Stadt Wien Podcast

Jede Sekunde zählt: 144 Jahre Berufsrettung Wien

Stadt Wien

Christine Oberdorfer spricht mit Rainer Gottwald, dem Leiter der Wiener Berufsrettung, über die Wurzeln der Organisation, die nach dem Ringtheaterbrand im Jahr 1881 gegründet wurde. Im Gespräch geht es um die Entwicklung von einfachen Pferdekutschen hin zu einem hochmodernen Fuhrpark, um die Herausforderungen des Alltags mit täglich rund 1.000 Anrufen und etwa 188.000 Einsätzen pro Jahr sowie um die besondere Stellung der Wiener Berufsrettung als Österreichs einzige Berufsrettung.

Gottwald berichtet von herausfordernden Einsätzen während der Flüchtlingskrise 2015 und der Pandemie, erläutert die Ausbildung zum Notfallsanitäter und gibt praktische Erste-Hilfe-Tipps für Notfallsituationen.

Weitere Infos: https://www.wien.gv.at/gesundheit/jubilaeum-berufsrettung-wien

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-Manche Nummern kennt man auswendig, nicht weil man sie oft wählt, sondern weil man hofft, es nie tun zu müssen. Und doch stehen sie für Sicherheit, für Hilfe und für Menschen, die füreinander da sind, wenn nichts mehr nach Plan läuft. In dieser Podcast-Folge geht es um eine Institution, die seit Generationen ein fixer Anker für die ganze Stadt ist. Christine Oberdorfer blickt mit ihrem Gast hinter die Kulissen des Rettungswesens, spricht mit ihm über Geschichte und Gegenwart, über Belastung, Berufung und darüber, was es wirklich braucht, um in Extremsituationen handlungsfähig zu bleiben. Schön, dass Sie dabei sind.-144 Jahre, das ist doch kein Jubiläum. Anders sieht das die Berufsrettung Wien mit der Notrufnummer 144. Wie es im Jahr 1881 zur Gründung kam, was die einzige Berufsrettung Österreich so besonders macht und was Bewerber*innen für diesen Job mitbringen sollten, darüber spreche ich heute mit Rainer Gottwald, dem Chef der Wiener Berufsrettung. Danke für den Besuch im Studio.-Danke für die Einladung.-Werfen wir zuerst einen Blick zurück. Was sind denn die historischen Wurzeln der Wiener Berufsrettung? Wie kam es denn dazu und wie kam es zur Gründung?-Sie haben schon gesagt 1881, das sind die Wurzeln. Davor war es so, dass sich um das organisierte Rettungswesen niemand gekümmert hat. Es war auch damals kein Anliegen der Stadtpolitik, dass das Rettungswesen in irgendeiner Form organisiert wird. Die Leute waren eher auf sich gestellt, wenn jemand ins Krankenhaus musste, Familienangehörigen helfen oder wenn jemand auf der Straße lag, beherzte Menschen brachten die Menschen zu einem Arzt oder einem Krankenhaus. Es gab drei Adelige, die immer wieder ein Konzept hatten, entsprechend organisiertes Rettungswesen durchzuführen. Es gab aber kein großartiges Interesse. Es gab ganz andere Probleme. Und dann kam eben der Ringtheaterbrand am 8. Dezember 1881 mit mehreren Hunderten Verletzten und sehr, sehr viele Toten waren dort zu beklagen. Und dieses tragische Ereignis war aber dann doch der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte. Am Tag danach haben sich diese drei Adeligen zusammengetan, sind noch einmal bei der Stadtpolitik angetreten und haben gesagt, man sieht eben genau, was passiert, wenn kein organisiertes Rettungswesen da ist, wenn es niemanden gibt, der hilft. Und plötzlich hat man das ganz anders gesehen. Und das war auch der Startschuss der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft. Das ist unsere Vorläuferorganisation. Mit ganz einfachen Mitteln, mit vor allem ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die vor allem damals hauptsächlich Medizinstudenten waren, begann es, einfache Tragen, Pferdekutschen. Die Verständigung erfolgte über Telegrafen, über Boten. Und so begann es. Es war damals keine medizinische Betreuung vor Ort auf der Straße oder in den Wohnungen, sondern es ging eher darum, jemanden rasch und organisiert in ein Krankenhaus oder zu einem Arzt zu bringen. Und das sind eben die Wurzeln. Und diese Wurzeln liegen eben 144 Jahre zurück. Jetzt fragt man sich, wieso feiern wir gerade 144 Jahre? Es ist so, dass wir eigentlich die 140 Jahre feiern wollten, aber das war mitten in der Pandemie. In der Pandemie waren erstens einmal Feiern verboten. Es wäre auch unverantwortlich gewesen, etwas zu feiern. Und vor allem, es wollte zu diesem Zeitpunkt niemand feiern. Das Gesundheitssystem war überlastet, die Einsatzkräfte waren überlastet. Und so gab es kreative Köpfe in meinem Team, die gesagt haben, ja, warum feiern wir dann nicht, wenn alles vorbei ist? 144 Jahre. Und das gab noch dazu damals Mut für die Zukunft. Und ich bin froh, dass wir es so gemacht haben, weil 140 Jahre feiert bald jemand. Aber 144 Jahre, die 144 ist unsere Telefonnummer, unsere Notrufnummer, fände ich mittlerweile weitaus kreativer.-Haben Sie ein paar Zahlen für uns? Wie viele Anrufe gibt es denn jeden Tag bei der Rettung? Wie viele Einsätze habt ihr, dass wir uns ein bisschen vorstellen können, in welchen Dimensionen?