Podcast des Literarischen Salons

(Leid und Lob der) Identitätspolitik

Literarischer Salon

(Leid und Lob der) Identitätspolitik
Kann man Partikularismus mit Universalismus versöhnen?

Catherine Newmark (Philosophin, Rundfunkredakteurin)
Karsten Schubert (Philosoph)

Die schlechte Nachricht: Bernd Stegemann, Autor des kritischen Buchs Identitätspolitik, musste krankheitsbedingt leider absagen. Der sollte sich eigentlich gütlich mit Karsten Schubert streiten, Autor des nicht-kritischen Buchs Lob der Identitätspolitik.
Die gute Nachricht: Schubert kann sich jetzt gütlich mit Catherine Newmark streiten, die als Redakteurin bei "Sein und Streit" vom Deutschlandfunk und als identitätspolitisch versierte Philosophin lässig Antitheterin und Moderatorin in Personalunion zugleich sein kann. 2017 schrieb sie in der ZEIT: "Die Identitätspolitik ist zu einem Begriff geworden, mit dem sich Linke selbst zerfleischen."

»Identitätspolitik verletzt (…) Gleichheit, indem sie verschiedene Regeln für verschiedene Gruppen fordert«, sagt Bernd Stegemann in seinem Buch Identitätspolitik. Aber was heißt schon »Gleichheit«? Kommen manche Gruppen nicht viel gleicher weg als andere? Ist Identitätspolitik nicht eher Therapie als Verletzung? Kann man nicht »aus universalistischen Gründen in einem bestimmten Sinne anti-universalistisch argumentieren und handeln«? So, schreibt Karsten Schubert in Lob der Identitätspolitik, müsse man das machen, »weil dabei von partikularen Standpunkten ausgehend die universalistischen Werte der Gleichheit und Freiheit konkretisiert werden«. Klingt links. Nur: Wäre »Deutschland-den-Deutschen« nicht irgendwie auch Identitätspolitik? Stegemann, Professor für Dramaturgie an der HfS Ernst Busch, streitet mit Schubert, Philosoph an der Humboldt-Universität, um einen der wichtigsten Begriffe unserer Zeit. 

Foto: Ole Spata