C3-Radio

It's Up To You! Wiener Jugendliche gestalten Demokratie

Season 2 Episode 20

03.11.2025
C3-Radio
It's Up To You! Wiener Jugendliche gestalten Demokratie  

„Wenn wir wollen, dass Demokratie lebendig bleibt, müssen wir die Jugendlichen dazu begeistern, dass sie auch Wege finden, wie sie sich an der Stadtgestaltung beteiligen können“, sagt Ursula Bauer von der Stadt Wien und trifft damit einen wichtigen Punkt. Viele Jugendliche wollen mitbestimmen, fühlen sich aber machtlos und nicht gehört. 

Hier setzt das Projekt „It’s up to you! Deine Stadt, deine Entscheidung“ an, das von der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) ins Leben gerufen wurde. Im Rahmen dieses Projekts, das Teil des Wiener Demokratiejahres ist, und von der Stadt Wien gefördert wird, schlüpfen Jugendliche bei Workshops in die Rollen von Entscheidungsträger*innen. Gemeinsam mit Expert*innen verhandeln, diskutieren und entwickeln sie Lösungen für eine nachhaltige und gerechte Stadt der Zukunft. 

Das C3-Radio war bei einem dieser Workshops live dabei!


In dieser Episode sprechen wir u.a. mit:

Sarah Schmelzer (ÖFSE), Projektleiterin, über die Vienna City Labs 

Ursula Bauer, Leiterin des Dezernats für Gender-Mainstreaming der Stadt Wien, über die Wichtigkeit von Jugendteilhabe

Barbara Walenta, Bildungsvermittlerin bei Teach for Austria, über die bildungspolitischen Aspekte des Projekts

Mehr Informationen zu den Vienna City Labs finden sie auf der Website der ÖFSE.

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Host: Klemens Lobnig
Stimmen: Sarah Schmelzer und Mirabell Eckert (ÖFSE), Ursula Bauer (Stadt Wien), Barbara Walenta (Teach for Austria), Jugendliche

Musik by Alisia from Pixabay and Oleg Fedak from Pixabay

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Klemens Lobnig
Laut der Ö3 Jugendstudie aus dem Jahr 2025 sagen 78 Prozent der Jugendlichen, dass sie der Politik wenig oder gar nicht vertrauen. 43 Prozent hat auch wenig Vertrauen in die Demokratie selbst. Gleichzeitig interessiert sich die große Mehrheit für politische Themen. 78 Prozent geben an, dass sie Politik spannend finden, denn dort wird entschieden, was ihr Leben direkt betrifft. Trotzdem fühlen sich 77 Prozent der Jungen Menschen kaum oder gar nicht vertreten. Diese zahlen das Interesse ist da, aber der Zugang fehlt. Viele Jugendliche wollen mitgestalten, haben aber das Gefühl, ihre Stimme zählt nicht oder wird nicht gehört. Damit Jugendliche in einer komplexen Welt ihren Platz finden, brauchen sie gute politische Bildung und echte Möglichkeiten mitzugestalten. Besonders Jugendliche, die oft ausgeschlossen werden, zum Beispiel weil sie keine Staatsbürgerschaft haben, haben es schwerer, Zugang zu demokratiepolitischer Bildung und Teilhabe zu bekommen. Herzlich willkommen beim C3 Radio, ich bin Klemens Lobnig und heute geht es in unserer Sendung ums Thema Teilhabe. Genau hier setzt das Projekt „It‘s up to you! Deine Stadt, deine Entscheidung! an. In den interaktiven Workshops der Vienna City Labs schlüpfen Wiener Jugendliche. In die Rollen von Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern. Sie verhandeln, diskutieren und entwickeln Lösungen für eine nachhaltige und gerechte Stadt der Zukunft. Das Projekt ist Teil des Wiener Demokratie Jahres und wird von der Stadt Wien gefördert. Veranstaltet wird es von der Österreichischen Forschungsstiftung für internationale Entwicklung. Bei den insgesamt 5 Vienna City Labs, die im Oktober und November 2025 stattfinden, tauchen Jugendliche direkt in demokratische Prozesse ein. Wir wollten wissen, wie das genau aussieht und haben dafür mit der Projektleiterin Sarah Schmelzer von der ÖFSE gesprochen. 