-Wir haben ca. 1.000 Telefonanrufe am Tag. Meist sind 10 Prozent Notrufe und 188.000 Einsätze ergeben sich daraus pro Jahr. Und das ist schon eine entsprechend bedeutende Zahl. Wir fahren auch, wenn man es dann sagt, wie eine Zahl, die mir immer wieder gefällt, drei Millionen Kilometer fahren wir im Jahr mittlerweile. Und wenn man hier bedenkt, es waren eben früher Pferdekutschen und Leute, die mit Tragen unterwegs waren, ist das schon sehr, sehr bedeutend: drei Millionen Kilometer.-Nur innerhalb der Wiener Stadtgrenze natürlich, gell?-Wir sind ausschließlich für Wien zuständig. Wir helfen natürlich in der Nachbarschaftshilfe oft in Niederösterreich aus. Das beruht aber auf Gegenseitigkeit, wenn ein entsprechender Einsatz an der Stadtgrenze ist und wir ein näheres Fahrzeug haben, helfen wir. Aber grundsätzlich sind wir ausschließlich im Wiener Stadtgebiet zuständig.-In Wien gibt es ja nicht nur die Berufsrettung, es gibt ja auch andere Rettungsorganisationen. Wie kann man sich denn da die Zusammenarbeit vorstellen? Und die Aufteilung vor allem?-Die Zusammenarbeit ist extrem gut. Wir sind für die Organisation des Rettungswesens als Stadt Wien zuständig. Und es gibt eben anerkannte andere Rettungsorganisationen und Krankentransportorganisationen. Das kann man sich so vorstellen, wir als Berufsrettung betreiben ausschließlich Rettungsdienst. Und wir haben auch die Leitstelle, wo jeder Notruf 144 reinkommt. Die anderen Rettungsorganisationen werden im Rettungsdienst, von uns mit betreut. Das heißt, wenn jemand 144 wählt und wir wissen, ein Fahrzeug in einer anderen Organisation ist ein geeignetes Fahrzeug. Es gibt ja auch unterschiedliche Fahrzeugklassen und ist dort in der Nähe, wird dieses Fahrzeug entsprechend von unserer Leitstelle disponiert. Die anderen Organisationen, das ist eben Rotes Kreuz, Samariterbund, Johanniter, Malteser und der Sozialmedizinische Dienst, betreiben auch Krankentransporte. Das ist etwas, was wir nicht machen. Die Berufsrettung betreibt ausschließlich Notfallrettung.-Wie kann man sich das dann trotzdem in der Praxis vorstellen? Das heißt, die Zentrale betreut ihr, wo ist die?-Die Zentrale ist in der Radetzkystraße. Das ist in der Nähe der Urania. Ein Gebäude, das damals schon von Kaiser gestiftet worden ist und seit damals ein Rettungsgebäude auch ist.-Wie kann man sich das vorstellen, wie viele Menschen sitzen da in der Zentrale und verteilen dann die Anrufe oder die Notfälle weiter?-Sie sitzen pro Dienst ca. 16 Personen in der Leitzentrale. Und hier gibt es eben Personen, die die Notrufe entgegennehmen. Und dann werden diese Notrufe entsprechend an geeignete Fahrzeuge weitergegeben. Alle Fahrzeuge sind mit GPS ausgestattet, eben auch die Fahrzeuge der privaten Organisationen. Das heißt, wir wissen, wo welches Rettungsfahrzeug in Wien ist. Und wir können daher immer das geeignetste Fahrzeug zum Notfallort senden.-Leute, die bei euch anrufen, sind ja meistens in einer Ausnahmesituation. Wie verhält man sich da richtig und was sind denn da die größten Fehler, die passieren seitens der Anruferinnen und Anrufer?-Ich glaube, der größte Fehler, der passieren kann, ist, dass man nicht anruft. Es sind bei uns in der Leitzentrale ausschließlich Profis, die jahrelang Erfahrung im Rettungsdienst haben, die auch wissen, wie man mit Menschen umgeht und wie man etwas steuert. Wenn Personen anrufen, ich muss sagen, es klingt manchmal nicht sonderlich höflich oder besonders nett, weil die erste Frage ist einfach, wo genau ist der Notfallort? Berufsrettung Wien, wo genau ist der Notfallort? Das ist jetzt nicht vielleicht die Begrüßung, die man sich vorstellt, wenn man woanders beim Magistrat anruft. Also da ist nicht besonders einen schönen guten Tag oder sonst irgendwas.-Da geht's auch nicht darum, wie geht es Ihnen?-Genau, richtig. Es geht einfach nur um die wichtige Information, dass der Anrufer weiß, wo ist er gelandet. Er ist bei der Rettung gelandet. Das heißt, er kann das entsprechend abklären, ob er nicht vielleicht doch die Polizei oder die Feuerwehr oder den ÖAMTC wollte. Er weiß, er ist bei der Rettung. Und die erste Frage, wo genau ist der Notfallort? Es geht einfach darum, so rasch als möglich festzustellen, wo ist der Notfallort? Das hat den Sinn, wenn das Gespräch abreißt. Die Person, das Letzte, was sie konnte, war noch den Notruf zu wählen. Dann haben wir zumindest eine entsprechende Adresse und können Hilfe hinschicken. Wenn das nicht passiert und in den meisten Fällen geht der Notruf natürlich weiter, haben wir eine klare Abfrage. Das heißt, der Anrufer braucht sich keine Gedanken machen, so wie man es früher in einem Erste-Hilfe-Kurs in den 80er Jahren gelernt hat. Man muss sagen, wie viele Verletzte und so weiter. Das braucht man sich alles nicht mehr merken. Ein standardisiertes Protokoll, ein international anerkanntes