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Skills for a Green and Just Transition: Welche Kompetenzen braucht es für den Übergang?

Season 2 Episode 9

02.12.2024
C3-Radio
Skills for a Green and Just Transition: Welche Kompetenzen braucht es für den Übergang? 

In dieser Episode des C3-Radios diskutieren wir, welche Kompetenzen für eine grüne und gerechte Gesellschafts-Transformation notwendig sind. Im Gespräch mit Margarita Langthaler (ÖFSE) und Ralf Lange (FAKT) beleuchten wir, warum berufliche Bildung eine Schlüsselrolle spielt: Sie befähigt Menschen, neue Berufsfelder zu erschließen, Arbeitsplatzverluste abzufedern und Green Skills zu entwickeln. Dabei wird kritisch hinterfragt, ob die Konzentration auf technische Fähigkeiten ausreicht oder ob eine ganzheitliche Transformation nötig ist – eine, die soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Produktions- und Konsummuster in den Mittelpunkt stellt.

Die Sendung geht auf die Herausforderungen ein, insbesondere im globalen Süden: Wie können informelle Sektoren integriert, Berufsbildungssysteme gestärkt und strukturelle Barrieren überwunden werden? Neben Potenzialen in Bereichen wie erneuerbaren Energien, nachhaltiger Landwirtschaft oder Kreislaufwirtschaft thematisieren wir, wie Bildungssysteme grüner gestaltet werden können. 

Ein erstes Fazit: Es braucht einen breiten Ansatz, der grüne und soziale Ziele vereint, um den Übergang zu einer gerechten und nachhaltigen Gesellschaft zu ermöglichen.

 Die ÖFSE befasst sich schon länger mit dem Bereich Berufsbildung und der „Green and Just Transition“. Die in der Sendung angesprochene Studie ist hier zu finden. Informationen zur erwähnten Veranstaltung und die Slides der Präsentationen finden Sie hier.

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Hosts: Emma Sandner, Phillip Wailzer-Strobl
Stimmen: Margarita Langthaler (ÖFSE-Senior Researcher mit Schwerpunkt Berufsbildung), Ralf Lange (Berufsbildungsexperte, FAKT Consult for Management, Training and Technologies)

Musik by Alisia from pixabay 

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00:00:03 Intro
Willkommen beim C3-Radio, dem entwicklungspolitischen Radio aus dem Zentrum für internationale Entwicklung. Aktuelle Themen und Entwicklungen präsentiert von Emma Sandner und Philipp Strobl.
 
00:00:19 Phillip Wailzer-Strobl
Das ist das C3-Radio. Mein Name ist Philipp Walzer Wailzer-Strobl und heute geht es darum, welche Kompetenzen es für den Übergang zu einer Grünen und gerechten Gesellschaft braucht. Angesichts der Klimakrise ist der Übergang zu einer Grünen und gerechten Gesellschaft nicht nur ein Wunsch, sondern eine Notwendigkeit. Besonders im globalen Süden, wo Millionen von Menschen in informellen Sektoren oder agrarischen Subsistenzwirtschaften arbeiten, ist dieser Übergang immer stärker eine Frage des Überlebens, aber auch mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Eine Schlüsselrolle dabei spielt die berufliche Bildung, sie kann Menschen befähigen, sich in neuen Berufsfeldern zurechtzufinden, Arbeitsplatzverluste auszugleichen und die dringend benötigten Green Skills zu entwickeln. Doch was genau sind Green Skills eigentlich und reicht es aus, Menschen für grünes Wachstum auszubilden oder braucht es einen radikaleren systemischen Ansatz, der soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Produktionsweisen und Konsumverhalten in den Mittelpunkt stellt? Darüber sprechen wir heute mit 2 Expertinnen wir. Margarita Langthaler von der österreichischen Forschungsstiftung für internationale Entwicklung und Ralf Lange, ehemaliger Geschäftsführer von Fakt, einem Beratungsunternehmen für Management, Bildung und Technologien in Stuttgart. Wir werfen einen Blick auf aktuelle Debatten, Studien und internationale Entwicklungen und diskutieren, wie Berufsbildung als Schlüssel für einen gerechten Übergang gestaltet werden kann. Jenseits des Wachstumsnarrativs und hin zu einer umfassenderen sozialen und ökologischen Vision. Den Anfang machen wir mit Emmas Gespräch mit Margarita Langthaler und dem Versuch, den Begriff Green Skills zu definieren.
 
