Matthias Zehnders Wochenkommentar

Eurovision Song Contest: Voyage ins Post-Ironische

Matthias Zehnder Season 5 Episode 20

«Mes yeux candides découvrent le monde d’une façon naïve à faire confondre les démons de la nuit.» Also etwa: «Meine unschuldigen Augen entdecken die Welt auf eine so naive Weise, dass es die Dämonen der Nacht verwirrt.» Die «Dämonen der Nacht» sind ein klassisches Motiv für das Böse, das in der Phantastischen Literatur durch kindliche Reinheit herausgefordert wird. Die Zeile stammt aber nicht aus einem Märchen oder einem Roman der Phantastik: Mit diesen Worten beginnt das Lied «Voyage», mit dem die  Songwriterin Zoë Më aus Fribourg die Schweiz am Eurovision Song Contest vertritt. Kindliches Staunen gegen die Dämonen der Nacht – das ist zugleich eine gute Überschrift für einige Gedanken über den ESC. Hier in Basel kommt man dieser Tage schlicht nicht um den Eurovision Song Contest herum. Ich lade Sie deshalb dazu ein, mit mir ein bisschen über diesen seltsamen europäischen Musikwettbewerb nachzudenken. Es ist Freitag, der 16. Mai – die beiden Halbfinal-Shows sind vorbei, das grosse Finale findet aber erst morgen statt. Ich weiss also nicht, was da passiert und wer gewinnt. Das spielt für unsere Zwecke aber keine Rolle: Mir geht es darum, gemeinsam mit Ihnen mit «unschuldigen Augen» die Welt des ESC zu betrachten und darüber nachzudenken. Denken Sie mit?

Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über Medien, die Digitalisierung und KI.
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