Abfrageschema, wo man einfach nur die Fragen, die der Disponent stellt, stellt. Man muss beantworten. Man kommt relativ klar und rasch zu einem Ergebnis. Ist es ein lebensbedrohlicher Notfall oder braucht es vielleicht etwas anderes? Manchmal kommt heraus, dass es gar kein lebensbedrohlicher Notfall ist, sondern dass die Patientin oder der Patient oder der Anrufer vielleicht nur einen Arzt braucht. Dann leiten wir weiter an den Ärztefunkdienst oder an 1450. Diese Möglichkeiten haben wir auch hier. Hier sind wir sehr gut vernetzt. Wenn es aber ein lebensbedrohlicher Notfall ist, wird schon während des Gesprächs ein Fahrzeug entsendet. Das wird auch dem Anrufer gesagt, damit der Anrufer oder die Anruferin entsprechend beruhigt ist und nicht glaubt, die fragen hier hunderttausend Sachen und hier stirbt jemand.-Es wäre eilig, schickt's wen.-Da ist immer schon jemand unterwegs. Das ist ein Knopfdruck. Die Rettung fährt aus. Das Gespräch wird weitergeführt und entsprechend auch Anweisungen gegeben. Es werden Erste-Hilfe-Anweisungen gegeben. Im Normalfall ist es so bei einer lebensbedrohlichen Situation, dass das Rettungsfahrzeug dort eintrifft und das Telefongespräch immer noch aufrecht ist. Das heißt, wir begleiten die Leute am Telefon weiter. Wir lassen sie nicht in den Stich und warten, bis die Kolleginnen und Kollegen vor Ort sind.-Das heißt, man schaltet dann vielleicht auf Lautsprecher und kriegt dann auch Anweisungen zu Ersten-Hilfe.-Und solche Dinge.-Genau. Ihr entscheidet aufgrund der Informationen, die ihr am Telefon bekommen habt, welches Auto ausgeschickt wird oder welcher Wagen, welche medizinische Qualifikation die Leute brauchen.-Es geht erst einmal darum, welches Fahrzeug ist am nächsten und auch, welches ist ein geeignetes Fahrzeug. Wenn es wirklich eine Reanimation zum Beispiel ist, dann geht alles los. Da entsenden wir auch die Polizei und die Feuerwehr als sogenannte First Responder. Die haben eine entsprechende qualifizierte Erste-Hilfe-Ausbildung. Die meisten Fahrzeuge sind auch mittlerweile mit Defibrillatoren ausgestattet. Und wenn hier ein Fahrzeug der Polizei in der Nähe ist oder der Feuerwehr in der Nähe ist, fahren die auch entsprechend sofort dorthin.-Sie haben es vorhin schon erwähnt. Früher sind die Retter mit Tragen und Pferdegespannen ausgerückt. Wie sieht denn der Fuhrpark heute aus? Was gibt es denn da heute für eine Ausrüstung? Und welche medizinische Ausrüstung ist denn auch an Bord? Für welche Notfälle?-Ja, wir haben hochmoderne Autos. Wir haben einen hochmodernen Fuhrpark. Und wir werden in ganz Österreich auch, glaube ich, für unseren Fuhrpark entsprechend beneidet. Wir haben auch sehr viele Spezialfahrzeuge. Die sogenannte SEG-Einheit. Das ist die Sondereinsatzgruppe. Früher bekannt war das der sogenannte Katastrophenzug. Das haben wir abgeändert, die Bezeichnung. Warum? Eine Katastrophe nach der Definition wäre etwas, was man regional nicht mehr standhalten könnte. Und man bräuchte zusätzliche Unterstützung aus dem Umland. In Wien gibt es zum Glück bisher keine Katastrophen. Also mir ist in den letzten 15 Jahren, nichts bekannt, dass eine Katastrophe passiert ist. Es gab aber immer wieder, wenn der Katastrophenzug ausgefahren ist, sofort mediale Anfragen. Was ist passiert, der Katastrophenzug ist unterwegs? Nein, es waren keine Katastrophen. Der Katastrophenzug, die jetzige SEG-Einheit, fährt zum Beispiel aus bei einem Hausbrand. Und es kommt halt auch immer öfters vor, dass die eben die normalen Rettungseinheiten dort als Spezialgruppe unterstützen.-Das heißt, es sind dann größere Autos mit mehr Ausrüstung.-Genau. Das sind Fahrzeuge, die aussehen wie Autobusse. Wir haben auch einen Evakuierungsbus neuerdings. Das ist ein ehemaliges Fahrzeug der Wiener Linien. Und dient hauptsächlich dazu, bei Bränden oder wenn ein Haus evakuiert wird, dass die Leute nicht auf der Straße stehen. Das ist ganz, ganz wichtig, gerade jetzt in der Zeit im Winter. Man stellt sich vor, um 2 Uhr in der Früh entsteht ein Brand in dem Haus. Gerade jetzt hier aktuell mit Adventkränzen. Und in den nächsten Tagen werden die Christbäume wieder drankommen. Da wird es immer wieder Zimmerbrände geben. Das Haus wird von der Feuerwehr evakuiert. Und man steht im Schlafmantel um 2 Uhr in der Früh auf der Straße. Da haben wir eben diesen Evakuierungsbus. Und in dem Evakuierungsbus finden die Leute entsprechend Wärme. Wenn wir gerade gesprochen haben, welche Ausstattung ist da drinnen. Medizinische Ausstattung ist im Evakuierungsbus sehr, sehr wenig. Aber sie ist mit Sauerstoff zum Beispiel ausgestattet. Das heißt, bei einer Rauchgasvergiftung kann man entsprechend die Leute sehr, sehr gut versorgen. Und dann gibt es eben auch SAG-Einheiten, die medizinisch weitaus besser ausgestattet sind, wo man die Leute auch entsprechend behandeln kann. Was ist jetzt in einem normalen Rettungswagen