C3-Radio

Die Living Library: „Miteinander reden statt übereinander“

Season 2 Episode 10

06.01.2025
C3-Radio
Die Living Library: „Miteinander reden statt übereinander“ 
 
Am 3. Dezember fand in der C3-Bibliothek für Entwicklungspolitik eine „Living Library“ zum Thema „Mitreden, mitgestalten, mitbestimmen – die SDGs im Dialog“ statt. Dabei konnten sich Jugendliche mit Expert*innen in Form „lebender Bücher“ direkt und niederschwellig austauschen. Aber was genau ist eigentlich eine Living Library? An wen richtet sich dieses Format und was macht es so besonders? 

Das C3-Radio war bei der Living Library live dabei und hat mit den Organisator*innen, den lebenden Büchern, den Begleitlehrer*innen und natürlich den Jugendlichen gesprochen. 

Einmal pro Jahr veranstalten die Organisationen der C3-Bibliothek eine solche Living Library, jedes Jahr unter einem anderen Thema. Mehr Informationen dazu finden Sie hier. Eine Liste der lebenden Bücher hier und eine Fotostrecke hier.


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Hosts: Phillip Wailzer-Strobl
Stimmen: Sarah Schmelzer (ÖFSE), Regina Pfennigschmidt (Attac), Shayan Shamkhani, Dana Wasserbacher (AIT), Rudi Anschober (Autor), Magdalena Berger (Uni Wien), Eva Knechtelsdorfer & Kerstin Dobschak (Wiedner Gymnasium), Fabio Hofer (We wish you a safe ride!), Schüler*innen (anonym) und Heinz Heistinger (ÖKF Fishlife).

Musik by Alisia from pixabay 

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Intro:
Willkommen beim C3- Radio, dem entwicklungspolitischen Radio aus dem Zentrum für internationale Entwicklung. Aktuelle Themen und Entwicklungen präsentiert von Emma Sandner und Philipp Strobl.
 
Phillip Wailzer-Strobl:
Das ist das C3-Radio. Mein Name ist Philipp Wailzer-Strobl und heute haben wir ein ganz besonderes Thema für euch. Wir stellen euch ein Format vor, das neugierig macht und zum Nachdenken anregt. Die Living Library. Unter dem Titel "Mitreden, mitgestalten, mitbestimmen - die SDGs im Dialog" fand am 3. Dezember 2024 eine solche Living Library in der C3- Bibliothek für Entwicklungspolitik statt. Dabei hatten Jugendliche die tolle Gelegenheit, sich mit verschiedenen Expert*innen, den sogenannten lebenden Büchern in Form von Kleingruppengesprächen direkt und niederschwellig auszutauschen. Aber was steckt hinter diesem Konzept und was hat das alles mit den Nachhaltigkeitszielen zu tun? In dieser Episode schauen wir uns an, wie junge Menschen durch persönliche Gespräche mit den lebenden Büchern in die Welt der SDGS eintauchen und erfahren, was sie selbst zu einer nachhaltigen und gerechten Zukunft beitragen können. Das C3-Radio war für euch mit dabei und hat Eindrücke von Schüler*innen, Perspektiven von Lehrkräften und die Erfahrungen der lebenden Bücher selbst für euch eingefangen. Jedes lebende Buch bringt eine einzigartige Perspektive und eigene praktische Erfahrungen mit in die Diskussion, um die Themen für die Jugend greifbar zu machen. Begonnen hat der Vormittag mit der Vorstellung der lebenden Bücher und ihrer Themen. Hören wir mal rein, was Regina Pfennigschmidt von Attac, der Bildungsexperte Shayan Shamkhani und Dana Wasserbacher vom Austrian Institute of Technology zu sagen haben.
 
Regina Pfennigschmidt:
Es geht viel um das nicht-haben. Und eben nicht das haben. Was ich aber dabei hab, ist eine Art kleines Memory, weil ich dachte, um da oder um zu verstehen, wie wir Armut bekämpfen können in der Politik, aber auch in der Gesellschaft, ist es auch wichtig zu verstehen, was Armut überhaupt ist.  

