Stadt Wien Podcast

Kaffee, Kuchen, Gemeinschaft – die Gebietsbetreuung Stadterneuerung („Gemeinsam ist man weniger allein“ 1/5)

Stadt Wien

Barbara Kaufmann beschäftigt sich in unserer 5-teiligen Podcastserie „Gemeinsam ist man weniger allein“ damit, was man in Wien im Advent und an Weihnachten gegen Einsamkeit tun kann.

In der ersten Folge  geht es um Nachbarschaft – und darum, wie Nähe mitten in der Stadt entstehen kann. Warum fühlt man sich ausgerechnet im Trubel rund um Weihnachten oft so weit weg von allen anderen? Und wie helfen Orte, an denen man einfach vorbeikommen darf – ohne etwas leisten zu müssen?

Ein Podcast über stille Begegnungen, Vertrauen im Grätzel – und die Kraft eines „Hallo“ im richtigen Moment.

Gesprächspartner*innen dieser Folge:

  • Angela Salchegger & Claudia Kurz, Gebietsbetreuung Stadterneuerung Donaustadt
  • Tom Waibel, Philosoph und Autor 
  •  Daniel Mittendorfer, Gebietsbetreuung Stadterneuerung Ottakring 

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-Hallo! Hängt in deiner Straße auch schon die Weihnachtsbeleuchtung? Sind die Geschäfte ums Eck voll mit Leuten? Und auf Social Media siehst du jeden Tag Bilder von Weihnachtsfeiern. Hast du das Gefühl, alle sind unterwegs, alle treffen sich mit anderen, alle haben Freunde, eine glückliche Familie, nur du nicht? Damit bist du nicht allein. In Wien sagen sieben von zehn Menschen unter 30, dass Einsamkeit sie psychisch belastet. Über 30 ist es immer noch jede und jeder Dritte. In der Weihnachtszeit wird das für viele nochmal schlimmer. Warum ist das so und was kann man dagegen tun? Wo kann man in einer Stadt wie Wien hingehen, wenn man sich einsam fühlt? Es gibt nämlich Leute, die für dich da sind. Ich bin Barbara Kaufmann und das ist „Gemeinsam ist man weniger allein“, der Podcast der Stadt Wien. In fünf Folgen schauen wir uns an, was man in Wien im Advent und zu Weihnachten gegen Einsamkeit tun kann. Das ist Folge 1. Kaffee, Kuchen, Gemeinschaft. Die Gebietsbetreuung Stadterneuerung.-Gerade weil die Latte für die weihnachtlichen Ansprüche so besonders hochgelegt wird, wirkt es also, als wären diese Ansprüche niemals zu erfüllen und als könnte man ausgerechnet zu Weihnachten diesen Erwartungen weniger als sonst jemals entsprechen.-Das ist Tom Waibel. Er ist Philosoph. Er denkt in seiner Arbeit darüber nach, was wir Menschen brauchen, um selbst aktiv zu werden, um uns zu engagieren, um uns nicht mehr hilflos zu fühlen. Selbstermächtigung heißt das. Es gibt nämlich einen großen Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein, sagt Tom.-Kennen Sie es denn nicht auch, dieses seltsame Gefühl, das uns gerade in einer größeren Ansammlung von Menschen überkommt, die sich alle gut zu kennen scheinen?-Da kann man sich nämlich auch sehr einsam fühlen, wenn man in einer Menschenmenge ist, aber nicht dazugehört. Tom wird sich mit uns in jeder Folge anschauen, was Einsamkeit ist, warum sie uns belastet und was sie in uns auslöst.-Unter dem Brennglas dieser Einsamkeit vergrößert sich natürlich das innere Unbehagen. Und es werden schwer erträgliche Seelenzustände durchlitten, die voller Verlassenheit und Traurigkeit sind, voller Ohnmacht und Scham, voller Ärger, Wut, Schuldgefühl und Wertlosigkeit, Sehnsucht und Neid.-Schamgefühle, Sehnsucht. Einsamkeit kann körperlich wehtun. Und sie kann von heute auf morgen kommen. Zum Beispiel, wenn sich das Leben plötzlich sehr verändert. Weil wir ein Kind bekommen oder weil wir aufhören zu arbeiten.