drinnen? Ich kann jetzt nicht alles aufzählen, was da drinnen ist. Aber es gibt zum Beispiel ein Patientenüberwachungsgerät. Das ist ein Monitor. Es gibt einen Defibrillator, der auch mit diesem Monitor zusammenarbeitet. Diese Defibrillator kennen wir alle. Dieser halbautomatische Defibrillator, der Line-Defibrillator. Da drinnen ist ein Defibrillator für Profis. Was haben wir da noch? Einfache Dinge wie Blutdruckmessgerät. Sauerstoff haben wir sowieso in jedem Fahrzeug drinnen. Schienungsmaterial, Beinschiene, Armschiene, Halsschiene, Ganzkörperschiene. Also wir können alles schienen. Dann Vollelektrolytinfusionslösungen haben wir. Dann, was wollte man noch? Absaugkatheter ist glaube ich auch sehr wichtig. Dann in jedem Fahrzeug ist ein Notfallrucksack. Der Notfallrucksack ist eben das zentrale Element, wo alles drinnen ist, was zum Patienten oder zur Patientin in die Wohnung oder beim Einsatz mitgenommen wird. Es gibt ein Beatmungsgerät. Es gibt natürlich Verbandsmaterialien. Und sehr, sehr viele Medikamente. Notfallmedikamente in Form von Ampullen. Vielleicht der Notfallrucksack, wenn ich zurückkommen kann, weil wir zuerst gesprochen haben, was ist der Unterschied von früher zu heute. Die Spannbreite gefällt mir immer sehr gut, wenn man sich anschaut. Früher waren es eben nur Kutschen, überhaupt kein Material. Und als ich das erste Mal mit dem Rettungswesen in Berührung gekommen bin, das war in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts, da hatten wir noch in den Notarztfahrzeugen Metallkoffer. Riesige, schwere Metallkoffer. Und heute schaut man halt wirklich, dass man leichte Rucksäcke hat, unterschiedliche Rucksäcke, die immer noch sehr, sehr schwer sind. Das muss ich auch sagen. Also ich bewundere immer meine Kolleginnen und Kollegen mit Rucksack und was sie da alles zum Patienten mitnehmen. Eben diesen Monitor, Defibrillator und so weiter. Das hat schon immer noch ein entsprechendes Gewicht, aber bei weitem nicht mehr so wie damals diese Metallkoffer.-Wenn Sie jetzt erzählen von den 80er Jahren, interessiert es mich jetzt, wie sind Sie zur Berufsrettung gekommen?-Das ist eine ganz, ganz lange Geschichte. Ich habe einen Erste-Hilfe-Kurs in der Unterstufe besucht. Und dieser Erste-Hilfe-Kurs hat mich dermaßen begeistert und ich war so rettungsbegeistert, dass ich gleich nach dem Erste-Hilfe-Kurs, damals war ich in Wiener Neustadt wohnhaft, ich bin in Wiener Neustadt aufgewachsen, zur Rotkreuz-Dienststelle gegangen bin. Das ist dort die Rettung gewesen. Und habe gesagt, ich würde da gerne was machen und mitarbeiten. Und die haben mich angeschaut und haben gesagt, Bruder, du bist ja viel zu jung, du musst mindestens 17 sein. Da habe ich gesagt, naja, es interessiert mich aber so, vielleicht kann ich so irgendwie helfen. Dann habe ich begonnen mitzufahren bei der Altkleidersammlung und habe dann gesagt, ich würde mich aber vielmehr mit Rettung auseinandersetzen, ob ich zumindest die Rettungsautos putzen darf. Damals gab es auch noch keine Waschanlagen, damals wurden die Autos mit der Hand geputzt. Und so begann ich beim Roten Kreuz Wiener Neustadt als Autowäscher und habe natürlich immer hineingeschaut in die Laden, war neugierig, habe gefragt, für was braucht man das, für was braucht man das. Und durfte dann irgendwann einmal mit 16 Jahren, glaube ich war es, das erste Mal den Sanitätshelferkurs besuchen. Und ich kann mich erinnern, meinen ersten Dienst habe ich an meinem 17. Geburtstag gemacht, weil ab 17 durfte man damals mitfahren und das war damals mein größtes Geburtstagsgeschenk. Und danach war, ich sage einmal, sehr, sehr viel Glück und Zufälle, dass ich dann schlussendlich zu DER Rettungsorganisation gekommen bin, ich sage wirklich DER Rettungsorganisation in Österreich, weil Wien hat die einzige Berufsrettung und ich sage, es ist für jeden Rettungsmitarbeiter, egal ob es ein Notarzt ist oder ein Sanitäter, das Höchste bei der Berufsrettung notfallmedizinisch in der Präklinik tätig zu sein. Und das ist, glaube ich, für mich das Größte gewesen, dass ich dann irgendwann Leiter der Berufsrettung in Wien geworden bin.-Sie haben jetzt schon ein bisschen von Ihrem Werdegang erzählt. Welche Ausbildung durchlaufen denn die Mitarbeiterinnen sonst? Ärzte, ist mir klar.