 

Shayan Shamkhani:
Ich bin der Shayan. Ich komme ursprünglich aus dem Iran, und ich habe das Bildungssystem in Österreich nicht so gut gefunden, deswegen ist Bildung mein Herzensanliegen. Ich studiere auch Bildungswissenschaften und ich habe ein, also mein lebendes Buch im Detail ist ja "Gleiche Träume, ungleiche Chancen" und ich habe ein Buch von Melisa Erkurt mitgenommen. Das ist das "nicht- lebende" Buch, das ich sehr gerne mag. Das heißt Generation Haram und was dieses Buch mit meinem lebenden Buch zu tun hat, vielleicht ein bisschen, das werden wir dann in der kleinen Runde besprechen.  

 

Dana Wassrbacher:
Es geht um Wasser. Und die Frage ist, was hat Wasser mit Technologie zu tun? Und zwar mit Technologien wie Chat-GPT, TikTok und Netflix. Und ich freue mich darauf mit euch darüber zu sprechen.
 
Phillip Walizer-Strobl:
Auch Themen wie menschenwürdige Arbeit, Klimaschutz oder nachhaltige Städte werden lebendig. So sagt der ehemalige Gesundheitsminister Rudi Anschober zu SDG 11 "nachhaltige Städte und Gemeinden":
 
Rudi Anschober:
Ich habe euch mitgebracht, ein Buch, das sich mit diesem Thema auseinandersetzt. Ich habe das letztes Jahr geschrieben, heuer veröffentlicht und in dem Buch, und das möchte ich mit euch dann nachher detaillieren und konkret durchreden geht es um gute Beispiele. Wie schauen tolle Städte aus, die inklusiv sind, die ökologisch in Ordnung sind, die Klimagerecht sind und welche Großstädte auf der Welt sind schon am Weg dorthin?
 
Phillip Wailzer-Strobl:
Diese Vielfalt an Perspektiven zeigt, wie die SDGs unser Leben in den unterschiedlichsten Bereichen berühren und beeinflussen. Bevor wir aber tiefer einsteigen, sollten wir klären, was eine "Living Library" eigentlich genau ist. Sarah Schmelzer, die den Bereich Bibliothek der ÖFSE leitet, erklärt im Gespräch mit dem ÖFSE-Mitarbeiter Klemens Lobnig, worum es dabei genau geht und an wen sich das Format richtet.
 
Sarah Schmelzer:
Eine Living Library ist ein partizipatives Veranstaltungsformat. Es ist ein Format, in dem lebende Bücher, ja lebende Bücher, das sind Expert*innen, die ihre Erfahrung, ihre Expertise in Gesprächen mit den Leser*innen an dieser Veranstaltung teilen. Und Leser*innen sind in unserem Fall zumeist Jugendliche, junge Erwachsene im Alter von 15 bis 19 Jahren.
 
Klemens Lobnig:
Woher kommt dieses Konzept?
 
Sarah Schmelzer:
Also es gibt unterschiedliche unterschiedliche Ausformierungen dieser Art von Veranstaltungen dieser Living Libraries. Ursprünglich als eines der ersten der ersten Formate kamen aus Dänemark unter dem Titel "Human Library". Ich glaube in den 2000ern. Ursprünglich ist die Idee, Menschen aus einer, aus einer Kommunikation, an einem Ort in ihrer Unterschiedlichkeit zusammenzubringen, zu Gesprächen zusammenzubringen. Das heißt der ursprüngliche Fokus liegt darin, dass ganz, ganz verschiedenste Menschen an einem Ort, zumeist einen öffentlichen Bibliothek zusammenkommen und voneinander etwas erfahren, um Vorurteile dadurch abzubauen. Unsere Living Library ist ein bisschen anders ausgestaltet. Dahingehend anders ausgestaltet, dass bei uns zunächst an erster Stelle einmal ein Thema in den in den Mittelpunkt rückt und rund um dieses Thema dann sehr wohl Menschen, Expert*innen, Aktivist*innen als lebende Bücher an der Veranstaltung teilnehmen und ihre unterschiedlichen Perspektiven auf dieses Thema und ihr Engagement für ein Thema sichtbar machen. Die Living Library, die wir hier im C3 machen schon seit einigen Jahren, lädt zur Veranstaltung als Leser*innen, Jugendliche ein. Das sind zumeist Schulklassen oder Teile von Schulklassen, die einen Vormittag hier verbringen, im Alter zwischen 15 und 19 Jahren. Eine möglichst gemischte Gruppe aus unterschiedlichen Schultypen, auch unterschiedlichen Altersstufen, um auch sozusagen in der Gruppe der der Leser*innenschaft ja verschiedene Perspektiven in die Gespräche einzubringen.
 