Klemens Lobnig 

Was sind denn die Vienna City Labs und was wird in diesen Labs eigentlich gemacht?
 
 

Sarah Schmelzer
Die Vienna City Labs sind ein neues Format der ÖFSE. Sie finden im Rahmen unserer Bildungsaktivitäten innerhalb der C Bibliothek statt. Wir greifen darin auf unsere Erfahrungen, unsere Expertise im Bereich Global Citizenship Education. Die Labs verbinden zwei Elemente. Zum einen wird die Social Simulation „Up to you!“ gespielt. Das ist ein Planspiel, in dem man demokratische Entscheidungen und Prozesse spielen und erleben kann. Die Jugendlichen übernehmen im Spiel die Rollen von politischen Entscheidungsträgerinnen. Sie verhandeln Konflikte, sie setzen sich Ziele gemeinsam und versuchen diese umzusetzen, Kompromisse zu finden. Mit diesem Gamification Ansatz, mit diesem Spiel verfolgen wir zwei Ziele. Zum einen soll unser Workshop Spaß machen, er soll die Jugendlichen motivieren, das funktioniert gut. Und zum anderen ist mit dieser Simulation möglich, tatsächlich auch in kurzer Zeit komplexe Inhalte, komplexe Zusammenhänge zu vermitteln und erfahrbar zu machen. Im zweiten Teil der Labs geht es dann ins echte Leben, in die Realität. Die Jugendlichen in den Workshops gehen in den Austausch mit Expertinnen, mit Entscheidungsträgerinnen. Das sind in unserem Fall zum einen Politiker und Politikerinnen aus der Stadt. Es sind Expertinnen aus der Verwaltung, aber auch aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Und hier in diesem zweiten Teil geht es dann darum, gemeinsam die Spielerfahrung auf das reale Leben, auf die Lebensrealität vor allem der jungen Menschen in Wien zu übertragen. Gemeinsam werden Ideen entwickelt für Veränderungen und vor allem wird auch gemeinsam überlegt und auch gefunden, wie man denn andere Menschen für diese Ideen begeistern kann, wie man Mehrheiten gewinnen kann und wie man sich auch demokratisch beteiligen kann.
 
 Klemens Lobnig
 Welche Zielgruppe spricht denn das Projekt an?
 
Sarah Schmelzer
Wir sprechen Jugendliche an im Alter von 15 bis circa 18 Jahren und diese Jugendlichen kommen aus verschiedenen Bezirken Wiens und sie haben verschiedenste Hintergründe. Die Gruppen kommen aus AHS, aus einer Fachmittelschule und aus Lehrlingsprogrammen. Das heißt, die Teilnehmerinnen an unseren Werner City Labs bilden die Diversität Wiens ab. Das heißt aber auch, dass darunter viele kein Wahlrecht haben. Wir setzen uns daher in den Labs mit vielfältigen demokratischen Beteiligungsmöglichkeiten auseinander, wie zum Beispiel das Engagement in einer Stadtteilinitiative, in einem Verein oder auch auf Social Media. Zum anderen nehmen an den Labs die Expertinnen aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Sie unterstützen die Jugendlichen aber ebenso wichtig ist es, dass sie selbst in diesem intensiven Austauschprozess die Perspektiven, Ideen und auch Sorgen der Jugendlichen aufnehmen und mit in ihre eigene Arbeit tragen. Und natürlich sind auch die Lehrkräfte beteiligt in der Vor und Nachbereitung der Workshops. Die Workshops geben Impulse, die in den Gruppen anschließend aufgegriffen und nachbearbeitet werden können.
 
Klemens Lobnig
Wieso wurde denn dieses Projekt ins Leben gerufen und welches Ziel verfolgt ihr mit den Labs?
 