-Gerade bei älteren Menschen 60 plus und dergleichen ist das halt oft das Thema Pensionsschock. Viele kommen erst dann drauf, dass sie eigentlich außer den Kolleg*innen in der Arbeit, kein soziales Netz haben. Und dann brechen sie sehr schnell zusammen. Dann kommt dann noch Scham dazu, weil man glaubt ja immer, man ist selber schuld daran, weil man einsam ist. Was natürlich ein Blödsinn ist.-Daniel Mittendorfer ist Sozialarbeiter und arbeitet im Stadtteilbüro der Gebietsbetreuung Stadterneuerung Ottakring. Er kennt Einsamkeit aus seiner täglichen Arbeit mit Menschen. Und er weiß, dass sie auch krank machen kann. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO steigt durch Einsamkeit das Risiko für Depressionen, Angstzustände, sogar Schlaganfälle, Demenz, Herzinfarkte und vieles mehr. Ob man sich einsam fühlt, ist aber eine sehr persönliche Frage, sagt Daniel.-Man kann in Gesellschaft einsam sein, man kann aber alleine einfach nicht einsam sein. Das geht genauso, aber es ist halt immer schwierig zu sagen, was das tatsächliche Problem ist. Aber es kommt immer darauf an, wie man es empfindet. Weil wenn man es als unangenehm empfindet und eben mit Angst verbunden, mit Scham verbunden, dann ist es was Einsames. Also dann hat man ein Problem und das wirkt sich auf alle möglichen Sachen aus. Das wirkt sich auf den Schlaf aus, das wirkt sich auf jede soziale Interaktion aus. Man verliert auch dann irgendwann einmal die Fähigkeiten, dass man sich ganz normal in Gesellschaft bewegt, weil man immer glaubt, man gehört nicht dazu oder man hat Angst, dass man nicht angenommen wird. Und daher ist das durchaus eine ernstzunehmende Problematik.-Vorweihnachtszeit ist Einkaufszeit. Überall hängen Werbeplakate in den Einkaufsstraßen, im Netz und in den Medien sieht man jeden Tag glückliche Familien unterm Baum, die sich über tolle Geschenke freuen. Und genau diese Bilder sind für viele Menschen gar nicht einfach.-Viele, die halt vielleicht keine Familien mehr haben oder nie gehabt haben, die spüren das dann besonders. Gerade die vorweihnachtliche Werbemaschinerie suggeriert ja immer, alles ist für die Familie und alles ist so schön und alles ist so toll. Und wenn man genau diese Elemente nicht empfindet, dann hat man immer mehr das Gefühl, okay, ich bin außen vor, ich gehöre da nicht dazu, ich habe den Anschluss verloren.-Daniel Mittendorfer arbeitet in einem der sechs Stadtteilbüros der Gebietsbetreuungsstatterneuerung in Wien. Und zwar in dem in Ottakring, in der Haberlgasse 76. Es ist im Erdgeschoss gut erreichbar mit den Öffis, es hat hohe, helle Räume, die sehr gemütlich sind. Genau dort wird jeden Tag etwas gegen Einsamkeit getan. Denn die Stadtteilbüros sind Nachbarschaftsbüros. Hier kann jede Person innerhalb der Öffnungszeiten einfach mal reinschauen und Hallo sagen. Es gibt einen Kalender mit Aktivitäten. Die alle gratis sind. Und alle sind offen für neue Ideen für den Bezirk, in dem man wohnt.-Wir haben da einen Kleidertausch und einen Büchertausch. Und speziell für kleine Kinder haben wir relativ viel Gewand. Und das ist etwas, wo man reinkommen kann, ohne dass man zwingend mit jemandem ins Gespräch kommen muss. Das heißt, da sind sprachliche Schwierigkeiten vielleicht kein Thema. Da sind auch Scham und Angst vielleicht nicht unbedingt so ein Thema. Es ist ein sehr niederschwelliger Zugang. Aber grundsätzlich kann zu uns jeder und jede Person kommen.-Im Ottakringer Stadtteilbüro kann jede Person vom Kleidertauschregal einfach was zum Anziehen mitnehmen, wenn sie es brauchen kann. Oder auch etwas vorbeibringen für andere. Was Daniel aber ganz wichtig ist, man muss keinen Grund haben, um vorbeizukommen. Es genügt, wenn man in einem der Bezirke wohnt, für die das Büro zuständig ist. Man kann einfach in der Tür stehen, um ein bisschen zu plaudern, einen Gratis-Tee trinken oder einen Kaffee.