00:02:05 Margarita Langthaler
Also es gibt für Green Skills eigentlich keine Definition, die jetzt sozusagen, wenn man so möchte allgemeingültig wäre oder wo es einen Konsens gäbe, dass das quasi Green Skills sind. Meistens wird darunter verstanden, Skills für spezifische Berufsbilder, die für Nachhaltigkeit wichtig sind, also ein Klassiker wäre zum Beispiel die Photovoltaik und hier die Skills die man braucht um diese Paneele zu installieren und zu warten. Das heißt, vorrangig wird es als technische Skills definiert. Es gibt aber auch breitere Definitionen, die manchmal, aber nicht immer auch mitgedacht werden. Das würde dann so quasi auch ganz andere Bildungskategorien umfassen, also eher Einstellungen, Werte, wissen über allgemeine Nachhaltigkeitsthemen also zum Beispiel Konsumverhalten oder Ähnliches.
 
00:03:01 Emma Sandner
Und warum ist das so ein wichtiges Thema gerade momentan? Ich meine, es ist ein bisschen no-na, natürlich durch den Klimawandel, aber warum ist es, warum sollte man das wirklich als allererstes stellen?
 
00:03:09 Margarita Langthaler
Na ja, es ist also insofern ein wichtiges Thema, als es im Gegensatz zu noch vor einigen Jahren relativ stark in den Medien ist, sowohl in Österreich als auch international und auch mit einem Entwicklungsbezug. Was aber schon zu sehen ist, ist, dass so quasi es eher schwammig bleibt. Also es ist ein bisschen so ein, ein Ding, auf das sich alle beziehen und das sich deswegen auch relativ gut für Greenwashing eignet und darum halte ich es für wichtig, dass man sich genau anschaut, was damit gemeint ist. Wer was damit meint und wie es tatsächlich mit den konzeptionellen Grundlagen ausschaut, wenn wir einen Schritt zurückgehen, dann sollten wir uns vielleicht dran erinnern, dass das Thema ja eigentlich so quasi mit der der UNO Agenda 2030 zu tun hat, also mit der sozial ökologischen Transformation, die von der UNO in mit dieser Agenda eben ausgerufen wurde. Und hier ist es dann eben auch breiter zu denken, nämlich eigentlich als „Skills for Green and Just Transition“, also nicht nur Green Skills, sondern eben Skills oder Fähigkeiten und Kompetenzen für einen Übergang zu einer Gesellschaft, die nachhaltig und gerecht sein soll. Und gerade dieses, diese, diese Dimension der sozialen Gerechtigkeit fällt ganz oft weg oder wird sehr stark eingeschränkt, und das gilt so quasi für die Diskussion sowohl in Österreich, in der EU, aber natürlich auch im globalen Süden. Ja, also die Vorstellungen sozusagen, die sich dann von diesem grünen Übergang oder Übergang zu einer grünen Wirtschaft wird es oft auch genannt, die diese Vorstellungen bewegen sich meistens in relativ konventionellen Paradigmen, also so quasi im Diskurs des herrschenden Wachstumsmodells. Und es wird wenig darüber hinaus angedacht. Ja, also dieses Wachstumsmodell soll dann einfach sozusagen mit Hilfe von Technologien grüner gemacht werden. Und in letzter Zeit ist überhaupt zu bemerken, das gilt so quasi auch für den Diskurs zur Entwicklungszusammenarbeit, aber auch in der EU. Gerade so quasi mit der neuen Kommission, das gilt immer stärker im Zusammenhang mit Wirtschaftswachstum, mit Produktivität angesprochen werden und Green Skills auch etwas wieder in den Hintergrund rücken. Also das heißt, es findet hier noch mal eine stärkere Ökonomisierung des Begriffs statt.
 