Sarah Schmelzer
Unbestritten ist, dass in Zeiten politischer Polarisierung Desinformation als gute politische Bildung für junge Menschen braucht Und die Vienna City Labs leisten hier einen Beitrag. Neben der Vermittlung von Demokratiekompetenz stehen in den Labs auch Sozialgerechtigkeit und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Das sind Themen, die junge Menschen stark bewegen. Und mit dem Gamification Ansatz und dem direkten Austausch mit den realen Expertinnen auf Augenhöhe erleben die Jugendlichen in den Labs, wie viel sie selbst bewirken können und dass ihre Stimmen für eine gerechte und nachhaltige Zukunft zählen.
 
Klemens Lobnig
Nachdem wir jetzt erfahren haben, um was es bei dem Projekt geht, wollen wir natürlich auch wissen, wie es in so einem Vienna City Lab tatsächlich zugeht. Wir waren live dabei beim dritten Vienna City Lab, das am 23. Oktober 2025 im C Zentrum für internationale Entwicklung stattgefunden hat.
 
Sarah Schmelzer
Also wir werden circa zwei Stunden die Simulation spielen, dann machen wir eine Pause und dann werden wir zwei Stunden mit Expertinnen gemeinsam arbeiten. Und bevor wir beginnen, spiele ich euch eine kurze Einleitung hier noch vor. Es erklärt auch nochmal ein bisschen besser vielleicht als ich jetzt den Ablauf.
 
Mirabell Eckert
Unsere Stadt und die ganze Welt steht vor großen Herausforderungen. Das Klima verändert sich, die Umwelt ist in einer Krise, soziale Ungleichheit wächst, politische Konflikte nehmen zu und viele Jugendliche wissen nicht, wie sie sich einbringen können. Da kann schon mal ein Gefühl von Ratlosigkeit entstehen. Uns geht es zumindest manchmal so. Euch auch Dagegen wollen wir heute etwas tun. Heute steht ihr mit euren Ideen im Mittelpunkt. Wie wollt ihr die Stadt nachhaltiger und lebenswert für die Zukunft gestalten? Zunächst einmal starten wir mit einer Simulation. In der arbeitet ihr für Büros, die sich mit den wichtigsten Zukunftsthemen beschäftigen Wirtschaft und Handel, Soziales und Arbeit, Umwelt und Wasser sowie Bildung und Forschung. Ihr testet, wie komplex es sein kann, Entscheidungen zu treffen. Ihr werdet zum Beispiel sehen, dass gewisse Dinge erst einmal mit anderen verhandelt werden müssen, bevor sie umgesetzt werden können. Egal ob es um den Schutz der Natur, ein Förderprogramm für gleiche Bildungschancen oder die Entscheidung geht, ob ein Kraftwerk gebaut werden soll. Als Vertreter innen eures Büros diskutiert ihr miteinander, denkt strategisch und arbeitet zusammen, um Lösungen zu finden. Nach einer Pause geht es dann raus aus der Simulation und rein ins echte Leben. Gemeinsam überlegt ihr euch Zukunftsideen aus eurem Alltag, für euren Alltag. Was fehlt? Was sollte sich ändern? Was könnte besser sein und wie können wir das überhaupt umsetzen? Unterstützung bekommt ihr von Expert innen. Die lernt ihr nach der Pause kennen. Sie helfen euch mit Tipps und Tricks. Am Ende schauen wir uns alle gemeinsam eure Ideen an und stimmen ab, welche davon auf Schiene gebracht werden soll. Klingt spannend, aber kompliziert ist es nicht. Keine Sorge und wir sind da, um euch Schritt für Schritt durchzuleiten. Wir freuen uns drauf. Los geht's.
 