Klemens Lobnig:
Was würdest du sagen aus deiner Perspektive, was macht dieses Format der Living Library so besonders?
 
Sarah Schmelzer:
Was es besonders macht ist, dass es ein ein Veranstaltungsformat ist, das durch und durch dialogisch ist. Dialogisch in Kleingruppen. Das heißt, die die Zugänglichkeit und die Möglichkeit, Dialoge zu führen, doch für alle Teilnehmer*innen mitgegeben ist. In Gruppen von drei, vier Personen kommt dann jeder zu Wort. Das ist mal sozusagen der Aspekt, da ja tatsächlich in Partizipation und dem Dialogführung auch einer Dialogführung auf Augenhöhe sind Gespräche. Und keine Kurzvorträge in Kleingruppen. Das ist ein wichtiger Aspekt. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der es besonders macht und auch erfolgreich macht, ist, dass in einem solchen Veranstaltungsformat ein Thema - ein durchaus auch komplexes Thema - lebensnahe, lebensrealitätsnah bearbeitet werden kann vielleicht. Ich frag mich dann bei 3 Punkten stehen. Ich sage noch den dritten: Wesentlich ist, dass es im Fokus der Veranstaltungen immer auch durch den Beitrag der lebenden Bücher, die manchmal Forscher*innen sind, oft Menschen, sind die sich engagieren, für einen Bereich, für ein Thema, immer auch die Gestaltungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen im Fokus stehen.
 
Klemens Lobnig:
Wenn man jetzt so eine Living Library als Teil der Arbeit des C3, beziehungsweise der ÖFSE sieht: Wie fügt sich diese Living Library in unsere Arbeit ein?
 
Sarah Schmelzer:
Zum einen kann man sagen, von dem, was ich jetzt auch gerade erzählt habe, ist die Living Larry ein bisschen das Abbild der gesamten, unserer gesamten Bildungsaktivitäten oder unseres Ansatzes in unseren Bildungsaktivitäten zu globaler nachhaltige Entwicklung an einem Vormittag. Es bildet damit sehr gut ab, was wir erreichen wollen. Also wir wollen einen Dialog, wir wollen globale Verflechtungen, globale Themen, Lebensrealität nah erfahrbar und zugänglich machen. 
 
Klemens Lobnig:
Ich habe ein paar Mal im Zusammenhang mit der Living Library jetzt, das Wort "transformative Bildung" aufgeschnappt sozusagen. Wenn man jetzt diese Living Library da einordnet, wieso ist das ein wichtiges Format im Hinblick auf transformative Bildung?
 
Sarah Schmelzer:
Zum einen, ich habe es eben auch schon ein bisschen gesagt. Das ist die Living Library ein Veranstaltungsformat, eine Veranstaltung, die es möglich macht, komplexe globale Zusammenhänge herunterzubrechen für junge Menschen. Nahe an ihrem Alltag, an ihrer Lebensrealität. Zu erfahren, wo diese Themen einem begegnen, welche Vielfältigkeit sie haben und in welchen Zusammenhängen. In welchen globalen Zusammenhängen einzelne Themen stehen. Das heißt, dadurch ergibt sich an einem Vormittag für eine, ja für eine Anzahl von 60 Jugendlichen, die Möglichkeit sehr tief da einzusteigen. Das heißt ja, Verbindung herzustellen, sich selbst, sich selbst auch zu verorten und zu erfahren. Und sich zu erfahren. Zum einen, das es sehr wohl eine gemeinsame Verantwortung gibt, aber auch zu erleben und sich auszutauschen darüber, wo denn die Gestaltungsmöglichkeiten sind und wie man, wie man dazu beitragen kann, wie man sich engagieren kann. Ja, für eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft. Was man auf jeden Fall noch sagen muss ist, dass wir ja sozusagen die Platt, also wie im C3, wir sind die Plattform für diese Veranstaltung. Also wir auch hier als Veranstaltungszentrum oder als Bibliothek die Plattform sind für die Informationen, für das Wissen, für das Austausch. So ist das auch in den dieser Veranstaltung, das heißt, wir arbeiten eng zusammen mit den Personen, die als lebende Bücher sich beteiligen. Und das ist ein wertvoller Beitrag. Es ermöglicht auch uns als Veranstalter*innen ja, uns zu vernetzen, uns auszutauschen, zu erfahren, wofür denn wofür, denn die Initiativen und Menschen sich engagieren und hier brennen. Und es ist ein toller Beitrag auch, dieser oft ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, die hier zu uns kommen und diese tolle Veranstaltung ermöglichen.
 
