen ist die Notwendigkeit, das Klima zu schützen, die Notwendigkeit, für Artenvielfalt zu sorgen oder gegen das Aussterben von Arten zu kämpfen, die Notwendigkeit, unsere Welt so anzupassen, dass man auch noch ganz gut dort leben kann, in 20 Jahren, wenn es so viel heißer, so viel mehr Starkregen ist, die ist einfach da. Weil es geht um nicht mehr und nicht weniger als die Chance, dass wir auch in 20 oder 30 Jahren ein gutes Leben führen können. Wenn wir das nicht machen, dann wird das nicht gehen. Weil die Klimakrise, die macht nicht halt vor Politikwechsel oder vor Wahlen, die gibt es einfach. Die Frage ist nur, was machen wir, um uns dazu bestmöglich aufzustellen, schlicht und einfach. Und Österreich hat da eine Sonderrolle, die ist auf der einen Seite schön, weil wir in einem reichen, in einem wirklich gut entwickelten Land leben. Die hat aber auch zur Folge, dass wir besonders viel CO2 emittieren im internationalen Vergleich. Das heißt, wir sind momentan als Staat recht gut dabei bei jenen, die das Klima belasten. Das heißt, wir haben auch eine deutlich höhere Verantwortung. Wenn Staaten wie Österreich nicht liefern, dann können wir es insgesamt vergessen. Dann können wir die Übung als Menschheit, jetzt da noch das Lenkrad rüber zu drehen und den Weg raus aus einer richtig unguten, lebensunwerten Zukunft zu kriegen, das können wir dann meistern, wenn Länder wie Österreich ihren Beitrag leisten.-Als Vorbildwirkung auch.-Als Vorbildwirkung, aber eben nicht nur, wenn alle, die am allermeisten beitragen oder am allermeisten Erden an Ressourcen brauchen, am allermeisten Luft verpesten, am allermeisten Treibhausgase ausstoßen, die müssen natürlich alle am allermeisten machen. Das betrifft Österreich, das betrifft Deutschland, das betrifft Frankreich, das betrifft die gesamte Europäische Union, aber natürlich auch die USA, Kanada, China. Und ich glaube, das wäre das Allerdümmste, so nach Art des Florianiprinzips zu sagen, wenn die anderen das nicht machen, mache ich es auch nicht. Weil das Boot, das dann kentert, ist ja eins, in dem wir alle sitzen. Es gibt auch noch einen zweiten Grund, warum wir in Österreich sehr ambitioniert Klimapolitik machen sollen und warum wir in Wien erkannt haben, dass wir das auch sehr ambitioniert machen möchten. Es ist ein Standortvorteil. Es bringt uns als Staat, aber auch ganz besonders uns als Stadt, Sicherheit. Beispielsweise beim Energiebereich. Es bringt uns einfach Resilienz. Wenn wir die Energie selber erzeugen, die wir brauchen, dann ist das eine Sicherheit in Krisenzeiten. Dann ist es auch eine Preisstabilität, die wir damit erreichen. Und es ist eine unglaubliche Stärkung des heimischen Arbeitsmarktes. Wenn wir alle miteinander mit Gasthermen heizen, dann wird das Geld in Österreich oder in Wien auch ausgegeben. Es wird nur beispielsweise nach Russland überwiesen oder an andere Staaten, die das Gas herstellen und hierher schicken. Wenn wir es in Wien, selbst produzieren, dann bleibt das Geld auch da. Für die Installateure, die Elektriker, die diese Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen etc. bauen, die unsere Wohnungen sanieren. Und last but not least hat es auch ganz viel mit Ressourcenverbrauch zu tun. Und wenn wir es schaffen, dass wir als Stadt beispielsweise Nahrungsmittel, Produkte im Großraum Wien selbst erzeugen, dann ist das auch eine unglaubliche Stärkung für unsere regionale Wirtschaft, für unseren Standort und damit auch für die Lebensqualität.