Klemens Lobnig
Im ersten Teil des Workshops, den Vienna City Labs, schlüpfen Wiener Jugendliche also in einer sozialen Simulation in die Rolle von Entscheidungsträger innen und erleben so hautnah, wie Demokratie funktioniert. In dieser Simulation gibt es drei fiktive Regionen, die jeweils über vier Ressorts verfügen Wirtschaft und Handel, Soziales und Arbeit, Wasser und Umwelt sowie Bildung und Forschung. Hier wird diskutiert, verhandelt und nach Lösungen gesucht für eine nachhaltige und gerechte Zukunft. Dabei spüren die Jugendlichen schnell, wie spannend, aber auch, wie schwierig es sein kann, Entscheidungen zu treffen und Kompromisse zu finden und damit Verantwortung zu übernehmen. Nach der Simulation geht es dann darum, die Erfahrungen aus dem Spiel auf das echte Leben in Wien zu übertragen. Welche Herausforderungen sehen Jugendliche in ihrem Alltag und wie können sie selbst aktiv werden? Unterstützung bekommen sie von Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. In mehreren Runden können die Jugendlichen ihre eigenen Ideen sammeln und ihre eigenen Projekte entwickeln und an Ideen und Verbesserungsvorschlägen mangelte es definitiv nicht. Aber hören wir einfach mal rein.
 
Ausschnitt Diskussion
Mehr Belichtung, mehr Belichtung. 

Das wollte ich eh vorher sagen, weil in fast jedem Park ist ganz wenig Belichtung und dann sieht man fast nichts. Und das hat dann einen Zusammenhang auch mit der Sicherheit. Dann haben viele Angst. Vielleicht weil irgendwer dann von hinten kommen kann.

Sowas in der Art, oder?
 
Das ist nur Angst.
 
Sondern wenn, wenn es dann dunkel ist und dann sie auf einem Klettergerüst sind und sie nicht sehen werden oder eben auch bei den Sportplätzen, also beim Basketballplatz, Fußball oder Tischtennis, wenn da zu wenig Licht ist, dann kannst du es ja irgendwann nicht mehr spielen nach einer Zeit.
 
Das ist ein sehr guter Punkt, finde ich, Moritz. 

Danke. Belichtung eben klar. Auf Sportplätze. 

Weniger Müll, auf den Straßen. Fahren ist leichter zugänglich und Verwindungsstellen.
 
Super. Der nächste Schritt wäre dann, dass wir uns überlegen, wie wir noch andere dazu bringen, dass sie mitmachen. Aber jetzt schauen wir mal, was die Pros sind. Brauchst du noch ein Pro? Was könnte junge Menschen wie euch davon überzeugen, dass sie mitmachen? Das kann man aber dazu schreiben, abgeben.
 
Für einen guten Zweck oder abgeben für einen guten Zweck.
 
Klemens Lobnig
Hier bei den Vienna City Labs lernen Jugendliche also, wie es ist, sich beteiligen zu können. Darüber habe ich auch mit Ursula Bauer gesprochen, der Leiterin des Dezernats für Gender Mainstreaming der Stadt Wien und eine der anwesenden Expert Innen. Gemeinsam sind wir der Frage nachgegangen, was für Strukturen es für eine erfolgreiche Jugendbeteiligung braucht und welche Rolle Gender Mainstreaming dabei spielt. Warum ist Jugendbeteiligung so ein wichtiges Thema?
 
Ursula Bauer
Wenn wir wollen, dass Demokratie lebendig bleibt, müssen wir die Jugendlichen dazu begeistern, dass sie auch Wege finden, wie sie sich an der Stadtgestaltung beteiligen können. Das ist einfach anders. Wir haben die Demokratie, die jetzt ohnehin wahnsinnig unter Druck ist, glaube ich, nicht am Leben erhalten können. Und wir brauchen da die Jugendlichen, die sich dafür engagieren. Und sie müssen auch sehen, und ich glaube, das ist das ganz Wichtige an der Beteiligung, dass sie nicht nur Ideen einbringen oder sich beschweren, sondern dass dann auch was rauskommt. Also dass sie einfach auch lernen, Demokratie heißt gemeinsam was aushandeln und Demokratie heißt auch gemeinsam was umsetzen.
 
Klemens Lobnig
Sie haben das ja jetzt schon angesprochen. Welche Strukturen braucht es, damit junge Stimmen auch wirklich ernst genommen werden im Diskurs?
 