Klemens Lobnig:
Hast du das Gefühl, dass die lebenden Bücher auch etwas mitnehmen können aus dieser Veranstaltung?
 
Sarah Schmelzer:
Ja, viel. Sie können viel mitnehmen, weil es auch ganz ganz oft fit. Also wir begleiten die Vorbereitung, das heißt, wir geben schon auch ein wenig einen Rahmen, ein paar Tipps, wie man denn so Gespräche führt mit Jugendlichen im Alter von 15 Jahren. Vielleicht auch nicht immer ganz, ganz einfach, aber das Feedback ist durchwegs auf beiden Seiten, sowohl von den Schüler*innen, aber auch von den Büchern, den lebenden Büchern, dass man etwas gelernt hat, dass man etwas mitnimmt. Das heißt die Intention, dass es ein beidseitiges lernen ist, bestätigt sich da auch für die Arbeit. Auch für meine Arbeit, für unsere Arbeit, wie auch für die Arbeit dieser lebenden Bücher ist es ja ganz relevant, was ist die Lebensrealität, was sind denn die brennenden Punkte, die Jugendliche heute interessieren? Und in dem Sinne lernen und nehmen auch die Bücher sehr viel mit.
 
Phillip Wailzer-Strobl
Das klingt in der Tat nach einem wirklich spannenden Prinzip und einer gelungenen Umsetzung von Seiten des C3. Aber schauen wir wieder in die Bibliothek, wo die Vorstellung nun vorbei ist und die Jugendlichen Zeit hatten, sich am Desk jene lebenden Bücher auszuleihen, die sie am spannendsten fanden. Diese Zeit haben wir genutzt, um mit den Büchern über ihre Erwartungen zu sprechen. Magdalena Berger, Klimaaktivistin und Humangeographin, die mit den Jugendlichen zum Thema Klima, Krise, Kurdistan sprach, erzählt:
 
Magdalena Berger:
Ich hoffe, dass sie, dass es coole Fragen gibt von den Jugendlichen, dass sich gute Gespräche ergeben. Und das ich ein bisschen die Möglichkeit hab so vielleicht so Vorstellungen, die man hat über so Regionen wie in Kurdistan oder Irak hat, also bisschen aufzubrechen und das man so ein bisschen näher bringt, wie nahe die Dinge, mit denen Leute dort zu kämpfen haben, eigentlich mit uns verknüpft sind. Ja, ich bin tatsächlich besonders gespannt, welche Blickwinkel die Jugendlichen mitbringen. Also ich habe mir zum Beispiel im Vorhinein überlegt, welche Fragen könnten sie stellen und ich bin sehr gespannt, ob das irgendwie so "matcht" mit dem, was die Jugendlichen dann fragen werden oder ob sie vielleicht komplett eigene Sichtweisen mitbringen, ob sie ganz anders auf diese Dinge schauen.
 
Phillip Wailzer-Strobl:
So, die Bücher sind ausgeliehen und die Jugendlichen haben die jeweiligen Stationen aufgesucht. Los geht's mit der ersten Gesprächsrunde. Zeit mit den Begleitlehrer*innen zu sprechen und ihre Sichtweise auf die Living Library zu erfahren.
 