-Dann komme ich jetzt zum nächsten Punkt. Klimaschutz und Wirtschaft wird ja oft so ein bisschen als Gegensatz dargestellt. Wie sehen Sie das denn?-Ich sehe es überhaupt nicht als Gegensatz. Nämlich dann, wenn ich als Wirtschaft eine starke regionale Wirtschaft an gut aufgestellten, breiten Einzelunternehmen in einem Wohn- und Lebensraum wie Wien seh und nicht vielleicht irgendwelche großen weltweit agierenden und keine Steuern zahlenden Konzerne. Weil eben genau jene Unternehmen auch Partner sind für uns als Stadt. Es sind einfach die Unternehmerinnen und Unternehmer, die in den letzten Jahren unglaublich viel zur Energiewende beigetragen haben. Sehr, sehr viele Betriebe machen einen Teil der Sonnenstromoffensive aus, weil sie Solarpartner der Stadt sind. Es sind auch Unternehmen, die irrsinnig viel dazu beigetragen haben, zum Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft, also Müllvermeidung, Reparieren einen großen Beitrag zu leisten. Wir haben seit mittlerweile einem Vierteljahrhundert das Programm Öko-Business, also eine enge Partnerschaft zwischen der Stadt und Unternehmen bei Themen wie Energieeffizienz, Müllvermeidung, Umweltschutz sozusagen auch ins Unternehmen zu integrieren, weil es am Ende des Tages auch den Betrieben was bringt. Eine Einsparung hilft ja auch immer, einen Business Case gut zu rechnen. Und last but not least ist ja die Wirtschaft genauso wie die Zivilgesellschaft Teil unserer Stadt. Und Klimaschutz, Klimaanpassung, Kreislaufwirtschaft, diese politischen Großthemen, die können wir sowieso nur schaffen, wenn wir es gemeinsam machen. Da kann die Politik Rahmenbedingungen setzen. Sie kann dafür sorgen, dass der oder die Einzelne klimafreundlich überhaupt agieren kann, dass ein gutes Leben überhaupt möglich ist. Zum Beispiel, wenn es öffentliche Verkehrsmittel gibt, kann ich sie nutzen und muss nicht mit dem Auto fahren. Aber wir brauchen die Bürgerinnen und Bürger, um ihren Beitrag selber zu leisten, ihre Stadt selber zu gestalten, hat auch ganz viel was mit Demokratie zu tun. Und natürlich auch Unternehmen. Und deshalb sind auch Klima-Allianzen Teil von unserem Klimagesetz. Also die konkrete Partnerschaft der Stadt mit Unternehmen der Stadt oder innerhalb der Stadt, die dann sagen, das ist ein Ziel, das betrifft unser aller Zukunft. Wir leisten unseren Beitrag beim Erreichen dieses Ziels.-Gibt es da Beispiele?-Wie gesagt, die Klima-Allianzen sind jetzt mit dem Klimagesetz gerade beschlossen. Und da wird es in den nächsten Wochen und Monaten von unserem Bürgermeister und dem Präsidenten der Wirtschaftskammer eine ganze Vielzahl an Unternehmen geben, die da vorgestellt werden. Aber wir können natürlich aus dem Bereich Öko-Business, aus unseren Solarpartnerschaften jetzt schon unglaublich viele Beispiele zeigen. Also es ist so, dass in Wien Unternehmen wie der Gugumuck beispielsweise, der Schnecken züchtet, ein Solarpartner ist und sehr viel dazu beiträgt, dass auf seinen Dächern, auf seinem Betrieb Sonnenstrom geerntet wird.-Und die Schnecken haben es ja gern schattig wahrscheinlich.