Ursula Bauer
Es braucht Beteiligungsformate. Also ich denke, was die Stadt Wien jetzt angeboten hat, eben mit diesen diversen Demokratie Workshops, mit den Klimateams, wo man in den Bezirken vor Ort auch versucht, ganz verschiedene Bevölkerungsgruppen direkt einzubinden und zu schauen, was können die vor Ort tun? Oder zum Beispiel auch mit die Parkbetreuung, die ja auch vor Ort ist. Und die können dann auch vor Ort sammeln, was wollen die Jugendlichen? Und da möglichst auch vielfältig, weil ich glaube, oft ist es ja so, dass nur die Lauten gehört werden oder es werden nur die gehört, über die man sich beschwert, dass dann Anrainer und Anrainerinnen finden, die Jugendlichen sind zu laut in den Käfigen. Es geht darum zu schauen, auch denen eine Stimme zu geben, die sich vielleicht sonst nicht trauen oder die, und ich glaube, das ist dann auch immer das Spannende, die auch gar nicht wissen, wo sie sich dann überhaupt hinwenden könnten. Und deshalb braucht es vor Ort auch zum Beispiel eben mit der Parkbetreuung, zum Beispiel mit den Klimateams Leute, die auch wirklich auf die Jugendlichen direkt zugehen und auch auf die unterschiedlichen Gruppen, weil sonst setzen sie die Jungs durch, die möglichst laut sind. Und ich muss ja auch schauen, wie kriege ich dann die Mädels, die vielleicht gar nicht im Park sind, gar nicht draußen sind, die ich sonst schwer erwische, Wie kann ich an die rankommen? Wie kann ich an Eltern rankommen, da auch an Mütter rankommen, wo es ja auch wichtig ist. Wie können die den öffentlichen Raum nutzen? Wie können die, Wie erleben die, dass ihre Sachen umgesetzt werden? Und da muss ich einfach vor Ort rausgehen und auch die entsprechenden Angebote anbieten.
 

Klemens Lobnig
Sie sind ja zuständig für Gender-Mainstreaming bei der Stadt. Wien. Können Sie vielleicht kurz erklären, was Gender Mainstreaming ist und welche Rolle Gender Mainstreaming auch im Zusammenhang mit Jugendbeteiligung spielen kann?
 
Ursula Bauer
Gender Mainstreaming heißt im Grunde ganz Wir wollen darauf schauen, dass die Angebote der Stadt für Frauen und für Männer, für Mädchen und Burschen gleichermaßen nutzbar sind. Und die Stadt muss sich bei dem, was sie an Angebot hat, auch überlegen, wie kann ich die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern fördern? Das ist ganz entscheidend. Und das bedeutet aber auch, dass unsere ganzen Kolleginnen und Kollegen, die Expertinnen und Experten in den einzelnen Abteilungen wissen, was kann ich tun? Wie kann ich dazu beitragen? Also das heißt, dass die einzelnen Fachabteilungen da auch Bescheid wissen und ein Rüstwerkzeug haben. Und zum Beispiel, wenn es die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen geht, geht es eben darum, und das glaube ich machen auch viele jetzt eben schon, diese Methoden so auszulegen, dass ich auch wirklich alle erwische. Also zum Beispiel die Burschen werde ich vielleicht im Käfig erwischen, die Mädels werde ich wieder bei anderen Teilen im Park oder vielleicht eher über die Schule, über die Jugendzentren, wie auch immer erreichen. Das heißt, ich muss mir überlegen, was sind Beteiligungsformate? Social Media ist eine Möglichkeit, wo man die erwischt dabei. Da sind auch wieder die verschiedenen Blasen. Also ich glaube, da wird man sich ganz verschiedene Möglichkeiten überlegen müssen. Und vor allem auch, und das war jetzt, finde ich, das Spannende, was bei der Gruppe, die ich heute betreut habe, rausgekommen Die wollen auch raus. Die wollen nicht nur in Social Media sein, die wollen schon auch Plätze haben, wo sie sich dann gemeinsam austauschen können. Und da ist es, glaube ich, dann gut, sie zu erwischen und gemeinsam mit ihnen das auszudiskutieren.
 