00:05:49 Emma Sandner
Und wie genau beschäftigt sich die ÖFSE damit? Also wie wird da im Verhältnis zu diesem Thema sich einfach auseinandergesetzt?
 
00:05:56 Margarita Langthaler
Ja, also uns ist eben ein kritischer Blick wichtig auf das Thema. Wir untersuchen einerseits die Diskurse, die geführt werden, vor allem eben von im internationalen Bereich. Von Gebern, die in der internationalen Entwicklung tätig sind und andererseits natürlich auch die akademische Diskussion, die es dazu gibt und was für uns ganz besonders wichtig ist, ist eben auch die Gerechtigkeitsdimension in dieser Frage, die eben oft vernachlässigt wird.
 
00:06:26 Emma Sandner
Und welche Rolle spielt denn die soziale Gerechtigkeit?
 
00:06:29 Margarita Langthaler
Dieser Aspekt wird eben oft vernachlässigt oder überhaupt weggelassen. Meistens konzentriert sich der dann auf diese Phrase „leave no one behind“, die ja auch derzeit in aller Munde ist. Wenn man sich aber das genauer durchdenkt, was das bedeutet, dann sieht man auch, dass es hier nicht darum geht, die Gesellschaft insgesamt gerechter zu machen, Ungleichheiten zu beseitigen oder zumindest stark zu reduzieren, sondern es geht darum, niemanden zu vernachlässigen. Also die Leitidee ist nicht Verteilungsgerechtigkeit, sondern Abfederung sozialer Verwerfungen. Und hier spielt dann das Diskurs noch mal eine ganz spezielle Rolle, wenn man zum Beispiel vorhersehen kann, dass der Ausstieg aus nicht nachhaltigen Industrien, zum Beispiel Kohleabbau oder so, in einer bestimmten Region zu hohen Arbeitslosigkeitsraten führen wird, dann werden oft Gegenstrategien entworfen, und ganz oft spielt da Berufsbildung oder berufliche Weiterbildung, Fortbildung eine wichtige Rolle und. Da bekommen dann eben Skills eine Verantwortung übergestülpt, die sie eigentlich nicht einlösen können. Also natürlich ist jetzt auch vor allem auf individueller Ebene die Ausbildung, die Möglichkeit zur Weiterbildung ein wesentlicher Faktor, um berufliche Alternativen zu finden, aber das kann so quasi strukturelle Veränderungen nicht ersetzen, vor allem nämlich mit dem Fokus auf den Global Süden, weil hier kommt kommen dann noch einige andere Aspekte hinzu, die die Recht wichtig sind. Und zwar im globalen Süden. Ist eben das Hauptproblem, dass es, dass es keine einfach nicht ausreichend Arbeitsplätze gibt, vor allem eben Arbeitsplätze, die tatsächlich auch ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und das dieses Problem kann Bildung einfach nicht lösen, und es gibt sozusagen auch im spezifischen Entwicklungsdiskurs zu Green Skills auch immer wieder den Verweis darauf, dass man den informellen Sektor mitdenken muss, die Mehrheit vor allem in Subsahara-Afrika, aber auch in vielen anderen Ländern. Die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung arbeitet ja im informellen Sektor oder in der Subsistenzlandwirtschaft, also nicht im, nicht im formalen Anstellungsverhältnissen, wie das bei uns der Fall ist. Aber wie man genauso quasi dann mit dem informellen Sektor umgeht, da gibt es jetzt auch nicht wirklich schon gute Erfahrungswerte oder Strategien. Also es geht vor allem darum, hier an den Kompetenzen, die die Menschen haben, anzusetzen und die weiterzubringen und vielleicht auch so quasi für formale Anerkennungen zur zu eröffnen, oder andererseits versucht man mit Organisationen im informellen Sektor zusammenzuarbeiten und so quasi den Leuten dort eben mehr Chancen zu geben, ihre Ausbildung zu erweitern. Aber das ist dann. Es stellt sich dann natürlich auch die Frage, ob so quasi Berufsbildung die einzige Lösung ist für diesen großen Bereich.
 