-Ja, Ärzte brauchen aber auch eine Zusatzqualifikation. Also Ärzte, die als Notärztin oder Notarzt fahren, brauchen natürlich die Zulassung als Arzt, aber brauchen zusätzlich noch eine Ausbildung als Notarzt. Und dann gibt es auch noch die Funktion des leitenden Notarztes. Das sind bei uns Oberärztinnen und Oberärzte, die dann auch noch einmal eine zusätzliche Ausbildung als leitende Notärzte haben. Die Sanitäterinnen und Sanitäter, wir nehmen ausschließlich Kolleginnen und Kollegen auf, die bereits eine Sanitäterausbildung haben. Hier reicht die unterste Ausbildungsstufe, das ist der Rettungssanitäter. Das ist die Ausbildung, die man durchläuft, wenn man Zivildiener ist oder wenn man auch beim Bundesheer tätig ist als Sanitäter. Oder sehr, sehr viele Ehrenamtliche haben auch diese Ausbildung. Wir haben eine eigene Rettungsakademie und die Rettungsakademie bildet dann weiter aus. Man kommt zu uns mit der Basisausbildung als Rettungssanitäter und es gibt dann eben die Möglichkeit, sich weiterzubilden, weiterzuschulen zum Notfallsanitäter bis hin zum Notfallsanitäter mit Notfallkompetenz. Da gibt es die höchste Notfallkompetenz NKI. Das ist die Notfallkompetenz Intubation. Das heißt, die Kolleginnen und Kollegen dürfen dann eigenständig Medikamente verabreichen, die in einer vorgegebenen Arzneimittelliste sind, aber dürfen sogar auch die Intubation durchführen. Die an sich nur früher dem Notarzt oder der Notärztin vorbehalten sind. Und unser Ziel ist es, so viele wie möglich in diese Ausbildungsstufe zu bringen. Und wir haben auch prozentmäßig die höchste Anzahl in ganz Österreich, die diese Qualifikation haben. Daher kann man davon ausgehen, wenn ein Rettungsfahrzeug der Berufsrettung kommt, dass hier höchst kompetente und bestausgebildete Kolleginnen und Kollegen auf diesem Fahrzeug sind.-Und Ausbildung geht ja wahrscheinlich in dem Fall auch immer weiter. In der Medizin ist man wahrscheinlich auch nie fertig mit Lernen.-Genau. Unsere Rettungsakademie bildet nicht nur aus, sondern bildet auch weiter. Es gibt gesetzliche Fortbildungsverpflichtungen, aber es gibt über diese gesetzlichen Ausbildungsverpflichtungen einiges darüber hinaus. Wir bilden unsere Kolleginnen und Kollegen weit über das gesetzlich festgesetzte Maße hinaus. Und es gibt auch bei uns die Möglichkeit, sich beruflich weiterzuentwickeln. Das heißt, wenn man irgendwann sagt, man möchte nicht mehr im operativen Fahrdienst tätig sein, man ist zum Beispiel jemand, der gerne erklärt oder gut unterrichten kann, haben wir eine eigene Ausbildungsschiene für Pädagogen. Das heißt, wenn man bei uns auf der Rettungsakademie Lehrer werden will, hat man hier die Möglichkeit, dass man sich intern weiterbildet und qualifiziert. Aber auch für unsere Führungskräfte. Wir haben hier unterschiedliche, also eigentlich genau gesagt zwei Stufen. Das eine ist die Unteroffiziersstufe. Das ist die Ebene, wo man Kommandant von einer Rettungsstation werden kann. Und das zweite ist die Offiziersstufe, wo dann eben höherwertige Tätigkeiten sind, wie Bereichskoordinator oder Hauptinspektionsoffizier. Also auch es gibt eben gute Möglichkeiten, hier weiterzukommen, eben durch interne Aus- und Fortbildungen.-Ist der Zivildienst auch so ein typischer Einstieg für eure Leute?-Ja. Also wir haben sehr, sehr viele Kolleginnen und Kollegen, die bei uns schon Zivildienst gemacht haben. Kolleginnen nicht, weil es sind in dem Fall nur Kollegen, die Zivildienst gemacht haben. Oder eben Kollegen, die aus dem Militärdienst kommen, dort eine Ausbildung als Sanitäter absolviert haben. Die Kollegen des Bundesheeres machen auch bei uns die praktische Ausbildung. Das heißt, hier kommt es auch oft zu einer entsprechenden Berührung mit der Berufsrettung. Und wir sagen dann, das wäre auch eine tolle Sache. Sehr, sehr viele Anwärterinnen und Anwärter kommen aber aus dem Ehrenamt auch. Aus Organisationen, aus Wiener Organisationen, aber auch aus sehr vielen Organisationen aus den Bundesländern. Berufsrettung ist doch etwas sehr, sehr Besonderes. Es ist ein Arbeitsplatz bei der Stadt Wien. Das heißt, ein entsprechend sicherer Arbeitsplatz. Ich glaube auch, dass wir als Stadt Wien ein sehr gutes Gehaltsschema haben. Und die Besonderheit bei uns ist eben auch, wir haben eben ausschließlich Notfallrettung. Wir betreiben ausschließlich Notfallrettung. Die Kollegen brauchen keinen Krankentransport fahren. Und das ist oft Menschen, die in der Notfallmedizin tätig sein wollen, ein ganz, ganz großes Anliegen, dass sie sagen, ich mag nicht immer nur Krankentransport fahren, sondern ich möchte hauptsächlich Rettung fahren. Diese Möglichkeit haben sie eben ausschließlich nur bei uns. -Die Wiener Berufsrettung hat, wenn ich es richtig gelesen habe, 960 Mitarbeiter*innen. Daumen mal pi. Sucht ihr gerade Personal? Und welche Qualifikation sollte man denn da mitnehmen? Jetzt zusätzlich zu der Ausbildung, die man schon haben sollte.-Ja, also wie gesagt, wir haben rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Qualifikation, wie gesagt, mindestens Rettungssanitäter.-Kurze Zwischenfrage, wie viele Rettungsstationen gibt es in Wien?