-Blickkontakt direkt zu suchen, fällt Menschen, die sowieso sozial nicht so ganz eingebunden sind, schwer. Es ist oft so ein zögerliches Hin- und Herschauen. Dann braucht es oft ein paar Sätze, bis sie herausrücken, warum sie hier sind. Weil sie dann glauben, sie haben einen Erklärungsbedarf. Oder sie müssen sich erklären.-Das Stadtteilbüro im 22. Bezirk in der Donaustadt liegt in der Bernoulli-Straße 1. Direkt neben einem der größten und bekanntesten Bauten hier, dem Donauzentrum. Angela Salchegger ist die Leiterin und sie sagt, dass man an Weihnachten hier schon Wochen davor kaum vorbeikommt.-Wir haben unser Stadtteilbüro direkt neben einem großen Einkaufszentrum. Da sind natürlich viele Menschen unterwegs. Auch in dieser Jahreszeit sind viele und schauen sich an, was es dort gibt. Es ist natürlich auch eine Jahreszeit, die mit ganz vielen Erwartungen verbunden sind. Was Feiern bedeutet, was Familie bedeutet. Und da sehen wir schon auch, dass viele Leute dann auf ihren Wegen, wo unser Lokal hell erleuchtet ist, hereinkommen, sich umschauen und auch Kontakt suchen.-Vor zwei Jahren hatte Angela gemeinsam mit ihren Kolleg*innen vom Stadtteilbüro die Idee für eine Weihnachtsschmuck-Tauschbörse. Christbaumkugeln und Strohfiguren, alles findet seinen Platz auf dem Tauschweihnachtsbaum. Er besteht aus lauter Holzkisten und er wurde sofort gut angenommen von den Anwohner*innen im 22. Bezirk.-Einerseits kommen dann Menschen vorbei, die sich irrsinnig freuen, dass sie ihren Weihnachtsschmuck, mit dem sie ein bisschen ratlos sind oder den sie nicht mehr brauchen oder wo sie beschließen, dass sie vielleicht nicht mehr Weihnachten feiern oder alternative Wege finden, dass sie den wohl loswerden können. Und irgendwie ein bisschen mehr Platz in der Wohnung haben und sich da ausmisten. Das ist das eine Glück und das andere Glück sind die Leute, die kommen und sich freuen, dass sie an unserem Tauschweihnachtsbaum einfach Dinge gratis mitnehmen können.-Angela ist eigentlich Stadtplanerin. Gemeinsam mit ihren Kolleg*innen denkt sie aber nicht nur über die Häuser des Stadtteils nach, sondern vor allem auch über die Menschen, die darin leben. Darüber, wie man sie zusammenbringen kann, wie man die Nachbarschaft verbessern kann.-Diese Menschen müssen diese Stadt auch gut leben können und ein Vertrauen in den Stadtraum haben, damit sie den Alltag stemmen können. Und damit man Vertrauen in den Alltag hat und sicher ist im Alltag, dann sollte man zwei, drei Gesichter kennen. Und wenn sich bei uns Menschen kennenlernen und dann vielleicht auch nur morgen Hallo zueinander sagen, dann ist es ganz viel, was geschaffen ist.-Einsamkeit wird schon lange erforscht. Einer der Ersten, der sich damit beschäftigt hat, war der amerikanische Sozialpsychologe John Cacioppo. Er hat festgestellt, dass durch Einsamkeit auch das Sicherheitsgefühl in der Stadt schlechter wird. Man fühlt sich schneller bedroht, ganz egal, was die Zahlen der Kriminalstatistik sagen. Sobald man jedoch Menschen im Grätzl persönlich kennt, die Frau von der Bäckerei, den Mann mit dem Hund, eine Nachbarin, ändert sich das sofort. Ein bekanntes Gesicht erhöht das Sicherheitsgefühl mehr als jede Alarmanlage. Das weiß auch Angela.