Eva Knechtelsdorfer & Kerstin Dobschak:
Haben wir vorhin schon drüber gesprochen, dass es besonders ist, dass die Schüler*innen unterschiedliche Perspektiven kennenlernen. Und vor allem nachfragen können, weil auch wenn Sie ein Buch lesen, bleiben doch trotzdem offene Fragen. Und hier können sie Antworten bekommen.
 
Phillip Wailzer-Strobl:
Sagt uns Eva Knechtelsdorfer vom Wiedner Gymnasium und ihre Kollegin Kerstin Dopschak ergänzt:
 
Eva Knechtelsdorfer & Kerstin Dobschak:
Wir haben aber auch gesagt, dass es interessant ist für die lebenden Bücher auch einen Perspektivenwechsel zu bekommen. Weil wie oft sind diese Bücher tatsächlich mit Teenagern, mit Kindern in Kontakt, wenn sie jetzt keine eigenen haben. Und Kinder in dem Alter haben die Tendenz, sich auch kein Blatt vor den Mund zu nehmen und einfach frei raus zu fragen. Und ich glaube, das ist auch wertvoll für die andere Seite, auch für die Bücher.
 
Phillip Walizer-Strobl:
Insbesondere aus einer didaktischen Perspektive kommt die Living Library bei den beiden Lehrerinnen gut an.
 
Eva Knechtelsdorfer & Kerstin Dobschak:
Also es ist auf jeden Fall mal disloziert. Das hilft. Alles, was außerhalb des Schulhauses stattfindet, hat bei den Kindern einen anderen Stellenwert, eine andere Wertigkeit. Darauf lassen Sie sich eher ein oder öffnen sich, als wenn wir im Klassenzimmer sitzen. Sie waren aber schon auch jetzt ein bisschen überrascht, in Gruppen zusammenarbeiten zu müssen. Oder zumindest in einer Gruppe sind mit Menschen, die sie halt nicht so kennen. Da waren sie etwas schockiert. Aber das tut ihnen, glaub ich, sehr sehr gut. Dass sie auch mal außerhalb der Schule mit Schüler*innen in Kontakt kommen. Ich glaub ein großes Problem, dass auch der Schule immer wieder vorgeworfen wird, ist, dass wir tendenziell vor allem an der AHS realitätsfern sind in gewissen Dingen. Und das hier ist einfach absolut "hands on". Also Expertinnen und Experten aus dem Feld. Das ist halt etwas, was in einer HTL zum Beispiel Gang und gäbe ist. Aber an der AHS haben die Kinder eigentlich nie die Möglichkeit, mit Menschen, die in der sogenannten echten Welt arbeiten, in Kontakt zu kommen. Also das finde ich wahnsinnig wertvoll.
 
Phillip Wailzer-Strobl:
Im Zentrum der Living Library standen neben den lebenden Büchern vorwiegend die Jugendlichen. Deshalb haben wir uns natürlich auch mit ihnen unterhalten und noch während der Veranstaltung bei ihnen nachgefragt.
 
Jugendliche:
Also Wir haben heute mit extrem verschiedenen Menschen geredet über extrem verschiedene Probleme. Die aber jetzt nicht sich unterscheiden unbedingt an ihrer Wichtigkeit in der Gesellschaft heute. Es war extrem spannend, weil es dann eben doch noch einen riesigen Unterschied macht, ob man Papers und Research zu verschiedenen Themen liest oder ob wirklich die Person, die dahinter steht, vor einem sitzt, die eben die persönlichen Fragen dazu auch beantworten kann und auf die Interessen eingehen kann. Und deswegen ist dieses Format von einer Living Library einfach extrem extrem spannend und ja. Ich muss mich da anschließen. Ich habe davor noch nie wirklich davon gehört gehabt und das Konzept ist auf einfach unglaublich faszinierend. Vor Leuten zu sitzen, die sich auskennen in ihrem Themengebiet und dann einem persönlichen Fragen beantworten können, egal über was. Ich finde, die Leaving Library war sehr cool, weil es war erstmals eine riesige Auswahl, was man alles lesen konnte. Und es war beim Lesen, wo man sozusagen die Geschichten fast hören konnte, die man wollte. Also die Antworten in Büchern hören konnte, die man wollte, weil, wenn man ein Buch liest und dann wissen will, wie es weitergeht, konnte man das gleich sich "spoilern" lassen sozusagen, und das fand ich sehr cool.
 