-Ja, ich bin jetzt kein großer Schneckenexperte, dann könnte ich mir das vorstellen. Ja, oder die Wohnbaugenossenschaften tragen einen riesengroßen Beitrag bei zu Raus aus Gas. Beispielsweise die Sozialbau AG, die in bestehenden Gebäuden sehr, sehr viel macht, indem sie laufend Gasthermen rausnimmt, wenn Wohnungen saniert werden und durch zentrale Lösungen am Dach ersetzt und die dann dekarbonisiert werden. Oder die Wohnbaugemeinschaft der GPA beispielsweise, die gerade in meinem Heimatbezirk an der Käthe-Dorsch-Gasse, das ist der 14. Bezirk, einen riesengroßen neuen Stadtteil geschaffen haben, der wirklich alle Stücke spielt und sozialer Wohnbau ist. Also der zeigt, Klimaschutz ist leistbar. Das ist übrigens eine meiner absoluten wichtigsten Prämissen. Wenn wir das nicht machen, um das Leben der Menschen besser zu machen, dann werden die Menschen uns auch nicht in irgendeiner Politik folgen. Politik muss das Leben der Menschen besser machen. Insofern muss auch Klimapolitik das Leben der Menschen besser machen und muss daher immer soziale Politik sein. Ich glaube, das sieht man auch in Wien und das macht auch Wiener Klimapolitik wirklich aus.-Gibt es auch Zukunftsperspektiven? Wir sagen jetzt Raus aus Gas, wir sagen Sonnenstrom. Was sind denn Entwicklungen, die in Zukunft jetzt neu sind im Klimaschutzbereich? Gibt es da was, wo man sagt, das gehen wir jetzt neu an?-Ja, muss es geben. Deshalb auch der Gedanke beim Klimagesetz. Dass wir die Verantwortung haben, auch für die Zukunft sicherzustellen, dass da immer was weitergeht, dass auch Klimafahrpläne immer weiterentwickelt werden. In dem Fall alle fünf Jahre fortgeschrieben nach einer Evaluierung und einer Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern und Experten. Weil wir reden ja da nicht von etwas, das wir in zwei Jahren erreicht haben werden, sondern etwas, das mehrere Generationen, jedenfalls mehrere Legislaturperioden und damit mehrere Politiker und Politikerinnen-Generationen erarbeiten müssen. Deshalb muss Klimapolitik immer auch an Übermorgen denken. Nicht nur morgen, sondern an Übermorgen. Und unser Programm für Übermorgen ist eines, das aus fünf großen Bereichen besteht. Einmal das schon erwähnte starke Durchstarten beim Sonnenstrom, weil wir eben ein großes Potenzial haben. Wien ist voller Dächer. Diese Dächer können genutzt werden, um Sonne zu ernten. Wir wollen da eben ein Viertel aller Haushalte in Wien schaffen in den nächsten fünf Jahren. Dann wollen wir Raus aus Gas in die nächste Phase bringen. Auf der einen Seite weil wir von der Bundesregierung hier auch Gesetze erhoffen, die dann auch ordnungspolitisch einen Rahmen schaffen, dass wir da in Wien stärker umsetzen können. Aber eben mit neuen Schwerpunkten auch, wie das Thema Kälte, also wie kann man Häuser kühlen und das Thema Nahwärmenetze. Also wie kann man im kleinen Bereich mehrere Häuser gemeinsam versorgen.-Da geht es dann um Tiefen, um so Bohrungen, Tiefenwärme.-Genau, das ist dann eigentlich das Zusammenschließen von mehreren Häusern. Also beispielsweise gewärmt durch ein Erdwärmesondennetz und durch Strom von der Sonne. Das kann man eigentlich ganz gut zusammenschließen. Ja, dann gibt es noch, jetzt bin ich bei zwei von fünf, dann gibt es natürlich das große Thema der Grünraumoffensive. Also wenn wir da jetzt diese 400.000 Quadratmeter uns vorgenommen haben an neuen Parks und sehen, es ist zwar eine harte Nuss, aber es bringt richtig viel Lebensqualität, dann müssen wir das zum Anlass nehmen, um zu sagen, wir wären nicht Wien, wenn wir nicht sagen könnten, das geht noch einmal. Also das wird jetzt noch einmal 400.000 Quadratmeter brauchen und auch geben in den nächsten fünf Jahren. Das Thema Kreislaufwirtschaft habe ich schon gesagt, wir wollen eine Stadt ohne Verschwendung werden. Das heißt noch mehr Hirnschmalz bei der Abfallwirtschaft. Wir können beispielsweise Phosphor aus