00:09:20 Emma Sandner
Ja, und das wäre dann eine wünschenswerte Herangehensweise an das Thema?
 
00:09:23 Margarita Langthaler
Ja also ich denk vielleicht noch mal einen Schritt zurück. Green Skills kommt eben wie ich das schon erwähnt hab, von der Debatte um eine sozial ökologische Transformation und das ist ja eigentlich als Chance zu verstehen. Um so quasi tatsächlich strukturelle Veränderungen weltweit sowohl in Nord, Süd Richtung, aber auch innerhalb der einzelnen Länder hinzu mehr Gerechtigkeit und zu mehr Nachhaltigkeit auf den wegzubringen und diesen Gedanken auch tatsächlich gesellschaftsfähig zu machen, also in die Mitte der Gesellschaft zu rücken, und das ist eine, denke ich, wichtige Chance, und die sollte man nicht vergeben dadurch, dass man. Diesen Diskurs um Green Skills sehr eng führt und eben auf spezifische Kompetenzen für bestimmte Berufsbilder verkürzt.
 
00:10:15 Phillip Wailzer-Strobl
Im Rahmen einer Veranstaltung der ÖFSE mit dem Titel „Skills for Green and just transition - Potential and Challenges with a Focus on Africa and South Eastern Europe“ wurde über die zentrale Rolle der Beruflichen Bildung für nachhaltige und gerechte Übergänge diskutiert. Die Veranstaltung wurde von der Austrian Development Agency mitorganisiert. Ein Schwerpunkt lag dabei auf den unterschiedlichen Anforderungen in hoch, Mittel und Niedrigeinkommensländern dabei wurde klar, Berufsbildungssysteme müssen sich flexibel an die spezifischen Gegebenheiten der jeweiligen Länder anpassen. Die Diskussion beleuchtete, welche Kompetenzen für diese Transformationen benötigt werden, aber auch die strukturellen Hürden für die bestehenden Berufsbildungssysteme. Besonders wichtig war die Frage, wie soziale Gerechtigkeit und Inklusion gefördert werden können. Ein weiterer Aspekt war die Rolle verschiedener Akteurinnen von Regierungen und Entwicklungsorganisationen über Unternehmen und NGOs bis hin zu den Institutionen beruflicher Bildung selbst. Auch der informelle Sektor wurde nicht außer Acht gelassen. Wie können die Menschen, die in diesem Sektor arbeiten, unterstützt werden? Und wie kann das Potenzial des Sektors in den Übergangsprozess integriert werden? Die Veranstaltung zeigte berufliche Bildung und Ausbildung sind der Schlüssel, um den Wandel zu einer nachhaltigen und gerechten Wirtschaft erfolgreich zu gestalten zur Vertiefung des Themas haben wir mit Ralf lange gesprochen. Er ist Experte für berufliche Bildung und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit der Förderung von Beschäftigung, insbesondere im Bereich grüner Transformationen. Sein Fokus liegt darauf, wie angepasste Ausbildungsprogramme und Green Skills zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung beitragen können, besonders in Ländern des globalen Südens. 