-Wenn es jetzt dunkel ist und man geht raus und man sieht da irgendjemanden bei einem Baum stehen oder sowas, man muss vorbei oder es ist einem ein bisschen unheimlich, kann wirklich so sein. Aber wenn man sieht, ja, das ist ja jemand, mit dem ich gestern da einen Kaffee getrunken habe, dann sagt man, grüß dich, schönen Abend. Und ganz viel ist gerettet und ganz viel Vertrauen in dieses Leben in der Stadt. Das ist, glaube ich, die Basis dafür, dass sich Menschen wohlfühlen und sicher fühlen und eben auch die Zukunft gut angehen können.-Angelas Kollegin Claudia. Claudia Kurz ist ebenfalls Stadtplanerin. Die Arbeit im Stadtteilbüro ist für sie spannend, weil man jeden Tag miterleben kann, wie sich langsam eine Community im Grätzl bildet.-Ich finde, es ist ganz unterschiedlich, wie Leute reinkommen, aber so sind Menschen natürlich unterschiedlich. Manche kommen ganz, ganz selbstbewusst rein und agieren, wie wenn sie hier eh schon ganz oft wären und uns kennen würden. Ich finde die persönlich ganz bewundernswert. Dann gibt es natürlich auch Leute, die ganz zögerlich sind und mal reinschauen und auch unser Tauschregal ist ein ganz starker Türöffner, man legt vielleicht mal was hin oder man schaut sich was an und nebenbei spechtelt man so ein bisschen ins Büro weiter, sieht uns vielleicht, schaut uns ein bisschen zu. Man weiß ja nicht immer sofort, wer wir sind. Wir sind hier in der ehemaligen Kinderarztpraxis. Alles ist noch sehr bunt, alles ist noch sehr, vielleicht nicht ganz klassisch weiß, wie ein Büro es vielleicht auch ausschauen kann.-Einsamkeit kennt keine Altersgrenze. Automatisch denken wir dabei an ältere Menschen, aber gerade die Jungen sind oft einsam, weil Kontakte nur online stattfinden. So hat der Nivea Connect Report für 2025 ergeben, dass in Österreich fast jede und jeder Zweite der jungen Erwachsenen der Gen Z kaum oder gar keinen Kontakt zu anderen hat.-Junge Menschen versuchen wir schon auch gezielt zu erreichen. Wir haben zum Glück das Jugendzentrum gleich an der nächsten Tür. Wir haben heuer auch schon mehrere Aktionen gemeinsam gemacht. Wir haben zum Beispiel im öffentlichen Raum draußen eine Sitzbank gebaut für alle und die wird wahnsinnig gut genutzt. Also was so ein Holzstück quasi in einer richtigen Form bewirken kann, ist schon sehr, sehr gigantisch.-Gleich ums Eck des Stadtteilbüros im 22. liegt das Gymnasium Bernoullistraße. Die Türen des Stadtteilbüros stehen immer offen. So kommen alle Generationen zusammen.-Auch die jungen Schüler*innen vom Gymnasium drüben bleiben am Heimweg sehr gerne am Tauschregal stehen und schauen sich die diversen Kleidungsschätze an. Das finden wir dann, glaube ich, auch immer sehr sympathisch und bitten sie hinein an den Spiegel. Also uns ist schon auch ein Anliegen, nicht nur die Oma und den Opa einzuladen, sondern möglichst auch die jüngere Wiener Bevölkerung anzusprechen. -Wenn du jetzt Lust bekommen hast, in einem der sechs Stadtteilbüros in Wien vorbeizuschauen, dir anzuschauen, welche Aktivitäten es dort gibt, die Kleidertauschbörse zu besuchen oder noch schnell vor Weihnachten ein bisschen Weihnachtsschmuck hinzubringen, dann schau auf www.gbstern.at. Dort sind alle Büros aufgelistet mit Adressen. Und vielleicht findest du ja auch einen Termin, der für deine Eltern oder deine Großeltern gut passen könnte, damit niemand allein bleibt. Das war Folge 1 von Gemeinsam ist man weniger allein. Ein Podcast der Stadt Wien. In der nächsten Folge besuchen wir das Hilfswerk in Wien, wo es jedes Jahr eine Weihnachtsfeier für all jene gibt, die sonst keine hätten. Bis dahin verabschiedet sich Barbara Kaufmann.

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