Klärschlamm rausholen und Phosphor ist ein unglaublich wertvoller Stoff, den wir momentan in Europa aus Marokko und anderen Staaten beziehen. Aber es braucht jeder Landwirt. Damit irgendwas wächst, das wir essen, braucht es Phosphor. Und wir können das aus dem Klärschlamm rausholen. Aber es geht natürlich auch um das Thema Reparieren und vieles mehr bei der Kreislaufwirtschaft. Und dann war ein richtig großer Schwerpunkt, das hat mich echt stolz gemacht, Wiener zu sein, in den letzten Jahren, das Thema Renaturierung. Unser Bürgermeister hat den Startschuss zur Renaturierungsverordnung gegeben, den man in ganz Europa gehört hat, weil Wien sich eben als Befürworter gezeigt hat und damit der Republik ermöglicht hat, zuzustimmen. Da geht es um nicht mehr und nicht weniger als das Reparieren von Lebensräumen, die wir Menschen schon bedroht haben oder kaputt gemacht haben. Ob das Flüsse sind, ob das Waldgebiete sind, Moore oder große Weidenflächen. Und wir haben da mit der Renaturierung, der Leasing beispielsweise, auch in den letzten Jahren schon viel gemacht. Aber jetzt kommt so richtig viel dazu mit einer eigenen Biodiversitätsstrategie im Gebiet des ehemaligen Bahnhofs Breitenlee, das so groß ist wie die Josefstadt, wird ein neues Naturschutzgebiet entstehen. Also da geht richtig was. Ist aber auch wichtig, weil ich möchte, dass meine Enkelkinder einen Frosch nicht nur aus dem Museum kennen, sondern aus der Gstetten ums Eck. Und dazu haben wir eine große Verantwortung. Ja, und das sind so die wesentlichen Schwerpunkte für übermorgen, an denen wir jetzt schon arbeiten, an die wir jetzt schon denken. Also einmal Grünraumoffensive 2.0, Sonnenstromturbo, regenerative Wende, also die an der Artenvielfalt arbeiten und einiges da reparieren, Raus aus Gas 2.0. So, und jetzt habe ich vier von fünf gesagt und frage mich gerade. Jetzt haben Ah ja genau, der Sonnensturmturbo. Der Gemeinsam schaffen wir es.-Es heißt ja immer, dass jede und jeder einen Beitrag zum Klimaschutz auch leisten kann. Was sind also Ihre Top-3-Tipps, wo Sie sagen, da fällt es ein, das sollte eigentlich jeder hinkriegen?-Ja, vielleicht würde ich gleich verbinden mit politischer Verantwortung, weil der letzte IPCC-Bericht, also das sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit dem Klima auseinandersetzen und dafür Österreich Modellrechnungen machen. Der hat einen Schwerpunkt gehabt, nämlich klimafreundliche Strukturen. Also was jedenfalls der Einzelne oder die Einzelne machen kann, ist aufs Auto verzichten. Was Politik dazu beitragen kann, ist mehr Radwege schaffen und die Öffis auszubauen. Und wir haben ja da in Wien aktuell mit der U2/U5-Baustelle, mit neuen Straßenbahnenlinien und mit einem massiven Radwegeausbauprogramm gerade ganz gute Beispiele dafür geschaffen, wie wir es auch den Einzelnen leichter machen. Ich würde sagen, ein großes zweites Thema, wie man als Individuum, als Wienerin und Wiener einen Beitrag leisten kann, ist Sachen nicht wegschmeißen, sondern weiterverwenden, reparieren. Vielleicht, wenn man sie nicht selber brauchen kann, zu tauschen, gemeinsam zu nutzen. Das hat einen riesengroßen Beitrag. Insbesondere in einem reichen Teil der Welt, in dem wir leben. Man kann sich da eh, bei mir ist es so, an der eigenen Oma ein Vorbild nehmen, die, wenn eine schöne Jacke ein Loch gehabt hat, dieses Loch geflickt hat. Oder wenn beim Essen etwas übergeblieben ist, eine super spannende neue Speise gezaubert hat. Also das ganze Thema