00:12:05 Ralf Lange
Man kann das ein bisschen eingrenzen? Also es ist natürlich vor allem die sind das, die erneuerbaren Energien, die sind ja in aller Munde. Es ist aber eben auch die, die nachhaltige Mobilität, also insbesondere E. Mobilität. Der Bausektor trägt ganz, ganz wesentlich zum CO2-Eintrag bei, das heißt auch nachhaltiges Bauen ist ein wichtiges Thema, noch nicht so prominent in der Diskussion und das ganze Thema Kreislaufwirtschaft und Recycling gerade in den Ländern des globalen Südens, aber auch im Norden spielt die Landwirtschaft, also nachhaltige Landwirtschaft, eine wichtige Rolle, das heißt das? Nachhaltige Bodennutzung, nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen et cetera. Auch das ist, wenn man so will, ein Sektor, der als Green gelabelt werden kann. Im Allgemeinen wird die Landwirtschaft immer grün bezeichnet, aber hier gibt es eben einen besonderen Fokus auf nachhaltige Landwirtschaft generell schafft ja die die Berufsbildung auch die grüne Berufsbildung nicht per se Jobs oder grüne Jobs. Sondern sie ist, wenn wir jetzt die grüne Wirtschaftsentwicklung und Transformation betrachten, ist sie ein wichtiger Baustein, also ohne die entsprechend ausgebildeten Fachkräfte werden auch diese Wirtschaftssektoren sich nicht entwickeln können, da ist Expertise notwendig, und da leistet die Berufsbildung, aber natürlich auch die Hochschulbildung wichtige, ganz wichtige Beiträge, wenn ich mir die Potenziale anschaue. Also generell ist es. Denke ich ein gangbarer Weg. Grüne Berufsbildung als Teil einer Modernisierungsstrategie für berufliche Bildung zu sehen, also berufliche Berufsbilder haben sich immer schon gewandelt und die wandeln sich jetzt hinsichtlich der der Anforderungen für die grüne Transformation. Es heißt, es wird eigentlich weniger neue Berufe geben, sondern eher als. Angepasste, weiterentwickelte Berufsbilder und so wird es auch in Europa inzwischen in vielen Ländern praktiziert und auch zunehmend im Süden, was die Potenziale für Green Skills für grüne Kompetenzen im Arbeitsmarkt angeht. Das hängt natürlich ganz, ganz elementar mit dem Wirtschaftswachstum in diesen Bereichen mit der Wirtschaftsentwicklung zusammen, also da braucht es eben die entsprechenden Impulse seitens Politik seitens der Privatwirtschaft. Wenn ich mir zum Beispiel den Bereich der erneuerbaren Energien anschaue, dann haben wir zum Beispiel in ariden Ländern des Südens echte Standortvorteile für Photovoltaik, da wird sich viel entwickeln und bewegen in den nächsten Jahren. Zentral sind natürlich dabei, dass die Investitionen stattfinden und dazu braucht es dann eben auch Fachkräfte. Und dass diese Fachkräfteentwicklung, die muss auch eine Langfriststrategie sein. Ja, also da ist n doch n recht großes Potenzial. Mit anderen Sektoren sind die sind die Prognosen doch zum Teil recht unsicher und noch vager. Auch zum Beispiel der Bereich der Kreislaufwirtschaft. Da ist viel mehr Arbeitsmarktforschung notwendig, um die Potenziale zu ermitteln. Wenn ich jetzt noch mal wirklich auf sich entwickelnde Wirtschaften, auf Entwicklungsländer schaue, vor allen Dingen, die mit geringeren Lebensstandards die sogenannten „least developed countries“ da ist, ja wird ja die Wirtschaft häufig von kleinsten und kleinen Unternehmen dominiert. Auch da sind Potenziale da, gerade auch in der Photovoltaik. Aber dann muss auch also grüne Berufsbildung ist dann nur ein Bestandteil davon, da geht es eben auch ganz zentral um die Förderung grüner Business Ideen, um Entrepreneurship etc. und wenn ich mir die Potenziale für die Berufsbildung noch mal anschaue, dann muss ich. Grüne und digitale Kompetenzen Zusammendenken also. Das sind beides wichtige Modernisierungsbausteine für die berufliche.
 
00:16:13 Phillip Wailzer-Strobl
Bildung nachdem wir gehört haben, welche enormen Potenziale die grüne Berufsbildung bietet, werfen wir nun einen Blick auf die Herausforderungen, die es dabei zu bewältigen gilt. Insbesondere im globalen Süden.
 