Klemens Lobnig
Wenn Sie jetzt zurückschauen auf diese ganze Diskussion heute. Was nehmen Sie eigentlich für sich persönlich von dieser Diskussion mit den Jugendlichen mit?
 
Ursula Bauer
Ich nehme mit, dass die eigentlich wesentlich reflektierter sind, als man oft glaubt. Also es ist ja dann so diese Geschichte, naja, die wollen ja eh nur sitzen, die wollen nur am Handy spielen, die wollen sich sich nicht mit verschiedenen Themen auseinandersetzen. Das sind vielleicht einige, aber ich glaube, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, das ist überlegen und sie auch ernst nimmt dabei, dann werden sie sich auch einbringen. Und die waren heute super reflektiert. Das war eine Burschentruppe, die zwar auf der einen Seite super cool sich geben, zumindest dem Tisch, wo ich war, aber die total reflektiert gesagt ja, es hat keinen Sinn, nur einfach am Handy zu sitzen und ich muss auch neue Leute kennenlernen. Ich muss auch schauen, dass sich im Park dann vielleicht auch Konflikte aushalte und das kommt dann von Jährigen, die da sehr wohl sich was dazu überlegen und schauen aha, was könnten wir tun, damit das anders ist? Und das finde ich eigentlich super.
 
Klemens Lobnig
Ursula Bauer hat es gerade schön auf den Punkt Jugendliche wollen sich einbringen, aber sie brauchen auch Räume und Formate, in denen ihre Stimmen wirklich gehört werden. Genau darum ging es ja auch bei den Vienna City Labs. Nach intensiven Diskussionen und vielen Ideenrunden war es dann endlich soweit. Die Jugendlichen konnten ihre eigenen Vorschläge präsentieren, wie sie die Stadt Wien nachhaltiger, gerechter und demokratischer gestalten wollen. Und in einen Zusammenschnitt dieser Präsentationen hören wir jetzt auch kurz rein.
 
Zusammenschnitt Präsentationen
Also unser Motto Nicht lernen für die Schule, sondern lernen fürs Leben. Also wir finden das halt, wenn man in der Schule nicht nur diese allgemeinen Fächer hat, so wie Mathe, Deutsch und sowas und das ist eher wichtig, aber wir finden, dass man nicht so viel dann für das alltägliche Leben lernt und halt für die Zukunft nicht so viel Wissen dann hat. Und wenn man das halt in der Schule schon lernt, dann kann man sich später auf andere Dinge vielleicht besser konzentrieren und dann auch in, keine Ahnung, wenn man jetzt, dass man jetzt nicht in irgendwelche Gefahren, also nicht Gefahrensituationen, aber so Krisen kommt, sowas, wenn man jetzt zum Beispiel verschuldet ist und sowas, dass man das alles vermeidet. Also in dem Fach würde man dann lernen über Haushalt, wie man Haushalt gut führen kann, wie man sein Geld verwalten kann, auch Steuererklärungen etc. Wie man in Lebenskrisen, an wen man sich wenden kann.
 
Also OK, unser Slogan ist einmal, wo Bewegung verbindet und Gemeinschaft wächst. Wir machen jetzt natürlich für Parks, weil in Parks machen wir jetzt Sport und treffen uns auch mit Freunden irgendwie und wir denken, dass Parks ist ein sehr wichtiger Teil, nämlich wir wollen auch vielleicht mehr Sportparks haben und irgendwie Geräte vielleicht modernisieren und generell irgendwie mehr irgendwie die Parks verbessern. Dann sage ich erstmal, für wen es vor allem auch wichtig ist. Wir konzentrieren uns da. Wir finden, dass vor allem Kinder und Jugendliche in den Parks sehr viel Zeit verbringen und wir denken vor allem auch an die Zukunft, weil wie wir wissen, sind halt jetzt viele Kinder mittlerweile sehr viel am Handy und zu Hause und wir finden, Parks sind vor allem wichtig, weil man da viele neue Freunde kennenlernen kann. Man kommt zusammen und ist auch für die Gesundheit was Gutes und außerdem sind auch Parks kostenlos. 