-Es gibt in Wien 12 Rettungsstationen. Und wir haben 7 Notarztstützpunkte. Das haben wir seit einigen Jahren getrennt. Aus dem einfachen Grund, es ist früher der Notarzt mit auf der Rettungsstation ausgefahren. Dann gab es einen entsprechenden Notarzt- und Notärztemangel, wie in ganz Europa. Und dann ist uns etwas Geniales eingefallen, nämlich durch Mitarbeiter*innen befragen, wie können wir es besser machen. Und das Problem war immer das, dass viele ärztliche Kollegen auch in der Klinik tätig sein wollen. Weil es einfach für sie wichtig ist, nicht nur in der Notfallmedizin tätig zu sein, in der präklinischen Notfallmedizin, sondern auch die Klinik zu haben. Und wir haben seither eine sehr, sehr gute Kooperation mit dem Wiener Gesundheitsverbund, dem Wigev. Und die Ärztinnen und Ärzte sind im Wiener Gesundheitsverbund, haben dort ihre klinische Tätigkeit, aber sind auch bei uns zertifiziert als Notärzte und fallen immer wieder in diesen Pool. Das heißt, die haben eben auch entsprechende Qualifikationen und entsprechende Schulungen und fahren eben dann bei uns als Notärztin oder als Notarzt. Und der Vorteil ist, dass die Notärztinnen und Notärzte nicht mehr bei uns von der Rettungsstation ausfahren, sondern aus diesen sieben Standorten, dass wir immer sehr, sehr rasch eine Rettungseinheit vor Ort haben. Wenn die Leitstelle sagt, es ist eine lebensbedrohliche Situation, wo eben auch ein Notarzt dazu gefordert wird, dann fährt auf der einen Stelle von den sieben Stationen das Notarzt-Einsatzfahrzeug aus. Das ist die Besatzung einer Notärztin oder Notarzt und einer Notfallsanitäterin oder Notfallsanitäter. Und gleichzeitig fährt eben auch ein Rettungsfahrzeug aus. Und dadurch ist die Chance, dass ein Fahrzeug sehr, sehr rasch beim Patienten ist, hoch.-Da möchte ich eh noch später drauf zurückkommen, wieso das so wahnsinnig schnell geht. Wir waren aber jetzt noch beim Personalthema. Suchen Sie Leute und ja, was sollte man mitbringen?-Wir sind ja der absolut glücklichen Lage, dass entgegen allen anderen Gesundheitsberufen oder auch vielen anderen Einsatzorganisationen, dass wir genügend Bewerberinnen und Bewerber haben. Wir haben auf fünf freie Dienstposten in etwa 100 Bewerberinnen und Bewerber. Das verschafft uns die Möglichkeit, dass wir wirklich die Besten der Besten aussuchen können. Wir haben ein sehr, sehr umfangreiches Aufnahmeverfahren. Das Aufnahmeverfahren ist ein körperliches Aufnahmeverfahren, weil uns ist wichtig, dass Menschen, die zu uns kommen, auch körperlich sehr fit sind. Ich habe zuerst erzählt von dem Notfallrucksack und von dem ganzen Gewicht, was die Kolleginnen und Kollegen mittragen müssen.-Wenn man den in den fünften Stock schleppen muss, dann sollte man doch ganz fit sein.-Man muss einmal mit dem Equipment im fünften Stock ankommen und dort nicht selber zum Patienten werden. Und dann geht ja die Reise auch meistens wieder hinunter mit Patienten, mit Trage. Und hier braucht es eine entsprechende körperliche Fitness. Körperliche Fitness ist aber nicht alles, sondern vor allem fachliches Können. Das wird auch bei uns in der Akademie entsprechend abgeprüft, dieses fachliche Können. Eine psychologische Eignung wird getestet und ein medizinisches Auswahlverfahren wird auch durchgeführt.-Das heißt, da geht es dann auch darum, dass man in Stresssituationen ruhig bleibt, Entscheidungen treffen kann.-Genau. Und dass die Kolleginnen und Kollegen, die wir aufnehmen, auch für die nächsten Jahre fit bleiben. Das ist ja auch ganz, ganz wichtig.-Sie haben ja schon erzählt, es geht oft sehr, sehr schnell oder meistens sehr, bis ein Rettungswagen oder ein Notfallwagen eintrifft. Wie lang ist das im Schnitt und warum geht das denn tatsächlich so wahnsinnig schnell?-In Wien ist es wirklich so, dass wir eine Eintreffzeit haben bei lebensbedrohlichen Notfällen. Und ich betone immer, bei lebensbedrohlichen Notfällen, das ist kein Schnitt in den Fingern. Das würde nach hinten priorisiert werden. Bei lebensbedrohlichen Notfällen acht bis zwölf Minuten. Und wir sind jetzt, bei Reanimationen schaffen wir es oft schon in unter sieben Minuten. Und warum geht das so schnell? So wie ich es Ihnen zuerst gesagt habe, schon während des Notrufes wird das Fahrzeug entsandt. Es wird aufgrund der GPS-Ortung weiß man, wo ist das nächste Fahrzeug. Und das gleichzeitige Fahrzeug, vom Notfalleinsatzstützpunkt weg fahrt, genauso von der Rettungsstation, ist es oft ein sternförmiges Zufahren. Und das erleichtert uns einfach, die Anfahrtszeit entsprechend nach unten zu drücken.-Und dann geht es schnell. Erzählen Sie uns ein bisschen was aus der Praxis. Sie sind jetzt seit einigen Jahrzehnten bei der Wiener Berufsrettung. Welche großen Einsätze sind Ihnen denn da besonders in Erinnerung geblieben? So spektakuläre Dinge, wo man sagt, da denke ich zurück, weil es aufregend war.-Nach einigen Jahrzehnten ist es übertrieben. Ich bin als Leiter der Berufsrettung 2010 gekommen.-Es ist ja von den 80er Jahren erzählt worden.