00:16:25 Ralf Lange
Zum einen braucht es natürlich den politischen Willen dafür, also die Politik setzt da die Rahmenbedingungen. Wie ich schon sagte: Man kann natürlich auch ein Stück weit gerade bei Projektansätzen so ein Bottom-up-Ansatz versuchen, dass man graduell Berufe grünt, das heißt, die grünen Kompetenzen einbaut und das eben, wie ich vorhin sagte, als Bestandteil der Modernisierung der Berufe sehen, auch wenn der Politikrahmen jetzt noch nicht ideal ist, das. Auch spielen Berufsbildungseinrichtungen können einen Modellcharakter spielen. Das heißt, wenn die grüne Technologien anwenden, wird das auch sichtbar. Das sind alles so „bottom up“-Möglichkeiten. Ein generelles Problem ist der geringe Stellenwert von beruflicher Bildung in vielen Gesellschaften, auch bei uns ist das nicht mehr ganz so, die berufliche Bildung, der Stellenwert, der Status der beruflichen Bildung, der war schon mal anders. Und das ist n generelles Problem. Das betrifft jetzt nicht grüne Berufsbildung per se, aber das ist natürlich n Hindernis und n weiteres substanzielles Hindernis sind die relativ schwach. In vielen Ländern sind die Berufsbildungssysteme schwach, die sind schlecht finanziert worden, die sind von der Politik nicht als prioritär betrachtet worden, da ist aber Veränderung in vielen Ländern des Südens gibt es. Gibt es jetzt auch von der seitens der Politik eine größere Aufmerksamkeit auf den Berufsbildungssektor? Es sind in vielen Ländern Reformen angestoßen worden und da bieten sich eben auch Chancen, Berufsbildung zu Grünen, also wir haben vor allen Dingen mehr Offenheit in den Ländern, wo die Klimakrise sichtbar ist, zum Teil sogar mehr als in den Ländern des Nordens. Ein weiteres generelles Problem für die für die Berufsbildungsreformen und die Modernisierung ist der Mangel an Ressourcen. Also zum einen natürlich Finanzierung, aber vor allen Dingen auch Lehrkräfte. Also wie gut sind die Lehrkräfte ausgebildet und hier? Das ist n wichtiger Hebel, um Berufsbildungssysteme zu Grünen muss ich bei der Lehrkräfte aus und Weiterbildung ansetzen.
 
00:18:44 Phillip Wailzer-Strobl
Neben den systemischen Herausforderungen, die wir gerade gehört haben, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf den informellen Sektor zu werfen. Dieser dominiert in vielen Ländern des globalen Südens die Wirtschaft und birgt ein enormes, oft unterschätztes Potenzial für nachhaltige Entwicklungen.
 
