Matthias Zehnders Wochenkommentar

Braucht es im Zeitalter der KI einen neuen Menschen?

Matthias Zehnder Season 5 Episode 49

Technologie-Evangelisten und -Kritiker sind sich in einem Punkt einig: Wir erleben gerade den Anbruch eines neuen Zeitalters. Es ist das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz. Ganz egal, ob sich die blühendsten Prophezeiungen der KI-Firmen bewahrheiten oder die düstersten Prognosen der Kritiker eintreffen, ob die KI demnächst den Menschen an Intelligenz übertrifft oder bloss ein cleveres Statistik-Tool bleibt – wir leben in einer anderen Zeit als in den 2010er-Jahren. Die Frage ist, welche Konsequenzen das für uns Menschen hat. Viele fürchten sich davor, dass alle Arbeitsplätze an Computern gefährdet sind. Dass die KI von Werbung über Einkauf und Verarbeitung bis zur Abdankungspredigt so gut wie alle Arbeiten übernehmen wird. Die Folgerung: Neben der KI kann nur ein ganz neuer Menschenschlag überleben. Braucht es also im KI-Zeitalter einen neuen Menschen? Kommen wir nicht darum herum, unsere Vorstellungen von Bildung und Moral über Bord zu werfen und uns ganz neu zu denken? Spannend an dieser Frage ist, dass sie nicht neu ist. Die technologischen Sprünge der Moderne haben immer wieder dazu geführt, dass sich der Mensch als ungenügend, als «Mängelwesen» empfunden hat. Antworten für die Zukunft gibt es deshalb in der Vergangenheit.

Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über Medien, die Digitalisierung und KI.
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