-Es waren damals die Anfänge der Ehrenamtlichkeit. Aber zur Berufsrettung und zur Stadt Wien bin ich 2010 gekommen. Aber es reicht auch aus, um genügend interessante Einsätze gesehen zu haben oder miterlebt zu haben. Interessant ist immer sehr relativ, ich sage eher herausfordernd. Sehr, sehr herausfordernd. Und darum nehme ich das raus. Ich nehme jetzt an keine speziellen Einsätze, die medizinisch herausfordernd waren, weil das ist jeden Tag für die Kollegen und Kolleginnen eine entsprechende Herausforderung. Aber sehr, sehr herausfordernd für uns und auch eine ganz neue Aufgabe war die Flüchtlingskrise 2015 zum Beispiel. Weil, ich weiß die Stadt hat erkannt, dass wir eine sehr, sehr gute Qualifizierung haben von unseren Offizieren. Wir haben damals in der Offiziersausbildung sehr stark auf die Stabsarbeit gesetzt. Das heißt systematisches Abarbeiten in entsprechenden großen Lagen. Und wir waren eben eine der städtischen Dienststellen oder die städtische Dienststelle, die das gehabt hat. Und wir wurden dann beauftragt, die Flüchtlingskrise mit Stabsarbeit zu betreuen. Das heißt, das hat mit Rettungswesen fast gar nichts zu tun gehabt. Aber es war bei uns die Drehscheibe. Wir haben gewusst, wann kommen Züge mit Schutzsuchenden an? Wie kann man sie am besten verteilen? Wie kann man schauen, dass die Leute, wenn sie ankommen, entsprechend gut versorgt werden? Nicht nur medizinisch gut versorgt werden, sondern eben auch sozial gut versorgt werden. Wer kümmert sich darum? Wie steuert man das Ganze? Und es war dann bei uns damals in unserem Einsatzstab hat sich dann eher dargestellt wie bei der ÖBB eine Fahrdienstleiterstelle, wo wir immer gewusst haben, da kommen Züge, da kommen Busse, da kommen Personen zu Fuß oder es bringen Personen, Leute in Und es war wichtig, dass man das entsprechend auch gut organisiert und bündelt. Weil es wäre damals fatal gewesen, wenn die Leute mitten in der Stadt irgendwo gestanden wären, hätten nicht gewusst, wo sie hinkommen. So haben wir uns um das kümmern können und haben natürlich mit vielen, vielen Organisationen zusammenarbeiten können. Das hat sich damals auch sehr, sehr gut eingespielt, diese Zusammenarbeit, nicht nur mit den privaten Rettungs- und Hilfsorganisationen, sondern eben auch mit der Berufsfeuerwehr, mit dem Bundesheer, mit der Polizei. Natürlich der Fonds Soziales Wien war hier sehr, sehr stark involviert und da ist die Stadt schon auch sehr, sehr stark zusammengewachsen. Und wir haben doch ein bisschen das Gefühl gehabt, dass wir da das Steuerungszentrum sind, eben aufgrund unserer Möglichkeit, dass wir Stabsarbeit in unseren Stabsräumen betreiben. Das geht gleich weiter. Wo das noch einmal entsprechend eingesetzt worden ist, war Corona. Die Pandemie, ich habe es zuerst schon erzählt, das hat uns die 140-Jahr-Feier gekostet. Wir hätten eben auch, keine Zeit zu feiern gehabt, auch wenn es möglich gewesen wäre, weil auch hier war unser Stab hochgefahren. Es ging da nicht um Rettungsdienst, sondern es ging einfach um Steuerung. Steuerung in Form von Stabsarbeit, in Kooperation mit anderen Einheiten. Hier natürlich der Gesundheitsdienst der Stadt Wien ganz, ganz wichtig. Aber natürlich auch die anderen Hilfsorganisationen, FSW, wo baut man was auf, wo bringt man Patienten hin. Am Anfang hat man überhaupt noch nicht gewusst, wie man damit umgehen kann. Und wir waren von Anfang an eingebunden. Und seither haben wir uns die Bezeichnung von Herrn Magistratsdirektor, Stellvertreter Mag. Müller, haben wir hier eine besondere Auszeichnung bekommen. Er sagt immer, wir sind der Leatherman der Stadt Wien. Leatherman deshalb, weil der Leatherman, wenn man das nicht sagt, das ist eben so ein Universalmesser, ein Universalgerät, was man für viele, viele Dinge einsetzen kann, wo viele Werkzeuge drauf sind. Und er sagt immer wieder, die Berufsrettung Wien ist eine Organisation, die kann man einsetzen wie einen Leatherman. Die haben ihre Hauptfunktion, aber wenn man es braucht, hat sie auch hunderte andere Nebenwerkzeuge und auf die kann man immer sehr, sehr gut zurückgreifen. Und auf das bin ich eigentlich sehr stolz, auf diese Bezeichnung. Ja, natürlich, wenn man es dann einen spektakulären Einsatz hernimmt, der uns alle betroffen hat, war natürlich der Terroranschlag in Wien am 2. November, das war schrecklich. Dahingehend schrecklich, weil natürlich entsprechende tote Menschen zu beklagen waren, Verletzte zu beklagen waren. Aber es war vom Einsatz her auch sehr schwierig, weil man am Anfang nicht gewusst hat, was passiert hier gerade. Es kamen permanent Notrufe bei der Polizei, bei uns, wo gemeldet wurden, es fallen in ganz Wien Schüsse und die ganze Stadt war in Aufruhr.-Und man bringt auch seine eigenen Leute in Gefahr möglicherweise, wenn man sie hinschickt.