Matthias Zehnders Wochenkommentar

Elon Musk, der Staat und das grosse Missverständnis

Matthias Zehnder Season 5 Episode 13

Ich verfolge Elon Musk seit Jahren als Tech-Journalist und als Weltraum-Enthusiast. Als er 2022 Twitter übernahm, war ich gespannt darauf, ob er der Medienbranche neue Impulse verleihen könnte. Als er politisch immer weiter nach rechts abdriftete, war ich enttäuscht. Dass er Verschwörungstheorien verbreitet, hat mich entsetzt. Als Person hat er sich für mich von einem schrägen Daniel Düsentrieb zu einer bedrohlichen Lex-Luthor-Figur entwickelt. In den letzten Wochen hat Elon Musk nicht mehr als Erfinder und Manager Schlagzeilen gemacht, sondern als Chef von Doge, dem Department of Government Efficiency in den USA. Auch bei uns werden Stimmen laut, die sich einen Elon Musk in der Regierung wünschen, einen genialen Manager, der den Staat auf Effizienz trimmt, den Bürokratiedschungel lichtet und die Verwaltung zurückschneidet wie einen lästigen Strauch im Garten. Bloss: Kann das funktionieren? Lassen sich die Managementmethoden von Elon Musk auf den Staat übertragen? Sind seine Führungsprinzipien auch für die Verwaltung geeignet? Ich habe mir noch einmal die verfügbaren Bücher über Elon Musk und seine Arbeitsweise vorgenommen, die Berichterstattung analysiert und daraus den Algorithmus des Elon Musk destilliert. Und dann habe ich diesen Algorithmus mit den Aufgaben des Staates verglichen. Das Resultat: Die Sehnsucht nach Elon Musk ist ein gigantisches Missverständnis.

Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über Medien, die Digitalisierung und KI.
Website: https://www.matthiaszehnder.ch/
Newsletter abonnieren: https://www.matthiaszehnder.ch/abo/
Unterstützen: https://www.matthiaszehnder.ch/unterstuetzen/
Biografie und Publikationen: https://www.matthiaszehnder.ch/about/