Phillip Wailzer-Strobl:
Das klingt danach, als wäre die Living Library bei den Jugendlichen gut angekommen. Schön zu hören, wenn sich die doch intensive Vorbereitung einer solchen Veranstaltung bezahlt macht, auch bei den Büchern selbst.
 
Fabio Hofer:
Ich lerne vor allem auch von den Kids, dass das Interesse und die Art und Weise, wie sie fragen ist auch für meine Arbeit relativ wichtig. Als Künstler, der immer wieder in verschiedenen Bereichen arbeitet und auch mit Leuten immer wieder neue Research Themen angeht. Und die Art und Weise, wie die, wie die Kinder Fragen, sind sehr inspirierend für mich eigentlich und kann ich einiges mitnehmen auch.
 
Philipp Wailzer-Strobl:
Sagt uns Fabio Hofer, Essenslieferant und Künstler vom Kollektiv wie "Wish You A Safe Ride" und Rudolf Anschober, der bei der Living Library SDG11 repräsentiert hat, erinnert sich an seine Zeit als Volksschullehrer.
 
Rudi Anschober:
Ich bin ja irgendwann einmal vor ewigen Zeiten n Volksschullehrer gewesen und hab mich mit der Frage der Pädagogik zumindest in der Theorie und dann später 4 Jahre auch in der Praxis auseinandergesetzt. Und du vergisst das alles ja im Lauf der Jahrzehnte wieder. Und zu lernen, verständlich zu sprechen, zum Beispiel wegzugehen von den Fachbegriffen. Ich hab so den Eindruck, dass Schülerinnen und Schüler das auch unmittelbarer sichtbar machen, wenn du irgendwie zu theoretisch unterwegs bist oder in einer Sprache, die nicht verständlich ist, unterwegs bist, und das war für mich ein sehr schöner Erinnerungseffekt. Da ein bisschen unkomplizierter wieder zu werden.
 
Phillip Wailzer-Strobl
Man hört richtig, dass die Atmosphäre in der C3-Bibliothek an diesem Tag gut war, gelassen und niederschwellig einerseits, motiviert auf der anderen Seite. Um die vielen Eindrücke auch verarbeiten zu können, gab es für die Jugendlichen am Schluss eine Reflexionsrunde, bei der sie ihre Eindrücke noch einmal untereinander austauschen konnten. Was wurde erfahren, wo können wir was tun, wie kann eine gerechte und nachhaltige Zukunft aussehen? Die Schlussrunde nutzte das lebende Buch Heinz Heistinger von ÖKF Fishlife für ein schönes Statement.
 
Heinz Heistinger:
Das war das erste Mal bei so einer Veranstaltung dabei und ich kann euch allen nur gratulieren und es ist eine Wohltat zu sehen, dass die "digital generation" nicht nur, wie das leider Gottes immer wieder behauptet wird am Handy hängt und "videospielt". Sondern jetzt eine unglaubliche Vielzahl an Ideen, an Fakten und an Visionen mitbringt. Und ich wünsche euch dazu wirklich von ganzem Herzen alles Gute!
 
Phillip Wailzer-Strobl:
Dem können wir uns nur anschließen und damit sind wir auch schon wieder am Ende unserer Zeit. Wer mehr Informationen zur Living Library und zur C3-Bibliothek sucht, findet sie auf der Website centrum3.at. Ich hoffe, die Sendung hat euch gefallen für Feedback und Anregungen, schreibt wie immer gerne auf C3radio@centrum3.at und vergesst nicht unsere Sendung zu abonnieren. Und beim nächsten Mal, da sprechen wir über Rassismus und Diskriminierung an österreichischen Hochschulen. Bis dahin macht es gut und wir hören uns!

Outro:
C3-Radio! Das entwicklungspolitische Radio. Aktuelles aus dem Bereich der internationalen Entwicklung. Mit Emma Sandner und Philipp Strobl.
 
 
 

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