-Das ist natürlich auch immer eine Sache, was macht man in so einer Situation. So eine Situation ist grundsätzlich ja immer trainiert. Wir schulen ja unsere Leute auf solche Situationen und wir haben auch sehr oft Übungen mit der Polizei, auch teilweise mit der Cobra. Wie geht man um, wenn es Gefahrenzonen gibt? Nur das Problem war das, es gab keine definierte Gefahrenzone. Die Gefahrenzone war damals ganz Wien. Weil es wurde eben überall gemeldet, es laufen Leute mit Gewehre herum, also es war einfach Panik. Es war ja zum Glück innerhalb von wenigen Minuten vorbei. Aber die Leute haben das in den Nachrichten gehört und jeder damals, der einen Regenschirm gehabt hat oder irgendetwas unter der Jacke, hat man angenommen, das ist entsprechend ein Täter. Die Notrufe gingen entsprechend heiß und es war eben wichtig, auch unsere Kolleginnen und Kollegen zu schützen. Und es hat am Schwedenplatz damals die Situation gegeben, wo ich dann eben selber auch vor Ort war, wo es schon ein bisschen beängstigend war, wo man sagt, okay, da oben könnte noch ein Täter sein. Die Polizei ist mit schwerer Bewaffnung gegangen. Dazwischen gab es eben Tote und Verletzte. Das war schon eine Sache, die mir negativ sehr, sehr stark in Erinnerung geblieben ist. Wo wir aber auch aus dieser Zeit, aus wieder sehr, sehr viel lernen und mitnehmen konnten.-Kommen wir nochmal zurück zum Rettungsdienst, zum Thema Rettung, was auch jeder Einzelne tun kann. Erste Hilfe. Was würden Sie denn raten, wie viel sollte man denn da wissen und wie oft sollte man seinen Kurs auffrischen, den man ja vielleicht beim Führerschein das letzte Mal gemacht hat?-Erste Hilfe ist etwas, was man ständig auffrischen sollte. Ich kann da keine Empfehlung geben, dass ich sage, halbjährlich, jährlich, fünfjährlich.-Aber beim Führerschein einmal ist zu wenig.-Umso öfter ich es trainiere, umso besser. Das ist wie bei allen. Darum betone ich auch immer wieder, in Wien haben wir eben eine Berufsrettung und die Berufsrettung hat nicht nur eine hohe Qualifikation in der Ausbildung, sondern was macht eine Berufsrettung auch aus? Die Routine. Auch die Sanitäterinnen und Sanitäter sind fast täglich bei der Arbeit beim Patienten oder bei der Patientin. Und das bringt natürlich Routine. Und wenn ich Routine habe, fallen mir Dinge weitaus leichter, als wenn ich etwas nur jedes Monat mache oder alle zwei Monate mache. Dann muss ich bei jedem Handgriff wahrscheinlich weitaus mehr nachdenken, als wenn ich etwas täglich mache. Und genauso ist es bei der Ersten Hilfe. Es ist natürlich, bei Erster Hilfe ist es nicht zuzumuten, dass man sagt, du machst jetzt alle zwei Monate einen Erste-Hilfe-Kurs. Aber ein Erste-Hilfe-Kurs beim Führerschein, da muss ich auch dazu sagen, das ist ein sehr, sehr kurzer Erste-Hilfe-Kurs, der im Straßenverkehrsrecht entsprechend vorgesehen ist. Aber für mich beginnt ein echter Erste-Hilfe-Kurs, wo ich sage, da kann man dann schon etwas machen bei 16 Stunden. 16-stündige Erste-Hilfe-Kurse sind sehr gut, werden von allen Organisationen in Wien angeboten und natürlich eine Auffrischung zwischen zwei und fünf Jahren ist sicherlich zu empfehlen.-Das ist ein klarer Tipp, sehr gut. Was kann denn jeder von uns in einem medizinischen Notfall jedenfalls tun? Auch wenn ich jetzt sage, mein letzter Erste-Hilfe-Kurs ist vielleicht schon mehr als zwei Jahre her.-Das hängt natürlich von der Persönlichkeit ab. Manche Menschen haben zwar einen Erste-Hilfe-Kurs und haben im Erste-Hilfe-Kurs aufgepasst und haben sich alles gemerkt. Das Problem ist, sie können dann mit der Situation vor Ort nicht umgehen. Es ist zum Beispiel Blut, Erbrochenes und sie sagen, das kann ich nicht sehen. Ja, was mache ich dann? Das Wichtigste ist, Hilfe zu organisieren. Jemand anderen zu organisieren, der dort Erste-Hilfe leisten kann und natürlich sofort den Notruf wählen. Und wenn eine Reanimation ist und ich kann dort nicht selber mitwirken, dann rufe ich den Notruf, schaue, dass ich einen Defibrillator auftreibe, was auch immer. Also man kann ja im Endeffekt bei der Ersten-Hilfe fast nichts falsch machen. Das Einzige, was man falsch machen kann, ist nicht anzurufen, zu zögern, zu sagen, na ja, ist es wirklich ein Notfall, oder nicht und abzuwarten. Nein, wenn ich das Gefühl habe, es ist etwas passiert, rufe ich den Notruf. Und wie ich schon gesagt habe, es wird entsprechend dann weitergeholfen, auch telefonisch weitergeholfen. Also man kann in der Ersten-Hilfe in Wirklichkeit nichts falsch machen, außer nichts zu machen.-Das heißt, keine Angst haben, davor einzugreifen, wie auch immer und im Rahmen der Möglichkeiten, die man besuchen möchte.-Genau, und wie bei allem, was ich gelernt habe, in einer Notfallsituation spult sich manches Wissen wieder ab, auch wenn ich das Gefühl habe, um Gottes Willen, mein Erste-Hilfe-Kurs ist dann schon viel zu lange her, da hätte ich doch eine Auffrischung gemacht und ich stehe jetzt dort, bitte trotzdem etwas tun. Irgendwo im Hinterkopf ist schon das Richtige abgespeichert.-Fein, ich danke Ihnen sehr für die Infos und für die Tipps jetzt noch zum Schluss und alles Gute zum Jubiläum.-Ich danke schön, danke.-Danke schön.-Zu Gast bei Christine Oberdorfer war Rainer Gottwald.

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