4min Podcast (Deutsch)

Putins Russland – Gesellschaft im Schatten: Was denken die Russen wirklich?

4min Episode 120

Wie wurde ein unscheinbarer KGB-Offizier zu einem der mächtigsten und umstrittensten Führer der Welt? In dieser speziellen Serie des 4 Minuten-Podcasts verfolgen wir Wladimir Putins Aufstieg zur Macht – von seiner Kindheit im sowjetischen Leningrad über seine Geheimdienstkarriere bis zu den entscheidenden Momenten seiner Herrschaft, die Russland und die Welt veränderten. Welche Ereignisse haben seine Politik geprägt? Was sind die Wurzeln des aktuellen Konflikts? Und was hält die Zukunft für Russland bereit?

Begleiten Sie uns in dieser fesselnden Serie und verstehen Sie, wie Putins Russland entstand. 🎙️

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In dieser Folge richten wir den Blick auf das Herz eines jeden Regimes: die Gesellschaft. Wie denken gewöhnliche Russinnen und Russen heute? Was glauben sie wirklich über den Krieg, über Putin und über die Zukunft ihres Landes? Und warum ist es so schwierig, ihre tatsächliche Meinung zu erkennen? In einem Land, in dem freie Meinungsäußerung mit Gefängnis bestraft werden kann, die Medien unter staatlicher Kontrolle stehen und allein das Wort „Krieg“ strafbar ist, muss man zwischen den Zeilen lesen, um die öffentliche Meinung zu verstehen.

Laut offiziellen Umfragen unterstützen die meisten Russen die sogenannte „spezielle Militäroperation“. Doch diese Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. In autoritären Regimen haben viele Menschen Angst, ehrlich zu antworten. Manche geben lieber eine „sichere“ Antwort, andere legen einfach auf. In einigen Fällen erfolgen die Umfragen telefonisch – und der Befragte weiß nicht, wer wirklich am anderen Ende der Leitung sitzt. Angst wirkt als Filter.

Dennoch zeigen sich Risse im offiziellen Narrativ. Nach Beginn des Krieges verließen Hunderttausende das Land – vor allem junge, gebildete Menschen aus Großstädten. Nicht alle waren politische Aktivisten. Viele wollten einfach nicht in einem Land leben, das einen Angriffskrieg führt. Andere flohen nach der Mobilmachung, aus Angst, selbst eingezogen zu werden. Diese stille Auswanderung ist ein starkes Zeichen: Unzufriedenheit existiert – sie zeigt sich nur nicht immer in offenen Protesten.

Gleichzeitig wächst in Russland die Zahl der Menschen, die sich in einen inneren Rückzug begeben haben. Sie gehen nicht zur Wahl, glauben den Medien nicht und meiden politische Themen. Es ist ein passiver, aber dauerhafter Widerstand – ein Überleben in einem System, dem sie längst nicht mehr vertrauen. Andere wiederum bleiben dem Staat treu – aus Angst, Bequemlichkeit oder weil sie der Propaganda wirklich glauben. Besonders in ländlichen Gegenden und Kleinstädten hat das staatliche Narrativ weiterhin große Wirkung. Wo es keinen Zugang zu anderen Informationen gibt, dominiert das, was im Fernsehen gesagt wird.

Und doch gibt es Zeichen von Mut. Aktivisten schreiben regierungskritische Botschaften auf Geldscheine. Künstler verstecken Protestsymbole in ihren Werken. Einzelpersonen riskieren Haft für einen einzigen Kommentar in sozialen Medien. Mütter kritisieren öffentlich die Einziehung ihrer Söhne. Ihre Stimmen sind leise, aber sie existieren – und je mehr man sie zu unterdrücken versucht, desto bedeutungsvoller werden sie.

Die russische Gesellschaft befindet sich heute in einem Spannungsfeld zwischen Anpassung, Angst und stillem Widerspruch. Es ist kein Schwarz-Weiß-Bild, sondern ein Mosaik aus Haltungen, Motiven und Emotionen. Jeder geht auf seine eigene Weise mit der Realität um – durch Flucht, Anpassung oder Widerstand.

Und genau in dieser Unsicherheit liegt eine der größten offenen Fragen für die Zukunft Russlands: Wird aus dieser Passivität eines Tages Widerstand? Bedeutet das Schweigen Zustimmung – oder nur das Warten auf den richtigen Moment?

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Vielen Dank fürs Zuhören.