Also wir reden heute über unser Motto. Was wir verschieben, bewegt Generationen. Ja, wir haben uns das Thema öffentliche Verkehrsmittel ausgesucht. Also die Probleme, die wir euch heute vorstellen, sind erstmal die Verspätungen über sie alle vielleicht wenn ihr zur Schule geht oder so, die kommen unregelmäßig, sie kommen ab und zu gar nicht und das wollen wir eben verhindern. Das ist ein großes Problem bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. Und vor allem jetzt, wenn wir schon bei dem Thema sind, die Überfüllung, vor allem Bei Stoßzeiten wie 8 Uhr, die Leute gehen zur Arbeit, zur Schule oder zum Mittag. Die Leute gehen von der Arbeit nach Hause, von der Schule nach Hause und da ist es schon sehr überfüllt und vor allem im Sommer zum Beispiel kann es sehr heiß werden. Das wollen wir lösen. Und dann haben wir auch noch das Problem, dass die überalterten Verkehrsmittel, insbesondere in den Randbezirken von Wien gibt es viele Straßenbahnen, die noch ziemlich überaltert sind. Sie haben Treppen, das ist schwierig für Leute mit Behinderungen oder mit Rollstuhl oder mit Krücken zum Beispiel. Auch für Pensionisten könnte es ein großes Problem sein, in der Straßenbahn zuzusteigen.
 

Wir haben uns damit beschäftigt, dass die Stadt durch den Müll verschmutzt wird, weil immer häufiger Pfandflaschen in den Müll geraten und sozial benachteiligte Menschen das eben dann suchen die Pfandflaschen im Müll. Deswegen wollen wir eben so Pfandringe machen und unser Thema war dann das Stadtbild verschönern und unser Motto ist Müll rausstand Menschen. Die Vorteile dazu wären, dass weniger Müll auf den Straßen landen würde und auch, dass der Pfand leichter als der Pfand ist, leichter zu und der Pfand wird dann dadurch auch öfters zurückgebracht, weil es einfach einfacher ist und der Pfand wird für einen guten Zweck abgegeben und man wird ihn nicht unnötig mehr rumschleppen müssen.
 
Klemens Lobnig
Die vielseitigen Ideen der jugendlichen Beteiligung beginnt dort, wo man ernst genommen wird und genau dafür einen Raum zu schaffen, dafür stehen die Vienna City Labs. Um die bildungspolitischen Aspekte des Projekts zu beleuchten, habe ich mit Barbara Walenta gesprochen. Sie war eine der anwesenden Expert innen und arbeitet als Bildungsvermittlerin für Teach for Austria. Was nehmen Sie aus der Diskussion mit den Jugendlichen mit?
 
Barbara Walenta
Da ist einfach viel kreatives Potenzial da ist, wovon ich eigentlich ausgegangen bin, aber was ich jetzt noch mal wieder live erlebt habe, wie viele schöne Ideen eigentlich entstehen in so einer kurzen Zeit auch und wie viele Möglichkeiten der Umsetzung da auch gesehen werden.
 
Klemens Lobnig
Solche Projekte haben ja auch einen bildungspolitischen Wert. Wie schätzen Sie das aus bildungspolitischer Perspektive ein?
 
Barbara Walenta
Also ganz wichtig, dass nämlich die Jugendlichen auch sehen, wo ihre Wirksamkeit ist und auch angeregt werden, dass ihre Ideen wichtig sind und wie sie auch Dinge umsetzen könnten. Also dass man da wirklich eine Vorstellung davon bekommt und das auch mal praktisch anwendet und sich in dieser Rolle erleben kann, wo ich mir denke, wenn man das einmal auch durchgespielt hat, nimmt man das auch fürs Leben mit oder erinnert sich daran auch in Situationen, wo es eben darum geht, sich einzusetzen fürs Gemeinwesen oder eben demokratiepolitisch.
 
Klemens Lobnig
Warum sind solche Formate wie die Vienna City Labs so wichtig?
 