00:19:00 Ralf Lange
Kleinste und kleine Unternehmen, die kämpfen natürlich täglich ums Überleben, also Green Skills und überhaupt grüne Themen stehen da nicht an vorderster Front, wenn man da etwa Bewegungen hineinbringen möchte, das sind die Erfahrungen von vielen Projekten, die in dem Bereich arbeiten. Dann müsste das Geschehen durch zum Beispiel Energieeinsparung, also eine erhöhte Energieeffizienz von kleinen Unternehmen, kann die Kosten drücken, auch wenn, wenn Lieferketten nicht funktionieren und ich dann auf Recycling um Umstelle, um lokal Rohstoffe verfügbar zu machen, dann ist das auch ein Business Case. Also ich brauche ein Business Case damit auch kleinste Unternehmen nachhaltiger werden. Das andere Thema sind natürlich Regularien. Also ein Beispiel ist der Ganze. Da gibt es in Ghana gibt es eine große Industrie zum Recycling von Elektroschrott, die ist beileibe nicht umweltfreundlich, die hat ziemliche Umweltschäden verursacht und da kann ich natürlich mit einem mit einem Sektor adressieren, dadurch, dass ich Regularien schaffe, die die Umweltverschmutzung eingrenzen sollen, aber da braucht es natürlich auch Skills dafür, das. Das braucht überhaupt ein Bewusstsein bei den kleinen und kleinsten Unternehmen über die Umweltverschmutzung und die die Nachteile, die sie selber haben, für die Gesundheit, für die sind World, die Arbeitsbedingungen sind extrem schlecht und da, da kann ich so einen ganzen Sektor adressieren hinsichtlich der Verbesserung der Arbeitsbedingungen in diesem Sektor einen anderen Hebel, den ich sehe ist, ist die Verbesserung der traditionellen Lehre in ganz vielen Ländern. Besonders in Westafrika, aber überhaupt. „Learning at the workplace“, also das Lernen am Arbeitsplatz, ist sehr verbreitet in vielen Ländern, es ist mehr oder weniger anerkannt und ich kann es gibt viele Bestrebungen, vor allen Dingen die ILO, die die Internationale Arbeitsorganisation hat da schon lange dazu gearbeitet, dass ich die traditionelle Lehre an sich verbessere und auch modernisiere und auch Abschlüsse ermögliche. Das sind dann auch so n bisschen kooperative Ausbildungsmodelle, wo Auszubildende in diesen Kleinstbetrieben auch eine schulische parallele schulische Ausbildung in einer Berufsschule bekommen. Und da kann ich natürlich dann diese Nachhaltigkeitsthemen mit einbringen und eine Veränderung von unten wieder bewirken, was das Umweltbewusstsein angeht, da muss ich bei der jungen Generation ansetzen, ich denke bei den Älteren wird man da nicht ganz so viele Chancen haben.
 
00:21:38 Phillip Wailzer-Strobl
Die ÖFSE beleuchtet in ihrer Veröffentlichung „Skills for Green and Just Transitions“ die entscheidende Rolle der Beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung. Das Paper analysiert, wie Green Skills, also Kompetenzen, die den Übergang zu einer Grünen und gerechten Gesellschaft unterstützen, auf systemischer, institutioneller und politischer Ebene verankert werden können. Dabei wird verdeutlicht, dass technische Fähigkeiten alleine nicht ausreichen. Es braucht eine ganzheitliche Transformation von Bildungssystemen, die soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit integriert. Ein Highlight der Studie ist die Untersuchung von Ansätzen in Ländern wie Südafrika, die zeigen, wie eng Umwelt und Bildungspolitik verknüpft werden müssen. Auch wird betont, dass internationale Akteurinnen wie die ILO oder UNESCO zunehmend grüne Kompetenzstrategien fördern, diese aber oft an der praktischen Umsetzung scheitern. Weitere Details zu diesen Studien sowie praxisorientierte Ansätze finden Interessierte auf der Website der ÖFSE unter . Zum Abschluss lässt sich festhalten die Themen Green Skills und berufliche Bildung bieten viele Chancen für eine nachhaltige Entwicklung, stehen jedoch vor großen Herausforderungen, insbesondere in der praktischen Umsetzung. Es braucht dringend stärkere Verknüpfungen zwischen unterschiedlichen Politikfeldern wie Bildung und Umwelt, Wirtschaft und Sozialpolitik. In der nächsten Sendung geht es um die Living Library, ein innovatives Format, bei dem Menschen zu lebenden Büchern werden und ihre Perspektiven zu den SDGS teilen. Mehr dazu erfährt ihr dann am 6. Jänner. Jetzt bleibt mir nur noch zu sagen, ABONNIERT das C3-Radio sendet uns Feedback an C3-radio @centrum3.at. Danke fürs Zuhören im Jahr 2024 und kommt gut über die Feiertage ins neue Jahr 2025. Wir hören uns.
 
00:23:41 Outro
C3-Radio. Das entwicklungspolitische Radio. Aktuelles aus dem Bereich der internationalen Entwicklung. Mit Emma Sandner und Philipp Strobl.

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