Verschwendung. Ich glaube, da kann man einen großen Beitrag leisten. Da versuchen wir in Wien eben auch als Stadt Regelungen zu schaffen, wie das leichter geht. Mit einer eigenen Förderung der Reparatur-Wirtschaft mit einem Reparaturnetzwerk, mit einem Reparaturbon, den es eben gibt, einer super Reparatur-Messe am 16. und 17. Mai. Und vieles mehr. Und dann würde ich vielleicht noch dazu sagen, als Drittes. Das ist jetzt vielleicht nicht ein unmittelbares Klimathema, aber alles hängt damit zusammen. Ich glaube, ob wir das gut schaffen werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten, hat ganz viel damit zu tun, ob wir es schaffen, eine starke Gemeinschaft zu sein. Wo man einander hilft, wo man eben Sachen miteinander teilt. Das können eben Dinge sein. Das kann aber eben auch die Stadt als Ganzes sein. Die Straße, der Platz, das gemeinsame Garteln oder sonst irgendwas. Also ich glaube, wenn wir es schaffen raus aus der Ellbogengesellschaft zu kommen und als Stadtgemeinschaft zusammenzuwachsen, dann ist es eben viel einfacher auch andere Dinge zu lösen. Und es fühlt sich einfach super an. Und deshalb sind viele Klimamaßnahmen, die wir gesetzt haben, auch Demokratiemaßnahmen. Die Klimateams sind so ein Beispiel. Also ein Bürger*innenbudget, wo es wirklich darum geht, dass die Bürger gemeinsam mit der Stadt, mit Experten der Stadt ihren Stadtteil, ihr Grätzl ändern.-Meine letzte Frage. Was tun Sie für das Klima? Nicht als Politiker, sondern wirklich so als Privatperson?-Ich versuche so viel wie möglich Rad zu fahren. Ich habe ein Faltrad, in das ich regelrecht verknallt bin, weil es so super praktisch ist. Man kann es in den Zug mitnehmen. Man kann es in die U-Bahn mitnehmen. Man kann es unter den Schreibtisch stellen. Also es gibt keine Ausrede. Was längere Reisen betrifft, bin ich zum Glück sowieso Zugfan. Aber es macht es mir damit auch noch leichter, dass ich auch zweitägige Reisen auf mich nehme, damit es halt Zugreisen sein können. Also diese Mobilitätssache ist ein Beispiel, wo ich schon sehr stark mein Leben verändert habe in den letzten Jahren. Ein anderes ist sicher Ernährung. Ich bemühe mich sehr, Dinge zu essen, die halt in der Umgebung von dort, wo ich lebe, auch gewachsen sind. Und dann halt in den Monaten, wo es die bestimmten Obstsorten nicht gibt, die halt auch wegzulassen und nur an allen heiligen Tagen Fleisch zu essen. Und das mit dem Reparieren macht mir auch richtig Spaß, seit ich so viele Reparaturbetriebe kennengelernt habe und gesehen habe, was da für einfache Genies arbeiten, die dann Dinge so reparieren, dass sie noch wertvoller geworden sind für einen. Das versuche ich auch sehr stark zu leben.-Und selber reparieren?-Selber reparieren kann ich mit zwei linken Händen nicht ganz so gut. Es hört auf beim Knöpfe annähen.-Na immerhin.-Aber das kann ich gut. Aber ich kenne jetzt schon richtig gute Reparaturbetriebe. Sehr gut. Zero Waste beim Essen kann ich ziemlich gut. Also nicht, weil ich einfach so viele esse, sondern weil ich das eigentlich ganz gerne mag, mit Resten irgendwas Neues zu zaubern.-Fein, vielen, vielen Dank. Ich hoffe, unsere Zuhörerinnen und Zuhörer haben jetzt auch ein bisschen was mitgenommen für ihren Alltag. Danke fürs Kommen.-Vielen herzlichen Dank für die Einladung.-Und einen schönen Start in den Sommer.-Dankeschön, ebenso.-Zu Gast bei Christine Oberdorfer war Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.

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