Barbara Walenta
Ja, weil es darum geht, wirklich konkret in diese Position zu kommen, wo man entscheiden kann und dann eben sieht, was gibt es für Hindernisse, aber auch was gibt es, gibt es ja Möglichkeiten in diesem Zusammenhang und sich wirklich einmal in dieser Rolle erleben darf und sehen kann, wo gibt es dann Möglichkeiten der Wirksamkeit der eigenen. Und wenn man das erfahren hat, glaube ich, nimmt man das auch in sein zukünftiges Leben mit. Und das ist einfach ganz wichtig, dass eben jede und jeder weiß, ich bin wirksam und ich kann Dinge umsetzen oder ich kann Dinge anstoßen oder auch meine Stimme zählt.
 
Klemens Lobnig
Gibt es etwas, was Sie besonders beeindruckt heute?
 
Barbara Walenta
Ja, wie sich auch zum Beispiel auch in meiner Gruppe dann doch auch Personen, die am Anfang still waren, dann eingebracht haben oder über sich hinausgewachsen sind, auch in der Präsentation oder eben im Interview auch bei Ihnen und eben wie sie auch, wie sich dann auch so eine gute Stimmung in der Gruppe entwickelt hat und auch eine Freude an der Sache. Das war sehr schön.
 
Klemens Lobnig
Wenn junge Menschen Raum bekommen, entstehen kreative, lösungsorientierte Ideen für die Stadt von morgen. Demokratie wird erlebbar und Beteiligung zur positiven Erfahrung für alle Jugendlichen. Das sahen auch die jungen Menschen selbst so wie sie mir nach dem Workshop verraten haben.
 
Statements Jugendliche
Dadurch werden einem auch einfach viel bewusster, wie eigentlich Alltagssituationen auch einfach wirklich dann mit all dem zusammenhängen und auch jetzt dieses Projekt eben, dass man selbst eine Lösung dafür finden sollte, hat einem einfach nochmal bewusster gemacht, wie wichtig das eigentlich ist und wie viele Aufgaben die eigentlich dort immer haben.
 
Mir hat der Workshop ziemlich gut gefallen eigentlich. Es war sehr spaßig, vor allem das Spiel, also die Simulation. Ich hab etwas mitgenommen, dass man auch als normaler Mitbürger, sag ich mal, etwas bewirken kann und nicht nur die großen Tiere in der Politik.
 
Uns hat es sehr gut gefallen und ich finde auch diese Spielsimulation war sehr hilfreich und es hat auch wirklich gezeigt, wie wichtig Teamarbeit ist.
 
Also es hat mir wirklich sehr gut gefallen, weil ich meine Ideen heute einen freien Lauf lassen konnte und mit Experten und Expertinnen kommunizieren und Ideen austauschen konnte. Fand ich sehr toll und würde ich auch weiterempfehlen an anderen Schulen.
 
Also ich habe mitgenommen, dass Demokratie nicht so einfach ist, wie man es vielleicht denkt. Also es sind sehr, sehr viele Sachen, die da eben eine Rolle spielen und es gibt auch sehr viele Probleme, die da halt aufdringen können. Und mir hat es sehr gut gefallen, dass wir das als Spiel alle mitmachen konnten und wir wurden alle sehr gut eingebracht. Das mit dem Spiel war eine sehr, sehr gute Idee, damit wir alle ein besseres Verständnis bekommen. 
 
Klemens Lobnig
Was wir aus den Vienna City Labs mitnehmen können: Demokratie lebt vom Mitmachen und davon, dass alle die Chance bekommen, ihre Perspektiven einzubringen. Wenn Jugendliche erleben, dass ihre Meinung zählt und ihre Ideen Wirkung zeigen, dann wächst Vertrauen in Politik, in die Gesellschaft und auch in sich selbst. Projekte wie dieses zeigen wie Beteiligung gelingen spielerisch, ernsthaft und auf Augenhöhe. Denn Demokratie entsteht dort, wo Menschen gemeinsam handeln und damit sind wir auch schon wieder am Ende der heutigen Sendung angekommen. Das nächste C3-Radio gibt es dann am 1. Dezember wieder. Bis dahin, danke fürs Einschalten. Wir hören uns!